".'-'V,S Seite 3-Tägliche Omaha Tribüne -Mittwoch, den 3. Juli 1918. m (Kwe-SjtWfcM. lsS Neues au, Natur-mtö Heilkunde. 1 - ' c . Organotherapie. Lchilddrüsen'PrSparate ein neue Hril Mittel. Zon Dr. Arthur H. Wei?. Theraphie ist der medizinisch-tech Nische Ausdruck für medikamentöse oder sonstige Behandlungsart. Or ganotheraphie ist , die Behandlung mittels Eztrakten, gewonnen von tie tischen Organen. Schon in altersgrauer Vorzeit spulten organotherapeutische Borste! lungen in den Geistern. Merlwür dige Versuche in dieser Richtung wuv den angestellt. Litt z. B. ein Kran !er an Kurzatmigkeit oder Asthma, so wurde ihm der Genuß der ilim aen von Tieren angeraten, die be tanntlich ausdauernde Läuser sind. wie Sieh oder Fuchs. Auch aus lächa , rattereigenschastcn wurde diese Idee angewandt. Die Krieger wilder Stämme wurden 'angehalten, das Hetz von erlegten Tieren oder gar ihm erschlagenen Feinde zu verzeiz ren, um lyren eigenen imui zu war w AllmcHich ober nahm die. Ueber zeugung uberhand von der Wir kungslosigkeit dieser tierischen Or aane. und deren Anwendung der schwand vollkommen aus dem e- brauch der Aerzte. ' Erst in der Neuzeit, mit der grö form Erkenntnis physiologischer Vor 'gänge in unserem Körper, ist man lim Lichte einer belferen umiiaji wie - der auf die Borstellung zurückgekom men, tierische Organextrakte zu Heil zwecken lu verwenden. iZoctilNlere sant ist die medizinisch-geschichtlich, Gedankenfolge, die wieder zur O oanotheravie hinjührte. Erfahrun aen, die mit der Beobachtung der Ertrankungen der Schilddrüse zn ,sammenlzinaen. wurden zur unmi lelbaren Ursache der modernen 58c !handlungsmethoden mit tierischen Oraanertrakten.' Es fiel nämlich ei migen Chirurgen auf, daß wenn bei Kröpf (der Krops ljt eine Wuqe runa der Schilddrüse) die Schild drüfe entfernt wurde, sich bei den Overicrten eine Steiße von dvmpio men einstellten, welche durchaus sich deckten mit denjenigen, die den Aerz ten bei einer ganz bestimmten Kran! toi bekannt waren. Die e Kran heitserscheinungen waren zum Teil aeistiaer. zum eti korperiiazer mt Die Patienten wurden geistig immer 'avathischer. zuletzt ganz stumpNinnig lTie Gesichtszüge vcrslachcn immer 'mehr, das Gesicht selbst und auch die Dberflache des ganzen ttorpers wur be aufgedunsen. Dabei fröstelten die KranZeu sehr leicht und ihre Kor vertejnperaiur sank unter die Norm herüber. Dieses Krankheilsbild war - lange wohlbekannt und bestand bei :dm ,meisien dieser Patienten von frühester Kindheit an. Die Aerzt, hatten dafür den Namen .myxoede ma . , , Später fiel es auf, dfj bei dieser Krankheit eine Entartung oder Uitx lümmerung der Schilddrüse (englisch thyroid gland") für den Zustand verantwortlich war. Unschwer ergab sich dann die logische Schlußsolge runz für die geschilderten Symptome 'bei den Kropfoperierten. Seither wird bei Kropsoperationen niemals mehr die ganze Druse entfernt. Ferner ergaben Versuche bei den von der Operation her myzoedematos !Erkraktcn mit der Eingaoe von ne rischem Schilddrüseneztrakt, daß die jSymptome sich bedeutend besserten. Es war da nur ein weiterer Schritt, auch den von Natur auS mQjoedc mösen Menschen Schilddrllseneztrak !zu verabfolgen. , , Der Erfolg blieb nicht auö, in Manchen Fällen streifte er sogar on was lUiirakelhafte. Kinder, die ger ifiig nd körperlich vollkommen au !rückgehl!eben und seelisch der Idiotie maye waren, erreichten in einem Tio nat dilirck bicscä neue Mittel eine an nähernd normale und ihrem Alter entsprcichende Entwicklung. Je sru ,her diese Behandlungsart unternom mcn trird, desto größer auch der Er I,o,g. ; Weitere Erverimente und Ersah rungen haben uns dann belehrt, daß wir in; der Schilddrüse , ein Organ haben mit sogenannter innerer Se rretion, ,d. h., die Saftaosonderung von der Drüse wird nicht, wie das sonst der Fall ist, durch einen Aus sührungsgang abgeführt, sondern mischt sich direkt dem zirkulierenden Blute zu. Es ist klar aus dem Geschilderten, daß diese Sekretion von ungeheurer Bedeutung ist für den Korper des Mensch. Wie wichtig diese Ab ondcruig wirklich ist. haben wir icherlich noch nicht vollkommen er aßt. Seitdem diese ersten klinischen Erfolge erzielt wurden, haben sich eine !vnge andere daran gereiht. Wir wssen jetjt, daß es neben dem fast vligszz Bersitgen der Schild drüsensinktion bei Myxoedem eine ganze Anzahl von Nuancen (Sehnt! tierunge,) ungenügender Absonde runzsstchien der Drüse gibt, biefii lrankhaie Erscheinunzen verank wortlich sind. ' Wir ,ben daher jetzt Schilddrll. scnsubstanz bei einer Anzahl von Er krankungen mit Ersolg. Ja, eö hat sich sogar, wie manche ärztliche Au toritäten glauben, beobachtet zu ha ben, herausgestellt, daß der Gebrauch von Schilddrüseneztrakt da vorzei tige Altern hintanhält. Fraglos ist eö. daß die Schild drüse den Stosswechsel, die Berbren nungsprozesse im Körper anregt. Es wird deshalb auch vielfach zu Entfettungskuren gebraucht. Jeder Gebrauch der Schilddrüse soll aber vorsichtig unter ärztlicher Kontrolle statthaben, denn daö Präparat ist unter Umständen ein sehr zweischnei digeS Schwert und sähig, üble Fol gen hervorzurufen. Die Anschwellung der Schilddruse, der Kröpf, wenn er gutartig ist. wird sehr ost mit Erfolg mit Schilddrü fenpräparaten behandelt. Ein anderes mächtig organothera peutifch wirkendes Präparat stammt von der Nebenniere, das Adrenalin. Die Nebennieren sind zwei kleine Or gerne, oberhalb der eigentlichen Niere gelegen, stets sur bedeutungslos an gesehen, wurde man auf sie besonders aufmerksam, als man fand, daß sie bei einer bestimmten fehr gefährlichen Erkrankuna beschädigt waren. Das Adrenalin wird zur Blutstillung bei örtlichen Operationen gebraucht, dann auch, um bei großer Blutung oder Shock rasch den gefallenen Blutdruck zu heben. Auch Eztrakte der Geschlcchtsdrü sen werden verordnet. Immerhin bleibt aber bisher die Schilddruse das einzige Organ, sur welches wir eine erfolgreiche touvsti tution (Ersatz) Therapie erreicht ha den. Das Gebiet der Organotherapie bietet aber reiche Hoffnung für kunf tige Entfaltung und Verwertung im Heilschatze der 'UMtel, die uns zu Gebote stehen. Tas Rätsel deö Magnetismus ge löst?. Es ist schon oft , hervorgehoben worden, daß durch die Entdeckungen auf dem Gebiete der Physik und Ehe mie feit der Geburt der Röntgen- strahlen, die gesamten Grundkor fchungen der Naturwifsenschaft in ei ner Umwandlung oegri en Uno Insbesondere haben die verblüffenden Eigemchaften des Radiums dazu bei getragen, die alten Vorstellungen von der sogen. Konstanz der Eleniente, von ihrem Ausbau aus Atomen und schließlich auch von dem Wesen der beiden Urbegrifse Kraft und Stoff umzustürzen, vlam der ledt am mei sten angenommenen . Theorie würde der Grundbestandteil aller Dinge in winzigen Teilchen bestehen, die sich nur als Einheiten der beiden Elek- trizitstcn darstellen und die Eigen schasten von Straft und Stoss in sich vereinigen. Sie werden als Eieltro nen bezeichnet, und zwar als solche positiver und negativer Natur. Wenn diese neue Lehre auch nur ein Ta- sten nach einer vielleicht m ihren lebten fielen unerreiqoaren Er kenntniS ist, so bedeutet sie doch doch einen Forlschritt, da sie eben einer Erweiterung unseres Wi ens von der Natur gerecht zu werden sucht. Eine vielleicht ganz erklärliche und not- wendige Folge dieser Theorie sind die von dem Physiker Pierre Weiß in einem Vortrag vor der Pariser Akademie der Wiisenschasten eniwtt leiten Anschauungen über das Wesen das Magnetismus, er nimmt nam liH an, daß in jedem magnetischen zcorper ein oeonoercs iious vvr Handen sei, das er Magneton nennt und als einen Bestandteil bezeichnet, der in der ganzen Natur verbreitet sei. Insbesondere sei es in den Ato men des EisenS, des Nickels, des Ko balts. des Kupsers, des Mangans und des Uranium enthalten; außer dem wahrscheinlich auch noch in an- deren Elementen und namentlich in den sogenannten seltenen Erden. Diese Lehre unterscheidet sich von dem alten Glauben an ein magneti sches Fluidum eben dadurch, daß auch hier daS Bestreben erkennbar wird, eine Naturkraft auf stoffliche Weise zu erklären, und das lcagnelon würde ebenso als Grundelement des Magnetismus zu betrachten, sein wie daS Elektron als solches der Elektrr zität. Die Schärfe deS JnscktenaugcS. Das Auge hat beim Menschen die höchste Vollkommenheit eines Cin nesorganS erreicht und muß als eins der größten Wunderwerke der Natur bezeichnet werden. Damit darf aber nicht gesagt sein, daß es um die on deren Lebewesen besser bestellt wäre, wenn sie ähnliche Augen besäßen, wie der Mensch. Jedes Tier hat seinen bestimmten Gebens und Wirkungs kreis, an den all seine Eigenschasten angepaßt sind, und wenn man ir gendmo einsehen lerne kann, daß es keinen Zufall gibt, so ,s es ,n der Betrachtung der Zoologie. Besonders wundersame Apparate sind die Aen der Insekten mit ihrer Vielheit von Linsen, die wie die Flächen eineS reich geschliffenen Diamanten sacet tenartig neben einander stehen. Al lein durch dies Auge kann die Vedin gunz erfüllt werden, daß das damit. begabte Tier sowohl tn der Nütze wie bei schnellem Flug auch auf größere Entfernung gut sehen muß. Die Sehschärfe sieht außerdem natürlich in einem gewissen Zusammenhang mit der Größe deö TieteS, so daß eS nicht überraschen kann, wenn eine Mene ungefähr auf ein Zentimeter Abstand ebenso gut sieht, wie ein Mensch auf ein Meter. Dafür ist die Sehschärfe aber auch eine sehr beträchtliche, und zwar ganz bcson derö in den geringsten Entfernungen vom Auge. So hat ein Sachver ständiger festgestellt, daß Insekten dunkle Punkte unmittelbar vor ih rem Auge noch bemerken können, wenn sie nur eine Größe von 1 bis 3 Tausendstel Millimeter besitzen. Wenn das Auflösungsvermögen des menschlichen Auges 'als die Einheit genommen wird, so beträgt eS bei der Libelle 00. bei der Biene 80, bei der Fliege 270. bei der Ameise 492 und beim Ohrwurm 804. Schweizer Landwirten genau auf die Finger gesehen. Man schreibt auS der Schweiz: Gerade in der gegenwärtigen Zeit, wo man vor der Bestellung der Felder für die Sommersaat steht, dürfte ein Entscheid, den die Erste Strafkammer des Berner Obergerichts kürzlich ge fällt hat, für die Landwirte nicht ohne Interesse sein. Ein Landwirt im Oberaargau hat te letztes Frühjahr, weil die Wei zensaat infolge Winterfrost nicht überall aufgegangen war, Gerste nachgesäet. Bei der Ernte wurden naturgemäß beide Getreidearten mtf einander geerntet und dann auch zu sammen gedroschen. Anstatt nun aber nachher Weizen und Gerste von ein ander auszuscheiden, was nach einem eingeholten Gutachten von Sachv-r ständigen müllereiiechnisch möglich gewesen wäre, wurden btiöe Getreide arten zu einem Mischmebl vermahlen, das ungefähr den gleichen Prozentsatz beider Mehlsorten aufwies. In die sei Handlungsweise erblickte das schweizerische Bollswirtschaftsdeparte ment eine Zuwiderhandlung gegen die Vorschriften iit".r it Arstoersorgung des Landes und dn betrefnide Land Wirt wurde auch sowohl vom Ge richt von Aarivangen als von der 1. Strafkammer, welche zufslgt Appella tion des Angefchulviqicn die Sache zu überprüfen hatte, schuldig erklärt und mit Fr. 50 Buße .straft. Der Verteidiger machte geltend, wenn der Angeschuldigte , sich auch verfehlt haben möge, so habe er je denfalls nicht vorsätzlich gchandelt und bloß fahrlässige 'Zuwiderhandlung könne nicht bestrast werden. Wenn der Gerichtshof trohdem dait gelang te, anzunehmen, dätj auch die bloß fahrlässige Zuwiderhandluagen straf bar sei, so ist diese Xntlegunz selbst verständlich für alle lchweijrischen Gerichte verbindlich und damit ist also in Zukunft jede FohrlLgigkeit, auch die bloße Nichtbeachtung esetz licher Vorschriften, sowetz es sich um alle diese Kriegs Notvatznllngen handelt, strafbar. Die Finger des Gesandten. Der Staatsrat Simon war eine Zeitlang Gesandter in Kopenhagen und verkehrte dort in den höchsten Gesellschaftskreisen, obwohl ihm sein Hang zur Ungeniertheit oftmals Un gelcgenheiten bereitete. Eines Tages war er bei der Grafin L- die als äußerst zimperlich bekannt war, zum Tee geladen. Man war in ein ange regtes Gefpräch gekommen, .und im Eifer der Rede beging Simon den Verstoß, statt mit der Zuckerzange den Zucker aus der ihm gereichten Schale zu nehmen, sich hierzu seiner Finger zu bedienen. Mit einer mißbilligen den Gebärde qab die Grafin dem Diener den Vesehl, den in der Schale noch vorhandenen Zucker zu entfer nen. Simon stutzte zwar einen Au genblick, fuhr dann aber unbeirrt in seinen Ausführungen fort, als wäre nichts gewesen. Doch als er seine Rede beendet hatte, trank er seinen Tee aus, stand auf, trat an das of fene Fenster und warf die kostbare Teeiasse auf die Straße hinaus. Dann wendete er sich an die Gräfin und sagte lächelnd: .Ich wollte Ihnen nur die Mühe ersparen, es durch den Diener tun zu lassen. Denn wenn meine Finger schon den Zucker verun reinigten, wie mußten meine Lippen erst die Tasse beslecken!" Dann ver neigte er sich tief und verließ die Ge sellschaft. Rücksichtsvoll. Nachbar: Frühmorgens, wenn Sie anfangen, lilavier zu spielen, singen Sie im mer zuerst ein Wiegenlied; wie kommt das?" lllavicrlehrerin: TaS tu' ich mit Rücksicht auf den Studenten, der ne ben mir wohnt; um diese Zeit kommt er gewöhnlich nach Hai's und lezt sich ins Bcttl" Ja so. .Ihr Mann scheint ja sehr nüchtern zu sein, Frau In spellor; heute erzählte er mir, daß er den Wein nur mit Wasser vermischt trinkt!" ..Stimmt! Zuerst füllt er das Glas zur Hälfte mit Wasser, und dann schüttet er zwei Stunden lang immer Wein ,ul"" Das Glück tion Vlcildhcim. Roman von t t 'j (19. Fortsetzung.) Waö ging )-.; vor? fragte er .n? und nckte den Hals hoch, um womög' lick zu sehen, was in dem Saal, der heil erleuchtet war, passirte. Eben sah er, wie eine bleiche, abgemagerte Gestalt ohne Beine, mitsammt dem RoUstuhl, in dem sie saß, auf die Rednertribüne hinaufgehoben wurde. Die Scene war einfach toll. Wie ein Gespenst saß der Mensch in seinem Rollwagen, klam merte sich mit den mageren, runzligen Händen rechts und links sest und ließ die unheimlich flackernden Augen in verbissener Wuth über die wüthend ge stikulirende und schreiende Menge glei ten. .Direcwr Zierold hatte in seinem Leben schon viel gesehen, aber so etwas nie. Waren daS seine Arbeiter? Dse überhitzten, abgeschrieenen Leute, die wie verrückt in der Luft herumfuchteu ten, sich gegenseitig anbrüllten, als ob sie alle taub gewesen und in dem dicken Tabaksdunst nicht mehr den Eindruck einer Versammlung vernünftiger Men ' schen, sondern wüster Traumgestalten machten, wie sie wilder kein Dichter und kein Zeichner erfinden kann? Der Kutscher rief die Leute an, dem Wagen auszuweichen und auf die Seite zu treten. Was ist denn loL? fragte Director Zierold erschrocken und überrascht. Es ist wieder Arbeiterversammlumz, Herr Director! antwortete sein Kut scher und hieb auf die Pferde. Alles das spielt sich innerhalb weni ger Secunden ab. Nun würde, dachte sich Director Zierold. das Gespenst im Rollwagen von der Tribüne herunter zu seinen Arbeitern reden und würde die ohnehin schon vor Wuth und Auf regunz tollen Leu! noch vollends um ihren Verstand bringen. Sie würden vielleicht in ihrem Taumel Ausschrei tungen. Dummheiten und Verbrechen begehen und Man ließ dem Director Zierold nicht einmal Zeit, seinen Gedank:gang zu vervollständigen. Das ist er! schrie Jemand m seiner unmittelbaren Nähe und absichtlich in den Wagen hinein. Er hatte das Ge sicht, das da so plötzlich bor ihm auf tauchte, fchon irgendwo gesehen, wenn ihm auch die wuthschnaubende, heiser Stimme und die im Zorn rollenden und funkelnden Augen fremd waren. Steine! Steine! schrie ein Anderer. In demselben Augenblick erhielt daS Handpferd einen heftigen tzsttinwurs am rechten Hinterschenkel. Vor Schreck und Sckmer, schlug es wild aus und zertrümmerte den Kutschersitz des W genS, so daß die Splitter herumflogen Bon rechts und Imks wurden j.tz große, schwere Steine in den Wagen ge, schleudert und ein junger Bursche von achtzebn oder neunzehn Jahren, der offenbar glaubte, sich besonders hervor thun zu müssen, sprang auf den Xxi des Wagens und schlug mit der geball, ten ffaust nach dem Gesicht des alten Mannes. Zierold war ganz blaß vor Schreck geworden und hatte ben noch Zeit, den Arm vorzustrecken und so den Schlag abzuwehren. Was wollte man denn von ihm? Wollte man ihn mor den? Fahren Sie zu, KAtscher. f rasch wie möglich, schrie er zitternd vor Aufregung dem Kutscher zu. DaS war Aufruhr, daö war Redo lution, dachte Zierold inmitten dieser Schrecken, man mußte Soldaten holen. Ohne Zweifel war Zierolds Leben in diesen Augenblicken in Gefahr, denn die Leute waren toll vor Wuth, zum Gluck gelang es aber dem Kutscher rasch, seine Pferde wieder m Ordnung zu dringen, und so fuhr der Wagen nach kaum ner halben Minute wieder weiter, durch die Meng hindurch und am Weißen Lamm vorüber. Zierold athmete wie erlost auf. denn auffallenderweise der folgte man ihn nicht, vermuthlich weil man viel zu fehr von den Verhandlung gen im Weißen Lamm selbst gefesselt war. Kaum hatte er das Weiß Lamm hintkr sich s hatt m dlesem Augen blick wahrhaftig nichts Unschuldiges oder LLmmerhaftes an sich so wurde um ihn herum Alles ruhig und er konnte den Weg bis zu seiner Villa un gestört verfolgen. Hier angekommen, traf er unten im Hausgang den Gemeindevorstand mit dem einzigen Polizisten, über den Blendheim zu versügen hatte. Was !m Henker thun Sie denn hier? fuhr Director Zierold die Beiden an. Der Spektakel ist dort. Herr Director, um Gotteswillen, waS können wir thun? Man hat uns zum Saal hinausgeworfen, jammerte die hohe Obrigkeit. waS können wir zwei gegen ihrer fünfhundert auSrich ten? Ich wollte ben um Ihren Rath bitten, als ich hörte, daß Sie nach Ber lin gefahren sind. Gott sei Lob und Dank, daß Sie wohl und heil wieder hier sind. Was soll denn um alles in der Welt geschehen? Director Zierold war viel zu erregt, als daß r in dem Augenblick selbst Herr seiner Lernunst sein sollte. DaS müssen Sie doch wissen, Herr Vorstand, schrie er den Mann wüthend an. Wenn Ungesetzlichkeiten in Ihrer Ortschaft dassiren, sind Sie verant wortlich. Wissen Sie das nicht? , Aber ich , So telegrsphiren Sie um Unter sttitzung. Bon Ihnen verlanL ich Si Woldcmar Urban. chtrheit meiner Perlon und inetnes gcnthums. Das sage ich Ihnen: Wenn morgen früh an meinenMaschinen oder ilberhaupt an den Anlagen der Fabrik nur der geringste Schaden ist, 1? mach ich Sie haftbar. Herr Director Gehen Sie. Hier werde ich schon Tel der sorgen, schnitt ihm Director Zierold das Wort ab. Dabei hatte der Vorsteher von Al len vielleicht die einzig richtig Idee Er sah den ganzen Putsch, der aller dinaS mit ungeahnter Heftigkeit und unglaublichem Lärm und Geschrei auf trat, für eine momentane Aufregung an und sagte sich, daß morgen früh, wenn die Leute ausgeschlafen und vor Allem wieder nüchtern waren, schon mit ihnen zu reden sein würde Alks wie der in's rechte Geleise gebracht wenden könnte. Noch ganz außer Athem kam Zitrold auf feinem Zimmer an. Au! dem Weißen Lamm klang ein verworrenes Toben und Lärmen bis zu der einsam gelegenen Villa, und Zierold lauschte, um hin und wieder einmal ein Wort oder eine Phrase zu erhäschen. Was ging dort vor? Was hatte das Alles zu bedeuten? War das nun doch derlItreik, den man so ängstlich und so kluz glaubte umgangen zu haben? Director Zierold ließ seinen Secre, tär rufen es schlief natürlich in jener Nacht keine Seele in ganz Blendheim und sandte ihn fort, um zu hören, was im Weißen Lamm schlössen wurde, Der junge Mann, der häufig zu Lohn Auszahlungen verwandt wurde, m: bei den Arbeitern beliebt. Er konnte e! also schon riskiren, sich nach dem Gast Hofe zu schleichen und zu horchen. Das Glück von Blendheim" nahm eine beängstigende Entwickelung und drohte ein Unglück für die qanze Ge, gend, ein Geißel, in Schrecken zu wer. den. Woran lag das? Regungsloz stand Director Zierold am Fenster und starrte in die Nacht hinaus. Er wußte es, woran das log. Früher lvan seine Arbeiter nie ufsässig gewesen und wenn auch einmal kleine Differenzen entstanden, so waren sie zwischen Be sitzer ünd Arbeiter leicht und in beider seitigem Interesse geregelt worden. Diese fürchterliche Wuth und Verbitte rung aber, wie er sie heute prsönlich an feinen Arbeitrn erfahren mußte, war erst gekommen, als sich Gustav Seilen tin unv ion orten des Glucks von Vlendheim" bemächtigt, als Spielwuth und Habsucht in der ehrlichen Arbeit der Menschen glaubten die Mittel für ihre Ausschlveisungen finden zu Ion nen. Der Lärm im Weißen Lamm wurde immer arger und toller. Vermuthlich prügelte man sich zuguterletzt auch noch unter einander, wenigstens hörte es sich vom Standpunkte des Directors Zie rold so an. Endlich es war schon 1 llyr vorbei kam sein Secretar Haßlach zurück. Run? fragt Director Zierold hastig. Der Secretär machte eine verlegene Miene und zog die Schultern hoch. Der Ausstand ist beschlossen? fragte Zierold welter. Ja! antwortete der Secretär ernst. Es trat eine Pause ein. Zierold sah starr vor sich hin. Bis zur letzten Ml nute hatte er an der Thatsache noch ge zwenelk. Nun war Alles vorbet. xju Würfel waren gefallen. Gott allein wußte, was daraus werden würde, ES war in kleiner Bruchtheil, meist ältere Leute, fuhr der Secretär fort, die sich Mühe gaben, die Sache ruhig und besonnen zu erörtern. Der Aufseher Bärwinkel trat selbst auf die Tribüne und fagt, eS sei eine Unbesonnenheit und ganz und gar aussichtslos. Die Leute möchten es sich doch wenigstens bis morgen überlegen. Es nützte Alles nichts. Drei Viertel der Anwesenden waren sinnlos vor Aufregung, uitd Wuth. Man schrie die wenigen nieder, beschimpfte sie und warf einige davon sogar hinaus. Dann nmrde der Streik einstimmig beschlossen. Wann soll der Streik beginnen? fragt Zierold. Jetzt, aus der Stelle. Morgen früh arbeitet kein Mensch in der. Fabrik, und Baumert, Posselt und noch einige Andere werden morgen früh zu Ihnen kommen, um Sie von den Beschlüssen und Ansprüchen der Arbeiter in Kennt niß zu setzen. 's ist gut. Herr Haßwch. Ich danke Ihnen. Gehen Sie zu Bett, wenn Sie wollen, antwortete Zierold, und der Secretär ließ ihn allein. Morgen alo! murmelte der Director vor sich hin. Morgen würden die Zei tungen die Notiz bereits überall hintra gen und morgen wurde man an der Berliner Börse die Actien deS .Glückes von Blendheim" zu allen möglichen Preisen ausbieten und kein Mensch würde sie haben mögen. Dasselbe Stück Papier, mit den hübschen Sil bern, daS Director Sternfeld seinerzeit in seinem Bureau so lange und so nachdenklich besehen und für da? ge stern noch über zweitausend Mark be zahlt wurden, würde morgen vielleicht schon für sechzehn und siebzehnhundert Mark keinensKällkrmehr finden und !n vier.V2nÄlleicht nicht einmal die Hälfte' mhr.rth sein. Und doch war S dasselbe Ding. Und es würde :!n Zammrnu2dMl!!zfn. m2ki' , t'egchcn und Zusammtnbrechen von EMenzen sein, in Lauf und Ren nen, um noch zu retten, waS zu retten ist wie bei einer Feuersbrunö. -? ) 15. Eva von Blendheim hatte nlem'alS in ihrem Leben die Einsamkeit, daS ereignißlos Einerlei des Schlosses Blendheim soitter und trübe empfun den, wie in dem verflossenen Winter. Seitdem sie wußte, daß Felix Selten tin schwer und lebensgefährlich in Ber lin erkrankt war, schien ihr jeder Tag. der verging, ohne daß sie irgend etwas in der Sache thun konnte, als ein ver lorener, als in gestohkner. Bald schrieb sie lange Briefe an Frau Sel lentin. ohne allerdings ein Antwort zu rwarten. txnn dr alten Frau ging das Schreiben nicht so flott von der Hand, und sie kam jetzt wohl weniger als je dazu, einen Brief zusammen zu studiren. bald an ihren Bruder Max. den Rittmeister in Berlin. Max von Blendheim war ja soweit ein guter Junge, aber er ließ sich von , seiner Frau, der nichts vornehm und nobel genug sein konnte, zu sehr leiten. Die Folge davon war, daß er fortwährend mit den schlimmsten Geldverlegenheiten zu kämpfen hatte und fehr stark auf das .Glück von Blendheim" rechnete: an seine Schwester Eva zu schreiben, hatte er unter solchen Umständen selten Lust, und wenn er auch einmal schrieb, so war es nicht das, was diese als Be antwortung ihrer Briefe erwartete, nämlich Nachrichten über das Befinden Doctor Sellentins, sondern es waren Anfragen über den Actienbesitz des Obersten von Blendheim, seines Ba tcrs, über die Aufsichtsrathssitzungen der neuen Gesellschaft Blendheim und ähnliche tolle Sachen, von denen wieder Eva nichts wußte und auch nichts wis fen wollte. Natürlich war der jungen Dame, die mit klopfenden Pulsen jeden Morgen auf den Briefträger wartete, mit einer solchen Correspond?z nicht gedient, und eS war nur selZstverständlich, daß' sie es zuletzt auf Schloß Blendheim nicht mehr aushielt und die Idee in ihr aufstieg, felbst nach Berlin zu fahren. Freilich war das rascher gedacht, als gethan, denn ohne inen plausiblen Grund ging das nicht an. Sie konnte ihrer Mutter nicht sagen: Ich will nach Berlin, um endlich einmal den jungen Scllentin wieder zu sehen und zu ersah ren, wie es ihm geht. Das hätte sich für die Braut des Herrn von Perlewitz nicht geschickt. Aber eS kam ihr ei anderer Umstand zu Hilfe, den sie sich im Dränge ihres Herzens weidlich zu nutze machte. ' j Ihr Bruder Max machte nämlich nach Schloß Blendheim die Mitthei lung, daß derKlapperstorch bei ihm ein gekehrt sei und diesmal zur Abwechs lung ein Töchterchen gebracht habe.' Eva war sofort Feuer und Flamme für das kleine Wesen. Während sie früher bei ähnlichen Anlässen eine kühle Der siändnißlosigkeit für die Bedeutung ei! nes solchen Ereignisses gezeigt, floß sie jetzt über von rührenl? Theilnahme für ihre kleine Nichte unv äußerte die bestimmte Erwartung, zur Taufe ein geladen zu werden. So machte sich die Sache in ganz unauffälliger Weise. Zwei Tage nach Ausbruch des Streiks in der Fabrik Blendheim reiste sie mit ihrem Papa, der zufällig Geschäfte in Berlin zu besorgen hatte, zu ihrem Bruder. Die Geschäfte ihres PapaS schienen nicht sehr erfreulicher Art zu sein, denn er war. nicht nur auf der Reise selbst, sondern auch schon d Tag vorher einsilbig und verdrossen. Sie hatte keine Ahnung, worin sie be stünden, und fragte auch nicht darnach, theils weil sie glaubte, ihrem Vater da mit lästig zu sein, theils, weil sie selbst von ihren eigenen Gedanken ganz in Anspruch genommen war. Nur als sie in Berlin ankamen, war sie, ohne daß sie es wollte, Zeuge eines Gespräches zwischen ihrem Bruder und ihrem Pa pa, das ersterer in fast ungehöriger Eile gleich nach der Begrüßung vom Zaune brach. Und wie steht's mit dem .Glück von Blendheim". Papa? fragte ihr Bruder hastig und nervös. Laß mich in Ruh damit, antwortete der Oberst ärgerlich. Ich wollte, ich hätte diese elenden Papiere nie in mei nem Leben gesehen. Aber du hast doch damit ein schönes Stück Geld verdient. Ich? Du bist Dohl nicht bei Trost. Max. Wie es den Anschein hat, werde ich inen Theil, meines Vermögens opfern müssen, um sie nur überhaupt wieder los zu werden. StA versiebe aber nicht "(Fortsetzung folgt.) "Seeäle nr ukse.' 1- Eian: 5ni ' Wirtb.'' ich habe ,u wenig. Fleisch.' ' 2 Gast: ' .Herr Wirth.', hier liegen ja drei Flzen rn meiner Ssuce.' Wirth: .Ja, meine Herren, dann tWMnSieocheinfech. W e r n i ch t im Weibe das Ideale sieht, wo soll der eZ überhaupt noch sehen, da daS Weib doch offenbar in feiner Blüte die id?alste Erscheinung der Natur ist. 'Mißlungen. Besuch: .In Herr Wacht! zu Haus?' Dienftmäd chen: .Herr Wacht! ist verreist.' .SooosIZ Richten Sie meine Em pfchlung auS.und sagen Sie Um, wenn, er nächstens, verreist, dann soll, er auch seinen' Kopf mitnehmen und! iAt.oiilJitiaJtlLMlItJ 4 klassifizierte Anzeigen! Verlangt Mannlich. Verlangt: Deutscher oder öfter reichischer Fannarbeiter sofort für ei ne Viehfarm g?nzsinscht. Dauernde Arbeit. Zuschriften und Lohnan spruch an Otto Grosse. Atlanta. Nebr 7.26.13 Bekanntmachung. Ich mache hiermit allen meinen ge schätzten früheren Kunden bekannt, daß ich nach dem 1. Juli wieder an meinem früheren alten Platz bin und mich freuen werde, dieselben begrü ben zu können- Arbeiten werden wie vorher zur größten Zufrieden' hcit ausgeführt werden. M. Schnittckicn, Schuhmacher, 1424 südl. 16. Str. 16. u. William 7-3-18 Kost vd LogiS. Das preiöwürdigste Esse bei Petn Rnmp. Deutsche Küche. 1603 Dodge Strafe. 2. Stock. tf Schöne möblierte kühle Zimmer und einfache deutsche Kost bei Frau Clara Naumann, 822 Südl. 24. Straße, Omaha, Nebr. tf Glück bringende Trauringe bei Bro dcgaards. 16. und Douglas Str. Ford Automobile zu verkaufen. Fords umgetauscht.' neue und ge brauchte Fords zu verkaufen: Ford Karosserien, Touring und Roadster, Händler für den Kelsey Stream Line Body". Wir machen Ihre al te Ford neu. Cars gegen Bar oder auf Teilzahlung. Alle Autos mecha nisch garantiert. Sol. S. Goldstrom Co., 2367 Farnam. Harney 6546. 7.5-18 Gebrauchte Automobiler Merks Anta Company. Gebrauchte AntoGargamS. 2038 Farnam Str. Donglas 6290 .1.18 Automobile.Ncifen. m.. cr:.o (trrY. fUrlie.-. iin-Ht Ant zu 72 im varntjwi Neue Pennsylvania Innen. ' schlauche $ 2.00 Neue 30 bei 3 Republik.... 8.90 Neue 3 bei Zy2 Firestone Nonskid Tires Neue 32 bei Zyz Firestone. Neue 34 bei 4 Lee. Nonflid. Kaimans' Tire Jobber 1721 . 14.90 . 14.90 . 26.75 Cnming 8.29.18 Autoreifen repariert. Die Winton Tire Co. überzieht Ihre Autoreifen mit erstklassigem Gummi zu billigstem Preise. Ar. beit garantiert. Joseph Euskirchcn. 1811 Vinton Str. Telephon Tyler 2624W. ' 7-20-18 Kopfkissen nvd Matratzen. Omaha Pillow Co. Federn ge reinigt und umgearbeitet in neue federdichte Ziechen. 1907 Cuming Str., Tel. Douglas 2467. tf Detektivs. James Allen. 312 Neville Bldg. Beweise erlangt in Krimmal und Zivilsällen. Alles streng ver traulich. Tel. Tyler 1136. Woh nung. Douglas 802. '-tf. Elektrisches. Gebrauchte elektrische Mtoren. Tel. Douglas 2019. Le Bron & Gray, 116 Süd 13. Str. PcUemt.AnwiUte. Sturzes & Sturzes, IX S. und aus ländische Patente und Schutzmar ken. 830 Bee Bldg. 7.18-13 Chiropractie Spinal Adinftments. Hämorrhoiden, Fisteln kuriert. Dr. E. N. Tarry kuriert Hämorr hoiden, Fisteln und andere Darm, leiden ohne Operation. ' Kur garan tiert. Schreibt um Buch über Darm, leiden, mit Zeugnissm. Dr. E. R. Tarry. 240 Bee Bldg.. Omaha. 2.1-18 Advokaten. Paul F. Stemmender, deutscher Advokat. Alle RcWgeschäfte erle. digt. Ossice. 3. Stock Court Hauö. Telephon Douglas 800. 6-24.18 H. Fischer, deutscher NechtZcmwaU und Notar. Grundakte geprüft. Zimmer 1413 First Natfomrt Bank Building. PRODUCT& SMOULO Bt STORE D IM A COOt.DRW PLACE.WELL PWO TECTED rmory ryfwct iwECTV M-IOJU. WMl MU)ffM lO.)WM ,MH4Tw.,n. Complet intncUoiM for co, i i iL-frrj uim rjf) i r7r "'"''Av- Hffrf cannmf and tryinf wül b senk to thm retrfler es ihi papr npoa appt caiioa to Ih tUtioad War CaarÄa Cotnminion. W binftno, D. G M 4 te pg?e' "f,-- BWM si - S,--."' , ..".-"?..- -- . , -