Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, September 14, 1917, Image 7

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    Tazliche Omaha Tribune
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den, der bei
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Das Mieder
einst uttd seist
Collie 3 mit den achinzreichen Zeiten
l:i Mieders vorbei sein? Unwilllürlich
schlvcbt uns bei dieser Frage eine an
mutige Rokol0'J!gur vor, die aus einem
Gemisch von Dczei, und Frivolität z
besjklzkn scheint. Wie eine Krone trägt
dcis selbslbevus,ie, sensuelle Köpfchen die
hohe Tuffensrisnr, mit dem von Rosen
bekränzten Miniatnrhut, dessen Bänder
sich am Halse in einer Masche vereinigen,
die, verbunden mit einer lose fallenden
weißen Locke, der kleinen Marquise eine
Spur von Ehrwiirdijileit verleihen; die
ses gravitätische Anöfchen wird sogleich
durchwein tnnstvoll graduiertes Dekollctö
zgeglichen, das genau die Grenzen
einer rasfinierien Diskretion einzuhalten
weis;. Die anliegende Cchncbbentaille
gibt dem Leibe eine feste, wenngleich
,jugendlich-graziösc Form, deren Starr
cheit durch die weichen Bauschungen der
'weiten Paniers korrigiert ist, welche die
'Schöne mit unsagbarer Grazie empor
hält; als ob ein Vorhang sich leicht öss
neu würde, teilt sich das faltenreiche, mit
Spitzen besehe Uebcrkleid aus feinem
, Arotat um den Weißen, in rosa geblüm
Uen Damastrock mit den ffestons und
Volants in seiner tokctticrcnöen Einfach
,heit zu enthüllen ... und mit einer ein
drucksvollcn Ncverenz entzieht sich das
'Kersönchen unserm Alick
Noch unter dem Banne dieser l5rschcl
iiung aus alten Zeiten fcclrctcn wir die
Hauptstraße mit ihrem modernen 5öc
'trieb. Aus den prächtigen Schaufcn
Astern der Modekiinstlcr winkt uns die
.heutige Damcngcstalt entgegen. Sie
hif; allerdings in mannigfach vcränder
"ler Form, die Paniers ihrer Ahnin bei
Ehalten, die Taille jedoch erscheint von
Zeglicher Beengung befreit. Durch den
ußerlichen Eindruck getäuscht, ' könnte
hnan glauben, das; das Korsett übcrwun
Den und beseitigt fei. Schon einmal
Dach der franazosischcn Revolution, zur
(Zeit des Wiederauflebens der griechisch
Komischen Trachten, hatte die Tamen
It das Korsett dollsiändig verbannt;
mS Verhängnis ereilte fomit ein Er
drückungssystem. das feine Grausamkeit
Während so dieler Generationen hindurch
schonungslos ausgeübt hatte, allerdings
rieht, ohne daß die Frauen sich wohlge
fällig in diese Tyrannei fügten, und
manche Schöne würde wenn man es
ibersucht hätie, sie von dem Marter
Instrument zu befreien lebhast pro
(testiert haben: "Et s'il mo iluh ä moi
U'etre battue!" ...
i (53 konnte auch nickt verfehlen, daß
kurz uach dem Acireiungslaumel eine
Meaktion einsttzie. Durch die böse Er
Ifahrung klüger geworden, verzichtete
Zedoch das Korsett in der Folge auf eine
allzu schroffe Gewallherrschaft ; es beflih
isich immer mehr und mehr, den hngieni
schen Anforderungen der Neuzeit gerecht
zu werden, und die Ohnmachtsanfälle
ptt jungen Damen die um eine
Wespentaille wetteiferten wurden
ann auch immer seltener. Der Begriff
jfcer Wespentaille ist eben nur ein künst
iich-äsihetischer Begriff, ein ins Absurde
getriebener Hang, die Schlankheit d-r
tzanz jugendlichen Körperlinien nicht
allein nachzubilden, beizubehalten, son
dern zu übertrumpfen; er ist vergleich
tat mit der den Chinesinnen eigentüm
"kicken Auffassung, daß der Fuß, um
schön zu sein, klein wie der eines Kin
des bleiben muß, und daß der Besitz
eines verkümmerten Fuße alle Qualen
wert ist. Der Begriff der schlanken oder
gar hypcrschlanken Gestalt deckt sich kei
xeswegs mit den wirklichen, künstlcri
schen Cchönheitsbcgriffcn. Weder die
Skulpturen der Antike nocki die Bilder
der großen Meister aller Zcitu heben
ine Schlankheit der weiblieben Taille,
hervor.. Betrachtet man beispielsweise
die Rubmsgemäldk, die den Inbegriff
der Frauenschönheit in . ihrer vollen
Reife darstellen, so wird man bemerken,
daß sich darin die Taille frei entwickelt
und ihre Proportionen wenig von denen
der männlichen Figur abweichen.
Die lehtjährigen Moden haben nun zum
Glück die Wespentaille so ziemlich aus
der Welt geschasst, und die ehemaligen
Marterinstrumente, die in Dieser Stich
tung zwecklos geworden waren, haben
sich in einfach nützliche Behelft zur gra
ziösea Haltung des Körpers umgewan
delt. Das Mieder zwängt nicht mehr
den Körper wie in einen Panzer in,
es schmiegt sich im Gegenteil demselben
an: die neuesten Modelle sind sehr
schwach balcinicrt, nach unten ziemlich
jurz gehalten und wenig über die Taille
hinaufreichend. Mit den dazu gehörigen
Büstenhaltern und den zu ihrer Hcrsiel
lung zur Verwendung kommenden ge
schmeidigcn Seidenstoffen hat man eine
höchst elastiscbe Kombinaiion gefunden,
welche die natürlichen Linien harmonisch
zur Gellug kommen und die Dame mit
d'in modernen, losen Kleide in einer
e!eaantllngezwungcncn, sozusagen kor
fettlosen" Haltung auftreten läßt.
Die beste Tracht. ' . A 1
Welch? Tracht für Baucrnjunzm
W.-'-f die allerbeste sei.
Jene in den Niederungen,
Die der Berge flott und frei;
Jene, die die Städter tragen,
Lange Hosen, langer Nock,
Uebernclier, Mantelkragen,
Spis Messer. Knotcnstock?
Sind als Tracht empfehlenswerter
Iorpen mit und ohne Zug,
Cdcr wäre die begehrter.
Die einst Bater Adam trug? '. -
Alle Trachten so erwägend,
Dacht' ick?, daß so schien mir sehr
tritt Tracht gchör'ger Prügel
Manch'. m wohl die beste wär'!
' d. cnr!.
Neue Fsrm der
Dainenrocke.
Wenn nicht alle Zeichen trügen, dürfte
der Tonnenrock in absehbarer Zeit eine
Lieblingöform deutscher Damen, die trotz
Krikgszeit noch streng nach der Mode
gehen, werden. Noch erscheint er nur
als eine Laune, eine Spielerei; noch
wird er mit dem iu allen, solchen Fällen
'üblichen Widerspruch und Hallo begrüßt
aber, ohne den Propheten spickn zu
wollen, man wird ihn bald mehr und
mehr sehen, und schließlich werden auch
die zum Tonncnrock übergehen, die jetzt
noch schwören, daß sie von ihm nichts
wissen wollen. Freilich, die stark bc
tonte Form, in der der Rock, von wei
tem gesehen, den Eindruck einer Türken
hose oder vielmehr der einen Hälfte die
ses Zwillingsbildes macht, wird sich
kaum durchsehen. Einfacher und ans
sichtlicher ist ein anderes Modell. Der
obere Nocktcil ist etwas rund geschnitten
und oben eingehalten. In 5iniehöhe
wird ihm ein Bolant angesetzt, der auf
dem Kopf steht", das will sagen: der
breite Saum des Bolants wird dem un
tcrn Rand des oberen Nockicils angc
fügt. Um den breiten Saum am Um
fallen zu verhindern, wird er stellenweise
am Rock festgenäht. Der eingeträufelte
Rand des Volants dagegen liegt unten
und wird mit einer 4 zölligen
hohen Stoffblende besetzt, die beiläusig
zwei Meter weit ist. Voraussichtlich
wird es eine ähnliche, jedenfalls eine
maßvolle Form des Tonnenrocks sein,
die sich am Ende durchsehen wird, und
sie dürfte sich mehr einer Art von flach
gedrücktem Tönnchcn als einem runden
nähern. Die Ausbauchung wird in der
Hauptsache auf die seitliche Partie bc
sckirankt sein. Fest steht jedenfalls, daß
sehr weite und unten abstehende Nöcke
nicht mehr die letzte Mode sind; die
Nöcke der eleganten Kleider zeigen die
Neigung, unten einzufallen. Man sieht:
Frau Mode bleibt blind und tab, und
sieht und hört nichts von Krieg und
Ctoffknappheit!
NZsöenLizett. ,
Welch eine absolute Herrscherin ist sie
doch, die Gottin Mode! Sie, die ihre
Dienerinnen und Diener nicht einen Au
genblick ruhen und rasten laßt! Tic im
Lause der Zeit immer launischer, immer
anspruchsvoller, immer toller zu wer
den scheint.
Die neue Mode" ist da. Und
man muß sie nun tragen. Einerlei, ob
man" groß oder klein, schlank oder
stark, gut oder schlecht gewachsen ist.
Man muß das doch! Es ist auch einer
lei, ob man sich lächerlich macht oder
nicht, ob mau zur Karikatur wird, co
man eingezwängt wie in einem Sack
einhcrtrippelt. od man friert oder tranL
Piriert alles, alles ist einerlei die
Göttin Mode dekretiert, und man muß!
Modcgötzen! Mächtiger sind sie als
alle guten Geister! 'Da gibt es keine
Auflehnung, keine Erwägungen über
Für und Wider, kein Uebcrlcgcn und
Besinnen. Das muß man, und damit
ist alles abgeschnitten, was dagegen zu
sagen wäre. Man muß, weil die andern
nämlich auch müssen! lind warum
müssen sie wiederum? Weil die Mode
götzen eS wollen!
Aber die Kehrseite der Medaille ist
sehr ernst. Die allermeisten von denen,
die dies alles müssen", .dürften" es
nämlich eigentlich gar nicht. Ueber die
Verhältnisse leben", heißt der Krebzscha
den unserer Zeit, und über ihre Berhäll
nisse leben fast alle, die man so überall
dabei findet, weil man dabei fein muß.
Man braucht dabei nicht einmal an die
zu denken, die in der Tat und wirklich
über ihre Verhältnisse leben, weil sie
aus Luruöbedürfnis und Aergnügungs
sucht und Leichtsinn dabei sein wollen;
fondern an jene Familien, die mit Mühe
und Not die Balance erhalten, die sich
dcis Notwendige versagen, um den
Sckxin aufrechtzuerhalten, die den Ecnt
siebenmal umdrehen, um dann den Dol
lar unnütz auszugeben. Sie alle leben
über ihre Verhältnisse, weil sie in schic
fen Verhältnissen leben. Ucbcrall, wo
die Frau des Hauses zuviel für ihre
Toilette ausgibt und das Zuviel vom
Haushaltsgeld abknapst, wird über die
Verhältnisse gelebt. Wo man üppige
Gastereien gibt und nachher hungert.
wo man Feste besucht und nachher sich
einschränkt; wo man sich wahre und
schöne Lebensfreuden versagt, um den
modernen Aufwand mitzumachen, über
all da lebt man über seine Verhältnisse.
Wo findt man heute noch Familien, die
einfach leben, sich einfach kleiden, nur
einfache Gastlichkeit üben und den Mut
haben, es auszufprechn, daß ihnen
nichts gelegen ist an dem man muß
das!"
Es ist so schwer, gegen den Strom zu
kämpfen, und so bequem, sich von ihm
treiben zu lassen. Ueber Bord also mit
oll dem schweren Aallast! Leicht be
schwingt muß das Lebensschifflein da
Hinsliegen, wenn es mit den anderen im
Wettlauf standhalten will.
Modegötzen! Wir opfern ihnen viel,
sehr viel. Niemand bat den Mut. sie
von ihrem Thron zu stürzen! Und doch
sind diese Throne s? schwankend. Ein
kräftiger Ruck von kräftigen Händen
würde sie erschüttern und wankend
machen. Aber wer hebt seine Hände da
fM auf? Niemand will der erste sein?
Und so regieren sie weiter, zwingen uns
unter ihr Joch täglich und stündlich,
zwingen uns zu drückenden Ausgaben,
kurz, machen uns zu willenlosen Ckla
den. Ist's nicht so?
Aber wir haben doch die Genugtuung,
mit dabei zu sein.
Die Mehrzahl der Frauen ist lieber
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Fcldgrnue dnrchfuchc die Leichen nach ncr Schlacht nach dcn bei allen Armeen benutzten Erkennungsmarken.
Die Jurcht.
Süyy: von tyans Schtttmger.
Niemand war so verhaßt, nicht nur
im Torf, nein in der ganzen Gegend,
wie die Grundner Res. Und das mit
Recht; denn sie hatte nicht nur den Haß
geerbt, dcn sich ihr Mann so redlich vcr
dient hatte, sondern sie hatte ihr gut
Teil dazu beigetragen, diesen Haß zu
verschärfen. Der alte Grundner hatte
nämlich den Wucher getrieben, und das
so, daß er, der ein armer Kätner gewesen
war, immer mehr an Geld und Gut zu
fammcngerafft hatte und bald der reichste
Bauer im Orte war.
Alles Vieh stand in seinen Ställen,
jede Ernte kam auf seinen Speicher und
auf seine Tennen, denn alles war ihm
längst schon versetzt, ehe es noch daran
dachte, im Halm auf dem Felde zu stehen.
Und er lieh und lieh immer weiter und
weiter, bis die Banern so tief in den
Schulden steckten, daß sie nicht mehr her
auskommen konnten, und ee sie von Haus
und Hof vertrieb, ins Elend hinaus,
ja sogar, wie den armen Zensner-Franz,
in den Tod; der hatte sich just au dem
Tage aufgehängt, an dem ihm sein Ba
tcrshof über den Kopf weg für ein Lum
pengclo vertauft wurde.
Damals hotte der Zensner-Toni, der
Sohn des Zensncr-Franz, der zu der
Zeit Noch keine vierzehn Jahre alt war,
feiner Mutter gesagt: .Mutter, ich
schwör' dir's, ich 'bring' ihn um, den
Grundncrschuft, und dessen Hez', der
dreh' ich den Hals um, wann ich erst
groß bin."
Bei Grundner-Hias hatte ers ober
gar nicht erst nötig gchabt, denn den
hatte der Teufel sowieso schon ein Paar
Jahre darauf auf die entsetzlichste Weise
geholt, indem daß ihn ein Stier, dcn er
dem F,'rner-Rudl hatte wcgpfänden lfs
fen, auf sine Hörner genommen. Die
Grundncr-Res ab;r lebte, je mehr Tage
dahingingen, in immer größerer Angst
vor dem Toni, denn der, so oft er sie sah,
spie aus und drohte ihr mit der Faust
und sagte: Glaub nicht, daß i di der
gessen lab. Nur zappeln laß i di no.
eh ich dir den Kragen umdrch, wie du 's
verdienst."
Und zutraue konnte man dem Zcns
ner-Toni freilich alles, so ein draufgche
rischcr Bursch war er.
Aber da kam der Krieg. Und der
brachte der Grundner-Nes die Erlösung.
Die Befreiung von jeglicher Furcht. Wie
all die Burschen, so mußte auch er mit
ins Feld und tat es jauchzend und,juch
zcnd vor Freud, wie die anderen alle, die
sich geradezu drängten, um nur dranzu
kommen und es den Franzosen zu zeigen,
wie so a bayrische Faust drein zu hauen
versteht.
In allen Häusern und vor allen Hü!
tcn standen die Dirnen und winkten den
Buabn den Abschicdsgruß zu. und die
Mütter winkten auch und ließen cs nicht
sehen, wie viel schwerer es ihnen wurde,
ihren Stolz, ihre Söhne, in den Kampf
ziehen zu lassen. Auch die Grundncr
Ncs war vor ihre Türe getreten, nur uin
zu schen, ob auch heilig und wahr der
mit dabei war. der ikr den Tod aeschwo
ren hatte. Und er war cs wirklich, Tort '
ging er mit den anderen her und war
geschmückt mit Blumen und Cträußln,
die die Madcln ihm gegeben hatten. Ui.d
er ' schrie und juchste und sang; wie er
aber die Nes sah, da hielt an und
ballte die Faust gegen sie und rief:
Wann i wiederkommt" und machte eine
Handbcwcgung. Und alle, wie sie da
waren, machten's ihm nach, so daß ihr
der Atem flockte in ihrer hageren, zaun
dürren Brust. Abr geh du nur, geh
nur! Vielleicht trifft dich doch die Ku
gcl, die ich dir wünsch'!"
Es war aber nichts mit der Kugel.
Im Gegenteil. Er schrieb voller
Sckmeid, erzählte vom Krieg, der fast
so is, als wie a recht eine große Rarfc
rei bei der Kirchwcih", ließ sie alle schön
grüßen, die Grundner-Ncs nicht zu der
gessen. die um Gottes willen nicht glau
bcn soll, daß er sein Versprechen nicht
halte wird. Im Gegenteil. Im Krieg
tut man so was grad lernen. Sie zuckte
nur mit den Achseln.
Als ob sie so was anging!
Es ging sie aber doch etwas cn, denn
mit einem Male hörte sie, der Zensner
Toni sei wieder da. Einen Urlaub haben
fit ihm gegeben und Hai Eiserue hat 3
und ein blauweißes Bandl de,zu, und
seine erste Frage sei nach der Grundner
Res und nach gar keiner anderen gcwe
fen. Da war ihr aber der Schreck so in
die Beine gefahren, daß sie sich kaum in
ihr Haus hatte schleppen Ic'niien und sich
dort hatte hinsehen müssen, um sich zu
erholen.
Also war er wirklich wiederum da?
Und keine Minute Ruhe hatte sie, solange
er da war.
Das Haustor, d, wollte sie doppelt
verrammeln. All die schweren Riegel
wollte sie vorschieben. Und die Fenster
laden wollte sie noch von innen vernageln
und keinen Schritt aus dem Haus tun,
eh er nicht wieder fort war.
Schrecklich nur, daß sie so ganz, ganz
allein war.
Ob nicht am Ende der Torfhirt seine
Jens zu ihr ließe?
Nein," sagte der Hirt. Zu dir,
Grundner-Res, geht niemand, und wenn
er selbst am Verhungern wär'. So weit
ist's aber noch nicht bei uns, und lieber
als wie zu dir, das laß dir gesagt sein,
viel lieber schick ich mein Kind zum Teu
fel feiner Großmutter hin, mit Respekt
zu sagen. Jetzt weißt es und hast es!"
Und damit war sie abgefertigt.
So blieb sie also allein und hatte einen
mächtigen Schreck, als am Abend zwei
Jauste an eins von den Fenstern pum
perten und des Toni Stimme rief:
Trau dich doch außer, du seelabschneide
rische Her', oder soll ich auf die Nacht
zu dir einer kimmen'
Nicht gerührt hatte sich die Res. Kei
neu Muckzer hatte sie gemacht, nur an
gehalten halte sie sich an ihrem Sessel,
um nicht vor Schreck und vor Schwachen
'runterzufatten.
Als es aber gar auf die Nacht ging,
da unterfuckite sie jedes Fenster, jede Luke,
alles und versicherte sich, dar; niemand,
aber auch gar niemand, hereiukonnlc,
selbst wenn er wollte.
Bei jedem Geräusch ober, bei jcdnn
Knistern in den Mauern, bei jedem
Krach in den Möbeln zuckte sie zusam
wen wie das böse Gewissen, dem seine
letzte Stunde geschlagen.
Ins Bett hinein traute sie sich nicht
und so blieb sie in ihrem Stuhle fitzen
und schlirf endlich ein.
Das Licht schimlte und qualmte. Eine
betäubend, stickige, schwere Lust lastete
in dem fast finsteren Raume, in dem das
Licht nur ab und zu aufzuckte, so als
wie die l,hie Lebenskrast noch aufzucken
tut, wenn einer ans Sterben dcnlt.
Schwer ging der Atem der Alten.
Ihr Mund schien im Traume nach
einem Wort, nach einem Schrei zu rin
gen... aber... umsonst
Plötzlick? jedoch fuhr sie auf.
Jesus Maria und Joseph! Was...
was war denn das? Dort . . . dort das
Geräusch, als wenn... einr... dort,
zum 5tamin hinabsteigen wollt...
Nicht! nicht!"
Kein Sckrei war es, sondern ein hei
scr,'s Röcheln.
Mit weit aufgerissenen Annen stand
sie da, die hageren Arme im Zittern des
Grauens weit vorgestreckt.
Dann plötzlich sanken ihr diese Arme
ganz schlaff herab und sie' selbst stürzte,
so lang sie war, hin auf dcn Boden. Aus
dem Kamin aber sprang in dem näm
lichen Augenblick etwas Weißes: der
Grundner-Res ihr eigner Kater! Und
vom Hcrd sprang er zur Erde, dehnte
und reckte und streckte sich, gähnte laut
auf und legte sich, während das Licht
ganz verlosch, wohlig neben die Grund
ncrin hin, und die war tot.
' (5r!iincrungszcichcn.
Du Büchlein, wie mahnst du seltsam
Mich an die alte Zeit,
Da ich noch träumte und hoffte
Von Liebcslust und Leid.
Wir lasen beide das Büchlein
Und aßen Pfannkuchen daui,
Und auf die schönste Stelle
Mit dem Finger zeigtest du.
Die Küsse. daS Glück und die Liebe
Und alles, waS süß und lieb,
Ach, alles ist entschwunden,
Der Fettfleck nur der blieb.
.kJW& -
Aschrezexte. ,
Teckuchcit.
2 Löffel Butter zu Sahne gerührt, '4
Löffel Zucker. 2 Löffel Milch und je eine
Prise Kardamon und Muskatblüte wer
dcn mit Backmchl zu einem steifen T!eig
geknetet, ausgerollt und mit einem
Wcinglafe oder einer Kuchcnform ausge
stachen, dann auf ein gefettetes Blech ge
legt, mit Ei bcslrichen, mit Zucker und
gehackten Mandeln bestreut und schön
gelbbraun gebacken.
TnS Blau oder Notkrnut
kann eingemacht werden. Man schneidet
cs wie Weißkraut fein und drückt es fest
in Cteinguttöpfe ein. Tann kocht man
Wein oder Obstcfsig, dem man eine
Prise Salz, Zucker, etwas Pfefferkörner,
Nelken, Lorbeerblätter und Piment zu
setzt, fciht ihn ab und gibt ihn kochend
über das Kraut, so daß es gut bedeckt ist.
Die Töpfe werden zugebunden und kühl
aufbewahrt. Beim Gebrauch kocht man
das Kraut kurz auf.
Wcintraubciistrudcl.
Man nimmt 1 Pfund Weinbeeren,
wäsÄt sie und läßt sie abtropfen, bcträu
felt sie mit etwas Zitronensaft, bestreut
sie reich mit Zucker und schüttelt sie da
mit fleißig um. Alsdann macht man
aus zwei Eiern, i Pf. Mehl, etwas
Milch, Salz und nnem Löffel Zucker
einen Nudelteig und röstet Pf. Sem
mclkrume in Butter braun. Der Teig
wird danach auf ein Tuch gebreitet, die
geröstete Semmel und die Weinbeeren
daraufgelegt, das Ganze noch mit heißer
Butt'r beträufelt und dann der Strudel
gerollt und in der Pfanne mit Schmalz
im Backofen gebacken.
Fasches Zitronat.
Die frische Schale der Zitronen und
Apfelsinen, beide zu gleichen Teilen,
schneide man in 2 Zoll lange, ganz
schmale Stückchen, die man mit kaltem
Wasser zum Feuer gibt, kochen läßt, ab
schüttet und nochmals mit kaltem Wasser
zum 5iochen bringt, bis sie weich sind.
Tann lasse man dieselben ablaufen,
nehme auf 1 Pfund Schalen 1 Pfund
Zucker, kläre denselben mit etwa 1 Tas
senkopf kochenden Wassers, lasse die ga
.ren Stückchen nochmals darin heiß wer
den, fülle sie in Gläser und binde diese
mit Pergamcntpapicr zu. Dieses feine
aromatische Eingemachte halt sich jähre
lang, ergibt feingeschnitten in Torten,
Nosineukuchen, als Würze in Mus, als
Verzierung auf Torten vollständigen Er
lug des teuren Zitronats. Außerdem
bringt man dasselbe auch als ein selten
gesehenes Kompott auf dcn Tisch.
Sieben Küchcnrcgcln für die Haus
frnu.
1. Verschwende niemals Nährwerte
durch Auswässern von Fleisch. Geflügel
und Gemüse. 2. Setze nichts ohne Salz
auf's Feuer, selbst nicht Kartoffeln in
der Schale und grünes Gemüse zum
Zivccke des Abbriihcns. Das Hinzuge
g(be,ie Salz verhindert, daß sich das
Kochwasfer mit dcn vorhandenen Nähr
salzen sättigt. 3. Lasse nie etwas, was
nicht absolut nötig, im offenen Topfe
kochen; das entweichende Aroma mangelt
den Speisen und füllt die Wohnung "mit
Kochdunst". Der Dampf, welcher bes
ser zum Garmachen des Topfinhaltcs
zu gebrauchen wäre, macht die 5tüchen
wände feucht und läßt Fenster und Gc
rätc unangenehm anlaufen. 4. Benutze
nicht dieselben Töpfe, gleichviel ob sie
von Eisen, Blech oder Ton sind, zum
Kochen von Fleifchgcrichten und Obst.
Der Wohlgeschmack des lctztcrcn würde
bedeutend darunter leiden; es muß jedes
sein eigenes Geschirr haben, in dem ie
etwas anderes gekocht wird. L. Lasse
nicht Neste von Bratenfcit in Pfanne
und Kaijerolle mit dem Borsatze, sie
bald wieder zu gebrauchen; das verdirbt
das Geschirr. Lieber koche sofort alles
los. Peinliche Reinlichkeit walte über
all. fi. Niemals scheute Töpfe u. f. w.
mit Sand aus, lasse sie lieber aufwci
eben, wenn sie angebrannt sind; der
Sand verdirbt die Glafur und, wenn
nur wenige Neste don ihm übrigblei
ben, das Essen. Nichts ist unangeneh
mer, als Sandkörner zum beißen. Aus
gleichem Grunde dürfen Fleisch und
Lackbrettcr nur mit Wasser und Seife
abgescheuert werden. 7.' Nie stelle But
ter und Milch in die Nähe stark riechen
der Sachen, wie Kohl, Sauerkraut, He
ringe, Zwiebeln. Rettiche, Kiise u. s. w.
Beide sind sehr geneigt, fremde Gerüche
!?!tetej
's Mxl im Krieg.
Drei Häuser hat' Törfl,
Drei Buain san im Feld,
Im ganzen fan 's neun,
A jed's hat drei gestellt!
A Kegelspiel: Neune
San furt in Goit'snam'.
Im Dörfl ham s' g'stritt'n
Und draußi halten s' z'samm.
Zwoa san Schwolianer
Und zwoa Pionier',
Der Lois is Ulaner,
Ter Scpp Kanonier.
Ter Michel is Jäger,
A Leiber" der Hans.
Hornist is der Kaspar.
Der blast eah zum Tanz.
So wunderschön z'samin,
In Frankreich fan drauß'.
Seitdem gibt's im Wirtshaus
Koan' Stritt und koan Strauß.
Aa hat der Krieg eing'stcllt
Die dumma Prozeß,
D' Instanzen ham aufg'hört,
Es gibt koan Regreß.
D' Avakat'n, die Lump'n,
San selm alle draußt.
Jetzt kennen 's erst d' Bauern:
Mci, die ham uns g'laust!
Jetzt halten s im Dörsi
So wunderschön z'samm.
Beim Bricfschrcib'n, beim Trcsch'n
Geht all's in Gott'snam'. '
Und d' Buam dreschen drauß'n,
Tuat jeder sein Best's.
Von dahoam schicken s Schinken:
So. Drescher, da eßt's!
Ja, is dös net g'spaßi':
Der Krieg über d' Nacht
Hat den Leutcln im Dörsi ,,
Dcn Frieden erst bracht!
Verleihung ö?s
Eisenlen 2ireuzes.
Folgender Feldpostbrief, der uns zur
Verfügung gestellt wird, zeigt, welche
Freude die Verleihung des Eisernen
lreuzes unter den deutschen Soldaten
erregt:
Mein liebes Muttchen! Als ich Dir
gestern schrieb, Du solltest bald ein
Brlcfchcn von mir erhalten, da wußte
ich noch nicht, daß ich heute noch so viel
schönen Stoff dazu haben sollte. Es war
gestern um iy2 Uhr, als mich plötzlich
der telephonische Befehl erschreckte, mich
im Ordonanzanzug im Regimentsge
schäftszimmer zu melden. Vergebens
fann ich nach, was das wohl bedeuten
könnte. Gutes konnte es kaum sein, und
einer Schuld war ich mir nicht bewußt.
Als ich nach dreiviertel Stunden dort
ankam, standen bereits fünf Leute, eben
fall im Helm vor der Tür. Ich melde
mich drinnen und erhalte den Befehl,
die fünf Leute etwa eine halbe Stunde
weiter zur Kirche zu führen und sie dort
einem unserer Oberleutnants zu melden.
Als ich auf dem großen Platze vor der
Kirche mit meiner Gesellschaft ankomme,
empfangt uns dort ein Hsmann.
Hinter den Baracken sehe ich ein Batail
lon parademäßig aufgestellt, um den
Platz eine fchaulustige Menge Soldaten.
Was ist denn nun los?" denke ich.
Die abenteuerlichsten Gedanken kommen
mir. Da sagt der Hauptmann: Gehen
Sie und Ihre Leute hier links in die
Baracke. Sie werden vielleicht Seiner
Erzcllknz, dein Herrn kommandierenden
General vorgestellt." Das ist entschie
den eine große Auszeichnung für meine
Patrouille? Wahrscheinlich . . . kommt
und mit ihm der Divisionsgeneral und
eine Reihe Stabsoffiziere. Das Batail
lon grüßt die Generale. Dann hält der
Regimentskommandeur anläßlich der
Scdanfeier eine herrliche Rede. Das
Bataillon tritt an. Die Musik spielt,
und an Exzellenz vorbei führt das Ba
taillon seinen Parademarsch vorzüglich
aus. Zu gleicher Zeit erhalte ich den
Befehl: Stellen Sie Ihre Leute dort
in Linie auf. Sie selbst an der Spitze."
Ich tue es, rechts von uns stehen noch
Leute des andern Regiments. Dann
kommt Exzellenz. Wir müssen im
Halbkreis um ihn treten. Dann spricht
er: Kameraden, Ihr seid mitgenannt
als tapfere, stolze Krieger Deutschlands,
als Vorbilder Eurer Kameraden, auf
die ich stolz sein kann, sie in meinem
5torps z haben." Und so weiter.
Dann zum Schluß: Und so habe ich
angesichts Eurer Tapferkeit und Uncr
fchrockenhcit die Ehre, im Namen Sei
ner Majestät Euch anläßlich der 43.
Wiederkehr des Sicgcstagcs von Sedan
das Eiierne Kreuz zu verleihen." Heiß
und kalt wallte es über uns hin, das
große Glück, die große Ehre. Und dann
trat Exzellenz zu uns und heftete einem
jeden das Eiserne Kreuz auf die Brust,
sprach ein paar freundliche Worte und
gab jedem die Hand. Als er zu mir
kam, stellte der General mich noch extra
vor: Fahnenjunker Ruete, Euer Erzel
lenz." Sie dürfen stolz auf dieses
Ehrenzeichen, sein, wie ich stolz bin.
solche Junker in meinem Korps zu
haben." Dann heftete er mir das Ei
serne Kreuz an. und in dem Augenblick
pliotographierte uns einer der Stabs
offizicre. Es war herrlich erhebend.
Tann sprach er noch längere Zeit mit
mir. Muttchcn, wie bin ich froh und
glücklich und wie stolz, don Exzellenz
selber so ausgezeichnet zu sein. Und nun
gebt Ihr acht, ob Ihr in einer Zeit,
schrift vielleicht Euren Jüngsten findet,
wie Se. Exzellenz ihm deS deutschen
Kriegers schönsten Schmuck verleiht.
Tann hebt mir das Bild auf. Nach
her war noch ein lustiges Fest, dem ich
aber m 5 Uhr entschlüpfte, denn aus
der Gegend unserer Stellung krachten
und donnerten die Geschütze, riefen mich
zurück und mahnten mich an meine
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Komm mit, Luise, in bit Kaserne.
Hindenlnirg braucht weibliche ' Ar
beitskräfte."
Wozu?"
.Wahrscheinlich zum Erohern!
Kleiner Irrtum.
Paulchen hört, daß im gegenwärtigen
Kriege stellenweise auch Kavallcrie im
Schützengraben Verwendung fände.
Ach," meint er. müssen das tiefe und
breite Gräben fein, wo auch die Pferde
Platz haben." .
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Die Schwabknger.
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Erna, ich glaube, der Kaffee gelingt
uns, jetzt sollten wir uns nur noch ein
paar Zeitungen leisten können, dann '
könnten die Kaffeehäuser meinetwegen
zumachen.
Nach der Hochzeit.
Herr: Endlich kann jch wieder frei -aufatmen;
meine Gläubiger, diese 35lut .:
sauger, sind sämtlich befriedigt!"
Diener (zornig): Ja, so eine Bande! ,
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Frau!"
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Beim Hiaslbauern hab'n s' einbrach',,
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Tag!"
her fllJiittprtirtit.
Schauspieler: - Ich glaube, daß ich
höchstens garnisondiensttauglich bin." I
Stabsarzt: Unsinn; sie haben c,
stcrn dcn Oberst Tellhelm so schneid .
gespielt, daß Sie unbedingt Felddunj?
machen können.
Die neue Partitur.
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Dirigent "(der zum erste Male die'.
Novität in die Hand bekommt): Um
Gottes willen! Wie soll man sich darin '
zurechtfinden? Das sind doch gar keine
Noten, das ist ja verrückt gewordener -Kaviar!"
Einfache Lösung.
Lehrer: Inwiefern sind die Gewitter i
wohltätig?"
Karl: .Sie reinigen die Luft."
Lehrer: Richtig! Und wodurch i
nigen sie die Luft? Du. Anton, kannst
du mir das wohl sagen?"
Anton: .Durch den Regen, der wasch! ,
sie aus!" , '
Ter kleine Patriot
Onkel, ein grofzer Sieg!'
Na. und mein Bier?"
W haben ihr, aleich cdiltLL"
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