Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, August 24, 1917, Image 6

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    citc 6-Tägliche Omaha Tribünc-Froitag, den 21. August 1917.
ZlhWüy l!NÄ Ulciß.
Eizze von Fritz SRiitkr,
DoS war keine lustige Zeit. Da
toai die iltü, wo Malers Bart daö
Uirew verlor und plölich wech ge
morde war, IchlotzweiK. C, La
ter war noch stattlich, ankerst statt;
uch. jet und auji'echt ichrill er,
3:1t. Keinen Nucken Halle jie ihm
nicht verbiegen können, die Entlas
jung. Das war's ia gerade
weil er mä)t verbiegvar war, des
jalü hießen jie ihn gehen.
Lünjzehn Jahre icar' so recht
gewesen. Die rechte Hand war
Later in der Eieherei. item Euß
und keine Fonu, zu der nicht La
ter erst sein Ja und Anien halle
sage müjjen. Und jie hätten ihi
den Sichren nach den .SlUcti" hei
Bcn können. Sie taten nicht. Er
,lieb zu suajs dazu, ölrajj und
gütig.
Da saß der Haken. Dem neue
Lmercüdirettor war er viel zu gü
tig gegen jolche, die ihm unlerftan
en. .Immer sorgt er erst für tiefe,"
hZ eö, wo bleibt da das Werts
Küerejje,"
.Das geht nicht länger sagte
der Direktor, das ist eine Schlam
perei, verstehen ie eine Schlam
pereil
Alles Frühere war eine Schlam
perei beim neuen Generaldirektor.
Zt Urlaubslänge der Beamten
eine Schlamperei. Pensionöberech
tigimgen eine Schlamperei.
Schlampereien waren Vaters Prä
mie o die GußarbeUer. Und da
Vater fest blieb, war sein Werk zu
önde rn der großen Gießerei.
Ein Füfzchnzcchreswerk zu En
de i der Gießerei das ist nicht
dasselbe, wie wenn man einen Fe
derhalter hinlegt, um an ein ande
res Pult zu gehen. Bureaubeamte
haben es da leichter als ein Gießer
meister. Bureaubeamte senken kei
ne Wurzeln in das Hauptbuch oder
in das Tintenfaß, bei dem sie gera
de stehen. Sie verwachsen selten
mit dem einen Pult ans iieoeit oder
Sterben. Anders ist dies in den
hallen einer Gießerei. -
Hier senkte Vater seine besten
Lurzeln in. den Sand der hundert
Formen. Hier verwuchs er mit
Den rotgestrichenen Hölzern. Hier
- schweißte Feuersglut und silbern
rinnendes Metall den Mann zum
Hai an Ort und Stelle. Hier
backe er zusammen mit dem lijen
und ward wie es, starr und treu
und fest.
Wer aber sagt, die eine Gieße
'rci sei wie die andere, die blauen
lämmchen, die unterm eingelaufe
nen Vußstück mit den Zungen in
die Werkstatt lecken, seien immerfort
dieselben, da und dort ei, der ist
noch in keiner Gießerei gewesen.
Tee hat keine Ahnung, wie es tut,
wenn man den Menschen von dem
Lerke trennt, an das er wuchs.'
Der weiß auch nicht, wie's Va
ter da zumute war, als er zum
letzten Male die enge Tür beim
il!jörtner streifte, durch welche täg
lich tausend Menschen gingen, ka
men, wieder gingen, wie Flut und
ssbbe an den Meerespforten.
Ter weiß das so wenig wie wir
Kinder damals, als der Bater bei
nahe über Nacht mit einem weißen
Lart am Tisch saß. Unser Jung.
,ter klatschte in die Hände,: Seht,
ich. seht doch. Vaters Bart ist weiß
itMnrtrhPtt I .
JJ-k.fWW-
Mutter fagie nichts und blickte
immerzu in ihren uppenteller.
der Vater scherzte:
.Wir hatten neulich weißes Feu
er in der Gießerei, verficht Ihr.
zaZ hat ihn so weiß gemacht, den
Satt"
0, weißes Feuer!" sagte voll
kZewunderung unser Jüngster, wei
ßes Feuer...." Und seine Augen
aliumten wie im Märchen in die
teäe. Wir haben Vaters weißes
Reitet nie vergessen."
Ich aber war der Aeltefte und
sah in Vaters Aug' was flackern,
töal sonst nie darin war: die Sor
ge. Die Sorge, die ihm jetzt mit
i'Juiter um die Wette übers Haar
strich. Die Mutter übers Haupt
haar, und die Sorge um den Vart.
Woer es schließlich kam, daß Va
ters Kopfhaar schwarz blieb, schwarz
rnd wellig, wogegen der Sorge
weißes Feuer immer lichter um den
Lart des Vaters lohte.
Und jedesmal, wenn Vater von
mietn vergeblichen Bewerbungsgang
,om Bahnhofe kam, schien das wei
gs Feuer weiter an den Wangen
zufgcloht zu haben. Nicht lange
mehr, dann mußte es tm Kampfe
liegen an den Schläfen mit der
Butter Hand. Und wer dann sieg-
Einmal saß ich länger über mei
aem Aufsatz, ols ich Zollte. Da hör
It ich im Nebenzimmer Vaters
Stimme:
Es wäre keine schlechte Stel
lunz gewesen, Mutter. Und er
hätte mim genommen .- ich sah es
deutlich. Mutter wenn wenn
mit der Bart der weiße , Bart
'Xu weißt schon, Mutter."
Later,' hörte ich der Mutter
Stivmie zögernd, Vater, wenn Du
einmal "
.Man kann eö ihnen nicht ver
denken, Mutter. Sie wollen junge
Leute haben. Leiste, welche keine
weißen Bärte "
.Weißt, Vater, sei nieltf böse,
aber wen Tu eininal ausnahms
weise ich glaube, es gibt da ein
ganz unschädliches Färbemittel,
Vater "
'Mutter, ich hab mein Lebtag
nie geflunkert. Soll ich setzt in mei
nen alten Tagen...."
Da war ich ganz leise durch die
fiüchcntiire auf den Gang geschli
chen. Wie im Traume ging es
trcppenabwärts. Und dennoch weiß
ich heute noch wie damals nein,
heute noch viel deutlicher als da
mals . was für Gedanken mir
bei jedem Treppenabsatz durch die
jungen Schläfen gingen. Tas also
war die teerge.
So jung ich war so iung
leise knisternd stieg es mir im In
nern aufwärts das weize Feu
er oas weiize euer
Taim kam ein Tag, da Vater
sich zu Tische setzte, nein, da Vater
die Tür öfinere, und ich mir dachte:
.Das ist doch nicht deö Vaters
Griff. So druckt der Vater keine
Klinke nieder so zögernd und so
lautlos r
Aber dennoch war er'Z. Unsicher
ging er zu dem Mittagstische. An
eine Ecke stieß er sich. Unseren Au
ge wich, n aus. Seiue schauten
bittend in die leere Luft. Warum,,
warum ?
Plötzlich sah ich'S: Vaters Bart
war wieder schwarz geworden. Von
einem glänzenden, von einem auf
dringliche Schwarz starrte Vaters
Bart.
Und dann war's wieder, daß un
ser Jüngster in die Hände patschen
wollte. Ich hörte ihn im ieist
schon schreien:
.Seht, ach, seht nur, Vaters
Bart ist wieder schwarz geworden!"
Ich aber hob den Blick zum
Jüngsten und sah ihn an dro
hend, stumm...
Da schwieg er.
Da lohte es wieder weiß über
unseren Mittagstijch. Da legte es
sich schwer und ehern über diesen
Tisch. So schwer und ehern, wie
sonst nie vorher und nie danach.
Denn am nächsten Mittagstische
doch halt, ich muß ja ert vom
Abend was erzählen.
Also, da es schon' dunkel wird,
hören wir des Vater Trit auf
dem Gange, fest und voll. Wieder
geht die Minke an der Türe ab
wärts, aber gar nicht zögernd. Ja,
das ist wieder Vaters rechter Gnfs.
Auf geht die Tür. Vater steh:
im Zimmer, breit und aufrecht.
Schneeluft hat er mitgebracht von
draußen. Sie weht von seinem
Mantel, frisch ' und zuverstchtlich.
Gleich wird er sprechen.
Ja, so denken wir. Und wie ein
zweiter Sturmwind fahren mir jetzt
über Vater her, wir, die Mutter
und die Kinder:
.Vater, was gibt's Neues?"
.Vater, rede doch, was ist?"
.Aber Vater, wie magst Tu uns
nur so lange zappeln lasten!"
Vater aber sagte mit seiner al
ten Ruhe wieder:
.Aber Kinder, laßt mich doch erst
verschnaufen.... So jetzt den
Mantel ab.... So und jetzt den
Hausrock ern -...'
Da seh 'ich, wie es heiter über
Mutters Züge blitzt: sie drängt
nicht mehr, sie weiß genug.
Und so war es auch. Vater hat
te wieder eine Stelle. Vater hatte
wieder eine Gießerei. Noch größer
als die erste. Und nach einer
Weile hatte er in diese doch noch
seine Wurzeln gesenkt....
Was soll ich noch erzählen.
Wie? Der Bart? Der schwar
ze Bart? Sich so ja,, der ist
langsam wieder weiß geworden
ja, wieder weiß doch .von der
Sorge nicht. ...
Lakonisch. .Was treibt
denn Ht Kutzke?" '
.Sich rum!"
Doppelsinnig. Xamt:
.Habe ich mich verändert, seitdem wir
uns zum letztenmal sahen?"
Herr: .Nicht im geringsten, gnädi
de Frau! Sie sind noch immer sie
Alte!"
Nachtgesang. Wirt (zu
einem Lögiergaft): .Ihr Nachbar hat
sich darüber beschwert, daß Sie in
der Nacht gesungen hätten."
.Ach, ts war ja nur ein kleines
Jagdliedchen, zu dem ich in meinem
Bett angeregt wurde."
Zweideutig. .Ich hab ge
siern meinen Kopf mit Rontgenstrah
len untersuchen lassen . . ."
Druckfehler. Sein ganzes
Leben war ein fortwährendir
D ampf.
Umgangenes Verbot.
Arzt: .Haben Sie auch gut meine .
Vorschrift befolgt und jeden Tag ein
Gläschen Bier getrunken?" ' !
Patient: .Jawohl. Herr Doktor, ;
aber das heißt, für drei Wochen
bin ich schon im Vorschuß." I
t
Seine englische Srau
komcm von ,dks Etntz,
Httt'
(41. Fortsetzung.)
Von Geschäften wurde natürlich
bei Tisch noch nicht gesprochen. Es
waren außer dem Geheime Kom
merzienrat von Wilding nur noch
feine Frau, auch aus Alt-Frankfurter
Senatorengeschlecht, und sein Sohn,
der einsilge Ozforder tlecil-Nhodes
Stipendiat, anwesend, der nun in
Berlin im Staatsdienst stand.' Der
Hausherr ergänzte in einer Pause des
Gefpächs, das, was John Wilding
sich im stillen dachie: .. . .Ja! Uns
geht's gut. Veiter Jzhn!" jagte er.
.Zu gut!'
.Wiese zu zu!?"
.Wegen euch'. . . Ihr "eistopft
uns die Ventile! Unser Teutschland
von heute ist wie ein mächtig arbei
tender Dampfkessel, geladen mit Cj
pansionskraft, die nach außen drängt
. . . drängen muß. . . nach einem
Naturaesktz. Aber wo immer auch
aufgespeicherter Wille nach einem
Ausganz sucht, da steht ihr schon
und versperrt ihm den Weg!. . . .
Wenn du heimkommst, John, dann
sag deimn Cityleuien einen Gruß von
mir, und das Manometer in Germa
nh stände auf öS'.. . 1 Wenn wir in
die Luft fliegen. .. wir sind euer
bestcr. Kunde!. . . Wir nehmen euch
mit auf die Reise und das ganze
alt: Europa dazu. . . Zum Gaudium
der V.in!ecs und Japs. . ."
Er hob die Tafel auf, brannte
sich ein: Zigarre an und sagte zwi
schen den Zäh halblaut und
oleichzültig. aber dabei der g.mzc
Mann eine einzige fiählcrne Tatlraft:
.Und dann fangen wir von vorne
an!'
Er ging zur Tüu
.Aber nun genug davon'. Ein
garstig Lied, psui ein polnisch'
Lied!" sagt unser großer Hiesiger
Goethe. . . Zu, solchen Klubdedatten
bist du ja auch wohl nicht nach
Deutschland gekommen, John?"
Der alte Citymonn schüitÄe ge
drückt den Aopf. Er folgte dem an
deren in das Nauchzimmer.
Nein. Ich hab' mich nie oicl mit
Politik befaßt!"
.Auch drüben richt?"
.Nein!"
.Ich dachte, das miißie sedei
wa'chechte Bliie , ."
.Ich hatte zu tun!" sagte John
Wilding. Und was die Waschecht
heit betrifft anfangs war ich doch
eigentlich Teutscher . galt wenig'
ftens halb dafür. . . und wie sich das
dann im Lauf der Jahre verlor und
ich eine Engländerin zur Frau hatte,
ja. . .Man spinnt sich dann so ein
im Geschäft! Man schaut nicht mehr
über das Kontor hinaus! Das weißt
du ja auch!. . ."
Nee das weiß ich gar nicht,
mein Liebster!" sprach der Geheim
rat von 'Wilding entschieden. .Mich
f.ndest du üwall! Ich bin in
Deutschland bekannt wie ein bunter
Hund! Besonders bei der roten
Rotte Korah!. . . Wenn die könnten,
die hängten mich noch heute nacht
mit Wonne! Macht mir Spaß!. . .
Ohne Feinde wär' eö mir langweilig
auf der Welt. . . Wenn sie mich mal
begraben, na das allgemeine
.Uff!" hört' ich mit. . .' Er lenkte
ab. .Na. . . verdienst du wenigstens
grob, Letter John?" frug er in ver
söhnlicherern Ton und streifte da
bei die Asche von seiner Haoanna.
.Geht das sudamerikanifche Ge
schäft?"
.Danke! Es macht sich! Zur
Not! Die goldenen Zeiten sind ja
freilich vorbei! Die deutsche Kon
kunenz. . ."
John Wildinz warf einen L7.sichi
ren Blick auf den Sohn des Hauses,
der neben ihm in den eben er.:t
kommenen Abendzeitungen blatte::.
In dessen Gegenwart wollte er nicht
recht mit der Sprache heraus. Jetzt
schlug der junge Diplomat, hals
lachend, halb zornig, mit der H.2Nd
auf den Tisch und warf die Daily
Mail' weg.
.N Herrschaften. . . ES geht
nicht!" sagte er. .Es gebt so nicht
weiter!. . . Da wieder: .Warnung
an Deutschland!'. . . AIs iö wir
Schulbuben wären!. . . Die ganz
Welt eine große politische Kmcrstube
und England darin die Eslloernante
mit der großen Rute!. . . Verzeih,
Onkel! Aber es wird direkt schon lä
cherlichl. . . Am lächerlichsten freilich
ist unsere Geduld!"
John Wilding schwieg. Er wollte
keinen Streit. Er hatte anderes im
Kopf und auf .dem Herzen. Sein
Neffe Wolfgang fuhr fort: Ta
sieht: Uebcrmorgen 'ist die ntscheiden
de Sitzung im englische Unterhaus.
Anfrage, was Teutschland im Persi
schen Golf zu suchen habe! Der Mi
nisier des Auswärtigeit wird antwor
tenl Hrrrjesus wir sind dort mit
demselben Aecht wie andere Christen
menfchen auch! Es wird ja uachge
rade zu toll!"
Er sah dabe? kampflustig seinen
britischen Oheim an. Ter war, seit
er Geld verdiente, seit fast einem
halben Jahrhundert, grundsätzlich
t444t1
Immer der Meinung der anderen. Er
zuckte auch jetzt nur halb bedauernd
die Schultern und nickt beistimmend.
Es war Unruhe in ihm. Ter Ge
heünrat liier!! das.
.Nun könntest du dich allmählich
verziehen!" sagte er zu' seinem Soh
iie. . . .Wenn ich deinen Brief vor
hin recht verstanden habe, John, hast
du mit mir Geschäftliches zu bcspre
chon? Nicht wahr?. . . Gut! Ich bin
bereit!"
Als der. junge Mann das Zim
mer verlassen hatte, nickte ihm der
Finanzgcwaltige mit dem mächtigen
öraukopf nach und sprach: Nimm's
nicht krumm. Vetter John!. . . Ter
Junge ist eben ein strammer Deut
scher und soll's bleiben, so ott will!
. . . Zum Beispiel . . . nimmst du
noch 'ne Zigarre?. . . Hier. . . bitte
. . . zum Beispiel. . . wir sprachen
bei Tisch von deiner Tochter Edith!
. . .Das ist eine allerliebste Heine
Frau! Ich hab' mich immer gefreut,
wenn sie hier bei unS war, mit ih
rem drolligen Eng.'ifch-Tcutsch!. . .
Aber dein Schwiegersohn ... der
Merker. . . offen gesagt: der hat mir
gründlich mißfallen. . . siehst du. . .
das war einer, den ihr da drüben
glücklich bis über die Ohren einge
seift habt . . . äußerlich ein simpler
deutschn Jnfanteristc und innerlich
schon halb ein Engländer. . . blasiert
. . . arbeitsscheu. . . stolz auf Geld,
das er nicht verdient hat, genau so,
wie ich meinen Sohn nicht sehen
möchte. .
.Und nun sitzt er doch seit einem
halben Jahr hartnäckig fern von
Frau und Kind in seiner schlesischen
Garnison. . .'
.Tu hast es mir erzählt!' sagte
der Gehcimrat, .und ich hab' mich
gewundert!. . . Aber ich glaub' nicht
daran. . .ich meine, daß diese Wand
lunz bei ihm nicht oon Dauer ist!. . .
Wem sich die Faulheit mal so in die
Knochen gefressen hat. . .immerhin...
Aber nun genug davon! Zum Ge
schäft!. . . Also: Ich höre!"
Ter alte Citymann holte tief Atem.
Es war. als wenn er an etwas
würgte. Er zog ein Notizbuch her
aus und hielt es in der Hand. Aber
er klappte es nicht auf. Er stockte.
Endlich begann er unvermittelt:
.Dein Sohn hat mir vorhin die Le
viten gelesen! ... Du auch!. . .
Ihr meint, man müsse mehr Stel
iung im Leben nehmen. . . Aber
man verdirbt es dadurch mit so vie
len. . ."
.Mir ganz Wurst!" sagte der Se
Heime cslommerzienrat und rauchte.
' Run. . . ich war da anderer An
sicht. Ich habe mich dazu nicht be
rufen gefühlt. Mir war jeder recht,
mit dem ich Geld machen konnte!"
Herr von Wilding zuckte gleich
gültig die Achfeln. Die ursprüngliche
Schroffheit seines Wesenö schimmerte
nun, wo man sich den Geschäften nä
herte, hindurch.
.Halte das, wie du willst!" sagte
er. Bei mir, einem Deutschen,
brauchst du dich deswegen nicht zu
entschuldigen!. . . Du bist doch natu
ralisierter Engländer!"
.Ja. . .das wohl. .
Was geht das also mich an? Wir
wollen jetzt von unseren Angelegen
heiten reden, John! Ich hab' nicht
so viel Zeit."
.Eigentlich bin ich ja schon dabei!"
Der kleine, gedrückte Citymann rang
schwer nach Worten. Er nahm sein
Tuch aus der Tasche und trocknete
sich die Stirne.
.Ist dir zu heiß? Soll ich das
ijtZKtZ.
.Nein. . .danke. . .du sagst, ich
bin Engländer!. . .Aber wenn ich
nun Frankfurt wiedersehe. . Ich bin
täi) hier geboren. . .Es war doch
meine Heimat. . ."
wei Vaterländer kann der
Mensch nicht haben, mein Teuerster!"
.Ich hab' sie doch als junger, un
reifer Mensch nicht aus eigenem Ent
schluß verlaffen, ' sondern weil mein
Bater es so wollte, . ."
Ter große, graubärtige Mann vor
ihm ließ seinen eigentümlich herri
fchen Blick auf dem Besucher ruhen.
Er lächelte sonderbar, während r
versetzte: .Dein Heimweh kommt
ein bischen spät, mein guter John!"
.So lange mein Vater lebt. . ."
.Dein Vater ruht feit dreißig Iah
ren in englischer Erde. . ."
Aber ich hab ihm verspreche
müssen, nicht hierher zurückzukeh
ren!"
.Das mag ja nlleS sein!" Der
Generalkonsul von Wildinz , war
kein Mann von viel' Geduld. Aber
er hielt an sich. Er meinte nur
kühl: .Wollen wir nicht jetzt daS
Eeschäft. . .'
.Und ich hm? doch meine nächsten
Blutsverwandten hier?"
,32 a. . .hast du dich denn je um
uns gekümmert! Auszahlen haben
wir euch Londcner müssen und da
mit war es Schluß!" Der Frankfur
ter Patrizier lacht. .Sag. Vetter
John. . . seit wann bist du denn so
sestimental auf deine alten Tage?
Oder warft du'S heimlich Immer?
. . .Findest hier kein Gegenliebe!. . .
Nee. . so sind wir nicht!. . .Immer
die Beine warm und den Kopf kühl!
Nun mach schon endlich dein Notiz
buch auf und schieße loö!. . .Wenn
daS Geschäft waS taugt, mach' ich
es mit dir so gut wie mit jedem
andern! Darin bin ich kein Un
mensch!. . . Da kenn' ich keine falsche
Scheu. . .'
John Wilding blätterte sein Hest.
chen auf, ober er hielt es krampfhaft
fest in der Hand.
.Ja. . . so sehr gut ist das Ee
schäst für den Ansang nicht," meinte
er stockeno. bei jedem Wort mit dem
Atem ringend. Der andere riß seine
mächtigen, stahlharten und stahlblau
cn Augen auf.
.Und deswegen kommst du damit
zu mir?. . . Danke gehorsamst!. . .
Findest wohl in ganz England kci
nen Dummen onfür und denkst:
.Da ist der deutsche Michel gerade
recht!' Tu!., . . So sind wir nicht
mehr. . . nee! . . .nee!. . . Das war
einmal, Annc, icbak!. . . Er lachte
herzlich, .Wir sind Sie nämlich hvl
lisch helle, mein jtutesterl" . . .wie
der Sachse sagt!. . . Da gib dir wci
ter keine Mühe!. . .Da fangen wir
lieber gar' nicht erst an!'
.Sa mein' ich es auch nicht!" Der
alte Citymann sah mit einem so ver
zweifelten Blick auf, daß Herr von
Wilding plötzlich ernst wurde und
ihn lang und forschend, mit erwa
elendem Mißtrauen musterte. So
meine ich es wahrhaftig nicht!' wie
derholie er fast bittend, unruhig die
H'ände bewegend, als könnte er da
mit die stockenden Worte bef'ügeln.
,,,Das Geschäft geht im allgemeinen
bei mir flau, wollt' ich nur sagen!
. . Die Hambucger 5tonkurrenz hat
sich eben in den letzten zehn Jahren
derart in Südamerika festgefetzt. , .
sie breitet sich immer weiter aus . . .
sie arbenct sozusagen mit Nägeln und
Zähnen. . .'
.Ja, denkst du, wir schicken un
scre jungen Leute zum Kcgelschieben
hinüber?"
Nun hab ich vielleicht auch einen
Fehler begangen, vor ein paar Iah
ren. Ich habe meinen ersten Proku
risten gehen lassen, weil er unbeschei
dene Ansprüche stellte. . ."
.Taugte er was?
,Ni hab' ich einen so tüchtigen
Mann gehabt! Er war meine rechte
Hand!"
.Herrgott. . . fo Leute wickle ich
in Watte und stelle sie mir unter
eine Elasqlocke!' Der Geheimrat
zündete sich eine neue Zigarre an.
.Kerle, die was taugen!. . .Ich dank'
meinem Schöpfer für jeden, den ich
find'!. . Die halt' ich!. . Die werden
was durch mich! Das wissen sie
auch überall in Deutschland. . .Wie
hieß er denn?"
.Hinrichsen.'
.Der, der jetzt da drüben in Chile
alles macht?'
.Ja. . .der . . .'
.Und den hast du laufen lassen?"
Herr von Wilding legte schüttelt
die breiten, nervigen Hände ineinan
der. .John! John! John!. . . Ich
kenne dich ja nicht mehr, seit ich
dich vvr fünfzig Jahren drüben beim
Großpapa Senator verwichst und dir
den Hosenboden zerrissen hab' und
dafür am Sonntagnachmittag nicht
hab' mit ins Wäldche dürfm. . .
Ab ich hatte dich doch für schlauer
gehalten!"
.Ja, es ist nun einmal geschehen!"
Der kleine, stille Londoner Kaufherr
fing plötzlich an, rasch zu reden.
Entschlossen. . . mit dem Mut der
Verzweiflung. Die Worte überstürz
ten sich ihm, je weiter er sprach, auf
den Lippen. .Und seitdem geht bei
mir das Geschäft unaufhaltsam zu
rück! Und ich bin alt! Und ich bin
müd!. . . Und ich bin krank!. . .
Und ich kann es nicht mehr überse
hen!. . . Und meine Söhne faulen
zen und kommen nicht ins Kontor!
. . .Und mein Schwiegersohn in Li
verPool kommt auch nicht, sondern
hat selbst zu tun! Und meine Frau
kommt und will Geld! Und meine
Töchter kommen und wollen Geld.
Und mein Schwiegertochter will
Geld!. . . Alle hängen sie cm mir
wie die Blutegel. . . Und ich mag
den Lärm der City nicht mehr
hören. . . ich will bloß Ruhe ha
ben. . .schlafen. . .ach Gott. . . ach
Gott.
John Wilding versagte die Stim
me. Er faß da wie auf der Ankla
aebank. die Hände zwischen den zu
fammengepreßten Knieen gefaltet,
dm Blick starr von dem anderen weg
auf einen Punk: am Fußboden ge
richtet. Ter Eeheimrat legt die
Zigarre beiseite. Jetzt wurde die
Sache ernst. Das tat er nur m
großen Augenblicken. Er frug un
vermittelt: .Du bist m Eeldverlegen
h:it. John?"
Der alte Man nickt zwei, drei
mal mit verbittertem Gesicht und
seufzt dann , schwer auf. Gott sei
Dank: nun war es heraus. . .
.Vorübergehend oder., . ?'
Die Firma leidet seit langem Not
an flüssigen Mitteln. Jetzt immer
mehr. . .Sie braucht Kapital. Sonst
kann sie nicht mehr bestcheul
(Fortsetzung folgt.)
Classifie
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CäL LLWWWI
m
x
Klassifizierte Anzeigen.
Verlangt Weiblich.
Verlangt: Erstklai'iaes Mäd.
chen siir Hausarbeiten: kei.r Wa
schen: guter Lohn: Empfehlungen
geiviinscht. Tel. Walnnt Mio.
8-25-17
Sofort verlangt: Mädchen oder
Frau int Alter von 2535 Jahren
als Haushälterin auf einer Farm
bei ledigem deutschen Fanner. (Äutes
Heim. Box K. B Tribüne.
8-81-17
Verlangt: Mädchen für Fami
lie von drei Personen außerhalb der
tadt; 'mit Empfehlungen, (uter
Lohn. Aufzurufen Webster 1920.
8.28-17
Verlangt: Ein Mädchen für
Hausarbeiten. Tel. Harney 2031.
Adresse :J05 N. 4. Str. 828-17
Verlangt: Madchen mit Ernp-
felzlungen für Hausarbeiten! Schwe.
din wird vorgezogen; guter Lohn.
Zrau E. M. Wellman. Hariw 328'J.
2110 Süd 33. Straße. 8-23-17
Verlangt: Mädchen zum Nähen
an Krastmaschinen; leichte Regie-
rungSarbeit bei höchtten Löhnen in
gesunder Fabrik. Zu melden bei
Forelady im dritte Stock der Scott
Omaha Tent and Awning Co., 15.
undHmvardStraße. 8-23-17
Verlangt: Suche für Ende Sep
tember ein erfahrenes Mädchen oder
alleinstehende Frau für die Anstalts-
küche. Einfache Ztuche: dauernde
Stellung und guter Lohn. . Wup-
per, c. o. MartM'Luthcr-eminarn.
Lincoln, Ncb. -22.17
Zu verkaufen: 219 Acker in
Pawnce County, Nebraska, 170
Acker gepsliigt, gutes Zimmer
Haus und alle nötigen Gebäulichkei
ten,' Nutzholz. 160 Acker unter still
wr: Alfaisa $75; 80 Acker nicht un'.
ter Kultur an der Scotts Bluff Co.
Ditch. $25. ebenes Land. Bochmec
& Boehmer. 12!) Süd 2. Straße,
Lmttln,.Ncb. ... 0-24-17
Orcgon.
Großartig für die Viehzucht ist
das Jordan Valley Projekt im
Herzen eines Gebietes von 44,000
Ackern kann in 40 Ackerflächen
gekauft werden. Vorzügliches Wei
deland herum. Schreiben Sie wegen
Landkarten und Einzelheiten. Will
umsonst Laterna ll!agika-Ansic!,tcn
des Projekts in unserer Omaha Of
fice vorführen. Cxktirfion ant 28.
August.
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940 Firit NaH Bank Bldg.
Omaha., Ncb. 9-2047
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iHedruuchte eictmiaje Motoren.
Tel. Douglas 201!). Le vor. &
Gray. 116 Süd 13. Str.
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H. Kijchrr. oeutlcher techtsanwatl
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barer Nähe Omahas zu arbeiten.
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S.. Tribüne. . 8.30-17
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Counter. 1302 Douglas Str.
8 23.17
Verlangt: Ein Mann, der fich
in einem Gctränke.Parlor nützlich
machen kann. Zn melden 423 Süd
11. Straße. 8-23.17
Patent-Anwälte.
Sturges & Sturgcs, II. S. und aus
ländische Patente und Schutzmar
ken. 330 Bee Bldg. 7.18-13
Tetektid.
James Allen. 312 Neville
Blo,. Beweisc erlangt n! Krimi
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