Seite 3-Tägliche Omaha Tribüne-Mittwoch, den 17. Juli 1918. ' Neues aus Natur- und Heilkunde. Ein neues Blutstillungsmittel. , Wie viel unbekannte biologische toaste noch iin Organismus schlum mern, beweisen neue ForschungLcr nelrnilfe, die der Prager Gelehrte Prof. Dr. Rudolf Fischl im Archiv kur lnoerheiirunoe veroffenlllcht. Er stellte in jahrelangm plamnäbi jgen Untersuchungen einen neuen, kemer Natur nach unbekannten cho wischm Körper im .. Lungengewebe fest, der men chucheS und tierische, Vlut in bisher nie beobachtet kurzer Keit zum Gerinnen bringt. Wah rend gewöhnliches tierisches und knenschliches Blut zum Gerinnen etwa vier Minuten braucht, gerinnt cS auf Zusatz dleseS von Jlschl ent deckten Körpers in wenigen ckmv den. Die Feststellung ist praktisch von arokem Wert, weil die Blut, ltillung dadurch zustande kommt, das) die entstehenden Gerinsei die verletzte Gesähstelle verschlieken. So bat sich denn auch die praktische dizin dieser neuen Feststellung fic- knachtigt. ES gibt in der Chirurgie gewisse Blutungen, besonders solche us 5knochen und Drüscngeweben, denen sich mit den bisher gebrauch lieben Mitteln nicht leicht beikommcn läßt. ' Gerade hier verspricht der ncuentdeckte Körper von größtem Wert für die praktische Medizin zu werden. Insbesondere auch die (it curaie, die jo häufig mit fchwer still- baren, gesährlichen Blutungen zu tun hat, dürfte aus den Fijchl'scheii Arbeiten den größten Nutzen ziehen Ueber das Schreie d'? Säuglinge, ! Mit Geschrei tritt der Säugling ir. die Welt ein! er muk schreien denn seine Lungen haben sich an ihre neue Arbeit zu gewöhnen, sich mit der Luft selbst auselnanoerzusetzen, während das ungeborene Kind den zum Leben nötigen Sauerstosf durch das mütterliche Blut übermittelt be kam. Die Natürlichkeit dieses Vor iangs sei den Müttern gegenüber betont, die schon b dieicr ersten selbstverständlichen Lebensbetätigung ihres Zilnoes den ganzen Apparat ihrer Mitleidsgefühle in Bewegung letzen. Der Säugling mun schreien deshalb freue man sich lieber der kraftigen Lunge seines Kindes und gewöhne sich von vornherein daran, nndergeschrel Mit Seelenruhe anhö ren zu tonnen. (Itne Mutter, die lh Kind nicht schreien hören kann, bietet von vornherein schlechte Aussichten fiic seine folgerichtige, am ersten Tag einsetzeiwe Erziehung. Das Geschrei, das erstens nur eine sozusagen mo chanifche Notwendigkeit ist und zwei len der. Ausdruck des Unbehagen über irgend etwaö sein kann, dient nämlich schr bald zu Willensäuße rungen aller Art. , Auch ein Säug. ling hat schon seinen Willen, der über den Hunger hinausgeht, und Zo gilt es, von Anfang an erzieherisch mit diesem Willen zu rechne. Was . die Grunde des Unbehagens betrifft. die den Säugling zum Schreien orrngen, so kann das mögliche Betracht kommen: Er kann Hunger gaben r obgleich mit dieser Wehaup iuna vielfach Unfug getrieben wird, Er kann auch einmal zu viel und zu hastig getrunken haben, so dass ihn ,die Milch drückt,, wie man zu sagen p legt: es kann ihm zu helfe sein das Gegenteil, daß ihn sriert, dürfte seltener vorkomnten, denn kleine ' Kinder werden im allgemeinen eher ., iil-erhitzt, als zu kühl gehalten. Er kann weiter naß liegen, oder er ist i nicht sorgfältig eingewickelt, fodatz , ihn eine yalte örucrt, oder so fest, daß er sich nicht rühren kann und anderes mehr. Diese Unannehmlich leiten können alle behoben werden: man hat es somit fast ganz in der Hand, ob ein Kind oft aus Unbe hagen schreit oder nicht. Wenn man nun aber einen Sauglina genau be vbachtet, bekommt man den Ein druck, daß er ab und zu .zu seinem Privatvergnügen" schreit, d. h., da& der Grund des Geschreis in die erste Nubrik sällt: das Kind scheint für Iji.ii 'ui'ijv'.i iiiH'a Zit trollen, ökt sich bei dem Geschäft des Schreiens breiten und desto tüchtiger arbeiten müssen, je kräftiger das Kind los zieht. Wer von einem solchen nicht weiter zu begründenden Geschrei sagt: das Kind macht einen Spa ziergang, hat recht. Die wohltätigen folgen eines SpaziergangS machen sich auch nach nem kräftigen Kin dergefchrei geltend. Die Verdauung uns damit der Appetit werden angc r "r.$MXtö-s 5ch!af ist tief und gesund. In das Gebiet der Willensäuße rungen gehören alle die Vcnvöhnc' reien, mit denen man ein sfrnd vom ersten Tag an gründlich verderben kann. 3ie mau sich feine Kinder Sieht, so hat man siel Je früher man mit einer planmäßigen Erziehung anfängt, desto leidster für beide Teile ist cS, während man später doppelte Wiche hat, einen verfahrenen Kar ren wieder inS Geleise zu bringen. Es kann kein Zweifel darüber Herr fchen, dab wirkliche Liebe, die von Anfang an auf den rvahn Vorteil deS Kindes aus ist und fteis als Ziel Punkt hat, das Kind für das Lebens :n jeglicher Beziehung tüchtig zu. machen, und die sich deshalb nicht ' haltlos zum Sklaven des Kindes hergibt, höher steht als vte wctciiiicrje Sentimentalität, bis nie etwas auglichcS zuwege dringen wird und m Gegenteil dtm Kind nur schlechte Dienste erweist. Die Weichlichkeit bringt eS nur zu TreibhauSpflan zcn, die außerhalb ihrer schützenden Glaswände nicht welter kommen, aber zu keinen Bäumen, die die Sturme dcS Zebcnö aushalten Ion nen. Die verweichlichenden Anfänge nid so klein, daß man vielfach cius gcladjt- wird, wenn man vor ihnen warnt. Viele Tropfen höhlen aber den Stein, und viele einzelne Klei nigkeiten können vereint der llmge bung eines Säuglings das Leben sauer machen. ' VcrnünMge vd ndcrnilnstige Ervähruug. Die menschlichen Nahrunasmittcl setzen sich in der Hauptsache auS Ei weißstoffen, Feit. Kohlenhydraten. Salzen und Wasser zusammen. Die Nährstoffe wirken je nach ihrer chemi fchen Zusammensetzung verschieden auf die Verdauung und Ernährung, die im Wesentlichen chemische Vorgänge nno. ciiym tu klar, dan. der fetoff Wechsel durch die Wahl der Nahrungs Mittel bedeutend beeinfluß wird. Un ter diesem Einflüsse sieht der ganze Organismus und damit also auch das Nervensystem, und fast jeder hat wohl an sich selbst und seinen Be kannten die Erfahrung gemacht, daß entgegenstehende Schwierigkeiten ganz verjchleoen beurteilt werden, je nach dem man sich vorher mit gedeihliche! Kost gesättigt oder seit längerer Zeit gefastet hat. Selbst die Kinder machen sich diese Beobachtung instinktiv zu Nutze, wenn sie dem gestrengen Vater einen Herzenswunsch, an dessen Er füllung ihnen besonders viel liegt. erst nach der gemcmfamen Familcn mahlzeit vortragen, wenn der Haus Herr sich in sanfter Stimmung der Verdauung hingibt. Schlechte Nah runa sättigt freilich auch. Aber de Genuß von guter Kost gewährt eine Befriedigung, die dem Gedankengang unwillkürlich ihren Stempel , auf druckt. ; ' Die Folgen einer vollkomgienen Ernährung sind Kraft und Mut Dauernder Mangel, längere Entbeh rung machen kleinmütig, feig und schwach. Fett erweckt das Bedürfnis nach kräftiger Bewegung. , während auöschllebliche Pflanzenkost trage ma chen soll. Faßt man alles dies zu sammen und nimmt man die Ersah rungen des täglichen Lebens dazu, so unterliegt es schwerlich einem Zweifel das auch unsere ganze geistige Tätig keit in hohem Matze von der Art un serer- Nahrung abhängt. Wird eine bestimmte Ernährungsweise aber lange Zeit hindurch fortgesetzt,' so muß ihre Wirkung sich unverwischbar ausprägen, und wenn sie durch viele Geschlechter fortgesetzt, wird, so ist sie sehr wohl in der Lage den Charakter des Individuums wesentlich zu der andern. Wo. sich dergleichen aber bei ganzen Volksschichten zeigt, da ist der Einfluß der Ernährung aus den Volksgelst unverkennbar. Die 5ßer. schiedenheit der Hindu von den ameu konischen Indianern, der oberfchlest schen Kartofsclbauern von den Pfäl zer Winzern, der grobpolternden Bayern von den höflichen und qt mütlichen Sachsen ließe sich gewiß zum nicht geringen Teil auf die gene rationenlange verschiedene Ernäh rung der. einzelnen Stämme zurück führen. Vernünftige und zuträgliche Er Nahrung besteht aus gemischter Kost, d. h. aus Speisen, in denen alle die eingangs genannten Nährstoffe in be- stimmtem Verhältnisse enthalten sind Wie groß die Mengen der einzelnen Nährstoffe sein sollen, läßt .sich nicht im allgemeinen sagen. Auch Hinsicht! lich des Essens lassen sich die Wen- schen nicht aue über i einen amm scheren. Der eine , Organismus braucht mehr von dem einen, der an dere mehr von dem anderen. Doch läßt sich soviel sagen, daß diejenigen, die schwere körperliche Arbeit verrich ten. gewöhnlich auch schwerere und gröbere Kost zur Erhaltung ihrer Körperkräfte brauchen. Die fchwer sten Nahrstosse sind die Elweißstoffe, an denen .vor allen Dingen das Fleisch und überhaupt alle tierischen Produkte reich sind. Wer solche schwe re Arbeit nicht verrichtet, sollte sich davor Huten, sich seinen Magen und seinen Organismus mit diesen Stos, fcn zu überladen. Er muß früher oder fpater dafür büßen.. Die Nie ren, das Organ, das dazu bestimmt st, nicht für den Organismus geeig nete Stoffe von denen zu scheiden, die der Korper zu seinem Aufbau oder zu seiner Reparatur braucht, sind cl lerdingS stumm und können sich nicht über die Riesenarbeit, die man ihnen mit der Zufuhr ungeeigneter Nah- ranz zumutet, beklagen; aber sie wer den nach und nach arbeitsunfähig und damit zur mittelbaren Ursache deS Zusammenbruchs deS Organis- muS. in keinem Lande in Welt ist in der Ernährung mehr gesündigt wer den als in den Vereinigten Staaten. Dis vor crnu kurzer Zeit. d. b. so- lange, bis die zunehmende Teueruna es von selbst verbot, hat man hier zulande .'7emein viel zu viel Fleisch gegessen. , Zuverlässigen statistische Mitteilungen zufolge kamen in den Ver. Staaten auf den Kopf der Be völkerung etwa fünf Unzen Fleisch. Da, ist eine ungeheure Menge, wenn man sie mit dem von anderen Völkern verbrauchten Quantum vergleicht. In Deutschland entfielen auf, den Kops nur vier, in Frankreich drei Unzen, in Japan, wo sehr viel Rei gcges sen wird, sogar nur eine Unze, in Oesterreich und Ungarn und Aus land weniger als zwei in Italien drei Unzen Fleisch. , Drei Unzen wären vielleicht am Zutragilchsten. In vcv Ver. Staaten aß man demnach als durchschnittlich täglich um zwei Un- zen zu viel. Außerdem ist dabei noch wnter zu berücksichtigen, daß es tm Lande eine große Zahl von kleine Kindern und alten Leuten gibt, Vu jedenfalls erheblich weniger als jeni fünf Unzen oder sogar gar kein Fleisch verzehrt haben. Zieht man sie in Rechnung, so stellte sich der Fleisch' verbrauch für die übrige Bevölkerung wahrscheinlich auf sechs bis siebe Unzen den Tag. Von einzelnen be sonders starken Essern wurde sicher noch mehr geleistet. DieseS übermä' ßige Fleischessen war ein Unfug, dem man schon längst hätte steuern sollen. Es ist mit Freuden zu begrüßen, daß det Krieg dazu beitragen wird, ihm ein Ziel zu setzen. Wie die Verhält nisse heute liegen, müssen sich die Fleischesser in erhöhtem Maße der Pflanzenkost zuwenden, wenn sie nicht hungrig bleiben wollen. Und das wird ihnen ausgezeichnet bekommen. Sie werden sehen, daß sie sich bei der neuen Ernährung besser befinden wer den. als damals, da sie nicht leben zu können vermeinten, ohne dreimal des Tages ein faftiges Steak zu attackic ren. Die Aerzte werden in' Zukunft weniger Dyspepiiker in Behandlung haben, und die Nierenkrankhciten, die heute eine viel zu große Verbreitung im Lande haben, werden sich an Zahl verringern. Chiroprakttt". . Der von Franklin Biske der Presse mitgcitclte Fall, nach welchem Dr. Riley Moore. Washington, D. C.. ei nen australischen Soldaten namens Tod Skykill nach 17monatiger Blind heit nach den Prinzipien der Chiro Praktik geheilt hat. ist zweifellos rich tig, ohne ein Mirakel zu sein, schreibt Dr. Chas. Mildenberger. Die Be Handlung im Genick an der Spitze des Rückgrats", bestand natürlich, wie jedermann bekannt, der. mit dieser wissenschaftlichen Manipulationsme thode vertraut, und die gewöhnlich Spinal Adjustment genannt wird, in der Zurechtsetzung einer aus feiner normalen Lage gegangenen Rücken wirbelknochcn (Verrebrae), in diesem Falle jedenfalls der 2. und 2. Cervi kal Vertebrac, von wo die Ophtha malik Nervendivision entspringt und welche durch die Verrückung (Disloka tion) die Oeffnung (Foramania) so zugedrückt, daß der Blutzuflutz so wohl wie auch die Nervenflüfsigkeit und folglich deren Funktionen inhi biert wurden und Blindheit die na türliche Folge war. Nachdem diese Pressur. d. h. die Ursache der Krank heit, durch den Doktor beseitigt war, so war es nur natürlich, daß di: Funktionen der Organe wieder nor mal wurden und das Augenlicht sich wieder einstellte. Diese Fälle sind nicht blos nicht selten, wenn es sich auch nicht ost um vollständige Blindheit handelt, ,und jeder Osteapath findet in seiner Praxis solche Dislokationen täglich; doch leider hat nicht jeder, der sich Osteopath oder Chiroprakter nennt, die Fähigkeit diese Manipulation, welche eher eine Kunst als eine Wis senschaft genannt werden muß. aus-- zuüben. Auch darf man nicht glauben, daß immer oder sogar pur in vielen Fällen die Ursache von Blindheit in einer Dislokation eines RUckgratwir bels besteht. Ein deutscher Arzt, Doktor med. Josef Moehinger, Freiburg, Baden,' ' ' r v r. 4 . . r . . jt kam zu dem auLi.iieiZiilyen Jioea, diese Heilmethode an der Quelle zu studieren, nach Amerika und wurde nicht nur ein enthusiastischer Anhän ger der neuen Schule, sondern schrieb auch 'ein Buch: .Chiropraktik vs. Medizin", in dem er die Vorteile der Methode und ihrer Wissenschaft lichen Prinzipien im Gegensatz zur czlten mezmlschen Schule verteidigt. Chiropraktik ist eine Heilmethode wie Osteopathic, welche alle Fächer der alten medizinischen Wissenschaft, mit Ausnahme von Materia Medica, für welch letzteres noch .Theorie und Praxis der Osteopathie, umfaßt. Ein - i i r m.i&.t. v... XIU DICCt -MUUjUVt UCl(ljl lll VElll Adiuftieren aus ihrer Lage gerückte: Nllckgratwirbel, und da dies eine be ondere Kunst und die meisten Leiden durch obengenannte Dislokation ent stehen und eine Heilung unmöglich olanae die anatomische Struktur ab normal, so haben einige Aerzte dar auS ein vollkommenes System aufge baut, welches besonders im Westen viele Anhänger fand. Ein Unzufriedener. Alpenwlrt: .Tö3 sckante Stadtvolk l Da haben s' keine Ruh gelassen, ich muß a Beschwerdebuch anschasfen, und setzt, wa ich's hab, schreibt ka Teufel eine ZeZZiwerdi ml ii j Das MS iion Blcndhcim. vlomcm von Woldemar Urban. t t lv (3L Fortsetzung.) ' Um Gotteswillen. Herr Director. nur da nicht. DaS wäre der Tod meiner Mutter, und ich will lieber alle hergeben, bis auf den letzten Pfennig, den ich besitze, und arbeiten, daß mir da Blut auS den Fingern spritzt, nur erhalten Sie meiner Mutter das Gut, in dem s fast fünfzig Jahre gelebt, aelorat und aearvetlet yat. Ich nehme eS ihr nicht. Mein Wor darauf. Und wenn Sie einspringen. wird eö ihr wohl auch kein anderer nehmen. Ader suchen Sie Ihren Bru der. Wir müssen ihn haben, um zu wissen, wie alle steht und vergessen Sie das nicht, zu verhüten, daß er noch größere Unglück anrichtet. Ist er erst wieder da. io kann man vielleicht vieles abwenden und mildern. Aber schaffen Sie ihn ,ur Stelle. Herr Doctor. Felix Sellentin verließ den Director und trat nach einigen Minuten wieder hinaus in den dämmernden Morgen. Der junge Mann, der in den letzten Tagen aber wieder anfing, zu arbeiten, zu tffen und zu leben, war von den erhaltenen Nachrichten wie niederge- donnert. Sternfeld wtte sich nicht in ihm getäuscht. Er fühlte den Makel, den sein Brud?r auf die Familie warf, mit der ganzen niederdrückenden, vum pfen Gewalt. Wie lähmend wirkte der Gedanke auf ihn. daß m ruvcr einer jener Verlorenen und Verkomme- nen sein sollte, mit denen sich die o fentlichen Richter beschäftigen müssen und die im Zuchthaus die isnieyrung sühnen, die sie sich selbst zuae ugt ha ben. Noch me'sr deschlich ihn aber die Angst, wenn er daran dachte, daß seine Mutter davon erfahren könnte. Konnte eine solche Nachricht ihr nicht den sökwersten Sckad: zutonens Felix Sellentin nahm eine Droschke und fuhr zunächst nach dem Polizei 'amt. Die Sache war viel einfacher, als er sich vorgestellt. Die Herren wa ren gar nicht reugierig und wollten nur genau wissen, wie der Vermißte aussah. DaS war ein sehr natürliches Verlangen und Felix Sellentin kam ihm auch auf's Genaueste nach. Zu- fällig besaß er eine Photographie fei nes Bruders und er sagte dem Polizei commissär, der mit dieser Sache be traut, war, daß sein Bruder sich miß- licher Familienveryaltniize yaioer tut fernt habe. Er wolle ihm sein Photo graphie innerhalb einer Stunde bn gen. . Das wird gut sein.sagte der Be omte. Ist dann Ihr Bruder überhaup noch in Berlin, finden wir ihn sicher, Verlassen Sie lies daraus. Und Sie geben mir dann sofor Nachricht, damit ich ihn abholen und mt ihm sprechen tann k Selbstverständlich. Darauf fuhr FIix Sellentin nach dem Telegraphenbureau, um eine Te pesche an Director Zierold aufzugeben mit der Bitte um Auskunft, ob sein Bruder nach BKnohcim zuruckgekehr sei. Dann fuhr er nach Pankow, um die Photographie zu holen. Je mehr er sich feiner Wohnung na herte. wo er seiner Mutter begegnen, mit ihr sprechen mußte, je mehr siel ihm daö Todestraurige, das Jammer liche seiner Nachforschung wieder 'S Gemüth. WaS sollte er seiner Mutter nun sagen? WaS durfte er ihr sagen? Schließlich chatte sie doch als Mutter ein Recht, zu wissen, um was es sich handelte. Sie stand schon in dem kleinen vor dem Hause befindlichen Vorgarten alö er kam, und schien auf ihn gewartet zu haben. , Du hättest Deinen dicken Ueberzieher anziehen sollen, Felix. Ich habe den ganzen Morgen Angst gehabt, daß Du Dich erkälten kannst mit dem dünnen Ding da, sagte die Mutter. Wie kannst Du nur so früh und so leicht gekleidet ausgehen. Tu weißt doch, daß Du kein Riese bist, wie Dein Brühn Gu stav. Dem schadet natürlich nichts WaS wollte denn Herr Stcrnfcld so sruy und so eilig von LZir? Es handelte sich um Geschäfte. Mut ter, erwiderte er kurz. Hm. Kann mir'ö denken. Die Pa tente lassen ihn keine Ruhe. Aber so früh! DaS hatte doch auch Zeit bis !,ttag. Herr Sternfeld ist ganz plötzlich rirankt. Erkrankt? Ja, mein Gott, wie kannst Du nur so etwas so rasch sagen, Felix. Du erschreckst mich ja. WaS fehlt ihm denn? Er ich weiß nicht. Ich glaube, er hat eine Art Schlaganfall gehabt. Ach. du himmlischer Vater, einen Schlaganfall! Na, die arme Frau Di rectorin. Die wird fchön erschrocken sein. Aber wie siehst denn Du aus, Felix? Laß Dich mal anschauen. Was ist den mit Dir? Du siehst ja ganz blaß und fiebrig aus. Mutter, ich bin ganz wohl. Tai ist die schlechteMorgenlust. die mich etwaö alterirt hat. Und gefrühstückt hast Du natürlich auch nicht. Ich dachte mir'S gleich. Komm nur, es ist schon alles fertig. Ich muß gleich wieder in die Stadt. ; Erst wird nun gefrühstückt Aber ' Komm nur. Alle! WaS recht ist. Wal kann denn dai alle helfen, wenn Tu dann wieder daliesli. monatelang 'i und sannst Dich nicht rühren! Ich wollte. Du hättest nur ein BiLchen von Deinem Bruder Gustav, der arbeitet sich in seinem Lebe einmal nicht krank. Und er hätte dazu doch eine ganz an dere. robustere Natur als Du. Laß doch das. Mutter. Wir' sind nun einmal, wie wir sind. Er mußte sich sehr in Acht nehmen, seine Mutter nicht von der Aufregung merken ,u lassen, die ihn beherrschte. Deshalb konnte er auch nicht umhin, sich zum Essen hinzusetzen und wenig sienS so zu thun, alS ob er frühstücke, obgleich ihm der HalS wie zugeschnürt war. Dabei ging seine Mutter fort während ab und zu, bald daS, bald jenes fragend, und er mußte sich bei seinen Antworten zusammennehmen, sich nicht zu verrathen. Von Zeit zu Zeit sah er sich nach einem Bücherregal um, aus dem ein altes Pyolograpyie Album lag. Aber wie sollte er daS Bildniß seines Bruders nehmen, ohne von seiner Mutter dabei betroffen und gefragt zu werden. Endlich gelang S ihm, seine Mutter unter einem Vorwanv aus einige mi nuten auS dem Zimmer zu entfernen, Während dieser nahm er das Bild an sich. Es war freilich schon vor einigen Jahren angefertigt. Sein Bruder hatte 9 l. (V wl r f s ! aus Dem uoe nocy lein sruycrcs in sche und gesundes Aussehen. Seus zend schob er es in die Tasche. Wie würde er ihn wiedersehen? Dann ging er fort, versprach aber ferner Mutter, in einer Stunde wieder da zu sein, und sagte zu ihr. daß wahrend seiner Ab Wesenheit vielleicht eine Depesche auS Blendheim ankommen würde, die er ermane. , ie ioue ne nur negrir iaj sen. bis er zurückkomme. Dadurch wurde seine Mutter zuerst aufmerksam und ahnte, daß wohl etwas Ungewöhnliches geschehen sein müsse. Sie bestürmte ihn nun mr Fragen aller Art, aber er blieb zunächst noch standhaft und lies sort, ohne ihr etwas verrathen zu haben. Gegen Mittag traf auch die Depesche von Zierold richtig ein, aber Felix war noch nicht aus der Stadt zurück, ob wohl aus der einen Stunde nun schon fast drei geworden waren. Frau Sei, lentin wurde immer unruhiger und machte sich in ihrer Ungewißheit die tollsten Ideen. Die Adresse der Depe sche lautete: Sellentin. Pankow. Frau Sellentin besah sie hinten und vorn. WaS mochte drin stehen? fragte sie sich Endlich konnte sie ihre Unruhe nicht mehr meistern und öffnete sie. Sie war kurz und lautete: Ihr Bruder ist seit drei Tagen von hier abgereist. Es fehlt jede Nachricht von ihm. Zieröld, Da die Depesche für Felix bestimmt war, konnte sich das nur auf Gustav beziehen. Nun war auch der Frau Sellentin sofort alles klar. Es war ein Unglück geschehen,, und ihr Sohn Gustav war darin in irgend einerWeise verwickelt. Endlich kam Felix, abgehetzt, müde und verzweifelt. Alle feine Schritte waren umsonst gewesen. Gustav Sei lentin warvie vom Erdboden ver Schwunde. Nun fand er feine Mutter mit verweinten und verkümmerten Zü- gen. WaS ist Dir, Mutter, fragte er mit linsichcrerStimme und fast rauh, willst Du mir auch noch das Herz schwer machen? Wo ist Gustav? entgegnete sie. WaS ist geschehen? Meinst Du, die Sache gmge mich nichts an? Die Depesche von Zierold ist da? sraate er wieder ahnend. Ja. Dort liegt sie. Rede also. WaS ist geschehen? Er las das Blatt. Dann ließ er die Hände matt herabsinken und sagte nach einer kleinen Paus: Nun wohl, Mutter, Gustav hat Dummheiten gemacht. Da ?st Alles. Die Ungewißheit soll Dir nicht noch größer mslen, was ohnedies für uns schon traurig genug ist. WaS hat er gethan? Er hat sein Geld verspeculir! und im Zorn darüber sich sich mit Director Sternfeld überworfen. Aber sei nur nicht ängstlich, fügte er rasch hinzu, als seine Mutter eine er schrockcne Bewegung machte, ich habe mit Sternfeld schon alles geregelt. Ich decke alles und Sternfeld sagt nichts. Das Gut bleibt Dir, Mutter. Drum sei ohne Sorge. Es wird sich alles wieder einrichten. Und wo ist Gustav? Ich weiß es nicht, antwortete er schwer und dumpf. Er ist todt, schrie sie. und Du willst eZ mir nur nicht sagen? Nein! Nein! Ich versichere Dir auf mein Ehrenwort, daß ich eS nicht weiß. Möglicherweise, fuhr er leiser fort, ist es ihm gelungen, zu entkommen, nach Hamburg oder Bremen oder in einen andern ZluslandÄ,afn. Also tröste Dich nur, Mtter, wir mössen ja doch dulden und tragen, was kommt. Sie fl schluchzend in einen Stuhl. Tak nennst Tu inen Trost? weinte ie leise. Mein Sohn unehrlich, ent ehrt und landflüchtig! Das soll ein Trost sein ( Wai sollte er ihr sagen? Er glaubte ganz geoiß. deß fein Bruder todt sei. Er ar wiederholt auf der Polizei ge mefen, um. Nachrichten zu erdalten. aber veraedenZ. ; Man hatte ihm nur I gesägt, Laß heute Nachk ein größere Razzia abgehalten würde. Gestern Nacht fei S ,u spät dazu geworden. Sollte man dabei ein Spur seines Bruder entdecken, so sollte ihm sofort telegraphisch Nachricht gegeben werden. Aber oll diese traurigen Einzelheiten wäre doch auch kein Trost für seine Mutter. Hast Du mir nicht gesagt, Mutier fuhr er nach einer langen Pause ruhi ger und zuredend fort, damals als ich im Krankenhause im Fieber lag: C! wird alleS. alles anders? Die Welt ist dazu da. sagtest Du damals, daß sie sich jeden Tag ändert. Warum willst Du nun an Deine eigenen Worte nicht glauben ? Auf trübe Tage folgen helle. Mutter. Halte also aus! Halt nur noch diesmal auS. Lange saßen sie beisammen, bald schluchzend und weinend, bald vor sich hinstarrend und kurze, abgerisseneSätze wechselnd. Ein ganzer langer Tag und eine Nacht war vergangen; wieder wurde eS finster, wieder Nacht und es kam keine Nachricht, weder von Gu stav selbst, noch, wie Felix erwartete, von der Polizei. Sie dachten gar nicht daran, schlafen zu gehen. Wozu denn? Sie fanden ja doch keinen Schlaf. Sie warteten! ES war kurz nach drei Uhr Mor genZ, als die Nachricht von der Polizei in Berlin durch einen Extraboten ein traf, daß man den Gutsbesitzer Gustav Sellentin gefunden habe. Sein Bru der Felix solle sich bei dem Polizei. Posten der Jannowitzbrücke melden, um ihn zu recognoSciren. Weiter stand in der Depesche nichts. Ein leichtes Zit tern überlief Felix als er sie laS. WaS sollte daS heißen: ihn recognosciren? War er todt, daß er nicht mehr selbst sagen konnte, wer er war? Oder glaubte man seiner Aussage nicht? Rasch warf er einen Ueberrock über, setzte den Hut auf und rannte nach eini gen kurzen Worten zu seiner Mutter hinaus in die Nacht. Er lief die Straße entlang, um zu nächst einen Wagen zu suchen. Dann ging es, so rasch wie möglich, in voller Carriere nach der Jannowitzbrücke. Wie würde er seinen Bruder sinden? dachte Felix unterwegs. Die Ungewiß heit, diese fürchterlich Qual würde ja nun aufhören, aber wie würde die Ge wißheit, die er fand, aussehen? Er hatte seinen Bruder nicht wieder gese hen seit jener Nacht, in der er vor dem Kaffeehause in der Leipziger Straße zusammengebrochen war, während sein Bruder Gustav halb berauscht, über mllthig. den Cylinder auf dem Hinter köpf und mit ausgeschnittener West dem Trott des Berliner Nachtlebens folgte und an ihm, an feinem Bruder vorbeiging, als kenne er ihn nicht. DaS war noch nicht einmal ein Jahr her und sein Bruder sah damals aus wie das ewige Leben. Wie würde er ihn nun finden? An der Jannowitzbrücke? Endlich hielt der Wagen und Felix Sellentin stieg eilig aus. Ein Schutz mann in einem langen, dunkeln Man tel. den Helm auf dem Kopfe, trat aus dem Dunkel der Straße, in der er hielt, auf ihn zu. SindSie der Chemiker Doctor Felix Sellentin? fragte er. Ja. ich komme-infolge einer erhalte nen Depesche, um ... . Ich weiß schon. Kommen Sie, un terbrach ihn der Mann. Dann gingen sie über die Brücke weg, bogen auf dem andern Ufer rechts ab, indem sie dem Fluß stromabwärts folgten. Eine entsetzlich kalte Feuchtig keit umfing sie. und der Strom, der sich dunkel und leise quirlend und rau fchend zwischen den Ufern dahinfchob, machte einen einsamen, räthselhaften und unheimlichen Eindruck. Flackernd spiegelte sich da und dort eine Ufer laterne in dem Wasser, deren Schein gespenstisch über die Fluth zuckte und irrlichterte. Felix Sellentin wollte etwas sagen, oder fragen, aber er wagte nicht, auch nur ein Wort verlau ten zu lassen. Wir hatten Ihnen schon eineStunde früher Nachricht geben können, sagte endlich der Schutzmann, aber es ver ging so lange Zeit, ehe wir ihn wieder fanden. Sie wissen, wie es kam? Min. Ihr Bruder wurde kurz nach Mit- ternacht dort in jener Straße in einer Nachtklappe aufgestöbert, leistete aber der Patrouille einen fo unerwarteten Widerstand, daß es ihm gelang, zu ent fliehen. Damit betrat der Schutzmann vom Quai aus einen der großen Kähne, die dort im Strom lagen und wohl Obst oder Aehnliches von der oberen Spree nach der Hauptstadt gebracht hatten. Auf dem Hintertheik des Kahnes, den Felix Sellentin, gleich hinter dem Schutzmann hergehend, betrat, sah er eine kleine Laterne an einem der Taue hängen, die nach dem Mast hinauf gingen. Neben der Laterne standen wieder zirei Schutzleute. Unten am Boden lag etwas, waS Felix Sellentin aber noch nicht erkennen konnte. Er kam bis zur Brücke. Tort, mu schen dem zweiten und dritten Bogen, uhr der Schutzmann sort. stürzte er sich herüber, ohne daß eZ die Pa- trouille, die ganz nahe hinter ihm war, hindern konnte. ES geschah natürlich alles, um ihn noch zu reiten, leider der aebenS. Da liegt er. Damit zog Tat Mann eine dunkl Deck, einen Rock oder AekmlicheS. mit dem man den Körper bedeckt hatte, von dem am Boden liegenden Gegenstand ort und Felix Stllntm stand vor der Leiche seines Bruderi. (Fortsetzung folgt.Z !KWW!W!?' ESwmmämwimaiäMMmü Verlangt Weiblich. Verlangt Gute deutsche Haushäl terin in mittleren Fahren für ölte, ren Herrn. Gutes Heim. Nachzu fragen unter Box H. M,, Omaha Tribüne. 7.20-18 Stellungsgesuch. Tüchtige Frau im mittleren AI ter sucht Stellung als Haushälterin bei einem Witwer oder Junggescl len. nur m der Stadt. Adresse Box H 3 Tribüne. 7-10.18 Verlangt Männlich. Verlangt: Deutscher oder oster reichischer Zarmarbeiter sosort für ei. ne Viehfarm gMi'mscht. Dauernde Arbeit. 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