Tägliche Omaha -friBsmr. e5s,,,,s,,, Sajkiixuß. 5 Novcllrtte doa D. Zilckcn. ES war acht Uhr moraenS. Durck da offene Fester drang die toiir zize Waiviust und die Sonne eines hellen MatmorgenS. Die ZZrau Ober forstn iibcrfah den einladend aedeck teil Fiühstutisch. ordnete Messer und Gabeln noch zierlicher, stellte noch eme Schale mit Honig hin und legte sich, eine Stickerei in den $än den, wartend an ihren Nähtisch. Nicht 'lange, so knarrte das Los, toi. Ein bräutliches Lächeln flog uoer oas Geiiql oer tfrau, die zart und fein wie ein Mädchen war. Nun wurden auf der Steintreppe schwere cannertiltte und Hundegekla s laut: die Ztmmertur wurde aufgerissen, der iUerrster, begleitet von seinem .Mentor", stand in der Stube. Er trug ein Gewehr auf der Schulter, ein zweites in der Hand. .Guten Morgen, Irma grüßte n seine Frau und lehnte die beiden Büchsen rechts und links an einen Etuhl. .Ist kein SchuK drin! sagte er dabei, etwas verächtlich, weil er sah, daß Irma angstlich hinüber blickte. .Wir haben ihn," sagte n dann vergnügt. .Den Bock?" frug Irma. .Den auch war leider schon geschossen aber den Wildschützen haben wir. Es war, wie ich dachte: Brandes.' .Den hast du totgeschossen?' fragte Irma zögernd, gefaßt, etwas Schreckliches zu hören. Der Oberförster mußte lächeln. .Na, so schlimm sind wir nicht mit ihm umgesprungen, aber wir haben ihm das Fell ordentlich gezaust, was Mentor?' Jäger und Hund blinzelten einan der Verständnis und liebevoll an, dann wandte sich der Oberförster' mit Appetit seinem Frühstück zu. Irma hatte diensteifrig und ge räuschlos die Kaffeetassen gefüllt und von dem .Schinken, der neben ihr lag, feine Scheiben geschnitten. Ge duldig wartete sie, bis ihr Mann mit ihr reden würde. Der stillte erst mit ein paar Bissen seinen Heiß Hunger, und nun erzählte et: .Ja, ich war also kaum eine halbe Stunde von Haufe weg, und es war eben ordentlich Tag geworden, da fcnr 4 hrt Vrn rtrtrfirrnf 1 iwie iuy wib viii uvwuuivu 7 einen Schuß. Ich dachte sofort an Brandes, rief deshalb Mentor zu mir, und wrr schlichen, daß auch nicht ein Zweig knackte. Nah bei den Jä gerbänken hebt der Hund auf ein mal den Kopf, wittert, sieht mich an und führt mich quer durch den Wald, nach der Lichtung, wo ich neulich den Bock gesehen. Brandes hatte also richtig gewußt, daß das Tier dort austrat; hat es regelrecht aus dem Anstand geschossen! Dicht bei der Lichtung ist eme Grube, mehr als mannstief, dahinein hat er den Bock geschleppt und ist in aller Ruhe daran, ihn aufzubrechen. Drauf Mentor, faß!' ruf ich, und ehe er noch das Gewehr erreicht hat, ist der Hund schon drüben, packt den Kerl am Kittel und zerrt und beißt, und kugelt in dem unebenen Loch köpf- über mit ,hm hin. Mentor war tote der Teufel bis ich dachte der Kerl habe genug. Habe aber den Hund kaum zur Ruhe bringen kön nen." Und dann?' fragte Irma zit ternd. , .Dann mußte mir der Spitzbube den Rehbock auf die Schulter neh men, und so, immer' mit dem knur renden Hund daneben, sind wir zum Forsthaus gegangen und haben da den Bock abgegeben.' Der Oberförster lachte in Gedan ken an den Sünder, der knirschend und widerwillig seinen Raub ge schleppt. Irmas Gesicht aber war immer sorgenvoller geworden. .Ist der Mensch eingesperrt?' fragte sie. .Bewahre. Er lief, was er konnte, als ich ihm den Laufpaß gab. Jetzt machen wir eine Anzeige, und das übrige überlassen wir dem Gericht.' Der Oberförster war mit dem Frühstück fertig, er stand auf, nahm zunächst die Büchsen vom Stuhl und schloß sie in den Gewehrschrank. Auf einmal hörte er hinter sich Schluch zen. Irma faß am Tisch und weinte. ' .22? ist denn los?' fragte er verblüfft, beunruhigt, ging zu ihr hinüber und hob ihr kleines, tränen nasses Gesicht. Sie umklammerte krampfhaft die derbe Hand. .Wenn dir etwas geschehen wäre! Wenn er dir auflauert! O du, du daß du immer allein in den Wald gehst, und immer mit Geweh ren hantieren mußt!' Der Oberförster hätte sich den! kennen, daß das kam. Kreuzhimmelelement, bist du eine Jäzersfrau!' brauste er auf. Es ist eine harte Geduldprobe, wenn jemand, der nichts in der Welt mehr achtet, als. Schneidigkeit, ia täglich erfahren muß, daß gerade die, die er am höchsten schätzen möchte, keinen Funken davon besitzt. Er hatte ihr mit guten und mit v?ft Worten zugeredet, er ltte -t Enaelsaeduld crllärt. dak eine Flinte bei Halbweg? verständl ger Handhabung kein Unglück an richten kann. Vergeblich. Irma tat immer noch, als ob ein königlich xreu,zi,cyer gorst die Gefahren eines Urwaldes berge, und vor Sckiek, eisen, selbst wenn sie nicht einmal geladen waren, hatte sie eine heillose ANg,l. .Hasenfuß du, dir darf man ja rein gar nichts erzählen. Da bleibt mir zur Unterhaltung schließlich bloß der Hund.' Halb mitleidig, halb ärgerlich noch liopsle er aus die zuckenden Hand aen. Nach einer Weile beruhigte sie sich Der Oberförster ging nun an den Schreibtisch, um die Eingabe anS Gericht aufzufetzen. Die wollte am Nachmittag dem Amtsrichter bringen. Irma war bald im Zim mer, oald m der Küche, ordnete und bastelte in emsiger Geschäftigkeit, ohne ihn zu stören. Als sie beim Mittagessen ihm gegenüber saß, wa ren die Spuren der Tranen ver schwunden, sie war freundlich und heiter, aber er fand, daß sie blaß aussah. ,Du konntest mich nach der Stadt begleiten, des Spazierganges wegen sagte er. Irma nickte glucklich und dankbar Kaum war der Tisch abgeräumt und kaum hatte der Hausherr bei einer Pfeife die Jagdzeituna durch geblättert, da stand sie schon zum Ausgehen fertig vor ihm, in einem weißen Hütchen und duftigen Kleid. Der Oberförster vertauschte die lei nene Hausjacke mit dem Uniformrock und setzte den grünen Filzhut mit dem königlichen Adler auf. Men tor, der merkte, daß es hinausging, umsprang das Paar bellend. So ein verwöhnter Hund will natürlich nicht zu Haus bleiben", sagte der Oberförster, öffnete die Tür, und das Tier schoß ausgelas en den breiten Weg hinab. Der Oberförster und seine Frau gingen Arm in Arm. Es war ein herrlicher Tag, der Himmel blau, der Forst noch im ersten, lichten Grün. Irma zeigte ihre helle Freude über den schönen, kräftigen Bestand, der in der Gegend seinesgleichen suchte. Sie staunte über die Menge von Ane monen,'die unter den Buchen wuch en, sie achtete auf die Vogel, die hin- und wiederflogen, lachte über einen Hasen, der über den Weg prang und verfolgte entzückt ein Eichhorn, das von Ast zu Ast klet- terte. So, mit ihrer lieblichen Mun erkcit, hatte sie ihm, der sich nie et was aus Weibern gemacht hatte, vor zwei Jahren das Herz bezwungen. In Berlin hatte er sie auf der Hoch e eines Zetters rennen gelernt, ein blutjunges Fräulein, das eben erst aus der 'Pennon gekommen, und es war ihm, dem gewiß niemand nach sagen konnte, er sei poetisch veran lagt, bei ihrem Anblick ein Vers ein gefallen: Du bist wie e:ne Blume. Und da er lange Umschweife nicht liebte, wurde nach wenigen Wochen die Verlobung gefeiert und bald dar auf auch die Hochzeit. Er hatte den Schritt nicht bereut. Sein Hauswesen, eine ungemütliche Junggesellenwirtfchaft früher, war behaglich , und traulich, seit Irma darin schaltete. Hatte sie nur etwas Verständnis für sein Handwerk ge habt, es hätte ihm nichts zum Glück gefehlt. .Da ist die Bank.' sägte Irma letzt, auf ein liebliches Platzchen un ter einer mächtigen Buche deutend. Gleich darauf traten sie aus dem Wald, vor ihnen lag das Ausge baut", eine Ansiedlung von Tage löhncrn und kleinen Ackerern. Nun ging es zwischen Gartenhecken und Obftwiesen her, und dann hatten sie die holperige Hauptstraße des Städt chens erreicht und standen vor dem Amtsgericht. , .Du brauchst nicht mit hinem, sagte der Oberförster. .Geh' zurück und warte auf mich bei der großen Buche, ich komme gleich nach.' Er trat m die Tur. .Nein, Mentor, du bleibst bei der Frau. Ueber die Schulter nickte .er ihr noch einen Gruß zu. Irma ging mit Mentor langsam die Straße hin ab. Jetzt war sie wieder an den Gärten und Obstwiesen und jetzt am Ausgebaut. Kein Mensch war in den ärmlichen Hauschen zu sehen, die Leute waren alle auf dem Felde. Doch nein hinter dem letzten Hause, in einem Hof, m dem es wust und ver kommen aussah, stand ein Mann, der hatte den Fuß auf einen Hau klotz gestemmt und war daran, ein verrostetes Gewehr instand zu setzen. Als er 'der Frau und des Hundes ansichtig wurde, schüttelte er die Faust, die mit einem Zeugfetzen der bunden war. Irma ging vorüber, ohne ' den Mann zu bemerken. Sie kam zu der Buche und setzte sich auf die Bank. So wie sie aber keine Häuser mehr sah, und den Wind in den Kronen raunen hörte und die BltLter kni siern und sich so ganz allein in dem! Walde fühlte, kam die Furcht übn1: sie. .Ich habe doch Mentor.' trö-, stete sie sich, .und bis zum Ausge! baut sind's keine drei Minuten.'! Dann dachte sie, daß ihr Mann siel wieder Hasenfuß nennen würde. Er hatte recht, eine IägersZrau sollte an! der sein, der Hund war ihm ein j besserer Kamerad. Der führte jedes mal einen Freudentanz auf, sobald sein Herr die Flinte umhing, der kannte . nichts Höheres, als seinen Herrn auf die Jagd zu begleiten. Und sie sie war ein einziges Mal mitgewesen, und nie mehr, hatte e gesagt. Irma war sehr zerknirscht, alö sie daran dachte. Wen er wohl mehr entbehren wür dc, sann sie nach, sie oder Mentor? Er konnte mit dem Tiere wie mit einem Menschen reden. Und es sie len ihr alle die Lobsprllche ein, die er dem Hund gespendet, und daß er sich über sie oft hatte argern müssen. Ja, und er hatte gesagt: Wenn dem Tier ein Unglück geschähe, das wäre fast so schlimm, als wenn mir selbst etwas zustieße. Irma fühlte sich sehr, unglücklich. In der Tiefe ihrer demütigen Seele war sie zu der Ueberzeugung gekom men, daß der Hund mehr für ihn wert sei. Sie stand auf und ging abermals auf das Ausgebaut zu, dem Gatten entgegen. So gelangte sie an das Haus mit dem wüsten Hof. .Mentor, wo bleibt dein Herr? fragte Irma. Mentor ist zehn Schritte voraus. Er bleibt stehen, späht aufmerksam nach der Richtung, aus 'der sein Herr kommen muß. Auch Irma wartet, blickt um sich. Da, fast neben sich. sieht sie einen Menschen, der hat das Gewehr an der Backe und zielt auf den Hund. Sie begreift: Brandes er will sich rächen. Schon spannt Brandes den Hahn, und zetzt letzt Wenn dem Tier ein Unglück ge schähe " hatte ihr Mann ge sagt. ' Da springt Irma hinzu und wirft sich mit aller Kraft auf den Men chen. Sie ist zu schwach, ihm das Gewehr zu entreißen, der Laus ver ändert bei dem Anprall nur die Rich tuna. Ein Knall und Pulverdampf, Irma sinkt seufzend zusammen. Der chutze aber, dem Entsetzen das Haar träubt, läßt das Gewehr fallen und lieht nach dem Walde. Doch einen Pulsschlag, ehe das ge chah, war an der Wegbiegung der Oberförster aufgetaucht, und in ge strccktem Galopp war Mentor ihm entgegen gesprungen. Da kracht der Schuß. Mentor rennt zurück und dem Entfliehenden nach, um, noch ehe er ihn erreicht hat, abermals Kehrt zu machen und der Frau zuzueilen, die am Boden liegt, und von dieser inweg wieder dem Oberförster ent- gegen. &o macht er ranos, reucyeno und bellend , mehrmals die Runde, bis sein Herr die Unglück statte er reicht hat. Der stürzt neben der Reglosen nie der, an der nichts bemerkbar ist, als die Blässe des Gesichts. .Irma. Irma, um Gottes willen, was war das?" Da Lsfnet sie die ' Lippen, ihre Stimme klingt lallend: .Brandes er wollte den Hund da wollt' ich ihm das Gewehr nehmen.' Hilfe. Hilfe.' fchreit der Ober forster, .ein Unglück! Ein Junge, der nahebei gearbeitet, hat auch den Schuß gehört. Er ist schon zur Stelle. .Junge, lauf ins Krankenhaus. Eine Bahre, der Doktor soll kommen. Schnell, schnell.' Der Junge lauft schon. Der Oberförster hält Irmas Oberkörper in seinen Armen. .Wo tut's weh, Irma?' Keine Antwort, kein Lebenszeichen. Der Oberförster beugt sich über sie, öffnet ihre Kleider, reibt ihre kalten Hände. Mentor drückt sich winselnd an seinen Herrn; der merkt es nicht, denn er lauscht und wartet in atem raubender Angst. Da macht der Hund den Hals lang, hebt den Kopf gen Himmel und heult ... heult ... Schauerlich tont es durch die Stille. Es klingt dem Manne wie eine To tenklage. Heiliger Gott, wenn sie stirbt, gar schon tot ist! Um einen Hund!' stöhnt er ver zweifelt. Und plötzlich saßt ihn ein Graulen vor dem Tiere, dessen Rettung er vielleicht mit dem Leben seines Wei des bezahlt hat. Er fühlt: er hat den Hund gern gehabt, sehr gern, aber fortan wird er ihm furchtbar sein. Er wird seinen Anblick nicht mehr ertragen können. Der Oberförster erhebt sich schwer fällig prüft mit zitternden Fingern das Gewehr, das Brandes hat fallen lassen es ist eine schlechte, alte Doppelbüchse und er zielt schießt. LautloS stürzt Mentor zu sammen. Der Oberförster aber, überwältigt von Ergriffenheit und Weh, sinkt zwischen dem toten Hunde und der bleichen Frau zu Boden. O du tapfere, arme Maus! Hun dert-, tausendmal hätte ich den Hund für dich hingegeben.' Da ist es, als fliege ein leichtes Rot über ihre Wangen. Sie hat seine Worte verstanden lebt! Zwar die Stimme klingt ihr noch wie aus weiter, weiter zzerne. aber tapfer hat er gesagt. Sie schlägt die Augen auf tiefes, seligstes Gluck leuchtet darin und lächelt ihn ganz munter und siegeestolz an. Lnd laut aufjubelnd halt der Ober förster sein mutiges, liebliches Weib umfanzen Ei Abcnteukr. Von Acmi Kindt. Es war schon ein wenig spät am Tage. um nacm corvarmenoe Berliner allerdings noch zeitig genug, aber für solide Leute, zu denen die glücklich Verheirateten ebenfalls . zu rechnen. Ilno, m der L.at chon ipat. denn fehlte nicht viel an EinS. Und die folgenden Zeilen handeln von einem glücklichen Verheirateten! Infolge dieser acwohnheitsmäkicien chronologischen Auffassung beschleu nigte denn auch Herr Ottokar Am. berger in der Nähe des Spittelmarkts seine Schritte, um eine Pferdebahn zu erreichen, die ihn zu den hauslichen Penaten führen sollte. Aber soweit er sein Auge die feierlich blinkende aternenreiye der endlosen Straße entlang schickte, so sehr er sein Ohr anstrengte, um das aufdringlich-selbst bewußte Gebimmel eines dahersausen den Drains zu vernehmen es blied vorläufig erfolglos. Einen Moment de atm er ich. ob er nicht besser täte, den Kutscher dort drüben anzurufen, der mit seinem Pserd um die Wette schlief aber sein besseres Selbst triumphierte, die ses nämliche Selbst, das Frau Char lotte während einer zehnjährigen Eyc in unverdrossener, mühevoller Arbeik zu jenen Tugenden herangebildet hat te, welche dem Weibe Wohlgefallen, und unter denen die Sparsamkeit in Bezug auf Droschken nicht die gering sügigste war. Und er wurde belohnt. Er bemerkte endlich weit hinten aus dem Dunkel des Straßcnhorizontes eine gelblich glühende Kugel sich herausheben, die in einem Meer von schwarzer Tinte zu schwimmen schien und allmählich gro- ßer wurde. Er kannte dieses Licht in diesem Zeichen mußte er siegen. ls war ein Wagen der Strecke Aleragderplatz- cyoneoerg. uno zwar ver letjte, der heute abgelassen wurde. Fünf Minuten später sitzt Ottokar to 1 . cfy 1.11 Ainoerger in einer Wagzonecie. mqx bei der Ausgangstür. Das gleichma tzig-oumpse Rollen der Nader, das monotone Klirren der Fensterscheiben und die ausdruckslose Stimme des Schaffners haben um diese Stunde m rit ss&iöhim iiilrfc'if of nS ffiKr- eine entschieden einschläfernde Wir kung. Willenlos ergibt sich der Fahr gast dem träumerischen Reiz de: Situation, die von einer Petroleum lampe melancholisch beleuchtet wird. Er ist kein hervorragend schöner Man, aber auch kein haßlicher. Er ist weder jung noch alt, nur äugen blicklich sehr müde. Seit es Frau Charlotte einfiel, vor vierzehn Tagen, am Anfang des Oktober, noch ein südlich gelegenes Bad aufzusuchen, zu einer Zeit, wo der letzte ausgehungerte Sommerfrischler schon längst an die Brust der gewaltigen Nährmutter zu rückgekehrt war, seit diesem Tage ge nießt Ottokar Amberger die Annehm lichkeiten einer verspäteten Strohwit wer chasi, die von Strapazen natur lich nicht frei sind. Auch diesen Abend hat er wieder unter dem Zauber jener entzückenden Langeweile ausgekostet, d allen Strohwitwern eigentümlich ist. Er be suchte das Theater, spielte dann Skat und tröstete sich schließlich über den Verlust mehrerer Grands und eines unverlierbar scheinenden Null ouvert mit zehn Schoppen Pschorr Bräu. Ganz leise und allmählich sinken ihm die Lider über die Augen. Ihm ist jetzt außerordentlich behaglich zu Mute. Ihn beschleicht das dunkle aber wohltuende Gefühl, als sei die Strohwitwerschaft, geschmückt mit den Jnsiznien des verfügbaren Haus fchlüfsels und ihrem absoluten blanko an allem, was .Gardinenpredigt" heißt, die einzig menschenwürdige Ezi stenzsorm, und er preist sich glücklich, daß bei seiner Charlotte die Kur so vortrefflich anschlägt. Plötzlich aber stoßt er in seinem Halbschlummer einen Seufzer aus. Ihm flog etwas durch die Gedanken ein unerfüllter Wunsch, der noch zu seinem Glücke fehlt. Denn es war kein Zweifel, es gab in diesen ungebundenen Stroh witwertagen mancherlei, was außer der verlängerten Skatstunde des. Be gehrens wert erschien. So waren da beispielsweise schmale, in ein liebens würdig dielretes Dämmerlicht gehüll te Pfade, die von der standesamtlich beglaubigten, aber langweiligenTtraße seitab führten, und die der Kenner niemals ohne einen gewissen, ah nungsvollen, Schauder zu betreten pflegte. Für Ottokar Amberger jedoch hatte sich bisher kein derartiger Weg ge öffnet. Vielleicht hatten seine' Äugen, noch geblendet von dem intensiven Glanz, den Frau Charlotte sonst aus strömte, die Wegweiser übersehen! An dem Stammtisch in diesem Sommer wußten die Strohwitwer, über ihre abenteuerlichen Fahrten im mer Wunderdinge zu berichten. Er war zwar überzeugt, daß hier und da eine etwas kühne Erfindungsgabe und die Freude an gepfefferten Pointen den nüchternen Tatbestand unierslütz te, aber er selbst hatte bei fol chen Gelegenheiten ja überhaupt nichts zu erzählen gehzbt, und in dem durchbohrenden Gefühle einer vollendeten Schuldlosigkcit die Schil derungen der anderen über sich müssen ergehen lassen. - Nicht die kleinste Versuchung war ihm bisher begegnet, wahrhaftig, nicht die aUerkleinstel Und wenn er auch darauf geschworen hätte, daß seine Tuaend iedem Anarikk aetrokt lahm würde, so wäre er dem Schicksal für eine olcLvttuaiicve Antraae dock au richtig dankbar gewesen. Mit einem Mal fährt er auS feinen Träumereien In die Höhe. Ein aiiS ei steigender Passagier, der ihn zuvor kommend auf den ftuft getreten, ha: ihn in die Wirklichkeit zurückaeruken Ottokar Ambergers Mund murmelte eine Verwünschung und seine Blicke gleiten durch den Waggon. Hier be finden sich nur noch zwei Personen. Dort hinten eine altere, korpulente Dame mit schwarzen Handschuhen und einer riesigen Hutschachtel und ihm gegenüber in der anderen Ecke Alle Donner und Wetter, das nenn' ich einmal ein Gesicht! Er starrt durch seine goldene Brille auf diese interessante Erscheinung, die er früher nicht bemerkt hat und die ,ebt wie hingezaubert vor ihm fifet. Klassisches Pro il, weiche, runde Linien und zwei grobe, schoncieschnit, tene. braune Augen. Dazu eine eben. so prunklose als geschmackvolle Toi leite. Nichts Ueberladenes. nichts Ge suchtes. Eine vornehme Einfachheit umfließt die Ge (alt! Und ie langer Ottokar Amberger betrachtet, um )& eifriger beschäftigen sich seine Gedanken. Wer mag sie sein? Diese nächtliche Stunde und oer Mangel jeglicher Begleitung lassen der Kombination den weitesten Spiel rcum. Ah jetzt sieht sie ebenfalls her über. Wahrhaftig, aus diesen Augen züngelt ein Feuer, welches die Bor sätze des respektabelsten Strohwitwers verzehren könnt, Ottokar Ambergers Herz schlägt schneller, eine merkwürdige Unruhe bemächtigt sich seiner. Anreden oder Nichtanreden, das ist hier die Frage ' Noch ein kurzes Zögern, dann eine Art Phantasmagorie. die ihm schat tenhaft den drohend erhobenen Finger einer bekannter Hand zeigt, und . . a u J r schließlich ein Ent chluß, vor dem sein besserer Genius c .rr stt 3 r it"tii...i. . t sich zartfühlend ab wendet, .Wunderdoller Abend heut!" sagt er plötzlich mit einer limmedie et was heiser klingt. I m .:.. -Sein Gegenüber sieht ihn an, in den Augen ein verwundertes Stau nen, um den Mund ein halbes Lä chelK. Dann nickt sie, aber sie nickt nur aus Höflichkeit. Ottokar Amberger lehnt-sich, ein wenig enttäuscht, in seine Ecke zu rück. Antworten hätte , sie doch zum mindesten können! In oer Betzand lung derartiger Probleme ist er of fenbar kein Meister! Da, gleichsam im flüchtigen Vorbei huschen, trifft ihn zum zweiten Mal: ein Blick von ihr. Seine Unruhe wird größer und angestrengt sucht er nach dem nächsten Geschoß. Unaufhaltsam donnert der Wagen vorwärts. Häuser, Bäume und blitzende Flam men stürmen die Fenster entlang wenige Minuten und die Potsdamer Brücke wird erreicht sein. Ottokar Amberger aber sucht noch immer. Da er will gerade ansangen an seiner strohwitwerlichen ZurechnunZs sähigkeit zu zweifeln kommt ihm der Zufall zu Hilfe. Der Zufall, dieser größte und geschickteste Bermitt ler der Welt! Zu Füßen seines reizenden vis-s bis nämlich entdeckt er etwas Weißes. Er hebt eS auf und reicht es mit einer höflichen Verbeugung herüber. .Verzeihen Sie, ist das vielleicht Ihre Fahrkarte?" Jetzt gewinnen ihre Augen einen schelmischen Ausdruck, sie lächelt ver führerisch. .Ich danke Ihnen, mein Herr, aber es ist nicht meine Fahrkarte!" Gott sei gelobt der Bann wenig stens ist gebrochen. Nun müssen die Sturmleitern angelegt werden. Ottokar Amberger hat an diesem Abend Glück. An der Potsdamer Brücke, die man eneicht, steigt die alte korpulente Dame mit den schwarzen Handschuhen und der Hutschachtel aus. Jetzt ist er allein mit ihr. Und jetzt entwickelt er in der Kunst der Unter Haltung eine Meisterschaft, von der sich Frau Charlotte schwerlich hätte trau ren lafsen! Allerdings trägt er bei dieser Kon versation die Kosten so ziemlich selbst, denn die reizende Unbekannte zahlt nur mit der geringsten landläufigen Münze, mit I' oder Nein. Aber das gerade feuert ihn an, die distinguierte Zurückhaltung vor ihm durch den Zauber seiner Rede ztf besiegen. So gut wie heut hat er noch nie gesprochen. Und während ihre Augen an seinen Lippen hängen, er zählt er von seinen Reisen und den bevorstehenden Vergnügungen der Wintersaison, er läßt die Konzerte Revue passieren und kommt vom Corps de Ballet auf die Kunstausstel lung kurz, er scheint unerschöpflich. ur eins hatte ihn genieren können. Draußen auf der Plattform' des Wagens lehnt die massive Gestalt des Schaffners und betrachtet die beiden mit einer stillen, kaltblütigen, ver ständiiiidolle Miene, Aber ii kar Amberger ist nicht der Mai:. sich in seinem Glück durch die Mie eines Schaffner stören zu lassen, er ignoriert ihn einfach und widmet sich mit doppeltem Eifer seinem schön Ziel. . . Und wnter fliegt der Wagen. Schon i?. der Botani che Garten erreicht und man näbert sich dem Weichbild Bei IinS. In kurzem wird man an der steine der menschlichen Kultur dat Endstation Schöneberg anlangen, wo bar erinnerit sollen. Mehrere Er. die junge Dame, wie Ottokar Amber findungen sind zwar durch andere ger soeben durch ein allerliebste? A. längst überholt worden und habe,, erfährt, aussteigen wird. für uns somit mehr geschichtliche Selbstverständlich erheischt eZ dann Interesse, aber wir müssen sie sme Ritterpflicht, sie in bis dun Stufen der geistigen Entwickliizi kein, abgelegenen Gegend nicht allein der Menschheit würdigen. , zu lassen, sondern ihr die Begleitung Der älteste Jubilar unscrcs J.il). anzubieten. Das ist unter solchen res dürfte wohl die Seckarte Umständen etwas so durchaus Natur Pictro Vesconte sein, die 1713 cl siches. daß er sich wundern mükte. morsen ' wurde. Sie ist die älteste w.mn es anders wäre. Und vor seiner Seele taucht ein Stummtisch uus er sieht sich selbst, den lersväteten Strohwitwer, dort das Wort ergrei fen und eine Geschichte vortragen, welche die Korona mit eib und Be- wunderung erfüllt. Ein 5,-mPfer Krach der Wagen hält. Schoneberg Schloßpark", ruft der Schaffner. Man erhebt sich und Ottokar Am bergcr will soeben die entscheidende Frage bezüglich der Begleitima tun. als ihm etwas einfällt. Er hat über seinen oratorischen Bemühungen ja gänzlich vergessen, eine neue Fahrkarte zu lösen. Seine jetzige war an d'r Potsdamer Brücke abgelaufen. Schnell zieht er das Portemonnaie und wen hft fisti nn hcn KsfinFfnpr ' Ich bin noch fünfzehn Pfennig ! 1 I . schuldig!" Lassen Sie nur , erwidert dieser, das Geld schenk' ich Ihnen!" Ottokar Amberger scheint nicht recht gehört zu haben. .Wie sagten Sie?" Ich schenke Ihnen das Geld!" Sie schenken mir und darf ich fragen weshalb?" Weil Sie" antwortet der Ve- amte, während ein anmutiges Lächeln eme Lippen umipielt, .wen Sie meine Frau so gut unterhalten ha den!" . Hinter sich vernimmt der Unglück- iche Strohwitwer das Raufchen eines Frauengewandes und ein silberhelles Lachen. Dann stürzt er entrüstet und enttäuscht in die Nacht hinaus. Den nächsten Abend am Stamm tisch trank Ottokar Amberger gegen eine Gewohnheit drei Champagner kognaks. So elend wie heut war ihm ange nicht zu Mute gewesen. . m . - 1 r o- fc I i.n Itt in Europa. Vor 250 Jahren war der Tee konsum, dem. wir heute in allen Ländern der gemäßigten Zone und darüber hinaus begegnen, noch eine große Seltenheit. Thomas Garway, Tabakshändler und Kaffeewirt in London, war der erste, der Nachweis lich Tee in Europa verkaufte, und den er als Mittel gegen alle Krank- heilen anpries. Es ist eine seiner gedruckten Anpreisungen vorhanden. welche in der Ucbersetzung lautet: Das neue Getränk Tee" ist jetzt in England, und zwar bei mir in Blattern um b Lstrl., auch wohl zu 10 Lstrl. das Psund zu haben. Er wird wegen seiner Setteicheit fast nur bei königlichen Gastmählern ge reicht und ist etwas ganz Köstliches. Auch machen die" hohen Herren sich Geschenke damit. Eine wahrscheinlich ebenfalls von Garway herrühende Lcitungsnotiz vorn Jahre 1Ü57 tautet: Der Teehändler Thomas Gav way hat eine große Menge dcs sel tenen Tees an sich gebracht und veo kauft ihn sowohl in Blättern als auch abgekocht, und zwar nach der Anweisung der erfahrensten Kaus leute, die in östlichen Ländern ge. reist sind. Mittelst feiner Kenntnis, Sorgfalt und Industrie weiß sich be sagter Garway stets den besten Tee zu verschonen und ihn auss beste zu bereiten, daher so viele Edelleute, Aerzte und Kaustcute nach seinem Tee schicken oder auch zu ihm kom men, um davon zu trinken. Er ver taust ihn von 16 bis 15 Schillingen das Pfund." Wahrscheinlich wurde der Ge brauch des Tees in Familienkreisen nicht früher allgemein als im Jahre 1687, denn in einem Tagebuchs des angesehenen Grasen Clalvendon aus dieser Zeit heißt es: Pater Coplet speiste abends bei mir. Nach dem Abendessen hatten wir Tee, den er, wie er sagte, völlig so gut fand, wie irgendeine Sorte, die er in China getrunken hat.' .Erst in Verhältnis mäßig späterer Zeit hat dann der Tee Eingang in Teutschland gefun den. Zeitgemäß. Lenchcn sah ihren Bräutigam treuherzig an und mit einer Krokodilsträne im Auge sagte sie: .Ich muß dir deine Geschenke wie der zurückgeben, Artur? denn ich bin mir jetzt klar darüber geworden, daß ich einest anderen liebe und ich habe mich bereits mit ihm verlobt.' So,' sagte bestürzt der kaltge stellte Jüngling, was soll ich denn mit den Sachen anfangen?" Ich werde meinem neuen Bkäuti gam sazen, ei soll sie dir abkaufen.' ...,.-vaXaU es- ..Zayr. , Z. ' , . ', U " "' mst Das Jahr 1913 bringt uns die Jubiläen einer, ganzen Reihe deutender Entdcckunaen und En,,, düngen, deren wir uns als Mail. datierte Seekarte überhaupt und von größtem geschichtlichen Wert, Das Jahr 1318 kann mau z. nächst als das Geburtsjahr der neu. eren Feuerspritze bezeichnen, indem damals Anton Platner in Augsbuii; diesem Fcuerlöschgcrät den erste Windkessel zufügte und es so eigentlich erst lcislungssähig machte. dcrncr stellte in jenem Jahre der berühmte italienische Maler und - wrsmdec Leonardo da Vinci seine ezpcrinicntelln Versuche übcr. das Wesen der Reibung an, und zwar nicht nur über die gleitend, son- dem auch über die drehende, die für die Physik von grundlcgciidcr Ae deutung werden sollte. 50 Jahre sind es her, seit cit Tübinger Prosejsor Philipp Apian. j slT PtÜC 3"niniirii!i!i hnr ticiif.ii Ui'it. ' I I rUTf ' ' v v J ' lerne 21 bayeri'chm Landta Mi" verfertigte, di& zweifellos daS topo graphiiche Meisterwerk dcS 16. Jahrhunderts sind. as Jahr 1613 be,chcrte der Welt das Pcrspcktiv sur zwei Au. gen, also den heute üblichen JeIÄ stecher, der eine ' Ersindung,,. de-' Holländers Lipperstei ist. Ferner entdeckte Johann Kepler sein drittes astronomisches Gesetz über die Umlausszcit der Sterne. Ebenfalls eine astronomische Entdf. kung verdanken wir dem Jahre 1710: Edmund Halley erkannte die Eigenbcwegung der Fixsterne. . Nicht minder wichtig aber wurde es, zum mindesten für den Handcl und den Staatshaushalt der Lau der, daß der Fiiianzniann JohnLaiv im gleichen Jahre die Banknote er fand. Auch die bekannten Hoffmann- Ichcn Tropsen, die aus drei Teilen Weingeist und einem Teil Aethec begehen und von dem Mediziner Friedrich Hofsmann zuerst hergestellt mnrXrm f.intisln Sinlrtfl 5?K U t""", vit, j- 0"v- drcihundcrtstcs Jubiläum seiern. Er,t hundert Jahre alt ist dage L gen die Entdeckung der Diphtherie durch Pierre Vretonncau, der zn. gleich auch die Alaunbehandliin und den Luströhrenschnitt zur Le kämpfung dieser Krankheit in die Medizin einführte, Auch die Erfindung dcs kupfer nen Zündhütchen ist gleich alt; es wurde 18i8 von. Joseph Egg in London erstmals hergestellt. Taö Jahr 1818 ist auch das Geburts jähr der Ticsseesorschung, die von dem englischen Seeoffizier John Roß angebahnt wurde. Auch die erste einwandfreie Mul tiplikationsrnaschine wurde vor hun. dert Jahren von Thomas in Eol mar konstruiert. ' . Fünfzig Jahre sind seit der Er findung, der ersten mit Druckluft be triebcnen zahnärztlichen Bohrmascl?,. ne von G. F. Green verflossen, seit dem Erlaß der ersten Ouarantäne Lorschristen aufgrund der Seuche Forschungen dcs Franzosen Sulpice Antoine Fauucl und seit der Em deckung der Ursachen der Blutver. giftung durch Ernst von Bergmam, und Oswald Schmiedeberg. Rieseuversehr in Berlin. Von dem Verkehr, der in der Sil vesternacht in Berlin herrschte, gibt die Frequenz auf der Hoch itnc Untergrundbahn Zeugnis. Währcno. in der Siloesternacht des Iah? c4 191617 auf der Hochbahn Zil.W) Personen befördert wurden, haben in der letzten Silvesternacht 431,000 Personen, somit 00,000 Personen,, mehr, die Hoch und Untergrund'" bahn benutzt. Die elektrischen Sin, ßenbahnen wiesen gleichfalls eiiii.il bedeutenden Berkehr auf. Praktische Schweizer. In einem Cchulhause in Basii' (in der Schweiz) ist jüngst eine Hc anläge dem Betrieb übergeben kh. den, welche die Heizsrage auf thu, , geniale wie einfache Weise lös!. .. handelt sich um eine Warmwj ,k Heizung, zu welcher die übersch,i,,'j. Rachttrast des Elcktrizitatsw. . : benutzt wird. In einem mit t . Wärmeisolierschicht umgebenen . , hälter. der 15,000 Liter Wasser j. . , sind elektrische Widerslande nna. worden, die während der Nachi Wasser auf 110 Grad Celsius . Hitzen vermögen. Offenbar hat ,.. . es hier mit einer 5!eerunz zu welche in bezug aus die Hei.., . neue Wege vorzeigt, um so ü als es sich um die Verwendung i bisher unbenutzten elektrischen R": krast und ihre llmivandlung zum 'e brauche während des Ta?e h..ilt. .