.WtWyjUFd ÜjeVÄ'Jiw'vÄ'J'.'ij j r' jfc.it mumv-ilimtma-L irirrtuniammmiii ,, ,, M. .,,,,.K..KM,,.,,, ,K, .,. f,',. ,,..,4..,.. . .., '. r---i"iirrr'ii-iiiiiit,irini.iit'i..iMliirn i. f .inn'-in-- i. j i t Tägliche Omaha TrMne WllWV, läMHj'.j.mtrfH1 fen Die Erkenntnis. , Skizze von Elfe Izöffer. DaS blauliche Moiidlicht glitt durch das Oberlicht de Atelier und lief zit tcrnd iiber die blanken Fliesen des Ao dkns und huschle iiber die weißen Büsten und Torfen, die an den Wänden standen. Tann glitt ti iiber eint gewaltige Mar inorgruppe und lag darauf fest, wie er starrt von der königlichen Schönheit dcö Werkes. lind dcr blasse Marmor erwachte zu zauberischem Leben unter dem flimmern den Lkht, bläuliche Schatten huschten darüber hin und betonten die edle Plastik der formen, die weißen Glieder schienen sich zu regen, gewaltiger wuchs die Ge bärde der Körper. Eine Männcrgkstalt, auf ein Knie ge stützt, erhob sich, wie vom Schlaf er wacht, und reckte den Arm mit starker, sehnsüchtiger Gebärde zum Himmel. Je der Muskel in dem Körper war gespannt, voll Energie und Kraft, als warteten die Glieder nur auf den Augenblick des Auf sprittgens, auf den heiß ersehnten Au geublick. Denn in dem aufwärts gewandten Antlitz lebte eine leidenschaftliche Sehn sucht, über den Brauen lag ein verhak tencr Zorn, und um den Mund batte sich der Schmerz fcstgegraben, ein hosfnungs loser Schmerz. Und doch strebte die Sehnsucht auf wärts, der Körper reckte sich empor, lpn melan, dem Licht entgegen, die Freiheit grüßend. Die Linke deS ManncS hing schwer und schlaff, wie leblos, am Körper herab, matt geballt, in gebrochener Kraft. Um daS feste Gelenk "lag eine Fessel, die eS '. eng umschlang und an einen schmalen, fcingcformten Frauenarm band. Zu Füßen des Mannes ruhte ein , Weib. Weich glitten die spielenden " Schatten über den schlanken, anmutigen Leib und verklärten ihn zu unendlicher Schönheit. Die Glieder waren gelöst in holder Nnhe und schmiegten sich mit mü' der Grazie gegen den Marmorfelsen, der feine Kopf war nachlässig zurückgelehnt, um den leise geöffneten Mund lag das Lächeln seligen, gedankenlosen Behagens. Das Weib sah nicht auf zu dem Manne, an den die gemeinsame Fessel es band; es Wichte nichts von seiner stur menden Sehnsucht, von seinem wilden Freiheitsdrang. Auf dcr kindlichen Stirn lag ein sonniger Friede, über der ganzen Gestalt schwebte ein weiches, süßes Glücksträumen, das rührend und quä lend zugleich wirkte in feiner Ahnungs losigkcit. Und neben dem sanft ruhenden Weibe hoben sich die kraftgeschwellten Glieder des Mannes um so wuchtiger; es war, "V als müßte ihm ein Aufschrei wildester Sehnsucht die starke Brust zersprengen, ali müßte die Kette, die ihm das Gelenk drückte, zerreißen. Und das Weib lächelte im Glüekstraum und wußte, nichts von .dem großen Kampf des Mannes. Die Ateliertür ging leise knirschend und fiel dann klappend ins Schloß. Auf der Schwelle stand eine dunkle Gestalt, weiß leuchtete ein junges, wei chrs Gesicht aus dem Halbdiimmer. Die junge Frau sah mit bangen Augen, in denen das Bewußtsein eines Unrechts stand, um sich. Sie atmete rasch und schluckte heftig, denn die Kehle war ihr trocken vor Aufregung und Angst. Sie lauschte nach dem Treppenhaus, aber, die Stille der Nacht war tief und undurch dringlich. Sie glitt hastig vorwärts und hob die Augen zu der Warmorgruppe. Da schob sich eine Wolke vor den Mond, und in dichtes Dunkel versank der hohe Raum. Negungslos stand die. Frau. Sie hörte nur das starke Pochen ihres Blutes und fühlte das feine Vibrieren der er regten Nerven. Zum erstenmal seit langer Zeit stand sie im Atelier des Gatten, zum erstenmal fejt Jahren wollte sie sein Werk sehen, bevor er es der Welt übergab. Das Werk, an dem er mit leiden fchaftlichem Eifer gearbeitet hatte, ohne ' sich Rast und Auhe zu gönnen, an dem er seine Kraft zermürbt hatie, und' das ihn fast zerbrochen hatte. Denn als er e vollendet hatte, war er zusammen gesunken, die Kräfte seiner Seele und seines Körpers waren verbraucht. Und doch war er klarer und stiller geworden, als hätte dies Werk ihn von einem schwe ren Gedanken befreit. Es mußte ein großes, ein starkes Werk sein, sein Wei stermeri vielleicht, vielleicht das Beste, das er zu geben hatte, das 'er mühsam, in bartem Kampf aus dem Marmorblock löst hatte. Und feine Frau, die abseits lebte von - Ihm und seinem Schaffen, in der hellen j Wohnung zwischen ihren Blumen und schönen Möbeln und den fröhlichen, sorg losen Menschen ihrer Welt, die kannte 'dies Werk nicht, das ihr den Mann ge nommen, die ahnte nichts von dem zähen Kampf und dem heißen Sieg des Kunst las. Bis sie eine dunkle, bohrende Neu gier oefaßt: sie wollte daS große, streng gehütete Werk sehen! Stärker wurde das Herzklopfen der jungen .Frau. Ihr Mann wollte nicht, daß sie das Atelier betrat; er wollte nicht 'In seiner Arbeit gestört werden. Früher halte sie ihn oftmals leise bettelnd darum gebeten, mit Schmollen und Weinen, da hatte es wohl gutmütig-spöttisch um sei nen Mund spielt: Aber. Kleinchen. ,di, verstehst es doch nieU!" Und er hatte ja auch recht, sie verstand wenig von seiner Kuüst und wenig von dem 'starken, le!denschas:lichen Leben sei - r,es Geistes. Nur li.bbaben konnte sie iljn. Sie lächelte leise verstohlen ein glück l!ch,-s Üji.'n. i stieg der Mond llöir die Wolke Und lag wieder lebend und lebenspendend aus dem weiß'N Uskrk Die Fieiu hob die Aiig'n, ein leiser Schrei klang durch den weiten Raum, und sie sank in die Knie und faltet die Hände wie vor dem Altar. Und sie schaute und begriff die er schlitternde Schönheit des Werkes, die Kühnheit dcr großen Linien, den Adel der Formen und den gewaltigen Zanber des seelischen Ausdrucks. Sie trank die Schönheit in sich hinein voll frommer Andacht, und demütig wurden ihre stil len Augen. Dann dann begriff sie den Gedan seit. Und der Gedanke ergriff sie mit grausamer Wucht und warf sie zu Bo den, bis ihre Stirn auf den kalten Jlie scn lag. , Doch von den weißen Gestalten kam ein Bann, der sie aufhob, der ihre Blicke bannte auf daS schöne, lcidenschaftdurch bebte Antlitz des Mannes, in dem Zorn und Schmerz kämpften, und über beiden war die Sehnsucht. Die große Sehnsucht, von der die kleine Frau nichts gewußt zwischen ihren blühenden Blumen, und die sie nun ah nend begriff, die große Sehnsucht, die den stillen Frieden verlacht, die hinaus strebt aus dem behaglichen Glück, die kein Resignieren kennt und kein sattes Genü gen, für die wir dcr Kampf und das Aufwärtsdringen Leben bedeuten, die die Fessel fühlt zu jeder Stunde und sie jauchzend zersprengen möchte. Die junge Frau hob langsam die Hände an die Schläfen. Ihr Auge löste sich mühsam von dem Antlitz deS Mannes und glitt angstvoll iiber das ruhende Weib. Und ihre Au gen wurden weit, ihr Herzschlag setzte aus, ein leises Wimmern verklang zwi schen den hohen Wänden. Ihr war, als sähe sie plötzlich ihr Le ben in hartem Licht: ihr Leben ohne Ernst und Tiefe zwischen Blumen, schö nen Toiletten, lachenden, flachen Mcn schen, ihr Leben ohne Größe und Tragik ein leeres Leben. Ein sattes Genie ßen, ein kampfloses Glück, Friede , Seelcnträghcit, das Leben der netten, keinen Frau". Sie hob zitternd die Hand gegen das Marmorbild. Ah trug dies Weib nicht ihre Züge, ihre holden, weichen Züge, die nichts spiegeln konnten als das kindliche Lächeln des Behagens, in tödlicher Mo notonic? Ueber die kein Wetterleuchten des Zornes fuhr, kein Erbleichen tiefer Seelcnqual sich je gebreitet und nie das Zucken und Beben höchster Leidenschaft gezittert! War das nicht ihr Leib, ausgestreckt in träger Lässigkeit, ohne Kraft und Schwung, ein wuchtendes Gewicht an eine Hand gefesselt, die sich in ohnmäch tigcr Wut geballt? - Und diese Hand wie kannte, wie liebte sie diese harte, ausdrucksvolle Hand! Die junge Frau schloß, die Augen, aber das Leuchten, das von dem Mar mor ausging, zwang' sie zum Schauen, und das große Werk sprach mit heißen Worten zu ihr. Und sie fühlte: der Marmor gewordene Gedanke war erlebt, nicht erdacht, nur ein gewaltiges Zeugnis großer, heimlicher Leiden. Denn neben ihrem Leben hatie einer gelebt, fern von ihr und ihrem kleinen Alltagsireiben, und nur mühsam hatte er den Schnsuchtsschrei unterdrückt, der ihm in der Kehle saß, doch die Fessel hatte er immer gespürt, wahrend ihre Seele ruhte. Ihr Gatte war er gewesen, und immer war n ihr ein Fremder ge blieben, denn ihr kleiner Sinn reichte nicht bis in seine Welt. Sie war ihm nichts gewesen als ein holdes Spielzeug, das zur Bürde ward, wenn eine Fessel es an ihn band. Und diese Last hatte ihn geknechtet. Wie sich der stolze Marmorkörper leise zur Seite bog, dem Gewicht des ruhen den Weibes nachgebend, so hatte seine Seele ihren Flug gehemmt unter der Bürde des Alltags. Er war ein einsamer Mann geworden, während sie fröhlich mit den Fröhlichen war. Er hatte ge schwiegen all die Jahre hindurch. Kleinchen, das verstehst du ja nicht!" Sie zitterte. Er hatte geschwiegen, weil es nicht lohnte, an dies kleine, leere Herz chen zu pochen, weil er ihren Kindersinn nicht trüben wollte und ihr Behagen nicht vernichten. Und die Sehnsucht war gewachsen in ihm. göttlich hatte ihm die Freiheit ae leuchtet ln weiter, weiter Ferne. Da hatte er ein Werk geschaffen, das Zeugnis gab von seinem Schicksal, da hatte sich die Qual seines Herzens ausgelöst zu einem Meisterwerk. Und das Werk stand vor seinem Weibe in leuchtendem Marmor, voll königlicher Schönheit und überzeugender Kraft. Dies Werk sprach ihr von dem tragischen Geschick, das sich dicht an ihrer Seite er füllt hatte, und vor dem sie blind gcwe sen bis zu dieser Stunde. Auf den Fliesen kniete die Frau mit gefalteten Händen wie vor dem Altar, ' Ihr kleines Gesicht war tief erblaßt, die bangen Augen waren tränenleer. Wie zerbrochen lag sie von der Wucht der schweren Erkenntnis. Und ihre kleine Seele wuchs im Frühlingssturm des Schmerzes. Ich habe ihn lieb murmelte sie ton los. Doch wenn sie die Augen hob zu dem düstern Männcrantlitz, zuckle sie zu sammen und rang nach Kraft. Jl,re Liebe wollte der gefesselte Mann ja nicht; er rang nach Freiheit, zur Höbe wollte er, ohne Fessel, ohne wuchtende Last allein. Die ran erhob sich taumelnd, ein leises Schluchzen stieß sie. Sie trollte die Auien abwenden von dem weifen Antlitz. daS so Uneieheukres von ihr heischte, doch ihr Blick hing fest daran, und ihre Seele ward groß und stark und mutei. Sie hob die Hand und strich leise über das Handgelenk des Mannes, a!Z wollte sie die Fess.l lösen. Sie schmierte bei der Berührung des eisigen Stein. 5w I) V c Nee, liebst Kinder," sagte Haupt mann von Findeling, mich lasset aus dem Spiele. Nee, nee, nu laßt man daö Quälen, ich gehe margen nicht mit. Ich bin doch gewiß kein Spielverderber. Aber wenn ich mal nein sage, dann hab' ich meine Gründe." Ueber der kleinen Stadt lag eine frost scharfe Januarnacht. Die Sterne blitz tcn so blank, wie auf der Knopfgabcl geputzt. So halte der jüngste Leutnant, Wagner II, berichtet, der eben erst ge kommcu war. Der hatte sich in Damen gescllschaft bei seiner Tante niedlich ma chen müssen. Nach der geistigen Strapaze mit den alten Damm heimelte ihn die Jieisino stube an mit ihrer billigen Tapete, den abgewetzten Lcdersiühlen um den gelben, polierten Tisch. Darüber summten leise die drei Gasflammen, dcr frisch geheizte Patenteisenofen bullerte es wär doch so unter den Kameraden ganz gemütlich, nota tVnc für einen krassen Neuling wie diesen jüngsten Leutnant. .Aber laßt euch durch mich nicht stö ren," fuhr der Hauptinann fort, .ich habe da mal was mit solchem Tinge! tangel erlebt wenn auch meinerseits ganz passiv , das hat mir den Appe iit auf solche Scherze verdorben." Gott, Tingeltangel ist wohl 'n biß chen grausam ausgedrückt, wenn ich ge horsamst replizieren darf," meinte Wag ner II, die Blada.Ponarska ist doch 'ne europäische Berühmtheit." Nu doch wohl schon gehörig abge welkt," protestierte der kleine schwarze von Ohlenhusen. Wenn sie zu uns kommen, sind sie wohl reichlich passiert." Solche Brettldamen sind alle hin term Gelde her," sagte der Oberstabz. arzt, die wissen genau: des Lebens Ma! blüht einmal und nicht wieder. Diese Diva wie heißt sie doch schon hat immer och 'nen gewissen Ruf. Sie soll nie viel gekonnt haben. Alle ihre Liederchen und Couplets sind mordsmäßig frivol, und die plaudert und singt sie jedem Hörer so intim zu, als ob dessen ganze na, sagen wir mal Weltanschauung auch nur auf der frivolen Wmschtigkeit gegen alle höheren ethischen Leitsätze aufgebaut wäre. Ich habe so was öfter beobachtet, das kitzelt den Philister, natürlich nur so lange, wie er da auf feinem Parkett platz sitzt. Nachher oho! Wirklich, das soll die ganze Kunst der Dame sein." Genau den Ruf hatie die Vlada Ponarska schon vor dreißig Jahren; und so .vor zirka zwanzig war sie die Heldin einer Geschichte, an die ich nicht ohne bitteren Nachgeschmack denken kann," sagte der Hauptmann und legte feinen Zigarrcnrest in den weißen Porzellan becher, das ist solche Person gewesen, ihr jungen Herren, gewesen! , um die sich Männer die Hälse brechen, und die selber eiskalt bleiben. Ucbrigens ist meine Geschichte kein Eifersuchtsdrama, weit entfernt!" O bitte, erzählen, Herr Hauptmann, erzählen," riefen die junge Leute, und der kleine Ohlenhusen sagte noch nc, denklich: Spannende Geschichten erzäh len hören, das ist immerhin ein starke! Surrogat für Leben. Wenn das Leben einem so viel schuldig bleibt wie uns hier." Der Hauptmann ließ sich nicht not! gen. Er hätte gar nicht von der alten Chofe nein doch, von der Tragödie anfangen sollen, nun war es mal ge schehen. Wie ich noch im Korps war," fing er an, in Bciisbcrg am Rhein, da hatt' ich 'nen besonders guten Kameraden, Dietrich von Ninghart hieß er oder so will ich ihn hier benennen. Lang und schmächtig und fast so blond wie Sie, lieber Richter. Augen hatte dcr im Kopse, die waren grau und wirkten schwarz; kam dcr Junge aber in Erre gung selten und immer nur in Din gen innerer Ueberzeugung , dann legte sieh sein Blick auf einen wie eine Löwen tatze. Alles Lernen wurde ihm leicht, der Generalstäbler" war , sein Spitzname. Aber alle hatten ihn gern. Als Streber galt er nicht, wie sonst so leicht, die viel hinter Büchern und Karten hocken. Und lind und gütig war er zu den kleinen, Muttersöhnchen, die sich zuerst so einsam und unglücklich fühlen und die fo viel von den Großen einstecken müssen. Natürlich war er Soldaienkind, wie die meisten von uns, und dazu Voll walse. Dabei hatte er es kümmerlich. Wenn wir vor Ungeduld zappelten vor den Ferien er blieb kühl, denn er Haiti nichts zu erwarten. Dann ging er immer zu derselben Urgroßtante in einem hinterpommerschen Marktflecken. Solche verflizie t?nge der Verhält nisse trug er mit stoischem Gleichmut. Er hielt sich an die Zukunft. Ich tue meine Sach', wie sich's ge hört," sagte er zu mir, und wir haben einen guten Namen, wir zwei Brüder. Es kann uns gar nicht fehlen." Mit dem guten Namen meinte er nicht etwa Vornehmheit, denn die Familie war von jungem Beamtenadel. Aber a::f ein paar Angehörige war er stolz, weil die sich in ihren Aemtern ausgc zeichnet hatten, noch von Anno dazumal, wo Amtsperfonen siockpreußisch dachten, und wo die Leute spartanisch lebten, auch die es gar nicht nötig gehabt hat ten. weil das mal zum anständigen und korrekten Lebenswandel gehörte. Freilich," sagte er dann, mein Al brecht hat eine Schuß Franzenblut. Dem wird es blutsauer, sich nach der Tann glitt sie zur Tür, unbörbar, wie sie geiommeii. Sie wanvle sich noch einmal um und sah zurück auf die leuch tenden Gestalten. Tann senkte sie den Kopf und giiig die Trerpe hinab, icsch und flüchtig. Und als die sliwere Haustür hinter ihr ins Schloß fiel, blieb sie stehen und laus! zitternd dem dumpfen Klang K'"1 li- .st I -.1 f,".r'; kurzen Decke zu strecken. Unser Aaler hat ti noch gekonnt ja, wenn dcr Bat noch lebte!" Dann sah er sorgenvoll auS und schob die Brauen in die Stirn. Sein Mund formte sich voll und trotzig wie ein blü hender Kindermund; bis das strenge Ge ficht wieder der Glanz überflog wie immer, wenn er an seinen viel älteren Bruder dachte. Der alte Herr von Ninghart hatte zwei Frauen gehabt. Eine lebhafte, dunkle Halbfranzösin, als er in den Neichslandcn gestanden hatte. Das war die Mutter des Albrecht gewesen. Lange nach deren Tode heiratete er dann seine Hausdame, ein Fräulein, das den Schwcsternbcruf gewählt, aber zart, wie sie gewesen, nicht lange hatte aus üben können. Diese stille und ernsthafte Dame war meines Dietrichs Mutter gc Wesen. Erst viel später habe ich mir das so zurechtgedacht, daß er Wohl vom Vater die Eisenköpfigkeit in Standes und Ehrenfachen geerbt haben möge, von dcr Mutter aber die grenzenlose Ge nügsamkeit." Hauptmann von Findeling drückte auf die Glocke, und die Ordonnanz brachte frisches Bier. Der Hauptinann sah an feiner geraden Nase entlang, ganz In schwere Erinnerungen vertieft. Dcr Albrecht." fuhr er fort, acht Jahre älter als mein Dietrich, war schon längst Leutnant und stand bei den Sechsundzwanzigern in Magdeburg, als wir unser Bündel für Lichterfclde schnürten. Mein Freund hatte ein ganzes Schub, fach mit Photogrammen von dem bild schönen jungen Offizier, der so 'ne Mi fchung schien von Grieche und Pariser. Vom Deutschen hatte dieser junge Mensch rein gar nichts in seinem Ezte ricur. Gott man bildet sich ja nach kläglich manches ein; aber so erklärt sich mir. daß für den Albreckt von Ringhark unsre festen Staudesanschauungcn bloße Vorurteile bedeuteten. Die beiden Ringharts standen zuein ander im umgekehrten Verhältnisse wie sonst Brüder. Der Aeltcre hatte in sei nen seltenen Briefen einen freundschast lichnachlässigen Ton. Sorgen machte sich auch immer nur der Jüngere um den andern, und jeder dieser vergnügten und selbstgefälligen Briefe entlockte dem Dietrich schwere Seufzer. Denn natürlich mit den paar Kröten von Zinsen, wenn auch noch dii Königszulage dazukam, war so ein Hopvhcr nicht zu bestreiken. . Tann tröstete er sich Wohl, da wären Uebergänge. Denn der Albrecht war so ganz, fo von innen heraus, musikalisch. Wer solchen Schatz besaß, so genial und rassig Musik machen konnte, mußte sich schließlich doch mit dem Leben zurech! finden können. Ach jawohl! In Lichterfelde, in dem großen Ka sten. durch den wir ja alle durch müssen, ging eS Dietrich nicht vergnüglicher als vorher. Wenn wir andern Sonntags nach Berlin schwirrten, wohin ia fast alle Verbindungen hatten, dann blieb der Dietrich allein oder mit ein paar Leidensgefährten auf Stube. Das focht ihn weiter, nicht an. Er blickte uncnt wegt auf eine Zukunft, die ja doch Er füllungen bringen mußte. Er arbeitete rastlos, zuletzt, als wir in der Selekta saßen, fieberhaft. Er war noch schma ler geworden, und der blühende Mund im strengen Gesicht preßte sich herbe zu sammen. .Du machst dich krank, Dieter." sagte ich, ob du nu 'n halb Jahr eher Ge neralstabschef wirst " Wenn ich nicht unausgesetzt arbeite, werde ich verrückt," sagte er und sah mich mit hoffnungslos traurigen Augen an. 'Wir hielten sehr viel voneinander. Es muß so 'n Märchen geben: Die Prin zcssin oder ist's ein Gänsemädchen hat keine Gottesseele, ihr Leid zu klagen. Da erzählt ste's in den tiesen Brunnen hinein, daß sie es doch irgend wie los wird. Und . so ein stummer Brunnen war ich für meinen HerzenS freund. Dabei lasen sich die Briefe vom Al brecht unterhaltlich genug. Der lebte seinen lustigen Tag, schrieb von vielerlei Festen? um Pfingsten von einer Tour nach Baden-Baden. Dort hatte er ic!j mal wieder photographieren lassen, in Zivil, zur Seite einer sehr schönen jun gen Dame. Zeige das Bildchen nicht 'rum, Die terchen," schrieb er, denn dieser reizende Vogel ist nichts für einen Königlich Preußischen Leutnant. Ich studiere ihr auch nur ihre Liedchen ein, denn sie ist vom Brettl. Sie sagt, ich solle auch den großen Sprung tun da hinüber. Das Zeug hätte ich schon. Noch liegt's mir wie ein Graben dazwischen und ko stet doch nur einen Entschluß. Oft denie Ich dran wenn ich hundsmiioe aas mei ner Bude sitze und mein Plack steht stramm: Befehl, Herr Leitnam, Abend brot fartig." Die Flasche Bier warm, d.'s Eckchen Butter weich so sitzt der glänzend Schmetterling at liomo hol's dieser und jener. Beim Herrn Oberst, vor zwei Tagen, singt man Schumanns Grenadier' und Schuberts Allmacht". Danach, daß doch die hübschen Mädel auch was haben, Hugo Wolfs Zigeunermusilan ten", zuletzt Tosiis ..Vorri m,.r!r" da schmelzen sie hin; und spielt den Raüenwalzer aus der Dingsda-Operette. Da prickelt's ihnen in den Füßchen. Alle hab' ich sie am Bändel, naiurlich in ollen Ehren. Ueber den Orden im Tamenwalzer geht ti iicht liiuaüs. Cola va iliie. Aber ich weiß, manche träumt sich was. Was hilft' Heiraten will ich nur, wenn mich die groß; Passion pack!, w.'nn's in zwei Hein zum Sprenien Hämmer:. Tu, mein Brüderchen, bis! ein Ehurakier Hast auch die E,lige davon. Ich bin ni.r ein Mensch mit allen Sehnsüchten n.ch Schönheit und Genusz." Novelle von Else 8ranken. Ich hatte den Brief mehrmals gele fen. Helfen kannst du ihm nicht," sagte ich kleinlaut, und gleich danach schämte ich mich meiner Banalität. Aber w.is sollte man sagen! Bald darauf, es war im Speisesaal, blieb der Offizier du jour bei seinem Wandelgange zwischen den dichten Rei hen der Speisenden an unserm Tische stehen, wo wir beide als die Tischälte sten saßen, und sagte zu Dietrich: Sa. gen Sie mal, Kadett von Ninghart, woS hat denn Ihr Herr Bruder vor, daß er seinen Abschied genommen hat; er gilt doch als ein sehr befähigte: Offi. zur?" Dietrich stand auf und hielt sich am Tischrande fest: Befehl. Herr Haupt mann ein Studium schlvebt ihm vor. Mehr weiß ich nicht zu sagen." Unser Hanptmann Schlözer sah be troffen, daß Kadett von Ringhart weih war wie die Wand. Da schritt er lang sam weiter, fühlte wohl selbst, daß. seine Frage an dieser Stelle ein bißchen lap perig gewesen war. Nächsten Sonntag morgen machte Dietrich sich Patent: Ich fahre auch mal nach Berlin," sagte er; aber nach fröh licher Erwartung sah er nicht aus. Ich wußte, daß er dort feinen Bruder tref fen wollte. Der Albrecht hatte geschrie, ben: Was würdest du sagen, wenn '.Jj zur Bühne ginge?" Gegen die Oper hätte er weiter nichts, sagte mein Freund, obschon ihm per fönlich der Gedanke peinlich sei. Denn sein Vater ach, Herrgott, der Bater sein Vater! Aber wenn Albrecht nun doch mal und jetzt in der Zwangslage Er hatte sich in letzter Zeit ange wöhnt, Satze unvollendet zu lassen, wohl weil er immer versunken im Chaos sei ner trüben Gedanken war. Im Bahnabteil waren wir. weiß Gott, eine fröhliche Gesellschaft. Da freute sich jeder auf das Haus, in das er ein geladen war, auf das gute, reichliche Familienessen, daS weibliche Element, von dem man im Kadettenhause nicht viel zu sehen kriegt. Dann ging man nachmittags zu Josty. Kranzler oder ins Böhmische Brauhaus, mit Onkeln oder Vettern, wie es eben traf. RiSkiert's auch mal allein; steht stramm, wenn Offiziere am Tischchen vorbeigehen; lügt sich 'raus, wenn ein rigoroser einen stellt. Humane Offiziere sagen gleich von selber: Sie erwarten wohl den Herrn Onkel?" Zu Befehl." sagt man, und der Jnquirent beruhigt sich. Ist auch mal Lichterfelder Selektaner gewesen. Abends auf der Rückfahrt wird er zählt. Renommiernaturen haben da immer die tollsten Chosen erlebt. Die ganz Geriebenen schweigen, lächeln viel sagend, streicheln ihr keimendes Bärichen oder den Fleck, auf dem es später mal sprossen wird. Kannst du mich in Berlin irgendwie gebrauchen?" fragte ich zaghaft. Ringhgrt schüttelte nur den Kopf. Wenn aber doch, Dieter," sage ich zu ihm, ich bin bis nach drei bei mei nem Onkel Brederlow, du weißt ja. So lange dauert der FamilienschmauS. Da triffst du mich." Wir saßen noch beim Mehlpudding mit roter Sauce, da wurde ich 'raus gerufen, ein Kamerad wolle mich spre chen. Natürlich war eS der Dieter Ring hart. Herrschaften, habt ihr mal einen völ lig verstörten Menschen gesehen? Förm lich graue Flecke hatte er um Schläfen und Augen, so wie die bigotten spani schen Maler ihre Heiligen und Märtyrer malen. Er hatte sich in einen Leder sesscl fallen lassen; wir waren in Onkels Arbcitsstube. Ich lief und holte ein Glas Surius vom Tische; aber er kriegte sich schon wieder zusammen und schob den Wein beiseite. Es ist richtig," sagte er heiser, Al brecht hat den Abschied genommen." Lieber Himmel," meinte ich und hielt seine eiskalten Hände in meinen warmen, so schlimm ist das doch nicht. Jeder paßt mal nicht in den bunten Rock." Zur Bühne will er gehen." Na also," sag' ich. wenn er doch die Prachtstimmc hat und den Gustus da für! Und so 'ne große Bühnenlaufbahn höre mal, wenn er nachher zu den Großen gehört, die tauschen mit keinem Bataillons oder Regimentskomman dein!" Er unterbrach mich brüsk: Möchtest du einen Bruder auf dem Brettl haben?" Na, fc! fo gut," sage ich ganz benom mcn, auss Brettl springt doch wohl kein Albrecht von Ninghart! Ist doch ein je der Mensch in eine bestimmte Sphäre hi neinqeboren. 'rauf kann r aber 'run ter " Die zwingt ihn," damit zieht dcr Junge mit flatternden Fingern ein Bild chen aus der Tasck)e. Dadrauf sah ich dieselbe impertinent schöne Person wie auf dem Photogrannn aus Baden-Baden. Und sparsam war die Dame nicht niit ihren Reizen! 'ner Schwester oder Mut ter hätte ich das Bild nicht zeigen mögen, auch wenn es mich persönlich gar nichiö angegangen wäre. Gott," sag' ich, wir im Korps sehen ja nicht viel von dcr Welt. Es wird wohl mancher junge und honorige Mensch so ein Liebchen zweiter oder dritter Güte ge habt haben und ist hernach noch ein gan zer Mann geworden. So schlimm,' wie du dir's denkst " Er will sie heiraten. Meines Vaters Sohn will die Vlada-Ponerska heiraten." Da war nun der Name gefallen. Von der sprach alle Welt, und ihr Bild prangte an den Litfaßsäulen.. Pikant sollte sie schon sein und Vorurteile sollte sie nicht kennen. Wißt l)x, junge Herren, was ich so die Bremsvorrichtung einer gewissen ästhetischen Moral nennen möchte, dllZ fehlte dcr völlig. Tas ist auch ein ganz bestimmter Typ: fortreißen um jeden Preis, auch wenn die großen Mittel fehlen Genie und Ausbildung. So eine wird dann zuchtlos. Komm mit zu ihr," sagte er, geh' ich allein, dann erwürge ich da Weib, daS meinen Bruder zugrunde richtet." WaS willst du denn bei der?" fragte ich ganz durchschüttelt. Ihn losbetteln." Ganz klein saß er da, in sich zusam mengekrochen; und dann stand er schwer fällig auf, als ob ihm alle Knochen im Leibe entzwei wären. Meine Verwandten wohnten In der Hohenzollernstraße und die Vlada-Po narska in einem Lindenhotel. Wir fuhren unter den Bäumen hin., durch die lebendige, bunte Conntagswclt. Das ist alles wie auf meiner Netzhaut unverwischbar zurückgeblieben: alle die Scharen von Menschen, die ihrem bißchen FeicrtagsvkrgnUgcn nachjagen; alle die verliebten Pärchen und die spießigen Ehe lcute mit ihrem Kindersegen. Equipagen und Radler slogen vorbei, und rechter Hand lagen hinter ihren feierlich gepflcg ten Vorgärten die vornehmen Tiergarten Villen, heute doppelt reserviert denn der Sonntag ist ja nicht dcr Tag der feinen Leute. Und wir zwei sorgcnbeladen, Ich aus Hcrzcnsfreundschaft mit. Achtzehn Jahre waren wir. Im Lift fuhren wir hierauf in den zweiten Stock und standen einen Augen blick auf dem roten Läufer bor einer weißlackierten Flügeltür. Singen hörten wir und Klavicrspiel. Das Stubenmäd chen stand auch vor der Tür und sagte, jetzt dürfte sie die Herrschaften nicht stö ren; den Abend sei Vorstellung ob gnä' Frau vorher noch Besuch annähme Mein Dieter schob die kleine Person beiseite. Er hatte seinen Löwentahcnblick. . Danach standen wir in einem Vorzim mcrchen und konnten durch einen Spalt zwiselzcn den Portieren den Nebcnraum übersehen. Drin trällerte eine behende, bestrickend reizende Stimme ein französisches Gas senhauerchen. Ich war zu aufgeregt, um genauer zu hören, aber so viel weiß ich noch heut, daß ein Junger gehätschelt und ein Alter verhöhnt wurde. Denn es gibt nichts Engeres und Einseitigeres als der art K.unst, die frech und zugleich scnti mental ist. Ja, lieber Richter und lieber Ohlenhusen, wenn Sie auch den Kopf schütteln. Kriegt nur erst das Tonsür chen. auS dem langsam aber sicher ein Vollmond wird," und Hauptniann von Findeling strich sich von hinten her über seinen Schädel. Dazu trällerte und kicherte ein ganz raffiniertes Spiel auf dem Flügel. Das stand himmelhoch über dcr ärmlichen No tierung solcher Couplctkunst. Das stieg und fiel kaskadenglcich, sprühte und perlte, lachte und schluchzte und nahm Stimme und Temperament der Sängerin auf seinen Flügeln mit. Kein Wunder, daß die Diva sich dieses Menschen bemächtigt hatte, dessen sinn lich-frivolcs Zigeunergenie zum Sprung brett ihrer kleinen Scharmierungskünste wurde. Dann ging das Trällern der Sängerin in übermütiges Lachen über. Seide ra schelte, und die spielenden Hände wurden offenbar von den Tasten fortgezerrt, denn es gab nur noch ein paar tappige Disso nanzen. Die Dame mochte wohl zärtlich werden wollen. Dazu kam es nicht. Dietrich Ninghart hatte den Türvorhang beiseitcgcrissen, und da sprangen die drin aus; der Al brecht so ungestüm, daß der Stuhl hinter ihm auf den Boden polterte. Haben Sie mal versucht, meine Her ren, einem Gespräch oder einem verwik kelten Vorgang nachzuspüren, wie man gerade auf diesen oder jenen Punkt ge langt sei? Dazu gehört ein besonderer Ariadnefaden. So geht es mir mit je nem Sonntagnachmittag in dem banalen Hotelzimmer Unter den Linden. Ich weiß nur noch, da stand eine strah lend reizende Blondine, schlank und fein gliedrig. Ich sehe sogar noch ihr Kleid vor mir, von so 'nem chartreusegrllnen, schillcrigen Seidenstoff, und die Rosen im Gürtel, große offene Rosen, krankhaft blaurot, fo wie Zentifolien nach unbarm herzigen Regengüssen werden. Dann sagt diese Dame, sehr scharmant und ein bißchen von oben herab: Tiens, Albrecht, dieser rasende Roland ist doch wohl mein kleiner liebenswürdiger Schwager Dietrich?" Wenn ich doch wüßte, was du noch willst," rief der Bruder und stampfte mit dem Fuße auf. wo wir uns immer auf demselben Flecke drehen! Kommst du, um eine Dame zu beleidigen?". In dem dunkeln Gesichte des älteren Ringhart loderten die Augen, und mein Dietrich wurde klein; die Frage des Bru dcrs hatte seinen ritterlichen Sinn ge .weckt. Ich will diese Dame gewiß nicht be leidigen," sagte er endlich rauh, ich will sie nur anflehen, meines Vaters Sohn freizugeben. Die Ehrbegriffe eines gan zen Geschlechts von Männern protestieren gcgen diesen Bund." Will er denn frei fein?" . Schlank und scharf wie ein Gertenhieb fiel die Frage. Die Vlada-Ponarsla stand aiisgercckt, die dünn verschleierten Arme fest über der Brust verschränkt. Die Augen hatte sie zu einem Spalt gcschlos sen. Aucki in ihr loderte sichtbar ein Stolz: Sie junger Mensch und wir! Denn Albrcckt gehört nicht mehr in Ihre Welt!" Weil Sie ihn verderben," brach Die! rich aus, weil Sie ihn lehren, zu be spötteln, was uns heilig sein muß " Zu spät, mein junger Herr Sie kommen zu spät," rief die Dame klin end. Der arge Bund ist schon geschlos fen, daran ist nickt zu rütteln. Die al ten Herren von Ninghart aber können unbekümmert in ibren Särgen weiter schlasen. Kein Albrecht von Ninghart wird heute abend aus dem Podium stehen, nur ein obskurer Albrecht von Po narsü." Ich sah, wie mein Dietrich auf einen Stuhl fiel, wie seine Augen hilflos zum Bruder irrten. Wie der düster, mit rot Lbcrflammtem Gesicht, zu Boden starrte. Wie er sich endlich in einen Trotz hinein rettete und rief: Aas willst du denn von mir, du Grüner du Unreifer mit deinem Popan, von Ehre! Willst du mich gängeln willst du mein Hü ter, mein Richter sein!" .Ja," sagte Dietrich endlich und stand mühselig aus, Ich will dein Richter sein, an VaterS Stelle will ich dejn Richter sein." Ich weih nicht, wie wir hinuntcrgekom men sind. Auf der Straße ging Dietrich erhöbe nen Hauptes. Ich sah, daß er zitterte und im Fieber glühte. Er hatte auch sicher den ganzen Tag nichts über die Lippen gebracht. Ich sah ihn immer von dcr Seite an; so stolz, schön und ernst steht er für Immer vor mir. Nie sah ich wieder ein so bedeutendes Jüngling! Haupt. Dann standen wir In dem kleinen Thcaterchen. irgendwo In dcr Nähe der Linden. Dcr ganze Jnnenraum wirkte wie eine große, rostg schimmernde Wu schel. Weitgeschwungene Ränge waren in viele kleine Logen eingeteilt. Unten im Parterre standen gedeckte Tischchen. Es brannten einstweilen nur ein paar Lampen an der Rampe und im Orchester, Auf der Bühne probte sich gerade ein Ventriloquist die Akustik deS Raumes aus. Er brauchte Ruhe und zankte da rum mit einem jungen Menschen in sil bergrauem Trikot, der an einem langen Tische auf und ab lief und mit belederten Hämmerchen überaus virtuos das Hack brett bearbeitete. DieS war die nunmehrige Arbeitsstätte des Albrecht von Ponarski". Ich sah wieder nach meinem Freunde: Dieter, du fieberst stark, komm mit zu Brederlows. Tante Luise ist die gebo rene Pflegerin, .die hilft dir gleich." Er wandte sich scharf zu mir um: Nein, danke," sagte er, unsre Wege trennen sich hier. Ich danke dir für deine gute Freundschaft, Findeling, du bist mir viel gewesen." Um Gottes willen." rief ich, w! hast du denn vor, Dieter " Nichts Besonderes, aber ich muß nun mal erst mit mir selber ins reine kom men." Ich verlasse dich nicht sagte ich, aber doch ziemlich unschlüssig. Ich wußte doch nicht recht, ob ich mich so einfach an ihn hängcn sollte. Er stampfte mit dem Fuße: .Du quälst mich." Wirst du auch 'ganz sicher am Zuge sein?" drängte ich. Aber ja doch!" Er wendete mir den Rücken. Auf dem Bahnhofe war er nicht. Wie immer ging es lebhaft genug zu in un serm Abteil. Nur ich saß schwermütig in meiner Ecke. Offizier konnte er auch nicht werden, wenn sein Bruder auf dem . Brettl abenteuerte. Er wäre ja vogelftci gewesen, und jeder Hitzkopf hätte ihm an feine Ehre greisen können. Es sind nun mal zwei Sphären, die keine Berührung vertragen. Am andern Tage standen die Offiziere und Lehrer der Anstalt flüsternd in Gruppen zusammen. Uns wurde kurz mitgeteilt, Selektaner von Ringhart sei in Berlin erkrankt und liege im Garni sonlazarett. Am Abend las ich in der Zeitung: Im Muschclkabarett hatte oben, vom zweiten Range aus, -ein blutjunger Mensch den Partner der Vlada-Ponarska erschossen. Ein Meisterschuß, mitten ins Herz. Er hatte getobt und im Fieber geglüht, als man ihn packte. Ein Irr sinniger offenbar oder ein in Eifersucht Rasender. Das nächste Absätzchcn berichtete von einem Brande im Scheunenviertcl," so schloß der Hauptmann feine Erzählung. Und der junge Dietrich?" fragte Wagner li. Der ist nicht wieder zum Bewußtsein gekommen. Im höchsten Fieber hat er gegen einen Feind gerungen, hat viel phantasiert, flink und stoßweise. Das Wort Ehre" kam immer wieder. Er hatte kein Bewußtsein seiner Tat ich helf' dir. Bruder " das waren seine letzten Worte." Der Oberstabsarzt war der erste, der das Schweigen brach: Da müht man sich oft mit zähestcr Energie, einem Greise sein ausgelebtes Leben noch um Stunden zu verlängern und bei der Jugend stehen Menschenleben oft so nied rig im Preise. Und ist ja doch dcr Güter höchstes, das kurze, kurze Leben. Ein Glück für Ihres Freundes Andenken. Hauptmann, dies Gchirnfieber sonst wär die Tat einfach Mord." Möglich," sagte Hauptmann von Fin deling und erhob sich, um heimzugehen, wir aber haben ihn betrauert, ehrlich und tief, wie er's mit seinen achtzehn Jahren verdiente." Rssenschwtndel. Für den Roscnduft schwärmen die meisten Menschen, Rosenöl bildet eines dcr Zostliarsten Parfüms. Hin und wie der begegnet man jedoch Leuten, denen dieser Wohlgeruch durchaus nicht ange nehm ist. Die Abneigung ist mitunter in einer besonderen Empfindlichkeit der Geruchsnerven begründet, und dieser kann so stark entwickelt fein, daß die be treffenden Personen vom Rosengeruch krank werden. Am Ausgang des Mittel altcrs muß diese Nervcnverstimmung häufiger gewesen fein als heute, denn für Unpäßlichkeiten, die auf dieser Grund läge entstanden, hatten die damaligen Aerzte sogar besondere Namen geprägt; sie sprachen vorn Nosenschwindel und vom Rosenschnupfcn. Die erstere Art des Leidens war häufiger und äußerte sich in Kopsschmerzen und Schwindelan fällen. Der Rosenschnupfcn dagegen be gann mit starkem Niesen und Äugen tränen, dem sich ein regelrechter Katarrh anschloß. Man berichtete von Kranken, die von dem Leiden geplagt wurden, so lange die Rosen blühten. Gewiß handelte eS sich dabei um eine dem Heufieber ahnliche Erkrankung. Man hat behauptet, daß auch verschieden: Tiere an Nosenschwindel leiden. Es gibt Hunde, denen der Rosenduft höchst unan genehm ist. Dem Rindvieh soll er auch nicht behagen. Daß dcr Skarabäus und andere Mistlüfer durch Roscndust ge tötet werden, ist Wohl eine Fabel; so viel akr steht sest, daß dieser Wohle ruch für sie nichts Anziehendes hat, ihnen vielmehr äußerst zuwider ist. ! - i;'!' Ifllllllliiililii 1iWWRkkk!M kltiiiiJkl !("!!PI!'IMMI !rül IMl '"!'!!! II '.:'': M !l ! Illi I il . I !. 'i( aUiü ;.:;,;. ;1 ij.U mi. m K4rr-" -,:sjir."F-'1r'1 pyg..,.. st., ,--. MW LililLii iiiiaiiiiiiai