Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, December 21, 1917, Image 7

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Ar!eg und Geselttgkett.
EZ wird sicher nicht an Leuten fehlen,
die von der Pflege der Geselligkeit nichts,
gcir nichts wissen wollen. In einer Zeit,
wo der Menschheit und besonders unse
rem Baterlande tagtäglich die schmerz
lichstcn Wunden geschlagen werden, da
,iZii mau nicht zusammenkommen, um
sich zir unterhalten, zu freuen, zu eichrt
tern, von den schweren Tagesereignissen
abzulenken. Das fei taktlos gehandelt,
auch unpatriotisch gedacht, das beweise
einen bedauernsivcrten Mangel an iöti
ständnis für unsere iibcraus ernste Zeit
und an Mitgefühl für die Leiden der an
deren, unseres ganzen Volles. Die
Schwere der Zeit, so behaupten sie, der
langt Einschränkung, ja Enthaltsamkeit
jeglicher nur der Gcselligtcit dienenden
Veranstaltungen,
Ganz gcwch liegt in dieser Anschau
ng ein schrciechtigtcr Kern verborgen.
E ist zunächst ganz stlbstdcrständlkcki,
daß man eine ernste Zeit auch als solche
würdigt, daß man nach ihr auch seine
ganze 'äußere Lebersweise verändert, daß
man zu persönlichen Opfern bereit ist.
Und in unseren Tagen, wo man der lau
tcn Lebensfreude und dem materiellen
Genuß gewiß nicht wenig Recht eilige
räumt hat, dürst r. wir es nur freudig
begrüßen, wenn wieder mehr zur stillen
Einkehr, zum freiwilligen Verzicht ge
schritten wird, wenn unser ganzes Volk
wieder mehr einer ernsteren Lcbensauf
fassung zuschreitet, wenn es mehr ent
sagen 'lernt. Soviel ist ganz gewiß, es
ist jetzt nicht an der Zeit, rauschende, lär
mende. oberflächliche Feste aller Art zu
feiern. Wer sie beginge, dem müßte man
allerdings jcgliches'Gcsühl für den schwc
rcn Ernst der Zeit absprechen. Alle Feste,
die in der Familie jetzt gefeiert werden,
muffen eine gewisse Einschränkung ersah
ren, und zwar inbezng aus ihre äußere
Gestaltung wie den Ton. den Geist, der
sie beherrscht. Das bezicht sich auf Hoch
Zeiten, Jubiläums und Geburtstags
feste. Ihre Feier muß mit der Würde
der Zeit in Einklang gebracht werden.
Sie müssen zum guten Teil einfacher und
stiller sein. Es ist ebenso selbstderständ
lich, daß sich keine öffentlichen Vcran
staltungcn in würdelosem Gegensatz zur
Gegenwart stellen.
Unser innerstes Wesen besteht doch
stets darin, daß wir mit Menschen zu
sammenkommen, daß sich zwischen unfc
ren und ihren Seele eine feine Brücke
schlägt, daß unser Gfisi sich gegenseitig
anregt, unser Herzlich erwärmt, daß wir
auf eine höhere Warte des Lebens steigen
und Kraft und Mut gewinnen sür die
neue kommende Flut des Lebens. Ich
meine eine solche geist und herzcrfüllte
Geselligkeit kann man unier allen Um
ständen gutheißen, und ich kann es mir
wohl denken, daß mancher ihrer in schme
rfr Äk!? sirtrtr f.oSirf sä in n
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wohnlichen Tagen. Es treibt ihn jetzt
aus der. Einsamkeit heraus, weil er viel
Reicht mit sich selbst nicht allein fertig
wird, manches nicht allein erträgt, er
fühlt sich wohlcr in der Nähe lieber Acn
sehen, die seinen Kummer t eile, die
ihn trösten, ablenken und dadurch tragen
helfen. Ebenso ist es zu verstehen, wenn
wir auch jetzt so wie bisher öffentliche
Stätten der Kunst oder solche Orte auf
suchen, wo uns irgend etwas gutes ge
boten wird. Dadurch werden wir für
einige Stunden der Unruhe des Gemüts
entzogen, von den Tagessorgcn abgelenkt,
mit neuen, edlen Eindrücken erfüllt, die
such im folgenden Alltag nachwirken
werden, unsere Leidenschaften beruhigen
- sich, wir gewinnen wieder neue Lebens
kraft. Edle Geselligkeit kann uns nur
fördern, und wir haben daher zu erwä
gen, ob, wenn uns Schmerz und Schmer
mut drücken, wir nicht die Pflicht haben,'
uns durch Geselligkeit zu heilen.
Freilich, auf die rechte Art kommt es
in erster Linie an. Und sie gerade, wie
so vieles andere, soll uns der Krieg wie
der von neuem lehren. Wir hatten zwei
felsohnc den Sinn dafür verloren. Unsere
Geselligkeit krankte an zwei großen
Uebeln. Es machte sich der Zug aus dem
Hause und der Trieb nach materiellem
Genuß stark bemerkbar. Wir ?ogm eZ
bor, uns am Stammtisch, im Jlliib, im
vsfcntlichen Lokalen z treffen und vcr
lernten den Geschinack an der intimen
häuslichen Geselligkeit mit ihren feinen
Reizen, die die Ocfftntlichlcit niemals
gewähren kann. Wir lundcn uns ferner
zu viele Gäste ein, zu viele Personen, die
nicht zusammenpaßten, und schon des
halb mußten viele an dem wirklichen Gc
leinn, den echte Geselligkeit doch abwcr
cn soll, leer ausgehen. Und das
chlimmste vor ollem war, daß wir un
e Geselligkeit ebenso wie unsere Feste,
wie unser Leben überhaupt, z,i sehr der
äußerlichtcn; sie muß wieder wahrer,,
beffr werden, und die jetzige Zcti ist der
beste Anlaß zur Wandlung. Wenn wir
jetzt Geselligkeit pflegen, so wird uns
schon miscr Empfinden davor bewahren,
uns mit Dingen zu unterhalten, die mit
der Würde der Zeit unvereinbar sind,
nicht äußere Rücksichten, sondern unser
Herz wird uns zu anderen Menschen
treiben, wird werden uns nur die Men
setzen laden und nur zu denen gehen, die
unserem inneren Menschen etwas zu
geben hakn. Damit werden wir wieder
zur echten Geselligkeit, die in diesen Zci
ten gewiß ihre besondere, hohe Aufgabe
zu erfüllen hat, zurückkehren, und bei
näherem Ueberdenken dürfte es keinen
Menschen geben, der sie, wenn er sie auch
schon selbst nicht pflegt, doch bei anderen
zu verurteilen sich erkühnte. Dem Kriege
aber wollen wir es danken, wenn er unk
auch aus dem Gebiete geselligen LebenS
innerlich zum Guten wandelt und unS
zu reiner, edler Menschlichkeit zurück
fuhrt.
Sin nicht im Fleisch, doch in der Wurst,
Nicht in der Haut und doch i Darm;
Hast mich im Hunger und im Durst
Und findest mich bei reich und arm.
' (R.)
Unser Türke?.
Der amerikanische Truthohn ist ein
wunderschöner Vogel. DaS kastanien
braune, metallisch schimmelnde Gewand
zeigt samtschwarzen Saum, die Schwin
gen sind schmarz-weiß gerändert und im
Sonnenschein schillern die Farben ins
Dunkelblaugrüne und Violette hinüber.
Die Sleuersedern des Hahnes, die er mit
knarrendem Geräusch zu einem weiten
Rad entfaltet, sind rotbraun, mit grauem
und schwarzbraunem Bande. Einen
prächtigen Anblick soll der wilde Trut
Hahn bieten. Er gilt für einen der
schönsten Vögel und zeigt in dem
ttupferschimmer seines Gefieders eine
herrliche Farbenstimmung.
Den Puter als delikaten Braten auf
der Markt zu bringen, wenn in den
Städten die Geselligkeit beginnt und
Festessen abgehalten werden, ist jeden
falls am vorteilhaftesten für die Züch
ter. Aber just wie der Karpfen filr
Sylvester, so ist unser Turkey der typi
fche Danksagungsbraten. Der sieben bi
neun Monate alte Hohn erreicht ein Ge
wicht von 18 bis 20 Pfund, während
das Huhn es im gleichen Alter kaum auf
10 bis 12 Pfund bringt. Die Entwick
lungsgcschichte des Truthahns ist Vm
nach keine längere als die des Haus
huhnZ, sie braucht auch nicht mehr Fut
ter als dieses, und doch ist der Ertrag
des Fleisches ein doppelter. Alte Trut
Hähne sind ziemlich selbstsüchtige Ge
feilen; sie wissen sehr wenig von Eltern
liebe. In Erregung gebracht, werden sie
der Nachzucht manchmal direkt gefährlich,
ja die Tyrannen schlagen manchmal un
barmherzig die kleinen Küchlein mit
ihrem harten Schnabel tot, wenn sie
ihnen in den Weg lausen.
Der Puter ist wohlgeeignet, auch, in
einfacheren Haushaltungen verwendet
und wenigstens an hohen Festtagen ein
mal aufgetischt zu werden. Der Vogel
kommt nur als Braten zu seiner vollen
Würdigung: es wäre auch eine Gc
schmacksverirrung, wollte man das saf
tize Fleisch marinieren, pökeln oder sogar
zu Frikassee verkochen. Nur die Fül
lung mit feiner Flcischfarce kann man
durch die seingewicgte Leber, Sardellen
(wenn möglich). Kapern, Trüffeln. Zi
tronenschale pikant und verschiedenartig
gestalten. Den Kröpf füllt man dagegen
mit einem Füllsel von Weißbrot. Man
dein, Konnten, einigen Eiern und etwas
Noscnwasscr. Ehe der Puter gut borge
richtet und dressiert in den Bratofen
kommt, umwickelt man ihn mit einem
gebutterten Papier oder belegt das Brust
fleisch mit flachen Speckscheiben. Mäh
rend der zweiten Hälfte der Bratzeit
übergießt man ihn mit Nahm, rundet
zuletzt die Sauce etwas ab und garniert
den leckeren Braten mit Champignons.
Eine Zutat von Gcwurzkräutcrn wie
Bcifuß, Sellerie, Majoran, Tymian, di
Test an den Braten dürfte als eine Zer
stimmn, der Geschmackscinheiten des
Truthahiifleifches anzusehen sein. Der
junge Indien wird nach dem Zurichten
mit Salz eingerieben und in Butter
durchschnittlich zwei Stunden lang gold
braun gebraten. Versteht es dann die
Hausfrau, den ansehnlichen, herrlich dus
teiiden, saftigen, zarten Braten ge
schmackvoll zu servieren, so bildet der
Truthahn einen ihrer selbst, ihrer Fami
lie wie ihren Gästen wohlgefälligen
Glauwunkt auf der Danksagungstafel.
Der Nutzen dieses vorzüglichen Hausge
fliigels ist so vielseitig, daß es auch in
Europa immer mehr gelingen wird,
etwaige Schwierigkeiten bei der Auf
zncht'der Truthühner zu überwinden.
Als Hauptgesetz sollte dabei beachtet wer
den, daß die Natur stets die beste Lehr
Meisterin ist.
Heuer wird sich mancher diesen Genuß
versagen müssen, aber wer sich seiner er
freuen kann, danke feinem Schöpfer für
die herrliche Gottesgabc!
Tollen die Binder im Sand
fpiclcn?
Wenn es nach dem Wunsch der Klei
nen gehen dürfte, so würde die Frage
sehr rasch entschieden sein, denn sie pad
dein ungcnicin gern im Sand und kön
nen sich' mit diesem rinnenden Material
stundenlang beschäftigen. Vorn gesund
heitlichen Standpunkt aber kann man
dem Spielen im Sand nicht ohne jeden
Vorbehalt beistimmen. kommt da
fchr auf die Bfchasfenheit des Sandes
an. Ist er nach regnerischem Wetter
kühl und fencht, so kann man das Kind
nicht in den Sandhaufen sehen, da es
sich sonst ungcnicin leicht erkalten kann.
Ist der Sand sehr trocken, so ist er auch
für das Kind nicht brauchbar, den er
erzeugt alsdann schon bei mäßigem Han
ticren viel Staub. Daraus erhellt, daß
der Sandhaufen nur zu bestimmten Zei
ten, wenn er mäßig trocken und von der
Sonne durchwärmt ist, sich als Spiel
Platz für Kinder eignet. Dabei wird
aber vorausgesetzt, daß der Haufen von
wirklich reinem Sand aufgeschüttet
wurde und auch peinlich sauber gehalten
wird. Das läßt sich wohl in Privat
gärten durchführen. Wird aber der
Sandhaufen auf einem öffentlichen
Platz angelegt, so läßt es sich nicht der
meiden, daß er bald verunreinigt wird.
Spielen die Kinder neben und nachein
ander auf ihm. so ist die Gefahr einer
etwaigen Ucbertragung von Krankheiten
vorhanden.
Die Jugcnd mein.
Die Jugend mein trägt schwere Last,
Ich wollt', ich wäre alt ;
Die Purpurfahne sinkt vom Mast,
Tann wird die Sehnsucht kalt.
Der Liebe süße Traurigkeit,
Das rasche Blut verglüht,
Ter edle Zorn, das hciße Leid
...... Ein fernes Lied.
HUdkgard rn Hippe!.
Irail Lella.
Novelle von Nudolf Herzog.
Seit einer Stunde schon lag sie wach.
Nur ein wenig hatte sie nach dem
Sonnenstrahl geblinzelt, der sich durch
die Borhänge stahl, an dem schlank ge
meißelten Arm, der sich unter die schme
ren, dunklen Flechten geschoben hatte,
hinaushuschte und nun auf dem schönen,
blassen Antlitz mit den langen, gesenkten
Augenwimpern haften geblieben war.
Fast erschrocken hatte sie die Augen gleich
wieder zugedrückt. Dann wurde das Gc
sicht still, regungslos und jetzt, jetzt
bebte es um den geschweiften roten Mund
wie ein Lächeln, das sich nicht recht her
vorwagt und das in seiner unterdrückten
Erregung und Seligkeit den ganzen
Menschen erzittern macht. Es war ihr
so wohl, so unendlich wohl. Nur nicht
sehen, nur nicht in die Sonne blicken
das hieße: die Träume töten. Träume
? Hatte sie denn geträumt? War es
denn nicht Wahrheit? Ja, ja und tau
sendmal ja, es war Wahrheit. Sie lebte
und hatte es erlebt! Und würde es wei
ter erleben
Die Lippen öffneten sich halb, und auS
der hochgespannten Brust rang sich ein
Ton, ein Seufzer um verlorene Tage,
ein Schrei nach künftigem Glück. Und
sie schauerte leicht zusammen vor dem
rätselvollen Klang.
Die Zofe trat ins Zimmer? sie
glaubte, die Herrin habe sie gerufen.
Aber sie winkte ihr zu gehen, ohne sich
zu regen, ohne die Wimpern zu heben.
Ganz still lag sie. Nur in den Augen
winkeln zuckte es leise, und um die Lip
pen zitterte ein Lächeln, ein fragendes,
sehnendes, ergreifendes Lächeln, das die
Geschichte vieler Jahre barg. Und auf
einmal dachte sie ihr ganzes Leben zu
rück. Sie sah sich als Mädchen. Jung,
schön, die einzige Tochter eines reichen
Mannes, der fein großes Vermögen durch
Häuserspekulationen erworben, hatte sie
eine Jugend verlebt, wie wenige ihres
gleichen. Was sie wollte, geschah. Jede
Laune, kaum ausgesprochen, wurde er
füllt. Der Vater, auS armen Kreisen
stammend, war stolz darauf, sein Klei
nod im Glänze seines Reichtums zeigen
zu können. Für sie war ihm kein Opfer
zu groß. Ihr wollte er mit seinem hart
erworbenen (Seide eine Stellung in der
Gesellschaft schaffen, die ihm selber in
folge seines geringen Bildungsgrades
verschlossen geblieben war. Sie sollte
einst einen Namen heiraten, einen Titel.
Darin sah er das Glück seines Kindes
und auch das seine.
Und sie, Hella? Sie ließ es sich ge
fallen, verhätschelt zu werden, es machte
ihr Freude, einen Kreis von Anbetern
um sich zu sehen, mit denen sie schalten
nd walten konnte, wie mit den Mil
lionen ihres Vaters. Ueber die Liebe
las sie in Romanen und lachte darüber.
Sie war der Ueberzeugung, daß eine
Handvoll Checks auch in der Liebe das
beste Sesam, öffne dich" bildete. Und
Checks standen ihr zur Verfügung.
Weshalb sich also freiwillig all den lä
cherlichen kleinen Qualen hingeben, wenn
sich die Ehe um so vieles bequemer er
reichen ließ. Sie wußte, daß sie dereinst
repräsentieren würde, und das war dem
jungen Mädchen die Hauptsache.
Ein einziges Mal waren ihre Grund
sähe ins Wanken gekommen. Ein junger
Architekt, der viel mit ihrem Vater ge
schäfilich verkehrte und nen der alte, skru
Pcllose Bauspekulant etwas protegieren
wollte, um die Kunst des mittellosen,
aber hoch talentierten Anfängers gründ
lich ausnutzen zu können, hatte seinen
Besuch gemacht und war zu den offenen
Abenden und den häufig arrangierten
kleinen Festlichkeiten zugezogen worden.
Zuerst behandelte ihn Hella wie die an
deren Herren, oder sie versuchte es doch.
Aber bald wurde sie zu ihrer Vcrwun
derung gewahr, daß in diesem namen
losen, armen Teufel ein gut Teil Männ
lichkeit mehr steckte als in ihren särnt
liehen Flaneurs und Knrmachcrn zusain
mengcnommcn. Diese Beobachtung zu
machen, war ihr nicht unlieb, aber es
ärgerte sie im höchsten Grade, als sie
bemerkte, daß sich der junge Axel nicht
im geringsten um ihre herrischen Launen
zu kümmern schien, oder sein Gesichts
ausdruck alle! sie einfach als Unarten
bezeichnete. Sie nahm sich deshalb vor,
den Menschen völlig linls liegen zu las
scn, und tat dicS so gründlich, daß sie
bei jedem dreisten Paradozon, das sie in
die Unterhaltung warf, genau bcobach
tele, welchen Eindruck es auf Axel her
vorbrächte. Ohne daß sie cö selbst wollte,
nahm dieses links liegenlassen" eine
Form an, die an direktem Interesse
nichts zu wünschen übrig ließ und sich
nach und nach zu einem für sie uncrklär
lichen Gefühl steigerte .
Dem klugen Auge des jungen Archi
leiten war das alles nicht entgangen. Er
hatte von Anfang an das schöne Weib
in ihr bewundert als Künstler, wie
er glaubte. Aber mit der Zeit hatte sich
so viel rein menschliches diesem Gefühl
beigemischt, daß es seiner ganzen Wil
lenskraft bedürfte, um seine Männlich
seit zu wahren, um sich nicht auch wider
standslos an ihren Triumphkarren span
nen zu lassen und im Heer ihrer Skla
den einer mehr zu sein. Denn der Ge
danke kam ihm im Ernst nicht bei, daß
ihm, dem Hergelaufenen, eines Tages der
geldstolze Brotherr um den Hals fallen
würde. Dazu hatte er die ehrgeizigen
Pläne des Alten zu sehr durchschaut.
Mochte nun das gegenseitige Zurück
halten zwischen ihm und Hella der
Grund sein, mochte es Jugendkraft und
Schönheit der beiden Menschen sein, die
trotzdem nacheinander verlangten es
lag etwa in der Luft, wenn sie zusam
mentrafcn, etwa? Unerklärliches, Schwii
les, wie in heißen Commertagcn, wenn
man es fühlt, der Blitz muß kommen.
Und Azcl fühlte es nur zu sehr. ES
kostete ihn Anstrengungen, in ihrer Ge
genwart ruhig zu erscheinen, sie nicht
mit seinen glühenden Blicken zu umfan
gen, nicht auf sie loszustürzen und ihr
zu sagen: Weshalb sind wir solche Rar
ren? Wir lieben uns. Wir gehören
zusammen, wie Schönheit und Jugend
krast zusammengehört haben seit Änbc
ginn. Aber dann fiel ihm das Ende
ein, wie es unbedingt kommen würde,
das niederschmetternde klägliche Ende.
Und er spürte, wie ihm vor Scham das
Blut zu Kopfe stieg, daß er den Ge
schmack auf der Zunge zu haben meinte.
Er redete sich ein, daß es vielleicht nicht
ganz ehrenhaft gehandelt sei in seiner
kargen Stellung und seinen kleinen Ver
hälinissen, ein Wesen an sich heranzu
ziehen, das zu einem Leben großen Stils
erzogen sei. Ebensowenig ehrenhaft, die
Mittel von ihrem Vater zu erzwingen,
um ihr dies Leben weiter zu ermöglichen
und in aller Ruhe selbst daran teilzunch
men. Nein, nein; dazu schätzte er sich
selber zu sehr; dazu glaubte er zu stark
an sich selbst und an die Zukunft seiner
ernsten Arbeit.
Er hatte mittags ein Billctt von Hella
erhalten, worin sie ihn bat, ihr den
Nachmittag zu opscrn, um die Aus
schmückung des Salons anzuordnen, da
zum Abend ein größeres Fest stattfinden
solle. Mit dem festen Vorsatz, an diesem
Tage zum letztenmal das Haus zu be
treten, das sein für ihn so nötiges
Gleichgewicht ins Schwanken gebracht
hatte, war er gleich nach Tisch Hingegan
gen. Man wies ihn in den Salon, wo
er Hella fand. Sie stand unter Körben
abgeschnittener Rosen und blühender
Guirlanden. Einen Moment blieb er auf
der Schwelle stehen, gebannt, bczaubert.
Dann biß er sich auf die Lippen,
grüßte tief und trat auf sie zu. Ganz
geschäftsmäßig behandelte er die Frage
des Arrangements, stieg auf die Tritt
leitcr und begann die Ausschmückung.
Und doch halte sie gesehen, welch mäch
tigen Eindruck sie auf diese starke, männ
liehe, jugendfrische Natur gemacht hatte,
und sie selbst konnte sich von demselben
Gefühl nicht losmachen. Wie ein Frost
schauer durchlief es den schönen Kör
per, und dann packte sie plötzlich ein wil
der Durst, ein tolles Sehnen. Sie reichte
ihm einen Zweig Rosen herauf, den er
erfaßte und den sie trotzdem festhielt.
Ucberrascht blickte er sie an. Dann wurde
er totenbleich, und seine Pupille ver
größcrte sich. Da ließ sie den Kopf matt
auf die Brust sinken und hielt den Zweig
noch immer fest.
Hella!"
Er stand neben ihr und preßte ihren
Kops an den seinen. Und nun warf sie
ihm jäh die Arme um den Hals und
küßte ihm die Angen, die Lippen
Du, du willst mein Weib werden?
Die Frau eines armen Teufels? Weißt
du auch, was das heißt? Welche Kämpfe
du mit deinem Vater zu bestehen haben
wirst? Wirst du die Krast haben?"
Sie nickte heftig erregt.
Ich schwöre es, dir."
Und nun hielt er sie von sich und sah
sie in all ihrer Jugend und Schönheit,
und sein Herz schwelgte und sein Künst
lcrauge schlvclgte im Besitz des wunder
baren Weibes.
Ich schwöre 18 dir, ich werde die
Kraft haben."
Heute noch wollte sie mit ihrem Vater
sprechen. Sie zog es bor ihn erst auf
seinen Besuch vorzubereiten. Sie bat
ihn, deshalb erst morgen zu kommen.
Er küßte sie und war olles zusricdcn.
Es war seine erste Liebe
Am anderen Morgen erhielt er mit
der ffrühpost einen Brief ihres Vaters,
der ihm schrieb: Er wolle nicht nach
einem Ausdruck suchen für das Verhak
ten eines Mannes, der aus der jugcnd
lichen Vcrivirrung eines jungen Mäd
chcns Kapital zu schlage verstände.
Ucbcrdies habe cr seiner Tochter kaiego
rifch erklärt, daß sie pekuniär nichts von
ihm zu hoffen habe, wenn sie seinem
Willen zuwider handele. Sie habe dann
im Lause der Unterredung selbst eilige
sehen, daß sie auf das gewohnte Leben
nicht verzichten könne, und. um einer
Wiederholung ihrer Torheit vorzubcu
gen. am Abend dem Landgerichtsrat von
Werdcr-Brackburg ihr Jawort gegc
den .
Axel griff nach der Tageszeitung.
Sein erster Blick siel aus die große Ver
lobungsaiizcige. So eilig hatte sie cs
gehabt, der Wiederholung ihrer Torheit
vorzubeugen .
Die Träumerin warf sich unruhig
umher. Ihre Brust ging auf und nie
der. Sie sah den alten, hageren Land
gerichisrat, ihren Gatten, durchlebte noch
einmal zehn endlose Jahre an der Seite
des ewig kränklichen Mannes, zehn Jahre
voll Glanz nach außen, aber voll tröst
loser Dürre nach innen. Zuerst hatte sie
sich dank der tausend neuen Pflichten der
Hausfrau darüber hinweggesetzt, aber
nachher, als die Neuheit ihrer Stellung,
des Titels und Namens vorüber war,
als sie langsam verspürte, daß sie einen
Selbstmord an ihrer Jugend und Schön
heit verübt hatte, da war es an ihr Herz
herangekrochcn gekommen, da hatte sie
wieder den rasenden- Durst, das tolle
Sehnen nicht bannen zu können geglaubt,
wie damals damals . Sie war
eine reiche, arme Frau. Eine Frau, der
die Grundbedingungen versagt waren,
um Weib zu sein: die Liebe.
Dann war der Gatte gestorben. Ein
Jahr war'ö her. Da stürzte sie sich wie
der,, in den Strudel der Feste, um daS
zu suchen, um was sie sich und die Blüte
zeit betrogen hatte, einen Mann, dem
sie ihre große Weibcsliebe hingeben
könnte, das Gefühl des Glücks, das sich
nicht eilügeln läßt. Und gestern, ans
dem glänzenden KünstlerbaUe, hatte sie
jenen Mann wiedergesehen, an den sie
Tag für Tag Ihrer Ehe gedacht, mit dem
sie hundertfach die Ehe gebrochen hatte
in ihrem Herzen, der allein für sie die
Männlichkeit bcd"tetc.
Axel!" Ti
Als wären K ie besten Freunde
der Welt gcwesl,, Le er sich zu ihr
setzen, ihr erzählen J tt getrieben und
was er erreicht hatte". Und sie hörte mit
einem seltsamen Stolz, daß er sein Ziel
erstritten habe, daß er ein bedeutender
Mann geworden sei. Daß er ihr gegen
über eine gewisse Zurückhaltung an den
Tag legte, bemerkte sie nicht oder wollte
es nicht bemerken. Sie wollte ihn wieder
haben, sie mußte ihn aufs neue gewin
nen. Und sie erzählte von dem grauen
Eheleben, das sie geführt, von ihrer ein
samen Witwenschaft, und die Wangen
glühten ihr wie im Fieber, und eine
Blutwclle färbte ihr den schlanken schö
nen Nacken.
Er begleitete sie höflich an ihren Wa
gen. Aber sie zwang ihn. sie bis zu
ihrem Hause zu begleiten. Stumm stieg
cr ein. Und sie plauderte weiter und
weiter, als hätte sie Angst, er könn sich
verabschieden; und dem Mann bor ihr
wurde es kalt und heiß. Er mußte die
Augen schließen, um sie nicht zu sehen.
Axel." flüsterte sie. Der Wagen
näherte sich dem Hause. Da machte er
eine Bewegung er faßte ihren Arm
da lagen ihre Lippen auf den feinen.
Du mußt vergeben, Axel: Axel, du
mußt!"
Er nickte, totiraurig.
Sie aber jauchzte und faßte seinen
Kopf mit den Händen. Axel, Axel!
Ich habe nur immer an dich gedacht.
Und morgen, morgen kommst du!"
Er sah sie an. er sah, wie schön sie
schien in der Glut der' Liebe, er vergaß
alles und küßte sie.
Daran dachte die Träumerin, und ihr
Atem ging tief, und sie lächelte.
Dann fuhr sie empor und griff nach
der Klingel. Die Zofe erschien.
Bald elf Uhr. gnädigste Frau
Sie ließ sich ankleiden und betrachtete
sich unverwandt im Spiegel. Wie jung
sie geblieben war. wie schön! Sie be
merkte es erst heute seit langem wieder.
So weiß und rosig . Sie'seufzte und
lächelte . Ja. jung wollte sie sein,
denn sie war ja auch noch jung.
Zwölf Uhr. Nun war sie fertig. Sie
frühstückte hastig und ging in den Sa
lon. da die Fenster dort nach der Straße
führten. Jeden Augenblick mußte er kom
men. Wahrhaftig, sie zitterte wie ein
junges Mädchen und war doch schon eine
Frau, eine junge Witive von einigen
dreißig Jahren. Ob er ihr das auch an
gesehen hatte? Sicher nicht. Er sah in
ihr noch die Hella von cbcdem.
Der Zeiger rückte vor. Sie wurde un
geduldig. Schon ein Uhr. Dann zwei
Uhr. Die Zofe kam und erkundigte sich,
wann die gnädige Frau das Diner be
fehle. Sie schickte sie ohne Antwort hi
naus. Sie habe etwas Kopfschmerz.
Als es gegen drei Uhr ging, sprang sie
auf. Sie hörte Tritte im Vorzimmer.
Aber es war nur der Bediente. Tann
preßte sie den Kopf an die Fensterscheibe
und starrte auf die Straße. Eine furcht
bare Unruhe packte sie. Der Gedanke
durchzuckte sie: er kommt nicht. Sie kam
sich plötzlich so einsam, so verlassen und
unglücklich vor trotz ihrer Jugend und
Schönheit. Und besaß sie beides über
haupt noch? Oder war cs die Liebe, die
ihr beides auf kurze Zeit geliehen
hatte ?
Es dämmerte. Sie trat an den Spie
gel und sah ein fahles, fchmcrzentstclltcS
Gesicht mit tiefliegenden Augen. Und
plötzlich wußte sie mit Bestimmtheit, daß
er nicht kommen würde, weil cr in ihr
die Hella von ehedem noch sah und der
Wiederholung der Torheiten" vorbeugen
wollte. Mit einem Schrei warf sie sich
in ein Polster. Die Liebe war vorüber,
auf ewig für sie. Es war alles aus.
Sie fühlte, daß sie alt geworden
war.
Ccidcnc Taschentücher !
werden arn besten in Kartoffclwasser
ohne eife gewaschen. Man suüe hie
zu einige Kartoffeln, reibe sie in eine
Schüssel mit frischem Wasser, lasse sie
eine Stunde stehen und presse sie durch
ein Sieb. Die Taschentücher werden bei
dieser Methode vollkommen rein und er
halten wieder ihren früheren Glanz.
Weiße seidene Taschentücher werden am
besten mit kaltem Rcgcnwasser, dem auf
12 Teile Wasser ein Teil Salmiakgeist
beigemischt ist, ohne Seife gcwa'chen
und zweimal kalt gespült; dem zweiten
Spülwasser wird so viel Anilinlöiung
vorsichtig zugegossen, bis das Wasser
blaßrosa schimmert. Tann wird mit
frischem Wasse geblaut, aber ja nicht
mit Anilinblau, weil in diesem Falle die
Seide violett werden würde, stat. blau
weiß. Seidene Hals und Taschentücher
waschen sich vorzüglich in venetianischer
Seife, die vorher gekocht und abgekühlt
wurde. Man wäscht die Tücher zwei
mal mit dieser Seife, spült sie gut in
kaltem Wasser, windet sie leicht aus. in
dem man die Ecken in je eine Hand
nimmt und die Feuchtigkeit durch
Schütteln in der Luft herauszubringen
sucht, und plättet dann, ohne sie vorbr
zu trocknen, mit heißem Eisen.
Die üatzcnjagd.
Die Mode und die Katzenfelle.
Wie ein Polizeibeamter meldete, sind
i,l St. Louis nie so viele Hauskatzen als
.vermiet angezeigt worden, wie in den
jüngsten Monaten, und der Verdacht
liegt nahe, daß es in der Stadt viele
Pelzjäger gibt, die es auf Mictzchcn ob
gesehen haben. Dieser Verdacht scheint
durch die Tatsache bestätigt zu werden,
daß auf der kürzlich in St. Louis ab
gehaltenen Pelzauktion 13,000 Katzen
seile verkauft wurden, die durchschnitt
lich $1 per Stück einbrachten. Da
Katzenfelle in der Modeindustrie begehrt
sind, um teure Pelzsorten zu ersetzen, be
sonders wenn es sich um Besatz für
Damenkleider und Hüte handelt, ist den
Freunden dieser Haustiere zu raten, et
was mehr auf sie zu achten, damit sie
in diesem Winter keinen Liebhaber fin
den. In der Nähe von Granite City
betreibt ein Arbeiter, der in einem Ost
St. Louifcr Schlachthaus angestellt ist
und deshalb jeden Tag reichlich Fleisch
teste nach Hause bringen kann, eine
Farm, auf der cr weiße Katzen zieht, die
er im Alter von fünf Monaten für je
$1.50 an einen Pelzhändlcr verkauft,
der das Fell zur Verbrämung von Kin
verhüten und Schuhen verwendet. In
einigen Nordstaaten sollen Katzenfarmen
mit Erfolg betrieben werden und den
Besitzern ansehnliche Profite einbringen.
Zwischen abergläubischem, oft fanaii
schem Hak und einer fast abgöttischen
Verehrung und Wertschätzung schwankt f
das Bild der Hauskatze. Und ebenso
wechselvoll ist ihr Schicksal im Verlaufe
der Jahrhunderte gewesen. Bei den
alten Aegyptern galt sie als heiliges
Tier. Herodot schildert die Züge des
Volkes nach Gustastis. der Stadt am
östlichen Ufer der Nilmündung, wo die
Mondgöttin Pascht verehrt wurde als
Bild des Natursegens und der Frucht
barkeit. Pascht war katzenköpsig und
wird mit der Lotosblume dargestellt.
Um ihren Tempel herum waren die Mu
mien heiliger Katzen beigesetzt. Die
Vorliebe für Katzen hat sich bei den Ro
manen noch bis heute erhalten; diese
schätzen und lieben die Katze.
In dieser Hinsicht übertrifft sie heute
aber der Engländer. London ist Über
reich an herrenlosen Katzen, und wie bei
allen englischen Verstiegenheiten treibt
die Katzenliebhabcrei hier ihre tollsten
Blüten. Bei diesem Charakter der
Katzenliebhaberei ist es nicht verwunder
lich. daß die Zuchtrichtung in England
und auch bei uns, sich möglichst weit von
der Natur entfernt hat, so daß die wild
sarbige, glatt oder kurzhaarige Katze
die als Mäusefängerin am höchsten steht,
ganz vernachlässigt wird. Auf den
Ausstellungen erscheinen fast nur Fremd
linge, selbst die glatthaarigen Schwarzen
und Weißen bezeichnet man als Sia
mcsen, trotzdem sie mit der aus Siam
stammenden, in der Regel isabellfarbigen
und in der Maske und den Pfoten
schwarzbraun gezeichneten Kahe gar
nichts gemein haben und in keiner Weise
den mürrisch-brutalen Gesichtsallsdruck
der echten Siamesin zeigen. Mit Vor
liebe pflegt man die aus Hochasien ge
kommene und schon in ihrer Heimat un
ter klimatischen Einwirkungen hochge
züchteten Angorakatze in allerlei Spi-l
arten, deren Vertreter in der Mehrzahl
als Chinchilla bezeichnet werden.
Im allgemeinen kann man von Rassen
der Hauskatze nur in beschränktem Maße
sprechen, denn das Tier hat sich unter
der Botmäßigkeit des Menschen feinen
Eigenwillen in der Fortpflanzung be
wahrt. Ob die langhaarige Angorakatze
ihre Eigenart der Kreuzung mit Felis
manul, einer inncrasiatischen Wildkatze,
verdankt, wie es nach Ansicht von Pallas
der Fall sein soll, ist doch noch fraglich.
Angeblich soll sie aus China oder Per
sien stammen.
Die chinesische Katze hat ein langes,
lichtaelbes Haarkleid und ist unter dem
Einflüsse der Zähmung hängcohrig gc
wordcn. Die siamesische Katze fällt
diirch eine merkwürdige Verkchrtfärbung
auf, sie zeigt verschiedene Töne von
Braun bis Gelb, die an der Schnauze,
Ohren und Füßen am dunkelsten sind.
Eigentümlicher Weise besitzt sie prächtig
blaue Augen. Die Jungen sind anfäng
lich blendend weis, später werde sie
silbergrau mit ' schwarzen Obcrspitzen.
Cchwanzspitzcn und Füßen.
FiirdieKatz'."
Hin Gedicht dn Onkel Tobias,
Wenn im Dezember der Baum noch neu,
Gibt es Staunen und großes Gcfrcu;
Und bedauert wird es von allen,
Wenn ihm nur ein paar Nadeln ent
fallen.
Aber schon in den Jauuartagcn
Dürfen die srcchen Katzcn es wagen,
Sich unter seinem Gezweig zu verkrie
chen,
Weil sie so gern seinen Tannenduft
riechen.
Kein Kind aber sicht mehr groß nach
ihm hin,
So treulos ist wankclmü,tigcr Sinn.
Was eben noch galt als köstlichster
Schatz,
Nach ein paar Tagen i't's blos für die
Katz!"
FishPie.
Beliebige Jischreste werden mittels
einer Gabel in feine Flocken zerpflückt
u,nd diese mit einer weißen Sauce, Salz
und Pfeffer und ein paar Scheiben
Speck in eine mit kaltem Kartofselbrei
ausgelegte Pfanne getan, in der man
das Gericht ein paar Minuten im heißen
Ofen braun werden läßt. Beim Ser
Vieren wird die Speise mit in Scheiben
geschnittenem hartem Ei und gewiegter
Petersilie garniert.
Meinsckenntnis. ... .
Weiß ist meine Stirne mir geblieben,
Nur die Zeit hat sich in tausend feinen
,!, ,?,. o;,..
uuuiv nutzen .Qtitcii niiuc) uuiycii,
Die wie meines LebenS Urkund scheinen.
Wer die Runenschrift versteht, der lese:
Festgehalten ist für alle Zeiten
Hier, was gut, waS minder war und bös?,,
Hungers Weh und Sottseins Süßig
leiten.
Allen, die da! Leben feige fliehen.
Will ich diese harte Stirne zeigen?
Bettler gibt es, die im Staube ziehen,
Denen gleichwohl eine Krone eigen .'. . !
I. B. Schneid.
HäuölicheS Programm.
Für die Mädchen hat Frau Schramm
Ein lakonisches Programm.
Dieses schreibt als Stundenplan
Sie auf einer Tafel an.
Montag lauten ihre Lehren: .
Wischen, fegen, putzen, kehren!"
Dienstag, meint sie. ist von Nutzen:
Kehren, wischen, fegen, putzen!"
Mittwoch aber heißt's dagegen:
Putzen, kehren, wischen, fegen!"
Donnerstag kommt nichts dazwischen:
Fegen, putzen, kehren, wischen!"
Freitag wickelt daö Programm
Sich von vorn ab wie am Rädchen,
Denn da hat ja die Frau Schramm
Immer schon ein andres Mädchen!
Unschädliche Farben in der Kiiche.
Oft bietet sich die Gelegenheit zur Be.
Nutzung von Küchenfarben" zum Wer
zieren von Kuchen und Torten, zum
Glaciren von kleinern fflefiärf sm stür.
ben von Gelees, CrSmes oder Eisspeisen.
Dazu bereitet man sich natürlich die
Farben selbst, damit man ganz sicher
ist, nichts Schädliches zu verwenden.
Diese werden auf folgende Art gewon
nen: Grüne Farbe: Ein paar Hände
voll Spinat werden gereinigt, auf ein
Sieb abgetropft, im Mörser zu Brei
gestampft, der Saft durch ein feines
Läppchen gepreßt und so ftisch ver
braucht. Rote Farbe: Man kauft in der
Apotheke schon fertig bereitete Cache
nilletinktur. Wenige Tropfen genügen,
um eine ganze Schüssel Creme. Gelee
oder Eis zu färben. Rosenrote Farbe:
Cochenilletinktur, mit etwas Milch ver
setzt, gibt eine schöne rosenrote Farbe zur
Glasur von Torten und Backwerk. Gelbe
Farbe: Man schüttet eine Messerspitze
voll Saffran in einen Eßlöffel voll
kochendes Wasser und rührt es durch
einander; diese geringe Quantität nicht
zum Gelbfärben des ganzen Inhalts
einer Schüssel, Orangegelb: Man ver
mischt etwas Saffran nach obiger An
gäbe mit einigen Tropfen Cochenille
tinktur. Blaue Farbe: Man löst ein
wenig Indigo in heißem Wasser auf.
und man vermischt " ihn mit
einigen Tropfen Zitronensaft. Braune
Farbe: 1 Unze gestoßener Zucker werden
m ein kleines Kasserol geschüttet, mit
ganz wenig Wasser Übergossen und so
lange auf dem Feuer verrührt, bis der
Zucker eine rotbraune Farbe angenom
men hat; dann gießt man eine Ober
tasse voll heißes Wasser darauf und läßt
so lange kochen, bis der Zucker völlig
aufgelöst ist. Nach dem Erkalten wird
die Flüssigkeit in kleine Flaschen gefüllt
und zum Färben von Saucen und Gc
lecs aufbewahrt. Schwarze Farbe: 2
Unzen Schokolade läßt man in einem
Schüsselchen auf dem warmen Ofen weich
werden, zerrührt sie mit einem silbernen
Lofsel, gießt dann noch vier Eßlöffel
voll heiges Wasser darüber und färbt
mit dem schwärzlichen Brei Mehlspeisen,
Cremes, Glasuren usw.
Das Nupfcn der Gänse.
Millionen von Menschen ruhen all
nachtlich auf weichem Fcdcrpfühl, aber
die wenigsten denken dabei an die Ge
winnung dieser molln Lagerstätte,
und wir arg den gefiederten Spendern
dieses unersetzlichen Bettmaterials bei
dem sogenannten Bcrupfcn" mitge
spielt wurde. Mit dem Vieh nimmt
der Mensch noch allerorien zu wenig
Rücksicht und so auch mit den Gänsen.
Soll das Bcrupfcn leicht und möglichst
schmerzlos geschehen, so müssen die Fe
dern vollständig ausgewachsen (reif)
sein. Damit nun die Gänse aber ja
kcine der kostbaren" Federn verlieren,
warten viele Hausfrauen diese Zeit
nicht ab und so kommt es ost vor, daß
die Kiele der ausgcrissenen Federn noch
weich sind und mitunter Blut ausweisen.
Wie können Frauen sich solcher Gefühl
losigkcit schuldig machen gerade
Frauen, denen man doch von alters her
mehr Zartgefühl als der Männerwelt
zuschreibt? Anderen Frauen fehlt wie
der das nötige Verständnis für das rich
tige Bcrupfen. Niemals dürfen die
Tiere ihrer Federn so beraubt werden,
daß die kahlen Stellen zutage treten;
leider wird aber in dieser Beziehung
noch sehr gesündigt. Ebenso sollen die
Seitenfedern oberhalb der Beine, weil
dieselben als Flügelftlltzen dienen, nicht
alle ausgerupft werden; aber gerade das
wird vielfach gar nicht beachtet. Und
so sicht man dann die Tiere, schwächliche
zumal, in einer wirklich bedauernswer
ten Verfassung. Trotz aller Anstreng,
ung erhalten sie die Flügel nicht oben,
und so müssen sie dieselben hängen las
sen und mitschlcifen ein bejammerns
werter Zustand, der erst wieder sein
Ende findet, wenn die neuen Flügel
stützen genügend weit gewachsen sind.
Man sollte deshalb die wichtige Arbeit
des Rupsens nur Personen ausführen
lassen, die darin verständig sind; dc?:n
es zeugt nicht von Tüchtigkeit der Haus
frau, wenn im Gehöft so schändlich iw
gerichtete Gänse umherwackeln. Sol5e
Behandlung so nützlicher Tiere sollte in
unserer Zeit gar nicht mehr vorkommen:
aber die Tochter lernt eZ von der Mut
ter. und so erben sich diese Sünden kor!
von Geschlecht ,u Eeschkitz. " "