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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (Oct. 6, 1917)
--5Hvr" 1 Cieb Vaterland Roman von Rudels Tttatz. I & (23. Fortsetzung.) Karl Fcddersen hatte beunruhigt zu seiner Frau hinübergesehen, die wäh rend der lebten Sätze mit zusammen gepreßten Lippen vor sich hinstarrte. D.uu hob' sie jäh daZ dunkle Haupt und fragte, mitten in das Gläser klingen hinein laut auf deutsch und ganz mit norddeutscher Herbheit und Stühle, die sie sonst längst nicht mehr an sich hatte: .Sagen Sie mal: daß ich 'ne Teutsche bin das haben Sie wohl ganz vergeben?' Monsieur Peinhauer war so der blufft, daß er plötzlich auch sehr gut auf deutsch antworten konnte: .Sie waren es, Madame... Sie sind es nicht mehr!" .Fühlen Sie sich nicht all Iran zose?- .Ganz und gar!' .Und sind es geblieben, obwohl Ihre Heimat deutsch wurde?" .Da gerade!" .Nun gut! Warum werfen Sie dann mir den umgekehrten Fall vor?" Es war still an der ganzen langen Tafel geworden. Der alte Portenier fand nicht gleich eine Antwort. End lich meinte er: : .Sie haben uns diese Gefühle bis her noch nie gezeigt, Madame!" Madame Feddersen richtete sich kalt auf. ' weil man meine Gefühle noch nie fo plump und taktlos verletzt hat! Das war Ihnen borbehalten, Herr Beinhauer!" .Aber. Madame.;." .Ich wünsche die Nichtbeachtung nicht, die darin liegt! Ich bin keine quantite egligcable . . . .Margot..." Karl Feddersen slü sierte ihr entsetzt über den Tisch zu .Sei doch still!" .Und ick verbitte mir, dafe Sie hier an meiner eigenen Tafel den Nachekrieg gegen mein Baterland pre digen! Ich bin die Tochier eines preu ßischen Generals!" Plötzlich warf sie das Haupt in den Nacken. Sie lachte. Es leuchtete krie gerisch, voll Teuffernschen Geistes, aus ihren großen dunklen Augen. .Aber versuchen 5ic es doch! War schieren Sie dock an den Rhein!... Wir sind bereit!... Sie kommen bald mit blutigen 5löpfen zurück! Wir hiuen Euch alle! Samt den Russen! Wir haben Uebung darin! Wir hauen die ganze Welt!" .Margot!" schrie ihr Mann toü tend. Ein Teil der Gäste war aufge .svrungen. Andere, die nicht Deutsch tnnnbn iinh hn ftintnh Sä Olüfriihrä .V. ...... WH WMJ.W. nicht vegnslen, Ichamen tragend um sich. Flammen des Haffes loderten auf, spiegelten sich in den verzerrten Lügen, Flammen eines wütenden, tiefsmnerlichen Hasses gegen alles, was deutsch war, Deutsch sprach. Deutschem lebte. Längs der, Wand standen die Lakaien mit unbewegten Gesichtern. Alphonso Feddersens wei cher, Heller Bariton durchdrang das Stimmengewirr. Er fprach Franzö sifch, mit dem versöhnlichen Lächeln des Weltmannes: .Mesdames Messieurs... wir ind allzumal Sünder... ich ganz be anders... Sie brauchen nicht noch o zustimmend zu 'nicken, Cousine Madge... ich weiß es selber am öe sten . . . Und da wir Sünder sind, haben wir eine große Unterlassung? fünde gut zu machen... Pardon, Schwager Gustave ... Du hattest das Wort... jetzt rede ich... also: mein lieber Charley mein lieber Sa scha: Eure guten Eltern sind nicht mehr. Wir haben sie schon vor Iah ren in Jekaterinoslaw zur Ruhe ge tragen. Sie können sich nicht mehr vn ihrem Enkelchen freuen. Aber Groß eitern hat der Junge, doch. Die Eltern feiner lieben Mutter. Sie sind nicht hier. Sie leben halte doch einer Gustave fest, während ich das Wort cusspreche! Sie leben in Berlin! . . . Aber sie sind gewiß jetzt im Geiste hier bei uns, und so wollen wir mit allem schuldigen Respekt auch ihrer gedenken!" Er erhob seine Stimme. Seine Ezzellenz, der General von ?,,ffrn nd Wahnmt von 3nffrn sie leben hoch!" Er lachte dabei und stieß gleich mit pbem Nächsten an. Das waren alles i höfliche Leute, froh, einlenken zu kön nen. Die Gläser klangen. Der Bann ,' war gebrochen. Nur Gustave Bein Hauer stand verbissen zur Seite. Er trank nicht auf die Gesundheit eines Preußen er nicht! Aber man oi tete nicht mehr auf ihn. Man hatte Welt. Man wußte nichts mehr von dem Zwlschenfall, und Karl Fedder scn flüster:e, sonderbar blaß und er regt, seiner Frau zu: .Gott sei Dank! Alphonst hat die Situation gerettet!" Sie war dem dunklen, spitzbartk gen Vetter wirklich dankbar und freundlich gesinnt. während ihre Ehampagnerschale die seine berührte. Sie hatte ihn feit jenem Weihnachts abend nicht mehr gesehen. Er tauchte immer nur in Geldnöten wie ein Ko met am Fcddcrsenschen Familicnhim rntl auf und verschwand wieder in der ch Richtung nach Monte Carlo. Er hat te wieder feine weichen, ironischen Augen. Er blinzelte ihr Über das Glas hin verständnisvoll zu, als fei er allein hier im Saal mit ihrem Ur fprung, ihren Lieben, ihrem Heim vertraut. Er hatte fo nett von den Eltern gesprochen. Sie war ganz ge rührt und konnte sich doch Papa und Alphonse Fcddersen beim besten W:l len nicht nebeneinander denken. Sie wußte, was der alte Herr nach ganz kurzer Zeit in seiner stillen, milden Art mit seinem Lieblingswort von ihm gesagt hätte: Kind... ein Lie derjanski... laß' ihn laufen.. . Man hatte sich wieder gefetzt. Die Aufregung hatte sich allmählich gelegt. Man speiste weiter. Nur Gustave BeinhaucrS Stuhl blieb leer. Der Protestler war wütend verschwunden. Auf Margarete lastete' während deö Restes der Tafel ein seltsames, drük kcndes Gefühl, eine Aerdüstcrung . . . als habe sie. etwas zu bereuen als sei sie etwas schuldig geblieben. Sie hatte doch niemanden verraten. Am wenigsten die Eltern. Sonderbar: Eigentlich hatte der alte Deutschen Hasser vorhin genau dasselbe gesagt wie der preußische General: Wenn es zum Krieg kam, marschierte der klei ne Charleö-Jman mit gegen die der faßten Pickelhauben, sei es als Russe von Osten, sei es als Welscher von Westen! Und jählings durchzuckte sie ein Schrecken: Weißt Du, wen Du verraten hast?... Dein ftmd! Endlich war es vorüber. Die Gäste gingen. Das letzte Automobil wurde draußen angekurbelt und schoß knat ternd in die beginnende Dämmerung hinaus. Die beide.: Gatten standen einander gegenüber, er blaß und ge orückt, sie nachträglich wieder erregt. Sie trat auf ihn zu. .Wirklich reizend, vorhin . . .," sag t: sie in mühsam unterdrücktem Zorn. .Wenn Du Dich schon danach sehnst, mit Leib Und Seele Franzose zu wer den, dann gewöhne Dir auch wenig stens die sranzösische Ritterlichkeit an auch gegen die eigene Frau! Statt daß Du mich unter meinem eigenen Dach beschimpfen läßt! Wahrhaftig: man mag über Alphonse sonst denken, wie man will aber er hat im klei nen Finger mehr Takt und Feinge fühl als Ihr alle zusammen!" Karl Feddersen hatte kaum zuge hört. Er nahm mit sorgenvoller Miene ein paar Depeschen aus der Frackra sche. Sie beobachtete es gereizt. Sei so gut, Charley, und lasse noch einen Augenblick Deine Kurse, wenn ich mit Dir rede!" Er räusperte sich. , .Es sind keine Geschäftsnachrichten, Margot! Sie betreffen Dich! Ich muß es Dir jetzt eröffnen: Dein guter Va ter ist nicht ganz wohl!" .Was...!" Deswegen hat er Dir schon nicht selbst geschrieben, sondern Deinem Bruder diktiert. Seitdem hat es sich leider verschlimmert!" Sie schie auf: .Und das sagst Du mir erst jetzt?" Auf sein eigenes Geheiß, Margot! Er hat mir telegraphisch das Ehren wort auferlegt, es Dir erst nach Be endigung der Tauffestlichkeit mitzu teilen! Du kennst ihn doch besser als ich! Er will ja nie stören... nie zur Last sallen... auch nur anscheinend." Nein! Das sah Papa ganz ähnlich. Sie drückte bleich und erschüttert, die Hände ineinander, um ihre Angst niederzukämpfen. Ihr Mann fuhr stockend fort: Gerade vor Tisch ist das letzte Te legramm gekommen. Man bittet Dich nach Berlin. Am besten ist es, Du nimmst den Abendzug in zwei Stun den." Sie antwortete nicht. Sie eilte mit zusammengebissenen Zähnen in ihre Gemächer. Sie klingelte der 5wmmer jungfer und half ihr selbst beim Pak tcn. Atemlos! Wahllos! Wie es kam. Dann stand sie reisefertig vor der Wiege ihres Kindes. Dort drüben, in nächtlicher Ferne, ahnten, fürchteten ihre umflorten Augen eine Bahre. An fang und Ende des Seins der, der ihr das Dasein gegeben der hier, dem sie es geschenkt sie in der Mitte zwischen Leben und Tod... .Jesus meine Zuversicht." Von der Empore der Berliner Invaliden kirche klang der Scingerchor, die Or gel brauste, unten im Schiff faßen, dicht gedrängt. 5t'opf an Kopf, die Uniformen. Borne die alten Generale, die Wafftngefähtten des nun entschla fenen Herrn von Teuffern stren ge. gefurchte Gesichter, auf manchem ein Sinnen: Wann fährst auch Du zur großen Armee? Hinter ihnen die Abordnungen der Truppenteile, die Berwandtcn und Freunde des Hauses, die Regimentskameraden der Söhne, dazwischen, in das Bunt eingestreat, die schwarzen Trauerflore der Offi ziersdamen. Vorn vor dein Altar stand der Sarg. Voll Blumen und Kränze. Neber den Weißen Handschuhen lag der Degen. Der Geistliche füllte mit kräftiger Stimme, die Kirche. Er fprach von den Teufftrn, die seit Jahrhunderten immer bereit gewesen, wenn die Hohenzollern riefen, und eS ging wie ein Wehen durch die zu bei den Seiten niederhängenden, tx morfchten und vergilbten preußischen Ruhmeszeichcn, wie ein fernes Echo: .Fridericus Rex, unser König und Held Wir schlagen den Teufel für Dich auö dem Feld!' ein Rauschen durch die Zeiten, Treue um Treue. Einer der Generale hob den schloh weißen Stopf und musterte eine Sekun de die Familie in der Loge links die Witwe, die Kinder, die Schwie gersöhne und Schwiegertöchter. Vorn, neben ihrer Mutter saß Margaret, das Tuch vor den Augen... Es war ihr wie ein Traum... Die Reise durch die Nacht hierher... das Ster bebctt... der Vater hatte sie noch er lannt... sie angeschaut... mit seiner Hand die ihre gesucht... so, als od er ihr noch etwas sagen wollte gerade ihr vor allem es lag wie eine Angst auf seinen eingefallenen, gütigen Zügen es blieb uvausge sprachen .. Er nahm es mit sich hin über. Hinüber... Papa war immer da gewesen... man wußte überall seine Nahe und Hilfe. Seine stille Art wirk te m einem nach, auch wenn man ge trennt von ihm war. Selbst in Paris. Margarete merkte jetzt erst, wie sie dort immer noch als Gegengewicht zu ihrem Fedder en chen eben den Rückhalt in der Heimat gefühlt hatte. Sie spürte, wie das hier Geist von ihrem Geiste war. Und wie ein Mi öerhall der Erkenntnis schloß oben die Stimme des Predigers: Sei ge treu bis in den Tod, so will ich Dir die Krone des Lebens geben!" Und Degen und Helm auf dem Sarge sprachen: Hier ruht erfüllte Pflicht! Und auf den tiefernsten Gesichtern aller alten und jungen Offiziere lag em Abglanz dieses Ich dien". Der Sarg hob sich. Es war tut Traiierzug über die Straße in den Jndalidenkirchhof hinein, auf dem schon so viele preußische Krieger ruh ten. Die Leute auf dem Bürgerstciz blieben stehen. Viele lüfteten den Hut. Ueber das letzte Sommerlaub an den Bäumen. Noch fangen die Bögel. Fern dröhnte Berlin. Der Geistliche breitete die Hände aus . . . All die funkelnden Helme sanken nie der... mit bloßen Köpfen standen die Generale, die Leutnants... ,Va ter Unser, der Du bist im Himmel ....Dumpfes Schollengeloller au dem Sarg... ein Händedruck nach dem andern neben dem offenen Grab, Margarete stand allein. Ihr Mann, der sie nach Äerlin begleitet, hatte dringender Geschäfte weg-.n noch vor der Beisetzung heimreisen müssen. Sie hörte, wie einer der alten Herren halblaut, mit verbissenen Tränen, zu dem anderen sagte: Ich hab' ihm damals noch die Fahne aus der Hand genommen, bei Allen, wie ihm die Kugel durch die Hand ging..." Ick hab' et nämlich in der Zei tung jelesen," sagte er zu Adalbert. .Da bin ick von Eberswalde herüber. Ick war mit dem Herrn Hauptmann bei Mars-la-Tour!" (Fortsetzung folgt.) !L r u ck s e h t e r. (Aus eurer Gerichtsverhandlung.) Niemand kann mir Nachlässigkeit in meiner Gcschastösuhrung vorwerfen; insbe sondere habe ich meinen Weinhandel niemals als Rebenjache angesehen! Die Sonntagsreiter. Sattler: Ihr Sattelzeug ist aber wlen reparaturbedürftig." Pscrdeoerlciher: Das wird eben wenig abgenutzt, da meine Kunden ineist nur kurze Zeit im Sattel fit zcn." Das genügt. Anwalt Nannte er Sie ausdrücklich einen Liigncr? Klient: Wetterprophet hat er ge sagt, das genügt vollständig!" Erflccbc. Vo P. R. ? Tann sprcmaon wir U den Gar! deren und kehrte in den Urgrund tcn, tranken Kassee, pflückten Htr aller Dinge, in die bauschigen Aev Aus einen! K s l P o r tage . Roman. Vergebens ver suchte sich die verstoßene Prinzessin der ihrem Vater wieder anziiichu slern. Der Kraxler. Sagen Sie: gibt es denn auf dem Matter Horn wenigstens 'ne schöne Aus sicht?" Aussicht? For so wat hat 'n an ständijcr Sportsmann überhaupt keciie Zeit!" Drei Spareinlagen. Bäuerin (die frisch gewonnene Milch mit drei kräftigen Wasserstrahlen taufend): Tos is für'n Frantzet beim Militär! Dös is für die Zensi ihre Aussteuer, und dös is zu nicin'm seidenen Kirchmeihkleidl" Im Hopfenkranz. Das Restaurant .Zum Hopfen kränz" ist recht stilvoll eingerichtet." Ja, selbst die weibliche Wedle, nung ist stilgerecht." .Wieso?" .Na lauter Hopfenstangen!" Unsere Domestiken. Frau: Das muß ich Ihnen gleich sagen, abends esse ich und mein Mann nur kalt!" Köchin: Das kann mich ja nicht genieren, ich kann mir ia was War meZ lüpfen!" Meine Mutter wohnte eine gute Strecke weit hinter der märkischen Landstadt, in der ich zur Schule ging. Unser Häuschen lag ganz ein jam in einer der üblichen Havel landschaften: . 5iiesern rechts und links, auf dem Wegen knietiefer Sand, so dünn und tveiß, als ob der Müller ihn aus dem Mehlsack verloren, zum Fluß hinab feuchte Wiejen und zwischendurch wunder volle Heidestrecken mit tiefen Kuh len, in denen man nicht gesehen iverden sonnte und selbst nichts an dercs sah, als etwa einen nickenden Erikazweig, eine trinkende Biene und den Himmel darüber. In einer dieser blühten lag ich eines Nachmit tags zur seligen Zeit der großen Ferien als Zwölsjähriger und schlief. Mit einem Male wurde ich durch seltsame Töne geweckt, die ich in die jer seligen Berjchollenheit durchaus nicht gewöhnt war. Natata, Ratata! dünn und hart, als ob eine Kinder trommel geschlageil würde, scholl es zu mir herüber. Dazwischen schrillte ein heiserer Vogelschrci, ein Ge rausch wie von heftig bewegten Flü geln wurde vernehmbar, und gleich darauf rief eine helle Mädchenstim me: Psui, Hausil" Leise drehte ich niich auf den Bauch lind schob mich höher hinauf, bis ich über den Nand .einer Mut de hinwegsehen konnte. Da sah ich wenige Schritte vor mir ein großes, ungefähr dreizehn jähriges, fchivarzhaarigeö Mädchen stehen in ausgewachsenem, weißem Kleidchen, mit nackten Beinen, die Füße aber in zierlichen, wenn auch aiigeschn,iit!ten Tanzschuhen. Kurz vor ihr tag ein kleiner, kränklicher Klinge im Heidekraut, und zwischen beiden saß ein feister Hase, der eine Trommel schlug, die ihin um den Halö hing, während eine Krähe mit gespreizten Flügeln und tückisch zu lückgebogenem Hals nach seinem Trominelschlag tanzte. Wie eine Feder schnellte ich in die Höhe uird sprang mit einem Satz aus meiner Vertiefung heraus. Aber da machte der Hase, durch mein plötzliches Erfcheineu erschreckt, einen noch gewaltigeren Sah. schlug mit zurückgelegten Löffeln einen Haken, schoß Koboiz über die Trommel, die ihm zu tief am Leib herubhing, und war dann im Nu vecschwiinden. Scheußlich krächzend stolperte die Krähe hinter ihm her. Das Mädel drehte sich auf der linken Hacke wie im Kreisel zu mir herum. Konntest du nicht vorsichti ger kommen, du dummer Junge!' schrie sie mich an. Aber dann achtele weder sie noch der Knabe weiter auf mich. Laut lockend: Murks. Murks! Komm, man braver Murks! Komm Hanji!" schritten sie den Flüchtlingen nach. Lie Krähe kam auch bald wieder zum Vorschein, der Hase ober ließ sich suchen, bis er endlich dicht vor den Füßen seiner Herrin auZ dem Heidekraut seist und braun auslauch te und sich selbst mit kurzem Trom melschlag zur Stelle meldete. Als Mensch und Tier wieder auf dem alten Platz vereint waren, wag te ich es, eine Unterhaltung zu be ginnen, in deren Verlauf ich mich über die Personalien meiner seltja rncn Heidebesuchcr unterrichtete. Diese waren: Murks, der Hase, Hansi, die Krähe, und Rosa und Benjamin, Kinder des chaldäopersi schen Magiers und Geistesfürstcn Addul'ben'Schah, genannt die Ver wundcrung der Welt. Bei diesem flammenden Titel schlug Murks sreiwillig General marsch, Hansi krächzte, und ich de kam beinahe die Maulsperre. Meine Mutter war von meiner neuen Freundschaft durchaus nicht so entzückt wie ich. Das werden die Kinder des Schaubudenbcsitzers sein, der seit gestern in der Stadt ist," erwiderte sie auf meinen phantastifchen Bericht sehr nüchtern. Gauklerkinder! Aber meinetwegen, wenn du sie schon mal eingeladen hast, sa mögen sie ruhig kommen. Himbeeren haben wir ja genug im Garten!" Am andern Tag führte ich Vcn lamin und Rosa zu ihr. Bekleidet waren beide wie bei unserer ersten Begegnung, ein bischen durstig und ausgeivachjen, aber Rosa hatte zu meiner Genugtuung wenigstens Strümpfe an. Bei der Begrüßung hob ihr nieiiie Mutter das Gesicht chen prüfend in die Höhe. Potztausend, Mädchen! Du bist ja eine kleine Schönheit!", sagte sie freundlich. Ich strahlte vor Stolz, als ob das Lob mir gegolten hätte. Und wohl zum erstenmal sah ich ein Mädchen aus seine Schönheit hin an. Ihr Köpfchen war klein und leicht ge bräunt, die Nase stand ihr schmal und keck im Gesicht, und ihr Mund war tiefrot. Am längsten aber weilte mein Auge schon damals auf ihrem schlanken, zarten, wundcrfeinen jLalZ. beeren und waren so harmloö nn vernünftig vergnügt, wie es eben nur Kinder seiu können. Während der wenigen Nachmit tagsslunden, in denen sie nicht von Abdul'beN'Schnh, ihrem geisterfürst, lichcn Vater, gebraucht wurden, wa ren die beiden nun täglich bei mir. Von vornherein konnte aber kein Zweifel daran sein, daß mich Rosa weitaus mehr anzog als der schwäch liche Benjamin. Als echter Junge hatte ich die übrigen Mädel meiner Bekanntschaft immer als Wesen ein geschätzt, mit denen nichts Rechtes anzusangen wäre. Bei Rosa jedoch, die mir als Fremde wie aus einer fremden Welt entgegengetreten war, berührte mich das Andersgeartete als etwas Neues, Beunruhigendes und doch Verlockendes. Ich empfand ein lebhaftes Ve dürsnis, sie zu beschäftigen und mir mit ihr zu schassen zu machen. Da nur aber alle Formen der Galan terie fremd waren, verkleidete ich dieses Verlangen in die üblichen Knabenarten: ich knuffte sie, zog sie am Zopf und war jetig, wenn ich sie bei emer Katzbalgerei auf die Erde schmeißen konnte. Leider gelang mir das letzte nur allzu selten. Sie war unendlich geichiater und geschmeidi ger als ich. Ich turne ja schon längst auf der Vuhnel" sagte pe lachend, als ich mich wieder einmal über ihre seit fanwn Klekter und Springkünste erbost halte. Auf der Vühtie! Großer Gott, ich hätte alle Schätze Brandenburgs hingegeben, wenn ich nur einmal einer Vorstellung hätte beiwohnen dürfen! Aber in dieser Hinsicht Mm meine Mutter unerbittlich Tu bist sowieso schon ein kleiner Phantast :uid hast gerade genug Nanpen im Kopf. Ueberdies dauert es zu lange. Es wurde elf Uhr wa den, ehe du in dein Bett kämst, und Las il zu fpat nir dich! Damit lehnte sie meine täglich erneuten Uurmnchen Bitten lagläa. lich ab, und alles Schmeicheln und schmollen war vergebens. So waren annähernd vierzehn Tage vergangen, als Rosa eines Nachmittags mit zierlichem Kiiick an meine Mutter herantrat' und ihr in einem Bneniniichlaz zwei Ein trittskarten zur letzten, allerletzten. großen Galavorftellung überreichte. Vater bedankt sich sehr, daß anä dige Frau uns fo gut aufaenommen haben, und läßt schön bitten, uns mit Otto doch wenigstens am letz ton Abend die Ehre zu geben," sagte sie artig. Es sind auch die besten Plätze," fügte sie nicht ohne Stolz hinzu. Ich sah wohl, daß diese Freikar ten meiner Mutter durchaus seilte Freude machten. Diesmal konnte sie imlent vereinigten Bitten aber nicht widerstehen. So sagte sie denn zu. uns avenos gegen halb acht standen wir richtig auf dem Schweinemarkt der kleinen Landstadt 'vor dem mit schreienden Plakaten überladenen Zelt AbdulbenScha)S. Gleich an der Kasse begrüßte uns osa. Sie trug einen langen Loden mantel und war hochfrisiert wie eine Dame, so daß ich mit scheuer Vo wnnderung zu ihr aussah. Als sie lich von meiner Mutter ab und mir zuwandte, glitt der nur lose zusam mengeschlagene Mantel auseinander, und ein rosafarbiges Trikot wurde als ihre einzige Bekleidung sicht bor. Ich halte noch nie ein Mädchen in einem ähnlichen Kostüm gesehen und wurde ganz verwirrt. Gefall' ich dir?" fragte sie lä chelnd. Aber dann sah sie wohl, daß ich mehr erstaunt als entzückt war. Paß nur mal auf, wie hübsch ich angezogen bin, wenn ich enthauptet werde," flüsterte sie mir zu. Ein kalter Schauer lief mir über den Nucken. Wenn du enthauptet wirst?" fragte ich angstvoll. Aber da schoben mich schon Nach drängende von ihr fort, und an der Hand meiner Mutter betrat ich das für meine damaligen Begriffe seen hast erleuchtete Zanbertheater, in dessen Wunderwelt meine kindliche Phantasie sofort mit Haut und Haa ren versank. Ein Musikautomat setzte mit einer rauschenden Ouvertüre ein, der Vor hang glitt empor, und Abdul-ben-Schah, der chaldäo-persische Magier, staiid weißbärtig und würdevoll vor uns. Er trug eine spitze, mit aller Hand Hieroglyphen bestickte Mütze, ein laug heravioallendes Priesterge wand und führte, leise Beschwörun gen singend, einen Zanberstab aus poliertem Ebenholz durch die Luft. Im Nu erloschen die Lampen, der Zuschauerraum verdunkelte sich, und durch das rote Licht, das die Bühne in mystische Dämmerung tauchte, flogen bläulich funkelnde Feuerbälle. Abdul'ben-Schah jonglierte. Mit ' feinem wallenden weißen Bart und in der geheimnisvollen Gewandung, von den sarbigcn Bäl len umkreist, erschien cr nwiner glü henden Phantasie wie Gott-Vater, der Planeten aus seinen Händen rollen läßt und ihnen immer aufs neue Bahn und Ziel weist, aber ibann erlosch eine Kugel naH an incl des Schöpfers zurück. Schließ lich kreiste nur noch eine, größer und leuchtender als die versunkenen, um des Magiers Haupt, bis sie, breite Feuergarben nach allen Seiten schleudernd, klingend zerplatzte, die rote Dämmerung von weißer Helle verdrängt wurde und Abdulben Schah sich dankend vor dem klat schenden Publikum verneigte. Unter ähnlichem HokuspokuZ ver ging noch eine gute Stunde. Rosa, in dem eng anliegendm Trikot, das jede Linie ihres jchmalen Körpers deutlich hervortreten ließ, turnte am Trapez und schlug, an den Zehen herabhängend, den Takt für Murks und Hansi, die danach trommelten und tanzten: Ziehharmonikas flo gen, durch die Lust und spielten, ohne daß eine Hand si? berührte; musikalische Giftschlangen folgten in schillernden Windungen den Locktö nen einer Flöte, die Benjamin, in du Tracht eines indischen Knaben, blies; und zuletzt verwandelte sich die Bühne in einen prunkvollen orientalischen Saal. Der Clou des Adens: Die Liebe der Prinzessin Sobeide" ging in Szene. Abdul-ben-Schah saß, Tschibuk rauchend, auf einem roten Thron scssel, und neben ihm stand Sobeide, die erlauchte Prinzessin, die ich als gewöhnliche Rosa noch einige Stun den vorher in zärtlicher Respektlosig keit gekmisft hatte. Ein Gewand aus schneeiger Seide umhüllte weit und saltig ihren jungen Leib. Eine blit zcnde Agraffe hielt es vorn auf ih rer Brust zusammen. Dianumten funkelten in ihrem Haar, und eine Kelle weißer Perlen umschlang matt glänzend chr feines Hälscheil. Gar nicht mehr kindlich, fraulich reif und Hoheitsvoll erschien sie mir in dieser Tracht, meine Augen brannten in scheuer Luft und ver wandten keinen Blick von ihr. Da schmetterten Trompetensig nale. In feierlichem Aufzug ,unter Anführung eines muskulösen Ne gers, der nur mit einem blutroten Lendenschurz bekleidet war, erschien eine Schar Türken in Turban und Pluderhosen. Jeder trug eine silber ne Schüssel, die bis an den Nand mit farbigen Edelsteinen gefüllt war. Niederkmeend überreichten sie diese dem Magier, im Auftrag des Sultans von Byzanz, dafür die schöne Sobeide begehrend. Mit leisem Schreckensschrei reckte obclds abwehrend beide Arme ge gen sie. Nie, so Zchivur sie beim Bart des Propheten, wurde sie seinen Ha rein betreten. Sie liebe und sei be reits das heimliche Weib eines ar inen jungen Dieners. Ein sürchterli cher Auftritt voll 'pathetischer Dro hmigen, Bitten und Tränen folgte die ein Bekenntnis, der damit ew dcte, daß der entmenschte Vater sie zum Tode verurteilte, In heftigem Schrecken zuckte ich zusammen. Für mich waren diese Borgange ernsteste Wirklichkeit. Litterno veugke lch mich vor, schwankend zivischen der Furcht, daß jetzt etwas Entsetzliches geschehen muiZc, und der Hofttmna auf ir gendeine , überraschende Wendung zum Guten. Aber da ergriff der rotbefchurzte Obereunuche Sobeide auch schon und warf sie auf einen mit schwarzem Samt ausgeschlaae nen Tisch, Abdubben-Schah zückte sein Schwert, die 5Äinge funkelte durch die Luft, sauste nieder, nieder aus ein wunderzartes, seines Hälsl chen, und mit einem gellenden Auf schrei: Rofal Rosal" sprang ich von meinem Platz empor. Ich wollte auf die Bühne, lim noch im letzten Moment oas Entetzliche zu verhu, ten. Da aber fprang schon ein Strahl roten Blutes wie ein Springbrunnen vor mir durch die Luft, ich fühlte mich zuruckgerissen, es wurde mir ganz fchwarz vor den Augen, und ohnmächtig sank ich um. AIs ich wieder zum Befußtfeiu kam, hielt unser Jagdwagen bereits vor unserm Haus.. Das hat man mm davon!" sagte meine Mutter klagend. Es war doch nur ein Spiel, mein armer Junge. Rosa lebt und ist ganz ge sund." Am andern Tag schon in aller Frühe stand sie auch wirklich wieder leibhaftig vor mir. Sie kam, um sich bei meiner Mutter zu entschuldigen und gleichzeitig Adieu zu sagen. Benjamin mußte schon beim Packen helfen, und so wanderten wir nach kurzem Aufenthalt denn allein noch einmal Hand in Hand über unsere alten Spielplätze. Auf der gleichen Stelle, wo wir uns kennen gclcrm hatten, setzten wir - uns traurig in das blühenoe Heidekraut. Ob ich wohl noch einmal wieder kommen werde?" nieinte Rosa nach dcnklich. Vielleicht im nächsten Jahr, vielleicht ziehen wir aber auch nach llefterreich hinein. Ich wollte antworten, als mein Blick -plötzlich wie gebannt an ihrem Hals hängen llieb. Unter dem schwarzen Samtband, das ihn um schloß, war ein feiner roter Vlut strich sichtbar geworden. Was l,t das?" ragte ich zit- ternd. Rosa lachte verlegen und zoci daZ Hälschen tiefer in ihr Kleid hinein. 'aran vift du schuld sagte sie ' leise, Du rnußi nagüidj wij l scn: wenn ich U wie gestern auf den Tisch gelvorsen werde, dann lege ich meineil Kopf in eine Oessnnng, die ihr von unten nicht sehen sönnt, uiiö das, was mein Vater durch schlägt, ist nur ein Wachskopf mit einer Blckblafc. Aber wio du so gel lend meinen Namen schriest, da zuckte ich aus, und mein Vater hatte . j. i:.r. .,,k,., micu rouuiuj ein iuujcn Ll.v,,.'. Sie öffnete das oberste Bliisett Häkchen, schob das Samtband in die Höhe und zeigte mir die winzig? Wunde. .Es tut aber gar nicht weh," setzte sie vergnügt hinzu. Schaudernd schloß ich me Augen. In meiner tevtzaitcn Pyamaiie malte sich das ganze Unglück, das ich durch mein törichtes Benehmen hätte anrichten können. In stimm scher Aufwallung umhalste ich sie und drückte, als ob ich- damit etwas gutmachen wollte, einen langen, tan gen Kinderkuß auf den roten Strich. Ro a kicherte. Laß doch! Das kitzelt so!" Dabei fühlte ich aber deutlich, wie sie ihren Hals fester gegen mich drängte, ich spürte das rasche Pulsm ihrer Adern, wie ein warmer Duft schlug es mir aus ih rer Haut entgegen, und plotznch schoß eine fremde, brennende Glut in meine Lippen. Die erste Leiden schaft muhte iah und unvermrttelt in mir ans, und wie ein Sinnloser küßte ich sie, bis ich mich heftig zu ruckgestoßen und Rosas Augen groß und seltsam schillernd auf mix ru hen suhlte. ? Da überfiel mich eine arenzenlosc Beschämung. Ich sprang auf und flog über die Herde, ohne mch noch ein einziges Mal umzusehen, in dis Kiefernfchonung vor meinem Eltern haus. Dort warf ich mich zu Boden und schluchzte, ohne zu wissen war um, lange vor nuch hin. . , Ich habe Rosa niema!.? wiederge sehen. Geraume Zeit ging ich wie ein Verstörter umher und träumte jede Nacht von dein, seinen, schlanken Hälschen und seinem warmen Duft. Allmählich aber verblaßte ihr Bild, um nur noch ab und zu bei guter Gelegenheit wieder in mir aufzutau chen. Erst in reiferen Jahren erkannte ich, wie treu mein Blut die Erin nerung an sie bewahrt hat. Noch heute, wenn ich ein niedliches Mäd chen Zehe, dessen Hals ebenso zart und sein ist, wie das der der beinahe enthaupteten ' Prinzessin Sobeide war, wird mir mitunter ganz eigen zumute. Dann ist es mir, . als ob Murks nieder die Trommel schlüge Und Hanst dazu tanzte, und wieder fühle ich die erste rote Welle fekni süchtgm - Liebesgesühls ir-rnthtr Lippen strömen. i i( Mut und Geistesgegen wart bewies Frau Alice Klinge von Brooklyn, als sie ein dort vor dem Plumbergeschäft ihres Gatten stehen des Pferd, das. erschreckt, plötzlich mit seinem Gefährte ausriß, zum Stehen brachte. Frau Klinge brach sich zwar bei dem Unternehmen einen ? Arm. aber sie hatte die Genugtuung, ver chledene Kmder, die rn der Nähe pielten, dadurch gerettet zu haben. sie wurde von emem Arzt des Schwedischen Hospitals : verbunden und dann in ihre Wohnung gebracht. Ein anatomisches Wun der ist Chas. McCauley von Boston, ein Pfirsischpflücker seines Zeichens. McCauley sollte sich im Allegany Hospital in Cumberland wegen einer Durchlöcherung des INagens einer Operation unterziehen. Wie erstaunt müssen die Aerzte gewesen sein, als sie sein Herz auf der rechten Seite, den Wurmansatz an der linken Seite, die Milz aus der rechten Seite und den Magen umgekehrt vorfanden, so. daß seine Entleerung auf der linken statt der rechten Seite stattfindet. McCauleys Zustand ist der .Perfora tion wegen bedenklich.' Mitteilungen, die ein junges Mädchen aus Wildwood lie ferte. haben in Atlantic City, I.. zu der Festnahme eines Bürschchen geführt, das sowohl in New Jersey wie auch m New Fort mit dun Bluff", er sei der Sohn des Marine Sekretärs Josephus Daniels und gleichzeitig ein Agent des Bundes-Justiz-Departements, die verschiedene slen Scheck schwindeleien verübt hatte, die ob der Redegewandtheit, mit der Josephus' .Sohn" auftrat, stets glückten. Agenten des Vundes-Ge heimdienstes arretierten den Sohn", der sich nun für den 20jährigen Jo seph Levy aus New poxl ausgibt. Bundestommissä'r Lewis hielt den Vielversprechenden unier $1(X)0 für das Verfahren der BundesGroßae schworenen fest. Levy war und blieb sprachlos. Richtig bezeichnet. - .Na. das wird in WAn i werden! Angeklagt ist die Tratschn, die alte RlciUAhnU' tt,-,! ,;. , . v.wywttl VI. , 5 . al': rothaarig! Bißner; Zeugen sinü die krumme, Jule. die lahme ölerin ' .! -.ri . r l . im cc .ciiMrage, cm topumrte: ' bet und die Waschfrau von de: Aij; ' ner." i.Brrr der rein sv-rcin iW ,