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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (Oct. 9, 1917)
Tägliche OmZz TrlbZve JSk n deuijlhem Kri egsgeöict. Von 5.-Qaas. ' (2Iu6.) ' 2)lit Zwifchrnfpriingen in die Jeucr. l Pinie. A..;--' Mit frvhlich:n ZwischenfLNen vollzog v' sich tn Uebergang zur Sommerzeit. ? Die Ordonnanzen trommelten bereit! U lag zuvor ihre Offiziere eine Stunde trüber ans den Fcdrrn. in der ehrlichen V Ueberittiauna. dak licker eben sicher sei. i Aber das war auch der einzige Nachteil, I ' i... ! ..... , . svM'Un eil icy von 0(1 V2inmci,tii (uiui bekam. Man hat viel mehr vom - Leben." rühmt man ihr nach, und zwar im Felde wie zu Hanse. Die Sonne glitzert schon im Spiegel, ivcnn man ... sich davor den Schntel zieht; sie be gleitet noch zu einem späten ErholungS bummel im Freien und, was wichtiger ist. zur Kleinarbeit im Garten und ' Feld, wenn es Feierabend geschlagen hat. Eltern. Lehrer und Aerzte erklär ten mir rund heraus, daß bei der Som m.erzeit von einer Cchlafverkürznng bei hm Kindern wie von bNgienischcn k Nachteilen überhaupt keine Rede sei. J; Dabei besitzt das deutsche Haus zumeist ,'' nicht Fensterläden, wie wir sie in der ! ' Schweiz gewohnt sind. Der Bauer be. 1 batikt allcrdinaS nach wie vor die Hab . nenkraht als Wecker. Ein einsames Torfchen in Schleswig-Solstem soll sich sogar gcweiqert haben, die Turmuhr auf die neue Zeit einzustellen. Der Schaden für die Allgemeinheit ist nicht besonders riesia! Eine Stunde mehr Sonne wer 'kann sich darüber grämen? In SommerzeitMorgensruhe hängen wir die am Abend zuvor angepaßten Glasmassen um. Dir Mige Griff sitz! bereits, so daß wir das Ungetüm in wenigen Sekunden vor dem Gesicht hat ten. Dann jagt unser Auto mit 65 Stundenkilometern der Front zu. Sehr zustatten kommt ihm bei feir.:r Hast die wundervoll geglättete breite Straße, an deren Rändern stets noch etwas ausgebest seit Wird. Mars-la-Tsur fliegt vor. übe;. Ein emsiacs Leben krabbelt schon im Städtchen, trotzdem der Franzose der besetzten Gebiete, gleich wie der Belgier, noch genau nach alter sranzösisckier Zeit rechnet und bei jedem Stundenschlak der aus deutsche Zeit eingestellten U'.- stim eigene Berechnung laut oder leise dazu, sügt. Das Schlachidenlmal von 1870 wird Von unseren begleitenden Oskizie. , len ftumm qegriißt. Das kleine Stand, bild der Jeanne d'Arc lockt etwas Heiter, leit hervor, weil ein deutscherSoldat der kriegeriWen Jungfrau ein Fähnchen nnt der Äufsorderung. wacker auf die Kriegs. " nleihe zu zeichnen, in die Ha.nd gedrückt hat. . .. Die AivilbevöNerung wird mit jeder neuen Ortschaft spärlicher. dafür füllt militärisches Leben die Gassen aus. An den Brunnen werden Pscrde ff trankt und gestriegelt. " Die Offiziere haben vollauf zu tun. die Grüße von rechts und links - erwidern. Ueberall recken sich die ir&Mm auf. fliegt das Kinn energisch - in die Höhe. In Ermangelung eines Besseren wird der Stallbesen bei Fuß ge ' rammen. Die Häuserreihen zeigen. schon deutliche Kriegsspuren. Da ist eii, Haus glatt auZ seiner Ncche herausacschossen. Die Trümmer sind so sorgfältig bcsei tigt? dah sich die leere Stelle ausnimmt, wie eine Lücke in einem sonst vollständi fin Gebiß. Bei näherem Zusehen ent deckt man freilich in jeder Han'mauer Splitter und Gewehrkugelcinschlage, da, neben sonderbar zersetzte Bäume und ruinenhafie Türme. Später saufen wir unter wunderlichen, bald höher, bald tiefer gespannten Tri mphbogen hindurch und werden von einem goldigduichschimmerten Gitter. daS die Straße Zlanlicrt. auf weiten Weg strecken begleitet. Es sind treuz und ; quer übereinander geschachtelte Flieger, bedungen, die mit unsäglicher Muhe aus Schilf zusammengesetzt wurden. Aus . der Zogclschau gesehen, sollen sie das Straßennetz kaum von der übrigen Landschaft unterscheiden lassen. Diese , Landschaft, das von sanften Hüaelwellen durchsetzte, weite Glacis der Feste Ver dun, hat einen lieblich schwermütigen Charakter In sumpfigeren Strecken würde ein Maler auf geradezu packende r Motive Ttwfrnf Die deutschen Kriegs- ' maler,' solange su nicht nach aktuellen Vorwürfen fahnden, wissen sie zu schäl. ,z,m. Vielleicht auch finden sie binnen kurzem in der WcköicLandsckast so nennt sieh die Gegend wieder oufrei. zendere Bilder. Die blaue Kontur am westlichen Hon zont faltet sich beim Näherrückcn in der. - kinzelte Bcrgzüge auseinander, aus deren Mitte sich die ' Combreshöhe. als einer der berühmtesten und beriichtigstcn ü,nm5 der ceam Werdun abriegelnden Totes Lorraines. scharf heraushebt. In 1' ifc,r WM? wandeln sieb bie Dörfer in Ruinen, die sied, von der Höhe gesehen, Sie Mondkrater aufnehmen. Ji. Unter. V'rechungen fällt hier, den Bergrücken überfliegend, französischer Granaten Hagel ein, der auch die Felder in eine wüste Mondlandschaft verzaubert hat bisweilen ist der Voden buchstäblich um. stülpt, das Innersie zuoberst gelehrt. iii hieße aus den Steinen Lrot machen, . wollte man dieses Land noch einmal sei. rn rsprünalickiea Bestimmung zusiih ' ren. An geschützten Stellen klettern stütz, lost ReliÜaudcn armselig den Hang hin. ,,, Sonst niehis von Erünkultur. als ?g? sich der Soldat etwa an Suppen gemule oder Blumen gezogen hat. Die zahlreichen Soldatenbehausungcn wur. den tiberall dahin verlegt, wo man sie am wenigsten sucht, an oder in die Hü. gel. Nur wrr in unmittelbarer Nähe da. rcn vorbeikommt, bemerkt menschliches Leben. .Aus Fliegerhöhe werden die erdbraunen Häuschen und Unterstände kaum zu anne fein. " Vollständig iniakt ist das Straßen ii'tz. an dem wir uns mit dem Auto rasch auf den ssombreZrückcn hcraufwi. ten. Wer es weiß, daß daS knapp mc terhohe Knsippelfeld auf der Höhe und vollend die Steinwiifte des Sattels ehe dem einer der schönsten Waldbestände war, dem will sich das Herz im Leibe umdrehen. Einzig der lichtblaue Flor von Lkberblnmen z Füßen der Baum stumpfe mildert die grauenvolle Oede. Diese Oede entstand nicht von unge. fähr. Ehedem von den Deutschen hatt erkämpft (einige unserer Beglcitosfiziere. sind noch dabei gewesen), brandete im' Februar 1315 einer der Hauptstöße der gewaltigen französische Offensive Wi schen Maas und !ofcl gegen die dort brcshöhe an. Mit einer Riescnzange wollte damals Gjcneral Dubail den fioa der Combreshöhe bis zum Pricsterwaldc vorsvringcnden deutschen Frontbogen abdrücken. Wäre die überragende Com, brcshöhe in französischen Besitz übcrge gangen, so hätte der Franzose die weite Woevre-Ebene beherrscht und die Deut, fiten gezwungen, ihre Front an lener Slksse bis ans Metz zurückzunehw.'i'. Aus einer deutschen Bedrohung von Verdun wäre eine französische Ein. schließung von Metz geworden; die deutschen Truppen in der Ebene hatten sich einkesseln und aufreiben lassen müssen. Erst die Besitznahme einer seit lich der Combreshöhe sich hinziehenden Höhe der Tranchöe de Calonne, durch die Deutschen, beendigte damals die zwei Monate dauernden Schlachten um die Riegelstellung. Die Tage der Combres. kämpfe werden zu den allcrblutigsten gezählt. Heute noch berichten die großen 5lricgcrfriedhöfe am ganzen Höhcnsaum davon. Aus diesen Feststellungen geht die ge. waltige Bedeutung der Combreshöhe zur Geniige hervor. Sie ist ein ebenso heiß umstrittenes Bollwerk wie der Hartmannswcilerkopf, die Lorcttohöhe und die Butte de Tahnrenur viel wich tiger. weil sie den Stoß in das Herz der deutschen Front, die Zentrale Ä!eh, abhält. Heute ist das vom franzö. sischcn Trommelfeuer zerstampfte Ve biet von gewaltigen deutschen Befesti gunqsanlagen zerschnitten und unier. wühlt. Einer dieser Anlagen -gilt unser Be such, der uns überzeugt, daß das Er starren der Front kein Erstarren der Wachsamkeit und der Borsichtsmaß regeln aller Art mit sich brachte. Die täglichen kleinen Schiebungen. Spren gungen und die Patrouillenvorstöße zur Feststellung der gegnerischen Einheiten stehen zwar in keinem Tagesbericht? aber sie-ntsesscln doch eine Feuertötig. kcit, dici' Neutralen recht erklecklich dorkommtJrgendwc in der Tiese rattern auch heute die Maschinenge, wehre in gehässigem Eifer. daS dumpfe Abfeuern der Geschütze und das hellere Einschlagen der Geschosse scheinen nicht auszusetzen. Ein deutscher Flieger späht hoch im Blauen nach den französischen Batterie stellungen. Erst ist er völlig unbehelligt, bis mit einem Mal ein wüthendes Ab. Wehrfeuer einseht und der Apparat mitten in gaukelnden und langsam ans ttnandcrfallenden Schrapnellwöllchen seine Kreise ziehen muß. Wo er geweilt hat, erscheinen wenige Sekunden später die gefährlichen Schneebälle, die er aber gleichgültig wie Schneebälle behandelt. Plötzlich eine Schwenkung. Der Flieger wir lernen ihn ein paar Stunden später persönlich kennen hat genug gesehen und rast davon, um seine Mel. dnng zu überbringen. Eine beängsti. gende Stille tritt ein. Inzwischen nähern wir uns den Vordersien Graben, anlogen, auf der Höhe einer Lichtung einen Laufgraben begleitend, derweilen die Autos hinten auf der Straße einen versteckten Platz suchen. Da fallt in die Stille ein ferner Ka. nonenfchuß. Ein heißer pfeifender Laut, halb Miauen, halb Schnarchen, komm! übe? die Höhe, und .Krach" sagt es einige hundert Meter hinter uns. Eine Granate Ihr folgen rasch einige siebzig und achtzig Stück. Immer näher schla gen sie ein, bald zur Rechten, bald zur Linken, bald hinten, bald vorn. Schon .hört man das Splittern in den abge hackten Stammen, zuletzt fünfzig Meter von uns entsernt. Man hat das Gefühl, als ob die von drüben etwas suchen und zufällig unsere kleine Truppe enger und enger einkreisen. Wie es zu toll wird, verschwinden wir im Laufgraben und machen uns, an die vordere Gra. benwand gedrückt, klein und häßlich. Beim ersten Geschrei, daS derart über uns hinwegsähet, reckt jede? den Kopf. Später wird man bescheidener. Sie sind cht wenig gastlich und zuver lassig da drüben," meint einer'der Ossi ziere zu mir. Ich finde das Gegenteil. Denn so habe ich doch wenigstens gleich meine Feuertaufe empfangen. Im raschen Vorrücken durch den Graben langen wir bei einer Bcobach. tungsleiter an. Kaum sind wir den und haben einen Blick auf die am West fuße der Höhe anklebenden französischen Gräben getan, jagt uns der neu und heftiger einsehende Feucrllberfall wieder hinunter und zwar diesmal in einen wahren Kellerunt, Island. Es ist sast beschämend. Derweil stehen die Äcann. schaften draußen Posten und zwinkern nicht einmal mit einem Augenlid. Eine Viertelstunde später klettern wir wieder n die Lust, und nun geht es zurück. weil eine Provokation der Franzosen nicht in unser Programm aufgenommen worden ist. Rasend einfallendes Ge. wchrgeknattcr liegt uns im Ohr, als wir auf der Osiseite aus dem Graben steigen. Wie wir später vernehmen, haben die Deutschen im Anschluß an das Artilleriegesccht eine Patrouillen. Unternehmung ausgeführt. Daher das Gewehrfcuer. Ein paar franzosische Ge fangene hört der uns begleitende Nach, richlenoffizier des ArmeeObcrkomman doS am Abend noch ab. Wir sind wirklich Glückspilze! Eine deutsche Batterie hatte wenige Stunden vor unserem Besuch einen kräftigen Morgengruß nach den von den Fran. zoscn besetzten Waldhöhen geschickt, worauf diese gerade mit einem Feuer. Übersoll antworteten, als wir eintrafen. Vergeblich suchten die französischn Granaten nach dem vorzüglich ringe deckten Gegner, den wir beim Brauen einer Erbksuppe fanden. Die Geschütze hieb und stichfest" eingemauert, die Mannschaften tief unter der Erde, darüber Rasen und Tannendickicht bis auf zwei Schritte Distanz konnte niemand die mit allem Raffinement ausgebaute mächtige Artilleriestellung auch nur ahnen. Dagegen gestattet unS .spater ein zweiter Auslug die gründliche Bcobach tung der französischen Stellungen, die sich Verdun voklagern und in denen uns namentlich ein haarscharf in den Himmel stoßender französischer Beob. achtungsiurm aufsällt. Sonst herrscht nun sonntägliche Ruhe. Die französi. schrn Fesselballons stehen wie goldige Butterblumen über dem Waldgrün. Unsere Gasmasken sind gar nicht nötig geworden. Torsichtigcrweise aber hält sich immer jemand in der Nähe des Gangs auf. der im Ernstfalle Gas. alarm verkünden müßte. Die Autos finden wir nur mit Mühe einige Kilometer weiter hinten. Sie sind mit knapper Not por den franzö-fischen- Granaten ausgerissen. Die Jahrer müssen erst aus Unterständen hervorgepfiffen werden. .Auf der Rückkehr, die sich ebenso ereignisreich gestaltet, wie die Herfahrt, lernen wir auch, wie man ein so inten siv ausgebautes Festungsinafsi vc'rpro vmntiert. Große Sögercien summen in der Umg'gend, unsern werden Stein blocke und Platten aus den Hügel korpern herausgeschnitten. In ununter brochenem Bertchr schleppen die emsig'n Wagen der von den Deutschen gebauten Drahtseilbahnen das Material in die Höhe. Flieger, Knvnsscrie und KricgSnialer. Wenn von Elitetruppcn gesprochen wird, kommen mir immer die deutschen Flieger in den Sinn, die schlanken, zugcndlichen Leute, denen der Wage mut ans den Augen blitzt. Keine beut sche Waffe (die Marine ausgenommen) hat von allem Ansang an einer frf be deutenden Uebermacht gegenübergestan den. Keine bedürfte erst noch derart der technischen Vervollkommnung. Keine hat aber uch verhältnismäßig größere Erfolge davongetragen. Man kann sich an der Fron! immer wieder bestäti- gen lassen, daß bis vor kurzem das deutsche Flugzeug an CchnelliLkeit dm gegnerischen nicht ebenbürtig war. Erst in der letzten Zeit wurde mit dem Albatros-Kampfwppeldecker ein Typ geschaffen, der es mit jedem anderen aufnimmt, ja. eine qualitative Ueber legenheit besitzt. Bis dahin hatte außer, ordentliche Tüchtigkeit der Bemannung den Ausgleich zu schaffen. Zu Anfang des Krieges bestand die deutsche Fliegeraktion übrigens euch viel mehr in der Abwehr als im An griff und in der großzügigen Luftauf klärung. Was dagegen bei dem legten Ansturm der Engländer und Franzosen von deutschen Fliegern ausgerichtet wurde, wie sie in glänzender Weife für Aufklärung sorgten und sogar den zum Gegenstoß ausholenden Infanterie Massen vorausslogen und mit Maschi. ncngcwchrfeucr den , ssjegner beschossen und verwirrten. Hai mich, nachdem ich die Waffe in ihrer neuesten technischen Ausrüstung bei der Arbeit gesehen, nicht weiter verwundert. So diel ist heute jedenfalls 'sicher, daß das deutsche Fliegerkorps, indem es zum vorziig lichen Menschcnmaterial ein kongeniales Flugzeug erhalten hat, auf der Höhe seiner Aufgabe steht. Der Kampf in den Lüften wird gerne als eine Ungeheuerlichkeit bezeich et. Tatsächlich zerrt kein Schauspiel an den Nerven wie dieses. Trotzdem besitzt gerade der Fliegerkampf das rit terliche Moment, das der moderne Krieg sonst völlig unterdrückt hat. Da ist kein Verstecken möglich? man kämpft mit offenen Visieren. Leute wie Jmmelmeinn, Boelke, Richthofen. werden von den Deut, schen als Helden gefeiert. Kühler Kopf, Wagemut und positives Können sicher, ten ihnen die Erfolge. Was sie ihrem Volke und Heere bedeuten, geht nicht nur aus der allgemeinen Landestrauer hervor, die sich bei dem Tode Jmmel MannS und BoelkeS kundtat, sondern auch aus dem obfolutcn Zutrauen zu der Fliegerarbeit und aus dem außer, ordentlichen Andrang zu den Flieger schulen. Nicht nur in diesen Schulen, sondern auch in den Kampfstaffeln, wo nur völlig ausgebildete Leute' zur Ver Wendung kommen, spielt der besonders Befähigte die Rolle eines Lehre. S, dem sich die anderen freiwillig unterordnen. In glänzenden Taten wetteifern die Schüler mit den Meistern. Denn der Erfolg ist hier nicht nur ein Resultat des Mute, sondern auch einer gewisse Taktik, und die Taktik des Leiters ver. erbt sich auf die ihm unterstehenden Offiziere. Auf diese Weise hat die Jagdstaffel Richthoscns Rekorde um Rekorde erzielt. Aehnliche Leute, stehen an der Spitze anderer Staffeln. Es ist erstaunlich, wie viel Ernst und Vcrantwortlicbkeitsgefühl sie trotz ihres jugendlichen Alters und Tatendurstes entwickeln. Stolze, ritterliche Jugend! Und wie ist sie wieder fo selbstkritisch und bescheiden. Man höre nur einmal der Unterhaltung von Fliegcroffizieren zu: Das haben wir gut gemacht, aber das imd dos hat nicht geklappt, es muß noch viel besser werden Ein alter Ge schaftkfreund des SeifenfabrUankn Schafer in Crcfcld erzählte mir, wie bescheiden dessen Sohn, der eben ge fallen Fliegerleutnant Schäfer, bei jedem Urlaub seiner Mutter Pakete und Marktnetze nach Hause getragen habe. Die Oberste Heeresleitung beweist ihre besondere Fürsorge für bewährte Fliegeroffizien nicht nur dadurch, daß sie die Leute auf den rechten Platz zu stellen und anzufeuern sucht, fondern, daß sie diese auch wieder nach Möglich leit schont, ja. sie bisweilen, wenn es nottut, ganz gegen den Willen der Leute zu organisatorischen Zwecken und als verantwortliche Leiter von plötzlich ge bildeten Staffeln zurückhält. Genau so, wie man den Feldherrn nicht ins Hagel dichte Feuer schickt. In die edle Fliegerei ist viel zu sehr Planmäßigkeit gclom men, als daß man dem Taten und Abenteuerdurst uneingeschränkt den Lauf lassen würbe. Zu der Schonung gehört übrigens auch die besondere Sorgfalt und Auf merkfamkcit, die die Oberste Heeres leitung dem Gesundheitszustand der Flieger zuwendet, und zwar sowohl in physischer als psychischer Hinsicht. Wenn man sich vergegenwärtigt, wie sehr der Flieger, Beobachter nicht minder als Führer. Herr seiner Nerven sein muß, so wird auch die Fürsorge in letzterer Hinsicht verständlich. Ein Flicgcrleut nant meinte einmal zu mir: Wenn ich um Urlaub einkomme, weil ich einen Onkel beerben möchte, so erhalte ich ab schlägigen Bescheid. Sage ich aber, meine Nerven seien angegriffen, so schickt man mich mehr, als daß man mich gehen läßt." Ockonomie der Kräfte! Es ist immer eine kleine Versuchung, über das Hinreißende eines Fliegerauf stieges zu berichten. Wir wollen ihr nicht unterliegen. Es braucht auch nicht besonders bclont zu werden, daß der Flieger in vorbildlicher Weise den an. deren Waffen in die Hand arbeitet. Ein schöner Teil seiner Arbeit besteht ja in der Betät.,ng im Bereiche des Flieger schuppens, in Proben, Ausbesserungen, Ziclübungen und, an der deutschen Front zumal, auch in der Belehrung und Aufklärung der Mannschaften anderer Waffen. Die von uns besichtigte Jagdstaffel von H besitzt in ihrer Nähe einen eigenen Kino, wo sie den benach Karten Truppen anhand von Flieger photographieren den Wert und die Art guter Fliegerdeckungen auseinandersetzt und sie über die Flugbahn und Spreng Wirkung abgeworfener Bomben oder übe' erfolgreiche Fliegerbcschießung unterrichtet. Wo aber bleibt die Kavallerie, nach dem ihre besten Funktionen von der Fliegertruppe übernommen wurden? Die letzte Schlacht, die sich Kavallerie Massen lieferten, wurde in der Walachei geschlagen, wo der deutsche General Graf Schmettom die rumänischen Rei tcrdioisionen auseinandersprengte. Seit her wurde nur noch bekannt, daß die Engländer anläßlich der Somme-Of-fcnsive von 1916 große Kavalleriekörper für den geplanten Durchbruch bereit stellten. (Nachträglich wurde sonder barermeise auch von einem englischen Kavallerievorstoß bei Missine,s anläß lich der Iunischlacht in Flandern be richtet.) Mit dem Aushörcn des Bcwe gungSkricges ist die Kavallerie zum großen Schmerze ihrer Angehörigen so zusagen aus Amt und Würden ent lassen. Zahlreiche Kavallerieosfizierc. Hufaren. Ulanen, Dragoner, sah ich als Froutoffiziere bei der Jnsanterie Dienst tun. Sie sitzen genau fo in den Stollen vergraben müssen mit Gasmaske und Handgranate ebensogut Bescheid wissen Ivie der Erdgeborene". Ist ihnen das Glück besonders günstig, so erhalten sie einen Posten als Adjutant zugewiesen. Im Verwaltungskörpcr des Heeres und der Heimat fand ich keine Truppen gattung so stark vertreten wie die Ka vallerie. Wie sich ja auch die Leute von der Marine als Landratten mäuserten. Ich weiß übrigens nicht, ob System darin liegt, daß sich mancher deutsche Kavallerist heute in der Türkei befindet, wo zeitweilig noch ein frischfröhliches Reiten möglich sein soll. Ob er aber im Besahungshccre, als Reserve, In In fanteriegraben oder im Vcrwaltungs dienst verwendet wird, immer hofft er darauf, daß auch für ihn die Stunde noch einmal schlagen werde. Sie fallen sehen, wenn " und dann entwickelt uns der Kavallerist die ganze Kriegs läge, aus der deutlich hervorgeht, daß er noch lange nicht ausgedient hat. Eine' ganz besondere Menschcnspezies ist der Kriegsmaler. Soweit er kriegs verwcndllngssLhig ist, steckt er im Wehr kleide, wie jeder andere auch. Seine be sonderen Aufträge führen ihn aber ab seit? seiner Einheit im ganzen Kriegs gebiet herum. Er ist überall zu Gast, einmal bei der Mannschaft, ein ander mal beim Ofsizierskorps. Zu allermeist halt er sich im vordersten Feuerbcreiche auf. was an seine Nerven die größten Anforderungen stellt. Er sitzt still da, während der Feucrhagcl rings um ihn niedergeht: er hat sich auch zurückzu halten, wenn seine Kameraden aiks den Gräben springen und sich in dos Hand gemenge stürzen. In enger Fühlung mit der Heeresleitung,' läßt er sich immer dahin schicken, wo ein größeres Ereignis erwartet wird. Zwei, drei Tage grun, diert er, malt er Landschaftsaiisschnitte und Stellungen, um dann bei Beginn des KamvfeZ in wenigen Minuten die nervenanfpeiischenden Geschehnisse in das Bild zu setzen, Tank einer fabelhaft entwielelten Technik vermag er derart die Photographie in wertvollster Weise zu ergänzen, begehrte AlbumS zu füllen. Zeitschriften zu illustrieren, für seine spät'ren großen Gemälde Studien zu machen, die Museen zu bereichern und, wenn er sicl' der Genauigkeit befleißigt, dem geplanten großen Gcneralstabs werke vorzuarbeiten. Auf der Eombreshöhe lernte ich den bekannten Künstler Vollbehr als 2kr treter dieser Spezies kennen. Er erhielt ehemals in den Tropen als Begleiter des Herzogs Adolf Friedrich von Weck lenburger eine gründliche Borbildung für feine heutige Tätigkeit, Rom deutschen Kleine Kriegsepisoden. Ein entgangener Fang. AS einem Feldpostbrief. Gegen Mitte des Monats wurde mlr befohlen, mit meinem Bataillon in einer Stellung abzulösen, die seit Wochen unter dem englischen Trommelfeuer ge legen hatte und in der, ivie mir gesagt wurde, von einem eigentlichen Schützen graben überhaupt nicht mehr die Rede sein konnte. Am 16. hatten zwei mei ner Kompagnie die vordere Linie oe zogen. ' Sofort aber lief die Meldung ein, daß so die Sache nicht bleiben könne, ein Ausbau sei unbedingt erfor derlich, die Drahthindernisse seien fast überall vernichtet, Unterstände kaum vorhanden, kurz, es wurde mir klar, daß schleunigst etwas geschehen müsse. So entschloß ich -nich gleich am ächsien Morgen die vorderste Lini: abzugchen und mit den Offizieren den neuen Aus bau zu besprechen, bor allem auch die Linie des neu erstehenden Grabens ab, zustecken. Am 17., um 6 Uhr früh, machte ich mich mit zwei Musketieren auf den Weg nach vorn, um mir die Stellung anzu sehen. Wir kamen glücklich bis zum Unterstand und fingen von hier aus jetzt zu fünf nach vorn. Das Ge lände Aach vorwärts war flach wie ein Tisch, aber mit Tausenden von Grai,at trichtern und unzähl.gen Minenspren gungen besät. Zu den etwa 120 Metern Luftlinie brauchten wir fast dreiviertel Stunden. Die Stellung, oder besse. ge sagt, die als s.lche dienende Reihe ein zelner mcht zusammenhängender Gra nattrichtcr bcskht aus zwei gestaffelten Teilen,' die unter einander mx durch BaPtrouillcngang gesichert sind. Es ist nicht einmal ein Trahthinderni zwi scken diesen beiden Teilen, ebcn'o wie vor der ganzen Front des Bataillons kaum noch Drahthindc ni e vorhanden sind. Wir arbeiteten uns so gut es ging vor und kamen an den linken Flügel des rechten Zuges. Da ich gerade den Teil der Stellung besichtigen sollte, der nur durch Patrouillen gesichert wird, um mir vor allem hier über den weiteren Aus bau klar zuwerden, ginge'' wir von dort aus weiter rn der Richtung auf den rech ten Flügel des linken Zuges. Die bei den Züge liegen etiva 200 Meier von einander getrennt. Zuerst ging es sehr gut vorwärts; da hatten wir rcchterHand immer noch das Drahthindernis. Als das aber aufhörte, wurde die Sache schwierig. Zu schen war noch nicht viel, wenn es auch schon etwa gegen halb acht Uhr war. Der Himmel war sehr bedeckt und es schneite ab und zu. In einer Stunde konnte es ganz hell sein und bis dahin mußte ich wieder zurück f.'. l. Wo wir uns in diesem Augenblicke genau be fanden, tonnte niemand mit Sicherheit , sagen, denn durch das ewige Jm-Kreisc Laufen um die Granailöchcr war an ein Geradeausgchen nicht zu denken. Wir versuchten, uns durch Umschau zu orien tieren und entdeckten schließlich ein" Drahthindernis, auf das wir nun zugin gen. Es lag etwa zwanzig S -ritt vor uns und war stark zerschossen, so daß wir leicht durchkommen konnten. Bei all der Kletterei hatten vir uns jausend mal bald rechts, bald links gewendet und die Ansichten, ob wir bei weiter.,.; Bor oehcn uns hierhin oder dorthin halten sollten, widersprachen sich. Dicht vor uns, auf einer kleinen Anhöhe, i.i etwa vier bis fünf Schritt Entfernung, er kannte man jetzt ganz deutlich einen Schützengraben. Hauptmann der vor mir ging, steuerte senkrecht auf den Graben zu. Mir kam die Sache aber plötzlich sehr zweifelhaft vor, denn ich sah dauernd links rückwärts Leuchtrakc ten aufsteigen. Ich sagte deshalb: Hauptmann I., halten Sie mal, ich glaube, wir sind zwischen den beiden Linien. Welches aber die englische und welches die deutsche Linie ist, weiß ich nicht. Wir wollen doch mal nach dem Kompaß sehen." Wir bleiben also sie hen, holen den Kompaß hervor und fiel len fest, daß der Graben dicht vor uns die Front nach Osten hat. es war also wohl der englische. Im selben Augen blick fallen auch schon von dort her einige Schüsse. Zu unserem Heil geht alles fehl und wir können blitzschnell in einem großen M'uientrichter verschwinden. Da waren wir ja nun zunächst vor den In fänterieschüssen geborgen. Wir hatten aber noch immer keine Gewißheit, wcl ches der englische und welches der deutsche Graben war, nur das eine war sicher: wir waren zwischen den beiden Linien und sobald wir uns zeigten, erhielten wir Feuer! ES war inzwischen acht Uhr geworden und schon so hell, daß man auf hundert Schritt einen Menschen sehen konnte, aber es war noch immer etwas nebelig. Also erst noch einmal den Kompaß raus! Die Wahrscheinlichkeit, daß der Graben dicht vor uns englisch ist. wird fast zur Gewißheit! Zweifel bleiben aber doch möglich, da die Gräben hier fo kreuz und quer laufen. Durch den eig.ntümlichen Knall der Gewehre sie knallten etwa wie Jagdflinten wurde ich zwar in der Ansicht bestärkt, Engländer bor mir z.' heben, wurde aber andererseits wie der stutzig, da uns aus dem anderen Graben hinter uns immer ein Zeichen: sstl sst!" entgegen ntc. Warn , riefen uns die Leute nicht ein deutsches Wort zu? Die Schützen im Graben vor uns mußten natürlich auch im Zweisel sein, ob wir Deutsche oder Engländer waren, denn wir hatten Mützen auf, wie die Engländer! In dem Minentrichter konnten und wollten wir doch nicht den ganzen Tag über bleiben. Die Engländer hatten uns Kronprinzen protegiert, malte er die großen OsfensivZämpfe um Berdun. Seine einzige Sorge ist, daß er fallen könnte, bevor er das wertvolle Studien Material rundlich aMebeutkt bat . dann sicher bald erkannt und mit Hand granaten eingedeckt. Heraus mußten wir also, mindestens in einen andere,, Trich ter. Am liebsten aber wollten wir wie der nach Hause! So entschlossen wir uns, einzeln zu dem. in östlicher Rich tung liegenden Graben zu kriechen. Die Entfernung betrug vielleicht 80 bis 40 Meter. . Einer sollte vorkriechm und wenn er die Gewißheit hatte, sich Deut schen gegenllberzufinden, dann sollte er uns ein Zeichen geben. Inzwischen war es ganz hell geworden, was das Unter nehmen nicht gerade erleichterte. Lcut nant G. machte sich zuerst auf den Weg. Er legt sich ganz am Rande unseres Trichters auf die Erde und kullert sich, durch Drehung um seine .angZachfe, in den nächsten Granattrichter und so geht es weiter von Loch zu Loch. Jedesmal, wenn er sich über einen I.richtcrrand wälzt, fallen einige Schüsse. Aber die Schüsse kommen immer zu spät, denn bis Tommy fein Gewehr anschlägt, zielt und abzieht, ist G. wieder im nächsten Granatloch verschwunden und das hoch aufspritzende schlammige Wasser zeigt, wo er jetzt badet. Gut, daß kein Ma schinengcwchr bereit stand, denn dann wären wir nicht herausgekommen. G. gelangte jedenfalls wohlbehalten bis dicht vor den jenseitigen Gra,..:, daß er ihn mit Sicherheit als deutsch er kannte. Nun lag er aber vr: unserem Drahthindernis! Und während dies sonst überall zerschossen war, war es hier natürlich ganz intalt. Ein urchlom men war an dieser Stelle ganz unmög lich, er hätte dem feindlichen Feuer zum Opfer fallen müssen. Indes konnte er sich nun mit unseren Posten verständigen und diese wiesen ihm 5 Meter weiter ein Loch, wo man durch as Hindernis durchkonnte. Inzwischen hatte ich mich auch schon auf den Weg gemacht und be obachtet, wo G. in unseren Graben ge Kommen war, und steuerte nun darauf zu. Jeder von uns wählte natürlich ein' n anderen Weg, damit uns nicht ein Schütze so sicher aufs Korn nehmen konnte. Gegen neun Uhr vormittag wa rcn wir alle glücklich wieder im deutschen Graben. Bis auf die Haut durchnäßt, lehmfarben angestrichen, aber alle fünf völlig unversehrt. Damit waren wir obe noch lange nicht zu Hause. Ein Verkehr nach rückwärts ist bei Tage näm lich nicht möglich. Aber-auch diesmal hatten wir Glück! Durch einen Minen stollen konnten wir in unsere Minen galerie gelangen und durch diese krochen wir etwa 300 Meter weit nach links und kommen damit in den Raum des Nach barbataillons, von wo aus ein Weg nach rückwärts führt. So kam ich also um elf Uhr vormittags, allerdings bis auf die Haut durchnäßt und mit zerrissenen Hosen, wieder zu Hause an. Wenn von meinen Leuten jetzt aber eines Tages einige fehlen sollten, ehe der Graben wieder durchlaufend ausgebaut ist, so wundere ich mich gar nickt. Hätte der ante Kanadier nicht fo unüberlegt früh 'auf uns geschossen, so wären wir sicher seclenvergnügt in den feindlichen Graben ' hineingesprungen. . Hinterhex haben wir noch viel über unser kleines Abenteuer und das Wellenbad gelacht. Ich habe aber doch mit großem Wohl behagen mich am Nachmittag ein Stund chen auf mein Bett gelegt und mir dabei ausgemalt, .wie der Tag beinahe hätte verlaufen können. Wie leicht konnte ich jetzt schon auf der. Fahrt nach England sein! F. v. B. , MöAer Gnbaschk. Von Edgar Stem. Auf der beschwerlichen Reise nach der abseitigsten der Fronten machten wir in euier Großstadt Syriens eine Zeitlang Halt, um Ausrüstungen zu ergänzen, Proviant einzunehmen, Pferde zu tau fen und zuzureiten ufw. Für die euro päische Kolonie dieser Stadt, die vom Krieg noch wenig gesehen und gehört hatte, war das willkommene Abwechs lung, und bald stellte sich ein herzliches Einvernehmen und ein reger geselliger Verkehr zwischen ihr und den deutschen Offizieren und Kriegsfreiwilligen her. Der österreichische Konsul, ein kluger und eigenartiger Kopf, zählte zu unsern be sondern Freunden. Eines schönen Ta ges kam er zu uns mit der Anfrage, ob wir nicht einen jungen Landsnann von ihm, der eben angekommen war, als Freiwilligen einstellen möchten. Die Umstände, unter denen der Bewerber schließlich hier gelandet war, ,n mit Hilfe seines Konsuls nach der Heimat zu reisen und sich dort als Freiwilliger zu stellen, waren so abenteuerlich und sprachen so beredt für 'cn Jüngling, daß wir nach Erledigung der nötigen Formalitäten mit der Hcimaibehorde ihn gern in unser Fähnlein aufnahmen. Möller, so wollen wir den Jüngling nennen, war ein oder zwei Jahre zrvor als ganz junger Bursch nach Kairo oe kommen, wahrscheinlich von jugendlicher Wanderlust und dem 'Drang nach Aben teuern, den wir alle in diesem Alter ge kannk haben, getrieben, und veri.tlich g'gen den Willen seiner El!, . einer biedern, kleinen Beamtenfamilie in Wien. In Acyypten hrlTie er nackeinan dn in verschiedenen der großen Hotels in Kairo, Helimn, Assuan usw. Anfiel lung gefunden ünd sich anscheinend red lich durchgeschlagen. Wenigsies gab fein Aeußcres, ein Flachskops mit fri schen Wangen und treuherzigen Blcu äugen, durchaus die Ueberzeugung, daß er sich von den Lastern und Verjuchun gen der kosmopolitischen Orientgrvß? siädte ferngehalten hatte. Ku-.z nach Kriegsausbruch hatte er feine Stellung verloren und war zunächst von den Eng ländcrn interniert worden, da er inzwi scken das landsturmpfl üigc Alter von 18 Jahren erreicht hatte. Es gelang ihm aber, zu entwischen, und er faßte den mehr- kühnen als wohlüberlegten Plan, über den Suezlanal und 'durch die Halbinsel Sinai nach der Türkei zu wandern Und sich von hier als Kriegs freiwilliger nach Haus schicken zu lassen. Seine Flucht war nicht unbemerkt ge blieben, und ehe er nach Port Said kam, saß er zum zweiten Male, diesmal frei lich hinter Schloß und Riegel, in eng. lischem Gewahrsam. Sein harmloser Eindruck und eine gewisse geistige Be schränktheit, die er mit dessen Hilfe bet zutäuschen wußte, verfchaffte ihm indes bald eine gewisse Bewegungsfreiheit, die er schleunigst dazu benutzte, um zum zweticü Male auszubrechen und stire Flucht in der geplanten Richtung fort zusetzen. Er kam denn auch glücklich bis über doi Kanal, ehe er zu, dritten Male von der englisch-ägyptischen Gen darmerie abgefaßt und, nunmehr mit der Aussicht auf Bestrafung, gefangen gesetzt wurde. Seine bisherigen Erfahrungen hielten ihn jedoch auch bei dieser neuen Prüfung ausrecht, und die schon erwor bene Prazis im Aus brechen gestattete es ihm nach wenigen Wochen, zum dritten ' mal den richtigen Augenblick zu einem Fluchtversuch wahrzunehmen. Diesmal gings nicht so harmlos ab. Er wurde von einem größern Aufgebot feindlicher Truppen verfolgt, gegen Abend einge holt und, auf große Entfernung frei lieh, beschossen. Die eintretende Dunkel, heit erlaubte ihm jedoch, sich zwischen Steinen zu verbergen und seine Aerfol ger von der Spur abzulenken. Ohne Wasser und Mundvorrat hielt er so zwei Tage lang aus, bis der Weg frei zu sein schien, und setzte dann aufs Gerate wohl seinen Weg in östlicher Richtung quer durch die Wüste der Sinai Halb insel fort. Vorüberziehende Beduinen, denen die mangelnde Ausrüstung deS armen Burschen nichts Verlockendes bot, halfen ihm m Allahs wien mit Dat tcln und Wasser und wiesen ihm die ? unsichern und schwer auffindüaun WL . stenpfade und Wasserstätten. Ohne einen Pfennig Geld in der TasZe, ohne : Waffe, Kompaß, Zelt. Reittier ode. ir gcndwelche der primitivste. Beqnemlich leiten, wie sie selbst du. abgehärteten . Eingeborenen für solche Wllstenreisen nötig erachten, fetzte er feine Wanderung in Tagemärschen, von 80 bis 40 Kilo ' metcr sort,. bis er endlich in El Arisch auf türkische Truppen traf, die ihm ein wenig auf die Beine halfen und ihn so weit stärkten, daß er Weiterreisen konnte. Immer noch zu Fuß denn es fehlte ihm an Geld, um etwa die nördlich von -Berseba beginnende Seitenlinie der Hed schasbahn zu benutzen - wanderte er ' weiter, als Kriegsfreiwilliger, als eine Art Mudjahid, win die Araber ihre eigc nen freiwilligen Gwubenskämpfer mn nen. von der Bevölkerung mit dem Nö tigsien unterstützt Bier Wochen nach dem Beginn seiner Flucht kam er in Je rusalem an, wo er einen jungen Freund anzutreffen hoffte, der gleichfalls in' Kairo in Stellung gewesen war. Dessen Angehörigen nahmen ihn denn snch'lj.ß lich auf, ersetzten seine vollständig Zer lumpte Kleidung durch Stücke us der Garderobe des abwesenden Freundes, bekleideten seine wunden Füße, sobald diese das wieder vertragen lonnten denn er war zuletzt ohne Strümpfe' in Schuhen ohne Sohle und mit zerrissenen Kappen gelaufen und gaben ihm einen Zehrpfennig mit m.; die Weiter reise. So war er schließlich, ein wenig mager, sonngcbräunt und .nit t.äcrl.and kleinen Narben und Gebrechen, bei 'dem nächsten österreichischen , Konsul. , eben unserm Freund, ei .'Ioffen und hatte ihn um die Mittel und Papiere zur Heimreist und zur Gestellung als Kriegsfreiwilliger in Oesterreich gebeten. Seine Geschichte, die an schlichtem' Hcl dentum und opferwilliger Vaterlands liebe ein schönes Beispiel unter vielen darstellte, ließ er sich nur stückweise durch Fragen entreißen und behandelte sie, als wäre alles, was er gewagt, erlebt und überwunden hatte, ein ganz alltägliches Ereignis. , Da unsre eignen Aufgaben Berwegen heit, Abhärtung und Unternehmnngs geist forderten, lag der Gedanke nahe uns einen Jüngling zuzuteilen, der sich nach dieser Richtung hin schon im voraus so bewährt hatte, und Möller ergriff auch freudig die Gelegenheit, gleich an Ort und Stelle mit seiner militärischen Aus Bildung zu beginnen und sich weiterhin in vielleicht gefährlichen, sicher aber in teressantcn Aufgaben zu bctätiqcn, die ihm das Verweilen im Orient, in diesen Landen, von denn Zauber man so schwer loskommt, gestatten sollten. Er erwies sich als äußerst anstellig und rni litärisch brauchbar, ward bald ein guter Reiter und Schütze und unterwarf sich den Ansordcmngen . der Disziplin mit wahrer Begeisterung. Im weitem Ver lauf unserer militärischen Tätigkeit mel dcte er sich mit BorNebe zu schwierigen oder gefährlichen Aufträgen und wurde, bald befördert. Als Unteroffizier, On baschi nahm er dann schließlich an ein! gen Patrouillen auf den vorgeschobenste Außenposten der Südfront teil, und bier hat ihn leider das Schicksal ereilt. Drc reißende Karunflufz auf persischem Bo den. der bei Mohammerah kurz vor dem Einfluß in den Persischen Golf dem Schatt el Arab zuströmt, ist sein Grab geworden, nachdem er mit zwei Otsizie ren in einer dunklen ?cacht eine Fluß ' mine auf schwankern Floß in die Ctrö, mung gebracht hatte, um den bis Abwaz hinauffahrenden englischen Kanonenboo : ten ihr Eingreifen in die Kämpfe zu erschwer. Der brave Unteroffizier Möller, der die Auszeichnungen, zu de ' nen er bereits eingegeben war. nicht rrchr erleben sollte, hat wie ein Recke der Vor zeit eine ganze Schar feindlicher Geister als Gefolge mit nach Walhall nehme dürfen. Jeder Mensch hat seinen eiümen Stil, sowie seine eigene Nase, und es ist weder artig noch christlich, einen ehrliche Mann mit seiner Nase zum kstcn zu babcn, wenn sie auch noch so sondcrb ist, V