Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, October 10, 1917, Image 2

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    ' ' . .... , ' ',,..
Tägliche Omaha Tribune.
An ösv Isslizsfront.
CKSewchblattrr ans der zehnten Isonzo-Schlacht.
Ter Kriegsberichter statter Willy
.erLZum aus suncb gibt tu seinen
. Tagebuch blättern aus der zehnten
Vvlcnzoiqlacht nachstehende Schilde
runz seiner Erfahrungen aus dem
' ?'"C Zur Front:
Am Standort der Jsonzoarmee,
22. Mai.
Man muß Glück haben, besonders
c!s Kriegsderichterstatter. Es genügt
, nicht, einmal an einer Front gewesen
zu sein, wo nichts los ist uns wo
; man vergeblich auf die Auslösung
bit Spannung wartet, . die in der
. Luft des Krieges aus nächster Nähe
liegt. Denn Schlachten lommen nicht
aus Bestellung; sie sind ein Produkt
ks gegenseitigen ununterbrochenen
Weoöachtens, des langen Laujchens
? und Lauern!, sind die plötzlich in die
' Erscheinung springende olae eines
dielleicht nur schüchtern unternomme
nm Tasiens an irgend einer Front
Pellung. das, wie eine Lawine, das
ganze Frontgeöiet plötzlich zum Auf
rollen bringt. So kam ich vor ändert
halb Jahren durch einen Glückszufal!
zust i die vierte und fünfte Jsonzo
schlacht hinein, damals, als die Jta
licner und die Oesterreicher und Un
gärn sich noch um die Podgora rauf
ten und Görz, die unglückselige, feit
her für Oesterreich verloren gegangene
Stadt, noch im Feuer der italieni
scheu Geschütze lag. Seither ist aufs
neue Viel Blut mit den sckimukiaen
. Wellen m Jsonzo ins Adriatische
Meer geströmt; viermal setzte die ita
lienische Offensive ein, sie letzte vor
etwa einem halben Jahr? und hun
; derttau sendfach zersplitterte das
scharfkantige Karstgestem, und Trich
ter legte sich neben Trichter in der
Ebene des weltberühmt gewordenen
Flüßleinö, von dem früher viele nicht
einmal den Namen kannten.
Das Kriegspressequartier hat sich
jetzt m der Nahe von Wien nieder
gelassen, in einem reizenden Stadt
chen an der Grenze der Residenz wo
es in der Frühlingspracht auch dem
gewissenhaftesten Wann der Presse
schwer wird. Kriegsberichte zu schrei
ben. Alles blüht ringsum und badet
sich im Sonnenglanz, und in diese
schöne Maienzeit hinein fiel die ftun
de vom Beginn der zehnten Schlacht
am Jsonzo, die auch unser Häuslein
rebellisch machte. Wir reisten gerade
durch die erzgesegnete Steiermark, um
in Bergwerken. Waffenfabriken und
Hüitenanlagen die gewaltige Kriegs
arbeit des Hinterlandes zu studieren,
als mir ein Telegramm des Kriegs
pressequartiers die Ordre gab. sofort
mit offenem Befehl, dem radikalsten
und wirkungsvollsten Reisemittel, um
im Kriegsgebiet rasch vorwärts zu
kommen, zur Jfonzofront abzugehen.
Heraus aus Koffern und Rucksack.
was nicht unbedingt nötig ist, hinein
in ihn, was man zu einer Frontreise
braucht, den Sack zur Hand, die nä
gelbeschlagencn Stiefel an die Füße,
die Neisedecke aufgeschnallt und dann
vorwärts, hinunter nach Süden! Wir
Leute mit der Kriegsfeder haben ja
im Laufe der Kriegsjahre gute Rou
V:fsvöevung von verwundeten im Felde
? y jism "..-aiL --' rfs5Su?-! "
' yw?
rf&??
SSMOsK
FZ mm 'm-rw-yi!- Wrfi " ' :; VT&a jSX BfF! , &&lf2riB'2if-li-frir.
fflW jYisSXtSPP WTti
WMVri FqI t t i 1 1 r 1 P-M y-v- uö .5?
il-S'. i t-- ulw 7ktz-z' ' 1 & L- lOiji-- 3s.-- JjkZ . .Jrl
GWzMHWMMTS
mmäimmM
l" 7- -J?.-.g ijec- -
i T-"i- t '-v
U yiriXri iSjr-': - - 5
Ar-ht, - zf-rfz,:;
vl-Si" ä vsr,5-!5vv
Tcnufeung einer Drahtseilbängebahn zum raschen und bequemen ZxtmSpoü von
Verwundeten m den Vogesen.
Die Drathfeilhängebahn uberschrei
tct Täler. Schluchten und Flüsse ohne
Schwierigkeiten u. in großen Spann
weiten. Der Betrieb und die Sicher
' reit der Bahn werden durch nichts
beeinflußt. Solche Bahnen lassen sich
mit den heutigen Mitteln der Technik
. überall errichten und haben außer der,
. C
z f y
.,
-Pi
. ,
Feldbahnen sind die Fllllgefäße hin
untergenommen, und eine sogenannte
steife Platte bildet jetzt den Fußbo
den. Ganz anders dageaen in den
Vogesen. Hier sehen wir steile Berge
und an zahlreichen Holzgerüsten eine
nlbahn. Solche Seilbahnen beför
Lern im Gebirge häufig Baumstämme
Y.
zZ-J"- ' " ,". I
s irr aa
Hfl ,4 .' 't-
Aih1 &i
Jm-4J-$
,i -v i-ivrii v ' " y-
- .A ' A. j
. 'jfciPT i t .Jt s Tk.' . u4. m
Vli l,')-
iifetefc
'tQ2
mk
-ä?-..r
a.
"V,,'' t--
!Ui-"-.-s5:r
V -V. - V-A)3-qs;
Css---T-S-
ZM
mm
y'iU
M
js
"tfVi Ski
?
ii4
f
-lT
,rwAr,' " "in,.
: "-1?r-
fanlctjiBöjtn rct Feldbahn, mit denen Verwundete von der Front zum nächste
Etappenlazarett befördert werden.
z?rn Leitung' fhigkeit euch noch
den Vorzug, daß sie den kürzesten
23:2 einschlazen können.
..
SV
TtsrrJr -fZa&
l!j nus 'Äiiiv
.in. ! -ji lii.'Urf , j, .m 1 ii
' ; rJ-4-r)M ir
i4:-W,fi
" Ä ' :
pfeif!
k
-
Ci"
u
lonSKaon deS azarettzngS.
-tiz sind die Mittel, mit de
. ;!Au:cu7,dw cul der
i ircttcrJ" die Ctappenlazarette
i ;:er a -ir sehen auf einem
'." l.:Vf enem, sandigem
l von denen zwei
' :-.';t c.-'iy-tx en, eine Anzahl
,-):7!en. n den
oder Steine ins Tal. In diesem Fall,,
hat man die, Füllgefäße zur Lager
statte von Verwundeten gemacht. Xit
tt Transport ist weit angenehmer
kür Verwundete als die Beförderung
auf Wagen, weil die Fahrt in solchen
Hängebahnen sehr sanft von statten
geht.
prr1
niL-V--'ift M
iiSiiri
r, --L irt ?
"YJlsM'tW
kfWM
ZZs " V I
juf?ii i .1
mtzszi
KrankeiitranAportwagen.
. Die Wagen können von beiden Sei
'ea vom Gespann gezogen werden, so
daß kein Umschieöen notwendig ist.
tine für KriegSreisen bekommen und
wissen, daß mit angehängtem Ränzel
der Weg nach vorn leichter zu errei
chen ist. wenn auch die Hilfsmittel
zur verfeinerten Lebensweise zu Hause
den die Straßen fortwährend derbes
sert und ausgebaut, aber. Tausende
von Truppen, Tausende von Auto,
Tausende von Fuhrwerken oller Art
ziehen taglich darüber hin, und die
r
'
'V V
-. w
.v
-"""r
V'
, ttr
u
SGssÄMWW
--r--ZT T-STlV
jc-esr r: r. Ml;.rVyuli.) 3y-ig Jfl Z -,
ÄMeh
.i-S:-- lj.-.ii ij5T. .iTr.yr!''-LUJ , ' V - v1- ,A"
t fc-Lr SiJLjrM
ctriCr.-i: .
;-! "Tii ' lZr!r Trr - 4 Vi . .
.l-ggV i-y---TT'rJ UZr ' -5
L'T' '- Ji
toj" yS''' - w
ii . ,. . . - n-nT.jf . " ' 'f -j i . . , ' .
Mm -'l.'jly P J f ? ( ' .
xri&zZ&z 'l :
4rliSk 2: ;, , v' '
ssssesäIJ- sf'4':ft "l
C'fUj
ol' JTlrv 'smJJ, iin-rtlrM
'-2w-t. n-i . n H ast i - Ay:: V. tht'-trUM
jsPm WwwPWV JJ-y&rf?rRP 'tii
OMffijig. II JjmLJ s W:,lii '-II
3fJMMM
Venedig: !Tcr Ai:'erpla der Torpedoboot'flottille an bet Riva degli Sckiiavone,
Im Hintergrund der Togeiwalaft und die jiircl Et. Z'Iaricr della Solule
x soivie der Eingang züm CanIe (Ärande.
bleiben müssen. Gewöhnung ist alle,
und was Offizier und Mann durch
Monate und Jahre hindurch fertig
bringen müssen, ist auf Wochen, so
fern man guten Willens ist und sich
als Glied des Ganzen betrachtet,
leicht zu ertragen.
Die Südbahn ist das typische Bei
spiel einer Kriegsbahn; durch sie geht
zum guten Teil Heer und Heeresiioß
nach dem Süden, auf ihren Schie
nen rollt hinunter, was Mann, Tier
und Kriegsgerät brauchen. Ein Stück
grandioser Krieg sarbeit zeigt sich in
diesem großen Teil der rüclivärtigen
Verbindung, die dem Krieg gewisser
maßen das Blut zur StoVtrast zu
führt, und man staunt, wie durch
diese lange Zeit hindurch dieser
5triezsvertehr in seinen foriwähren
den Steigerungen und Komplikatio
nen durchgeführt werden kann. Erste
Regel bei Kriegsreifenden ist immer
noch: Fahre mit dem. was dir in den
Weg kommt, und warte nicht aus
Bezieres. Ob der Zug irgendwo lie
gen bleibt, ob du einen Platz hast
oder keinen, wann du ankommst: das
ist alles Nebensache. Man muß sich
Zeit nehmen und seine Kriegsdcgi'r
den zurückstellen, bis man glucklich am
Ziel ist.
Generaloberst Boroevic ist noch im
mer der treue Führer der Jsonzo
schlacht, der mit seinen Oesterreichern
und Ungarn das Karstgebiet und ein
Stück Krain bis hinaus zu den Äcr
gen Tolmeins zehnmal gegen schwere
Anstürme gehalten hat, und Triest,
die Handelsmetropole Oesterreichs an
der Adria. verteidigt. Sein Haupt
quartier hat er am gleichen Orl wie
vor anderthalb Jahren, und noch Die
damals flitzt und fliegt es ununter
krochen in regsamer Tätigkeit vor
über, und die tausenderle' Fäden
zwischen der Front und dem Gehirn
dieses Kriegsabschnittes weben her
über und hinüber. Aber auch hier
in den rückwärtigen Äusläusern des
Karsts ist der Frühling eingezoZen;
Vogelgezwitscher begrüßt uns, die
Wiesen des Gartens stehe im ersten
Gras, und in der Sonne sitzen dienst
freie Offiziere und rauchen gemütlich
regenlofe Maicnzeit macht die Stra
ßenverhältnisse nicht besser. Aber halt:
einen Neubau muß ich doch erwähnen,
das Llriegskino, das ein baukundiger
Offizier mitten im Ort gezimmert
hat. T!e .Toteninsel", irgend ein
Filmschmarren, aus dem Böcklinschen
Bilde herausgebacken, wird heute ge
geben, und dazu noch ein paar Lust
spiele, aber glücklicherweise kein
Kriegssilm, mit dem die Kinokricger
den Leuten an der Front nicht im
ponieren können. Auch ein lus Wie
ner Schauspielern zusammengeletztes
Ensemble, das unter anderm Schnitz
lers Liebelei" und ein paar Blu
menthalsche Lustspiele zi'i Ausfüh
rung brachte, gab hier, zum Brechen
voll, Vorstellungen, mußte aber schleu
nigst verschwinden, als vor zehn Ta
gen Cadornas Kanonen aufs neue
die Kriegsweise aufspielten.
Eine sengende Glut liegt auf der
Straße, als Marschbataillone zur Ab
lösung vorwärts mar-schieren. Es sind
Wiener und Kroaten, die ins Feld
ziehen, mit gelbem Staub ledeckt vom
Schuh bis zum Gesicht, ade: sie sin
gen ihre deutschen und kroatischen
nieder und lauschen vergnügt dem
Spiel der Handorgeln, die der eine
oder der anocre trotz dem schweren
Rucksack auf dem Rücken mit in den
Schützengraben nimmt. Einer hat so
gar seine Geige bei sich, fest aufge
schnallt neben dem Brotlaib und der
Gamelle. Russische Gefangene, die am
Wege arbeiten, halten inne u. d schau
en den langen Kolonnen nach; die
paar Landslurmleute älteren Jahr
ganges, die zu ihrer Bewachung da
sind, schmauchen gemütlicks ihr Pfeif
chen und sehen alles andere eher als
kriegerisch aus. Man hört es immer
und immer wieder, daß der Russe
zwar ein langsamer, aber ein guter
und gutmütiger Arbeiter in, gefeit ge
gen jede Witterung, unempfindlich ge
gen die Kälte und gegen die Hitze,
und auch der Staub geni'rt ihn nicht
stark, noch weniger die heulende Bo
ra, die normale Europäer zur Ber
zweiflung bringen kann. Man sieht
die russischen Kriegsgefangenen im
sujmva lyrer craunen. yvhen Müt
.IM ixuujUI sniiuiltui , L , , r i ...
ihre Zigaretten, welches Lebmsmittel j en schirm, viel ,n
.., i um, (jciuetn vroei
ten. sie verrichten ihr Tagewert mit
oen auern. kutschieren allein Fuh
ren von irt zu Ort. und niemand
in eperreiq moer jetzt zu einem
nicht leicht erringbaren und zum Lu
xueartikel erhobenen Gegenstand ge
iu 5k:r. vwirf. rx.: .
ice M Ityem- fc.llufr)rflini n.". c,"." V:.
oaren Friedens am w ckt stten P.ri 1 . i". m
' ---ei ... j ri . irtfl. .: r.r.t . . v
clt im eilten i- Z .""iastulltt" erngcicci, uno
tu im cqit h. X, ,Mi,. - v v w.
.. o""'""" ivuu uircijll IIUI
oer ganzen Front wir
Moment vielleicht etwas sonderbar,
aber es ist ein Zeichen, daß auch im
Kriegführen eine gewisse Ordnung
und Regelsich herausbildet, und daß
das Räderwerk des Krieges ?ut funk,
tioniert von der ersten Stelle an der
Front bis zur letzten, die als Dreh
Reice das Ganze leitet. Meine Pa
Piere sind bald geprüft und werden
richtig befunden, eine Reiseroute an
drei verschiedene Frontstellen für die
nächsten sieben Tage wird rasch fest
gesetzt, dann wird der neutrale Mann
zum Mittagstisch gebeten, und wäh
rend von der Front her die Geschütze
an beiden Usern sanfte Tafelmusik
machen, vergeht ein angenehmes
Stündchen im Essen und im Plau
dein. Kaum hat sich der Höchstkom
mandierende vom Tisch erhoben und
nach kurzer Verabschiedung wieder an
seine Kartentische begeben, so arbeitet
auch alles schon wieder im Hause, der
Herr Generalsiabschef wie der letzte
Schreiber, der an der Front feinen
Schuß wegbekommen hat und jetzt als
ordensausgezeichneter Invalide in an
derer Form bei femem General blej
öen will.
An Sehenswürdigkeiten bietet der
Standort des Höchstkommandierenden
nicht mehr als vor anderthalb Iah
ren. Der Staub, der im Karst wohl
vig zum unkerganq de? Welt bleiben
wird, ist noch immer da, und er
schmeckt noch genau sa schleckt wie bei
meiner ersten Jsanzovisite. Wohl wer
ür jeden der armen Teufel iur ha,
hen Botschaft werden. Ich halte mich
un Sinne gegenseitiger Aufklärung
für verpflichtet, zu faaen. .K di,
Handlung der Kriegsgefangenen an
uzn ijiun in Oesterreich, wo ich sol
che sah. mir einen durchaus guten und
humanen Eindruck machte, und auch
in der Verpflegung sucht man berech,
tigten Wünschen nach Möglichkeit ent
gegenzukommen. Freilich ist ja der
Russe ein ausgesprochener Broten,
und nach dieser Richtung hin dürf.
!l leme Wünsche nicht immer ganz
in Erfüllung gehen. Denn Brot ist in
den kriegführenden Staaten knapp,
und selbst in den vornehmsten Wie
ner Restaurants muß mar. seine Sup.
pe dünkliloz löffeln, wenn man sein
Brot nicht vorsorglich von zu Haufe
mitgebracht hat. 1
- Die Professoren Wer
ne? Sombart und Hermann Schuh
mache? sind als Nachfolger Schmol
lers And Wagners an die Universität
Berlin berufen worden.
Der Erste General
quartiermeister General Ludendorff
ist zum Ehrenbürger der Stadt Düs
r.fbnrf .rncYnut w . S. . r? . - t et ..
v.Muuin mumm, vyciiirui .u
dendorff war früher Kommandeur
des Füsilier-Regiments No. 33 in
uiie.ooir.
Ili Zgxssllche Llotte.
Ihre Hilfeleistung sät die kliintkn im
Weltkriege.
Ter .Times" entnehmen wir sol
gende Einzelheiten über die Hilfe, die
die japanische Flotte bisher der, eng
lischen geleistet hat.
Dann und wann bringen die Zei
tungen kurze Notizen, die bezeugen,
daß Japan die Alliierten im Seekrieg
unterstützt, aber es ist für das große
Publikum unmöglich, den vollen Wert
des Beistandes der japanischen Flotte
zu ermessen, da gewöhnlich aus mili
tärischen Gründen nichts darüber der
öffentlich! werden kann, bis die be
treffenden Ereignisse eine geraume
Zeit zurückliegen.
Ein großer Teil der Arbeit, die bei
der modernen Eeekriegführung gelei
stet werden muß. hat kein Interesse
für die Öffentlichkeit, weil sie un
scheinbarer und eintöniger Natur ist.
Ein Schiff kann z. B. sehr lange
Zeit auf großen Strecken des Ozeans
auf der Suche nach dem Feino pa
trouillieren, und dabei begünstigt der
Zufall nur sein Nachbarschisf. Seit
dem Beginn der Feindseligkeiten ha
ben die japanischen Schisse einen gro
ßen Teil dieser Patroulliertätigkcit in
den östlichen Gewässern auf sich ge
nommen.
Am 23. August 1914 erklärte Ja
pan an Deutschland den Krieg, und
noch bevor der Monat zu Ende war,
konnte die britische Admiralität dem
Oberkommandierenden der Station
China berichten: Sie können den
ganzen Schutz des britischen Handels
nördlich von Hongkong den Japanern
überlassen." Die Folgen waren sehr
gewichtige. Statt daß die britische
Admiralität Schisse zum Patrouillie
ren auf diesen Routen abkommandie
ren mußte, konnte sie die Truppen
transporte von Australien und Reu
seeland eskortieren und die Suche
nach dem deutschen Kreuzer Emden"
und dem deutschen Auslandgeschwa
der aufrecht erhalten. Ohne die Ko
Operation mit Japan würde dies ein
sehr schwieriges und gesährliches Un
ternehmen gewesen sein.
Zwei der ersten Schiffe, die dem
Oberbefehlshaber der Station China
von der japanischen Admiralität zur
Beifügung gestellt wurden, waren der
Schlachtkreuzer Jbitki" und der
leichte Kreuzer Tschikuma", die am
5. September 3914 mit den engli
schen Streitkräften zusammentrafen.
Beide Fahrzeuqe nahmen an der
Jagd auf die Emden" teil. Am 14.
September verließ ein japanisches
Geschwader, bestehend aus den drei
Kreuzern Kurama'. Tsukuba",
,'Afama" und den Zerstörern Aama
kaze" und Umikaze. .Yokosuka. um
die Umgebung der Marianen-, Karo
linen- und Marshallinseln alzufu
chen. Ein Zeugnis für die Aktivität
der Japaner zur See in dieser Zeit
ist ein aufgefangenes deutsches draht
loses Telegramm, welches lautet: Die
englischen Schiffe haben Rabaul in
östlicher Richtung verlassen. Das ja
panische Geschwader beherrscht diese
ganze Gegend."
Unterdessen bewachten die Japaner
scharf die deutschen Schiffe, die in
verschiedenen neutralen Häfen Schutz
gesucht hatten, und blockierten Tsing
tau. Der erste japanische Truppen
transport fuhr Ende August nach
Tsingtau, der zweite Mitte Septem
ber. Am 7. November 1914 fiel
Tsingtau nach einer Belagerung von
über zehn Wochen.
Mit dem Fortschreiten des Krie
ges wuchs die Bedeutung der japa-
nischen Unterstützung zur See. Man
kann ihre Entwicklung summarisch
folgendermaßen darstellen: Nach der
Kriegserklärung operierte die erste
lapanisaze Flotte zwi chen dem Gelben
Meer und dem nördlichen Teil des
Ostchinesischen Meeres, während die
zweite Flotte vor Tsingtau beschäftigt
war. Wie schon erwähnt wurde, pa-
troullierten die Japaner im Stillen
Ozean und ,m Bengalischen Golf. Zu
Beginn des Jahres 1918 sandte Ja
pan auch ein besonderes Geschwader
von Kreuzern und Zerstörern in die
Gegend der Straße von Malakka,
und auch seither hat es der britischen
Flotte bei der Bewachung des Jndi
schen Ozeans östlich von Kolombo ge
holfen. Auf Ersuchen der englischen
Regierung haben japanische Kreuzer
bei verschiedenen Gelegenheiten wich
iige Expeditionen in den nördlichen
Pacific unternommen.
In neuerer Zeit haben die beiden
vtrbundeten Regierungen es für wun
fchenswert erachtet.' die Operationen
der japanischen Flotte noch weiter
auszudehnen. So sandte die japani
sche Regierung eine beträchtliche An
zahl von leichten Seestreitkräften ins
Mittelmeer. Schließlich wurden meh
rere Detachements von schweren
Kreuzern ausgefandt, um die briti
sche Flotte bei der Beschützung der
Küsten von Australien, Neuseeland,
Südafrika und der Seewege in der
Südfee und im Indischen Ozean zu
unterstützen.
In Leipzig lockte die
38 Jahre alte unverheiratete Hübncr
das dreijährige Töchterchen ihrer
Schwester in das Leutzscher Holz bei
Leipzig und verletzte das Kind mit
Beilhieben lebensgefährlich. Die Tä
terin wurde verhaftet. Sie gab als
Grund an, daß sie das Leben satt
habe und geköpft werden wolle.
2it$ der Heimat Soniatowskis.
Von Dr. Frltz Skowronnek.
DaS Hauptkennzeichen des ganzen'
polnischen Landes ist die Tiefebene.
DaS heißt: die Oberfläche des Bo
dens liegt so wenig über d'em Grund
Wasserspiegel, daß auch im hein,eien
Sommer d Gräben mit Wasser ge
füllt sind. Die Schneeschmelze im
Frühjahr, ja feibft der Herv,lregen
verwandelt, weite, strecken in Was
serspicgcl. Der Boden erweicht dann
zu einem zähen Brei, der dem inzei
nen Wandere. Schwierigkeiten betet
ttt. Die Straßen sind dann ebenso.
'Man könnte sie eher mit einem Kahn
als mit einem Wagen befahren, wie
mir ein Offizier voll grimmigen Hu
mors sagte. Und da haben stch gro.
ße Armeen vorwärts bewegt, sind
Ichwere Kanonen vorwärts gekommen.
,'Aver fragt mich nur nicht wie!" Davon
werden unsere tapseren Krieger noch
ihren Kindestindern erzählen, wie
ihre starken Arme und harten Fäuste
oas Unmögliche möglich gemacht ha
ben.
Polen hat im allgemeinen unter
dem Einfluß der sudruistichen Steppe
kontinentales Klima, das heißt: Heine
Sommer m,d strenge Winter und
spätestens Ende November liegt das
ganze Land unter Schnee uno Eis.
Polen ist monatelang ein einziger gro
fzer Morast und es ist vorgekommen,
daß Reiter mit ihren Pserden im
Acker soweit verfanlen, daß ihnen
5ilfe gebracht werden mußte. San
vige Strecken sind selten, meist ist der
Boden dunlel und w.ich. Und frucht
bar auch! Es wird nicht nur viel
Gelrcioe gebaut, sondern auch die
Zuckerrübe, seitdem sich dort meist
fremdes Kapital dieser landwirt
schaftlichen Industrie zugewandt hat.
Die früher sehr ausgedehnten Wäl
der sind bis aus kleine Gebiete ver
schmunden und als Flöße die Weich
sel hinabgeschwommcn. Kein Gesetz
hinderte die Profitgier an der Ber
nichtung dieser Bodenschätze, weder
schen Klelce und Opatow, der in
den Kriegsberichten öfter genannt
worden ist, verdient erwähnt zu wer
den.
Die Wegcverhaltnisse sind, abgefe
hen von der Schlittenbahn im Win
ter. entsetzlich. Kunstbauten, die wir
sj?
.riuiVvXj
3iri 4L -;
vTwir'?!'
nW?.r:::ij
wxsm
PStW4W
&um&ßi$b
Polnischer Bcscnverlaufer.
Chausseen zu nennen pflegen, gibt eS
wohl in Polen, aber sie sind nicht
das. was wir mit dem Begriff zu be
zeichnen pflegen. Ein fester Unterbau
ist wohl vorhanden, aber die. Ober
schicht ist stets eine fortlaufendr Kette
mehr oder minder tiefer Löcher.
Wenn es gar nicht mehr geht, werden
die ongrenzei.den Grundbesitzer ange
halten. Schottersteme aufzuichlltten,
die der Verkehr allmählich festfahren
muß, was meistens sehr unoollkom
men gelingt.
Bahnen gibt es in Polen natür
lich auch. Zum Teil hat sie die in
dustrielle Entwicklung erzwungen, zum
Teil sind sie aus strategischen Rück
sichten erbaut. Aber man braucht
nur durch einen Blick auf eine gute
Karte Polen mit dem benachbarten
Schlesien, Posen und Ostpreußen zu
vergleichen, um zu sehen, wie weit
Polen hinter diesen nicht gerade reich
. " .
'
; ; v
' i ;
j -iy
il
-T
"'"-''' ' 1j
- ' I
A- K ' 4
Xr
OAkfe. - f .T
v
MEVMMMW
MMA
I K.r -s--
Polnische Flüchtlinge.
früher noch später, unter russischer
Herrschaft. Jnsolgedessen leidet be
reits ganz Polen westlich der Weich
sel empfindlich unier 5olzmangel.
Eine Merkwürdigkeit Polens ist
das große Stromgebiet der Weichsel
r
i ; - X, i
- i
lfl
MtzWW
MWM
Die Kirche in Sjeradz im Gouvernement
NaNIch.
mit ihren vielen großen und zahllose
kleinen Nebenflüssen. Dieser Äasser
reichtum erklärt sich nur aus dem
Charakter der Tiefebene. Der mit
Grundmasser wie ein nasser Schwamm
gesättigte Boden vermag keine Nie
verschlage festzuhalten. Er muß sie
restlos abgeben. Wo ein wenig Ge
fälle vorhanden ist, schleicht lang
sam seine Wasserader dahin, es ist,
al- wenn das Wasser Mühe hat. sich
vorwärts zu schieben. Und wo kein Ge
fälle vorhanden ist, da liegt wie ein
scheußliches Ungeh:uer ein Sumpf.
Nicht Moore sind es, die sich durch ad
sterbenden Pflanzenmuchs zu Torf
umwandeln, fondern Geschwüre des
Erdbodens, stark verdünnter Morast
. . . Meilenlang und n.eilenbrcit. Jede
Entwässerung ist ausgeschlossen. Un
überwindlicher als das steilste Ge
birge. . . Kein Pfad führt hindurch,
geschweige denn ein Weg...
Berge? Hügel? In Polen? Mau
muß schon sehr bescheiden sein, um
diese Worte aus die geringen und
wenigen Erhebungen des BodenS an
wenden zu können. Nur im Süden
die Ltzsa Eora, ein Bergrücken zwi
bedachten Provinzen zurücksteht. Eii
nen gewissen Ersatz bieten allerdwgi
die zahlreichen Wasserwege.
Oestlich und nördlich der Weichsel
erstreckt sich ein Gebiet, das früher
mit Recht den Namen .Polesie", d. h.
Waldland trug. Jetzt ist von dem
Waldreichtum wenig mehr vorhanden.
Im nördlichen Teil, der von Litau
ern bewohnt wird, haben reiche Adels
geschlechter noch einige größere Kom
plexe vor der Art bewahrt. Im süd
lichen Teil i,t allein die Bjelowjesa
übrig geblieben, ein Urwald, der 42
deutsche Quadratmeilen bedeckt. Jhri
Rettung verdankte sie dem Umstände,
daß sie die letzte Äifentherde beher
bergt, die auf europäischem Boden
lebt. Um dies seltene Wild zu er
halten, wurde die Bjelowjesa 1803
zur Kronforst und für unverletzlich
erklärt. In wenigen Siedlungen le
ben die Forstbeamtcn und die Bau
ern. denen die Werbung deZ Wild,
futters obliegt.
Von dem Lande gilt dasselbe wie
von Westpolen. Eine sumpfige Tief
ebene, nur viel schwacher besiedelt
und zu großem Teil noch von den
kümmerlichen Haiden. den Ueberresten
der Wälder bedeckt. . . Ein trostlos
unwirtliches Land.
Die Bevölkerung deZ WaldlandeZ
jfi't.s. uzX I t I i' Ai 5
A'fFx$&
?A. t t-
i w. &sS ;,',.
I f ifc '
L ir V.UV: :
L
rii,-vvn
J Tj' r V jf-M
n7r.
wMtii
wm
m.
'S'
erkauf don Heiligenbildern, Polen,
besteht im Süden auZ Polen, die sich
wirtschaftlich wie kulturell auf der
denkbar niedrigste Stufe befinden.
Der nördliche Teil wird von Litauern
bewohnt, deren Zahl sich stetig ver
mindert.
, - i
J
jS'r !, ji . i---
'-Hd1Cji:y'"i-
P