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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (July 20, 1918)
"Uikitrasaiftta -vVJw'w ktHie v. wweSte v vwm1 T ' f yv. Tilgliihk Omaha Trlböne ," . k L ' ' nf V' s !)! K. i y x fj I Jl r iV- Joch einmal ein dummer Streich. , Humoreske von HermZne VillZnger. I dem kahlen .WohnftUbchen de Herrn Lehrer sah e heute ungemein festlich ant; Sträuße von jeder Größe, Feldblumen, Gartcnblumen. Schinken, große Brezeln und andere! Gebäck, die? alle? stand und lag auf Tisch und Ctüh len umher, kuriose Düfte durcheinander verbreitend. Eben beugte sich die freund Äche Gestalt deZ Lehrers iiber einen klei nen Nachzügler, der ihm mit hochrotem Gesicht einen schwarzen Perlenkranz hin hielt, von dem der Gefeierte nicht recht wusste, wai er denken sollte; au! diese, Berlegenheit riß ihn im nächste Augen blick eine Frau, die in großer Aufregung und mit den Worten zur Türe herein schoß: Ach Gott. Herr Lehrer. ist ja der Totenkranz von meinem. Seligen der Bub hat durchau! gratulieren ollen, und ich arme Witwe hab' ihm keinen Strauß kaufen können -- da hat mir der Bengel im Umsehen den Kranz mit fort " .Nun ja." sagte der Lehrer und fuhr dem bereit! laut darauf losbrüllenden Kleinen freundlich über den kahlgeschore nen Kopf, das war bloß ein kleine? Irrtum, nicht wahr. Hänschen, wir beide verstehen uns schon." Und er händigte der Witwe den Kranz ein und hing Hänschen eine der großen Brezeln um den Hals, worauf sofort sämtliche Tränen versiegten und ein Ueberglücklicber die Stube verließ. Hierauf fand es der Herr Lehrer an der Zeit, sich zum sonntäglichen Gottes dienst fertig zu machen. waS mit großem Bedacht gesckzah. denn das Anziehen der Weißen, mit blauen Blumen bestickten Geburtsiagswcfie war ein Ereignis. Ge rade als das vierzigjährige Geburtstags lind in Hemdärmeln und stiller Verzück ung vor dem Spiegel stand, öffnete sich die Türe hinter ihm. und das Antlitz der alten Magd zeigte sich In der Tür spalte. O Herr Jesus." schrie sie auf. .aber grad' und nicht um ein Haar anders als der heilige Johannes sieht der Herr Leh rer aus, nichts fehlt als der Heiligen schein." Johannes fuhr sich mit der Miene eines ertappten Sünders über das lockige aschblonde Haar, schlüpfte in seinen Rock, nahm Hut und Gebetbuch und eilte auf die Gasse. Sie war lang und schmal; da! Schul hauS befand sich am oberen, die Kirche am unteren Ende des Dorfes. Nun schritt Johannes unter den bräutlich ge schmückten Obstbäumen dahin, die ihre weißen Blüten liebevoll über ihn aus breiteten. Da saß kein altes Mütterchen vor dem Hause, das sich bei seinem Na hcn nicht mit einem herzlichen grüß' Gott" erhoben hätte; die kleinen Kinder rutschten auf allen Bieren zu ihm hin, die Bürger und Bauern schüttelten ihm die Hände und von den Frauen und Mädchen ließ eS sich keine nehmen, ihm 1 mit dem Ausdruck der Gerührtheii nach zublicken. und Johannes kam endlich qanz schamrot auf dem Kirchplatz an, be jrat das im Schatten mächtiger Linden stehende Kirchlein und verfügte sich in die vordere Bankreihe. zu seinen Buben und Mädeln. Sie rückten eifrig zusammen und such ten eS ihm heute durch besonders fräs tigeS Singen recht zu machen, was sie aber nicht hinderte dem Herrn Lehrer allerlei Steinchen in die Rocktasche zu versenken; denn Johannes war ein gro ßer Sucher und Finder von Absonder lichkeiten im Reiche der Pflanzen und Cteinwcli, und seine Rocktaschen wogen insofern gewöhnlich gut den vierten Teil seines bescheidenen Leibgewichtes. Also stand er, das Gebetbuch in der Hand, und sang in den breiten Sonnenstrahl hinein, der über den Altar fiel und sich nach der Wciberseite hin verlor. Au! jener in Müdigkeit. Gebet oder Hal tungs'losigkeit gebeugten Schar erhob sich ebenfalls eine Gestalt, gleich der des Jo hannes in aufrechter Haltung den lieben Gott lobend und preisend deS Kro nenwirts Lisbeth. die Spenderin der blaugcstickten Weste. Einmal hatte Jo hanncs hinübergeblickt. und sie herüber; hierauf erröteten sie wie auf Berabre Winchens Line Geschichten Von . Minche Beigusch. unsere Auswarte, frau, will sich durchaus verheiraten. Den Wunsch mögen zwar viele Damen, junge und ältere, haben und er ist an sich nichts Außcrg'wöhnlichcs, aber Minchen geht mit der Zähigkeit einer Suffragette auf ihr Ziel los. einen Mann unter ihre Botmäßigkeit zu bekommen. Minchen ist eine Wittib mitten im gk fahrlichcn Alter, im Hauptberuf Hospi talitin und im Nebenamt neunfache Aufwartefrau, klein, fix. beweglich, .vigilant". wie sie sich selbst charaktcri sicrt. In ihrer Jugend muß sie einmal das. waö man hier eine druggeligc Mar jell nennt, gewesen sein. Aber daS ist fcn lange her. DaS wäre ja nun alle ' sehr schön und jedermann wird ihr ein zweite Eheglück gönnen. Doch e geht iirneim Minche so. wie eS schon so i narcs; Heiratslustigen ging: er den Jtir sich auserkoren er mag nicht. Er $r.i Arast! s n diesem besonderen Fall heißt der icling obendrein .Wacker" und ist Klotzkorkenmacher. In Namen und Be k,:f wären also all: Vorbedingungen für ine glückliche Ehe geben! Sie w 's fen nicht. waS Klotzkorken sind? Hol, p5'.!i-ien nennt man sie . anderwärts. Aöer .ediegeg und treu, wir wir Ost dung, und nur ihre Kehlen und Lungen dienten, noch Gott, ihre Gedanke flöge einander zu. Eigentlich hatten sie sich nie verlassen, seit Lisbeth mit vor Eifer hochrotem Köpfchen dem damals jugend llchen Lehrer ihn Aufgab herunter ge stammelt. Sie war es auch, die ihn unter ihren Gespielinnen den kzeiligen Johannes genannt, und als solcher war er ihr anbetungswürdig geblieben bis jetzt, da sie ihr achtundzwanzigstens Jahr erreicht. Zwischen diesen beiden 'Men schen standen weder unnachgiebige El tern, noch spielte die Frage des Auskom men! eine' Rolle, nichts hinderte sie am Zusammenkommen al ihre gegenseitige Hochachtung. Ach, daS war'S da! eben war daS Leiden seines LebenS nicht einen ein zigcn lustigen Übermütigen Streich hatte er aus feiner Kindheit aufzuweisen. Eine t)einNch ängstliche und kränkliche Mutter 'stand fortwährend mahnend hin ter ihm: Johannes, du bist arm, und arme Leute dürfen sich nichts zuschulden kommen lassen. Es war unter dem Gesang der gedan kenloS hinausschmetterndcn Kleinen, daß Johannes also zurückblickte auf seine hin geschwundenen vierzig Lebensjahre; sie wiesen nirgend eine Stelle auf, über die er hätte erröten müssen, die er nicht un erschrocken inZ Auge hätte fassen dürfen. Und das Herz ging ihm auf bei diesen Betrachtungen, daß ihm schier gar zu mute war. als fühle er in Wahrheit die Strahlen des Heiligenscheins, welchen die Leute ihm andichteten, wärmend sein Haupt umspielen. Aber indem er also in seine Himmelsfähigkeit keinen Zweifel setzte, war er von seinem Rechte, sich auf Erden geltend machen zu dürfen, um so weniger überzeugt. Hatten sich ihm die so oft gehörten Worte der Mutter, daß er nichts war und nichts besaß, zu tief eingeprägt, so viel stand fest, er kam über seine angeborene und anerzogene Bescheidenheit nicht hinweg; so sehr man gelte ihm jedes Selbstgefühl, daß er all die Jahre her nicht einmal den Mut be scssen, den ihm so wohlgesinnten Kronen wirt um die Hand seiner Tochter zu bit ten. Was er von seinem mageren Ge halt zu erübrigen vermochte, wurde für Lose ausgegeben, indem er hoffte, durch eigene Wohlhabenheit den Mut zu ge winnen, der ihm gebrach. Denn waS Ware aus ihm geworden, wenn es Lis beth seine Beobachtungen nicht mehr hätte mitteilen, ihr sein Herz nicht mehr hatte ausschütten dürfen! Schlag acht Uhr flog er allabendlich mit wehenden Rock flügeln durch die lange Gasse der Krone zu, wo seine ehemalige Schülerin schon am Fenster stand und sich auf den Reich tum freute, dessen sie teilhaftig werden sollte, und der den Hauptinhalt ihres Lebens bildete. Nun heut'," sagte der Kronenwirt zu seiner Tochter, während er sich am Was serstein daS Gesicht wusch, heut' soll er einmal von meinem Besten trinken, der Salpater; ho7 gleich sechs Flaschen her auf. Lisbeth!" Der Kronenwirt tauchte seinen Kopf von neuem ins Wasser, wobei er sei nem Groll durch eine hübsche Anzahl Flüche Luft machte. Denn er hatte es natürlich längst heraus, wie's um fein Mädel stand, und daß in diesem Herzen der heilige Johannes zu fest faß, als daß irgend ein anderer Mann jemals darin hätte Platz finden können. Der Wein stand auf dem rot und blau gewürfelten Tischtuch im Herren stüble, und die Oellampe, an der ein Saar Ouäftchen baumelten, hing darüber, ächzend hatte sich eben der dicke Pfarr Herr in seinen angestammten Lehnstuhl sinken lassen; ihm gegenüber, auf der Kante seines Stuhles, saß das Geburts tagslind. Der Kronenwirt und der Bürgermeister kläfften einander, wie ge wöhnlich, wie zwei bissige Hunde an, und der Pfarrer, der sie gerne unterbro chen hätte, mußte sich immer wieder mit einem hoffnungslosen Kopfschütteln be gnügen, Johannes mit seinem schlanken Wuchs und sorgsam gescheiteltem Haar nippte bescheidiglich an dem guten Wein, dessen er sich trotz seines vierzigsten Ge Ferlobung. aus Ostpreußen. wende. Preußen nun einmal sind, wir bleiben bei Altvätersitten und Klotzkorken oder Klumpen. DaS Wort hat schon so etwal Bestimmtes, Urwüchsiges und Charaktervolles und nur Abtrünnige wandeln' hin und wieder in Schlorren. wobei man gleich an Lüderlichkeit und an Alkohol denkt. Klotzkorkenmachen ist ein ehrsames und einträgliches Gewerbe und hochgeachtet ist die Zunft in oft preußischen Landen. Vedachtsamkeit und handgeschickte Fertigkeit gehören dazu, auS dicken Rotbuchuiklötzen, hartem Och senleder und buntem Wachstuch formen schöne Fußbekleidungen zu machen, auf denen dann unsere hofsnungZvolle Ju qend durch die Straßen klappert, oder 'starkbusige Marjelln im Stalle zwischen vierbeinigen Milchspendern wandeln. Klotzborkenmacher sind also wesensder wandt mit der ruhmreichen Gilde deS Schuhmacher, nur daß sie nicht hin und wieder präparierte Pappe zu Sohlen verarbeiteten, sondern immer nur gutes, kerniges Holz. Tos ist schon an und für sich eme Gewähr für einen soliden Charakter; daher war auch Herr Wacker Hausbesitzer, zweistöckiger Hausbesitzer. Und da! ist wohl der Hauptgrund, daß Minche sich sehnte, die traurige Oede ihrer Witmenschast und ihre Hospita burtötageS nicht würdig fühlte, so sehr ihm auch der Kronenwirt alle Augenblick zuschrie: .Getrunken, getrunken, Herr Lehrer!" Neben diesem lehnte Lisbeth mit dem Rücken gegen das alte Klavier, die Arme verschlungen. So hatten die beiden feit Jahr und Tag ihren Gedankenaustausch gehalten, unbekümmert um das Geschrei des Kronenwirt! und Bürgermeister!. Dieses Mädchen war das Bild körper licher und geistiger Gesundheit, und schön zu nennen, kraft dieser Vollkommenheit; ihr Lachen war eine Wohltat. Sie sahen jetzt in ein dickes, eng und fein beschriebenes Heft, das die schönsten Stellen aus Goethes Werken enthielt, die sich Johannes als Seminarist in den we nigen freien Stunden seiner Studienzeit abgeschrieben. .Sehen Sie. Herr Lehrer." sagte Lis, beth, ,fg oft ich auch das viele Gedachte lese und wieder lese, ein Satz bleibt mir aben immer der liebste, weil er grad' ist, als hätt' ihn der liebe Gott selber ge macht, so wahr und prächtig " .Was ist es sllr einer?" fragte Jo hannes. Lisbeth faltete die Hände: WaS vergangen, kehrt nicht wieder, aber sinkt es leuchtend nieder, leuchtet's lange noch zurück " O Herr Lehrer," setzte sie hinzu und ein Lichtmeer der Begeisterung strahlte aus ihren dunklen Augen, .ich habe mir den Spruch fein abgeschrieben und übers Bett gehängt; ich möchte so gern danach leben, daß all mein Tun so unterginge, um mir zurllckleuchten zu können. Aber Sie wissen's wohl, Herr Lehrer, wie schwer besonders ich' hab', da ich so leicht zum Zorn neige. Ich bin schon recht erschrocken, wenn ich's so über eine Ungerechtigkeit oder Roheit wie Haß in mir aufsteigen fühl', daß ich so einen Menschen in Gedanken ums Leben brin gen könnt' " .Getrunken, Herr Lehrer, getrunken." mahnte der Kronenwirt, und Johannes nahm einen bedächtigen Schluck, mit der Hand seine blaugestickte Weste schützend, deren Weiße sich noch in tadelloser Unbe rührtheit befand. Ach Gott," dachte Lisbeth. .wenn er doch nur einen einzigen menschlichen Fehler hätt', trinken tut er auch wie ein Engel." Was den guten Johannes anbelangte, so geschah ihm ,bei den vielen bescheide nen Schlllckchen, die er nahm, in aller Stille, was dejj anderen beim Leeren ihrer vollen Glaser geschehen war; nur befand er sich darüber in vollkommener Ahnungslosigkeit. Er saß da, die Schamröte auf der Stirn über das Gebaren der Freunde, und faßte den Entschluß, ihr Geschrei zum Schweigen zu bringen, indem er ihre Gemüter beruhigte. Zu diesem Zweck rückte er zum Bürgermeister heran, legte seine Hand auf dessen Arm und streckte die Rechte nach dem Psarrhurn aus. .Ihr lieben Herren." begann er, eö ist etwas durchau! Merkwürdiges um daS menschliche Leben " .Was" schrie der Bürgermeister, .merkwürdig? ich finde es nicht im geringsten merkwürdig." Es ist sogar langweilig," behauptete der Psarrer. Johannes warf Lisbeth einen Blick zu, in dem zu lesen stand: man muß ihnen verzeihen, denn sie wissen nicht, was sie reden. Ihr Herren," begann er von neuem, ist es in der Tat nicht etwas sehr Merk würdiges zum Beispiel um die ewige Sehnsucht, die der Mensch sozusagen durchs Leben schleppen muß, und an der er vielleicht eines Tages im wahren Sinne des Wortes zugrunde geht?" .Dann ist er ein Esel," erllärte de, Bürgermeister, .Sehnsucht ist eine Ab gcschmacktheit." Eine vollkommene," bekräftigte der Pfarrer. Johannes schüttelte in der liebevollsten Weise daS Haupt: .Als ich ein Kind war, hatte ich die Sehnsucht nach Frei heit und Ungebundenheit und dachte: litendasein! mit dem glücklichen Lose einer KKtzborkenmachegattin zu ver tauschen. Und daS kam so: Wenn andere Leute sich nochmals im Bette herumdrehen, dann steht ei sleißi ger Klotzkorkenmacher schon vor seinem Hackeklotz und schlägt mit sicheren Aj hieben die Spanten ab: Tack tack tack! hallt's durch die Morgenstille. Und mit diesem tack tack hatte sich Herr Wacker unserm Minchen ins Herz ge klopft. Also ganz poetisch sing die Sache an. Sobald Minchen die Azt hiebe hörte, hüpfte sie auS ihrem Bette, lugte durchs Fenster hinüber, wo Mei sier Wacker in Hemdsörmel hantierte, und machte sich eilig fertig, um noch vor dem Semmelaustragen ein bißchen mit ihm zu schwatzen. Da! heißt, nur sie schwatzte und srug; er gab nur einsilbig Antwort und schlug .wie wild" aus seine Klötzer loS. Aber Minchen hatte ine Art jeman den auszufragen, die nie ohne Erfolg blieb. Ter bekannte Stockfisch hätte ihr schließlich Antwort gegeben. Es dauerte auch nicht lange, da war sie über alles für sie Wissenswerte unterrichtet und zu gleich war sie mit sich im Reinen, sie wird Herrn Wacker heiraten; denn er hat was!" Nämlich ein Hau. Und das war für sie ausschlaggebend. Die Pflanze Sentimentalität fehlt in MinchenS Seelengarten. Ihr erster Gatte hatte das gründlich zu erfahren bekommen. Den ließ sie einfach nach kurzer Ehe in Berlin sitzen, weil er krank geworden war. vnd reiste mit Sack und Pack in ihre Heimat ab. .WaS sollt' ich mit ei kranke! Mannsstück?" gab sie mir seelenruhig zur Antwort, als ich sie entsetzt fragte. bist du erst groß und der Schule ent wachsen, dann endlich wird dir' erlaubt sein, all' die frohen Streiche, die du jetzt nur auKdenken, nicht aussuchre darfst, in Werk zu setzen und jetzt ach, ihr Herren " .Jetzt habt Jhr's verpaßt," unterbrach ihn der Kronenwirt, .was verpaßt Ihr denn nicht Ihr seid ja der Allerwetts vcrpasser " Baler," mahnte Lisbeth und zupfte den Kronenwirt am Acrmcl. Johannes aber war noch nicht fertig. Ihr lieben Herren," nahm er von neuem das Wort, solltet ihr'S wohl glauben, aber so merkwürdig ist in der Tat da! menschliche Leben, daß ich jetzt, wo ich'! erreicht und ein setostandiger Mann bin, daß ich jetzt auf dem Käthe der eine nicht zu beschreibende Sehnsucht nach meinem alten Platz in der Bank " Jetzt fuhr der Burgermeister wie von der Tarantel gestochen in die Höh': .Bin ich in der Kirch', oder bin ich im Wirts haus," schrie er, .ist'S nicht genug, daß der Pfarrer am Sonntag auf der Kanzel kein End' findit " .Ich finde kein End'?" ereiferte sich der geistliche Herr. .Wer " und er erhob sich mit großer Schwerfälligkeit, .wer hat diese Schlechtigkeit gesagt? frage ich hier sämtliche anwesenden Christglaubigen." Im nächsten Augenblick, kein Mensch wußte, wie eS zugegangen, hatte Lisbeth ihren Bater zur Tür hinausgeleitet, worauf der Bürgermeister mit der Be merkung: .Es ist, glaub' ich. Zeit " sich zu erheben begann. Der Pfarrer hing sich ihm in den Arm, und die Schwierigkeit, bis sie auf den Beinen standen und die Tür gefunden, war eine große. Was Lisbety anlangte, so war sie eine Wirtstochtcr, das Räufchchen des heiligen Joknnes, der kaum drei Glaser des feurigen Weins getrunken, brachte daher ihren soliden Enthusiasmus nicht zu Fall. AIs sie sah. daß es ihrem teuern Lehrer Mühe machte, sich vom Stuhl zu erheben, verließ sie taktvoll die Stube, und Johannes konnte sich sonder Scham erheben, wie es ihm beliebte. Als er durch den engen Raum schreiten wollte, blieb er plötzlich vor einem Knäuel Bindfaden, der auf dem Eckschränkchen lag, stehen und versant in Betrachtung. Es mußten wunderliche Gedanken sein, die dieser Bindsaden in ihm wach rief, denn er schlug sich mit einem Male vor die Stirn und lachte laut auf und wollte kein Ende finden, als erfreue sich feine Seele der ergötzlichsten Bilder, die sich vor seinem Innern entrollten. Hierauf steckte er den Knauel schnell zu sich und taumelte, immer weiter lachend, zum Hause hinaus in das Dunkel der Nacht. Der folgende Morgen, es war noch etwas dämmerig, fing für einige Bewoh ner der heiter lieblichen Ortschaft recht merkwürdig an. Zuerst flog der schlaf trunkene Bäckcrjunge mit seinen samt lichen Wecken mitte in die Gasse, und nachdem er seine Ware fluchend aufge lesen und damit weiter wollte, flog er auf der anderen Seite noch einmal hin. Dies sah die Burgel, Putz und Kleider macherin des OrteS, welche der Bürger Meisterin den neuen Hut in aller Gottes srüh zu bringen im Begriff war. Das Mädchen hub angesichts der Purzelbäume des Bäckerjungen ei großes Gelächter an, im nächsten Augenblick jedoch lag sie selber inmitten der Gasse, die Hutschach tel öffnete sich und der Wind trieb daS Putzstück der Frau Bürgermeister lustig durch Staub und Schmutz die Gasse hinab. .Ja, aber um Christi willen, das ist ja mein Hut," jammerte die Bürgermei stcrin, welche sich eben am Fenster fri sierte, woben sie die lange Gasse zu über wachen pflegte. Ihr ganzes Gesinde mußte sofort dem kollernden Ding nach, und Knechte und Mägde flogen wie ver abredet wenige Schritte von dem Hause somt und sonders auf die Nasen. Als sie mit dem übel Mgnichteten Hut, dun kelrot vor Lachen, bei der Frau eintraten, meinte diese, voll Aerger ihren Hut an sich reißend: .Und so lange Esel fallen auch noch hin, ist's denn die. Möglichkeit ich will euch " Schon wieder ertönte neues Gelächter auf der Straße, und die Bürgermeiste rin flog ans Fenster. Es war jetzt sechs Uhr des Morgens; um diese Zeit pfleg ten der Bürgermeister und der Kronen Wirt mit ihren Pfeifen vor's Haus zu treten und einander mit Berbindlichkei ten zu begrüßen. Bei dieser Beschäfti wie sie so etwas tun konnte. Der Mann war so vernünftig bald. zu fter ben, und seine darob nicht unglückliche Witwe bereitet sich nun seit fünfund zwanzig Jahren darauf vor, sich ein zweites Mal glücklicher zu verheiraten. O, Minche ist nicht dumm! Sie weiß wohl, daß die Seligkeit wahrer Liebe durch den Besitz eines Sparstrumpfes vertieft werden kann und daß zweimal zwei vier ist. Wer was bieten kann, darf auch Ansprüche stellen. Darum sammelte sie und sparte und nahm vor urteilslos. was sie kriegen konnte. Jeder Kaufmann, bei dem sie Einkäufe für ihre neun Herrschaften machte, mußte ihr gewissenhaft zehenten": der eine Schachtel Streichhölzer, jener ein Düt chen mit Rosinen und dieser ein paar Kafseebohnen, oder so ähnliches, was sie gerade brauchte. Und dann die Schmutz Pfennige! So war ihr Speiseschrank zum Neid der andern Hospitaliten im mer mit allerhand Herrlichkeiten gefüllt und ihr Sparstrumpf wurde von Monat zu Monat gewichtiger. Die ersten zarten Anspielungen ver stand Herr Wacker nicht, da ging Min chen eines schönen Morgens einfach auf'S Ganze. .Trautsterchen." begann sie, .ich wär' Ihn' die Wirtschaft machen! Die Gnub bassche is doch all klapprig " I nee!, die geht all lang." Frau Beigusch ließ sich nicht so leicht abfertigen. .Immer bloß so 'ne Aufwartung, dak iS gar nufcht Richt'geS für'n Mann. Heiraten müssen Se! Wir wär hei raten!" Meister Wacker schlug vor Schreck da neben, daß daS Beil tief in den Hacke gung geschah', daß plötzlich beide mitten in die Gasse flogen, wo sie die Köpfe hart aneinander stießen zur großen Be lustigung der Sassenkindcr und Wasser holenden Mägde. .Holla he." fluchte ihn' der Kronen wirt. .hier handelt sich'S um ein Buben stück schaut her, man hat' uns eine Schnur gespannt um den ganzen Platz geht eine Schnur das ist la eine ganz verfluchte Geschichte!" .Die muß untersucht werden," sagte der Bürgermeister und ging ins Haus, wo er in seinen Rock fuhr, die Verzweif hing der Frau über ihren Hut mit an hörte und sich dann langsamen Schrittes zum CchulhauS verfügte. Johannes war eben dabei, sich allerlei wirrer Träume zu entsinnen, die ihn in der Nacht gequält. alS der Bürgermeister bei ihm eintrat und zwar mit n Amts miene. .Herr Lehrer." sagte er. .es ist heute nacht ein Bubenstück geschehen." .Ein Bubenstück," schrie Johannes auf, und sein Antlitz nahm einen Aus druck des Entsetzens an, WaS für ein Bubenstück, um GotteS willen?" Nuni nennen wirS einen Streich," beschwichtigte ihn der Bürgermeister, .einen unüberlegten Bubenstreich." Und er erzählte dem Lehrer das Ereig nis des Morgens, wer alles dem Fall strick zum Opfer gefallen war vom Bäckcrjungen bis zum Bürgermeister, und daß der Verbrecher gewiß auf der Schulbank zu finden fei, der Natur des Streiches nach. Johannes hatte ein eigentümliches Saufen in den Ohren; die Geschichte kam ihm so erschreckend bekannt vor, als hätte sie ihm erst vor kurzem jemand erzählt. Er versprach dem Bürgermeister, sein möglichstes zu tun, um den Täter aus findig zu machen, und verfügte sich ins Schulzimmer. Zwei Stunden gingen mit Rechnen, Geographie und deutscher Sprdchlehre hin. Johannes hörte kaum die Antworten der Schüler; er stand wie im Traum auf seinem Katheder und suchte sich in seinem Innern zurecht zu finden. Mit einem Male blickte er auf und sprach im Ton der Strenge: .Wer von euch hat wer war imstande " Ich," unterbrach ihn ein schüchternes Stimmchen, .und vor ihm tauchte der kleinste unter allen mit erhobenem Zeige finger und dunkelroten Wangen auf. Was hast du getan?" fragte Johan nes, das Kind fest ins Auge fassend. Dem Herrn Lehrer ein Steinchen in die Rocktasch' gesteckt gestern in der Kirche " So," seufzte der Lehrer auf und sah den kleinen Missetäter mit einem solchen Blick der Wemut an, daß der Bube sofort in die bittersten Reuetränen ausbrach. Die Kinder waren längst fort, Johan nes stand noch immer auf seinem Platz; ich, tönte ihm das sich anklagende Kin derstimmchen in den Ohren, und ich , ich? fragte er laut im Tone der Ver zweislung, sollte ich das alles nicht bloß geträumt haben wäre ich wirklich ein meiner Vernunft gänzlich beraubter Mensch gewesen und hätte mit vierzig Jahren getan, was ich hier auf dieser Schulbank mir einst ausgefonnen? Er heftete den Blick aus seinen alten Platz, er sah in sein damaliges Herz mit seinen tausend Gelüsten und Plänen. Ach. gestern noch, mit welcher Zufrieden heit überblickte er die dahin geschwunde nen Jahre seines Lebens und jetzt .Aber Herr Jesus im Himmel," tönte es durch die Tllrspalte, und das verwun bette Gesicht der Magd kam zum Bor schein, wann kommt dann der Herr Leh rer heut' eigentlich, um Gottes willen zur Supp', möcht' ich wissen " Er rndelte hinüber, griff unterwegs in die Rocktasche und sand einen roten Faden. Der war um den Knäuel gebunden," sprach er vor sich hin, die Sache klärt sich." Und er aß weder seine Suppe, noch sein Stückchen Fleisch, und ließ sich sogar ohne Widerrede von der über feine Appe titlosigkeit lamentierenden Rieke auf den Nachmittag einen heißen Kamillentee an kündigen. Es war keine leichte Sache, die Jo hanneS zu überwinden hatte; sein guter Ruf war sein bestes Eigentum gewesen, und das Bekenntnis: ich, der Lehrer des Ortes, habe das Bubenstück begangen, vernichtete ihm das Dasein, brachte ihn um all' die Glorie, die ihm die Liebe sei ner Mitmenschen um das Haupt gewo klotz sauste: .Se sind woll dammlig?" Aber Minchen ließ sich nicht aus der Fassung bringen, blinzelte ihn vergnügt mit ihren kleinen Aeuglein an und sagte so naiv, wie man mit 55 Lenzen noch eben sein kann: Aber Mannchen! Wenn ich Sie heirate, bin ich doch nich dämm lig! Wissen Sie, was ich hab? 1100 Mark hab ich! Jawoll. 1100 Mark und Betten und , alles! Und jünger wer'n wir doch auch nich. wenn wir noch län ger warten ..." Meister Wacker wußt nicht, was er antworten sollte. Da fuhr Minchen noch resoluter fort: .Wissen Sie was? Morgen am Sonntag kommste einfach zum 'Kaffee zu mir . . . Da zeig' ich's Geld. Fassungslos stand der so Ueberrum pelte da. In seinem Kopfe brummte es. Er sah immer nur die lockende Mit gift: 1100 Mark! Wenn das wahr ist . . . 1100 Mark sind ein schönes Stück Geld. Was kann man damit alles an fangen! Und eine Frau braucht man ja doch zur Wirtschaftsführung. So entfloh seinen von einem struppigen Bart umhegten Lippen halb unbewußt ein: Meinetwegen. ich komme," und Minchen besiegelte die Zusage schnell durch einen kräftigen Händedruck. Freudestrahlend kam Minchm an die sem Sonnabend bei mir an. um ihre vertraglich vereinbarte Hausgehilsinnen Tätigkeit auszuüben, die in der Haupt sache darin bestand, zu frühstücken, Kar toffel zu schälen, dem Hausmädchen ein paar Wege abzunehmen und sich zum Schluß alle entbehrlichen Reste auS der Speisekammer einzupacken. .Madamchen, ich hab mir verlobt!" den. um den letzten Rest von Hoffnung, Lisbeth jemals fein eigen nennen z dür fen denn er war mit inen Wort, nicht nur ein gefallener Mensch, er war ein gestürzter Heiliger. Diesmal flogen feine Rockflügel nicht, als er sich Punkt acht deS Abend kn die Krone verfügte; der Pfarrer und der Bürgermeister waren schon da; Johan nc rief den Kronenwirt herbei LiS beth brauchte nicht erst gerufen zu wer den dann schloß er die Tür der WirtS stube. Aha." sagte der Bürgermeister, .ich seh'S ihm an, er hat den Aerl." Ja, ich habe ihn," sagt, Johanne, sich mit beiden Hände an die nächste Sti,bllchne klammernd, .der Kerl ist ich bin nämlich der Kerl ja, ihr Her ren. eS ist so, hier steht er. der Kerl " Wenn Johannes sich auf Mienen de Entsetzens und der Verachtung gefaßt gemacht, sah er sich enttäuscht. Einen Augenblick schaute ihn die kleine Ver sammlung mit dem Ausdruck maßloser , Verwunderung an. um gleich darauf in ein laut schallendes Gelächter auszubre chen, daS immer wieder einen neuen An lauf nahm, so oft Johannes mit der zit ternden Rechten und der Versicherung auf die Brust deutete: Ich ja ich ich!" Ich bitt' Euch, macht keine Dumm heiten," nahm endlich der Bürgermeister das Wort, .es handelt sich hier um ein Bubenstück." , Ja eben." unterbrach ihn Johannes, das Bubenstück kommt von mir." DaS Lachen ging von neuem los. und Johannes schwankte wie eine Trauer weide inmitten diese, fassungslosen Ge sellschaft und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Ich kenne ihn." sagte mit einemmal Lisbeth. er will's auf sich nehmen, um einen Schüler zu schonen so was sieht ihm ähnlich ' .Herr Lehrer." drohte der Bürgermei per. das wär' Unsinn." .Aber ich gebe Euch mein Wort," ver sicherte Johannes, ich habe es getan." , Der Mensch muß den Verstand ver loren haben." erklärte der Pfarrer. Bei Gott." sagte der, Kronenwirt, eö muß nicht richtig mit ihm sein " und das Gelächter ging von neuem los. Jetzt einmal Ruhe," gebot der Bür germcister, .lieber Johannes, Ihr werdet Euch doch nicht einbilden, daß wir nein, 's ist zu verrückt denkt euch den Johannes " Er konnte vor Lachen nicht weiter sprechen. .Sich ihn zu denken," schrie der Bür germeister. .Es ist zu dumm," platzte der Kro nenwirt los. Da verlor Johannes die Geduld. Ich verlange, daß man mich höre." rief er. ich sage nicht, daß ich den dum men Streich mit Ueberlegnng getan eS geschah im Rausch gestern abend ich kann nichts vertragen hier ist der rote Faden, der den Bindfaden zusam menhielt ich erinnere mich dunkel er lag auf dem Tisch ich habe mir ein mal als Knabe diesen Streich ausgeson nen daß ich habe vierzig Jahre wer den müssen, um ihn sozusagen hinter meinem Rücken auszuführen ist eine merkwürdige Ironie des Schicksals ich habe den Bubenstreich begangen." Und Johannes senkte daS Haupt, und seine Locken wurden ganz lang von dem Schweiß, der auf seinem Haupte aus brach. Es war still geworden, nur Lisbeth hatte einen kleinen Schrei ausgestoßen und bing nun mit Blicken an dem Leh rer, als habe er durch den plötzlichen Verlust seines Heiligenscheins ein ganz anderes Gesicht für sie bekommen. .Also wirklich," sagte der Pfarrer nach einer minutenlangen Pause, potz Wet ter!" Und Hagel," fügte der Kronenwirt mit dem Ausdruck der Verdutztheit hinzu. Ich werde natürlich," stammelte Jo hannes, .es wird eben jetzt alles anders werden müssen " Was soll anders werden, wenn'S be liebt?" fuhr der Bürgermeister auf. Nun, ein Schullehrer, der solche Streiche macht, ist nach meinem Dafür halten eine unmögliche Person." .Ja. und WaS noch," überschrie ihn der Bürgermeister, wegen einer Dumm heit einer einzigen Dummheit, einen Menschen aufgeben, an dem man sein rief sie mir statt aller Begrüßung ent gegen. Das kam mir so überraschend, daß ich mich erst einmal hinsetzen mußte, und Christine, mein Dienstmädchen, kreischte vor Vergnügen laut aus. Da wurde Minchen aber rechtschaffen böse, .Sie dammlige Marjell, Sie sind wohl neidisch?" Ich beschwichtizte rasch, drückte ihr ihre geliebte, gefüllte Kaffee kanne in die Hand und dann erzählte sie umständlich und weitschweifig, was sich heute zwischen ihr und ihrem Aus erkorenen zugetragen hatte. Natürlich mußte ich bluten und gleich was zu ihrer Verlobungsfeier aus meinem Speise schrank beitragen. Mit meinen besten Glückwünsche obendrein beladen, zog sie schließlich ab und ich verzichtete unge beten auf ihre Dienste am Sonntag vormittag, an ihrem Verlobungstage. Etwas kleinlaut, kam Minchen Bei gusch am Montag vormittag angeschli chen. Sie stellte langsam ihren Fura gier-Kober hin, wickelte sich aus ihrem Umschlagetuch und setzte sich dann an den Küchentisch, um ihr ausbedungeneS Deputat, Kaffee mit Butterbrot, zu ver zehren. Nun, Frau Beigusch, waS ist Ihnen über die Leber gelausen?" Minchen nahm einen großen Schluck Kaffee, wischte sich mit der Schürze den Mund ab und sagte langsam, aber mit wütendem Gesicht: .Der Affe kam ja nicht !' .Was ist den da zu erzählen. Ich hab se alle eingeladen, die Paleschken, die Gnubbassche und wo die andern alle sind, die wir so harmonieren. Und ge backen hab ich. und Schmand geholt und Kaffee gekocht; ober guten, nich solchen Leben lang seine helle Freude gehabt Ihr seid wohl auf de Kopf gefalle mit Eure, CchulweiLheit." .Ihr seid wohl ganz und gar ver rückt." wollte sich der Pfarrer einmischen, allein der Bürgermeister unterbrach ihn mit einem kräftigen Abwinken der Hand: Ich bin'S, der über den Bindfaden ge fallen, ich hab' zu reden." , Und ich." ereiferte sich der Kronen Wirt .ich bin auch über den Bindfa den gefallen lauf. Lisbeth, hole vom besten, wir wollen ihn gleich leben lassen, den Sakrament." Bei Gott." erklärte der Kronenwirt und schenkte die Gläser voll. Johannes wollt reden, e war unmöglich, das Glas in der Hand, stand er da und mußte er leben, haß diese nüchternen Männer, be vor sie noch einen Schluck getan, sich wie völlig von Sinnen gebärdcten, indem sie einander überschrien nd anfuhren, da jeder da Unübertrefflichste über de Streich de Schullehrers sagen wollte. Zum erstenmal zeigten sich der Bürger meister und der Kronenwirt völlig her zenseinig in der Freude über ihren wun dervollen Fall in der Frühe, und der Herr Pfarrer kam sich ordentlich be dauerungswürdig vor. daß er nicht auch von der Partie gewesen. Sie nannten da ganze Ereignis den Hauptspaß ihres Lebens und beklagte weiter nichts, als daß die famose Geschichte ein Geheimnis bleiben mußte. Wirklich ein Geheimnis, merkt'S Euch. Johannes, fönst habt Ihr'S mit mir zu tun," sagte der Bürgermeister, .für die Schuljugend paßt das Geschichtlein nicht, aber uns habt Ihr einen höllische Spaß gemacht." .Einen ganz höllischen," bekräftigte sowohl der Pfarrer als der Kronenwirt. wyrauf sie umsichtig auf den Tisch schilt gen und abermals lachten, daß ihnen di ' Tränen über die Wangen liefen. Zaghaft, mit dem Ausdruck schüchter ner Freude, erhob Johannes das Haupt; sein ganzes braves, pflichtgetreues Le den richtete ihn sozusagen auS den Reden dieser Männer in einem Augenblick auf, wo er alles für verloren gab. Ihr Herren," stammelte er. und da Glas zitterte in seiner Hand. .Da Leben ist doch sehr merkwürdig." .Und ich sage, es ist gar nicht merk würdig," überschrie ihn der Bürgermei fter, .sondern' nur gerecht wie die Saat, so die Ernte." .Amen," pflichtete ihm der Pfarrherr ' bei. Hierauf tranken sie ihre Gläser auS, reckten nacheinander dem armen Johan neS fast die Hand aus dem Gelenke, und als hätten sie es miteinander verabredet, kein Wort des Dankes bei ihm aufkam men zu lassen, verließen sie laut schreiend und lachend und über die Stühle siol pernd, die Stube. Lisheth war am Klavier stehen geblie ben, die Hände um das dicke Heft ge schlungen, aus dem sie Weisheit, Trost und Erhebung gefunden in den Zeiten der Ungeduld, Sehnsucht und Berzmeis lung Denn das alles hatte sie durchge macht, und es bedürfte der ganzen Hoch achtumg, die ihr das vollendete Wesen des heiligen Johannes einflößte, um mit ihrem rasch pulsierenden Blute fertig zu werden. Nun aber, als er wie ein beschämter Schuljunge vor ihr stand, rot, verwirrt, unfähig zu fprechen, da stürmte ihr die Freude so mächtig zum Herzen, daß sie keine Bedenken mehr kannte. O Gott sei Dank," jubelte sie auf. Gott sei Dank, daß es nicht mehr so bergeshoch zwischen Ihnen und mir steht-" Um Gottes willen," unterbrach sie Johannes, .wie redest du. Lisbeth, wa soll denn zwischen unS andres gestanden haben alS meine Armut und meine Lose, die nicht gewinnen wollten." .Nein." flüsterte sie. .das war's nicht, e war ganz allein Ihre Heiligkeit." . Lisbeth," unterbrach er sie, da hat ten wir ja längst können glücklich sei, denn diese verwünschte Heiligkeit Sie legte ihm die Hand auf den Mund: - Ich habe sie verehrt und bin darum mein Leben lang glücklich ge Wesen." O Gott," seufzte er und errötete wie ein junges Mädchen, und jetzt ist es aus damit?" Sie umschlang seinen Hals mit ihren beiden Armen und der beruhigenden Ver sicherung: Es wird schon ein wenig übrig geblieben sein." Malzschmadder .Nun, und . . ." Na, und dann iS die Paleschke rüber gegangen und hat ihn geholt. Männchen." hat se gesagt. Komm Se schnell. eS ist alle fertig." Aber daS, Krät kam nicht." Eine erklärliche Wut über die erlittene Enttäuschung übermannte hier die verlassene Braut, sie schneuzte sich in ihre Schürze und stieß dann hervor: Ich mag nich." hat er gesagt, der Schlabbak!" , .Und was haben Sie da gemacht?" .Da haben wir allein Verlobung ge feiert! Bloß drei Stückchen Kuchen hat ihm die Adameitsch: rübergetragen. Dann haben wir abgeräumt, die Göll nersche holt all die Harmonika und dann haben wir losgelegt mits Tanzen. Ta bak hat die Schulzen auf die Ofenplatte gestreut, daß es wie nach Mannsleut roch. Achchott, es war zu schön, wie eine richtige Verlobung!" Die Erinnerung überwältigte hier daZ Minchen. Verzückt saß sie mit ihrer Kasseetasse im Schoß da und wischte sich mit der linken Hand ein Tränchen au den Augen. So ist es jetzt wohl ganz aui mit der Heirat, Frau Beigusch?" I bewahre. Madamchen. Den krieg ich schon noch. Wissen Sie. Musit hat er nämlich gerne. Wie er die Harmo nika hörte, da uhlt' er immer 'rüber. Jetzt kauf ich mir fo'n Musidings mit Trichter. wenn die verfilzten Dinger bloß nich so teuer wären, dann spiel' ich immer draus: .Komm in meine Lie beslaube!" Passen Sie auf, Madam chen, dann wird er schon Lust kriegen , Den krieg ich schon noch 'rum!" " 5 i. K' n I 7.itt' ,!!MiM'P'"1'N!!!I'ssIW!s!''!s!! yillililililiiiilililöli IIIIS11 MW Silil üiuU IkmiU uufciui luüt. 1: ; il , t I UL fr ! ! ai HUUNU lUlkUUU ikMZ jSS6?. ""BUf flp- t- MlIIl'k'Zll!ti!kI!VZ!iI!lI1IIIIIMMIkkk''I'I IMkl!IIMMss''!NMIIMII!UIIIIslMImffM , ,W !N raiüMJM