Tägliche Omaha Tribüne. Da5 rechte Wort. jj Gedanken ÜÜer den sprachlichen J1n-X druck von Adel Hindermann. I '''''b'''. Die Sache ist sehr einfach" so erklärte einmal ein bedeutender Kla Vierspieler sein Können gegenüber einer ctwaö. lästigen Verehrerin, es kommt in der Hauptsache darauf an, immer zur rechten Zeit den Finger auf die richtige Taste zu legen." Tas scheint in der Tat sehr ein fach zu sein. Nur -7- können muß ri'.ail's. Und wenn man's kann, ist man immer noch kein Künstler, wohl aber sind die Ausdrucksmoglichiep tcn geschaffen, deren eine Knndge bung, welcher Art immer sie sei. nicht entraten kann. Zur rechten Zeit die richtige Ta sie anschlagen Auch unsere Sprache ist ein tö nendes Instrument, ein wundervoll jeingefügtes, auf dessen Tasten eine ganze Menschheit hcrumklimpert, Milliarden von Lebewesen, die im mcr einander etwas zu sagen" ha den, bis der Schlaf oder der Tod ihnen die Lippen schließt. Ein Monsterkonzert, in dem jcd weder zur Mitwirkung zugelassen xt; kein Wunder, daß da Tissonan zen zum Himmel schreien, daß fal- sche Noten das Ohr beleidigen, daß läppische Finger so bedenklich oft daneben greifen und Tasten zum 51) schlag bringen, die besser stumm ge blieben wären bis zur rechten Zeit, bis sie mitschwingen sollten als notwendiger Bestandteil einer bestimnüen Harmonie. Daß wir Menschen in der Spra che die einzige Brücke von Kopf zu 'Kopf, von Seele zu Seele besitzen. das macht die Frage ihrer Hgndhfr bung zu einem Gegenstand, der schlechtweg jeden von uns sehr ernstlich angeht. Nicht um ästhetischer Werte wil len. Ich möchte im Gegenteil die se Seite der Sache hier durchaus uiüierührt lassen. Eine Betrachtung, die den Versuch macht, einem In teresscngcbiet ganz allgemeiner Na tur behutsam nahezukommen, tut gut daran, Worte zu vcrinciden, wie etwa Aesthetik. Es gibt Leute, die unrettbar da bei gähnen müssen, sie verbinden mit diesem Fremdwort die unklare Borstellung von etwas Verstiege nem, das sich in scharfem Gegensatz zu ihrer Schlichtheit" stellt; sie wurden an rnecc Stelle über Aesthetik stolpernd mir kurzer Hand den Rücken kehren und weitere Verhandlungen energisch ablehnen, unter Hinweis auf ihr gutes Recht, zu sprechen, wie ihnen der Schna bei gewachsen ist". Eine Attacke auf dieses gute Recht abe ich nicht vor. Ja, ich gehe .noch weiter: ich nehme dies Recht sur jeden von uns m Anspruch, wobei allerdings die jeweilige Be jchaffenheit der Schnäbel erst die eigentliche entscheidende Frage auf wirft: sind sie imstande, den Bedarf an Ausdrucksmitteln wirklich zu decken? Da steckt's: da spricht die handfe sie Wirklichkeit ihr gewichtiges Wort. Verstanden zu werden das ist die natürliche Absicht eines jeden, !er die Lippen zum Sprechen öff net. Mag er sich ein. Beefsteak be stellen, rasch gebraten mit Zwie bcln", mag er seine Liebe erklären, mag er um Feuer" bitten, um Gedankenfreiheit" oder um Ge Haltszulage, mag er Segen 'sprechen oder Fluch über seinen Mitmen schen, mag er dem Nachbar einen Morgcngruß hcrübcrrufen oder das zündende Wort des Aufruhrs in erregte Volksmassen schleudern verstanden will er werden in vollem Umfange. Was die Schallwellen feiner Re de in hörbaren Lauten anderen In dividuen überniitteln, soll um ein Haar dem Gcdankcnbild hinter sei ver Stirn entsprechen. Gleichgül tig, ob das zu Sagende objektiv wahr oder unwahr ist, seine 'sprach liche Gestaltung hat sich unbeirrt dem Zwange des Wollens nach ei :ier bestimmten Richtung hin zu un terstcllen. Vollendete Nachschöpfung einer oder einer Reihe gedanklicher Vorstellungen das ist die hohe Aufgabe unserer Sprache. Sie ist ihr gewachsen. Noch nie versagte sie. Unermeßlichen Geistes werten, weltumspannenden Weishei len hat sie lebendiges Leben, ja Un slerblichkeit verliehen. Sie hat ein flammendes Gewand für den Zorn und wird nie müde, auf weichen Schwingen das Glück zu tragen, von Seele zu Seele. Sie ist es, die des Ich's" beengende Grenzen sprengt; ja daß wir eine Menschheit sind, und nicht Millionen nebenein oiider existierende Einzelwesen, un :m Sprache danken wir es, die in unciblässigcr Ucbcrlcitungsarbeit je He tausendfältigen Beziehungen der Menschen untereinander fpinnt, oh v,e die der Begriff Wir" überhaupt VAfri denkbar wäre. Sie stellt sich willig in eines je den Ticnst, unsere Sprache. Aus it)w. überreichen Wortschatz kann ; icdem EracbniS eineS Denkvor gangeS eine Hülle bieten, die sich vollendet' seiner Eigenart anpaßt; was immer im menschlichen Hirn ge boren wird, cS findet in diesem Schatz allcö, waö eS braucht, uin genau jenen Ton lebendig zu ma chen, der dem bestimmenden Klänge innerhalb der Gedankenwerkstatt entspricht. Der Schatz ist da, der reiche Schatz der Worte, er braucht nur gehoben zu werden. Und das ist die Arbeit, die unS selbst zu verrichten bleibt: aus der verschwenderischen Fülle des Vorhandenen juft das Wort heraus zufischen, das seine Bestimmung Ge dachtem Ausdruck zu geben, am voll kommensten zu erfüllen geeignet ist. Daß nicht nur ein Wortbild, son dcrn eine ganze Anzahl Ausdrucks formen für diesen oder jenen Ge danken anwendbar sind, daß serner ihre Anordnung zum Satzgefüge wiederum der persönlichen Wayt einen weiten Spielraum läßt das sind Umstände, die der Treffsicher heit des Sprechenden allerorten Fallen aufstellen. Denn: nicht an der Knappheit des Wortschatzes schei tern wir im allgemeinen, mit unse ren Bemühungen um die Sprach kunst, sondern an seiner Vielgestal tigkcit. Davon wissen die schrei benden Leute" ein kläglich Lied zu singen. Darf ich an dieser Stelle ein we nig aus der Schule schwatzen? Wenn meine nachdenkliche Be trachtung über unser Verhältnis zur Sprache sich auch durchaus nicht auf jene wunderlichen Menschen be schränken mächte, die keinen weißen Bogen Papier sehen können, ohne ihn voll zu kritzeln, so steht der Schriftsteller immerhin, dem Wesen seiner Tätigkeit nach, im Kampf um die AuLdrucksmittcl an erster Stelle. Abgesehen davon, daß er niora lisch verpflichtet ist, das feine In strumcnt der Sprache einigermaßen glimpflich zu behandeln: es gründet sich die ganze Art seines Schaffens auf der Umprägcarbeit des Gcdan kens zum Wort. Sein eigenes In teresse zwingt ihn, für den Betrieb hinter seiner Stirn ein Sprachgc wand zu finden, das dem noch Un greifbaren bestimmte Form verleiht, sich seinen Linien weich und doch fest anschmiegt kurz, ein sprachliches Spiegelbild seiner geistigen Vor stcllung. Und so können Momente kom men des heißen Ringens um das rechte Wort, das einzig rechte. Es umschwebt uns mit ihm, sie drängen sich vor wie lästige Fliegen, sie, die vielen allenfalls anwend baren" Wortgewänder von Mangel haftem Schnitt, die um meinen Ge danken, eben diesen Gedanken schlot tem lvürden wie fertig gekaufte Kleider um manche Frauengestalt. Wer diesen stummen Kampf ein mal gekämpft hat, wer je ein biß chen Elternzärtlichkeit für sein Gei steskind besaß, das er nicht anders als adrett gekleidet in die Welt hin auszuschicken sich entschließen kann te, wer je verzagt die Feder sinken ließ und es aufgab,, das rechte Wort zu erHaschen, diesen neckischen Ko bold, der ihm sozusagen auf der Nasenspitze herumtänzclt dem wird das ausgleichende Schicksal auch schon jenen Moment triumphieren der Freude, aufatmender Befrei ung gegönnt haben: wenn er feme Beute endlich efwischt, den Kobold am Schlafittchen hält und ihn mit wohligem Behagen an der eigens dazu bereitgehaltenen tintenfeuch ten Federspitze aufspießen darf! Eine ticfinnerliche Freude dieser Augenblick, ein kleiner Trost für je ne Stunden, da uns erbarmungslose Drucklettern all unsre Sünden ge gen die AusdruckSkunst höhnisch vor Äugen halten. Denn Sünder sind wir allzumal die da schriftlich und die da mündlich sprechen, und mus fen unsrer Sünde Folgen tragen. Die einen zwickt ihr künstlerisches Gewissen, wofern sie ein solches ha bcn; die andern sehen sich allen Konsequenzen ihrer sprachlichen Miß gnfse rettungslos preisgegeben, wo fern sie den Ehrgeiz besitzen, als geistig' zurechnungssähig zu gelten. In diesem Sinne glaube ich mich mit der kleinen Indiskretion aus der Werkstatt der schreibenden Leu te einer Abschweifung vom Thema überhaupt nicht schuldig gemacht zu haben; ia, ich mochte behaupten, daß die Wichtigkeit eines guten sprach lichcn Ausdrucks schlechtweg für je den Menschen allstündlich durch die Praxis bewiesen wird. Acrger, Verstimmung, ja tiefe Zerwürfnisse, unter -denen die Menschheit seufzt, smd nicht immer daö Ergebnis unüberbrückbarer Ver schiedenheiten zwischen den Charak teren, viel öfter hingegen ist ta stende Unsicherheit und täppisches Ungeschick in der Wortwahl die Ur sache schmerzlicher und so über flüssiger I Wunden. Und hüte deine Zunge wohl, Bald ist ein böseS Wort gesagt " Böse? Als Ausdruck eines haß erfüllten Gedankens wäre daS böse Wort" sprachiechnisch richtig ge wählt. Und doch hat die Erfah rung gelehrt, daß so ziemlich die Hälfte sämtlicher tagtäglich umge setzt böser Worte auf einen wasch echten Hab als Ursprung nicht zu 7 rückzuführen sind. Also Mißgrisfe im Ausdrucke haben die andere Hälfte geschaffen, nur so aus Versehen. Ist daS ein Trost, wo Wunden schmerzen? Wo erst am Wort, am unglücklich gewählten, der glün mende Haß sich entzündet, der vor her gar nicht da war? Wo eisige Entfremdung sich zwischen zwei Menschen fchiebt, die ihrer ganzen Gesinnung nach bestimmt waren, Hand in Hand zu gehen? Wo eine vielleicht nie wiederkehrende Gele genheit zur Verständigung ergeb niSlos vorüberrauschte, nur weil man einander nicht begrisf, weil kein Finger die eine einzige t Taste anschlug, die danach schmachtete, ih rer Stummheit ledig zu werden, sie, deren klarer Ton überzeugend daS gesagt hätte, was ein ganzer Schwall von Worten vergeblich zum Aus druck zu bringen trachtete?! Ja, wer sie immer, säiide zur rechten Zeit, die richtige Taste Einen Talisman besäße er, der ihn sanft um des Lebens harte Ek ken und Kanten herumführt?, und ein AlexanderSchwert trüge er in der Hand, das mit einem Hieb je den gordischen Knoten aus der Welt schaffte. Den schwierigsten Situatio nen gegenüber dürfte er lächeln in wohliger Sicherheit, er, der Herr und Meister der Sprache, der im nier fagen kann, was er will. Viel weniger braucht er zu spre chen, und viel schlichter, als der Sprachstümper, dem bei der klein sten Schwierigkeit schon der Angst schweiß auf die Stirne tritt. Der Aermste nimmt den Mund so voll als möglich, die Masse soll es lirin gen: der Umprägearbeit eigener Ge danken in ein eigenes Wortbild fühlt er sich nicht gewachsen, ver zweifelt greift er in den Schatz der Warte, die ihm schön" erscheinen, rafft er an sich daß es die Ab gcimtztheit ist, die sie blank erschei nen läßt, entgeht ihm , auch daß eben die Flut der Worte schuld da ran ist, wenn sein Gedanke rettungs los ertrinken muß. Und so gehen zwei auseinander, kopfschüttelnd, sie haben sich nicht verstanden. Das kann ganz belanglos sein: das kann über Schicksale ent scheiden. Stellen wir uns einen engen Kreis vor: die Familie. Noch en ger: denken wir an , Mann und Frau. Sie haben sich lieb, ihr He ben würden sie lassen füreinander; und dennoch Gott hat nicht zwei Menschciihirne auf da: Welt abso lut gleich erschaffen es kommen Stunden einer leisen Spannung, die Differenz zwischen dem Ich und dem Tu macht sich geltend. Verständigung tut not. Sie spre chen sich aus". Wem läuft da nicht ein heimlicher Schreck durch die Seele? Es gibt wohlgemeinte Aussprachen, die mit einem Schlachtfeld enden; wo in ungeschickten Händen zur schneiden' den Waffe wurde, was linde zusam menzu'führen berufen war: die Sprache. Wir dürfen dabei ganz absehen von den Tcmperameiitösünden, die etwa der Jähzorn auf dem Gewis fen hat; die Unfähigkeit des einzel nen, seine seelischen Vorgänge in einem knaptzen, erschöpfenden Wort bild niederzulegen, sie ist in erster Linie schuld daran, wenn Geschosse durch die Lust stiegen, die keiner der beiden abzusenden gedachte. Und baß erstaunt schaut jeder auf die Wunden, die er schlug nur weil er in seinen Ausdrucksmitteln im mer so peinvoll daneben griff. Ihnen wäre besser, sie besäßen je der eine gut sunktioniercnde auf klappbare Schädeldeckc, durch die der andere hineinblicken und sich aus eigener Anschauung ein Bild holen könnte dessen, was da wirklich vor handen ist, ohne die entstellenden Verzeichnungen ungeschickter Aus drucksversuche. Bis dahin stehen wir nach wie vor einen Augenblick vor der eiser nen Notwendigkeit, eine möglichst restlose Verschmelzung zwischen Ge danken und Wort aus eigener Kraft zustande zu bringen. Es wird weiter gesprochen. Und da wir allzumal Sünder sind, wird deS Mißverstehens kein Ende sein und des schwächlichen Eingeständnisses: So meinte ich es nickit". x Es ist keinen Pfifferling, wert. Znrückgegcbciics Lob. Nachdem der Dichter Voltaire durch seinen erfolgreichen Kampt ge gen die Grausamkeiten der französi schen Kriminaljustiz wiederholt die Befreiung unschuldig Verurteilter bewirkt hatte, gingen ihm von allen Teilen der zivilisierten Welt ehrende Kundgebungen zu. Auch Friedrich der Große, obwohl damals bereit durch daö bekannte Zerwürfnis mit Voltaire verfeindet, feierte die mannhafte Gesinnung seines ehema ligen Freundes und schrieb ihm, daß er seine Voltaires Miniatur statue soeben eigenhändig auf ein Picdestal mit der Inschrift Viro immortali" (Tem unsterblichen Manne) gesetzt habe. Nur mit einem einzigen Satze antwortete der gcist volle Dichter: Sire, Sie weisen mir ein Gütchen in Ihren Domänen rn." Tage der Wsen. Novkllctte von El-Cvrrei. Drei Jahre hindurch war sie ihm fast täglich begegnet. Erst trug sie fußfreie Röcke, und der schlichte runde Hut beschattete ein blasses Kinderge ficht, auf dem noch der müde Ernst ungesunder Schulstubensorgen lag. Allmühlich wurde die Miene aus drucksvoller, von Lebensneugier saß es auf der kleinen Stumpfnafe und die jungfräuliche Gestalt bewegte sich mit Bedacht. Endlich prangte Jugendblühen auf dem heiteren Antlitz und leuchtete Le bensfreude aus den blauen Augen. Sie war der verkörperte Sommer, wie sie so daherkam in hellfarbenem Kattunkleid; zu beiden Seiten ihres Weges Aehrenfelder und Sommer blumcn, über ihr Sonne und Ler chenjubel. , In violettem Dunste verschwam men die Konturen der zusammenge drängten Stadtbauten, denen sie vom Borort kommend zuschritt. Nur hier und da blitzte m dem Dunste die gleißende Kuppel einer Kirche oder eines Handelspalastes auf. Um Geld zu verdienen, ging das junge Madchen täglich in die Groß stadt. Sie fertigte Putz in einem Modeatclier. Und täglich begegnete sie ihm, wenn er seinen Berdauungs fpaziergang machte. Daä war mittags um 2 Uhr. Er hatte während der Bormittags- stunden auf dem Gericht gearder tet, dann sein Diner im Weinre staurant eingenommen, um hiernach in Begleitung seines Fido, des höchst korrekt erzogenen Wachtelhundes, feldein zu schlendern. Er pflegte erst wieder um S'2 Uhr in seinem ge wohnten Caf6 zu erscheinen, woselbst er sich leibliche und geistige Genüsse zu Gemüte zog. Der Berdarningsspaziergang war sehr von nökn, denn der Herr Asses- sor neigten zur Korpulenz und zu blasser Gesichtsfarbe. Er hatte schon ein schweres Leben hinter sich. Seine Kindheit ward von den Unruhen gestört, die ein nach Gold und Orden jagender Ba ter um sich verbreitet. Die Jugend verkümmerte dann unter dem Schat- ten seines bürgerlichen Namens, der ihn bei jeglicher höheren Bestrebung hinderlich war. Endlich kam die blt tersie Erfahrung: eine kleine Millio- nenerbin, die ihm der Vater mühsam ausspioniert hatte, bevorzugte einen andern! .... Daß man nach all sol chen Schicksalen sein Genügen darin fand, seinen Berussgeschasten nach zugehen und im übrigen die Person liche Ruhe und das eigene Wohlbe finden zu Huten, dürfte sclbstver- standllch sein. Man wird nie heiraten! Die Er binnen sind unzuverlässig und haben auch oft unbequemen Anhang. Er sehnte sich auch nicht nach bür gcrlichem Familiengluck. Eine Frau mit der Morgenhaude, ein schreien des Baby, Badewanne, Sozthlet oder gar eine Amme puyl Wie un ästhetisch! Sein Junggesellenheim war dage gen klassisch! Sein Diener ein Ge dankenleser. Ja! Er hatte alles gut in der Reihe, was zu seinem Wohlbehagen gehörte! Run gesellte sich gar zu dem nützlichen Zwecke seiner Mit tagspromenade die angenehme Beob achtung eines reizvoll erblühenden Frauenzimmers. Das sah ihn dieses Jahr auch so eigen schelmisch an, als wolle es ihn fragen: Gesall ich dir?" Erst als er seinen neuen Som merpaletot angehabt, den langen sack artigen da hatte er einen Moment geglaubt, ein spöttisches Lächeln schwebe um ihren Mund. Sobald er aber das Monocle eingeklemmt hatte, fragten ihre blauen, warmen Augen naiv: Gefall ich dir?" Heute war er im Begriff, seinen Cvazieraang anzutreten, da kam ihm eine Blumenhändlerin in den Weg, deren Korb war voll prangender No sen. Roch sind die Tage der Rosen!" zitierte der Herr Assessor und kaufte einige der vollen, roten, duftenden Blüten, die Frage erwagenö, was die Kleine für Augen machen würde, wenn er ihr dieselben darböte? Er schmunzelte bereits vor sich hin ein seltenes Ereignis bei ihm! Hm, so kleine Madchen unter blauem Julihimmel, zwischen wachsenden Halmen und Mohnblumen, inmitten sonnigen Naturschweigens hm! Er hatte da auch kürzlich ein Schauspiel gesehen er hatte da- mals darüber gelacht. Jetzt indessen schien ihm doch möglich, daß so ein junges Weib gar liebliche Jngredien zen in ein Junggesellenleben und nitimur in vetilum in eine GareMwohnung zu bringen ver- mochte So was von Lerchen- trillieren, von sonnig wonniger Le bensfreude. WaS sie wohjzu den Rosen sagen würde? Unmh schwenkte er dat Stöckchen. Ta kam sie auch schon; sie hatte ihren roten Sonnenschirm aufze spannt und über ihrer schlanken hel len Gestalt lag ein rötlicher Schein, wie ein bengalischer Reflex. Er Hemmte flugs die Scherbe ein: 'als sie nahte, lüftete er den modi schen Strohhut und reichte ihr die Rosen mit den Worten: .Mein schö lies Kind .... Roch smd die Tage der Rosen!" ' Erstaunt schauten ihre blauen Au gen auf .... Im nächsten Moment aber grisf sie lächelnd nach dem Strauß. Schönen Dank!" Und sie war schon an ihm vorbei. Befriedigt sah er ihr nach. Der Anfang war gemacht! sie hatte die Rosen genommen. Gott ja, wa rum auch nicht? Am Ende schaute sie sich schon längst nach einem vor nehmen Acrehrer um, der ihr ein wenig Glanz ins arme Nähmädel leben brachte .... Na, ja! Knausern wollte er wahrhaftig nicht! Tänzelnd schlenderte er weiter! Das Mädchen mit den Rosen in der Hand ging indessen stracks der Stadt zu. Ein Lächeln lag auf ih rem frischen Antlitz. Ja ja, sie wa ren da. die Rosentage .... Vielleicht hatte der fette Geck davon gehört, daß Und er hatte ihr in einer kleinen Aufmerksamkeit Glück wün schen wollen. Wie nett von ihm! Plötzlich aber durchschoß es ihren Kops, daß er auch nichts wissen könne und nur galant sein wollte. So al lerhand Hintergedanken haben könne wupp! die Rosen flogen über die Hecke. Gut dann, daZ ich ihm nun nicht mehr fo oft begegnen muß denn morgen " Und sie zog den Handschuh ab und küßte ein schlichtes, goldenes Ringlein. Andern Tags kamen der Herr Assessor wieder mit Rosen daher. Heute trällerte er sogar eine liebliche Melodie. Diese erstarb jedoch, als Um Herrn Assessor niemand auf dem Pfade begegnete. Beistimmt trat er dann den Heimweg an und warf im Cafö dem Kellner die falsch ge reichte Zeitung vor die Füße. Am darauffolgenden Tage aber be kam der Gedankenleser die Titula lur Esel" und Fido erhielt einen Stoß. Wo das junge Ding nur blieb? Die Unruhe warf sich ihm auf den Magen! Dabei stellten sich immer häufiger Zeichen leichten Podagras ein ..... Wie gut könnte ihm da so eine kleine junge Person Aufheiterung bieten! Wo sie nur steckte? Hatte sie am Ende er lachte, daß sein aufgeschwemmter Leib wak kelle hatte sie am Ende eine Ba bereife angetreten? Da aber kam ihm ein Gedanke: er sollte sich 'einen Aadeaufenthalt gön nen! Sein Arzt würde es guthei hcn. Gedacht getan! Er reiste .... Aber , Ende August war er schon wieder zurück. Er hatte sich nach seinem Heim, zum Gedankenleser und zu Fibo zurückgesehnt. Und nach noch etwas. Sie war ihm oft im Traume er schienen, die kleine Blühende. Und er hatte von ihren frischen Lippen einen Zaubertrank gesogen, den er vordem nie genossen. Den Zauber trank, durch den das Herz ein ju aendliches Aufschwellen empfand eine innige Zärtlichkeit für alles Le ben und alles Lebende. In Wirklichkeit aber suchte erver gebens, ihr wieder zu begegnen. Sie schien nicht mehr nach der Stadt zu gehen! Und eines Sonntags eines sonnigen, heißatmigen August sonntags, wo alles Blütenduft und Roggenglanz war, da dehnten der Herr Assessor den Berdauungsspa ziergang aus bis hinein in die Stra ken des idyllischen Bororts mit den rotbedachtcn Häusern und den kläs senden Dorskotern. Vielleicht sah er sie an einem Fen- ster, in einem Garten! Er schmach tete nach ihrem Anblick. Jedoch, obgleich er fleißig Umschau hielt, er erblickte nicht die Gesuchte. Nur ein scheinbar neu erbautes, net tes Haus fiel ihm auf. An der glän zend lackierten Haustür hing eine Girlande aus Tannen und Papier rosen; ein Plakat Herzlich Will kommen" schaukelte sich in dein ober sten Bogen des schon welkenden Ge Windes, das vielleicht schon Wochen den Eingang zierte. Hinter dem Haus lag ein kleiner Garten mit ei ner Laube unter den dunkeln Zwei gen alter Fliederbäume. Der Assessor ging an dem Anwe sen vorüber bei der Laube aber blieb er mit einem Ruck stehen. Eine gänzlich ungeschulte, aber warm und lieb klingende Stimme sang drinnen das Lied von den Tagen der Rosen. ..... Ihr Fröhlichen singt, weil daö Leben noch mait. Noch ist die schöne, die bliihende &eii ilod) sind die Tagen der Rosen...." Hast recht!" antwortete drinnen in der Laube eine Männerstimme. Nun krieg' ich auch einen Kuß! Und nun noch einen für unsern " Pfui! willst du wohl!" schalt die Frauenstimme. Bin schon still! .... Die Wiege kann ich aber doch dann bezahlen?" Oder soll ich dafür ein paar Tage in der Stadt Hüte aufputzen?" Hat's nicht nötig! Mir ist heimlich jeden Tag ein Zweigroschen stück in eine Schrankecke gerutscht. Da liegt nun eine Menge solcher blinder Schimmel. Komm, wir wollen sie mal zählen, ob sie nicht schon langen!" Pscht! Da ist jemand!" wisperte die Frau Aber der Jemand weicht nicht, als auch die beiden auS der Laube treten. Er hebt sogar das Gesicht mit der ungesunden Blasse, mit den schmalen, verknisfenen Lippen und dem schioammigen Doppelkinn frei in die Hohe und schaut das junge, blauäugige Weib an, das nach kur atm überraschtem Äaudern ihm lau nig zunickt und dann am Arme ihres stämmigen Mannes ins Haus geht. Und der andere wendet stch lang sam ab. Ihm tönt der schlichte Sang iin Herzen nach. Ja, die beiden im jungen Heim, mit den aufge sammelten Groschen im ldchranlwm kel, gesammelt sllr trauten Zweck, die verlebten Rosentagel Er ging heimwärts. Als er durck die flüsternden, über sonnten Felder schritt, fand er eine dürre Aehre am Wege, sie yalte keine Frucht gezeitigt, sie war hohl der letzte Regen schien ihre Wurzeln unterwaschen und sie zu Fall ge bracht zu haben. Der Assessor nahm die dürre Aehre auf und für einen H?fment kam ihm der Einfall, daß ( In eigenes Leben eine Aehnlichkeit ij mit dem elenden, einst hoffärtig dagestande nen Halme.... Die Urkultur. f AIs daS älteste uns bekannte Kul turvolk der Erde gelten die babylo Nischen Sumericr, welche die Keil schrift ' erfunden haben und deren als lebendige Sprache schon gegen Ende des vierten Jahrtauienos vor EhristuS ausgestorbene Mundart uns durch die reiche Jnschriftenhin terlassenschaft der nachher in Baby lonicn eingewanderten Semiten wohlbekannt ist. Diese Semiten haben das Sume rische drei Jahrtausende lang bis fast um die Zeit von Christi Geburt in ahnlich' Weise beibehalten und gepflegt, wie es mit dem Lateini scheu im Mittelalter geschehen ist. Obwohl die Sumericr, als sie im Scmitentum aufgingen, schon eine alte, jedenfalls niehrtausendjährige Kulturepoche hinter-jich hatten, jo kennen wir von ihnen doch nicht viel mehr, als ihre Sprache, die als eine agglutinierende in ihrem Bau, wie man längst weiß, mit den Turk sprachen Aehnlichkeit hat. Im übri gen waren alle Versuche, das Su nierische mit anderen bekannten Sprachstämmen in Verbindung zu bringen, vergeblich geblieben, bis zu Anfang dieses Jahrhunderts die Ausgrabungen und Entdeckungen im chinesischen Ost-Turkestan einsetzten. Man sand dort in Manuskripten, die aus dem ersten nachchristlichen Jahrtausend stammten, nicht bloß Reste dreier bisher unbekannter ari scher Sprachen, von denen eine das Tochansche bemerkenswerte Achnlich keiten mit den südeuopäischen Idio men, beispielsweise dem Lateinischen zeigt, sondern man entdeckte auch neben Ucberbleibseln einer großarti gen alttürkischen Kultur eine alt türkische Sprache, die eng mit dem stark abgeschliffenen und überreich mit fremden Elementen durchsetzten Türkischen verwandt ist. Während die Verhülle, das alte - Sumerische mit der Mischsprache des Heutigen Turkiichen in Verbindung zu drin gen, wenig Erfolg Hatten, kann, wie Professor Hommcl in einer Sitzung der Münchener orientalischen Gesell schaft darlegte, kein Zweisel mehr darüber bestehen, daß das Sumeri sche und Alt-Türkische nahe ver wandt sind. So überraschend das klingen maa. so sind dock die Be- weise derart zwingend und schlössen derart icden Zufall aus. Daß oer türfiirfie UrtoniiiLi der ältesten und bekannten Menschheitskultur als fcilsteheud gelten kann. Guter Trost. - Zu dem witzigen Göttinger Schriftsteller Professor Lichtenbcrg kam im Jahre 1791 der einarmige luiton Otto, ein Zeichner von großer Begabung, um den berühmten Mann persönlich kennen zu lernen. Zwei körperlich verkünimcrte. aber geniale Mensche,, standen sich gegen über. Als Anton Otto zum Stift grisf, um Lichtenbcrgs Bild zu ent werfen , deutete dieser auf seinen Höcker und fagte: Nicht wahr, r- meinen Körper hätte der schlechteste Zeichner im Dunkeln besser machen können und sicher manchen Teilen weniger Relief gegeben." Ter einar mige Künsllrr entgegnete: Kein Mensch ist ohne Fehler. Wir beide sind wahrhaftig noch nicht ain schlech testen weggekommen. Immer noch besser niit einem Buckel oder einem einzigen Arm, einein einzigen Fuß. als ohne Gehirn geboren zu fein." Feine Familie. Gau ncr (zum Kollegen): Wer hat denn deinen Sohn neulich verteidigt? Ter Justizrat Donnert natürlich, den ich immer hab' und meine Frau und mein Bruder .... der ist über haupt unser HauSverteidiger!" Spune. Die liebste Nahrung der ten ist daS Gehirn ihrer Artgcn sen. . Aus einem Gran Wahrf werden die größten aller Lügen ) reitet. 'z ' Je tiefer gefärbt druckt ist. desto aröker ist ibr 3; j kergehalt. i Eine indische Frau ! den Namen ihres Ehemannes nl aussprechen. j Laß niemand zu tief deme Schuld g raten, wenn f Tank ernten willst. : Wenn wir kopflos Handel trägt oft .das Herz, wenn herzll oft der Kopf die Schuld. Noch im 18. Jahrhundert irj eS in Spanien Brauch, daß man den Kirchen Singvögel hielt. Drei Grad Lufterwärmuj vermindert die Tragfähigkeit eiri Luftschiffes um ein Prozent. EineSomnambule hielt es LOpfundige Bibel V2 Stunden la mit gestrecktem Arm in die Hohe. Beim Rizinusblatt kommen a; 1 Quadratmillimeter Flache 403,25 Blattgrünkörner im sog. Pallisadci gewebe. ... 1877 1878 gingen in Jndii an Hunger und den daraus folgend, Krankheiten 5ft Millionen Menschi zugrunde. t I n M e l b 0 u r n e gibt es so vi! Spatzen, daß man reifende Kuschs und Weintrauben in Tüllsäckchen vet wahren muß. An einem offenen Paradieszärs lein geht der Mensch gleichgültig voi bei und wird erst traurig, wenn verschlossen ist. Es gehört auch zum Leben, si einer schweren Notwendigkeit unte ziehen zu lernen und von der Hof! nung zu zehren. D 0 n Pe d r 0, der letzte Kaiser vo Brasilien, war ein hervorragende. Kenner des Hebräischen und der Ral! binischen Literatur. i Der berühmte Jurist Grotiu'' verfaßte schon mit 9 Jahren lateini sche Gedichte und kam mit 11 Jahrch auf die Universität. ; ; Neuerdinas ist festgestellt W05 den. daß die Perlhühner mit dä 'traunen naber verwandt und 0?" mit den Haushühnern. h Diezweitürmige (allerdin' aus Holz bestehende) Kathedrale m Euayaquil wurde fix und fertig au? Nordamerika importiert. . i In China ist der Musikbetries, staatlich so streng geregelt, daß m dem Monat nur bestimmte Skale verwendet werden dürfen. ns oxi 0 e II z w 0 t s miuiuuu-, tv i ... " 1 r crn: rr: . Wlaxt Blitzschäden in Deutschland ent. fallen auf das Land 95 bis 97 Pro , p 5. ! r 1 c 1 . v . fn.n. ' zeni, aus oie raoie oer inei. Friedrich Wilhelm . III. ver kehrte nicht persönlich mit den Mim stein. Als ihn Altenftein einmq grüßte, kannte er ihn gar nichts Auf der Zitadelle von Kairo eyk in der Nische einer Seitenmaueli-'" -hoher Lehnstuhl. Auf ihn setzt i : Leute, die ihren 100. Geburt' -feiern. k In der Asche des Aetna si sich vollkommen ausgebildete Augikri, stalle von winziger Kleinheit. 0,0 Millimeter lang und 0.0025 Milli-k meter breit. j Als das Donaudelta 1857 an', die Türkei fiel, lautete die erste Ber ordnung des neuen Kaimakam: E--, ist verboten, am Tage in den Stra ßen von Sulima zu morden". s " m Der von den Engländern seines Reiches beraubte König von Audh ha während seiner 30jährigen Jnternie rung nie seinen Palast verlassen un: nie einen Europäer empfangen. z Konteradmiral z. D. Schlie'.. per hat auf einer Reife durchs Rot. Meer an einigen Stellen des Heiz- raumes in seinem Schiffe eine Hitzcj von 90 Grad Celsius festgestellt. Der Augsburger Matthias Schwarz ließ sich immer porträtieren, wenn die kleinste Veränderung mit. ihm vorgegangen war; z. B. nach dcm. Haarschneidcn oder dem Anlegen ei-? nes neuen Anzuges. ES ist doch sonderbar, wie auch der vortrefflichste Mensch schlechte Ei genschaften haben muß, gl:ich einem stolz segelnden Schiffe, das Ballast braucht, um zu seiner guten Fahrt gehörig schwer zu sein. Dort, wo der Weltzeist in stiller Größe waltet, immer neue Wunder schaffend, am Donner des schäumenden Wasserfalles oder beim Glänze jener leuchtenden Systeme, die über uns sich kreuzen, findet der wahr Mensch seine heiligsten Stunden.