Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, September 26, 1917, Image 2

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    as Hlebungslager der
Wew AorKer Warsjünger.
2 stiller LandelnsamleZt von Japhank wird durch rastlose Arbeit eine hölzerne Riesenstadt erbaut.
Tie ersten Rckrnten kommen. Auf dem Hauptquartier .Hügel. . ,
m
5 ist eist wem Monat Set.
fca träumte das Gebiet zwi
schcn Rivcrhead und Pz!chcgue
auf Lona Island in Killer.
frieolichcr Landeinsamkcit. Düsteres,
schwermütiges Tannengehölz war zan
schen weiten trecken Bon undurchdring
lichem. Eichengestrüpp versprengt, und
über dem sandigen Boden flimmert und
jitttttt die sonnendurchzlühte Sommer
luft Grillen und Heupfcrdchen sangen
ihr zirpendes Lied, und graue Nebel
schwärme von surrenden Moskitos tanz
ten In der Luft. Nichts störte den Frie.
den der Weiten, jungfräulichen Land
Zchaft.
Plötzlich brachen Hn von Arbitern
In das still Land. Endlose Wagenzüze
Mahnten sich polternd einen Weg durch
die Wildnis und schleppten Berge hellen,
duftenden Holzes und Pyramilen von
Baumaterial kxran. Es wimmelte und
kribbelte von arbeitenden Menschen zwi
scheu Sand und Gestrüpp, und ein Brau
Jen und Tose wie fernes Donncrgrol
K erfüllte tie Lust. Das war ein Un
flkmitter von tausend Rufen und Befeh
Itn in einem Dutzend verschiedener
Sprachen, von wuchtigen Axtschlägen,
vom Stöhnen und Knirschen des bre
Senden HolzeS, das war ein Prasseln
von Hammerschlägen. daZ Kreischen der
Sägen, das Rattern von Hunderten SJfa
schinen, der dumpfe Schlag von Pickeln
. und aufgeworfener Erde. Es war das
brausende Sturmgetöse rastloser Arbeit,
dat ducken und Stöhnen von zwölf
tausend Männern, die hier eine Stadt
- bauen, die an die zur Zeit des Gold
fberS in Kalifornien und Alaska in
rasender Eile errichteten .Mining
Samfci erinnert. Die Stadt ist das
unter dem populären Mmea .Camp
Japhank" bekannte Vusbildungslager
für die zum Militärdienst auZgchobenen
jungen Männer New Forks und der
Nachbarschaft. Onkel Sam hat dem
; Wlf-Wir"! ! 1 . .-
Lager den offiziellen Name .Camp
Upton' gegeben.
Von der Riesengroße der Anlage kann
man sich Such durch Zahlen kaum einen
Begriff machen. Mitten in griiner
Landschaft wird eine Lichtung gebrochen,
die acht Meilen lang und sechs Meilen
breit ist. Im Innern dieses weiten Fel
des wird in der Form eines gewaltigen
,11" eine hölzerne Stadt erbaut, die nach
ihrer Bollcnöung 1200 Gebäude enthal
ten und 43,00) Personen aufnehmen
wird. Es ist im wahrsten Sinne des
Wortes eine regelrechte Stadt, mit plan
mäßig ausgelegten Straßen, deren Zahl
bis an die hundert reicht, mit Avenues,
für deren Benennung das Alphabet nicht
genug Buchstaben haben wird, mit Was
serleiiunz und Abzugskanälen von je
25 Meilen Länge, mit Post, Feuerwehr,
Sicherheitsdienst, Kirchen, Kinos, Hospi,
tälein, Eisenbahn, Telephon, Tclegra
phen, Schulen, Speisehäusern, Klei-dungs-Etablissements,
Läden, Bcrwal
tungsgebäuden, Lagerhäusern, elektri
schem Licht, Spiel und Ezerzierplätzen,
mit allein und jedem, was zu einer gro
ßen Stadt gehört, nur ohne mehr
oder minder holoe Weiblichkeit, ohne
Verlockung und Verführung, und ohne
Alkohol! Für das Schnapstcufclchen
und seine leichteren Brüder ist um den
äußersten Rand der Lichtung ein fünf
Meilen breiter Bannkreis gezogen.
Die durch die verschiedenen Namen
.Camp Faphan!" und Camp Up!on"
hervorgerufene Verwirrung wird von
der Eisenbahn noch vergrößert; denn die
Bahn hat die Station bei Camp Upton
einfach Camp Long Island' genannt.
Das Zugelein schlangelt sich in gemüi
licher Fahrt dort hinaus und vergißt
über die schöne Aussicht auf die idylli
schen Long Island Städtchen und wohl
bestellten Felder ganz seinen Fahrplan,
so daß es auf der 60 Meilen langen
Fahrt rund 30 Minuten seiner borge
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Geuerslmajor I. Franklin !?ell, 5iommandeur des Feldlagers, be
grüßt Brigade-General Crowdcr, Provost Marshall General.
Aus der Mifaljrl.
Von A. v. z)arfeval.
' Iegsiche Tätigkeit, die dem Weltkrieg
dient, ist ins Außerordentliche czefleiaert.
alle M-,:!el werden im weitesten Maße
angewendet, um den Sieg zu erringen,
und so hat auch die Luftfahrt im Wett
krieq Ine Entwicklung erfahren, die im
Friede nur in Jabizehnten denkbar ge
wese wäre. Erst in Jahren wird man
oll die Einzelheiten und neuen Erfin
SungtU kennen lernen, aber schon jetzt
Zkisji f,Ä dem Beobachter in großen Um
rissen der Fortschritt.
Zjn'if'i fällt bei allen Luf'fahrze.
S'g. Luftschiff? sgwodl wie F'uszeuge
d:e Slnoerung der Leistungen auf. Ge
k5?.i-5k-t Tragkraft, Steigfähigkeit
sms IN ungeahntem Unifang gestiegen,
eiurlsaen werden Lberwunden, bei
s.'!' s.her niemand einen Flug ge
vacA lalk; nicht nur die Maschinen,
sonnn auch deren Führer hakn sich
t-.-rssIIL.mi'.n'i, und die Rekordleistun
gen von frur sind Normalleistunzen
L' l !rden.
unz w'r zunächst bei dm Lutt
sn,snn. Hier dat der Kr-eq eine Art
- e '-.-rm rMmäüi, der sich s": Tq
! im h.'heg Grade rädern. Tcr
Uriz':tt&:i.'mn adgerund!. hinkn
spitz zulaufende Ballon ist am Heck mit
gen?ultigkn Spurflächen verseken und
wird durch große Höhen uno Seiten
sieuer gelenkt. Mehrere ?!otorgondeln
sind hinter und wohl auch nebeneinan,
der angeordnet. Der Antrieb erfolgt
durch große Holzpropeller. Für die
Führung des Schiffes ist eine besondere
Gondel vorgesehen. Ein Laufgang stellt
zwischen den Ein?elgondeln die Bcrbin
dunz her. Somit kommt die Verschie
ienhkit der Systeme Zeppc'in, Parsevak,
Sehüite-Lanz im Aeußern nur wenig
zum Ausdruck. Tie Größe der Schiffe
hzt ge.waltig zugenommen, da ihre Nutz
lait und ihr Steigvermögen wesentlich
erhöht werden mußie. Bei der Erhö
hung der Geschwindigkeit hat man die
angenehme Erfahrung gemacht, daß die
ZZkwtonsche Formel nicht zutrifft, nach
welcher der Luftwiderstand dem Qua
brat der Gesckmindigkeit proportional
ist. so daß z. B. einer doppelten Ge
schwindigkeit der vierfacke Widerstand
entspräche. Tie Widerstände sind diel
mehr kleiner, weil bei großen Geschmin
bigZeiten de Luft durch Reibung wen!
L?r m Ballon haftet, wodurch das
ganze Strömung-bild Lunstiger wird.
schrieben Zeit verliert. An der Sia
tion .Camp Long Island' hat ameri
kanischer Geschäftssinn über Nacht eine
Ortschaft hervorgeMubert, wo man seine
sauer verdienten Ouarters ii Zigarren,
heißen Würsten, Eiscream, Postkarten
und Souvenirs anlegen, beim Pool
oder Billard verlieren und in Quick
Limch.'Buden verzehren kann. Große
und kleine Schilder preisen .mertvollc"
Grundstücke für die Errichtung von La
den zu Kriegsprofitpreisen an, aber
wenn man erhäscht, was sich die Einze
borenen mit öerständnisinnigcr Mien:
zuflüstern, dann erfährt man, daß eine
Kapitalsanlage für die Katz sein mir,
weil die Station um eine Biertel-Meil:
Verlegt werden soll.
Jenseits der Bahn ist verbotenes
Land? denn auf der anderen Seite des
Schiencnstranges tut sich die Pforte auf,
die zum Lager führt. Riesige Reger
halten wie Höllenhunve Wacht. Sie ge
hören zu .Bill" Haywards 15. Reger
Regiment. Aber die martialisch drein
schauenden Keile siiio 'gutmütig wi.c Hin
fc:r und nehmen die Paßrevision mit
freundlichem Grinsen höflich vor.
Autos vermitteln den Verkehr nach
dem Lager. Ein solches Sammelsurium
von Gasolinkarren ist auf der weiten
Welt noch nickt zusammen gen?esen. Ta
stehen große graubraune Armcemasch!
nen neben den protzigen Tourcnwagen
der ZZontra'toren, und damischen samt
liche Sorten Autos, die in den letzten 20
Jahren fabriziert worden sind, Tie
meisten haben ihr Auferstehen vom Hau-
fen alten Eisens erlebt. Für Militär
Personen jeden Ranges, für Kontraklo
ren und für den niedrigiten Arbeiter,
dessen Lohn eine noch nie dagewesene
Höhe erreicht, werden gute Autos bereit
gehalten. Aber der ganz gewöhnliche
Zivilist kann dankbar die Götter prei
fen. wenn es ihm gelingt, auf einer
vorsintflutlichen Satansdroschke einen
Siehplatz zu erobern und mit H?pola
send Arbeiter unter bak schätzende LI
nendach. Daneben In scheinbarel Wirr
warr von Holzhütten, Baracken, großen
und kleinen Buden, runden Tanks und
hölzernen Bureaus. Hier ist die Feuer
wehr untergebracht. Hier befindet sich
die Telephonzentralt mit 16 Mädel,
den einzigen Vertreterinnen deS zarten
Gefchlechts In der Nachbarschaft d,l
eigentlichen Camps, daS noch drei Mei
len entfernt ist. Die Telephondrähte
sind in Mannshöhe an Bäumen ange
bracht, deren Kronen man abgeschlagen
hat. Die Polizei hat hier eine Station
eingeriebtet, die Christliche Jungmänner
Vereinigung ein Quartier aufgeschlagen,
wo man lesen, schreiben, sich unterhalten
oder seine schmutzige Wäsche waschen
lassen kann.
Rechts liegen große, niedrige Lager
Häuser und Speicher. Weiter hinaus
steht eine Erfrischungsstation beim
Wege. Vor der Tür ist ein Berg von
Kisten ausgkstapelt, die Flaschcnbicrki
stcn so ahnlich sehen, wie ein Ei dem an
deren. Aber sie enthalten das alkohol
freie Produkt einer großen Brauerei in
der Stadt des heiligen Ludwig, das hier
willige Abnehmer findet. Vorüber geht
es an den Kantinen No. 1 und 2, wo
andauernd Hunderte und aber hnnderle
Arbeiter algkfij!tcrt werden. Tie Zelte
und Baracken sind proppenvoll. Es
summt und surrt von Stimmengewirr
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tteschirrwaschen nach dem ersten Mittagessen.
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und Autsch in rasselnder Fzhr! über
Stock und Siein, Schienen und Löcher
geschleudert zu werden. Der Äutoöer
kehr ist zeitDeilig so lebhaft wie der
Betrieb auf der 5. Aoenue, nur daß
hier olles mascuüni generis und Arbeit
ist. Uniformen und Overalls bilden die
Herrenmode. Mit der Zahl der hin uno
her schwirrenden Passagierauios wett
eifert die Menge schiverfälliger Kraft
wagen, deren Ladung unter gebauschten
Zeltdächern, wie man sie früher bei den
.Prairie-Schooners' fand, verborgen ist.
Solch ein Riesenverkehr fordert Opfer,
und das weithin vernehmliche Rasteln
der Ambnlanz-Gongs überrascht hier
ebenso wenig wie auf den belebtesten
Straßen der Metropole.
Eine große Zeltstadt liegt links vom
W:ze. Tort kriechen allabendlich tau
.Bronr Kontingent im Feldlager.
und Geschirrklappern. Die Kerle lan
gen mit neiden-ertcm Appetit zu und
während sie unglau blicke Mengen der
darben ober gesunden Kost zwischen ihre
Rippen verstauen, scheren sie sich nicht
viel um das Kapitel des .guten Tons',
das den Anstand bvi Tisch behandelt.
Achtung. dis Bundesgebäude! Bun
desmarschall Power vom südlichen Dt
stritt führt das Regiment. Hier wird
sirenge Justiz grübt. Wehe dem, der
ein kleines Jläschchen Schnaps ein
schmuggeln wollte. Er fliegt unbarm
herzig auf dreißig Tage ins Loch. Und
dreimal weh? den Hyänen, die immer
dort beuiesuchend herumschleichen, wo
guten Lohn beziehende Männer in gro
ßer Zahl konzentriert sind.
Run kommt das eigentliche Lager.
Hunderte Gebäude sind schon errichtet
und stündlich nimmt ihre Zahl zu. Der
staunende Laie kann die Fizizlcit der
Arbeiter kaum begreifen. "Schwere
Pfähle werden als Eckpfosten einge
rammt. Dutzende Arbeiter hocken auf
den Knieen und nageln eine riesige Bret
terwand zusammen, die flach an der
Erde liegt. Dann packen Hunderte
schwielige Fäuste zu. Ein Schreien,
Keuchen und Heben: die Wand wird
aufgerichtet, an die Eckpfähle genagelt,
und .während man wartet' ist eine
Seite der langen, zweistöckigen Baracke
fix und fertig! Im Lager gibt es Kan
tinen mit langen hölzernen Tischen und
Bänken. Die Quartiermeister haben
ihre Bureaus eingerichtet. Drinnen
herrscht noch ein unfertiges Tohuwa
bohu. und leere Kisten oder Offiziers
koffer sind als Ersatzschreibtische in
Dienst gestellt. Alte halbierte Zigarren
listen, die an Pfähle genagelt sind, die
nen als Briefkästen. In der Post, die
dicht belagert wird, ist der erste .Aap
Hank-Mann', der Briefträger Joseph
Rcichmann, angestellt. Tie Kommissa
riais-Läden machen flotte Geschäfte.
Tort verkauft Onkel Sam seinen .Kha
kijungens' alles, was sie sich wünschen
können, und da der gute Onkel es nick?
auf Kriegsprofiie obgefhen hat und
zum Selbstkostenpreis verkauft, kann
'man an den Preisen interessante Stu
dien über die Geldgier der New Aorker
Ladcnbesitzer machen.
Im Lager wimmelt es von neuge
backenen Offizieren, von denen etwa
1200 die höhere Marzfchule in Platts
bürg absolviert haben und jetzt ihre
Künste den ersten Abteilungen der Ar
mee der Demokratie' einpauken. Teil
dieser neuen Armee sind in den Baracken
untergebracht, die ursprünglich für eine
Kompagnie gedacht waren, aber jetzt zu
klein sind, nachdem durch die Neueintei
lung jede Kompagnie um rund 100
Mann vergrößert wurde.
Unten auf der Straße setzt eine Be
wegung ein. Hüte werden geschwenkt.
Hurrahrufe erschallen. Man pfeift und
johlt. Ein neuer Trupp froher Rckru
ten zieht ein. Im holperigen Schritt
und Tritt marschieren sie vorüber. Die
meisten tragen klein Bündel von Hab
fcligkeitcn. Es sind viele stramme, spott
geschulte Kerle darunter. Das Gros ist
mittelmäßig, aber doch vorzügliches Ma
terial. Manche gehen mit eingeknickten
Knieen, vorstehenden Bäuchen, eingefal
lener Brust, vorhängenden Schultern
und lang baumelnden Pavianarmen.
Die Drill-Sergeanten und Offiziere
prüfen die Einrückenden mit Kenner
blick. Sie lächeln verständnisinnig.
Warie, nur balde! Tann werden auch
Kerls die Knochen strammgezogen untz
durch straffe Zucht wird an! dem unge
lenken Tappes ein forscher Kerl gemacht,
wie es die .Regulären' sind, die in gcra
der Haltung, mit schlanker Taille, hoch
gehobenem Kopf und der fclbftbewuß
ten Männergrazie dahinschieden, die vo
Kraft, Gesundheit, härten Muskeln,
woltrainicrtcn Gelenken und gaiek Dis
ziplin stammt. Das junge Menschen
matcr!'! ist vielversprechend und Gemi
ral Crowdcr, der Provostmarschall der
Bundesarmee und leitende Geist des
Aushebung, sprach sich bei der Besicht!
gung der Ausgkhobcnen sehr lobend aus.
Die Kommandantur krönt das grof
zügige, geschickt aufgelegte Lager. i(
liegt aus einem leichlgemclltcn Hügel,
dem höchsten Punkte des weiten Feldes,
der den Narien Headquarter Hill
trägt. Auf dieser Höhe im Mittelpunkt
des Camps, von wo sie weithiL alle?
Überschauen können, hat Generalmajor
Bell nd sein Stab das Haupiqüaitikll
aufgeschlagen. Hoch in der klaren Herbst
luft knattert das Sternenbanner in fri
scher Brise. Tie Einrichtung der zum
Hauptquartier gehörenden Gebäude ist!
von spartanischer Einfachheit, macht abeg
doch den Eindruck einer gewissen vor
nehmen Eleganz und Ruhe. Hier obeit
gibt eS Leben und Arbeit. Uniformierlel
Boten hasten hin und her, das Tele
Phon klingelt andauernd, und taufende
Einzelheiten wollen erledigt sein. Die
Ctabsosfiziere, deren Arbeitstag beim
ersten Sonnenstrahl beginnt, beugen sich
noch um Mitternacht über die mit Pa
vieren beladenen Schreibtische. Bork
diesem Hügel ziehen sich lausende unsicht
bare Fäden durch das Lager und weit
über den Horizont hinaus in daS Land,
hinein. Hier ist das Ncrvenzentrum der
großen Kriegsmaschine, die Tag und
Nacht arbeitet und auS 41.000 junge
Männern brauchbare Soldaten zu ma
chen hat. Trotz der drängenden Riefen
arbeit herrscht auf dem Hügel eine wilr
devolle Ruhe, die erkennen läßt, daß
olles In ruhiger, fachgemäßer Ueber
legung bedacht und ausgeführt wird. ,
Zum Abschluß noch einen Gesamtem
druck, ein ganzes Panorama des riesi
gen Lagers. Da höchste Bauwerk auk
dem Haupiquartier.'Hügel ist der Was
scrturm, mit einem Wachtposten darauf,
der sein geladenes Gewehr bereit hält,
um sofort einen Alarmschnß zu feuern,
wenn irgendwo ein Brand ausbrechen
oder sonst etwas vorfallen sollte. Boa
hier oben übersteht man die ganze
Landschaft gewissermaßen aus der Bo
gelpcrspeklive.
Weit draußen ein grüner Kranz dort
Laub und Hügel. Darinnen das breit,
Feld, das teilweise gelichtet ist und t
braune Erdstellcn und sandige Fleck? '
zeigt. Tort werden die Schießplatz
für Infanterie und leichte Artillerie an
gelegt. Tann der gewaltige Exerzier
platz, der größte im Osten des Landes.
In der Mitte das ungeheure U" voir
Lagerbautcn. und überall, wohin das!
Auge schweift, kleine, arbeitende Men
schen in hcllleuchienden Arbeitskleiderrl
oder kaum erkenntlichen Uniformen, die
überall wie Ameisen herumkribbeln, fnijj
dahinrollendcn Spielzeug Aulos hocken
immer neue Gebäude errichten, immek
mehr Siraßen bauen, immer mehr Ma
tcrial hcranschleppen und das Riesen:
werk von Tag zu Tag größer und grö
ßer gestalten.
Dagegen bat man bei Vergrößerung der
Schisse die Schmierigkeit, daß das Ge
wicht der Gerippe in rascherem Tempo
wächst als die Tragkraft des Schisses,
eine vom Brückenbau her längst bekannte
Tatsache, die der Vergrößerung schließ
lich Grenzen setzen muß. obwohl es bis
der gelungen ist, dieses Hindernis zu
überwinden.
Tie Hauptaufgabe der deutschen Luft
schiffe ist die Aufklärung über der Roro
sce. Hierin können Fluguge sie nich!
ersetzen, weil letztere, namentlich See
flugzeuge mit ihren schweren Schwim
mein, eine zu kurze Flugdauer haben
und die Flotte nicht selbständig begleiten
können wie Luftschiffe, sondern eigene
Flugzeug Mutterschiffe brauchen. In
diesem Punkte ist die deutsche Flotte zur,
zeit den Gegnern überlegen.
Nicht weniger erstaunlich als die Ent
Wicklung der Luftschiffe war diejenige
der Flugzeuge. So recht kommt das
zum Bewußtsein, wenn man an den Be
ginn des Krieges zurückdenkt, wo Top
xeldecker mit etwa 120 Kilometer Höchst
geschwindigkeit und di guten alten Tau
den, große und schwerfällige Eindecker,
die deutfche Flugrllstung bildeten. Ter
Eindecker ist ganz verschwunden: die
Doppeldecker haben an Geschwindigkeit,
Steigkraft und Wendigkeit so sehr ge
Wonnen, daß die alten Apparate nur
mehr in den Fliegerschulen ein beschau
liches Dasein fristen. Tie neuen Top
peldecker sind kleiner, mit weit stärkeren
Motoren verschen und in den Einzelhei
ten weit besser aus geringsten Luftwider
stand duribgedildet.
Für vermiedene Zwecke haben sich
auch v'rschiedenc Typen herausgebildet:
Kampüluaieuze. Beobachtungsflugzeuge
und Großflugzeuge. Unter diesen ist
das wichtigste das Beobachtungsslug
zeug, das feindliche Stellungen. Trup
pen und Truppenbewegungen zu erkun
den hat. Mit vbotographischcn Appara,
ten, Cignaloorrichlungen und Funken
stationen auszeräslet. vermag es die Be
obachtuns'n sestzubalten und sie in kür
zester Frist zu übermitteln. Es sind
ZDeisitzer, mit einem oder zwei Maschi
r.engewehren bewaffnet, die gelegentlich
auch zum Bombenwerfen gebraucht wer
den. Tie Kampfflugzeuge sind kleinere,
mit Maschinengewehren ausgerüstete
Einsitzer. Tie Maschinengewehre sind
(manchmal doppelt, zur Reserve) in den
Apparat scst eingebaut. Durch einen
sehr starke Motor besitzen diese Flug,
zeuge höchste Geschwindigkeit, Steigkrafi
und Wendigkeit. Ihre Aufgabe ist, die
Beobachtungsflugzeuge vor dem Angriff
feindlicher Kampfflieger zu schützen und
feindliche Beobachter von den Linien
fern zu halten. Die Großflugzeuge
baben mehr als einen Motor. Sie sind
für größere Bombenlasten qebaut, bieten
der Besatzung besseren Schutz gegen
Wind und Wetter und erleichtern durch
idren stabileren Flug di Bedienung der
BombenwurfApparate. Wie die Luft
schiffe sind .auch sie mit besonderen Vi
sier-Apparatra ausgerüstet, um den Mo
ment zu bestimmen, in welchem unt,:
Berücksichtigung der Höhe und Geschwin
diakeit des Flugzeugs die Bombe lo!ge
lassen werden muß. um ein lstimniies
Ziel zu treffen; '.eine sehr schwierige
Aufgabe sowohl für den Bombenwer'er
als auch für den Flieger, der das Ziel
genau ansteuern muß.
Tie Falldauer der Bomben ist ziemlich
bedeutend sauf L000 Meter etwa 20 Se
künden, bei kleinen Bomben noch mehr),
und kleinere Schiffe können noch gen;
gut aufweichen, wenn das Loslassen
rechtzeitig beobachtet wird.
Der lliampf der Flugzeuge ist außer
ordentlich mannigfaltig und spannend:
er wird nicht mit Mcnschenmassen aus
ssochten, sondern von cuizelnen tapfern
MLnern, und hier kann man sagen:
.In der Luft, da ist der ÄÜonn noch woZ
wert.' Tas Feuer vom Boden her kani.
dem in großer Höh schnell daherbrau
ftnden Flieger meist nur wenig anhaben.
Für Maschinengewehre und Herndfeuer
Waffen ist die Höhe meistens zu groß,
und die Adwchracfchütze haben Mühe,
dem flinken Gesellen zu folgen. Auch
kann der Flieger, wenn er daZ Miin
dungsfeuer beobachte:, den einzelnen Ge
schützlagen rechtzeitig ausweichen. Da
bei leidet allerdings die Sicherheit der
Beobachtung und des BombenwerfenZ,
so daß oft der Zweck der Abwehrkanoiika
erreicht ist, auch ohne daß der Flieger ge,
troffen ird.
Den .Höhepunkt der Spannung aker
rericht das Gefecht dex Karnsflleaer. I
Diese versuchen den Gegner zu übersiei
gen, um von oben mit überlegener Ge
schwindigkeit, wie ein Habicht herab
stoßend, ihm zu nahen und ihn mit dem
Maschinengewehr zu vernichten. So
Wird der Kampf big in 5000 Meter
Höhe hinaufgetragen, in Regionen, wo
hin sonst kein lebendes Wesen gelangt,
ein wundervolles Ringen von technischer
Kunst, von persönlich)! Todesverachtung
und Gewandtheit. Und darum blüht
such auf diesem einsamen Gebiet die
Blume der in diesem Weltkrieg so selte
nen Ritterlichkeit, und die Namen der
großen Flieger sind in aller Mund.
Weisen wir einen Blick auf die ganze
Entwicklung, so sehen wir einen kaleido
skopartigen Wechsel; was gestern gut
war, wandert heute in die Rumpelkam
mer, und niemand vermag zu sagen, waS
morgen gilt. Wenn aber einst wieder
Friede sein wird, dann werden die Ge
lehrten eisrig studieren und schreiben und
in wichtigen Büchern interessante Folge
rungen ziehen; die Ungelehrten aber
werden von dem großen Flieger Voelcke
erzählen, der 40 Gegner überwand, bis r
unbesiegt einem tückischen Schicksal erlag.
Luther-Anckdsten. Dr. Adolf
Saagcr hat kürzlich eine Sammlung dcm
Luther-Anekdoten heraukgegeben. Darin
lesen wir auch von Luthers Humor
einige hübsche Proben. So stammt von
dem großeu Reformator der köstlich
Ausspruch: .Wenn unser Hergoik keine
Spak erstünde, so Möchte ich nicht ta
den Himmel'. Er empfiehlt die froh
Laune, die ihm sein Temperament ge
währte, auch anderen in einer Stell
über Psalm li, wo er sagt: Weil wiö
das Leben nicht können zubringen, dafz
wir nicht mit anderen umgehen, essen
und trinken müßten, so mußt du gewik
glauben, daß auch dieses Gott wohlge
falle, wenn du deinen Bruder mit einem
fröhlichen Gesichte anredest, mit einer
angenehmen lächelnden Miene zu dir la
best, auch bisweilen mit einer rügen
und scharssinnigen Cchcrzrede dich be
lustigst.' Wenn ihm jemand in die Rede
fiel, sagte er: .Zwei können wohl mit
einander singen, aber nicht reden.".
Martin Luther erteilte einem jungen
Prediger den Rat: .Steig auf. tu 's '
Maul auf. hör bald wieder ans! Tenn
man kann den Leuten in einer Vierte!'
stunde mehr predigen, als sie in zehn
Jahren tun werden. Wenn du der
nimmst, daß die Leute am liebsten und
emsigsten zuhören, so beschließe deine
Predigt, so hast du auf eine andere Zeii
wieder Zuhörer." Einen annmßenden.
Studenien ließ er gründlich abfahren,
wie der Dichter Sandrub 1318 in feiner
Kurzweil' erzählt. Der wollle zu der .
Predigt und dem Tertlcsen nicht eine
Bibel mit auf die Kanzel nehmen, weis
er alles auswendig gelernt. Er fängt
dreimal an: .Ich bin ein guter Hirte"
und bleibt stecken. Da ruft Lutber hin.
ans: .Ach was, du bist ein gutes Schif!"
Und geht selbst auf die Kanzel,, um n
predigen,
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