Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, October 04, 1917, Image 7

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Einen Tag alte? Brot.
Brot. daS einen Tag alt ist, ist gute
Nahrung ja tä ist tatsächlich besser
und leicht verdaulich. alS frisches Brot.
Wcnn das Publikum bedenkt, daß ganz
Europa Ziriegsbrot ißt Brot, in wel
chkm Kartoffeln. Hafer. Gerste, ja selbst
Pflanzenfasern den Weizen ersetzen
und daß in England frisches Brot über
Haupt nicht verlauft werden darf, wird
es gerne bereit sein, wenn nötig, auch
altbackenes Brot zu essen. Aber selbst
daZ wird nicht nötig sein, wenn der
Konsument dem Kleinhändler beistcht,
indem er seinen Brotbedarf rechtzeitig
und im voraus bestellt.
Patriotische Handlungsweise.
Tie durch die Abnahme der Nah,
rungsmittelvorräte in der ganzen Welt
notwendig gewordene, auf die Nonser
diernng von Lebensrnitteln abzielende
Bewegung hat das unerwartete Resultat
gehabt, das; die jüdischen Bäcker be
schlössen haben, am Samstag nicht mehr
zu backen. Dieser Beschluß ist patriotisch
und macht den judischen Bäckern alle
Ehre. Er beweist, daß sie bereit sind,
zum besten des Landes auf persönliche
Profite zu verzichten. Er ist ein gjäri
zcndcS Zeunnis ihrer Bereitwilligkeit,
persönliche Opfer zu bringen, wenn das
Land sie ruft. r
Ter Franc Ausgabe im Krieg,
Wir müssen in eine Periode des
Opferns für unser Land und sur Demo
kratie eintreten. Viele müssen in die
Schlacht ziehen, viele müssen zuhausc
bleiben! der Aorcat an Lcbensmittclu in
der Welt ist beschränkt, und viele werden
darunter zu leiden haben. Auf uns lastet
die Aufgabe, die ganze Welt zu ernähren.
Lebensrnittel müssen in unserem eigenen
Lande und für unsere Alliierten so ge
handhabt und transportiert werde, daß
das beste Resultat erzielt werden kann.
Tie zu Hanse Bleibenden können eben
falls helfen und können kämpfen, indem
fe dem Kämpfer kämpfen helfen", sie
kennen dienen durch sparen". Da die
?!ahrungfrage den Krieg entscheiden
wird, kann jede amerikanische Frau einen
wirklich nationalen Dienst erweisen, wenn
sie die Lebensmittelvorräte der Nation
behütet. Neunzig Prozent der im Lande
verbrauchten Nahrungsstofse gehen durch
die Hände unserer Frauen. Auf keinem
andern Gebiete zählen kleine Dinge,
mit imftren iw,i.xxyx)0 ein
multtpUMrt werden, so sehr
i . iiiivhii '
IJ wenn sie
"M)!iern
- eil.
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Ersatz für Zelte.
Die jüdische Vcbötteruug hat sich er
Pslichtet, bei Zubereitung der Nahrung
für den Tisch statt Butter nur dkgetabi
lische Feite und Ocle zu gebrauchen. Tie
fer Ersaß beseitigt nicht nur manche
Schwierigkeit beim Herstellen koscherer
Speisen, er kann auch der ganzen Bedöl
kerung der Bcr. Staaten zum Beispiel
dienen. Was an Milch produziert wird,
müssen wir für die Ernährung der Kin,
der unseres Landes haben. Spart die
Butter!
Erzichung zur I!Khrm!ttcl'Kottscr
. Vierung niitig.
Eines der größten, au dem Kriege
resultierenden Probleme ist die Er
Ziehung von 1M.VÜ0.000 Menschen zu
neuen Gewohnheiten iubezug auf das
Essen., Die Knappheit an Lcbensmittcln
drüben, die Tranöportschwicrigkeiten, der
Mangel, an Arbeitskräften, die übrigen
Zustände in der Welt legen jedem von
uns eine neue Verantwortung auf. Wir
müsset die vorhandenen oder bald einzu
erntenden Vorräte an Nahrung konser
vieren und schonen, damit sie Zur unser
Bolk und für unsere Alliierten in Eu
ropa reichen. Wir können dies tun, in
dem wir sparen und nicht verschwenden.
Und daran müssen wir jeden Tag drei
mal denken. Wir müssen nicht nur mit
Bedacht essen, was der Tag bringt, wir
müssen auch sorgfältig die dem Beider
ben ausgesekten Gemüse und ssrllchte
ausbewahren, die jetzt in solcher Menge
vorhanden sind. -
Unser Heim sollte der Mittelpunkt für
die Herstellung und Aufbewahrung von
eingemachten Gemüsen und Früchten,
von Gelee und Konserven sein. Jedes
Heim sollte seine Säest und Kisten voll
getrockneter Früchte, Gemüse, Jerealien
haben. Wenn wir fleißig Fruchtkonser
den und Fruchtsäfie verbrauchen, können
wir erheblich an Butter sparen. Wir
müssen die Ausrottung von Ratten.
Mausen, schädlichen Jnleiien ly'lema
' tisch betreiben, da diese Tiere unserer
heranreifenden. Ernte und unseren ein
gelagerten Nahrungsmitteln unermeßli
chcn Schaden zufügen.
Bedeutung der Ersatistosse.
Der dringenden Not der hungrigen
Welt soll man nicht durch Verringerung
der benötigten Nahrungsmenge abhelfen,
sondern durch Eubsiituierung weniger
gebräuchlicher, obwohl gleich wertvoller
NahiunLsmittel.
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.chrezepte.
. .
F,cischröllchen in Teig.
Tie Fleischreste werden fein gehackt,
gut gewürzt und mit soviel Butter der
mischt, das, sie sich in fingerdicke und
lange Rollchen formen lassen. Man
macdt dann einen Teig Pmt Mehl.
1 gehäuften Teelöffel Backxulocr. etwas
C!z und nur sosicl Milch, daß man
einen dünnen Teig aukrollen kann. Um
jedes Fleischröllchen wickelt man dann
ein passendes Stückchen Teig und backt
sie im Ofen bis sie goldbraun sind.
Aprikosen oder Pfirsich. Marmelade.
(Pcach Iam.)
Früchte, die noch nicht überreif sind,
lasse man in kochendem Wasser einmal
aufwallen, ziehe die Haut ab und zer
teile sie, um die Kerne zu entfernen.
Man nehme dann so diel Zucker als
Frucht, koche den Zucker mit ein klein
wenig Wasser, bis rt aufgelöst ist,
schäume ihn ab und gebe die Früchte des
zu. Unter fortgesetztem Rühren, damit
nichts anbrennt, koche man die Masse
ganz weich zu einer dicken Marmelade
ein. Sollte diese sich nach einer Woche
wieder wässerig zeigen, so ist es nötig,
sie noch ein wenig nachzukochen. Bei
allem Eingemachten, das gerührt werden
musz, sollte man sich eines neuen Holz
löffelS bedienen, dem man durch Aus
wässern und Brühen den Holzzeschmack
genommen hat.
Srabapple Jelly.
Die Aepsel werden sauber gewaschen,
dann mit Wasser bedeckt und gekocht big
sie weich sind, worauf man sie in einen
losen Beutel gibt und den Saft über
Nacht ablaufen läfzt. Zu einem Pfund
Saft wird ein Pfund Zucker gegeben
und dies wird dann 20 Minuten gekocht.
In passende Gläser füllen, abkühlen
lassen, eine Paraffindecke darüber geben,
zu binden.
Mais r!nzusal,;cn.
Mit Ausnahme vow Fässern aus dem
Holze der Pcchtanne (Pitch Pine) kön
ucn Fäßchen und Steintöpfc als Behäl
ter gebraucht werden. Immer natürlich
gut ausgebrüht und g?lüftet. Die Mais
kolbcn werden von Blättern und Fäden
befreit und 0 Minuten gekocht. Dann
die Körner mit scharfem Messer abge
schnitten und gewogen. Man nimmt den
vierten Teil des Gewichtes an Salz.
Sodann breitet man eine Lage Mais
auf dem Boden des Gefäfzcs aus. streut
Salz darüber, dann wieder 7l!ais und
so fort bis der Topf beinahe voll ist.
Man verschließt mit Muslin oder'
Eheesecloth. Brett und Stein und stellt
es kühl. Sollte in 24 Stunden noch kein
Saft über dem Mais stehen, so füllt
man mit etwas stark gesalzenem Wasser
nach.
Maiskolbeik rinzusalzcn.
Hierzu braucht man wohl etwas grö
ßcre Töpfe, wenn man keine Holzfäß
chen nimmt. Die Kolben werden von
Blättern und Seidenfäden sorgfältig
befreit. Dann stellt man sie aufrecht, d.
h. mit dem Stielcnde nach unten, dicht
und fest in die Gefäße. Bedeckt sie mit
einer schwachen Salzbrühe aus 4 Pmt
Essig. Tasse Salz und 1 Gallone
Wasser. Legt MuZlin oder 2-3saches
Eheesecloth, nebst rundem Brett oder
Teller mit Stein beschwert darauf.
Dann läßt man alles erst einige Tage
im warmen Raum gähren, nimmt auf
steigenden Schaum ab und stellt den
Behälter lühl, wcnn keine Blasen mehr
aufsteigen, sobald von außen daran ge
klopft wird.
Gebräunter Lachs ud Ncis.
1 Eßlöffel Butter, 2 Eßlöffel Mehl.
V-i Tafse Milch. Tasse Lachs. 1
Tasse gekochter Reis, Salz und Pfeffer.
Man macht eine weiße Sauce, indem
man die Butter zerläßt, Mehl, Sah und
Pfeffer hinzufügt und das Ganze kochen
läßt. Tann wird die Milch hinzugetan
und die Sauce gerührt, bis sie dick und
glatt ist. Zuletzt wird der von Gräten
und Haut befreite Lachs sowie der Reis
zuaesügt und die ganze Masse in eine
geschmicrte, heiße Pfanne getan und im
heißen Ofen 2020 Minuten gebacken
und wie ein Eierkuchen zufammengefal
tet.
Apsclsinknsalnt.
Man schneide 4 schöne, feinschalige,
ungeschälte Apfelsinen quer durch in
dünne Scheiben, bilde davon in der
Kompoitschale einen Kranz, jede Schei
be halb auf der andern liegend und läu
icre dann 2 Unzen Zucker in ein wenig
Wasser, bis er Fäden zieht, wonach man
ihn über die Apfelsinen gießt. Sehr
hübsch macht es sich, wenn man mit
Blutapfelsinen und gewöhnlichen Apfel
sinen abwechselt, und auch aus Manda
rinen ist der Salat zu empfehlen, doch
richtet man diese etwas gehäuft an.
Weintraubcntorte.
Man belege eine mit Butter ausge
strichen? und mit gesiebtem Zwieback be
streute flache Tortenform mit dünn aus
gerolltem Mürbtcig, streue gesiebten
Zwieback ziemlich dick darüber und gebe
Beeren von recht reifen Trauben recht
dicht darauf, dann soviel Zucker, als die
Beeren fchwer waren, und lege einen
Teckel von dem Teig darüber, drücke ihn
am Rande gut an und schneide mit
einem feinen Messerchen kleine Zieraten
hinein, wobei der Teig aber nur halb
durchschnitten werden darf, bestrciche ihn
mit Ei und backe die Torte bei Mittel
Hitze.
MaiS und Tpcck.
12 Scheiben Speck. 2 Tassen Mais
(Büchsengemüse oder von der Aehre ge
schnitten), 2 Eier, '2 grüner Pfeffer.
1 kleine Zwiebel. Salz. Pfeffer. Der
Speck wir braun gebraten, wobei daS
Fett von Zeit zu Zeit abgegessen wird.
In etwa 4 Eßlöffel von dem Speckfett
werden die fein gewiegte Zwiebel und
der Pfeffer etwa 5 Minuten gebräunt,
dann der Mais, die verquirlten Eier,
Salz und Pfeffer hinzugetan und da?
Ganze gut gerührt. Das Gericht wird
auf heißer Platte, mit den Speckstreifen
garniert, serviert.
Zwischen zwei Irauen.
lzuinorcske von Gskar vlunzenthal.
Küchenfußböden '
aus Mettlacherplättchen oöer Mosaik
können mit stark verdünnter Salzsäure
abgescheuert werden.
Frau Margot Sinding saß in ihrem
Ankleidezimmer bor dem Toilettetisch,
der mit einer Unzahl von silbernen und
elfenbeinernen Tosen, Büchsen und
Schalen, von zierlichen Flakons in Bak
karatglas und allen jenen Ueberflüssig
leiten bedeckt war, die für eine schöne
Frau sa notwendig sind. Ihr üppiges
tizianrotes, ' Haar war aufgelöst und
übergoß ihr in goldenen Wellen Hals
und Schultern. Das Bild, das ihr der
Toilettenspiegel widerstrahlte, konnte
auch eine strenge Selbstkritik befriedigen.
Die Männer nennen sie die schöne Frau
Margot", die Damen nennen sie die
noch immer schöne Frau Margot"
... und mehr kann man von den Da
men nicht verlangen. In Wirklichkeit
war nicht die Schönheit, sondern die
Klugheit und Geistigkeit das hervor
stcchendste Merkzeichen ihres Gesichts.
Es blitzte und funkelte von Gescheitheit
und List. Aus dem deutsamen Lächeln
in ihren Mundwinkeln und aus ihren
tiefbraunen Augen leuchtet ei wacher
und heller Verstand. Ob auch ein
Herz? Das Lächeln verspottet die
Frage und die Augen verweigern die
Aussage ... Man muß aber auch nicht
zu neugierig sein.
Plötzlich wurde Frau Margot in ihrer
Selbfibctrachtung durch den Eintritt
ihrer Freundin Thea von Helmbach
unterbrochen, die rasch und lebhast hin
einrauschte.
Sei nicht böse, Margot, daß ich dich
hier in deinem Ankleidezimmer über
falle" ...
.Bitte, bitte! Auch hier willkommen."
.Ich weiß, du hast heute Waschtag
sür deine Haaic und erwartest deinen
Friseur."
Was gar keine Eile hat. Aber las;
dich doch einmal anschauen. Ganz er
regt siehst du aus! Und ich glaube so
gar, du hzst geweint? Wcnn du er
laubst ..."
Und dabei nahm sie mit einem raschen
Grifs ihrer Freundin das Taschentuch
aus einem riesengroßen Muss, der allen
falls auch für einen Fußsack gelten
durste.
Nichtig, ganz feucht ist es ... . Und
so rasch bist du vom Hause fortgestürzt,
daß du dir nicht einmal Zeit genommen
hast, deine langen Hutnadeln mit den
polizeilich vorgeschriebenen Echutzhülsen
zu versehe,, ... Ja. was gibt'? denn?"
Ach. Margot," erioiderte unter Trä
nen die kleine Frau, wenn du wüßtest!"
Es gibt ein einziges Mittel! Du
mußt es mir sagen."
Ich habe nie so notwendig deinen
Rat und deine Hilse gebraucht. Tu bist
ja doch tausendfach klüger als ich ...
Nein, schüttle nicht deinen Kopf. Ich
weiß es, daß ich nicht die Gescheiteste
bin. Meine Erziehung auf dem Land,
auf dem Rittergut meines Vaters ...
und dann die langweilige Brüsseler
Pension, wo einem nur gelehrt wird,
was man längst schon gewußt hat. . . .
Ich bin lange nicht gewitzt genug für die
Gesellschaft hier in der Großstadt .. .
Und wenn ich nun vollends s 0 etwas
erlebe, dann weiß ich nicht aus noch ein."
Wenn du eine Kleinigkeit klarer sein
könntest, so würde cS unsere Untcrhal.
tung wesentlich erleichtern."
Die kleine zitternde Frau raffte jetzt
alle ihre Entschlossenheit zusammen und
sagte, die Augen niederschlagend: Du
wirst es gewiß eine Banalität nennen
und für mich ist es doch so, unendlich
wichtig. Also ... also ... ich glaube,
daß mich mein Mann betrügt!"
.Dein Richard ?"
.Mein Richard, jawohl!"
Tu glaubst ... Soll da
heißen, daß es nur eine Mutmaßung
ist? Oder hast du zwingende Ae
weise?" v
Mein Gott, was man so wirkliche
Beweise nennt, wie in einer Gcrichisver
Handlung die habe ich natürlich nicht;
dazu ist Richard viel zu schlau. Aber ich
habe untrügliche Zeichen, die du eben
falls gelten lassen wirst."
Also, was die Staatsanwälte einen
Indizienbeweis nennen ... Du, da sind
aber große Justizirrtümer vorgekom
men!"
Urteile selbst. Es war bei meinem
letzten Jour . . ."
Bei deinem Jour natürlich! Die
Jours sind ja immer der Schauplatz für
solche angenehmen Entdeckungen."
Mein Maml war nicht dabei, weil er
eine Sitzung hatte. Aber mein Better,
der Leutnant Nudi war da und be
lustigte die Damen durch allerlei pikante
Tratschgeschichtcn. die bis hart an die
Grenze des Erlaubten gingen."
Weiter nicht? Tann wart ihr ja
fabelhaft anständig."
Zuletzt kam er auf Magde Lawton
zu sprechen weißt du, die jetzt im
Wintergarten auftritt, als Stiltänze
rin."
.Richtig, ja! Heutzutage werden ja
nicht mehr Tänze, sondern Stile ge
tanzt, und Kunstgeschichte wird mit den
Beinen vorgetragen."
Rudi erzählte uns von ihren galan
ten Abenteuern in London, Paris und
Lissabon und erwähnte dabei, daß sie in
der Lebcwelt durch eine eigentümliche
Kaprice bekannt wäre. Sie kann es
nämlich nicht vertragen, von bärtigen
Lippen geküßt zu werden, und deshalb
muß jeder Mann, der ihre Gunst crrin
gen will, zunächst seinen Schnurrbart
opfern."
2o. f!"
Und nun schilderte uns Rudi, wie eS
ein Hauptspaß im Tursllub ist, wenn in
jeder Woche immer ein anderes Mitglied
plötzlich mit bartlosen Lippen erscheint.
Jeder versucht natürlich irgendeine diS
freie Ausrede. Der Bart sei doch
schließlich ein tierischer Auswuchs im
Gesicht; und in englischen Klubs sei es
längst Mode, daß jeder Gentleman sich
seines Schnurrbartes entledigt; und
warum sollte man diese Beredelung des
Gesichts nur' den Scheiuspiklern und
Psassen überlassen? . . . Kurz, allerlei
Flausen, die den Eingeweihten doch nicht
darüber täuschen konnten, daß Miß
Madge wieder einmal einen neuen
Günstling gefunden halte. Wir haben
alle über diese Anekdote, die Rudi noch
viel besser ausgeschmückt hat, als ich es
dir wiedergeben kann, von Herzen ge
lacht, als sich plötzlich die Tür öffnete
... Wie im Theater, auf das Stich
wort, tritt mein Mann herein.
Und ich denke, daß ich in die Erde sinken
muß, als ich entdecke, daß auch er sich
seinen Schnurrbart hat abnehmen las
scn."
DaS ist allerdings Pech!"
Es entfleht eine peinliche Gesprächs
pause. Rudi flüchtet in den Erker und
dreht uns den Nucken zu, um sein Lachen
zu verbergen bis er endlich so viel
Fassung gewinnt, um meinen Mann zu
fragen, wie er denn auf den Einsall ge
kommen sei ... Und nun leiert er die
Redensarten ab, die wir eben gehört hat
ten. Der animalische Ausiruchs ... die
englischen Gentlemen ... die Pfaffen . . .
die Schauspieler ... bis die ganze Walz
abgewerkclt war ... Und ich muß noch
der anderen wegen so tu, als ob ich ihm
glaube! Und finde nicht einmal, als wir
allein waren, den Mut, ihn zur Rede zu
stellen!"
Du bist also der Meinung, daß dein
Gatte zu Miß Madge in liebliche Bczic
hungcn getreten ist? ... Tu, das wäre
doch eine sehr voreilige Folgerung. Es
gib! sehr viele Frauen, die eine Aniipa
thie gegen Schnnrrbeirte haben. Ich
selbst hatte in meinen Füttcrwcchen die
gleiche Marotte, und mein seliger Theo
bald hat mir wirklich seinen Schnurr
bar! geopfert. In den Flitterwochen er
reicht man nämlich so etwas. Nach drei
Monaten hat er ihn sich natürlich wieder
wachsen lassen ... Wenn du also nur
deshalb deinen Gatten mit Tlciß
Madqe in Verbindung bringst ..."
Nun, dann betrügt er mich mit einer
andern. Denn daß er mich hintergeht,
das glaubst du doch auch?"
.Die Hypothese ist ja bei einem Ehe
mann niemals unwahrscheinlich, aber
wenn du keine weiteren Beweise hast "
Habe ich! Du weißt, daß er jeden
Nachmittag um sechs Uhr in den Turf,
klub geht, um seine Pokerpartie zu spie
len. Da ist er bisher immer von einer
Pünktlichkeit gewesen, als wenn es sich
um eine gerichtliche Vorladnng handelte.
Nun, in der letzten Woche habe ich drei
mal um sieben Uhr den Tursllub tcle
phonisch angerufen und jedesmal hat
mir der Diener mit einer stanimelndcn
Verlegenheit, die ich selbst durch das
Hörrohr wahrgenommen habe, die Mit
teilung machen müssen, daß mein Mann
noch nicht gekommen ist . . . Zu seiner
Pokerpartic! das will etwas
sagen."
Und wcnn du selbst recht hättest,
Thea weißt dn, was ich an deiner
Stelle täte?"
.Das will ich eben don dir hören."
Nichts!"
.Was denn? Nichts? Ich soll schwel
gen?"....
Und warten ... Es ist die ein
zige Strategie, die zum Ziel führt.
Siehst du. mein Herz, den Traum vom
Alleinbesitz in der Liebe den müssen
wir Frauen ausgeben. Das ist eine
Notwendigkeit. Die Gelehrten haben eine
sehr wohlklingende wissenschaftliche For
mel dafür gefunden: die polygame Na
tur des Mannes. Früher hatte man
einfachere Ausdrücke sür die gleiche
Sache. Das Tröstliche ist aber, daß die
Männer nicht bloß unbeständig in der
Treue, sondern auch unbeständig im
Wankelmut sind. Und wenn sie zuerst
ihre Frau mit einer Geliebten betrogen
haben, so betrügen sie eines Tagcs die
Geliebte wieder mit ihrer Frau. Das
klingt haarsträubendridol, ich weiß es,
aber ich habe es an ir selbst erlebt."
Mit deinem seligen Theobald?"
Jawohl. Mit meinem seligen Theo
bald! Und genau, wie du. habe ich durch
ein kleines äußerliches Kennzeichen alles
entdeckt. Theobald hat nämlich sehr ge
ringen Wert auf eine dekorative Erschei
nung gelegt. Tie Launen der Mode
waren ihm sehr gleichgültig, und in dem
Schnitt seines Sakkos, in der Form fei
ner Hemdkragen war er von einer Rück
ständigkcit, die ich ihm oft zum Vorwurf
gemacht habe. Er hat sich sogar seine
Schlipse nicht selbst geknüpst, sondern
fertig gcmaschte Krawatten gekauft, die
damals allerdings bei den Acsthcten noch
nicht so verpönt waren wie heute. Da
kommt er eines Tages nach Hause und
bringt in einein schmalen Kartow ein
ganzes Tutzend von Selbstbindern mit
einfarbige, bunte, von Seide, von
Erepe, kurz eine ganze Mustersammlung.
Ich schüttelte schon mißtrauisch den
Kopf. Als er aber nach einiger Zeit
von einer Ekschäfisreise aus London zu
rllckkehrte, habe ich aufgehört, zu schüt
Icln. Denn jetzt brachte er einen brau
nen Cutaway mit, den er sich bei Pool
in der Newbond Street hatte bauen
lassen, obwohl er sonst diese zuriickge
schnittenen englischen Röcke gehaßt hatte.
Und dieser tadellose Cutaway im Zu
sammenhang mit den Selbstbindern der
anlaßte mich, unter dem Vorwand, daß
ich etwas Thüringer Waldluft brauche,
eine Reis: zu meinen Eltern zu machen.
Denn ich war keinen Augenblick Zweifel
haft darüber, dasj er diese Metamorphose
mit feinem äußeren Menschen nicht um
meinetwillen borgenommen hatte . . .
Als ich an einem warmen Maitage von
meiner Reise zurückkehrte, erwartete er
mich auf dem Aahnhos und trug wieder
ein Sakko älteren Datums mit vielerlei
Buchten und Falten. Und unter seinem
prähistorischen Hemdkragcn mit den
Klappdeckcn erblickte ich eine gemaschtc
Krawatte . . Ich war jetzt vollkommen
beruhigt und habe ihn für den Rest unse
rcr Ehe an so festem Zügel zu führen
und zu halten gewußt, daß er bei seinen
Freunden schließlich den Spitznamen,
Theobald der Keusche" bekommen hat."
Nachdenklich erwiderte Frau Thea:
Du meinst also, daß auch ich stillschwei
gend warten soll?"
Bis dein Gatte sich wieder den
Schnurrbart wachsen läßt! Und ich
wage zu hoffen, daß du nicht zu lange
wirst warten müssen."
, Die kleine rundliche Frau machte noch
einige zaghaste Einwendungen, und end
lich verließ sie ihre Freundin, der sie die
Not ihres Herw.s gebeichtet hatte, ge
faßter, und hoffnungsvoller als sie ge
kommen war. Kaum hatte sie die Tür
hinter sich geschlossen, als Frau Margot
ihrem Kammermädchen klingelte.
Machen Sie sich zurecht, Nannh!
Sie müssen sosort einen Brief in den
Tursllub tragen."
Und dann setzte sich Frau Margot an
den Schreibtisch und warf in fliegender
Hast die folgenden Zeilen aufs Papier:
Lieber Richard! Soeben verläßt
mich Ihre Gattin. Sie hat Verdacht
geschöpft. Aber glücklicherweise nur aus
Sie und nicht auf in i ch. Sie sucht
aus einer andern Fährtc. Ich habe sie
auf die Probe gestellt, um die Grenze
ihrer Arglosigkeit festzustellen. Ich habe
sogar die Verwegenheit gehabt, ihr meine
Antipathie gegen Schiiurrbärtc ausni
sprechen. Sie hat durch kein Zucken der
Wimpern, durch keinen fragenden Blick
irgend ein Mißtrauen bekundet und sich
allmählich von mir dur einige Teelöffel
billiger Lebensweisheit beruhigen lassen,
die ich in meiner Hausapotheke immer
vorrätig habe . . . Und mich, gerade
mich, hat sie aufgesucht, um ihr be
kümmcrtcs Herz z erleichtern! . .
Kann man eine so ahnungslose Frau,
eine so vertrauensvolle Seele betrügen?
Kann man einem Blinden seine Bar
schaft stehlen? Ich glaube, selbst einge
tcufclte Tasckcndiebe würden daöor zu
rllckschreckcn. Und darum muß es zu
Ende sei,? zwischen uns ... Ja, ja. es
muß! Sie selbst, Richard wcnn
Sie die kleine vor Erregung fiebernde
Frau gesehen hätten, wie ihr aus den
große, runden Augen die Tränen quol
len Sie hätten dasselbe gesagt: Es
muß aus fein! ... Ich bitte Sie
also herzlich, sich so schnell wie möglich
Ihren Schnurrbart wieder wachsen zu
lassen. Sie werden staunen, welche
Wunderwirkung Sie damit bei Tea er
reichen. Und wenn die ersten Barthaare
neu emporgeflaum! sind, dann schicken
Sir mir Ihr Bild nach Ouchy an den
Gcnfersec, wo ich den Rest des Winters
verbringen will und über den letzten Ro
inan meines Lebens nachdenken werde.
Herzlichst Ihre Margot."
Glücksorakel.
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Im Vollsmund geht ein Märlein um
Seit ururalten Zeiten!
Huseisen und Vierblätterklee,
Die sollen Glück bedeuten.
Aus einem grünen Wiescnplan
Ta hatt' ich einst erschaut
Ein großes Bündel, Halm an Halm,
Von dem Vierblätterkraut.
Ich pflückte alle sorgsam ob,
Toch als ich wandern wollt'.
Merkt' ich. daß mir verloren ging
Mein Fingerring von Gold.
Was ich verloren, suchte ick.
Das Glück sollt', sich erweisen:
Den Ring den fand ich freilich nicht,
Jedoch ein Pfcrdceiscn.
Willkommenes Instrument.
Na. ham f fleißig 'schafft, die
Schlawakcn?"
Die und 'schafft? Nir wie gekratzt
ham sie sich den ganzen Tag mit dera
Mistgabel."
Neue Bezeichnung.
Was geschieht denn mit den dielen
eroberten Kanonen?"
Die werden alle umkruppicit'
Zur Temtverschöneruttg
Viele unserer Flauen und Mädchen
haben die aufsallcnd kühlen September
tage aus den mehr oder minder ange
nehmen Sommerfrischen in die heimische
Umgebung zurückgetrieben. Gekräftigt
an Leib und Seele, sehnt sich jede wieder
nach der altgewohnten Tätigkeit und
schmiedet Pläne mancherlei Art für die
eben begonnene Wintersaison. Aber wie
sehen sie aus, unsere Damen! Braun
und rotgebrannt von Sonne, Luft und
Wasser und zum Teil noch von den Spu
ren der größten Feinde weiblicher Schön
heit, den Sommersprossen verunziert,
fühlen sie sich im Besitz dieser ländlichen
Reize durchaus nicht glücklich. Denn die
Großstadt stellt an den weiblichen Teint
andere Ansprüche als die weltcntlegene
Form, in der man an Toilettenkllnste
gar nicht gedacht hat. Darum wird es
für alle Frauen, die auf tadellose Ge
sichtshaut halten, die höchste Zeit, mit der
Pflege derselben zu beginnen.
Die wichtigste und natürlichste Erfor
dernis zur Behandlung des Teints ist
regelmäßige und gründliche Waschung.
So selbstverständlich das klingen mag,
so wenig können die meisten" Menschen
auf die Frage, ob sie das auch richtig
besorgen, eine prompte Antwort geben.
Viel gehört freilich nicht dazu, nämlich
weiches Wasser, eine gute Scise und ein
nicht zu hartes Handtuch. Als das beste
Waschwalscr gilt Regenwasser, weil es
nach dem destillierten das reinste sein
soll, das es gibt. Die zweite Haupt
bedingung ist eine tadellose Beschossen
heit der Seife, die keine atzenden Stoffe
enthalten darf. Deshalb spare man nicht
bei diesem Etat. Mit einem zarten
Handtuch reibe man sich dann aber
wirklich trocken; Frottiertücher
sind für diesen Zweck nicht praktisch.
Nun noch einige Winke für besondere
Fälle, die eine absolut unschädliche Wir
kirng haben:
Gegen sonnverbrannte
Haut: Man bestrciche die betreffenden
Stellen im Gesicht, auf dem Nacken oder
an den Armen niit frischer Sahne
(Rahm), Olivenöl, Arnikaöl, Hyperieum
öl, ColdcrSme oder Lanolin. Auch kann
man sie mit saurer oder süßer Milch,
beziehungsweise Pctersilicnwasscr abwa
schcn; letzteres stellt man her, wenn man
eine Handvoll Petersielie in ein Quart
Wasser wirst und dieselbe eine bis zwei
Stunden ziehen läßt. Ein gutes Mit
tcl gegen Sonnenbrand ist ferner das
folgende: Pulverisierte Graupen, 3 Un
zen; Honig, 1 Unze; 1 Eiweiß. Alles
gut derrubrcn, abends auftragen; wo
dies möglich ist, mit dünnem Muslin
bedecken und verbinden. Am Morgen
mit lauwarmem Wasser abwaschen.
oder: Alaun. 1 Unze; Zitronensaft,
durchgeseiht, 2 Eßlöffel voll; Holländer
blütenwasser, 1 Pint. Mehrmals täglich '
die sonnverbrannten Stellen damit ba
den. Auch ist Muttermilch ein sehr
gutes Mittel. Gesicht und Hände wer
den abends vor dem Niederlegen damit
befeuchtet, worauf man sie auf der Haut
eintrocknen läßt. Die Buttermilch wirkt
besser, wenn sie etwas sauer ist und noch
besser, wenn man einige Stunden vorher
auf Quart einen kleinen Eßlöffel voll
geriebenen Mccrettig in dieselbe ein
weicht. Dies entfernt nicht allein den
Sonnenbrand, sondern macht die Haut
auch weiß und zart.
Gegen Sonnensprossen:
Waschen, Betupfen und Umschläge von
einer 5 Ivprozentigen Borarlösung in
Wasser.
Harmlos und a: ch gut wirkend ist
Petersilienwasscr. L Strauß Petersilie
wird fein gehackt und eine Tasse Wasser
darauf gegossen. So läßt man es über
Nacht stehen, so daß der lilkrästige Saft
recht herauszieht, dann drückt man die
Ylättcr durch ein Mulllappchcn. Mit dem
Safte wird nicht nur morgens und
abends, sondern auch dann die Haut an
gefeuchtet, wcnn sie gerade der Sonne
ausgesetzt ist. Auch vorbeugend kann man
ihn benutzen.
Meerrctiig wird gerieben, in einer
Flasche mit Essig übergössen, mehrere
Tage lang ausziehen lassen; dann ab
geseiht und mit einem Teile Lavendel
spiritus oder Weingeist vermischt; damit
werden die Somninsprossen abends ge
waschen, und das wird zwei bis drei Wo
chcn fortgesetzt. Auch Wecrrettig in Milch
ausziehen lassen, soll gut sein; es scha
det nichts, wenn die Milch sauer wird.
Gereinigtes Leinöl, Glycerin und Ro
senwasser soll bei absoluter Harmlosigkeit
durchaus wirksam sein, wo die Somner
sprossen nicht allzu stark oder alt sind.
Wie gesagt, alle diese Mittel helfen
nur zeitweise, oder sie vertreiben die
Sommersprossen nicht, sondern miH,,ni
sie nur.
Wegen unreine GesichtShaut.
B e n z 0 e w a f s e r. Dasselbe belebt
und kräftigt, bessert und erfrischt die
Haut ohne den geringsten Nachteil für
die Gesundheit. Man hole aus der
Apotheke 5 oder 6 Gr. Vcnzoctinktor und
gieße von dieser, nachdem man bereits
vorher die eigentliche Wäsche vollzogen,
einige Tropscn in ein Glas Wasser oder
in das halbgefüllte Waschbecken. Das
Wasser wird sofort weiß und erhält
einen milchweißen Niedcrschlag. Zu glei
chcr Zeit ober entströmt demselben ein
vanillcnartigcr Geruch. Nun nimmt man
ein kleines Tuch, taucht dieses in das
umgerührte Bcnzocwasscr und wäscht sich
sorgsam die Teile der Haut des Gcsich
tcs, des Halses, die Hände. Auf den
betupften Stellen der Haut läßt man
das Wasser ruhig verdunsten. Blasse,
spröde Lippen, fortgesetzt mit Bcnzoe
Wasser befeuchten, erhalten einen beleben
den Ausdruck, eine frischrötliche Farbe.
Tasselbe empsichlt sich daher selbst bei
aufgesprungenen Lippen besser als eine
schmierige Lippenpomade.
Borazwasser. Weiße Hautfarbe
kann man sich durch den Gebrauch von
Boraxwasser verschaffen. Man löst einige
Stücke rohen Borax in einer großen Fla
sche mit etwas Wasser auf und gießt,
wcnn dies geschehen, nach und nach so
veil Wasser zu. bis sich kein Bodensatz
mehr in der Flasche zeigt. Von diesem
Wasser wird dem Waschwasser so viel
zugesetzt, bis letzteres recht weich ist.
Durch andauernden Gebrauch dieses
Mittels werden Hände und Hals schon
weiß und glatt.
Milch und Rahm. Man wasche
sich statt mit Wasser mit Buttermilch
oder süßer, resp, saurer Milch, und wenn ,
man kann, des abends Gesicht, Hals und
Hände nur mit süßer Sahne. Das gibt
die blühendste, zarteste Hautsarbe.
Petersilie. Dem Waschwasser
setze man Petersilien-Bläiter zu, welche
12 Stunden darin gelegen haben müssen,
bevor das Wasser gebraucht wird.
Abends kann man, so lange es zu er
langen ist, statt der Sahne, auch den
Sast frischer Gurken anwenden, auch
wohl mit Glyzerin vermischt.
Hafergrütze. Dieses einfache
Mittel ist ausgezeichnet für die Haut ,
und kann verschiedenartig gebraucht wer
den. Erstens mag man es anstatt der
Seise gebrauchen. Man bindet am, .
Abend eine Handvoll Grütze lose in ein
Läppchen und legt es über Nacht ins
Waschwasser, das man am Morgen be
nützt. Das Bündelchen selbst benutzt
man als Waschlappen und Seise zu
gleich, indem man sich damit reibt und
wäscht. 2. Ein wenig Haferschleim
am Abend in die Haut eingerieben und
über Nacht liegen gelassen, macht die
Haut zart! 3. Oder man bereitet sich
folacnde Masse zum Aufbewahren: 3
Tassen Hafergrütze und 5 Tassen Wasser
wird zusammen hingestellt und mehr
mals gut umgerührt; über Nacht stellt
man es an einen kühlen Platz. Nachdem
es am Morgen wiederum mehrmals ge
rührt ist, seiht man es durch und läßt
es sich fetzen. Nachdem man das sich ab
sondernde Wasser klar abgegossen hat t
rührt man den Bodensatz mit Bay Num
zur Dicke von Creme oder auch etwas
düner. Mit dieser Masse wird mittels
eines zarten Läppchens die Haut einge ,
rieben und dies fast ganz eintrocknen ge
lassen, worauf man mit zartem Flanell
lebhaft abreibt. Vor dem - Gebrauch ,
muß die Mischung gut ausgeschüttelt , , ,
werden.
Man braucht nicht eitel zu sein, um
seinem Antlitz ein gewisses Maß von ,
Pflege angedeihen zu lassen, welches da
zu dienen soll, eS in dem wohlgebildctcn
Zustande zu erhalten, den Mutter Natur
uns auf den Lebensweg mitgegeben hat. -
NZodern aber sparsan:.
Die Kunst des Sparens hat im gegen , ,
wärtigen Augenblick mehr Wert . und ,
kommt besser zur Geltung, als jede an-;
derc Kunst. Wir schränken uns ,,5!S"...
ist zum Wahlspruch des Tages geworden,
man zeigt damit, daß man versteht, sich
den Ereignissen anzupassen und betont es
mit Stolz. Wer es leicht tun kann, der .
soll selbstverständlich den Schneiderinnen,
Modistinnen und allen sonstigen Ge
werbslenten soviel als möglich zu vcrdic- :
nen geben, auch damit erfüllt man eine
große Pflicht, abcr in vielen Haushal
tungen werden die Frauen im heurigen
Herbst die feste Absicht haben, sich ihre
Garderobe soviel als möglich selbst in
standzusetzcn.
Umgearbeitete Kleider.
Die Kleidformcn, die heuer getragen
werden, begünstigen in besonderer Weise
das Verwenden von den verschiedensten
Stoffen, und man kann ans dem zer
trennten und hergerichteten Material von
zwei Kleidern ein neues sehr hübsch und
modern herstellen. Man kann zum Bei
spiel, wenn aus dem Stoff, der zur Vcr
sügung steht, sich nicht die Länge des ,
Rockes herausbringen läßt, eine ziemlich
breite Paffe über die Hiiftcn von einem ,
andern Stoff anbringen und den Rock
mit einer Russenbluse tragen. Oder man
läßt über einen glatten, unten engen Rock
einen kleinen Doppelrock fallen, der aus
einem andern Stoff fein kann und den
man entweder glatt läßt oder in Plissec
falten anordnet. Sehr gut kann man
auch einen Futterrock unten mit einem
breiteren oder schmäleren Besatz von
Woll- oder Seidenstoff versehen und dar
über eine lange, seitlich geraffte Tunika
fallen lassen. Zur Verschönerung des '
Doppclrockes lassen sich auch wieder Blen
den, von Stoff und Seidenrestcn ange .
fertigt, verwenden. Sehr hübsch sind
Blenden, die man aus Seidenresten
schneidet (zum Beispiel aus einem alten
Seidcnrock) und die man nicht aneinan
der näht, sondern mit hübsch gestepptem
Eck übcrcinandcrsctzt. Das macht dann .
durcbaus nicht den Eindruck des Ge
stückelten, sondern ist ein sehr günstiger .
Aufputz. In die gesteppte Ecke kann man
ein paar Perlen oder ganz kleine Jett
knöpfchen fetzen.
Am besten ist es, sich die Mühe zu ma
chen, alles, was man im gegenwärtigen
Zustand nicht mehr benützen kann, sorg
fältig zu zertrennen. Man sondert dann
die Stoffe, das Zugehör und Aufputz
Material, sowie die zarten und leichten
Stosse, wie Gaze. Musselin. Krepp und
Spitzen, bürstet und reinigt die einzcl
nen Stücke und macht sie auf diese Weise
wieder verwendbar. Spitzen werden in
warmem Eeifcnwasser gewaschen, mit
Stecknadeln auf dem Bügelbrett gespannt
und feucht gebügelt, wodurch sie auch
wieder eine gewisse Festigkeit erlangen.
Woll und Seidenstoffe wäscht man in
einem Becken mit warmem Waffer. in -das
man einen Zusatz von einigen Los
feln Ctearinöl gicßt und dann ebensoviel
Ammoniak zusetzt und diese Mischung so
lange verrührt, biß sie start schäumt.
Man wäscht dann diese Stoffe in der
Jlüssikcit, drückt sie sehr vorsichtig aus
und spült sie dann wiederholt in reinem
Wasser aus. achtet dabei sehr darauf, sie -nicht
zu verziehen. Am besten bügelt
man die gewaschenen Stosse, solanae" sie
noch feucht sind, auf der verkehrten Seitj
l oder unter emra Tuch.
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