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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (Nov. 28, 1917)
Diskret. Lehrer, .Nun, frii cul imS Wild Wurst gemacht?" Schlächtkrsfohn: Herr Lehm, bal darf ich nicht verraten." V lasiert. Im Thkater appha dierst Du, bei Beethoven weinst Du, bei WiKen lachst Du, D haft aber fefrfc lich auch gar feine Manieren!" Zlmner Ehemann. ' !? f , i , . j ..vj ' J . i i "f i i - i, ä - . 5 . ij ' "V. lH ' J 'l ' ? - H:4tfJ i i i f, ' I "J . Kr i - . - l 6 T ',t ' - II f - i ' J V ' Jj vv; . - ' ' V v.y '(: , :' Y . ' , - ' , ). i . 1 - " ' . i M -3 V ; - '. ' 1 1 I -v , ? " I , "" l Vlilj' Z : i' y " , ' . i 4 1 : r' T ' 1 ' fl " S " f ' ' , : i , ' , 1 ,.,-,) , , i r fi -ins,- ..... . .. ' ..3 ' t i s j. L-J i i'i. I -4 Vi4 i ; f 3J ' l ' s t i -. - rH T"'-?,i ? ,Z1U, Besuchet: Haben 1t gelesen, tS gibt jetzt eine neue Art von Hemden, die gar keinen Knopf haben?" Ehemann (seufzend, mit einem Seitenblick auf seine Frau): Ach, wissen Sie, die trage ich schon lange Ein schlauer Fuchs". An der Universität erscheint bei dem Gchcimrat 1., dessen Berühmtheit nur von seiner Eitelkeit iibertrosfm wird, vor Seme flcrschluß ein krasser FuchS und bittet um das Teftat. Wie soll ich dazu kom men. Ihnen ab,iuicsiicren, mein Herr? Niemals sah ich Sie in meinem Kolleg!" Verzeihung, Herr Gcheimrat, ich " .Habe hinter dem dicken Pfeiler geses sen, nicht wahr? ' Auf den uralten Ka lauer satte ich nicht mehr hinein. Uebrigens bin ich stark beschäftigt, Sie entschuldigen mich wohl . . .Gestatten Herr Geheimrat vielleicht eine ganz kurze Erklärung?" Na?" Also ich betreibe kein Vrotstudium, da ich später das Landgut meines Vaters iibernehme, und erbitte nur deshalb das Testat über da! laut Ausweis von mir tatsächlich belegte Kolleg des Herrn Ge. heimrat, weil ich leidenschaftlicher Sammler von Autographen berühm, tcr Männer bin." Nach drei Minuten zog daS schlaue Fuchslein mit dem erlisteten Testat ab. Sommerliche Kaffeehaus Studie. Ueber allen Gipfeln ist Nuh; Bon Kaffeedüftcn spürest Du Kaum einen Hauch; Die Kellner schlafen im. Stehen. Lang wird's nicht gehen, Schnarchen sie auch. Fremdensaison. Der Kellner: Es ist leider nur mehr ein Mansarden slübchen frei." Der Gast: Na, gut das macht weiter nichts." Der Kellner: Gewiß nicht. Wir Werdens auch genau wie einen Salon im ersten Stock berechnen." Die mlltterliche Ermah n u n g. In Scheveningen regnete es diesmal wirklich in einem fort. Folglich vertrieb sich Frau Horovitz die Zeit mit der Erziehung ihres Jüngsten: Da vid'l, Tu sollst doch nicht immer sagen: Nebbich"!" Nu, wie denn soll ich sagen, Mama?" Die Mutter überlegt mit sichtbarer Anstrengung und entscheidet dann gc lassen: ,Nu, sag' schon nebbich!" ' ,, X )" Der gute Rat. wiMWmW'W!n'W?i-'im- 17 " X ' A - , fNt. ,T klnSfc. I t -f4i i " . r , 'i -:i-'r---- Jül.. J".J.' 'ffhl .:"'.', 't "' :i r i.gp. r - -'. " ' 1 1 , r f - ' ' ?.fi ) . " fc- J , ' ' 's, ,? !ß"rmh HA 4 . s V " fr i ' r 'S, i f V , i , . u, 1 -i ff ii f V ' 2 , t 1 1 , - '-- n . i!-,. j -w lj( f."' '" xj ' ' yKi 1 I f. ' 1 J", i 1 "5 r i i i v rhr - l - - t - ,z V ,! s k " a r i ' i i i ' ' Ah: o I ' J i L i Nt . 1 .i;f r. i , i V r ' V - 'j" 'jX teBiMtaiaiL!' Richter: Sehen Sie zu, daß Sie nun endlich auf einen grünen Zweig kommen." . Angeklagter: Ach. Herr Richter, jetzt im Winter wird das schwer fallcnl" 'Unverstanden. Jetzt laß ich mir schon seit meinem 17. Jahr die Haare wachsen, wohne seit 8 Jahren in Cchwabing, male mit der Spachtel, bilde eine eigene Gruppe und dk!iicre beim Sollcr und dennoch werde ich nicht be rühmt!" Bündig. In einer großen Garni sonstadt sind die Rekruten zum ersten Mal auf Wache gezogen.' Einer von ihnen, ein Pole, steht Posten vor Gewehr. Als der ötcgimentstambour an der Wache vorübcrgeliä, ruft er die Wache lraus und beantwortet die Frage des Unter offizicrs, warum er vor dem Regiments tambour hcrauZgcrufcn habe, mit den Worten: Hat sich Sergeant am Kragen, Major auf Schulter, weiß sich nicht, was sich soll machen: präsentiert sich, is sich zu viel, faßt stch an, is sich zu wenig, ruft sich die ganze Bande raus!" Umschrieben. k . r wz -n' I A I wtiay wmzAL-r-f mjm mm , 4. - A 1 "i 't I j i-pä; ä K5?iSfri-TJ. I ' rW' fafc&yh s qv 3. WiTm. 1 XjwÄ (( -7 II ' w 'lrW c -ilf K, I U1 r-W f vfr""L(J ff f. : iä n, i 1 1 l '. 1" ffr,-.. ' . .-.'flij TJV: !VV U, -V ..je" r.llältülUtltll. U MMMWMW WMWM WMWMiW Ä4t: li MM ilSk 'vMMHr"' -t3 5" j Ä.! .'.y r. ..Wissen Sie. wenn man Sie lvrecken kiört. muß man immer an das Spruch wort denken: Wem Goit ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand." Aber ich habe doch gar kein Alnt." , ?!a, da habe ich'S doch richtig getroffen!" I m E i s e r. Heiratsvermittler: Diese Dame besitzt alle häuslichen Tugenden, die Sie bei einer Frau sinden Lnnen. Ihrem Vater'ist sie geradezu unentbehr lich, weil sie ganz allein die große Wirt schüft führt!" Da wird er sie gar nicht hergeben wollen?" 0, im Gegenteil! Der ist froh, wenn er sie los ist!" Die bevorstehende Gardinenpredigt. s) ""7,;- : t.'ZI r. r ! , M ' , ' fi'"V . ir'U ' ? - k ') vV" t fti s , . vVtA fi-' ' : N. 4 - v hl ii ' 1 , V'v, t i '- j'i',- ? Is ? 1 . yicj : ' '7. - ; t 1 r , 'i ' ' . ' 1 H , -" ; ' 1 1 . 'v j 1 -V - i ! l; k . .z i , i ; f " r t f-i'-Srty - . ' ? ' I'? ,' ' t - Schutzmann (zum betrunkenen Stra ßcnpassanten): Wohin wollen Sie denn zu dieser späten Stunde?" Oh, ich will zu einer Vorlesung gehen!" Verrannt. Mein Freund Oslar war furchtbar aufgeregt, als er zum letz ten Rigorosum ging. Ich stand unmit telbar vor Beginn desselben mit ihm am Gange vor dem Prüfungssaal, als, der joviale Examinator Hofrat X. auf uns zutrat und meinen Freund fragte, ob er schon aufgeregt wäre. Herr Hosrat," erwiderte leichenblaß Oskar, mein Kopf ist wie eine Wüste." Na, aber einige Oasen wird es ja doch darin geben," meinte lächelnd der Herr Professor. Das schon; ob aber die Kamele ge rat hinfinden?!" Frech. Eine Hausfrau, die 'sehr unter der Fliegenplage zu leiden hatte, erhielt den Besuch des ,Taugenichts be Dorfes, der sich erbot, die Fliegen für einen Schilling und einen Liter Bier zu töten. Beides wurde ihm gegeben. Eine Stunde später fand sie den Mann ge mütlich in der Küche sitzen. Nanu, Thomas." sprach sie, warum gehen Sie denn nicht an die Arbeit?" .Ich warte auf Sie. gnä' Frau." .Sie warten auf mich?" .Ja. gna' Frau, daß Sie sie fangen, damit ich sie töten kann!" Tcr grobe Wirt. ipf MMm r r-l rr ,1 vn ifa? iM ri; w i , Ms !i ei w mh W l r Vv'- r ri Vi-- - i fi s&N 'i c tri Av"? yj I --VV' 1 1 'xT'Cll'li i, 4tP-T L-j- - v-.ä "rt'' "z&r VJV MyHä' Z .? E' -' j''- Vorschlag. Gast (im Dorstoirts haus): .Auf dem Tisch ein Mr Hühner und darunter die Gänse und Schweine .... ja, Frau Wirtin, das können Sie aber nicht verlangen, daß ich zwischen all diesem Viehzeug frühstücke!" Wirtin (zögernd): Wenn sich der Herr vielleicht in den Stall setzen will .... der ist augenblicklich ganz leer!" Der kleine Willy (da, älteste Kind, beim MMgessen): .Mama. a. ru:n gibst Du mir mein Essen nicht vor Elfe?" Mama: Damen kommen immer zu erst an die Reihe." Willy (triumphierend): Ja, aber wa rum bin ich denn vor Elfe geboren kok. Der zerstreute 2lastenge!st. "37- ttw'.ifn. i "HflwpR X ",'' " "f 'xr q ' a i "1 . 4 J ' ' ' - ist ' " " M, ,-ij ' JL ' ' ' r " ' i y ' , v , A '"Sukw y j ' ' - tj,s'tü x ;: s ! r , . i "' j ! .. . Ji-ZtK v ' V ' " s fV i- t l r'fto i i- H yß A- ' 3 " 1 ? 4' , . e , ' C"-' '. s,)4? , v ' ? - ti Äi- ' v3 . i ? 3i ' 4 " 1 5 -W s.iüwv ' - , ?? i' , s "; .j, hA'0'1 ' K 'j " . ' 1 : i ' ,,, & ' ' ,v 'Sl(Mr V . ' "C,"1 , . 4 ' - t-4 i i t . , . tJtiUlMMekitte Weshalb haben Sie denn Ihren Souffleur entlassen, Herr Direktor!" .Ach. ' seitdem der Vorigen Sommer an der See war. bat er stets gedacht, er sitzt in einem Strandlorb, wenn er in seinem Souffleurkasten steckte, und ist eingeschlafen!" Fremder: Hören Sie, Ihr Löwenwirt ist aber ein grober KerU beklage ich mich da über die mangelnde Ventilation setzt er mich gleich an die frische Lust!" Kunstkenner. Zwei Sachsen Häuser sitzen auf der Galerie des Frank furter Opernhauses und der eine sagt: Herrgott, hat unser Orchester die Uwer dihr zu'dem Orpheus wid'er emol wun nerschön gespielt!" Des is jo gar net unser Orchester," erwidert der andere. Do guck her! Do schtehts usfm Zed del. Des is jo Offebacher Musik." Wie heißt Offebacher Musik" EI so guck halt her! Do schtehts: Musik von Offebach." Letzte Zuflucht. Ich war im Harz, da hat's geregnet; ich war in Thüringen, da hat's gepladdert; ich war in der Schweiz, da wär ich. beinahe er soffen. Schrecklich!" Fahren Sie doch mal nach Regens bürg, da tut Ihnen der Regen nichts. Dort fließt der ganze Regen in Sie Do naui" Kein schwere? Bergehen. Der Herzog von Roquelaure hatte sich wiederholt durch einen schlagfertigen Witz bei Ludwig XIV. einer verdienten Strafe zu ntziehen gewußt. Eines Tages kam er zu dem König und bat ihn um Verzeihung dafür, daß er einem Wachtposten, der ihm die militärischen Ehrenbezeugungen nicht erwiesen, den Helm heruntergeschlagen habe. Der König, der sich eigentlich wunderte, daß der Herzog wegen eines doch nicht so schweren Vergehens ausdrücklich um Entschuldigung bat, sagte: Das ist ein ernster Fall, Roquelaure; doch ich will Ihnen diesmal noch der zeihen." Hernach stellte sich heraus, daß sich -der, Kopf des Postens in wm abgeschla genen Helme befunden hatte. Gegen die Verordnung. Ein Oberst hatte sich einen Posttvagen zu gelegt und seinem KutschZr bei Ausfahr, ten ein Posthorn gegeben, von dem der Kutscher oft Gebrauch machte. DaS Postamt beschwerte sich beim Alten Fritz darüber und dieser schrieb wie solgt an den Oberst: .Mein lieber Oberst! Es ist Euch vergönnt, so viele Hörner zu tragen, als Euch gefällig ist. Nur kein Posthorn, das ist wider die Verordnung." Der eitle Franzose. Derbe rühmte französische Maler CaroluS Du ran sprach kürzlich in seinem Atelier mit einem für Malerei passionierten jungen Mädchen über Velasquez. Mit beredten Worten begeisterte er sich für die im Prado befindlichen Meisterwerke. Wir haben hier in Paris aber auch einen Velasquez, um den uns die ganze Welt beneiden kann," rief das junge Mädchen, das an daS wunderbare Por trat der Jnfantin Marquise dachte. , Carolus Duran verstand den enthu siastischen Ausruf der jungen Tome je doch uf seine Weise, drückte ihr leicht bewegt die Hand und flüsterte: .Danke, liebe, Kin'dl" I ; p. Jjjj p6 W fa-,wJli II 4 w 4 W ? m W V i Zm Zweifel. Diener: Herr Doktor, da ist einer draußen, der hat den Kopf verbunden, aber in der Hand hat er eine Rechnung, soll ich den hereinlassen oder nicht?" glaaß Fskens Sohn. Novellette von Gerlrud Vuetz. Zwei Stunden haben sie nun schon hin und her überlegt. Jetzt ist es Abend geworden, JenZ Willens muß in die Stadt zurück, und sie wissen es noch immer nicht: Was soll auZ Peter Asten. Claatz Asiens einzigem Sohne, werden?! .Was meine Meinung ist," sagt Jen Willens und rauspert sich, was meine Meinung ist. da muß er in die Stadt! Der Kret am Markt ist ein ehrlicher Mann und ein guter Meister, der versteht doch was von seinnn Kram und paßt auch auf den Jungen. Seemann nee." , .Nee. Seemann kann er nicht werden," sagt Asien und schlägt mit der flachen Hand auf das Knie. Jens spuckt der weilen aus. .Daß der Jung' nicht aufs Wasser kann! Alle Asiens, solange das Fi scherdorf ihren Namen kennt, haben da ihre Kraft hingeworfen und sind dann müde vom Ncheslicken und Tollendrchen eingeschlafen, oder die Wellen haben sie wohl eines Tages auch mit fortgenom men. Bloß für den letzten, da langt es nun nicht mehr. Nicht aufs Wasser! Wenn nur der Junge nicht so daran hinge. Jens. Kei ner Ist so toll danach gewesen wie er. und wir hatten es doch wahrhaftig alle im Blut! Und nun in die Stadt... das hält der Peter ja nicht aus. Wil kens!" Willens stand auf. .Nicht aushalten! Hält der Jung' etwa die See aus? Nickt 'ne halbe Stunde rudert dir der bei böiaem Wind; in die Stadt muß n da ist nichts z machen. Der Jung ist zu schwach, Mann, den nimmt ein Kutter nicht mal auf Spazierfahrt mit. geschweige denn auf Heuer... Oder foll er sein Lebtag bei Old Andersen Netze flicken, he? Der Schuster ist 'n verständigkr Mann, für den komm' ich dir auf. Und denn adjlls derweil, grüß mir die Frau." Der Fischer wandte sich im Gehen voch einmal zurück und sagte: Ich sprech' denn also morgen mit dem Kret; is ja 'n Schlag für dich. Claaß, sozusagen für die ganze Familie, aber..." Jens bob die breiten Schultern, daß sein dicker Hals wie ein kurzer, aufgequollener Pfropfen dazwischensaß. Na, dann ock mal guten Abend." Ts Mannes Schritte waren längst über die Diele gestampft und klangen nur noch undeutlich von draußen herein, da stand Claaß Asken noch immer mit ten in der Stube, an der Stelle, da ihm der andere die Hand geschüttelt hatte. Es ging ihm doch wider allen Strich auch um den Jungen; wahrhastig, um den Jungen, da tat es ihm am meisten leid! .Na. Claaß. was hast de denn?" Es war deö Fischers Frau, die sich von der Kammer her zur Tür hinein schob und langsam fragte, Der Peter muß in die Stadt." Sie nickte nur still mit dem Kopf. .So. so." Sie hatte eS ja gewußt. Die Lampe wollte heute gar nicht brennen, immer wieder mußte sie an dem Dochte herumputzen. herumwischen. Es dauerte recht lange; und erst als sie nun mitten auf dem Tische stand, und die Frau sich ihre Leugrcste zum Flicken zurechtgekramt halte und doch noch im mer mit der Hand unstet im Korde um hergriff, sagte sie: Wo soll er denn hin, Claaß?" .Zum Kret." So zu dem." Dann wurde es wieder still zwischen ihnen. Nur das Ticken der alten Zifferblatt uhr und das Knarren der Diele war zu hören, wenn der Fischer von seinem Stuhle aufstand und ein paarmal ohne Grund durch die Stube ging. .Es wird ihn hart ankommen. Frau." Ja. Claaß, das wird es." Sie hielt den braunen Flicken noch dichter vor ihri kurzsichtigen Augen. Manchmal klapperte auch ihre Schere, wenn sie ein Stück Zeug zuschnitt und auf die durchgctragencn Stellen paßte; zuweilen hörte man aus der Ferne da Rauschen des Meeres, auch nagte der Holzwurm ein paarmal an dem alten schwarzen Wandschrank in der E.cke. Aber meistens übertönte ihn Asken "wit dem Knittern seiner Zeitung. Bom Ofen her kam eine gemütliche Wärme. Immer häufiger sah die Frau horcknd nach der Tür hin. Als die Uhr sieben schlug, packte sie langsam ihr Nähzeug zusam men und machte sich an der Ofenröhre mit dem Essen zu schaffen. Wo nur der Junge hkute bleibt!" Claaß hob den Kopf und zuckte die Schultern. Was denn... wcil's schon sieben ist? Eh. Frau, der Junge ist doch kein Zweijähriger mehr," sagte er ärger lich. Unten bei PohlmannS Boot wird er fein, die teeren heute." Ich mein' ja auch man. woll'n wir denn essen? Oder warten wir noch was? Es ist nur. weil ich noch Schweinsgrieben von heute mittag habe," fetzte sie zag haft hinzu. .Warten, nee, gib man her." Er schob die dampfende Schüssel quer über den Tisch zu sich heran. Schweigend saßen sie sich gegenüber und löffelten; hin und wieder strich der Mann sich kurz mit dem Handrücken über den Bart. Draußen wurde es zusehends Nacht; auch sing der Wind an, sich zu regen. Wo der Jung man bleibt?" sagt: die Frau ein paarmal zwischen dem Kauen. Niemand hatte es gesehen, daß er hin ter dem Nußstrauch gesessen hatte, weder Asken, Jens Willens noch die Frau nebenan in der Kammer. Es hatte auch niemand gehört, wie die Scheibe des klei nen Fensters vorsichtig nach und nach ein klein wenig zurückgeschoben worden war; -um eine kleine Spalte nur. Auch Peters entsetzte Augen hatte keiner gesehen, als er, alle Vorsicht vergessend, mit dem ganzen Kopfe aus dem Hasel nußstrauche hervortauchte und in die Stube starrte, in der Jens Willens und sein Vater miteinander über ihn redeten. Ueber ihn. Er konnte es noch immer nicht begrcifcn. Hatten die da drinnen denn wirklich über ihn gesprochen?... Ueber Peter Asken, der in die Stadt sollte? In die Stadt? Nein, da hatte, er wohl wieder einmal geträumt, wie er das so oft und so gerne tat im Sand zwischen den Dünen, wo die Mö wen über seinem Kopfe seltsam schrien und das Meer vor seinen Augen lag. Sein liebes, großes, weites Meer. Sein alter Freund. Sein Bestes! Doch nein! Dieö hier war Wirklich keit gewesen... er sollte in die Stadt! Peter schrie leise auf: In die Stadt! Zum Kret dem Flickschuster..." Zum Kret oh, den kannte er recht gut. Auf den konnte er sich ganz genau besinnen. Der war einmal hier im Dorf gewesen in einem kleinen, engen Röckchen, dürr und lang, dazu hatte er gehinkt. Alle hatten sie heimlich hinter ihm her gelacht, alle Jungens er auch. Zu dem sollte er nun?... Und da gab der Vater zu?... Peter verbiß ein Schluchzen... Aber er ging nicht, min, er ging nicht! Keinen Schritt tat er ans dem Dorfe hier heraus, keinen ein zigen. Da sollten sie denn doch einmal sehen ... ihn von seinem Meer fortbiin gen Schuster werden! Haha Peter grub den kleinen, schmale Kopf tief in den sparsamen Heuberg ein, der hinter dem Stalle zum Trocknen aufge schichtet war, wohin er sich geflüchtet, alö er Jens mit seinen langen, wichtigen Schritten aus der Haustür hatte gehen sehen. Ja, Jens, der hatte gut reden. Der hatte auch drei Jungen draußen auf dem Wasser; einer davon fuhr schon als Steuermann! Erster Steuermann! Der konnte ihn wohl zur Stadt schicken; loa hatte denn der davon, wo der Peter hin kam?! Immer fester drückte der Junge den Kopf in das aufgeschichtete Heu, und als er sich wieder, hochrichten wollte, schül tclte ihn das Schluchzen so stark, daß er sich an die Stallwand fest anlehnen mußte. Wenn er nun bat? Ach Gott, er wollte ja doch alle Arbeit tun, wenn er nur Hierbleiben durfte, wenn man ihn nur nicht fortschicken würde; nur nicht fortschicken! Eine ganze Weile saß der Junge so und starrte auf das Stück chen Feld bor ihm. das mit einigen weni gen Kartoffelfurchcn und Futterrüben be baut war. Gleich danach kam die Heide. Not, an manchen Stellen schon herbst braun, mit kahlen, gelbbraunen Samt flecken dazwischen und schwaizem, zer fctztem Buschwerk. Hin und her flog eine Möwe, darüber hin auch wohl eine Elster. Aber das war schon seltener. Peter vermochte seine Gedanken gar nicht recht zusammenzubringen, so traurig war er. Nur nicht fort! DaS war alles, waS er noch zu denken vermochte, und dann tönte dazwischen plötzlich breit Jens Willens' Stimme, so recht laut und deutlich: Nich 'ne halbe Stunde rudert der dir bei böigem Wind!" Peter sprang auf: O Herr Fischer, da sollten Sie sich doch vielleicht geirrt ha den! Nicht 'ne halbe Stunde, so eine . . . so eine . . . Unverschämtheit! Und schwach sollte er nun auch sein?! Daß die Leute immer gleich sagten, er wäre schwach, weil er nun zufällig mal kleiner und schmaler war ali die übrigen Jungen. Pah, wenn sie ihn darum, nicht aufs Wasser lassen wollten . . .! Wirklich, bei nahe mußte er jetzt schon lachen. Na, wenn's bloß davon abhängen sollte, dann konnten sie sich ja beruhigen; dann würde er ihnen ja mal das Gegenteil zeigen, und zwar gleich jetzt; ja das wollte er. Peter strich sich energisch das Heu vom Aermel und warf einen Blick zum Him mcl, nickte befriedigt und trabte dem Strande zu. Die ganze Zeit pfiff er vor sich hin. Ihm war so unsagbar wohl zumute, nun er wußte, daß er nicht fort brauchte. Denn wenn er ihnen erst bei Gebracht hatte, was er konnte, dann lie en sie ihm auch seinen Willen, das fühlte er jetzt. Der Strand lag schon menschenleer, als Peter feines Vaters kleinstes Boot losmachte und in die Brandung schob. Es dämmerte bereits stark, und das Meer sah fahl und trübe aus. Nur schwach war der Seegang, der Wind sehlte, aber zum Rudern war es gerade recht so. Nur der Peter hätte gern ein paar Wellen mehr gehabt, damit er so schön offensicht lich hätte zeigen können, was für ein Kerl er war! Nun, vielleicht kamen sie nachher noch... Breit und wuchtig legte er sich in die Riemen, die Dollen pflöcke knarrten. Bei jedem Doppel schlage zischte das Wasser unter dem Kiele fort. Eine ganze Weile ruderte er in scharfem, vielleicht ein wenig hefti gem Tempo geradeaus. Dann hielt er den Kurs nach Westen, und wenn er nun zuweilen die Augen hob. dann freute er sich, wie klein die Häuser am Deich schon waren. Wie Spielzeug! Ueber die nächste Höhe noch, und sie würden ganz verschwinden. Jetzt setzte auch der Wind ein; der Junge lachte. Aber ein ganz Teil schwerer ging H nun doch gleich. Hin und her mußte er schon ein mal mit dem Handrücken über die Stirn fahren. Nun. ihm war eben ein wenig warm geworden, daS wurde jedem See mann. Er hatte ja auch schon ein guteS Stück gerudert; und da sagten sie nun, er könne keine halbe Stunde aushalten lächerlich. Es mußte ja gleich sieben sein. Das Leuchtfeuer würde aufflackern. Dann wollte er umkehren. Brannte da Licht denn noch nicht? Der Junge zog die Riemen vorsichtig ein und sah sich um. Noch war nichts zu sehen, da mußte er eben noch wcitcrrudera so müde war er schließlich auch noch gar nicht. Aber nun packte ihn der Wind, er kam und kam nicht von der Stelle. Die Glieder schmerzten ihn, und die Fin ger wurden immer müder. Nein, eigent lich nicht nur die Finger, die Augen auch. Er würde sich erst einmal ausruhen, dann 'ging es nachher noch einmal , so gut. Aber ein toller Kerl var er doch. So mitten zwischen Wind und Dunkel hcit allein auf der hohen See! Peter träumte lächelnd vor sich hin. Wie er gerudert hatte!. . Nun brauchte er nicht in die Stadt... nein... nun... Was sie für Augen machen würden, daß er, der Peter...! Immer mehr sank die kleine, magere Gestalt, in sich zusamznen, die Riemen entglitten sacht den steif. Händen; langsam rutschte der Junge von der Ruderbank auf den Boden dcS Fahrzeuges, dort blieb er liegen. Ein mal noch riß er, die Augen auf, dann schlief er fest ein, übermüdet, überang? strengt. Schmeichelnd legte sich sein Kopf gegen die Planken des Bootes. Um' das kleine, steucrlose Boot leckten die Wellen, dann kam eine große, tilf dunkle, die schlug von oben über dem Jahrzeug zusammen. Und er? Sie hatte soeben das Verhängnis volle Ja" gesprochen. Geliebte, glaubst du, daß du mit meinem Wochcngehalt von zwanzig Tol lars auskommen kannst?" Ich werd's versuchen. Wenn ich mich einschränke, werde ich damit schon aus kommen. Aber wovon willst du denn leben!" - ...