Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, August 23, 1917, Image 7
e XJniniKT Xribitne. zuömct. r Nach einem Etcf nun Q. Biil,irrt Damm, erzählt von Tl. Seipcrt. f ; HannS Marwell war eine jener zwiespältigen Naturen, denen jeder Griff, ihr Dasein in entscheidenden Stunden bewußt und sicher zu mei sten!, mißlingt; die besten Karten, N die ihnen das Leben lischt und in die Hände zu spielen vermag, en de alle, wie nach geheimen, un wandelbaren , Gesetzen, niit verlöre ue Partien. Abkömmling eines allen Patri ziats, das sich stolzer als mancher Adel reicher Geschlechterfolge suhlte, war Marwell Offizier gewesen, dem die Stabskarnere sicher schien. Zu einer Zeit, wo andere, an Be gabung geringer bedachte Kamera öen sein Elücl neideten, ging er ohne Grund davon. iliotv einem uiüiekaynten spanischen Nest aus gab er seinen Abschied ein. Er ver darb in kurzen Jahren ein Bennö gen, gewann es als abenteuernder Spieler großen Stils zurück und endete nach wechselnden beschicken, körperlich zerrüttet, weit über seine Jahre zermürbt und verbraucht, als Bettler. Durchs Leben gepreßt und gewöhnt, alles künjlige Glück an irgendwelche Lufallsereignisse und dünngespulte erträumte Hojfnungs säden zu knüpsen, mit verwegenster Lässigkeit den letzten Trumpf zu .lverfen, lebte er, seit Monatem in dürftigsten Zuständen, in der über zeugten ,Gewidheit, sich mit einer Lichtung, einem Schauspiel, Namen und Vermögen zurückzugewinnen. Die ihn näher kannten, waren nicht einmal überrascht gmoesen, jh auch dies neue Ziel seiner Hofs nung allerdings nur bis zu ge wijscr Nähe erreichen zu sehen, so reich, ja verschwenderisch vielge staltig wandelbar war sein natürli ches Erbe. Vor einem Jahrzehnt ließ er nur für seine Freunde ein Vffhd chen Gedichte drucken, es enthielt einzelnes, das der Sanimler einer verständnisvoll gewählten Ausgabe des Besten älterer und neuerer Lq rik in fein Buch aujnuhin. Das er greisendste seiner Gedichte, das in beklemmenden Versen die unav wehrbare Hand dunkler, unsaßlicher Gewalten, die wahllos spielend der derbende und zerstörende Macht des Zufalls fühlen lieb, trug die !Ueberjchrijt: ftismet". Der Verspielte suchte die Heimat, wie ein todwundes Tier das Unter holz. Er hasste, seinen älteren Bruder, den er vor langen Jahren zum letzten Male aus Reisen gese zhen, zu bewegen, ihm irgend emen Kinkel im väterlichen Hause zu gönnen. Nur so lange, bis sein kschauspiel geschrieben war, zu dein ihm ein fernes Geschehnis seiner Lamilie, ein Leben, das dem seinen verwandt j.chien, den Stoff bot. Zur friderizianischen Zeit ward ei ner feiner Vorfahren nach wirren Lebensläufen bis in die Nähe des großen Königs erhoben, und ver blendete als Pächter eines Wirts Hauses, daö an einer armseligen, entlegenen Fähre lag. Man er zählte, daß er dort dem König und einige Generale in einer entscheiden den Nacht über den Fluß führte.' Friedrich erkannte ihn und bot dein Verlorenen die Hand zu würdigein Dasein. Nach Jahren sand man den Abenteurer, wie ihn die MarwellS in seltenen Gesprächen hießen, mit Hassender Stirnwunde verblutet in einem Gartenhäuschen, das noch auf väterlichem Boden stand. Nie nials kam man über sein Ende ins klare; als gewiß galt nur, daß ihn fremde Hände erschlugen. Marwell hosste, aus alten Pa Pieren des Hauses und durch feinen Bruder darüber zu erfahren, was für seine Arbeit von Wert sein konnte. War es nicht leeres Gere de gewesen, dann' mußte der ältere "Marwell die Geschichte des Aven tcurers kennen und ganz besondere Bezüge im Gedächtnis bewahren, die Licht und Farbe geben konnten. Oft genug, als HannS sich vor Jahren um Ordnung seiner immer wiederkehrenden Zusaninienbrüche an den Bruder wenden mußte, hör te er Vergleiche und Anspielungen, , die ihn und den Abenteurer zu einer Person verschmolzen, und nicht sel ten traf ihn die Voraussage eines ähnlichen Endes. In den letzten Wochen, seit er sich mit -der Gestalt feines Schauspiels beschäftigte, ver schmolz sein eigenes vergangenes und stündliches Erleben mit jenem des Toten immer unlöslicher; Er dachtes und wirklich Geschehenes verknüpfte und verschlang sich fg zum Ganzen, daß ihm geschehen konnte, Ersundencs für wahr, als ihm selbst widerfahren anzusehen. Schon den Knaben schalten die Seinen darum Lügner, wenn er mit leidenschaftlichem Anteil sich zur Hauptperson in kleinen Ereignissen erhob. So war eS noch vor Jahren zu peinlichen Stunden gekommen, alS er sich mit dem älteren Vruoer r traf und vergangene Dinge in sei ner Weise unabsichtlich zu färben begann. Der Bruder brauchte die ' Härtesien Worte. Zugrunde gehen " werde er noch an diesem inneren' Schwindel, dem ungeheuren, über bcivl'glichen Vermögen einer kranken Eitelkeit. Nie werde er die ein fuchste Sache ohne Beziehung zu sich selbst und niemals so sehen und nehmen können, wie sie wirk lich fei. Er erschrak vor der schak kcn Verständigkeit des BruderS, und manche Worte waren ihm bis zur Stunde fest mit dem ttlange der Worte noch i,t Erinnerung. Jetzt waren sie ihm wertvoll, nicht um ihrer Wahrheit willen, die ihm nie nützen konnte, sie erfüllten sein Ge dächtniö nur als Mittel zur Dar stcllung einer Person seines Schau fpiels, die er nach der Art des Brud.crS formen wollte. Damals hörte er ihn sagen, er sei im Grunde nie anders erregt gewesen, olS im Gehirn, nichts reiche ihm je bis ins Gemüt; ein wenig der wirrt glühendes Wesen sei er, ohne einen Herzensanteil ; darum sei ihm so leicht geworden, auf den Namen Marwell rücksichtslos jede mögliche Schande zu häufen. Hans Marwell, hosste, den Vru der am Bahnsteig zu sehen, fand aber nur einen leeren Wagen und außer dem Kutscher ein in jedem Zug beherrschtes Bedientengesicht. Als Hanns an den Wagen trat, reichte der Diener ihm einen Brief kind trat an den Bock. Kaum eine Seite süllten die steilen Buchslaben, klar und scheinbar unpersönlich, wie sie anmuteten, war ihr Inhalt; kur ze Abschnitte, eigentlich eine Art Vertrag, der ihr Verhalten zuein ander bestimmte, noch ehe ein Wort zwischen ihnen möglich war. Hanns barg den Brief und lächelte. Schutzvorrichtungen, Barrikaden," sagte er zu sich felber. Vielleicht waren ihre Naturen nicht einmal so tief verschieden: so fehlte ihm nur die Stärke der inneren Hemm Werkzeuge, die, den Bruder davor bewahrten, sich an treibende Stirn mungen machtlos zu verlieren. Haus und Tisch waren ihm ver wehrt. Einzig die Bibliothek sollte ihm offen stehen, aber nur von der rüäivärtigen Turmtreppe aus, die vom hinteren Teil des Gartens ins Haus führte. Kein Wort war dar über verloren, wo er wohnen sollte. Wie hießen die letzten Worte? ,,Ter Diener wird Dir den Turm jchlüssel geben, mich wirst Tu in der Bücherei finden. Die Dauer TcineS Ausenthaltes soll durch Dci ne Arbeit und Drn Verhalten be stimmt werden." Als Hanns Marwell durch die Scheiben des geschlossenen Wagens in die winterlich dänimernde Land schast hinaussah, bogen die Pferde von der breiten Landstraße ab und einem Wäldchen zu. Für einen Aiicenblicl durchzuckte ihn ein Ge fühl, wie nach einem entehrenden Schlag; der Weg, den er nahm, führte an den weit hinter dem Her renhaus gelegenen Parkeingang; es war deutlich, daß ihm der Bruder als einem Verlorenen den Weg ins HauS versagte. Vor dem schmalen Mauerpfört chen gab ihm der Diener wortlos den Schlüssel. Hanns öffnete und gin? den schmalen Weg nach dem Turm. Sein Auftrag schien ihn dort erst reden zu machen; er sagte kurz, daß man ihn ln der Bucherc: envatte, und ging um den lanzen Nordban nach dem Gesindeflügel. Ha..i,s stieg die enge Steintreppe hinauf; die Türe zur Bücherei war oisi,.i, der gewölbte alte Naumnoch leer. Der Anstrich war erneuert worden, die starken, kunstvollen scngitier der hohen Fenster warn die ccn, nur 'das Laub schien we Niger Licht als vor Jahren einzu lassen: die Ordnung der B:tchcrge stelle. Schränke und Truhen waren verändert. In einer lichtlosen Ecke hingen zwei alte Bildnisse dcS Abttiteurers, den schon die vorig? Geschlechter in dies Gewölbe zu verbannen für gut fanden. HannS Marwell blieb vor den Bildern sie heil und verlor sich in Grübeleien; sein' Erinnerungen und cfanfcit dilder sanden sich niit der gemalten Escheirung nicht zusammen. Der Herr im blauen Rock, mit den glänz gelichilten Augen, starkem Kinn und steiler Stirn unter forgsöltiz germ derter Perücke schien verst:ckt zu lä cheln über den Gedanken, als Schandfleck des Hauses, der wilde Marwcll, zu gelten, dem der Degen in der Scheide so locker safz. wie die Pistole im Halfter. Aus dem zwei ten Lud blickten harte Augen ge ladeaitS, an allem hochmütig vor über ins Leere. , Der tiefpurpuri'e Teppich, vor, dem der Abenteurer stand, war an einer Ecke aufgerafft und leitete den Blick in eine ferne Laudichast. Von unten her lüh ten brnmende Häuser fahlgrüne, tiefhängende Wolken an; Soldaten in der schwarzen Uniform, wie fie dc? crdengeschmückte Main: im Bilde trug, rückten stürmend in hef tigem Feuer vorwärts. D,won,war HannS keine Vorstellung geblieben. Der ältere Ma? Marwl stand kill, innerlich niit ganz unbewegt, neben einer alten Truhe. Als Hanns imr st.h, stieg leise Nöte in ihn, auf. Max nahm es wahr und bot ihm or'loZ die Hand. Ich hoffe, dir nicht lange zur i Last zu fein," saute Hanns mit r .jivnngenee Lässigkeit, doch nicht ohne hörbare Bsrgthcit. ,$'4 itirjt mir helfen, zum letztenmal. Mar verbarg ein schmerzliches Lächeln kaum. Die mageren Wan gen dls Jüngeren färbten fickz l',e fer. Max sah ihn mit gütige? Strenge lange an. Du bist ivie so oft daran, auf deine letzte Karte zu bossen. Was ich noch tun kann, habe ich dir geschrieben; daß ich dir im väterlichen Hause kein Obdach bictui darf, geschieht nach dem leg ten Willen unseres Vaters, dem wi beide zu gehorchen haben; das alte Gartenhaus habe ich nach feiner Bestimmung für dich richten lassen." Er wollte noch sagen: Das Zim wer, in dein der Abenteurer zuletzt hauste, und starb", ober er schwieg und bat Hanns mit kurzen Worten, ihm zu solgen. Draußen dunkelte es in den We gen; nach kaum hundert Schritten verlor sich das langgestreckte Haus hinter dichtem Geäst jahrhunderte alter Bäume. Sie bogen vom Psad ab und gingen über einen schmalen Wasserlauf, der feit Tagen schon zu gefroren war. Vor dem alten Bau werk, das nur ein Zimmer und zwei kleine Nchenräaine umschloß, wartete der wortkarge Diener. Aus den Fenstern fiel rötliches Lampen licht auf dünnen Schnee. So demü tigend auch der Empfang war, stieg doch in Hanns ein schmerzlich weiches Gefühl auf; es war immer hin der Boden seiner Kindheit, der ihn jetzt wieder trug. Unvermit telt sagte er: Du wirst sehen, daß es mir nochmal gelingt I Denn am Ende bin ich doch noch nicht zu allem verloren." Nicht so laut," mahnte Max Marwell. Der Diener össnete die Haupt türc, die unmittelbar in den einzi gen größeren Namn führte; dann ging er auf einen Wink des älteren Bruders in den Nebenraum, der seitwärts gleichfalls nur von außen zu erreichen war. Die Brüder wa ren allein. Hanns Manvell trat vor den kleinen weißen Stuckkamin, aus dem große Scheite angenehme Wärnie verbreiteten. Tu wirst gut tun, die inneren Läden zu schließen," sagte Mar. ich habe mich überzeugt, daß sie trotz ihres Alters noch dicht sind. Nur dies hinter Fenster dort wird offen bleiben, du erinnerst dich wohl noch, daß es auf den alten Fried Hof geht. Wenn dir der Anblick nicht lieb sein sollte, wird man es tagsüber, ohne Licht zu verlieren, mit Vorhängen versehen können. Der einmal hier zuletzt hauste, woll te den Anblick haben. Weißt du davon, daß er hier eine Art Ge schichte unseres Hauses zu schreiben versucht hat?" Nein," sagte Hanns, der zum Fenster gegangen war. Es gab den Blick auf die Gräber einiger seiner Vorfahren frei, die zu einer Zeit hier begraben wurden, als niaii nicht mehr in den Kirchen, beisetzte. Das Fenster wird niich kaum stören. Wer sürchtet noch Tote? Vielleicht haben wir alle uns mehr vor dem zu fürchten, was von i nen in uns noch lebendig geblieben ist. Gibt es übrigens nur diese zwei Bilder in der Bibliothek von dem, der hier starb? Ich finde,' daß sie nicht allzuviel, von seinem Le den verraten. Wenn er anders aussah, dann hat der Maler gewiß nicht gewagt, vielleicht auch nicht vermocht, die Leinwand zum Zeu gen dasür zu machen." Wir haben nichts, das sich er hielt. Auch keine Ueberlieferung, ob sie ihm glichen. Er starb ja zehn Jahre älter, als das letzte Bild ihn zeigt." Hanns setzte sich vor den Kamin. Max Marwell sah jetzt erst in der scharfen Beleuchtung, wie zerstört und früh gealtert der nmgere Bru der aussah; vielleicht mochte er dem mehr gleichen, von dem die Rede ging, als beide wissen konnten. Hanns griff nach dnn Schürstab und stocherte in der aufflackernden Glut. Tu sagst, daß er über das Haus, die Familie schrieb; ging es ver loren?" Ich .habe dir die Blätter dort auf den Tisch gelegt. Ob sie dir nützen können, weiß ich nicht. Der Ansang' verliert sich in wunderliche Fabeleien, wie man sie auch sonst in der Mark von alten Geschlechtern um diese Zeit in den Spinnstuben erzählt hat. Doch du wirst dich ein richten wollen, esse und ruhen; der Diener ist zu deiner Verfügung." Damit verließ Max Marwell das Parkhäuschen. T?r Diener meldete sich und deck ie. Hanns aß wenig, ging in dem kleinen Raum lange hin und wieder und suchte sich mit dem wenigen vertraut 31t machen, das er barg. Von Zeit zu Zeit trank er hastig Wein, den ihm der Bruder nicht vorenthielt; dann nahm er die Auf Zeichnungen des Abenteurers zur Hand. Aus vergilbtem starken Papier, in bräunlich verblaßter Tinte sand er in veralteten, aber klaren Zü gen wunderlichen Bericht über die Herkunft der Marwells. Der fie schrieb, wollte in boshaster Form, im witzelnden .Geschmack feiner Zeit, eine Spottschrist abfassen aus sein Geschlecht und über sich selbst. Die Blätter begannen mit dem Satz: Der die Marwells inö Land ge gracht hat, wird mich, und später den letzten, gewißlich wieder auf gleiche Weife davontun. In einem Sack bracht' er sie in die Mark, in einem Sack wird er fie davontra gen, wenn ihm die Zeit dazu gut scheint." Dann hob die Schilde rung an, wie die ersten Marwells vor Jahrhunderten inö Land ge kommen waren. Der Teufel habe von Gott Auftrag erhalten, die Edelleute und Herren der Erde aus Herz und ?!iercn zn niustern und alle, die er nach seinem Geschmack sände, in einen großen Sack zu packen, wie die schädlichen Feldmäu se, und gradaus in die Hölle damit zu fahren. Trinker, Spieler und Raufbolde sollten ihm vor allem verfallen. Mit dem größten Sack, an jn seine Großmutter einen voAn Mond Tag und Nacht ge näht, flog er über Land und sam melte die lustigen Lerchen. Bald war der Schlauch voll bis ohenhin, so daß ihm schwer ward, in der rechten HöZdamit zu bleiben. Bei Marwell streute der Sack gar hart an die Kirchturmspitze, so daß ein Loch hineinriß und die Marwells sich draus verloren, ohne daß er's merkte. So waren sie diesmal noch aus seinen Krallen geraten. In ie. dem Jahrhundert aber käme er wieder, um fich immer an einem für alle zu rächen, die ihm damals auskamen. , Tann folgten Schilderungen ein zelner Marwells, denen dies Ge schick geworden, wozu der alte bit terfüße Narr die buntesten Farben schreiend auftrug und wohlangelegt alle so zu sllhren verstand, daß m ihm selber die verzweifeltsten Gaben der Ahnleute sich zu dem verbau dc, wonach dem Teufel um 1760 wieoer einmat tule:e. Aber wie er's auch trieb, er kam ihm immer wieder heil aus den Fängen. So lustig das alles schien, HannS Mao well war nicht gelaunt, was er in dieser Nacht las, lustig und obe,l hin zu nehmen. Zwischen dem scheinbaren Galgenhumor sah ihn das ernste, hochnüitige, wissende Auge des Abenteurers an, der sich aus eine gewaltiam hohm che Weil über sich felbst lustig zu machen suchte und doch iininer wieder die hellen Fäden seiner scheinbar gött lichcn Fabeln und Geschichten merk lich mit schweren, schwarze,: Ein schlügen durchzog. Bittere Einsicht lag schon in dem Gedanken allein, daß die Väter int Guten wie im Bösen noch in , den späten Enkeln lebendig sind und büßend und lei dend erleben, waS sie vielleicht nicht imstande find, abzuwehren. Mehr als einmal murmelte er vor fich hin: Kismet, Kismct". Die Worte, die er selbst vor Stunden gebraucht, ließen ihn nun fast er Ichrecken, daß nicht die Toten zu fürchten seien, sondern allein das, was sie mit uns verband, ihr fleisch liches und geistiges Erbe, das in jedem irgendwie gemischt weiterle te und die dunklen Fäden Person licher Schicksale erbarmungslos verknüpfte und je nach der Zeit wandelte. Ein Teil der Nacht ging unter Lesen und düsteren, tranken ,Grübe leien hin; lange kauerte Hanns Marwell vor dem Kamin, bis die Haut im Gesichte von der unge wohnte offenen Glut schmerzte. Der Kamin schien erst nach dem ge heimnisvollen Ableben des Abenteu rers, wenn auch schon kurz nach seinem Tode, gebaut worden zu sein, denn in seinen Schriften sprach er davon, daß zu seinen Tagenein chemischer Herd darin brannte. Das letzte Stück, das der Satan mit ihm spielte, war die verzweifelte Kunst, Gold zu machen. Es schien auch, als ob er dem Orden der Rosenkreuzer angehört habe, denn manche seiner Aufzeichnungen den teten darauf, daß er mit anderen ein großes Geheimnis teilen müsse, wovon zu reden ihm nicht möglich sei, ohne seiner Seele zu schaden. Schon die wenigen Sturiöen, die Hanns mit den alten Schriften verbrachte, ließen ihn daö erklügel te Bild verwerfen, zu dem ihm die merkwürdige Gestalt sich geformt hatte. Was ihn erschreckte, waren eine Menge kleinster Züge, die wie Geschehnisse aiiS seinem eigenen Le ben klangen, die verzweifelten Stunden eines Spielers, der Tau sende verlor, und, um über Wasser zu bleiben, oft genug an Tischen saß, wo es kaum mehr als um Pfennige ging. Gegen Morgen hielt eS Marwell nicht mehr iin Zimmer; es trieb ihn, mit verwirrten Gedanken, in die Bücherei zu den Bildern des Unseligen, der vor über dreihundert Jahren auf dem gleichen Boden ge gangen war, als einer von denen, die ihr Dasein bis zur letzten De mütigung aiiszukosten verdammt waren. Es war kalt geworden, kälter wohl als in der ganzen Nacht, kalter als die kurze Stunde vor Sonnenaufgang auch sonst zur war men Zeit war. Hanns verlor den Weg und kam von der anderen Seite auf die Anlagen vor dem Hauptgebäude, das ihm verboten war. zu betreten. Vom Mate? ach einem letzten Willer verwehrt, der l,n vor ','it einent Jahrzehnt schon reif füht. ausgestoßen zu enden, wie der, osen verwandtes Schick lal ,n die ec Nacht vor ihm offen lag, bis zu jenem gräßlichen Schluß, den niemand kannte. Vielleicht war er freiwillig gegangen, und nur die cheu einer Zeit, die nichts niehr ürchtete, als ein ehrloses Selbst mörderbegräbnis, hatte die Fabel eines gewaltsamen Todes erfunden, um seinen Leichnam wenigstens in geweihter Erde bergen zu dürfen. Zu den Zimmern, die seine Kna benjahre umfriedeten, fah er, lange hinauf; die klaren Scheiben spie gelten kalt und klar im vollen Mond. Dort bauste sein Bruder als ein Fremder, der jich von ihm schied, ihm nicht mehr geben könn le und durfte, als er bot; er wußte wohl, daß ihn die Pflicht band, daö Majorat für feinen Erben zu hat ten. Für einen Erben, den dort harmlose Knabenträume lächeln machten, der die Schicksale eines späten Nachkommen jchon im Keime in fich trug, eines Menschen, der vielleicht elend wie er und der Abenteurer werden sollte. Ob nach einem oder zwei Menschenaltern, darüber zu grübeln war müßig. Hanns Marwell ging um daö Haus lind öffnete die alte Tur zum Bu cherraum. Es war zu dunkel um die Züge des jchwarzgekleideten Marwell zu erkennen; er nahm daS Bild von der Wand und trug eS durch den Park in feine Stube. War eS so kalt, oder schüttelte ihn ein Fieber? Die Zähne schlu gen widereinander, und auch vor dem Feuer wollte ihm lange nicht wohler werden. Teil mürrischen Diener zu rusen, war er nicht fa hig. Schlafen konnte er nicht, und bis zum Morgen hielt der letzte Kiiorren an, den er in die Glut warf. Das Bild des Ahnherrn stand neben dem Kamin auf dem alten vergoldeten Stuhl mit den ge schweiften Beinen. Manuell betrach tete ihn lange und angestrengt, und mühte sich, Aehnlichteiten zu ent decken. Uutcr einem Tuch verbarg er das goldgestickte Husarengewand und die gleißenden Orden; mit den Händeil hielt er die gepuderte Pe rücke zu, die um das Gesicht wie eine entstellende Mäste lag. Er stieß ein Glas vom Kamin und starrte gedankenlos auf den dunklen Fleck, zu dem sich der Wein mit der Asche verband; das löste ihm einen Ge danken. Im Kamin war Ruß. Er griff mit der Hand hinein und suchte das Weiß der gepuderten Haare auf dem Bilde zu tilgen; es gelang. Verwandelt sah der Husar ihil an. Die Orden noch weg, die glänzende Verjchnürungl Nun war nichts Fremdes mehr, nichts Stö rendes. Das konnte das Gesicht ei nes Lebenden sein, fein eigenes. Oder glich er nicht jetzt seinem Va ter? Vielleicht doch ihm selbst. HannS Marwell fand im Schlafzim mer einen Spiegel, groß genug, daß er sein eigenes Gesicht darin voll sehen, genau vergleichen tonn te, ob es wahr sei, wie der Bru der vor Jahren ihm schrieb, er sei gezeichnet und gliche dem Verlöre nen mehr als irgend ein Marwell seit hundert Jahren. Ter Spiegel stand unter dem Bild, und Mao wells Augen gingen von einem Ge ficht zum anderen. Er zog die Brau en zusammen, preßte die Lippen widereinander, rollte die Augen und suchte ihnen den starren, veo ächtlich überlegenen Ausdruck zu ge ben, den der langst Verstorbene im Bilde trug. Darüber gingen Stun den hin. Gegen Tag fing Marwell an laut zu sprechen. Er wanderte durchs Zimmer und schrie nach dem Diener, der langst, durch dies felt fame Wefew erwacht, angekleidet vor der Tür stand. Marwell herrsch te ihn an. Meine Uniform! Mei ne Orden! Ter König ruft mich. Ich werde nicht umsonst an feine Gerechtigkeit appellieren. Er wuv de ruhiger und sprach eifrig von einer großen Reife zum Konig, sei nem Herrn, der ihn :n Gnaden aus nehmen würde. Der Diener blieb still, im dunklen Gefühl, vor einem Zerstörten zu stehen. Lange sprach Marwell mit wandten Worten, daß nun ein neu es Leben begänne; der König werde seinen alten Oberst aus den erstell Blick erkennen. Dann riß er die Borten von einem der Stühle und suchte ste auf der Brust zu veo schnüren. Kennt Er mich nun," schrie er den Diener an, Oberst Marwell von den Zietenhusaren? Geh Er und sag Er dem Konig, daß ich ihn heute noch sehe!" Ter Diener nützte das Wort, ging aus dem Zimmer und weckte den Maioratsherrn. Als Max Marwell kam, stand Hanns aufrecht vor ihm, er hatte die Orden aus dem Bilde geschnit ten und trug sie auf der Brust, Oberst Marwell," sagte er mit klarer Stimme zu seinem Bruder. Führen Sie mich zum König!" Max Marwell trat aus ,hn zu und sah in die flackernden Augen eincS Irren. Er gebot dem Tte ner, zu bleiben. Vor der Türe murmelte er erschüttert, kaum noch fähig zu fassen, was in einer Nacht geschehen war: SktSmu?" Sihstangkn im Hühnerstall. ' Wer Gelkgenhcit hat. in das In. nere der Stallungen bei manchen Ge flügelzüchtern einen Blick zu tun, wird auch heute noch die Wahrnehmung machen, daß nicht alles fo ist. wie es sein sollte. Sehr wenig Wert wird an vielen Orten auf die Sitzstangen gelegt; so wohl die Sitzgelegenheiten selbst, alS auch ihre Anbringung lassen noch viele Wünsche offen. Zu verwerfen ist die übermäßig große Zahl von Sitz stangen, die außerdem noch recht im praktisch angebracht sind. Je nach der Rasse, die man hält, Hut man auch die Stangen zu wählen. Für leichtere Nassen genügen Dacklatten. mit ab gerundeten Kanten, während schwere Tiere und solche mit Fuszvesieverung am besten auf Brettern von 34 Zoll Breite ruhen müssen, wobei auch die scharfen Kanten zu beseitigen sind. Ganz runde, dünne Stangen sind überall verwerflich, denn solche bieten dem Tiere keine Ruhe,, sie müssen sich krampfhaft festhalten, um nurn yec unterzufallen, verkümmerte Zehen sind die Folge. Es wäre außerdem sehr unrecht. wenn Brahmas cder Orpingtons auf h; ?t,inan rst mit nrohtt Anitren VV .w..ivjv.. . " ' D W , ' gung gelangen können, diese schweren Rassen fliegen schlecht, wesymo man darauf achten muß. die Sitzgelegen heit nur 2024 Zoll vom Boben ent fernt anzubringen, bei Leghorns, Hamburger usw. können die Cntser nnan vom Boden 3 ftuft und mehr betragen. Immer wieder muß darauf hingewiesen werden, wie verieyri es ist. die Sikstanaen in verschiedener Höhe anzubringen, allabendlich ent steht ein Kamps um die höchsten ig Plätze, der nur dadurch verhindert KMhen kann, wenn alle ' Stanaea gleich hoch find. Die edlen Teile des Körpers, wie Lunge, eoer u,m. tie gen direkt unter dem Rücken, darum soll die Entfernung von er ismu decke mindestens 3050 Zoll bctra gen, damit die von oben kommende kalte Luft nicht Grlattungen verur facht. Viele unbeilbare Schäden, wie Ver sriimmunaen des Brustbeines. 5?uß Verletzungen entstehen dadurch, wenn Tiere im jugendlichen Alter von vom rtnnp&mrfiten Sikstanaen herunter klieaen müssen. Ist an und für sich ein zu frühes Aufvaumen oer ung fitr nickt anzuraten. 0 wuie aoer minkpstenÄ für ricktiae und praktische Anbringung der Sitzstangen Sorge getragen werden, um yartes Aus springen beim Abfliegen zu vermer den. muk der Boden mit Stroh ooer üeu belegt werden. Jeder Hühnerzüchter sollte aber kanack streben, leinen Tieren eine gute Nachtruhe zu bieten, wozu in erster Linie geyorl. oan, oie üigiira gen, wo die Tiere 814 Stunden darauf zubringen müssen, oen nsor derungen auch genügen. Nnn vornberein muk darauf Be kackt oenommen werden, daß sich die Sitzstangen, wie auch alle übrigen Ausstattungsstücke, leicht herausneh men lassen, damit eine gründliche Rei nigung vorgenommen werden kann. ?kl W'latz. iPlaudcrci aus Da Tittwelt. v tw M. St.) Innerhalb weniger Stun iv nnr seiner ElitlaNUNa ist der UN Tuberkulose leidende Andrew O' zieesö von Long Jöland, N. I., in Riverdale-on'Hudson aus dem Ri verstde.Hospitat aus corty Brotyers Firnis entflohen und bat auf der Flucht im Long Jsland-Sund fei nen Tod durch trnruueu gesunoen. Sn freund ol,n O'Keefe kam ge rade im Hospital an, uni ihn mit ich zu nehmen, als die Stunde von iernern Tod eintraf. Andrew O'- Keese bejand sich seit dem 2. Novem ber lülü m dem ziranlenyauie uno hatte verschiedentlich mit Flucht ge droht. Man hatte ihn unter Lewa chuiig gestellt, aber er brachte es ge siern trotzdem fertig, an den Strarid zu gelangen und in einem Boot zu entkommen. Das Boot war jedoch undicht und sank mit dem Flücht ling unter, als dieser sich eine Strecke weit in den Sund hinausge rudert halte. Nach Vorschrift des Gesundheitsamtes darf ein mit an steckender Krankheit Behafteter nicht aus einem Krankenhause ohne Auf ficht entlassen werden. Hätte der Mann wenige Stunden länger ge wartet, so wäre er seinem Freunde übergeben worden und hätte die er sehnte Freiheit gehabt. Der 24 Jahre alte Carl Matthews. Landbrieftrager zwischen Antlers und Nelson, Okla., wurde in Hugo von den Bundesgeschworenen unter $500 Bürgschaft gestellt, unter der Anklage, in einer Scheinberau bung am 6. Juli einen Postsack auf geschnitten zu haben. Oscar Saults von Nelson hatte Matthews $90 mit gegeben, um sie für ihn in einer Bank zu Antlers zu deponieren, und das Geld wurde unter einem Baumstamm gefunden, nachdem Matthews einge standen, den Raub selbst inszeniert zu haben. Auch die an dem Tage erwar tete Geldsendung von $160 blieb aus. Matthews sagte, zwei berittene Neger hätten ihn angehalten. Da man je doch keine Pferdespuren am ongebli chen Tatorte fand, erfolqte Mathews' Verhaftung. Die Vögel waren aue wieder ins Land gezogen. Nicht nur die Stare und Lerchen und Kibitze die es nicht abwarten können und lieber etwas früher als später tommeil, jjuoaii auch die Storche und Schivuioen. Und nun waren auch di Nachnl. le wieder da. Ja, man friert nicht, daö ist wahr, und man rornnii m den volleil, grüne Busch, aber alles ist schon besetzt. Wo joll man sein Nest aufschlagen? , ... ,.. Ganz einsach, agis 01 vwmu" zu ihrem Bräutigam, wir getzen nach meiliem ,Hennarsort. .,. , irtiiiiier aroner Vark. wo ich aus gewachsen bm, da will ich hin. Zu Ihre Dienste, - m. Bräutigam, und verneigte fich vor ;i,r i.-h bin damit einverstanden. Aber dann machen wir sofort Hoch- 5cit V . ' m, t tttdit ebcr. bis wir den Platz wirtlich gefunden haben. . . Nun ja, aber dann flieun. üie iDolieit leben, laats ste. uns flog davon. Er hinterdrein. Natürlich fanden ie oen iMMuua, .m-hr (yji mar überkauvt aanz anders geivorden in dem Park, E waren eme Menge Bäume, vmge schlagen worden, uiio vkuxmji rade der mit, wo. ihre, ..Eiter ijj Liest gehabt hatten. Na ja, jagte ste, ,q - pnro. gway jede Freude verdorben! Hätten wir uns em wenig mehr beeilt, it Aber Tu, Tu kommst 1 nicht vom üiuae. Aber bitte jehr, ich 12 Jawohl, Tu, Tu ,l Also gut, ich bin jchuld, aber nur weiter! s gibt ia noch Baume ge nug ml l)ark. Hier zum Bspl steht ein., i mächtige, schöne Rüster.; Ach wcs, ich blewe nicht rner, sagte sie. Hier gefallt mir's nun. gar. nicht mehr. Wollen wir dorthin gehen n sen Bauerngarten, wo. die Kiese an-. grenzt? . . ., .. .-,. Jawohl, rief sie argertiq, vas Dümmste findest Tu immer, zuerst i Willst Tu, daß uns der Sperber auf die Haut tommt? Ter. streicht immer von dorther. Hier nebenan ist auch ein schöner Garten! Schoner Garten! Ich danke für Backovjtl Dort wimmelt von Kat zen. Solleu wir zusehen, wie unsere . Kinder von denen tück üt Stück au dem Neste geholt wer den j Oder wir gehen zum Lehrer, der ist gewiß ein Bogelsreundl El, gewiß, ein groszer Vogel freund, pgle sie höhnisch. Er iuud jede Tag mit einer Leuer loinmai nno unsere Kleinen ansehen, uuo ag sur Tag die Betrachtung um dem Loernatas! Und am E.oe novit er uns noch aus, um uu,re Äaige ailöere zu zeigen, andere Vogeifreundenl , ;, Nichts ist Dir recht! Vr feufzte. Soll ich mich TeineLnegen aus stopscn lassen, sagte ste erregt. Streng doch Deinen Beistand, ein biscken an. Wozu hui Du ihn denn? Andere Herren jorgen Koch aua) sur mce xaiej Da drüben ist eine schöne .dornige Hecke. TaS wäre ein jchönes, ruhi ges, idyllisches Plätzchen, Rudia und iöulliicvl Sie lackte krampfhaft. Die ekligen Spatzen machen oort einen ouenlarm. )der wollen wir unten nach dem Wasser, in das ßrlengebüsch? Sie schweig. kam ihr. jewer nicht gleich ein .Einwand in den Sinn. Sie machte nur eine schnipp.i jche Bewegung mit dem Schnabel t5r aber bekam viel Mut und, rik sie mit sich fort nach dem Kasser zu. Ganz dicht uns Mafser Msfe wir gehen, sagte er potz Neberzeu- gung. Dicht ans Wasser! Du bleibst doch iunner der alte LeichtstmU Sollen unsere Kleinen ersaufen, wenn sie de ersten Flugversuch machen Na, gut, gehen wir porj pn !iz Seite. Nein,- ich will an die andere! , Schön, also hier zum Beispiel, l'ie alte Erle ... Nein, sagte sie, ich nehme, die Weide. Und morgen geht das Bauen IoZ, valleri, valleral Na, gewiß nuzrgen, denkst Du et wa rch werde noch heute abend an fangen! Und nun war die Sonne ganz' hinten im Gebüsch verschwunden. Bon denr Wasser stieg der Nebel und die Nacht herauf. Die beiden Nachtigallen setzten sich aus einen Ast der alten Weide, und nun begann, er zu singen. Em Flöten so inniz und tief erfüllte den stillen Abend. Goldene Bilder und goldene Trau nie stiegen aus dem Lied hervor un legten jich auf die Herzen, so daß sie tiefe, nmueiUofe Wonne überkin. Nie hatte sie jo ti f den Schauer des LebenZ empinnden, nie so inniz die Gewalt der Liebe. Sie lehnte sich dicht an ihn und wollte ,h,n etwas Zagen. Tann aber dachte sie: Man darf sich nichts vergeben! Und N stieß ih an und jagte launisch: Hör doch nur auf, leg Dich lieber schlafen!