I T5Me Lmshs. Trlbune Die Aebergab'. uw Dorfgeschichte von Tlarl Schönlerr. , Tee alle Pickclbauer saß In bet war m?n Gtulie auf 6a Oseuoank. Das ist nämlich seit altersher auf jebera Hvf des Bauers referuicrlct Stammsitz im Tom rnei und Wiilier. Zu yiäü halte trotz der HIhe. weicht dem rikstgen gemauerten Ösen ent litiimte. eine Pelzkappe tief im Kopf: sitzen. Cinige Buschkl blühivcibe: Haare, denen eS doch allgemach zu schwül wurde, hatten sich mit Mühe aus ihrem schaffellenen Keiler in die Stirne hin usgearbeitet. Dr! Alten Gesicht war an zahlreichen Stellen mit Zunder slcclchen verpappt. Er hatte sich nämlich heute seiner Gewohnheit gemäß eigen händig rasiert, und diese Operation girg v.-t unblutig vor sich. Zunder aber ist ein blutstillendes Mittel. Jetzt ruhte der Bauer von dieser Selbst schinderc! aus und ließ sich das Pfeifchen schmecken. Seine Miene ist slillvergnugt. Vielleicht deshalb, weil er sich beim .Balbieren" nicht den Hals an afärntten hat. Aber so gefährlich ist da, Messer nicht. Dem kleinen Geißbud, der ei oft heimlich hinter dem Spiegel hervorholte zum Holz schnitzeln', hatte es immer ja wenig .Schneid" gehabt. S??nüber der Ofenbank saß v dauern Sohn Steffel. ein mittlerer Vierziger. Trotz seiner Jahre hieß man ibn Überall noch .'s Pickels Bua". Ts feint davon her, daß der Alte in seinem Mgensinn um keinen Preis dem Sobne .übergeben- wollte. So konnte sich die fit auch nicht selbständig macbcn. Tas L ... ?-l.t.S s. f'.f knk?,. iuci es cicini vii9t"-"' iw vi" Auch tt hatte seine Pelzmütze auf dem stopf und tauchte seine Pfeife. D'.e Zunderfleckchen im Gesicht fehlten bei ihm, denn et trug einen wirren, dichten Bart. Draußen ffttf ein schneidend kalter 5Sinr, der malte mit feinen EiZnadcln die schönste Bäume auf die kleinen Yensterscheiben des Pickelhofcs. Tem dicken Ofen war diese Kleckserei in die Seele hinein zuwider, und er hatte sie gerne verwischt. Aber er langte nicht bis zum Fenster hinüber, trotzdem er die hitzigsten Anstrengungen machte. Die große Wanduhr im eichenen Ge häufe schlug, über jeden Neid erhaben, . ihr Ticktack. . , ' Der alte Pickel machte paff, haft und spuckte in bestimmten Zwischenpausen eine Strecke weit von sich fort, auf den Der SteM machte ebenfalls psff, paff und tat von Zeit zu Zeit deSgier. 6.n wie sein Vater; aber mit bedeutend - mebr Kunsifertiakeit und Geschick. ' So hatten sich die beiden beinahe zwei ' j , irti. r.ni. , stunden lang unteryamn. aw ow ' ; -ncsi die Konversation noch reger wer dm. Tcr Steslcl. tränte nq it tir.wi 'SiLf faljen!) hinter den Ohren; das ?rccr cirt sicheres Zeichen bald eintreten. tr ("(fftttiisbiakeit. : tiAiia. nack, kaum einet weiteren Viertelstunde sprach oct Steffel also jum Vater hinuver: ia!" iii Waren noch keine fünf Minuten tm da gab der alle Pickel schlagfertig ' zurück: . ' 1" tot der Sicffcl wollte sich heute nicht Gfn: . mt nil bin 1 denn. Vater?" Tfr alte Wickel rütnie sich nicht und paffte weiter. Desgleichen .der Sohn. Räch Verlauf von zehn Minuten schien die Frage im Gehira des Alten angelangt und von dort aus an die Zunge Order c?;irpcn abaeaeben zu lein: .'.Du bist hin ein' Haufen jünger als ; ',,'- ' Der Bua nickte wehmütig. Der ahc Pickel war gerade zweiundsiebzig Jahre auf der Welt. . Eine Zeitlang war el wieder stille in r warmen Stube. Beide Teile wollten sich von den Strapazen fceS Wortgefecht ii& rr1it1rii. ' a-nim nnbrn bet Steffel wieder .!n,'n nkuf: "Loter, die Gartncrrosl, döZ ist a WM . . 2r alte Pickel kniff die Augen zu und nahm einen langen Zammen, um sich des Sohnes Wort- Schluck, ebenso der Siesfel. sbrratt d überwältigend auf ihn her ten sie vorne an den Schilt: ftiinnt kam. beste? zurechtzulegen. Er klopfte vorerst auf dem Daumen sei sen Pfeifenstummcl aus, stopfte sich zündete an und passte. ' Nachdem er die neue Füllung bis zur Hälfte hinuntergeraucht hatte, hielt er ii cn der Zeit, seinem Sohne Antwort zu geben: " Uni, du bist a Bua'.' AkiraI war die Rosl ein .Madl" von sust fünfunddreißig Jahren. Und daran trug wiederum nur der alte Pickel V? i?ckuld. weil er nicht in das Aus tiaoftübchen wollte und so dem deck nndvicrziaiährigen Bua die Mo:o seit benahm, die eiternde Guttuen: 1 in ; fcmn itkklbskdäun'm ZU ViI.2N- YtU Tn ,Vua' war heute von einer krank H.lä,iakeU. Er schien etwas (.ich-.i'Z auesprechen zu wollen, denn er kratzt sich hinter oen iyren wie ein P.-.'.hurd m Ij. und die NoZl . Zn Steffel machte eine Pause und v v.t n.j'.t ebne vorher kräftig aus c k. "i yt haben, vetstattdnisvoll mit rm Alten binüber rj'i n b-b'n, daß du bald in die Aus i ' : !, d'n urn'tjttfiit. Ö'h3r' geht. Nachdem der Steffel ,'ne halbe Stunde nachgedacht, schien er ein derartiges Argument entdeckt zu haben. Mit siebez'g Jahr' geht sonst a Mr Mensch!' Za Alte Ihk des ifllincä ucne ganz gemütlich bis zur Schwelle des Bewuß'.- sems herantrotten und vememe oann seinerseiiz höbnisch: . .. Bin halt kein Ättnl, vin a ieq: ,Wenn übergibst denn nachher' forschte der kühne Steffel. Der alte batte feine Pelzkappe vom Kopfe genommen und schien die Haare daran zu zählen. Er putzte, wischte und streichelte das Fell. Sem derkleineries Gesicht strahlte in sorgenloser Heiterkeit: Vielleicht mit fünfundackiz'g Jahr', kann sein auch mit neunzig!" Ter Stehe! stoynte uno rauerzre wie ein Kamin. Der Höhepunkt der Konversation war entschieden vorüber. Tie Unterlzaliunz sank aus d:e orm, nachdem ver ai.: Pickel noch für morgen mit seinem Öua" eine Schulten ahrt naey ver Ä!m verabredet hatte, um von dem dort n- tergebrachten Heuvorrat etwas ins ,al zu bringen. Es wurde gegenseitig gepafft, geraus' pert. gespuckt; die Uhr schlug tickrack, und draußen heulte der Winv. Ter Hinge Pickel luchle lich ,m wit klar zu machen, wie die Dinge stünden, wenn der Water mit .fünfundachz'g" übergebe. m dabin wäre er. m wms ü'ua . ein guter Fünfziger und fein Madl". die Rosl. könnte zufolge längst erreich ten kanonischen AlterZ um einen Posten als Pfanerökvchin einkommen. Stes e!s Preise yatie ,?oaiv x.ui . Zog er also den Pseisenstierer hervor und bohrte so ungestüm rai Ätoyr: yer- um. bis das Instrument, dem es im In- nern des Rohres etwas undehagiich lein mochte, sich einen künstlichen Ausroeg suchte und endlich seitwärts zum Vor schein kam. Das war dem Stessel alles eins. WaZ war ihm ein ruiniertes Pfeifenrohr im Verhältnis zu der Aus licht, Pmels Bua zu vieiven, vis ,ym das sechzigste Jahr im Blute gleich!... Svät abends arna er zur no!, um sich Trost zu holen. Er holte sieq aoer nur Grobheiten und Scheltwort?. Tie Rosl erklärte, es satt zu haben, sie werde iick um .evvks" anderes umschauen. Ter CtefM Wiraz na) neun, ymaus in feine Kammer. Er warf sich ange kleidet aufs Bett und rauchte. Ta;u sagte er: itim xinnr Und strich seinen wirren Bart, in dem sebon weike Näden schimmerten. Bald schlief et ein; Buavn yaoen eie gesegneten Schlas. Am nächsten eiskalten Morgen sian den der alte Pickel und fein Sohn zum Abfahren bereit auf den iach z,um .ale führenden Schneeweg. Vor ihnen la aerte breiii'vurig der hoch mit Heu be- ladene Schlitten uno nreaie oie auigevs genen Kufen herausiordernö in oie Luft. An Steiftl, Bart Zingen aucni halben Eis zäpfchen herunter; dir Hände beider Mannet taten in unrormuaen Däumlingen. An die Schuhe hatten sie sogenannte ckneeei en ge cynaui, um auf dem schlüpfrigen Wege nicht aus zurutscben. Das Lenken eines zu ai sayrenocn Schlittens erfordert eine große., Kraft und öksebicklickkeit. Besonders gcfahr voll wird die Fahrt, wenn der Schlitten auf abschüssigem Wege vureyzugeyen drobt. Da heißt es mit Aufbietung aller Kräfte halten uns ncy mir Hanoci und Füßen stemmen uns weyren gegen den Ausreiner: denn wenn er das Ueber gewicht erlangt und ins Laufen kommt, gebt es aur ueven uno z,oo. iai über seine Lenker hinweg rasend tal wärts, bis er irgendwo an einer Baum gruppe zerschellt oder übet eine tfei wand binausfäbrt. Aib, Bua. in GottS JamT lagie der alle Nickel. Es war sein erstes Wort lert genern abend. Qt zoa aus der inwendigen Jodveniascbe eine Schnapsflasche hervor langen, iiarienoen Dann tra- ten und zogen an den Kufenkörnern an. Der Stenel machte dabei weymungen Herzens die Erfahrung, daß fein Vater noch eine Rünigkeit und Frische besaß. welche im, vielleicht noch rozri pimmie. erst mit' künfundneunz'g" zu übergeben. Er schritt traumverloren neoen seinem Vater her. Bisher war alles gut ge ganaen. Jetzt kam man an eine ab scküssige Stelle, an der es galt, mit dem Klnten einen weiten Bogen zu macken. Manch ein Schlitten ist schon an dieser Ausweichstelle zu Scbaden Lkkommen und samt seinem Herrn b,nun:ergel,au?l. Zahlreiche hrer anaevrachte .Äkarrerin uaen davon. Tie Männer pflegen da vor gewohnheitsgemaß ein Vaterunser zu beten um gnädige Fahrt; verlassen sich aber 'sebon ein bischen auf ihre gute Krast. So taten auch der Steffel und in alte Nickel. Während des Betens blitzte eS mit einem Mal in StefftlS Augen auf. tfr sah auf den Vater, dann auf den Schli!- ten; dann sagte er: ..Kut ist'S I" Tas war fein erstes Wort seit gestern abend. Dinn zoaen sie an. .Bus. halt dich mchr links!' kam W: D-t SKftel lehnte sich zurück und in lSeduld auf das Eintreffe i.r x r ''Tl.ieB Entgegnung. T "e lutetein beißender Ironie: .I wqch' nii in a AuZnahm'. bleib - ; ;j i'i c'ok'n Stub Nl r i P'.ä( yjcltt mit dem Ge c.4 vo ibm j-V-and etwas in die " . v "rf;n tr!l;;c Xsi sah er ein, , :;-:m 'iC-vv. on v:mcm aiaut ..!-. f-, x tmiiset sei. 5öt t:n mußte tnana;it:e cet ant '4jiaa. .iin i i"" men wir bei der Ausseichstell' nit in'n Ried!" Aber der Siesfel war heute wie ein bockbeiniaeS Pferd. Er hörte niebt auf links und .hoit"; trieb mit dem Schli., ten geradeaus fort. Bald erscholl wieder, diesmal schon beinahe gdlick. des Alten Warnung! ruf: ue. linU!" t:t der Stesl horte nickt. ?r ... (' iien werden, was ihm .ins i hatu den Ksdf gesenkt wie ein gettiztu Stier und fuhk immer geradeauZ. Wenn sie diese Richtung noch zwanzig Selun den innehielten, fuhren sie direkt in den Abgrund, in Teufelsrachen. Bua. heb' heb , wir kommen w Laufn!- .Mir gleich', sagte der Stefsci. Der Alte stemmte sich mit aller Ge walt gegen den Schlitten, der bereits in ein verdächtig schnelles Tempo geriet. Um alle Heilig' Bua i der heb'S nimmer es jagt uns über die Wand aus ..." Tcr Steffel hielt fcht scme Zeit für gekommen. .Boter, uvergivfl! Dem alten Pickel rann der kalte Schmeiß über die Stirne. In den nach stcn Sekunden war der l-cyiitlen mau mehr zu halten und mit Mann und Maus verloren. Der Alte mochte sich stemmen, wie er wollte: seine Kraft reichte nicht aus, ,das drohende Unheil aufzuhalten. Noch einmal erschallte m rurzge,lve. neu Lauten Steffcls Parole: Voter. übergibst?" Ueberaeben ist sür einen Bauer eine sckwere Sacke: aber über die Wand hinaussahren just auch kein Vergnügen. Unter dem Druck der Verhältnisse, und weil nicht mehr viel Zeit übrig blieb, sich die Sache' zu velchiasen, stöhnte der alte Pickel: Teusclmem, za: Jetzt erst grisf der bärenstarke Stessel en. lis war aoer auaz oie lzo,ie li, denn der Schlitten war keine fünfzehn Schritte mehr vom Abhang entfernt. Ein starker Ruck von Sieffels nervigem Arm gab seinem Lauf sofort eine an bete, freundlichere Richtung, uno aue efahr war vorüber. Der Weg bis nach Hause war ja von da ab der denk bar beste. . , Die Unterbalhrna der beiden wahrern, der Heimfahrt bestand in beschaulicher Selbstbetrack'tung. Ter alte Pickel ging wie ein Besiegter iY,f-r hem SeMitten bet: als wäre er plötzlich um Jahre gealtert. Ter Steffel fernen junger gcworven; er riy ven w bcladenen Schlitten an den Hornern herum, bald rechts, bald links; wie es ihm gerade Paste. Tie Äugen rneit cr bald "zuaclnissen; weiß nicht, blendete ihn der Schnee, oder tat der Stessel ein wenig schmunzeln. Er wußte, daß er nun geroonnencs Spiel habe. Was der Baker einmal ge sagt, das hielt er auch unter allen Um ständen. . , ii Was t g lag: nco , i)G.o i gr-w-Am nächsten Tag nach dem Mittag t , .i. m:.j,( rttik n esten ichua, iicy oer cue yiati i, zur Tür hinaus. T,,-t K et e ian taumeuo oui vzi Ofenbank, kniff die Augen halb zu und fah dem Vater nach. ST- o'na dinudei tn cie Allsi,m stub'n". Tort visitierte er den Ösen und sak nack,. ob die Fenster gut schließen; dann hielt er an den Mauern Umschau. Alles war so nett und reinlich, und gar die Himmelbetisiatt in der Ecke der Pickel wurde ordenllich imiarrig oti y rem Anblick. , Wieder nach einigen Tagen tam ver alte Pickel in seinem vc'erlaggewano von der Kammer herunter. Er war aan! festlich herausgeputzt. Statt des kleinen 'iteii,ensiumme:s ymg iicu.c silberbeschlaamer Ulmertops in innern Munde. Die Schafsellkappe batte er mit einer stattlichen Fuchspelzmütze der tauscht. Er ain in die Stube und bedeutete seinem Bua", ihm zu folgen. Der Stessel kniff die Aeuglein zu sammen. als blende ihn Keller Sonnen rfieiit. und ko ate dem watet. 1 ' ... . ..i ' 's rpv-C M tote piegen izmunier ins Leute i'ckauien den beiden groß nach. Der Pickel lenkte auf ein stattliches Haus (rs, war das .G ricki". Ter Riauer mat oen auer um au Beaebr. Nach einer langen Pau,e der Gestrenge fing an. lon recyi un geduldig zu werden meinte der Alte: I bin ein altes 'JtcB- .uf. meinte der Richter und stellte sich auch seinerseits vor: I bin der Landrichter! Was soll i mit dem alten Nß!' . . , TÄe ffi fen abreif.en . meinte oer ant Pickel; er wollte damit Zagen: ueoer eben. Und d e Saiie wurve aogemaazi. Am selben Abend saßen sie beide w,e der in der warmen Stube, der Pickel mit der Schafftllkappe auf der Ofenbank. ihm eaenüber der .Bua . Der Vater machte paff, paff aus seiner Werktags rnife smickte in bestimmten ?,wi schenräumen eine Strecke weit von sich fnrt Der Siesfel machie ebenfalls Paff, paff und tat von Zeit zu Zeit desglei chen wie sein Vater, aber mit bedeutend mebt Kunstserligleit. Der iunae' Bickel hielt seine Aeug- lein immerzu glückselig halb zugekniffen, und das Schmunzeln wich seit drei Ta oen nickt mebr aus seinem Gesicht. Ja, die Rosl ist ein Madl, und er i,t ein Bua. Und nun war's so weit, daß die Butte endlicb sollte ikren Deckel finden. ..Ja a". grunzte jcht der Steffel sattbchaglich gegen den Bater hin; wie. um anzudeuten, daß er nun nicht abge neigt wäre, eine Konversation zu Psle aen. Es kam keine Antwort au! des Alten Mund, dasür ober um so mehr Rauch. Nun tollte er seine besten Jahre' nur so ..verfaullenzen': et überlegte, ob es vicbt doch das ratsamste wäre, mit sei nem Altenteilasld ein kleines Sösl' zu kaufen und sich ein .frisches' Weib za llllfWN. T,fr e.MM bat beute, das .Redende'. Es war bei Gott noch keine Viertelstunde vergangen, da gab er schon wieder einen ganzen Wortschmall von 113: Wnrn'tT fahr i ins Lok!' Aber es war damit dem Steffel noch niebt genug; er mußte es nach richtiger 2,4, ä derart auch noch eingcbendst be gründen, warum er gerade morgen ins Hol, fahren wolle: nuhr Scklitiwea in!' 5iun b.aann der alte Pickel zu nebeln und zu dampfen, bis er ganz in Wolken a:büllt war. wie ein zürnende: Gott. Fiöuscha. Novelle von Llln ZlarZn. Sie stand niitten in dem sausenden, heißen, fallenden, weißgelben Korn und hielt die linke Hand an der Sense, die rechte über den dunkelgrauen. weithin blickenden großen Augen. Groß und stark, braun und beiß von der brennen den Sonne durchglüht holte sie tief und erschöpfend Atem. Dann nahm sie das blllhwcihe Kopf tuch ab und schüttelte den Kopf. Um d:e nicdcre Stirne und im Nacken lösten sich feuchte, dichte braune Locken. Aber die Zöpfe lagen, fest geflochten, wie Bronze auf ihrem runden, starken Kopf, Ueber den braunen Hals liefen ein paar klare, blitzende Perlen hinab in daS leinene Hemd. S,c ließ die enie sauen und breitete die Arme weit ad von sich. So stand sie eine Weile. Der heiße Dust des Kornes, der glühende Atem der durchsonntcn Felder, der weiße Glast, das Summen der tausend Käfer, das feine Klirren sonnenveraoldeter Halme waren wie ein starkes Lieo um sie. Ein Glockengcblmmel durchvram vie gleißende Stille. Unten am Rain legten die anderen die Sensen zu Hanf und sticaen zum Bach nieder, wo unter Ho- llindcrbuschwerk zwei Kinder mit dem Schniticresscn warteten. Libu cha ließ sich Zeit. Jraenoein Knecht ries ihr etwas zu. Sie zuckte mit keiner Wimver. Es war als häüe sie nichts gehört. Sie würde schon lom men, wenn es ihr paßte. Dann dreiste sie sich um. daß ihr tau scndsältcliger Rock wie eine Woge um sie ging, und sah zu dem arolzen au ernhvf hinunter, der mit seinen gelben Strohdächern wie ein Volk riesiger Pilze anzusehen war. Zu diciem Hos gehören t ion cane ihre Mutter sie vor 24 Jahren heimlich in einer schmerzvollen lUcht m tolaa geboren. Man hatte ihr das Sund ge lassen, hatte es aufacioaen neben jungen Ferkeln, Hühnern und Gänsen, hatte es dann später mit auf die Weiden ge schickt und es langsam zu einer Magd ausgezogen die wieder, wie emu rie Mutier, die Felder und da? Hich vcr sorgen mußte. Die Mutter war geZiorven uno t buscha war allein. Wer der Bater war. wußte niemand. Libufeba war nicht wie ihre Mutter war. Sie batte eiwas Starkes, Wildes, Herrisches an sich. Schon wie sie cmherging war anders cU bei den anderen Mägdcn. ie hielt sich gerade und konnte die 'l'mn an sehen, daß es ihnen eigen zumute wurde. Ein berrischer Geist lebte in ihr. UNd sie war hübsch, daß alle Burschen hinter ihr her waren. Und alle Weiber halten einen geöeimen Haß gegen sie. Warum? Das wußten sie selbst nicht. Am meisten aber war ihr die alte Bäuerin auffällig. Wie sie ihr auflauerte, wie sie ihre kleinen bestiegen- den Augen auf sie richtete und immer ihre scharfen Kiefer auseinander ricv, als wollte sie Liduscha zwischen ihnen zer malmen. Die Alte batte Anast., DaS wußte Libuscha sehr wobl. Angst um ihren Sohn, der seit drei aizren Witwer war. Libuscha lächelte höhnisch vor sich hin und begann langsam mit festen Schritten hügelab zu gehen. Unten aßen ste Umis. 'äi 'iuft heißen Hirsebreis kam ihr entgegen. Ein Knecht sagte ngcnv eiwas uno alle lachten. Die alte Anuschka brummte wulcya an: 'JJtiw immer was Uziras izavci,, Libuscha?" Sie lachte die Alte an. Sie setzte sich und begann zu effen. Wie das schmeck:e! Der Borknecht blickte sie an und fuhr mit dem Handrücken über seinen Mund. .Wenn man die Libu cha eilen icyt. krieat man von neuem Hunger.' Dann iß, es gibt grad genug, lachte Libuscha, Endlich waren die Schusseln leer. D:e Knechte leqten sich um und schliescn. Die alte Anuschka balf den Kindern die lce ren Schüsseln, Kruge und Haserln in die Körbe tun. Die beiden Kinder trotteten davon. Die Sonne kenaie die Luft. Die weiten Felder der Hanna glühten weiß auf. Ein paar Bienen summten trage vorbei. Die Anuschka hatte die braunen, ma aeren, abgearbeiteten Hände über die Knie gelegt und fcklief. Ein paar Mägde neckten sich saul und schläfrig. Libuscha hockte, auf den linken Arm gestützt, auf dem heißen Rasen. Ihre grauen Aunen suchten durch diese weißglühende Stille. Mit einem Male bimmelle wieder die kleine schrille Glocke. Unten am Gehöft erschien der Bauer. Er hielt die Hand über die Augen und staute herauf. Libuscha fcbnellie empor und ging steil die Lehne entlang. Seine dunklen Augen verfolgten jeden ihrer Schritte. Sein braunes, glattes Gesicht, in dem die Augen so tief unter der scharfkantigen Strine lagen, war wie steingemeißelt so ruhig, aber die Auge blitzten und lebten wie unruhige, bren nende Flammen. Die Libuscha'. Herrgottfakrament die ses Frauenzimmer zerfraß ihm seine gan?e Ruhe! Unter seinen Knien möchte er sie wissen und erdrosseln vor Haß und Wut! Und dann wieder hielt ihn eine Scheu ab, die et sich gar nicht erklären konnte. Er spuckte zmiscken den Zähnen so weit wie noch nie: von -Ver Ofenbank bis in die fernste Stubenecke. And als nach kaum liebn Minuten der .Schlitten' die Scbwelle seines Bewußtseins passiert batte. da fck.lug der alte Pickel mit der Faust auf die Ofenbank, daß es nur so schepperte; er bekam einen blutroten Kopf und schrie wie besessen: Krcuzteufl, verhallter! Was geht mi dein Scblitlenweg an!' Einen DislurZ über Schlitten und Sckzliitmez ließ der lte Pickel nicht i Und daj wir auch beireillich. Wenn sie ihn so ganz und fest an blickte mit ihren lebendig flimmernden Augen, mußte er an die Hanna denken, die so blanle und glänzende ueuen vor beitricb. Gerade so waren ihre Augen. So fremd, fo gleißend, so gleichgültig.. Dann zuckte er die Achseln. Emt Magd! Ein geringschätziger Zug spielte um seinen dünnlippigen, slawischen, gro ßen Mund. Eine Magd! . . . Aber die Magd ging gleich einer Her rin neben ihm her, beherrschte sein Bei langen, schürte seine Sehnsucht zu bren neiider vier Libuscha! . . . Libu scha! . . .' Die Sensen und Rechen lehnten auf der Tenne in einem Winkel. Die brau nen Knechte schliefen und die Mägde fchlicfcn in ihren heißen Kammern. Ein großer, silbertlarer Mond glänzte über dem weiten Land. Libuscha stand an ihrem Kammerfcn stcr. Sie gab ihren Hals, ihre weiße, leuchtende Brust der Nachtlust Preis. Sie össlicte ihre heißen Lippen und trank gierig den kühlen Atem der silba nen Nackt. Die Sonne brannte weiter In ihrem Zungen Leib, und sie konnte nicht schla fen. Das Wasser im Krug schmeckte öde und leer. Sie hatte Durst. Ta fiel ihr mit einem Wale ein, daß sie hinunter zum Fluß gehen und dort baden konnte. Sie beuate sich zum Fenster hinaus. Kein Mensch würde sie schcn. Sie mußte nur vorsichtig die wackelige Stiege hinab kommen. Sie zog die Schnur ihres Hemdes fest, steckte die Zöpfe hoch, nahm ein graues rohlinnenes schmales Hand tuch um den Kopf, die Schuhe in die Hand und schlurfte hinaus. Hinunter über die knarrende Treppe, über den Gang, nun die kleine Türe auf und sie stand draußen im Hof. Ter Schatten der Pumpe lag wie ein langes Gespenst über der weißen Erde. Husch war sie aus dem klaren Geviert und im Schatten der großen Tenne. Tann wieder im weißen Silberlickit. Jetzt spürte sie den kalten Tau der Wiese auf ihren nackten Füßen. Ach wie das wohltat! Nun lief sie nicht mehr. Nun konnte sie keiner mehr seken vom ' Hose. Federnd schritt sie durch das scharse, taunasse Gras. Und dort gleißte der kleine Fluß aus. Eine niedere Holzbillcke zog mit ihrem dunllen Geländer schwarze Linien über den gleitenden Schimmer hinweg. Endlich war sie da. Weiter unten am Ufer standen Weiden. mit ticfhängenden Zweigen über der Fliit. Sie fah ins Wasser hinab, das nicht tief war. Jedes Steinchcn am Grund war zu seben. Aber das Wasser war schwarz. Nur obenhin glänzte ein sil dernes Leuchten auf. Libuscba riß Hemdschnur und Rock band ans. Ihr Leib leuchtete auf. dann fchriit sie auf den kleinen Fluß zu und sprang in iilcki kalte Tahingleiten der kleinen, nachtnillen Wellen hinein. Tas Wasser reichte ikr knapp an die Hüsikn ehran. Sie taucbte unter und kam mit Silberaeriesel auf Rücken und Brust empor. Tonn begann sie bis zur Brücke hin in lautlosem, langsamem Tempo zu schwimmen. Tann zurück und heraus aus dem Wasser. Am Ufer fchüt leite sie sich wie ein junges Tier die Riisse von den Gliedern und lachte, lau! los beglückt von der Frische, die sie durchströmte, die sie von dem kieselklaren Grund mit herausgenommen hatte. Wie eine Bronzestatue leuchtete sie, als sie zu ihren Kleidern schritt. Langsam, immer noch das Gcsühl des gleitenden Wassers um den Leib, griff sie nach dem Handtuch. Wasserperlen schimmerten aus und verschioanden. Tie straffe. jung- esnde Haut prickelte, xann luipie ue Hemd und Rock über, fuhr in das harte Schuhwerk, nahm dos Linnentuch aus und ging rasch über die Wiese. Sie lausckte. Nichts rührte sich. Aber was war das? Im Altenteil war eben ein Licht gelöscht worden. Sollte die Alte auf gewesen sein? Sollte sie gemerkt haben, daß jemand über den Hof gegangen war? Ter Alten entging ja nie etwas. Sie lauerte stets wie eine Spinne auf alles Gesinde, auf Haus und Hof. Libuscha blieb im Schatten der Tenne stehen. Ihr Herz klopsie. ols hätte sie' unrecht getan. Sie lehnte sich an die Mauer. Tann riß sie die Schuhe von den Füßen und sprang quer durch den hellen Hof. Gott sei Tank die Tür war auf. Sie knarrte und der Schlüssel kreiscbte. Geblendet von dem Wechsel von Licht und Nacht tastete sie sich zü rück. Und dann war sie wieder in ihrer Kammer. Aufatmend blieb sie stehen. Sie zog die festen Mcssingnadeln aus den Zöpsin und schlüpfte ins Bett. Ihr Herz klopfte von dieser letzten Angst. r'iv.a. vM firinern mühen ,gji, ifrraabie uvA fcnr aller cunb': iftrdl' uns biet au aller Kos, Suit' uns zu 4a cfu m ich dem Die Lider fielen ihr bei den letzten kaum noch gestammelten Worten zu. .Führ' uns zu Jesu nach . . ging wie ein leichter Schatten durch ihr in S Silos versinkendes Bewußtsein, dann schlief sie den, festen, traumlofen Schlaf eines zungen, lrastvoll-gesnnden aue Wn. . . Der Bauet stand gebückt hinter dem Fenster seiner Kammer. Sein Gesicht sah nicht gut aus in dieser Stunde. Wie ?,n Raubtier zum Sprung geduckt stand er da und horchte. Seine tiefliegenden Augen blitzten tückisch auS ihren um schatteten Höhlen. Seine braunen, ha- geren Finaer krallten sich in das Fenster brett. Wissen möcht' er, wer der Li buschz nun folgen wird. Er hat sie au! dem Schatten der Tenne schleichen und über den Hof lausen sehen. Ein höh nisches Lächeln zerrte seine Lippen zu einem Glitten, ,Ra ji so sind sie alle Ue verdammten Luders! Je stolzer und abweisender eine tut. desto sicherer ist ein Kerl dabei m Spiel! Der soll ihm mit unter die Finget kommen.' Er sireckte in Haß und Gier sein scharfgeschnitteneS Kinn vor. Große, starke Adern, schwollen an. und der Haß wühlte in seinem Blute, daß es ihm wie Feuer durch den sehnigen Leib brannte. Das Lichtgeviert im Hofe wurde von dem wachsenden Schatten allmaylim aus gesaugt. Aber alle bliev stiu. war also keiner vom Hofe. Hatt irgendeiner anZ dem Torf unten. Ein Frösteln lief über ihn hin. Er sah in der beginnen' den Morgendämmerung au! wie ein Greis. Müde schlief er ein und träumte einen wirren, schweren Traum von Libu schas Augen. Erschreckt, verwirrt, fassungslos fuhr er auf. Helle Sonnt war in seiner Schlafkam mer. Er rieb sich den Schlaf aus den Augen dann mit einem Sah war et aus dem Bette. Ein Blick auf die dicke, silberne Uhr zeigte ihm die siebente Stunde. Im Nu war er gewaschen und in den Kleidern. Er schämte sich. Ein Bauer und verschlafen! Nun war alles schon am Feld. Er ging in die Küche. Seine Mutter saß neben dem Herde uud schälte Kartoffeln. Sie blick! böse auf. Seit wann schläft ein Bauer wie ein Heirensohn?" Ja, ich hab' einmal verschlafen,' brummte er. Schmerfällig erhob sie sich und machte ihm die Einbrennsuppe heiß. Er setzte sich an den Fensterplatz des Tisches, von wo er den größten Teil des Hofes über sehen konnte. Mürrisch schnitt er sich von dem schwe. ren. schwarzen Kornbrot ein lua av. Endlich stand die dampfende, würzig rie chende Morgensuppe vor ihm. Die Alte saß miedet am Kartoffel schälen. Unter den gesenkten Lidern blickte sie zu dem Sohne hinüber. Ein böses, höhnisches Lächeln spielte um ihren derben Mund. Sie wußte es ganz gut, däfz er der Libuscha wegen bis ins Morgengrauen gewacht hatte. Mußt halt ein andermal schlafen und nickt um ein Weibsbild aufpassen!" Weibsbild? .... Hab' auf kein Weibsbild gewartet!' Wenn ein Mann die halbe Nacht hin- ter dem Fenster hockt, tut er's nur um ein Weibsbild.' Alsdann, wenn Ihr es wißt, ist's Za gut. Da braucht man weiter nicht viel Worte verlieren.' Er würgte ein Stück Brot hinab, warf den Löffel hin und schritt zur Küche hinaus. Tie Alte Iiefz eine üiieue die Hände ruben. So sind sie alle, diese Mannöleul'. Sauarob. wenn man ihnen mir der Wahrheit an den Leib rückt.' Ihr Mann war gerade so gewesen . . . Sie stierte vor sich hin. Immer hatte er sie betrogen . . . Immer war er im Borteil aeaen sie gewesen. Aber dann dann hatte ihn der Gevatter Tod ge ! holt sort von seinen Heimlichkeiten. fort von den gefälligen Wewern ou von der WirishauLbank fort von HauS und Hof und sie war Siegerin geblieben. Hatte geherrscht und bcfoh Un. Alles hatte sich ducken müssen vor ihr. Und wenn der Sohn nun auch den Hof übernommen hatte sie war doch die Seele von all diesem Reichtum ge blieben. Heimlich regierte sie. Heimlich hatten alle Angst vor ihr. Und das war gut. Nichts anderes wollte ste. Den ganzen Tag über lagen l!c. schwere wein ickaraue Wollen am im rncL Tie Luft war leblos und heiß. Die Menschen schlichen matt zwischen Scheune und Stall dahin. Die Rinder lagen saul mit lechzenden Mäulern auf den Ziegelböden der Ställe. Auf den Zäunen binaen ganze Bunde! von vut leinenen AtaiSiowen. ic Painoir- Lpfcl glühten zwischen dem graugrünen, rauben B attwerk aus. Libusma schleppte aus dem Warten einen Korb voll Bohnen über den Hos, Sie b eit d e Arme steif. lemmte den Korb on ihren Leib und bog den Kopf uruck. Der Bauer stand unter der Hauiure und tat, als sähe er sie nicht. Aber j der Schritt, den ste tat. jedes Aut-und-ik der ihrer prallen Brust brannte in sei nem lule Wider, r narre nie ijancz in seinen Taschen. Die Nasenflügel z,t terten und fein kleiner, runder niederer Slowakenhut saß ihm t:es tn Nacken. Eben laut er von leinet Ä.uttet, oie ,atz auf ibrem hoben, grellbemalien Bett. zwischen hochsusgistapelten Kissen und. Nöbnie. Sie batte wieder den Kramp , Die Anuschka lief mit Efsigtüchern ob und zu. Die Lust war zum wiese dumpf in dem Zimmer der Alten. Angst voll blickte die Kranke in der niederen Stube umher. Immer und immer fuhr sie sich über das Wirre, graue, dünne öaar. So stritten zwei Frauenbilder in sei ner Seele. Immer verdrängte daZ Bild der kranken Mutter daS det jungen Li- buscha. n Mitten auf det Wiese, die zum Fluß hinabführte, blieb Libuscha stehen und blickte sich um. Ganz weit is.ber den im Dämmerlicht des Sommerabend ver fchwundenen Linien der Hügel stand eine schwere weißlichgraue Wolkenwand. Sollte ste umkehren? Bis das Wetter kam. war sie längst wieder auf dem Hof. Und d e Lust war 0 azwer. Sie mußte ins Wasser, und wenn auch mit um einmal unterzutauchen. Als sie sich der Kleider entledigte, blickte sie auf das Torf hinüber. Vereinzelte Lichter flimmerten durch die rasch zunehmende 'Nackt. Ein Frösteln lief iht übet den Leib, Es wurde alles so dunkel und undutch dringlich schwarz ringsum. DaS Wasser war schmarz, und es glitt raschet flußab als sonst. Vorsichtig tauchte Libuscha ihren rech ten Fuß hinein dann sprang sie tnl schlössen in das gleitende Dunkel und taucbte bis an die Schultern unter. Sie . schüttelte, prustete und beutelte sich, daß das Wasser in taufend duntlen, geheim niZöo2 schimmernde Serlen. vo ihre. Schultern, vrttst und Arme sprang. I Sie schöpfte mit gehöhlten Hände Wasser auf und kühlte sich die Stirne. Plötzlich schrie sie auf. Grell, entsetzt in wahnsinnigem Schreck. Ein Kopf wa, even ,l?r outgciaucnr. Sie wollte sort, aber zwei eiserne Ar me schlangen sich um ihren Leib. .Libuscha! Libuscha. hab' ich dich endlich!" . Sie griff nach Heien gierigen anocir und wollte sich befreien. Aber der Bauer war stark. Er hob sie über daS Wasser, daß sie wie ein Spielzeug seiner Laut vor ihm zappelte. ; .Panenla Maria, laß mkfl - .Sterben will ick) lieber, als dich las fen, Libuscha!' Er ließ sie ins Wasser gleiten. Tann druine er aus. ie tmuc ihn in den linken Oberarm gebissen Aber er ließ sie doch nicht. Da brach sie in die Knie. Alles wurde ,loali,t,icre Nacht um sie. . ,. Mliila, mit delu'm mildem ind . , . Irgendwoher tönte ein Klingen itt - ihrer Seele, das wuchs Mit rasender Schnelligkeit zu einem gewaltsamen , Brausen und weltersüllenden Donner an. , . Bewahre unö d,'r aller Cund'. Diese Worte rauschten in wilder ?kigst neben Libuscha durch die schwarze, droh" nende Finsternis Durch die Weidcn sauste ei Zahek Windstoß. Hinter der wachsenden Wol kenbank zuckte ein Blitz' auf. Das Was scr rauschte stärker und stärker. Unter dem vorspringenden Dach der großen Tenne lehnte der Bauer a der Wand und starrte über den Hos aus düe Haustllr. Das Haus war licht. Hin ter den Fenstern der Bäuerin bewegte sich ein Lichtkreis. Dann wurde die Tür ge. ofsnet, ein Knecht kam heraus und blickte spähend über den dunklen Himmel, tritt jammerndes Bimmeln irgendeines Glöck chcns weckte den Bauer auö seiner Starr heit. Der Kirchendiener erschien mit dem Nauchsaß, dessen Keite er fest um diö Hand geschlungen hielt. Hinter ihm tauchte die hagere e,ta!t des Psarrers auf. Er hielt das Allcrheiligste mit bei den Händen an seine Brust. Der Wind verfing sich in den langen Schößen der ' Soutane, unter der die groben, weißen Spiken der Alba bervorschauten. In be dachtsnmer Hast schritt er dahin. Wie ein rauinviid giili rneje crajeinung an dem Bauer vorbei. Tann kniete er vor dem Bette der Mutter. Stan, Goli sei mit dir . . . Sian, beirate wieder und laß die Libuscha in Frieden sie sie ist deine Schwe stet Sian dein Batet war auch ihr Vater darum hab' ich sie immer gehaßt Gott vergib mir Gott steh' mir bei Sian, was was hast du denn? . . .' Angstvoll suchten ihre Augen in ihres Sohnes Gesicht. . Er war bleich, voll Grauen, verzerrt, die Augen schauten wie im Wahnsiim aus die alte Frau vor ihm. Er starrte sie an und ihm war, als dehnten sich ihre siahlgraucn Augen zu eisernen Rei fen, die unbarmherzig, unabwendbar fei nen Kopf einspannten. Er konnte ouZ dieser Enge nicht heraus. Er sah nicht mehr, daß die Mutter plötzlich den Kops . zurücksallen ließ, er fühlte nicht, daß ihr!' ' Hände ihn lvögelassen und willenlos, gleichgültig herabgeglitten waren. Er hatte nur d,e Entbindung, als umgab; ihn eine grauenhafte Stille und undurch dringliche Nacht. Und dann begann eiir flnß ciiifiiitctiisch.cn, auf dessen Grund weiße leuchtende Frauenleiber dahintrie. ben. Sie hatten die Augen offen und starrten ihn on. Und ihre Lippen be. wegten sich ... Am nachiten Morgen schleppte Kral. der Hoshund. Libuscha roten Rock da her. Die Libuscha hat keiner mehr ge sehen. Es hieß, sie sei, vom Gewitter überrascht, beim Baden umgekommen, Vor hundert Jahren. Wer allen Stichen und dergleichen nachgeht, den erinnert bisweilen ritt; ?Mgbla!t n die Freude der Menschen vor genau hundert Jahren über die ge segnete Ernte. So zeigt eines im Hin terarunde ein Tötslein in goldenen Hal ' nun, im Vordergründe ziehen vier Gäule einen von geschmückten Schnitterinnen geleiteten hochgeturmten Erntewagen, dem Trompeter voraufjubeln. Und der Pfalmist komm! dabei reichlich mit schö nen Strophen zu Ebren überall ragt ein umkranztes Schild mit einem Tank- sptuche auf. Eine 5ttiegsdauer von mehr Is 2 Jahren war überstanden. Mißernte? des Wtrncs und des Obsle hatte eS von lbll bis 1817 gegeben, und 1816, s berichtet dieses süddeutsche Flugblatt, habe 73 Tage lang anhaltendes Regen Wetter und allgemeiner Hagelschlag die besten Ernteaussichten vernichtet. Eine) ungemclne, beispiellose Teuerung. 10 er zählt das Blatt, die beinahe den dlge meinen und völligen Hunger erzeugte, war das jammervolle Los. Für etn WnUer tfrrnrn nitrh?Tl ITst sMulhen Yt zahlt, für einen SAesfel Gerste C3 nd für einen Scheffel Dinkel 48 Gulden. Vielfach suchte man Gras zu kochen und Brot aus Kleie und Baumrinde zu backen. Da gab ober das Jahr 1817 daZ beste Getreide, dessen man sich nach die len Jahren erinnern konnte, dazu im Ueberslusse Gemüse und Behnensillchte. so daß man sich, wie das allerheriuchpe mit Speisen erquicken und sättigen kann, wofür der ollcrbaimü lin Güte Gottes innigster Seelen mit- cerzens-Dan! ge sagt und ausgesprochen sehe'. So ena auch Freundschaft, Liebe und Ehe Mensen verbinden: ganz ehr lich meint jeder ei am Ende doch nur mit sich selbst und höchstens noch mit sei nem Kinde. Die Seltenheit der Vergnügungen gibt der geringüen Gabe (zieschmackz denn der Genuß liegt in dem. wa n'an fühlt, und abgestumpfte Menschen stih. len nichts mebr. denn Uebersaitigunz hat ihnen den Appetit geraubt, währen tfmtbehnina, jene höchste der menschlichen Gabendie Fähigkeit, glücklich ZU .sci' erhält.