Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, November 20, 1917, Image 5

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    agnsze Vnaya 'gTraune.
Die Fra Bürgermeisterin.
, , .,,,,
Ueber eine Unterredung mit dem
einzigen weiblichen Bürgermeister der
Ler. Staaten schreibt ein Berichtet
fintier Folgendes:
Frau George Quintaro Horwitz,
der Mayor von Moorhaven. Fla.,
der einzige weibliche Bürgermeister in
den Ver. Staaten, berührte auf der
Durchreise Wich dem Süden auch New
2)orl. Moorhaven ist ein? Stadt von
EOO Seelen in Lces Ccunty. Aber
die mit ihrer Stellung als Mayor
vkrknUpste Arbeit genügt der that
klästigen Frau noch nicht. Sie ver
waltet außerdem eine Farm von 6000
Acres, aus der sie alle nur denkbaren
Gemüsearlcn baut, sowie Schweine
zieht. Frmi Horwitz und Moorhaven
wurden berühmt, als erstere vor neun
Monaten aus der Stadt der Bruder
liebe nach Moorhaven kam, um ihr
Farmland zu besichtigen, und bei die
ser Gelegenheit diesen Sommer May
or auf dem demokratischen Ticket
wurde. Tn ganzen Sommer hin
durch hat sie auf ihrer Farm von 4
Ahr früh bis 11 Uhr AbcndZ gearbei
tet und hat sich am Schluß der Sai
son nur eine kurze Woche Erholung
und 'Schlaf in Marblehead gegönnt.
Sie ist fest davon überzeugt, daß er
nichts gebe, das eine Frau nicht thun
kann.
Frau Horwitz ficht wahrlich nicht
die eine Frau aus, die tagsüber auf
dem Felde arbeitet und . zu gleicher
Seit die Geschäfte eines Bürgermei
stets einer kleinen Stadt versieht. Sie
ist blond, hübsch und jung. Der Be
richterstattcr gerieth in Erstannen, als
sie ihm sagte, sie sei schon über die 30
hinweg. Im Hotel McAIpin hatte es
allgemein geheißen, sie sei 30 Jahre
alt, doch erklärte sie, sie sei älter. Das
ollerletzte, worüber man mit mir re
den kann", sagte sie. ist das Frauen
pimmrecht. Fragt mich nicht danach,
was ich dadon halte, denn die ganze
Angelegenheit ist mir ein Buch mit
sieben Siezcln. Ich habe in meinem
Leben nie zu solchen Dingen Zeit ge
habt und ebenso ging es den meisten
meiner Freundinnen. Ich will nicht
sagen, daß ich gegen das Frauen
'siimmrecht bin: das beste Argument
für seine Einfühnmg liefern ja jetzt
in allen Theilen der W:lt die Frauen
selbst durch ihre Thätigkeit. Ehe ich
nach Florida auf meine Farm ging,
arbeitete ich drei Jahre lang bei der
Emergency Aid of Philadelphia, die
$3,000,00) nach Frankreich schickte
und vom General Brambough zum
offiziellen Hilfsorgan für-die Trup
pen Pennsylvaniens an der Front er
nannt wurde. Tie Arbeit, die die
Frauen in der lriegshilfe, in den
Gerichten und überall sonst leisten,
ist für mick der beste Beweis, daß jede
Frau ebenso gut und leistungsfähig
ltn'e der Mann ist, oder ist etwa der
Turchschnittsmann besser, als die
Tiirchschnittsfrau?"
Von hier," fuhr Frau Horwitz
fort, fahre ick) nach Washington,
um mit dem Ackerbau - Departement
zu sprechen? oann aber muß ich auf
meine Farm, um meine Ernte ein
zubringen. Das Bebauen einer MO
Acker - Farm lei drei Ernten ist kein
Kinderspiel. Ich baue Kartoffeln,
Gemüse, kurz alles, was nur gebaut
werden kann, und fungire als Ge
müse Kommissions Agent für alle
Farmer jener Gegend. Mit Hilfe der
Regierungsagenturen werden wir in
der kommenden Saison im Stande
sein, unsere Feldfrüchte diel besser als
früher auf den Markt zu bringen.
Gemllfeverkauf über den Draht ist
genau so aufregend, wie Wall Street,
wenn wir auch nicht dke Möglichkeit
haben, zu gambeln, wie es die Agen
ten der guten alten Zeit vor dem
Kriege zu thun pflegten."
Durch die Eröffnung der Regie
rungskanäle, die das Land vom See
Okeechobee bis zum Golf von Meriko
drainiren, ist die Stadt Moorhaven
beträchtlich gewachsen. Diese Kanäle
haben nach Ansicht der Frau Hotwitz
die Bebauung von schwerem Acker
land möglich gemacht, dessen Frucht
barkeit so groß ist, daß es auf neun
Jahre keinen künstlichen Dünger
braucht.
.Die Schwierigkeit "liegt darin,"
sagte Frau Horwitz, daß der Farmer
der alten Zeit nicht wußte, wann und
wo er pflanzen sollte. Er begnügte
sich damit, jahraus, jahrein den Sa
inen auf gleichen Boden zu säen. Jetzt
kann jeder lernen, wie man Ackerbau
systematisch betreiben kann, wenn er
nur den Winken des Ackerbau-Depar-aemcnts
folgt. Wenn die Regierung
die Nutzbatmachung weiteren Landes
möglich machen wollte, wie sie es
durch Anlage itt Kanäle in Florida
gethan, dann würde das Nahrungs
mittelproblem auf ein nichts zusam
mensch rümpfen."
In Anerkennung ihrer Arbeit in
Philadelphia wurde Frau Horwitz
zum Mitglied des Stabes des Gou
verneurs von Florida mit dem Range
eines Majors ernannt. Außerdem
gehört sie dem Staaiskommittee für
nationale Vertheidigung an und war
tet ungeduldig darauf, heim zu kom
wen, um dort eine Home Tefense-Or-ganisation
zü gründen. Intelligent
betriebene Farmarbeit und schnelles
Auf-den-Markt-bringen der geernte
ten Früchte ist die einzige Lösung des
ahrunösmit!:l Kroulems. EL i&
aber absolut nothwendig für jedeFrau,
im eigenen Haushalt zu sparen. Jede
Frau kann Farmarbeit vollbringen.
Natürlich kann sie nicht so schwer ar
leiten, wie ein starker Mann, aber sie
kann zu Zeiten arbeiten, wenn eZ nö
thig ist. Die Arbeit kann so eingerich
tet werden, daß sie den Fähigketten
der Frau entspricht. Ich bin auf dem
Lande aufgewachsen, und lernte so
die Farmarbeit gleichsam automatisch.
Stellung als Mayor ist für mich
etwas Neues, aber ich liebe die Stel-
lung. Als Stadtrichter muh ich über
alle kleinen Vergehen Recht sprechen,
und daS im Berein mit der Dirigi
rung des Stadtraths, ist schon an
sich ein arbeitsreicher Posten."
Für die Arbeit auf dem Felde zieht
Frau Horwitz, gleich den meisten Far
merinnen, Beinkleider dem Rocke vor,
doch war ihr eme eingehende
kussion über die passendste Kleidung
im Augenblick ziemlich gleichgültig, da
ihr nur daran lag, den Zug zu er
reichen, der sie auf ihre Felder in
Florida und zu ihren Pflichten als
Mayor der Stadt Moorhaven zurück
bringen sollte. f.
Auswanderer an? Jerusalem.
1
Etwa 100 amerikanische Juden weilen
in Bern. Wirthschaftliche Roth.
Die Reise von Palästina nach
der Schweiz war beschwerlich, dau-
erte drei Monate. Lob für Ame.-
rikaner.
Bern, im August.
Wenigstens ein Stück davon! Ein
Stück Jerusalem beherbergen wir zur
Zeit in der Bundeshauptstadt. E
weilen hier nämlich etwa l'X) amcri
kanische Juden aus Jerusalem, die in
folge des Abbruches der Nplomatischcn
Beziehungen zwischen Amerika und der
Türkei Pulästina verlassen haben, um
nach Amerika, nach ihrer zweiten hci
math, zu reisen. Es sind in der
Mehrzahl Frauen und Minder von in
den Bereinigten ' Stactten lebenden
Juden, die amerikanische Bürger ge
worden sind. Da Vater und
Brüder nun kein Geld mehr nach Pa-
lästina schicken können, lassen sie ihre
Angehörigen in ihr neues Vaterlanv
nachkommen. Es ist das für diese
Frauen und Kinder, die meist der ar
meren Bevölke
und noch
sen Jerusalems herausgekommen
n, ein großes Unternehmen, das sie
wahrscheinlich ohne die thatkräftige
Hilfe ' der amerikanischen Behörven,
die für einen Sonderzug u. f. w.
sorgten, niemals hätten wagen dürfen.
W hatten Gelegenheit, mit einigen
dieser Auswanderer aus Jerusalem,
die von der amerikanischen Gesandt
schaft im Hotel Bi, Gotthard unterge
bracht worden sind, zu sprechen, (is
sind durchweg intelligent aussehende,
reiaVrn eigentlich nur Gutes erfahren.
Dagegen klagten sie über die Ver
lüfte, die sie durch die jetzigen schlech
ten Kurs beim Geldwechseln erlitten
hatten. Schon in der Türkei selber
bekamen sie für IM Piaster Papier
geld , nur 25 Piaster Baargeld. In
Palästina sei noch etwas Gold und
Silber im Umlauf, in Anatolien und
in der übrigen Türkei jedoch fast nur
Papiergeld. Die Ausfuhr von Gold
ist natürlich auch in der Türkei ver
boten. Nach der Schweiz kamen die
Leute mit österreichischem Gelde, wo
bei sie hier beim Umwechseln inSchwei
zergeld natürlich wieder einen 83er
lust von 60 Prozent hatten,
i Die Reise dauerte sehr lange. Ei
nige dieser zum Theil recht schwächli
chen Frauen sind mit ihren Kindern
schon seit bald drei Monaten unter
weg. Und das will etwas heißen,
besonders zu dieser 5kriegszeit. Den
ken Sie nur," so erklärte uns eine
dieser Frauen, ..zwei Wochen mußten
wir in Aleppo, warten, fünf Tage in
Damaskus, drei Tage in Zionia und
volle sechs Wochen In Konstantinopel.
Und auch nachher noch, wenn es den
Eisenbahnbeamten gefiel, so ließen sie
unsern Zug einfach an einem Ort et
wa einen halben oder einen ganzen
Tag auf dem Celeise stehen. Wahrend
all dieser Zeit war der Eisenbahn
wagen unsere Wohnung bei Tag und
bei Nacht, mit Ausnahme der drei
Wochen in Konstaniinopel." Die Ko
sten der Reise von Konstantinopel
nach New Aork zahlt, wie man mir
sagte, für die ganze Gesellschaft, die
amerikanische Negierung.
t : i . . . i -: : i. , . - ..js.
ji rllie ruyülien vcv!.'cis uwy,
diaierte, Doch das kgl prrichtsthe Mi-
mstertiim bvt gristlichen. Unterrick'kZ
und Medizinalangelcgeiiheiten gestat
tete ilm die Fuhrimg des Doktor
tittl? nitt M't der BegrünLune, oaß
die Crwtt'lilinn deS Titels den beste
henden VerwaltimgSznindsähen nicht
entsprelr,?. Wurde der Mangel eines
MatiiritätZzeugriffcS vorgcscl'odcn. so
lag doch nahe, anzunehnren, daß
vottfische Erwägungen dabei initae
feitest haben mochten. Miller wandte
sich damals an die zllrckxnschmr Um
versitätSbehörden m ihren Schutz
die dann durch Bcrnnttluna des Bun
deSrathS beim ttraiftifan Minift
rium der geistlichen, Unterrichts, und
Medizinalangclegmlheiten für Müller
sich verwendeten, wie es scheint mit
Erfolg, denn jcijt wird die Gültigkei
des Toktortitels deS Herrn Unter
ktaatsfkrctärö nicht mehr angezwei
seit.
V cibiefem Anlaß verdient erwähm
in werden, dein auch Utcrstaat,?sekr
tär Tr, Scbwandcr seinerzeit sindien
naiver in Zmim. wenig! teils vorüber
gehend, sich aufgehalten hat, nämlich
zu Anfang der 1890er Jahre. Er ar
beitete damals im Brncau der Frei
willigen Nrnienpflege als Volontär
und sein Lehrer und Lenker in der
Organisation dc3 ArmemvesenS war
der damalige (Lencrulsekretär der
Freiwilligen Armenpflege, unser be
zeitiger Shidlf.f rciber Dr. Boltinner
Die Stadt Kolmar snck'te nämliä in
lener Jeit nach einer Neugestaltung
ihres Armenr'escns Ter Rechlsan
Nxllt iiiri nachmalige Bürgermeister
Tr Nubland, von einem tr:ffliuycn
Kenner unserer Organisation des Ar
wie gut überall von den amerikanischen, menwesens, Freiherrn von Re'den
Gesandten und KoMlNfur st, ge
sorgt worden sei. Zur Zeit seien noch
etwa 570 amerikanische Juden
ebenfalls meist Frauen und Kinder
von in Amerika lebenden Jsraelitcn
in Palästina und wahrscheinlich wür
den mi.t der Zeit auch diese nach Ame
rika auswandern, d. h. wenn die :me
rikanische Negierung die Reise bezahle.
In den nächsten Tagen wird die ge
genwärtig in Bern weilende Reisege
fellschaft, die zum Theil auch im K?ö
sterli und in der Herberge zur Hei
math untergebracht ist, ihre Reise über
ste'n. auf die feiwillit'e Arnicnpjlea
in iiridi auimertsam gemarbt, ver
onlaßte das Studium des letztern
durch einen Aiidschilsz. ci großes Ge
lallen fand an der Art und We'je, wi
inisere Freiwillige Aram?"?'V inm
irisiert und ausgestattet ist. Das Re
silltat war, daß das 5lolmarer Armen
Wesen nach den Gnindsätzcn der Or
ganisation der Freiwilligen Armeid
pflege Zunch gestaltet, und daß u
auch die Stelle eines mit bedeutenden
Befugnissen ausgestatteten Sekretärs
gesckaffen wurde. Dieser rritc Sekr,
Paris nach Bordeaux zur Einschifjungtär war Schwander, damals noch ein
nach New Nork fortsetzen. Mit einem
aufrichtig gemeinten gute Reise" der-
abschiedeten wir uns von diesen oe
1Ä Äl-h . &
jBM ,? ,
n . . . i . . ..-3..i-. j
oÄTM1 'Mauern der Bundeshauptstadt Bern
, .......l 7r7. ....3V. fV
chen recht ordentlich Deutsch, andere,
die schon in Amerika gewesen waren,
beherrschten auch das Englische. Ihre
eigene Umgangssprache hingegen ist
eine jüdische Mundart mit deutschen
Anklängen, das Jiddisch. Sie erzähl-
tenviel von der großen wirthschuftti
MkN wiriy U,UiItI-j.;'k.;.:. cy,,k ,.. 0s..4. v,U
chen Noth, die der Krieg über Pa!ä- 3"" ffi ZCZ
iihtr !sruinU,r l 1. '"" ? " k'-'"
Itina und befonders über Jerusalem
gebracht habe. Jerusalem, das vor
dem Kriege etwa 60,000 Eimvohner
zählte, werde heute wohl keine 50,000
mehr haben. Handel und Gewerbe
stehen still und der Verkehr sei auf eine
Kleinigkeit gesunken.
Ein noch jüngerer Mann mit dun
nicht ohne Stolz, und das Wort hat
für sie Weltklang", wie we.,n vor
zweitausend Jahren einer sagte: Ich
S Mrömischer Bürger." Sie glauben
....., k , f nTU (Vrnh h
recht junger Mann, ohne Hochschul
studien und ohne praktische-Erfahrung
im Armenwefen. Bon seiner vorgeietz,
ten Behörde mit dem praktischen Stu
dium unserer Einrichtungen beaiif
iragr, arveirere wwanocr un oii',
mer 1892 vorübergehend in den Bu
reaus der hiesigen Freiwilligen Ar
menpflege. Er zeigte große 5 Interesse
und ebenso großes Verständniß für
diese Fragen, und in ?r. Bollinger
hatte er den richtigen oaihur gefun
den. Was Smwandcr in Zürich bei
größtem Fleiß und bemerkcnswerthcr
Einsicht lernte, das wandte er am
Orte seines ?irken.s in Kolinar, an,
Wir wissen aber auck. daß der jetzige
Unteritaatöfekretar, als er Biirgcr
meister der Stadt Straßburg war, der
Frciwilligru Armenpflege Z"ri?li und
seinem Lebrer imd Leiter nnmcrtoah'
rend ein danrijire Andenfeti tc
wahrte. yfer."
(He VrsHrin M BuckeS, tat rn bett fot.
genden Zeilen beiprvch?,! wird, it eit rrdor
hntlllfA Al'lltlfPIlM'IH 4.11.1. llil.
unter vem licylvaren cyntze lyres , ckneli, die ihren Roman .,? e,,ir,rlj,
itrntr, mnhWlnifra TOi f.rh ! ? ""In weiten Meilen bekannt geworden
,.,,, -n ...
amerikanische Bürger." so sagen si
wohlgemuthen Leutchen, die der erbn:
mungslose Weltkrieg aus ihrer alten
Heimath, aus den engen Gassen am
Berge Zion über, Bern und das Welt
meer nach dem fernen Westen, einem
ungewissen neuen Schicksal zutreibt.
Dulden ist das rbthcil unseres
Stammes," so denken sie vielleicht mit
dem Kaufmann von Venedig. Uebri
gens glauben sie den schwersten Theil
ihrer Wanderschaft hincr sich zu haben
und genießen die kurze Rast in den
mit sichtlichem Behagen. Schon jetzt
sieht man die schwarzlockigen StiPba
aus Jerusalem, die kleinen Mädchen
und Buben, zutraulich durch die 2kx
ner' Lauben trippeln, und auf den
Spielplätzen gesellen sie sich mit ihrem
seltsamen Kauderwelsch bereits der
Frieden eines gastfreien Landes und
schönen, melancholischen Augen, sagte
Es ist merkwürdig: die Umgebung
von Jerusalem ist eine der reichitem
.scgenorn im ganzen anoe, uno in:' x '
her (SitnVit (flher IW Itirtrt tiirfii& ,1, j "ucy "UCIIl.
MV Vfc tV4y4f Q
essm. Es fehlt an Geld und es fehlt
an Transportmitteln. Die Regierung
braucht die Eiwibahn f.ür Militär
transporte, und zudem hat sie den
freien Handel mit Getreide verbalen
und ein Monopol eingeführt. Die Fol
ge davon ist, daß die Preise der Le
bcnsmittel ins Unerschwrngliche gestie
gen sind. Das Kilo Brot z. B. tostet
12 Piaster. Das wäre nach Ihrem
Geld ungefähr zweieinhalb Fran'en
(50 Eents.")
Ja, ja, eS ist alles furchtbar theu
er", sagte ein altes klemes Frauchen,
das besonders geläufig Deutsch sprach,
viele Leute sterben Hungers, beson-
ders seit man von Amerika kein Geld
mehr bekommen kann. Früher, da lebte
halb Jerusalem von den Amerikanern,
wenigstens die Juden und Griechen,
die ihre Angehörigen in den Jer.
Staaten haben, und das sind sehr
viele. Jetzt, da das aufgehört hat.
was bleibt uns anderes übrig, als auch
nach Amerika auszuwandern? Ich
selber habe meinen Mann in New Jor
und freue mich natürlich sehr, ihn
wiederzusehen. Ich war übrigens schon
früher einmal drüben."
Ueber die Türken hatten sich dtc
Leure im allgemeinen nicht zu beua
gen, 'Verfolgungen oder Belänigungen
hatten sie keine zu erdulden. Das ein
zige. was sie etwa sagten, war: Ach.
dii? türkische Regierung bekümmert sich
doch fast gar nicht um das arme Voll.
Es liegt ihr nichts daran, ob die ar
men Leute zu essen haben oder nicht.
Sie hat jetzt ganz andere Sorgen, dem
Krieg, die Soldaten und Kanonen."
Auf der Reise dagegen hätten sie von
den Türken wie aucK voa den. Lejlj
an die starke Hand, die sich weit über
das Weltmeer her schirmend über sie
ausstreckt und die sie auch schon so
sicher creleuet hat von Jerusalem bis
Die Vorbildung in der Schweiz.
Zu ' dem Kap'til Bildungsgang
deutscher 1lnt rst?at?sckr'täre" schreibt
die Neu: Züricher Zeitniig: Wieder
holt ist in der Presse darauf hingewic
sen worden, daß der derzeitige Unter
staatösckretär des Teutschen Reiches,
Dr. August Müller, seine Univer
sit'itöstudicn in Zürich gemacht hat
und auch an der Züricher Universität
promovierte. Tn ist in der That so,
Müllü: war in den Iabren l'JOl
1 0'4 an 5er st::..tsiiissenschaftlÄe!t
Fakultät unserer Itniversitat als Au
ditor eing schrieben. ?iner mmatri
kulation stand entgegen, daß er kin
Maturitätözei'gni'' besaß T 'gegen
hatte er sebr ante Mittelfch::l'.elil7.nsse
voruleg-ii. Wenn Müller zur Tokio:
Promot'onpsrüfnng gelassen rour
de, cbwohl er ruckt imti jlrifultc tr
Student gewesen war, fo g"scl'h eS
gctilyt auf UeberaangSbc'timm"n,'ri
zur Promoti'nHordmma. ie crmö
lichten, diese Bergünitigunaen solche.!
Burgern des Teutschen Reiches zu ge
wabrcik die .hre Stiidin ander Uin
versität Zürich vor dem i. März 190"
b,'gonneilk,ztnn Am 20. Februar
be'iand Miiler dakm'iudliche Eza
nien mit hcchslem Lob:" als Do.loc
jiinJ vulick et r"ri'm 'rierall'lm.
Das Tivlom wurde iim am 6. uli
19C4 ausgestellt Sein' Tissertatirn
Sandelte: .ArbeiterZekrrtariate und
Arbeiterversichcrun iil Deutschland."
Müller bcaab ich daraufhin, wenn
wir nicbt irren, nach Hn?nk'u''g, wo er
lein wird,)
Opfer. So heißt das neue Buch
von Karin Michaelis, worin sie sich bc
müht, die Friedenswcrkc, die au der
Donall geschaffen worden find, zu
fkizziren.
Sie eilt an alle taUei, hm, too
Menschlichkeit die Kriegstciden zu
lindern sucht. Flilchtlinge. KrieaZ.,e
fangen?. Kriegsblinde, Verwundete,
verlassene Kinder sucht sie auf, um zu
sehen, wie es diesen ärmsten Opfern
des 5knegcs gegangen ist.
Auf Mitleid ist das ganze Lebens,
werk der arin Michaelis aufgebaut
Ihr Mitleid für das Kind, das Wnb,
das Thier hat ihr ihre Bucher diktiert.
Das Bezeichnendste für sie ist, daß die
kleine Gilda, eine der loideilden Hei
dinnen der Dichterin, ihr Aermchen
ms kochende Wasier steckt, um am er
neuen Lcioc zu erproben, wie einer
Kartoffel zii Muthe ist, die grade ge
sotten nnrd. Solche Experimente mit
sich selbst macht die Dichterin immer
So kommt es, daß sie die Dinge nicht
von außen sieht, sondern selbst in rh
nen steckt. Sie selbst ist der junge ai)
fische Gefangene mit der unsäglichen
Sehnsucht nach Rußland im Herzen,
und deshalb findet sie ein Mittel der
Verständigung mit ihm. Ein junger
Mensch steht an der Wand, tei die
Musikhalle von der traurig leeren
Bibliochok trennt. An sich gepreßt
halt er einen .großen schwarzen Fo
lianten. Ich sehe ihn fragend an und
zeige auf das Buch: Klassiker!" ant
wortet er, ösfnet das Buch und zeigt
mir ein Bild. Gogol!" nise ich aus.
Er strahlt: Gogol!" Und ich. die ich
kein Wort Nilssisch kann, sage rasch:
Dostojewski, Turgeniew, Lerrnon
tow, Tschechow" und füge hinzu:
.Klassiker!" Nur Nanici: wurden ge
normt, und doch ist es ein köstlickcs
Gespräch. In ihr schlägt das Herz
des alten Huzulen, der, so gut es ihm
geht, doch nur ein einziges Wort im
mer wiederholt: bo domu, do domu.'
Man sagt ihm: Dein Dorf ist nicht
schleppt. Deine glitte ist ein Aseljen
bansen. Was willst du zu Hause s
Die matten Greisenaugen starren in
die Ferne, und er antwortet: Ich
will nur an der Ecke stehn. Die Asche
aufrühren. Weinen Nur weinen
. . . . Und dann sterben". Sie selbst
ist der Hungrige, der sich weigert, das
Essen umsonst zu nehmen, obgleich ir
kein Geld hat. Ich habe eine Post
karte, wollen Sie die als Zahlunz
nehmen?" Sie ist die vornehme un
garische Dame, die vor dein Krieg
nichts war als eine Gräfin, und jetzt
der Arzt, Notar, Bankier, Lehrer,
Beichtvater und Natinnnlökonom ist,
alles waö ihre armen Leute brauchten.
Trotz den trüben Gegenständen,
von denen das Buch handelt, liest es
sich beinahe heiter. Die Dichterin iü
eben auf guten Wegen gewandelt.
Was sie Gutes gesehen hat, hätte sie
auch in England irn Frankreich eben
sogiit sehen können wie in Teutsch'
land. Aber sie hat dennoch in Ge
schehnisscn, die überall die gleichen wa
ren, das Oefterreichische herauszl.fi:'.
den verstanden und es festgelegt: das
ist ein großes Verdienst, wenn es sich
um ein so wenig bekanntes Land hau
delt, wie Oesterreich es ist. Wie echt
österreichisch ist z. B. der General, der
zu einem Kriegsgefangenen, der eben
einen Flnchwersuch gemacht hat.
spricht, wie zu seinem verzog,men
Sohn: Sag' mal. Junge, hast du
denn keine Ahnung von Geograpbi.'l
Weißt du nicht, wie unmöglich eine
Flucht ist? Willst du übcr die Alpen
steigen oder die Donau durchschirim
men? Glaubst du, die Bauern werden
dir forthelfen, sie, die durch dcme
Leute so viel gelitten haben? Berhun.
gert warst du!" Der Bursche miNvor
tet, ohne zu blinzeln: Es war meine
Pflicht!" Der General legt ihm die
Hand auf die Schulter: Recht hast
du. und ich mach' dir auch keine Vor.
würfe. An deiner Stelle hätte ich öas
elbe gethan. Es war deine Pflicht zu
flüchten, aber meine Pflicht, dich wie:,..
der einzufangen und leider eich
zu bestrafen." Er fährt ihm liebrcia,
über die Wange, und der Junge !ä
chclt versöhnt, befreit. Ein so an!nu
thig-bewegtcs Fest (für 200 vernm.i'
dete deutsche ltrieger), wie es Kai'N
Michaelis auf dem Dachgarten einer
schule gesehen hat, rannen nur Wie-
ner Kinder veranstalten. IHre kiiid'
lichwirthlichen Sorgen 'weiß Karin
Michaelis zu würdigen. In Arie
denszeiten kommt die Jause von selbst . fhrf.rr
..s 'Vjfjs, si,,i.,i sl'jlu Icn
Mischung von Oasen- und Steppen
lanid auf.
DaS Steppenland der asiatischen
Türkei gehört ganz überwiegend dem
ThpuS der Strauchsteppe. Es ist be
deckt mit Sträuchern von Kniehohe
und darüber, die dürr und dormg
dem steinigen Boden entsprießen. Da
zwischen entwickeln sich, wenn die
Frühjahrsregen fallen. Gräser und
Kräuter zu weitständig und unregel
mäßig, um gemäht werden zu können,
die im Sommer schnell verdorren und
ein nährstoffreiches Heu auf dem
Halm bilden, das den Herdenthieren
der Nomaden in der langen, regenar
men Zeit als einzige Nahrungsquelle
dient. Sollen die türkischen Steppen
überhaupt wirthschaftlich ausgenützt
werden, so kann dies nur durch Bieh-
zucht im Umherziehen, das heißt in
der Form der Nomadenwirthschaft ge
fchehen. Die Nomadenwirthschaft be-
schränkt sich aber nicht auf die Auf
zucht von Schafen und Ziegen, sie
züchtet auch Transportthiere, wie
Pferde, Kameele und Esel, und um
diese wirthschaftlich auszunutzen,
übernimmt der Nomade auch den
Transport von Gütern. So sind die
Nomadensiämme der Steppen Hirten
und Frachtführer zugleich; bei ihrem
unsteten Leben machen sie sich aber
auch kein Gewissen daraus, die Bauern
auszurauben und auszuplündern, wo
sie es ungestraft thun zu können glau
ben. Kein Zweifel, ohne die Nomaden
wären die weiten Steppen der asiati
schen Türkei völlig menschenleere Ge
biete, denn keine andere als die No
madenwirthschaft ist in dem regenyr
men Steppengebiet möglich. Der
Volkswirts) und Staatsmann kann
daher ihre Berechtigung nicht bestrei
ten, wenngleich er den mit ihr zurzeit
verbundenen Mißstand des Raubs
und der Plünderung aufs tiesste be
klagen muß. Tenn die Nomaden
wirthschaft erzeugt für das ganze
Volk auf einem Boden, der in anderer
.Weise nicht nutzbar zu machen wäre.
Werthe und Guter, die gerade für die
Ausfuhr des Landes von größter
Bedeutung sind. Freilich, wer die
Nomadenwirthschaft vom Standpunkt
des Bauern beurtheilt, muß in ihr
einen Fluch der Menschheit fehen.
Wenn im Frühling", so berichtet
nach eigener Anschauung Dr. Sachau,
'?iYcf-fr So3 rtrTwfitftf'Jfift' fCC-rti
It.UUt VVM VI IWtltULL. lVWl WV.HWlUt.
mit fruchtarem Boden, die in V'C .
de Oasen verwandelt werden fi.',r
liegen heute wie menschenleere (:'
öden da, weil eine dauernde W.v
schaft der Nomaden wegen nicht h
hcn kann, während unter nrdc
Umständen, und zwar ohne jede 1'
einträchtigung der Nomadenw'l,
schaft in der Steppe, .Hunderte i,
Dörfern dort ein befriedigendes T '
sein führen könnten. Eisenbahn':!
Landstraßen, Brücken und Fährlo
wären in Verbindung mi! eine: :r
deinen Verwaltung die Zaubermiil f
die das asiatische Reich der Tüi ,
aus langer wirthsch.iftttchcr üsV. ;
starre zu blühendem Leben erwe.i' '
könnten.
1 Wlm mm , ,
Aus der Statistik der Ehefch:?' ,
dunaen im dcntsmen Ncim.
in Berlin, die
auf den Tisch spaziert. Jetzt aibt eö
wenig Milch, und der wciße Kaffee ist
in den Kaffeehäusern verboten zwi
schen zvei und sieben. Tie Soldaten
bekommen olle Tage schwarzen Kasee
literweise, das kann mm ihnen l,i
festlichen Gelegenheiten so wenig auf
bieten wie Thee und Limonade. Bicr
kann man natürlich nicht geben, weil
erstens die ganze Schule dem Alt.cho!
ewige Feindschaft geschworen hat,
zweitens, weil Bier , so abscheulich
riecht. Glücklicherweise hat der Katier
bestimmt, daß jedes Kind täglich einen
halben Liter Milch bekommt. DaraliZ
ergibt sich di Lösung: man opfert s?:
ne eigene Fuusmmilch."
Opfer" heißt das Buch in doppel
tem Sinne. Es handelt ron den
Opfern des Krieges und von den
Opfern, die man ihnen gebracht hat.
Ein Strom von Mitleid mit aller
stumm leidenden Kreatur flutet du.-ch
das Brich und schwemmt alle Bitter
seit fort, auch die, welche die neutrale
Dichterin wohl gegen alle kriegführen
den Staaten im Herzen tragen mag.
Es rst eni schönes und tapferes
Buch, dieses Brich vom neuen Oester
reich. Jene, die in Oesterreich imnicr
noch daS Land der BMeiidel uns
Walzer sehen, wird es überrasch.?:,
nicht aber die Schweizer. Sie bat
Gottfried Keller schon im Jahre 1848
darüber belehrt, daß die üppige Rabe,
der Oesterreich sich in Friedenszeitcu
hingibt, eine schelmische Lüge ist. Er
agt von Wien:
Stadt der Freude, Stadt dcr Töne,
Liorgensobes, stolze Wien,
Irslen srllhlttigSbett're Sohne
Nun dcr ffreiheit Rolen ziehn:
Sa, wir balicn unS vertiwdigt,
811 wir grollten deiner Luft,
Deinem Jauchzen, duS verlündigl
Eine starke, tiefe Brujtl"
Ter Kampf zwischen Nomade
und Bauern t der asiatischen
Türkei.
Saatcst des Bauern
und ihm eine reiche
Der Kampf zwischen Nomaden und
Ackerbauern, der selbst im östlichen
E,ropa läiigst der Geschichte ange
hört, spielt in dem asiatischen Reich der
Türkei noch immer eine große Rolle.
Das liegt nun aber nicht daran, oasz
in den türkischen Gebieten keine Po
lizeigewalt vorhanden wäre. Diese ist
chon da, aber sie ist m der Regel nicht
zur stelle ooer zu icyivacy, um oie siq
immer erneuernden Konflikte zwischen
Nomaden- und Bauernwirthschaft un-
erdrücken zu können. Will man den
Ursprung dieser Kämpfe, die sich, oft
in konfessioneller oder völkischer Be
kleidung abspielen, richtig verstehen, so
muß man sich daran erinnern, Vife
das asiatische Reich ider Türkei gerade
diejenigen Gebiete Worderasiens um-
aßt. die die moderne Rultursorslyung
als Oasenländer bezeichnet. Es sind
dies Steppengebiete, in denen Oasen
ingedettet liegen. Die großen Mön
chen Landschaften der Türkei: Anato,
lien, Armenien, Syrien und Mesopo
cm laiMteüütxaXlliz Scüuna r..1medr. Tine Kühe hadeue ortjjmm weisen alle die eigentZümliSevidentlicL ileigern. Lange Flußthäler
Ernte verheißen, dann erblickt er eines
Morgens auf feinen und des Nach
bars Aeckern überall, soweit der Blick
schweift, Hunderte, vielleicht Tausende
von Kameelen, die in aller Gemüths
ruhe in wenigen Tagen alles Grün
abfressen, ohne daß der Bauer auch
nur eine Hand gegen ste erheben darf.
Dann verschwinden diese Unholde
wieder ebenso geheimnisvoll in das
Nichts, aus dem ste hergekommen sind,
und was sie deni Bauer hinterlassen,
ist Misere, ist Hunger. Aber nicht ge-
nug damit, er muß außerdem noch
jenen dämonischen Machthabern, wel-
che solche Kameelmassen dirigiren,
Steuern zahlen, steuern rn Geld und
Waaren, wie er anderseits dem osma
nislbcn Staate Steuern zahlen muß."
Man konnte hier die Frage aus
werfen, warum die Bauern, die ja zu
meist kräftige, wehrfähige Leute sind.
sich nicht zum Selbstschutz organisi-
ren. Der Grund sur ihr passive.
Verhalten liegt wohl darin, daß sie ge
geniiber den Nomadcnhorden, die un
stet durch die Steppen streifen, nicht
zahlreich genug sind. Denn Ackerbau
kann ja in diesen Gebieten nur' in
Oasen getrieben werden, die sich längs
den lußläufen hinziebcn oder zer-
, streut an Quellen oder rn Gebirgs-
thalern liegen. Da ist eZ denn schwer,
genügend Leute zusammenzuziehen,
nm die Nomaden zu vertreiben. Ein
stets zuverlässiger Schutz der Bauern
bevölkerunz, deren Aecker an die Wei
degebiete der Nomaden grenzen, wäre
überhaupt nur zu erzielen, wenn über
all Eisenbahnen vorhanden wären, die
es den Behörden ermöglichten, auf te
legraphifchen Aufrus militärischen
Schutz in das bedrohte Gebiet zu
schicken. Gegenwärtig brauchen Trup
Pen, die von Bagdad nach Jerusalem
gebracht werden sollen, drei bis vier
Wochen Zeit hierzu. Mit einer Eisen
bahn, die diese beiden Städte verbin
det, wäre einechalbtägige Fahrr hier
zu ausreichend, um aus Mesopota
,..ikn nach Palästina zu kommen. Man
neht hieraus, welch ungeheure Bedeu
tung die Eisenbahnen für die Herfiel
lung des Landfriedens in den Oasen
gebizten erlangm könnten.
Mit Militär- und Polizeigewalt
allein würde sich freilich ein ewiger
Frieden zwischen Nomaden- und
Bauernwirthschaft auch nicht herstellen
lassen. Hierzu wäre weiter nothwen-.
dig. daß auch die Bauern dazu ange
halten werden, auf die Lebcnsinter
essen dcr Nomaden genügend Rücksicht
zu nehmen. Tiese drauchen sreien
In kt Statistik der Bvö!kcrun"
beweaung unserer Zeit ist das Karu'
der Ehescheidungen nicht gerade d '! !
erfreulichste. Wie sich in dieser l
ficht die Verhältnisse unter dn
fluß der Kriegszeit gestaltet haben, 1
statistisch noch nicht festgestellt; rr'
ist aber zu dem Schluß berechtigt, t. '
wie die Gesammtzahl der Eycs.
ßungen trotz zahlreicher Ftricgstr',,
ungen seit Ausbruch des , Krieges c
genommen hat, auch die Ehescyeid".' '
gen erheblich zurückgegangen sein rn:
den. Bor dem Krieg bewegten sich u;
die Zahlen der deutschen Ehcich.'i '
dungsstatistik in aussteigender Linie.' .
Bis zum letzten Friedensiahr 131: ;
jedenfalls die Ehescheidungszah! i '
reichen wie m ganz Deutschlano vo
Jahr zu Jahr gewachsen. Das Sts ?
tistische Jahrbuch für dm preußische .?..
Staat bringt hierüber noch unvecos i
fentlichtes Material ' des Statistische ; r
Landesamts, und auch der neuen
Jahrgang des Statistisch Jahrbuch
für das Deustche Reich, das seine m.
Weg über den Ozean fand, enthält d
Ehescheiduiigszahlen für 1913.
raus ergiebt sich, daß im Jahre l'ji '
in Deutschland" insgesammt 17,d,?
Ehen rechtskräftig geschieden und '
Ehen für nichtig erklärt wurden. D '
Durchschnitt des vorhergehenden Ja).
fünfts 190812 betrug 15,062
235. Auf 100,000 Einwohner käme '
1913: 28,6 Ehescheidungen gegen tiC
im Durchschnitt der vorhergehend!
fnüf Jahre. Davon entfallen n?,
Preußen 1913: 11,162 Ehescheidung
qegen durchschnittlich 9,458 im Jrh
fünft vorher; auf 100,000 Einwohn
berechnet, stieg in Preußen die Ey ,
scheidungszahl von 23,7 auf 20,;
Von den großen Bundesstaatm 're' .
Sachsen die meisten Ehescheidung,'
auf: insgesammt 2,000 oder 40,ö a1
100,000 Einwohner. ,
Das anderthalbmal so große ff'
nigreich Bayern zählte 1913 nur Vt
geschiedene Ehen 16,4 auf 100,0s ;
Einwohner. Hier spielt de öderw
gend katholische Bevölkerung eine au"'
schlaggebende Rolle. Ader Zügenok' '
men haben auch in Bayern die fei? .
scheidungen. Unter dem Reichsdr?, .
schnitt stehen Württemberg mit 1 1"
Ehescheidungen auf 100,000 Einw
ner, Baden mit 20,9, Hessen mit 1,7
und Meckleiiburg-Schwerin mit lr)
Die mitteldeutschen , insbesondere ! .
thüringischen Staaten halten auch V
der Ehescheidungsstatiftik die 'Mii:
Seh? genug sind die Ebescheidun
zahlen in Äaldeck mit 11,2, Lippe w ,
,1 und am geringstm in Schaum. ;
burgLippe mit nur 4,2. Die groß:"
Hansestädte haben als reine Großstä,:- .,
auch sehr erhebliche Ehescheidungs
len: an dcr Spitze sieht Hamburg n
93,4, es folgen Bremen mit 49 u;
Lübeck mit 86,4. Schon hier zeigt i; j
der ungunstige Einfluß btt &xcf-
städte, insbesondere der Jndustr,
städte auf die Zahl der geichiedcr, .
Ehen.
Man kann den Satz aufsiellem
dichter die Bevölkerung, desto gros
die Zahl der Ehescheidungen; je la:,
licher und, was daS Konfessionelle a.
belangt, je katholischer die Bevöl. ,
rung, desto mehr schrumpfen die EI
scheidungen zusammen. Für t'rrj
Berlin ist dabei eines austalliq: ni. ,
die Reichshauptsiadt Berlin selbst f! '
hinsichtlich der Ehescheidungsziffern
der Spitze der deutschen Großflad ' -hier
wurden 1913 2323 Ehen gefch .
den oder 110.3 auf 1000 gesäiioU
Ehen (wie die preußische (Stahl . ;
rechnet). Die meisten Ehescheidung . .
weisen in Groß-Berlin und damit tü
für Preußen die Vorstädte -auf. ?
erster Stelle steht Neuköln, wo i
1000 geschlossene Ehen 123,6 Ebesch '.
düngen kamen; fast lebe aa&e '
trägt also hier den Tode-kttm ,..
Dann folgt Schöneberg mit 116,3
schicdmen Ehen auf 1000 geschlos'
Wilmersdorf mit .94,4 Eharloni
bürg mit 83.2 und Lichtenberg r
nur" 68,3.
Dieser großstädtische Einfluß kom . -auch
in der Ehescheidungszahl deZ
gierungsbezirks Potsdam zum Äi
druck, in dem die Groß-Berlincr i
mnnden Ous'chlaggcbcnd sind. . ,
Zugang für ihr Vieh zu den QuellelMZHescheidungsziffer beträgt hier du:
und Flüssen der Oasen; sie brauchen
für ihre Herden zuweilen auch Futter,
das auf dem Acker gewachsen ist. Vor
sorge müßte getroffen werden, daß sie
in den Oasen beides a'f rechtmäßige
Weise finden könnten. Die Herfiel
lung eines gerechten Friedens zwischen
Nomadm und Bauern müßte die
Steuerkraft des Reiches ganz außer-
schnttl'cy in vcn totaoicn, a
nur 48,2 auf idem Lande.
Willst im wissen,, wozu einer s.'.
ist, dann gib acht, 'was er eni.'-'
zutraut.
Auf die meisten Menschen w'rtt
Feuerwerk mehr als Sonne,
und Sterne,