aleUiM ' WownM&iMVlH.W WwMM v"4t4fcÄ-Vte!: MiMraW' u; Tägliche Gmaya TrZöüVt. Goethe'S Ergo bibams". Bon Dr. Phil. Richard Henilig. Man kann wohl kühnlich behaupten, baß unter den m Deutschland so zahl reichen sang, und trintsrohcn iücun Mtungen, Kommersen, ftudentiftyn itaeipaUndtn usw., aus' jeder tl oder dritten das Goethijche Ergo bibauul" in der allbekannten Eber Mtlnschen Vertonung erschallt. Die f berühmte Gedicht ist im 'Harz 1B1Q iwhrsfyimich am 10. Murz, gedichtet worden, und zvar erstaun iicherweise, wie zuerst von Sfcinliolb Steig im Goethe . Jahrbuch von L'iöö bekanntgegeben wurde, zu: Feier des 1 Geburtstags der Königin Luise, fii: die Goethe eine tiefe Verehrung ti'chl U, nachdem er gehört hatte, daß sie . in dn Ungliicksjahrcn nach der Uata firovhe von Jena in seinem Wiihttm Meist'' Trost und Erhebung gesucht habe. Diese interessante Thatfacht isk noch Knmer außerordentlich wenig be kannt, und noch weniger Personen sind mit der sehr eigenartigen (ni Itehungögeschicht des Gedichts zcx traut, das unmittelbar aus einer on Um Musik. e Zelter, dem Busenfrvil".d Goetheö, gegebenen Anregung cnt sprungen ist. Dag Goethe das Gedicht an Zelter sandte, war aus dem Briefweck'sel der beiden Männer von jeher bilannt. Die . vriginalrtt'tichrist befindet sich noch heut in den Akten der von Zelter 1809 in Berlin gegründeten Zelter sehen Liedertafel", des ältchen dnit sahen MänrergesangvereinS. Am 24. Januar 1809 hatte Zelter aus Mitgliedern der von ihm gelene jten Berliner .Singakademie' sein Liedertafel" gegrUndet, die llmonat ' lich einmal bei einem gemeinsamen Abendessen vierstimmig Männerchör: singen. Geselligkeit und Fröhlichkeit xflegen und die patriotische Gesinnung in jenen schweren Zeiten wachhalten sollte. Schon im Dezember 1808 meidet Zelter nach Weimar, mit nx chem' Gedanken er sich trage, und Goethe nahm von Anfang an lebhafte sten Antheil an der Gründung seines Freundes, der er bis zum Tode seine Zuneigung bewahrte. Eigens fiir fr dichtete er eine ganze Reche seiner a sellschaftilchen Lieder", in denen der fcbon Sechzigjährige inen solchen Frohsinn und Uebermuth. oft auch ei. nen so kraftigen Humor entfaltete, als ob er damals noch mitten in seiner q nialischen Weimarer Jugendepoche ge standen hatte. . ES ist ganz unverkennbar Zelters 4 Verdienst aewelen. daß pl'öklich der Gcetheschen Lurik so ganz neue, bis dahin ganz ungewohnte Mange ent quollen. Um die Jahreswende 180910 schrieb ncimlich Zelter in seiner beerben Offenherzigkeit an Gccthe: .Auch mir sind die leichten, heitern Gesänge am meisten 'bekommend, und Keheiinrath Wolf (der berühmte Phi Woge Prof Friedrich August Wolf) behauptete letzthin, durch die ftShlichen Gesänge der Liedertafel von seiner Krankheit erst völlig genesen zu sein, ffcisi hätte Ich aber auch Lust, die deut, sehen Poet bei Ihnen u verklagen. die sich in ihren Liedern gar zu ernst fast geben, und ich dächte. Sie redeten die gute Leute einmal fröhlich an, sich nicht gar zu pensio und finster vorneh men pi lassen, man mühte ja wohl des Wimmernz und Aechzens im gemeinen Leben sich voll ersättigen können." Das war der Anstoß, der auf Goethe Jahre hindurch in einer ungeahnt kräftigen Weise wirkte, ES entstanden nun zahl, reiche .gesellschaftliche Lieder", die ihr Verfasser, als er sie 1814 zum erstem mal sammelte, mildem dqeichnenden, auf die Liedertafel hinwerfenden Mot to versah: Was wir in Gesellschaft singen, wird von Herz zu Herzen dnn gen." AIS erstes Lied, mit dem Goethe die guten Leute einmal fröhlich anre dete," erhielt Zelter im Februar 1810 die .Reckxnschast" cFrrsch, der Wein soll reichlich fließen!", ein Gedicht, das ganz besonders deutlich den Zweck eineS Textes für die Liedertafel-Ge sänge erkennen läßt, da es einen Wech -selgesang zwischen dem Meister" (Zelter), mehreren Solisten und dem Ehor darstellt, das mit seinem Refrain Der das Aechzen und das Krächzn Nicht zuvor hat abgethan" deutlich g?- tnng auf Zelters Zuschrift anspielt, und daS überdies das berühmte Citat enthält: .Nur die Lumpe sind beschei den, Brate freuen sich der That". Zelter, der die ihm für die Liedertafel zugehenden Gedichte Goethes sehr rasch zu komponiren pfleqte, schrieb in seiner dankenden lZmpfangsb?!täti gung: Das nächstem!, den 10. März, auf den Gcburiötaq der 5löniiin. soll ti aufgeführt werden." Was es mm ei mit cet 10. März noch für eine besondere Vewandtnis hatte. wuk,te Goetbe bereits aus dem letzten Äriett des ssreunoks: es gut einen Wettbe werb für Texte zu Ehren des Wt burtstagek, tx Königin Luise. Uno das war so gekommen: Am 2?.. December war das preußiscl'k önigspaar ,iuS dem Osten der Monarchie nach mhr als drei' i&hriget Abwesenheit wieder in seine uptstadt ziirückqek'hrt: hiess 3 ?reir niS wurde rssotiifin mit herückste: Ankheilnahme fifffiert, so au in der jungen Lickerta'el. Zelter hatte zir TVeitr des prciiniijes drei gute !a schen Wein, i ihm zu seinem eignen einnndsünfzigflen Wiegenfest, am 11. Dezeinöer 1809. als GeburtstagSgabe dargebracht worden waren, setner Lie dertafel als Preis fiir die besten Lob und Ehrengesänge auf den König miS gesetzt, und nicht weniger alö sechs ..Strebelieder" waren die Frucht diefer Auttobung gewesen. Der gute Erfolg ermutigte die Liedertafel, auf Kosten ihrer eigenen Kasse einen neuen, aus sechs Flaschen Champagner bestehen den PreiS für das beste' Huldigungs gedicht auf die Konigin Luise zum 10. Mär,, auszuschreiben. Ze'ter hatte Goethe hiervon Mittheilung gemacht, und als er nun im Februar abermals nach Weimar schrieb, dah an der Ta fel. die zu Ehren der Königin veran- stallet 'werden sollte, auch die Rechen schaff gesungen werden sollte, mochte Goethe sich wohl selbst saen, daß die ses Gedicht recht schlecht für eine Feier des GelultZtags der Königin passe, und er scheint, die Absicht gehabt zu ha ben. ein anderes, besser geeignetes Lied zu verfassen und nach Berlin zu schicken. Doch es blieb bei dem Vorsatz: als die Zeltertafel am 1?. März zu iammenkam und dik Preise vertheilte, war von Goethe kein Gedicht eingegnn gen, daS an dem Wettbewerb hätte theilnehmen körnen. Nachdem aber die Entscheidung deS Preisrichters schon gefallen war, ging einige Wochen später erst dasje nige Gedicht ein, das in Wirklichkeit, wenn ihm auch die ausgesetzten paar Flaschen Wein nicht mehr zugesprochen werden konnten, den höchsten Preis errang: Popularität ' im deutschen Bolk. Es scheint, daß Goethe sein Er. go bibamuS" gerade am 10. März, also am Geburtstage ,der Königin, dichtete. Die Anregung zu dem Gedicht gab zunächst, wie Prof. Heuer 1902 im ,,Jahrbuch des Freien Deutschen Hoch siifts" nachgewiesen hat, ein von Ba sedow öfters gebrauchtes Wort .Ergo bibamus" (also trinken wir). daS auf jeden Versatz passe, z. B.: Es ist schön Weiter Ergo bibamus! ES ist ein häßlich Tag Ergo libamuS! Wir sind unter Freunden Ergo biba muS! ES sind fatale Bursch e in der Gesellschaft Ergo bibamuS! Das Wort ist übrigens auch von Basedow nicht erfunden, vielmehr schon von dem humurvollen Papst Martin dem Vierten (1281 bis 128?) mit Vorliebe gebraucht worden. Als nun Goethe ei nes Tages seinen Sekretär Riemer beim Diktiren des Assatzcs Enthül lunge.r zur Theorie Newtons" den darin vorkommenden Hinweis auf obigen Scherz Basedows niederschrei ben ließ, meinte Riemer, das sei ja ein vortrefflicher Refrain zu meinem Trinklied. Goethe erwiderte zunächst nur: Nun. versuchen Sie es einmal". Riemer folgte der Anregung und sein ziemlich unbedeutendes Poem gab dann Goethe erst den Anstoß zu einer besseren Umdichtung, die, unter Hin zufügung einer Strophenzeile, daS von Riemer gewählte, sonst von Goethe selten benutzte daktylische Vers maß in etwas eleganterer und gefällt- gerer Form beibehielt. Das von Heuer mitgetheilte Riemersche Gedicht. daS wenn bekannt ist. stehe zum Veraleick biet: Ergo bibamuS. Hört, Frei rde, ich sag' euch ein treff liches Wort. Heißt Ergo bibamuS; Es hilft euch so keines an jeglichem Ort - W't Ergo bibamuS. Denn was euch behaget, und was euch auch plagt. Bedenket das Wort nur und thut, was eS sagt. Das Ergo bibamus. Hat einer zum Beispiel noch Silber und Gold, Dann Ergo bibamus; Und ist es ihm wieder ton bannen ge rollt. Drum Ergo bibamus. Denn usw. Ist einem sein Liebchen. sein.Weibchen noch hold, Tailii Ergo bibamus, Doch wenn sie auch schmälet, und wenn - sie auch schmollt, Nur: Ergo bibamus. Denn usw. Lacht einem das Glück zu mit sonni acm Schein, Dann Ergo bibamuZ; lind s'ürmt es ein andermal wider ihn ein, Tarn Ergo bibamus. Denn usw. Heut' schenkt der Wir:ä von dem Be s'en uns ein, Trum Ergo bibamus; Ein untermal fehlt es, muß andrer hl rein. Dann Ergo bibamus Denn usw. N:in. N'cl du uns lehrtest das treffe liche Wort. D.;s Erzo biüamuZ. Und r.iite Wort find.t auch günstigen Ort. Wi- Era.o bibamus; j Tiu n singen wir trinkend an einem fort Und üben in Thiien da; treffliche , Wort, 2aä Erg bibamus. Ml Riemer Goethe daö Gedicht zeigte, sprach dies sich anerkennend darüber auS. Aber kS drängte ihn dennoch, den an sich vortrefflichen Grundgedanken in to andere, besser storm zu gießen. Er that dieö unter Beibehaltung deö Rhythmus, einzelner Gedanken und Reime: daS Rssultat ist bekannt. ES ist ja wohlselbstverständ lich, daß die Umdichtung zunächst ohn jede Beziehung auf den Geburtstag der Königin Luis erfolgte dazu lehnen sich GoetheS erste drei Strophen auch viel zu eng an Riemcrö Gedicht an. Erst allmählich mag dann bei der Ab fassung der Gedanke lcdendig gcwor den sein, Zelter mit dem Tezt eine Freude zu machen und auf den 10. März alö den Tna .von besonderem Schlag" hinzuweisen; o mag dann der vierte Vers hinzugekommen sein, der crnf den Geburtstag dr preußischen Königin hinwies. Diese Anspielung wurde zunächst außerhalb der Lieder tafel nirgend erkannt. Der bald dar auf (19. Juli) erfolgte Tod der Köni, gin Luise machte ö bei der Druck lezung des Teztes offenbar unmög, lich. ein so ausgelassenes Trinklied mit ihr in Beziehung zu bringen. Aber daß diese Beziehung zweifellos bestand und von Goethe absichtlich in den Text hineingebracht worden war, ging aus der 1895 zuerst aus den Akten der Lie dertafel veröffentlichten Reinschrift mit unwiderleglicher Sicherheit hervor, denn .Ein Spätling zum 10. März" lautete ausdrücklich der von Goethes eigene? Hand niedergeschriebene Unter titel deS Gedichtes .Ergo BibamuS", das der Dichter am 26 März von Jena ous an seinen Freund Zelter nach Berlin sandte. Am 3. April, zu fällig gerade an wem Tage, für den wieder eine Versammlung der Lieder !fel anberaumt worden war, gelangte die inhaltreiche Sendung in Zelter! Hand. Die näheren Umstände erfahren wir auS Zelter köstlich-humorvollem Antwortbrief vom 4.6. April: "So hatte ich gestern Mittag sei nen Wein getrunken, weil ich keinen Reiz dazu spürte, und war nach dem Essen auf dem Sofa eingeschlafen. Un terdessen hatte mein verständiger Briefträger Ihr blaues Kouvert auf meine Brust gelegt, welches ich, wie mir die Augen aufgingen, freudig er. kannte: Ehe ich's erbrach, ließ ich Wein geben, um, mich völlig zu er. muntern, Unterdessen meine Tochter einschenkte, erbrach ich das Siegel und rief mit lauter Stimme: Ergo biba mu! DaS Kind ließ vor Schreck die Flasche fallen, die ich auffing: da nwd ich wieder lustig und muthig. wozu der Wein, wahrscheinlich aus Dankbarkeit für seine Rettimg, daZ Einige tbat. Ich ließ mir die Feder bringen, um iogieia) oas Geonrn m wu)u zu setzen und den ersten Eindruck nicht verrinnen zu lassen. Als ich mif die Uhr sah, war es Zeit, in die Sing akadeinie zu gehen, nach deren Endi gung die Liedertafel heute beisammen war. Ich las das Gedicht vor, am Ende jeder Strophe riefen alle in unisono, gleichsam im Topvelchor, ! von seider: BibamuS I Tte syllabierten ! den langen Vokal so fürchterlich, daß die Dielen erklangen und die Decke des langen Saales sich zu heben schien. Da war die Melodie wieder da, und Sie erhalten es hier, wie es sich von selber komponirt hat. Wenn eS so recht ist, habe ich keinen Antheil da ran. eS gehört alles Ihnen allein." Die hierin erwähnte Zelterschc Komposition deS Ergo bibamus", die übrigens ziemlich hausbacken ist und ganz gewiß nicht an so manche andere Liedvertonung Zelters heranreicht, ist heute mit Reckt! so gut wie völ lig vergessen und von der hübschen Eberweinsclien Koniposition nahezu gänzlich verdrängt worden. Außer den Mitgliedern der ZeltersckM Lieder tafel" selbst und einigen speziellen Zelter.Forschern wird es wohl nicht viele Personen geben, die Zelters Ergo bibamu?" kennen oder gar noch singen. Das Ereignis;, das sich am 8. April 1810 in der Liedertafel abspielte und das ns Zelters Brief so anschaulich schildert, wird darin ge ivissermaßen vor den, geistigen Auge lebendig: ein Bassist tragt den Text halb im Sprechton vor, und bei der letzten Zeile fällt der ganze Chor ein nd fyllabiert den langen Vokal fürchterlich". Auf der nächsten Zu sainmenkunft der Zelter Lieder, tafel". am 1. Mai 1810 wurde Zel ters ,litonU'osition znm ersten Mal ge- sungen. Wenige Wochen später war die ge feierte Königin, der Goethes Huloi äuna galt, eine Tote. Es konnte da- jher weder in Goethes noch in der Le dertafel Jn:eree liegen, ven u,?m menhang zwischen dem ausgelassenen Zechlied und der Königin Geburtstag scrnrhin zu betonen. wurde denn dem Lied sei ohnehin nur sehr ob:r slächlich aufgeprägter Charakter alö iÄelegcheitsgedicht mit allgemeiner Zu-, stimmung wieder genommen, und als 1811 der Tert durch die im Druck er scheinenden Gesänge der Ldertc.fel iiiecst in weitesten Kreisen bekannt ge worden war. fang man das rasch zu großer Beliebheit gelangt? Lied jahr zehntelang, ohne zu ahnen, daß mit dem gitt:iä'n Bildcken" d Königin Luise gemeit war. Wärn nichi ,? fällig die äliesten Akten der .Zelter jchen Licdeitojcl" bis aus kttti gen Tag erhalten geblieben und mit ihnen Goethes eigenhändig Reinschrifr deS .Ergo bibamus", in Ux di Be hung auf den 10. März, den G burtStag der Königin, mit jo volllom mener Deutlichkeit ausgesprochen war den ist, so wären der wahre Zusam menhang der ,Dinge und d richtige Deutung der eigenartigen vierten Strophe zweifellos nmnalz ergründet worden. Aber psychologisch interessant ist es jedenfalls, daß fast hundert Jahre hindurch deutsche Sänger das Lied mit Begeisterung gesungen haben, ohne sich wesentlich den Kopf darüber zu zer breche, waö Goethe wohl mit dem göttlichen Bildchen" und dem .Tag von besonderem Schlag" gemeint habe könne. Aringissa domejttca. Bon Heinrich Seidel. ' 1 Mein Freund Richard Almenan. Professor der Kunstgeschichte, wohnt in einem Hinterhause der König grätzer Straße drei Treppen hoch, und zwar sind es infam steile und glatte Steinwendeltreppen von so kurzer Windung, daß man das Gefühl hat, in das Hans hinaufgeschraubt zu wer den, allein man wird dafür belohnt, indem sie zu so behaglichen wohnlichen Räumen führen, daß man sich schwer entschließt, sie wieder zu verlassen, Die Ziinnicr sind angefüllt mit klei nen Kunstwerken und hundert Erin nerungsdingen eines reichen Lebens; es ist kein Gegenstand dort, an wel chem nicht eine Geschichte hängt, und alles ist aufgestellt mit einem freund liehen Sinn für Schönheit und Ord nung, so daß ein stilles Behagen sich in diesen Räumen vckn selber einfin det. Man trifft Herrn Almenau, je nach der Arbeit, welche er vorhat, an einem ondepen Orte semer Zimmer beschäftigt. Seine Korrespondenzen und Geldangelegenheiten erledigt er an einem großen Tisch am Fenster, kunsthiftorische Vortrage dagegen werden an einem mit grünem Tuche behangenen Tische mitten in der Stube entworfen und in besonderen Weihcstunden arbeitet er vor einem Stebpulte an der Biographie eines berühmten Bildhauers. Da ihm auch die Gabe des Gefan ges verliehen ist, so gibt es noch einen vierten Ort, der zum Schreiben ein gerichtet ist, und zwar an einem be haglichen Sofaplatz, wo er den Kaffee einzunehnien Pflegt, da er diesem Getränke besondere, den Fluß der Vcrsc begünstigende Eigenschaften zuschreibt. Kürzlich, als ich ihn besuchte, fand ich ihn an keinein von diesen Orten, sondern er stand mit einer Stange in der Hand in der geöffneten Balkon thür, fein Gesicht war gerathet, und er sah zornig aus. Mit dem Pathos eines Tragödienheldcn rief er nur entgegen: Laß mich Gefahren bestehen, groß und gewaltig, muthvoll will ich ihnen ins Auge sehen, mit Löwen will ich streiten, aber dem Kampfe mit Spei lingen bin ich nicht gewachsen!" Ich kannte diesen alten Schmerz schon. Es gehörte zu seinen Eigen thümlichkeiten, plötzlich von der Arbeit aufzuspringen, die stets bereite Stange zu ergreifen und die Sper linge zu verjagen, welche auf dem Balkon sich breit machen. Er stellte feine Waffe in die Ecke, bot mir eine j Cigarre an und setzte sich mit leiden i der Miene in einen Lehnstuhl. .Die Sperlinge sind noch mein Tod", sagte er in humoristischer Ver zweiflung. Kennst du das Volts marchen: der Hund und der Sper ling"? Wie der Sperling, um den Mord seines Freundes, des Hundes. zu rächen, den Fuhrmann arm macyk und schließlich ums Leben bringt? Wahrlich, daö Volk in seiner kindli- chen Misheit hat die dämonische Na- tur dieles Vooels längst erkannt, aber der superkluge Berliner füttert sich d:e .Jrchtrute zu Millionen auf. Ist d,r noch nicht aufgefallen, daß Berlin die Stadt der Sperlinge ist, daß zehnmal mehr Sperlinge hier wohnen als Men sckn? Sind sie nicht in den Biergär ten von unverständigen Leuten, welche nnr ihr eigenes Vergnügen und nicht das Wohl der Gesammtheit im Ange haben, durch fortivährendes Füttern auf Kosten der bejammernswerthen Gastwirthe so frech gemacht, daß sie einem zwischen den Beinen herum- hüpfen? Werden sie nicht nächstens den armen Schulkindern das Butterbrot aus der Tasche fressen? Dieses Thier hat in Berlin sogar stwe Na tur verändert und ist ein Waldvogel geworden. Du magst dich in die tief sten Wildnisse des Thiergartens zu rückziehen, die nur der menschenscheue Hypochonder und der unglückliche Ber liebte einsam durchstreift niemals wirst du diesem Vogel entgehen. Du wirst an dem verlassenen Punkte im wer noch einen trübseligen Menschen Hasser finden, der seinem Grame lach hängt und dazu die Sperlinge füttert. Der Charaktersogel des zoologischen Gartens ist der Sperling. Dieses be rühmte Institut enthält eine unaehei re Sammlung von .Fringilla dome stica", wogegen das andere vornehmere und theure Viehzeug nur als eine bescheidene Zugabe rsCjeuU. bcjtimDt. sich das Futter vor der Ras vegfres! Tagen müsse die Jnngm cmösliegal, se j lass. Wir wolln einmal rech 'und ich habe strengen Befebl gegeben. nen, waö die Stadt Berlin alljährlich für Sperlinge auögibt: Schätzen wir ihr Anzahl auf zehn Millionen und nehmen wir bescheiden an, daß ein jeglicher zu seinem Lebensunterhalt ine Mark jährlich gebraucht, so rhal ten wir als Resultat, daß Berlin all jährlich zehn Millionen Mark für Sperling verausgabt." Er schwieg eine Weile und schaute nachdenklich aus dem Fenster. .Ich Hass diese Thiere", führ er dann fort, ihr ewiges Schilp, Jilp, Schilp, Jilp, ist ein Laut, an welchen sich mein Ohr niemals gewöhnen wird. Mit ihrem , widerlichen Gassenge schlvätz verwirren sie mir weine hei ligsten Gedanken, ihre Schnäbel sind grausame Scheren, welche meine kunst reichsten Perioden mitten entzwei schneiden, daß der Faden mir unwie derbrinzlich verloren geht, und gerade wenn in stillem ' Sinnen aus der Tiefe der Anschauung die Blume der Er kenntnis aufblühen will, fährt eine zankende und schreiende Rotte dieser stymphalischen Vögel dazwischen und bringt mich um alles. Wenn nicht die stillen Stunden der Nacht mich tröste ten, ich wäre, ein geschlagener Mann!" Dann beugte er sich zu mir herüber, legte, die Hand auf meinen Arm und sprach mtt gedämpfter Stimme, wie man jemandem ein furchtbar blutiges Geheimnis anvertraut: Entsetzliches habe ich dir noch mitzutheilen, theurer Freund. Hast du den Muth, das Grau sige zu hören? Vermagst du ohne Wimperzucken in einen Abgrund dol- ler Oual zu schauen? So höre! Du kennst ja ein Wetterrouleau, jene segensreiche Vorrichtung, welche des Winiersturmes Eishauch wie der Sommersonne Gluten in gleicher Wei fe zu mildern geeignet ist. Es war in diesem Frühling, und da die Tage mild und gemäßigt in schöner Mitte zwischen Frost und Hitze dahinglitten, war die eben erwähnte Schutzvonich tung meines Schlafzimmers zufam mengerafft am oberen Theile des Fcn sters Tag und Nacht außer Thätigkeit. Plötzlich tritt nun, veranlaßt durch irgend eine Laune des unberechenbaren Zeus, vorzeitige Sommerfonnenglut ein. Ich rufe meine vortrefflicheWirth schafterin Rosalie Nudelbaum. Rosa lie", sage ich, .das Wetterrouleau! Ich habe diese Nacht stygische Qualen aus gestanden." .Ja wohl, Herr Professor", sagte sie. Nach einiger Zeit kommt sie zurück und sagt, ohne eine Mime ihres ver- steinerten Antlitzes zu verziehen: .Ja. Herr Professor, es geht nicht!" Was geht nicht?" frage ich. Na, mit das Wetterrouleau!" ant- wortete sie. Sofort repariren lassen!" ist mein Befehl. Rosalie Nuderbaum zuckt die Achseln und sagt in einem Tone, wel cher Ergebung in ein unvermeidliches Schicksal ausdrückt: Reparieren hilft da nichts, Herr Professor !" Ni'.n, waö rst denn geschehen?" rufe ich. Es ist em Sperlingsnest drin,' Stelle dir vor. wie dieser Donner- schlag auf mich wirkte. Als ich wieder zu mir kam, fuhr ich empor und that einen grausamen Schwur der Vernich tung. Wein die Nudelbaum blieb ru- hig wie eine Sphmx und sagte blos Es sind schon Eier dnn, Herr Professor!" Ich sank gebrochen in emen Lehn- stuhl. Rosalie fuhr fort: ,,unf ,tuck, Herr Professor, sie waren ganz warm, dre Sverlinos- Sie war eben abgeflogen." Lieber Freund, was follte ich mo chen? Ich muß gestehen, daß die dü stern Gefühle blutgierigen Hasses ge- gen meine langjährigen Peiniger die Oberhand hatten, und daß es nn schwerer Kampf zwischen Mordsucht und Menschlichkeit war, den ich kämpf te, allein mildere Regungen siegten allmählich. Durfte ich mit rauher, zer störender Hand hineingreifen in den trauten Verband einer Familie? Durf te ich die Hoffnungen einer Mutter vernichten und Vaterfreuden im Keim ersticken? Sollte ich das Vertrauen, welches diese kleinen, wenn auch ocr hcßten Thiere in mich setzen, grausam täuschen und die Heiligkeit des Gast rechts schnöde verletzen? Nein, nimmermehr! Das sei ferne von mir. Aber schwer habe ich gelitten für mei ne Menschlichkeit. Den ganzen Tag brannte eine un erbittlicbe Sonne in mein unbeschlltztcs vscytarz immer uno oes acyis wcuzie ich mich schlaflos vor Hitze in meinen Kissen. So lange es nur Eier waren, oa gmg es nocy, aoer als Junge dar aus kamen, verdoppelten sich meine Leiden, denn kaum, daß die dämmern de Eos mit Rosenfingern emporstieg, fing diese ewig hungrige Brüt an nach Futter zu speien und scheuchte den leisen Schlas, der mich gelind umfing. Ich war so gut durch den Winter ge kommen, aber diese Nächte konnt: ich nur ertragen, wenn ich bei geöffnetem Fenster schlief. Nun hängt aber die Nudelbcum nach an der alten Cache-nez-Theorie, und jeder Luftzug ist ihr ein Greuel. Somit plagt mich dieses Weib tagtäglich mit Warnungen und Tadel über diesen sträflichen Leicht sinn. Und somit brate ich jetzt bei ze schlossenem Fenster. Aber bald wrd die Qul eis Ende da.dez. 2a fcjtfea. daß dann sofort ihr Wohnung ge räumt wird. Wenn Himmel, da salli mir ein, daß ich schon einige Zeit ihr hungriges Geschrei deö Morgen nicht mebr aebört babe!" Er ariff bastia nscd ltmv sülrvf fffvnt lirtn rtft' ist. falte! Die Alte erschien in der Thür, nd er rief ihr entgegen: .Sehen Sie doch " V, yvMr " j . . sofort einmal nach, mein Theure, ob die Sperlinge schon cmsgeflogen sind." .Eben vor'n Augenblick Zak ich nachgesehen, Herr Professor," sagte sie. .Run, sind si fort?" Fa, auSgeflogen,sind sie, Herr Professor .Laßt uns den Göttern ein Dank opfer bringen!" rief er, .Rosalie Ru delbaum, stellen M zwei Hlaschm Rheinwein kalt!" Ja, aber sagte diese, indem sie diese Worte lang ausdehnte. WaS soll dies unheilschwangne .Aber" bedeuten?" .Sie haben schon wieder Eier, Herr Professor!" Tksmfektionswirkxngen deö Lichtes. Beim Desinfiziren wird vielfach das Einfachste und dabei doch oft Wirksamste übersehen. Ueber die An Wendung von Karbol oder Lysol, die freilich durch einen penetranten Geruch eine außerordentliche Wirksamkeit fug girieren, wird häufig vergessen, daß die mechanische Reinigung eines inst zierten Gegenstandes oder Ortes im wer das Wichtigste bleibt. Daneben leistet unS nun noch etwaö unschätz bare Dienste: das ist das Licht. Dort, wohin die Sonne dringen kann, wirö sich so leicht kein BazilluS mehr wohl fühlen, in dunklen Kellerräumen ab, und in finsteren Höfen, die nie in Strahl der Sonne belichtet, dort sind die Nester ansteckender Krankheiten. Eine Reinkultur von Tuberkel-Bazil len, in die Sonne gestellt, geht binnen kurzem zugrunde, und bekannt ist ja auch hinlänglich die Selbstreinigung der Flüsse, die man wenigstens theU weife auf die desinfizierenden Wir kungen des , Lichtes auf die Oberfläche des' Waf'erS zurückführt. Diese Thatsache der hohen Eeötn fektions kraft des Lichtes ist in neuern Zeit auf einem wichtigen Gebiete in? Praktische übertragen worden: dem der Milchdesinfektion. Seitdem man weiß, daß die Milch, die ja immer mehr oder weniger große Mengen theilweis recht bösartiger Kenne ra halt, durch Kochen in ihrn vitalen Eigenschaften stark geschädigt wiro, h. h. daß durch Erhitzen eine Meng wahrscheinlich sehr wichtiger Körp, wie antibakterielle Substanzen, zu gründe gehen, war. man bestrebt, auf anderem Wege ein unschädliches Pro bukt zu bekommen. Nachdem der Vorschlag v. Behnngs, kleine Mengen von Formalin. ewer stark antisevtiscben Müsstakelt, der Milch zuzusetzen, sich als ungeeignet erwiesen, hatte, benutzte der Leipziger Arzt Dr. Seiffert Licht atö IS iu infektionSmittel. Er konstruirte einen keaelförmigen Körptr, an dem außen spiralig von der Spitze zur Basis ein Rinne berunteraedt. llever vem Äppa, rat. der gleichzeitig ewe Tiefkühlung der Milch gestattet, wurven zw Quecksilberdampflampen aufgehänzt, die ein außerordentlich intensi?, bläuliches Licht verbreiten. Dann wur de obm auf die Rinne di Milch auf gegossen, di nun, indem fie den star ken Lichtstrahlen ausgesetzt war, ihren Weg nach abwärts nahm nd unten wieder gesammelt ward. Nach einer Zeit bezw. einem Weg von nm wcnt, gen Minuten war die Milch frei ton Tuberkel.Äazillen, Eitererregern, krr-, allen schädlichen Keimen und enthielt nur noch die äußerst widerstandSfahr gen Milchfäure-'Billen. die aber ge rade für die Verdauung nöthig sind. Die praktischen Versuche, die mit sol cher Milch angestellt wurden, befrie digten durchaus. Einer weniger. Drei .Mnstler geben einen Kam mermzrfikabend und spielen ein neues Trio, das dem Publikum infolge sei ner Länge und MßtSnigkeit aufs äußerste mißfällt. Schon regen sich Zeichen des UnmutheZ, als dem Sei ger die Oninte platzt. Der ist darüber so verdutzt, daß er mittendrin auf hört und die Geige fortlegt. AuS der Mitte des Saales kommt der Zuruf: Bravo l der eine macht schon Sonder ftieden mit unö!" Der leere Geldschrank. Wohin so eilig?" Eben fällt mir ein, daß ich den Geldschrank offenstehen ließ, und mei zukünftiger Schwiegersohn ist ob?n allein im Zimmert" .Trauen Sie dem nicht?" Das schon aber wenn der hineinsieht, hebt er morgen die Werk bung auf." Man nennt energisch manchen Mann; Doch nimmt man es aenau, Zu ollem waZ er hat gethan. ?&i&to5&i?La. Lose mtit Wen. ' ; . ,i Vinge, wem Gesang gegeben, Sei's bei Junge oder Alten; Wem er jedoch nicht gkgrben, . Möge hübsch das Mündchen halten. ' ' . HauSsra: Kannst du mir ein wenig Geld geben, John? - P Ehemann: Gewiß, w i c wenig? ! . z. Am Klavier. l Zwei Damen saßen am Älnvicr; ' Die ein spielte mit Pläsir, . , Die andere sprach: Helene, Mir geht'S durch Mark und Bcene." . 5 Vorschlag an dieSuffra getten: Die Männer regieren die 1 Welt und die Frauen die Männer. Man sollte meinen, damit könnten, auch die Frauen in jenen Staaten zu frieden fein, die bisher das Stimm recht dem männlichen Geschlecht vorbe halten haben. , Gelehrsamkeit ist jungen Mädchen noch niemals zum Vortheil gewesen. ', Die Musen sind heute noch ohne ' Mann, obgleich sie schon ziemlich be ; ' jährt sind. Und je zahlreicher die ,v Suffragetten werden, ' desto geringer wird die Zahl der Ehemänner und Fanrilienväter. ' Einer von den Nassen.'' Ich möchte jede Flasche Wein und, jede Flasche Whiskey nehmen, und s in den Fluß werfen," erklärte ein Red , ner in einer Temperenzversammlung. ' Bravo, bravo I" rief einer der Z Hörer. Mein Frermd", unterbrach sich der Redner, ich sehe, Sie sind ein wahrer Nüchternheitsfrnmd und ein von der rechten Sorte." O nein," ev widerte der Lobspender, ich bin ein Taucher". y , ' Der typischeRoman. Der humoristtsche Redakteur des New I)ork Sun" charakteristrt den ', typischen Roman in den amerikani schen Monatshestm m solgenöezz Versen: Jim war ein Clerk ) Bei Smith und Crmie, Smith's einz'ge Toch ter sie hieß Jane, ' AIs Jim sah Jane, Da schaute er, Er wär', gar gerne Man'll'ger. Jim-Heirath't Jane Und tarn an's Ziel. Wer sagt: Geschäft Keimt kein Gefühl? . Die Stricknadel ist nicht nur int Dienste der Landesverteidigung, son dern auch der persönlichen Vertheidi gung sehr verwendbar: in Cold Spring? hat sich eine Frau bannt ei nen .Mosher" vom Leibe gehalten. Getrude Hoffmmm ist nun auch in St. Louis angeklagt worden, ihre nackten Formen dem Publikum zur Augenweide preisgegeben zu haben." Zur Augenweide? Ob der Ankläger ie .nude" Trude lemats geeyen hat? Klassische Variation. Und der Geldsack ist kein leerer Schall, Der Mensch kann ihn brmichen im Leben, Und ob er auch dumm ist überall. Dem Reichthum wird alles vergebens Und worauf kein Verstand der Ve standigen fallt. Das übet in lZmfalt ein Tölpel umÄ Geld. Allerlei Redensarten H neuerAnwendung. Jetzt raucht es wieder" klagtH ! die Hausfrau, als sie im Küchenofe zum ersten Male im Winter Feu machte. , i .Schier dreißig Jahre bin ich aü jcrnnnerte die Schöne, als sie ihreÄ vierzigsten Geburtstag feierte. In mir kocht es !" rief der Mcmn, ' dem die strau zum seckKcn Male in Ut Woche kalten Aufsclmitt vorsetzte. Jttm F"?r, keine Kohle thut bren . nen so heiß", seufzte die Köchin, di sich ein Senfpflaster aufgelegt hatts. .DaS sind deS Himmels furchtbar Gerichtel" ... Erbsen nrit Speck... Wclsh Rarebit . . . Gurkensalat mit ,' Rahm,, i .Jeder Mensch giebt sich einmal eine Blöße." Und so lich sich die junge .' Frau ein tief ausgeschnittenes ileid ! machen. , Laßt mich auch endlich Tl?aten se . hen bat der Ehetandidat, al) ihm ' der Heirathsvermittler die gar,e ' milie deS Mädchens vorgestellt halte, ; biö auf den Vater. .Dein Register hat ein 'oaV' sagte t der Plumber zum HocuÄ'igl'nklünn'r alö er die HeiMig?an!ajie iiittr : suchte. ' .Wohlthätig ist de? Reiws ,"' '. :". ' behrUpt?te der Abgebrnnnte uno t.'.s iSkH tu OezZAruna ein. rmeX' 9rjh Ü ifc SS?SCW: