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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (Aug. 23, 1917)
Seite 5-Tägliche Omaha Tribüne-Dottnerstag, den 23. Llllgust 1917. CauchbootKrieg steht in voller Starke bevor Nach Scheitern aller Hoffnung au valdlgen Frieden Ängrifs auf amerikanische Transporte zu erwarten. Washington. 23. August. (Von Karl H. von Wirgand.) Die zu et artende Verwerfung der Friedens. dorfchläüe des PabsteZ und daraus F sich eraeoeuöe Fortfebimg dcZ Krie ges bringt die Aussichtm des deut lajcn .auazoooliriegcs wieder in den Vordergrund des Interesses, Für Teutschland ist die U.23oo: , Frage eine vitale; -sie wird cS immer mehr mit ocm Fortschreiten de CZiiA& , Jinmra. Die Tauchboote sind aber nich nur Dcutichlands Trumbfkarte im Kriege, sie werden es auch au öer Friedenskonferenz sein. Deutschland hofft, dasz es sich am Vcratungstisch mit einer Tasche voll von diesen Trumpsen wird nieder lassen können. Noch nicht voll aw.geniitzt, Mit welcher Wirksamkeit Teutsch .land die Tauchboot.Kampagne an wenden kann, wird man vielleicht erst in den nächsten Wochen oder Monaten, sehen. Diese Frage geht m erster Linie uns an. Die 1 Boote sind Tcutschlands erste ,.Vcv " teidigungslinie" gegen uns. Viöher ist dieselbe noch nicht voll auSgcnütz morden. Deutschlands Verhalten in der Vergangenheit liifjt aber durch aus keinen Schkus; auf seine z künftige Handlung zu. Taktisch politische Gründe warm dafür maß. gebend, oasz crnitliche Angriffe au unsere Tnlppcn.TransportdamPfer noch nicht unternommen worden sind. Es handelte sich für Deutsch land darum, den Erfolg von Bestro bungen, vor dem Winter noch einen ivneoen herbeizusuhren, .nicht zu ge a tayroen. m Dies war die in den leitenden ' .reisen in Teutschland berrschendl ...Insicht. als ich von Stockholm nach jUmmka abfuhr. Es ist die Politik cs jetzigen Leiters der deutschen ausiuartigcil Politik. Dr. Richard von Kuhlmann, und die des Grafen Bernstorff. Der Letztere hat immer in Tcutichland daraus gedrungen. nicht der amerikanischen Kricgspar ißt ttt oie Hände zu arbeiten Neue Taktik zu erwarten. Mit der endgültigen Zurückmei sung der papitllchen Vermittlung versuche, der Verweigerung der Pässe für die Stockholmer Konferenz und oamu dein Schwinden der letz H icn porrmmg eines valoigen ,,rie . $kt L . f.r y v rr l oensMuncs werocn sie e wuema tcn fallen. Die deutsche Negierung wird oann Las Volk leicht uberzeu, gen können, dasz Amerika und die Alliierten es auf einen Vernich lungskrica abgesehen haben. Tann, aber auch erst dann, dar' man sich auf eine Aenderung der deutschen TauchbootKampagne ge fafzt machen Es ist nun von hoch fter Wichtigkeit, zu wissen, welche Kräfte Deutschland für den jetzt erst völlig ruckzichtslosen" Tauchboot krieg wird einzusetzen haben. Bis jetzt 233 U-Boote. Nach meinen von sichersten ßuel leii erlangten Nachrichten verfügte Teutjchlano im Mai über 181 lln terseeboote im Dienst, 5 waren noch nicht benmnnt und 15 wurden als Schulboote benutzt: im ganzen wa ren es also 201. Gegenwartig wird alle 2i bis 3 Tage ein neues Tauchboot fertig. oder monatlich 10 bis 12. Ende August würde demnach die Zahl 235 betragen. Rechnet man die Verluste an Booten ab, die gröblich nbertrie bei, sind, so beträgt die monatliche Zunahme immer noch 6 bis 9. Bauzeit weniger als 5 Monate. Die Bauzeit eines Unterseebootes , in den Vereinigten Staaten betrug bis zetzt zwei Jahre. Mit der jetji gen Beschleunigung mag die Zeit auf weniger als ein Jahr verrin gert werden. In Teutschland brauchte die Gcrmania.Werft beim Ausbruch des Krieges sieben Mo nate zum Bau eines U-Bootes. Diese Zeit wurde später auf 6 Monate ge bracht und soll jetzt durch Verein heitlichung des Vaufystems noch be deutend reduziert sein. Ueber eine gewisse Grenze hinaus läßt sich der Ban nicht beschleuni gen, teils wegen der notwendig sorgfältigen Arbeit, die die Kon struktion der Diesel.Motore crfor dcrt, teils wegen der Dauer einer gründlichen Ausbildung der Mann schatten. Berichte über Verluste phantastisch. Die Verluste der deutschen Tauch bootflotte sind ebenso übertrieben worden, wie ihre numerische Stärke. Als Londoner Zeitungen 1915 von rinein Verlust von 60 Booten spra chen', habe ich aus einwandfreier Quell? 19 als die Vcrlustzahl cnt no,'nk!en. Ganz unglaubwürdig sind die Er Zahlungen, die von Zcrschinettcrung des Periskops oder Untertauchen öcö Bootes als Kriterien der Zerstörung eines U'Bootcs sprechen. Das Un tertauchen unter die Wasserfläche ge hört zinn Wesen deö Tauchbootes, das sich nicht auf einen aussichtS losen Kampf einlassen darf. TaS Unter und Auftauchen kann bei den neuen Booten mit Hilfe des Tiefcnstsirers auch ohne Füllnng und Entleerung der Wasserbehälter in 35 Sekunden bewerkstelligt wer den. Tie Zerstörung des Sehrohrs macht das UBoot zwar vorüberge hend blind, hat aber ebensowenig wie das Tressen des TunneS eine Vernichtung des Bootes zur Folge. Jedes Boot hat jetzt zwei Periskope und Neserverohre für beide. Der Turm aber ist so auf die Hülle des Bootes aufgesetzt, dass seine Zerstör ung noch lange nicht den Nump des Bootes in Mitleidenschaft zieht. Der ganze Turm kann weggeschossen wer den, ohne das; ein Unterseeboot un brauchbar zu werden braucht. Japanische Mission herzlich begrUht! Man hofft, dasz Abmachnngen lc trcffs regerer Unterstützung Ja pans getroffen werden. Washington, 23. August. Die offizielle Abordnung Japans, an deren Spitze Viscount Jshn steht und die vor Kurzem in San Fran cisco gelandet, i,t hier eingetroffen. i v . cii c . e . . s sie luurue am nayniios von Lire tär Lansing und anderen Beamten mchfangcn und von einer Kavallerie, abteilung nach dem Hause don Perry Äclmont begleitet, in dem sie wich rend ihres Aufenthaltes in Wafhing ton Quartier nimmt. Die Vearü fzung war eine sehr herzliche seitens der Regierungsbeamten wie seitens deö zahlreich erschienenen Publikums, Heute begannen die offiziellen Höflichkeitsbesuche bei dem Staats sekrctar, dem Kriegs und dem Ma rineiciremr, ocnen ein silier im Weißen Hause bei Präsident Wilson folgte. Morgen ist die Abordnung von öen oben genannten drei Sckre tären zum Diner geladen. Sie wird Ausflüge nach Annapolis und Ver non machen. Die Frage der Auf, rechterhaltung des Stahlausfuhrver bots ist Nicht mehr so dringlich, weil der benötigte Schiffstonnengchalt un ter dem Schiffsbauprogramm der Regierung erlangt werden wird, ohne bau Japans Hilfe im Schiffs, verkehr auf dem Atlantic nötig wird, Japan hat die Aufhebung jenes Aus suhrverbotS gefordert. Die Mifiion ist. wie verlautet, nicht m nein Handels oder politi, schcn Auftrage hier, sondern zu ent, scheiden, wie die beiden Länder im gegenseitigen Interesse am besten zur siegreichen Beendigung des Krieges mit Teutschland Hand in Hand or beitcn können. Man hofst hier, dak ,apan einen Teil feiner Handels loste zum Transport von Lebens Mitteln, Munition und anderen nö, tigen Dingen nach Europa zur Wer fugung stellen und sich tatiger am cckrieg beteiligen wird. ?ic Ziczc. HuinorcLke von Otto Ernst. Rumanen ziehen nach Odessa um! London, 23. Aug. AuS Odessa wird der Times" die Ankunft einer Anzahl rumänischer Senatoren und Abgeordneten gemeldet: sie werden angeblich nach Ehcrson Weiterreisen Zinkblech mag auch knapper werden! Washington. 23. August. Ob- wohl Amerikas Zinkblecherzeuguilg in diesem Jahre um 25 Prozent grö ßer war ats im vorigen, liegt doch. wie daö Handclsamr gestern mitteil te, die Gefahr vor, das; ein Mangel darin eintreten mag, weshalb alle Versender dringend gemahnt wer- den, so viel als möglich Papier und Fafeytoske zur Verpackung zu der wenden. Der steigende Bedarf der Regierung an Stahl zu Kriegszwe cken kann zu irgend einem Zeitpunkt die den Zinkblechfabrikanten ziigcwie. ene Erzeugungömcnge verringern. Gemäß der dem Handelsamt zur Verfügung stehenden Statistik ist die Zinkblecherzeugung für Büchsen in lesem Jahre bisher 16.038,732 ge gen eine Gcsamterzcugung im Vor jahre von 26,979, 994 gewesen. Rußland wird mehr Geld von uns erhalten! Washington. 23. August. Wäh. rend deutsche Truppen ihren Vorstok aus Riga fortsetzen, findet hier eine Konferenz zioijchjn Vertretern Rufe. anos und den der Vcr. Staaten statt, um Mittel und Wege zur Un tcrstützung der neuen Temolratie zu finden. Tie Hälfte dürfte in Form einer neuen gröberen Anleihe crfol. gen, um Rußlanö instand zu setzen. Kriegsvorräte zu beschaffen und das Bahnfystcm auszubessern. Klarheit. .Aber wollte .Ja." Klarheit. Die Sache begann sehr harmlos. AIS ich vor Jahren einmal mit Pos withen spazieren ging, sragts sie mich: Bater, magst du gern Ziegen leiben?" Ich kann eigentlich nicht behaup ten, dah ich oie Reize der Ziegen überwältigeno finde; es find ja auch nicht gerade die schönsten und lie benöivürdigsten Damen, die man als Ziegen bezeichnet. Ich antwortete also langsam, gedehnt und ohne je den Schwung: .Nun jaaa hm, wie man's nimmt warum nicht?" .Ich schrecklich gern!" seufzte Nos witha. .So kleine junge Ziegen find' ich reizend " Wir hatten damals nur einen recht kleinen Garten, in dem freilich ein paar alte mächtige Bäume standen, eben deshalb aber Gras und Kräu ter nur kümmerlich gediehen. Nach Monaten spazierten wir durch eine wunderschönen, riefen großen Part, einen Park, dessen sich der reichste König nicht zu schämen brauchte, einen Park wie ein kleines uürftcntum, mit Hügeln und Tä lern. Teichen und Tempeln, Rosen lauben und Wiesen. Vater," fragte Roswitha. .wenn der Mann, dem dieser Park zuge hört, der ihn verkaufen wollte lauste t du ihn benn? Nein, versetzte 'ich mit großer Ich wußte wohl, warum, wenn er ihn dir schenken nahmst du ihn denn. versetzte ich mit höh! Falsche Scham schien mir hier nicht am Platze. Ich auch!" rief Roswitha trium phierend. .Und weißt, was ich' denn täte?" .Hm?' .Denn kaufte ich mir 'ne süße Hei ne Ziege, und die ließ ich auf der Wiese grasen. Denn hat sie doch ge nug zu essen, nicht ?' Wir wurden durch den Schrei, ei nes radfchlagenden Pfauen abgelenkt, und ich machte keine Anttrengungen, daS verlassene Thema wieder aufzu nehmem Und Roswitha schien zu suhlen: Für heute ist es genug. Man soll nichts forcieren. Die Lektüre feiner Kinder kann man nicht sorgfältig genug uberwa chen. Ich hatt' es daran fehlen las fen: Roswitha erwischte eine Ge schichte mit einer Ziege darin. Es war .Heidi" von Johanna Spyri, gewiß eine nette Geschichte, wenn die nicht noch obendrein .Schneehöppli' hieße. Durch Namen fixieren wir die Vegriffe, nageln wir ste in un serm Gedächtnis fest. Nun hatte Raswithens Sehnsucht einen Namen .Schneehöppli"; nun saß die Sehn sucht fest. Wenn ich verheiratet bin, dann kann ich doch tun, waS ich will, nicht?" Sie nahm mein Schweigen für Bemhung, ' . und wenn ich denn Ludwig heirat, denn kauf ich mir ne Ziege, und die soll .Schneehöppli" heißen, Wenn ich Fritz heirate, der will drei Kinder haben; aber wenn ich Ludwig heirate, der will keine Kinder haben, dann schaff ich uns 'ne Ziege an. RoswithenS ältere Schwester Herta verdiente seit einiger Zeit Geld. Das kom so. Sie trat bei ihrer Mutter in die Lehre und mußte don der Pike auf dienen, wenn man das Gerät, mit dem der Fußboden gescheuert wird, eine Pike nennen kann, it oelam den Namen .Mmna , wuroe mit Sie" angeredet und erhielt sünszig aler Lohn pro Anno. .Wenn ich so groß bin, wie Her ta," sagte Roswitha, .denn dien' ich auch bei euch, und denn verdien' ich auch Geld, und denn kaur ich mir 'ne Ziege. Sie mochte sich vor stellen, daß eine Ziege so einige tau send Mark koste, und. wir hüteten uns schwer, dieses wohltätige Dunkel auszuheilen. Als einmal wieder die Weihnacht nahe war, kam es zu einem kleinen Borpostengesecht. Rosmitha wurde nach ihren Wünschen gefragt. .Mein höchster Wunsch ist za na ürlich 'ne Ziege; aber " .Aber, Liebling," rief meine Frau, ,wie sollen wir denn hier in der Stadt eine Ziege halten! Wenn wir ein Tierchen anschaffen, muß es doch auch sein Recht haben! Wo ollen wirs denn unterbringen! .Hm, machte Roswitha mit nach denllichem Gesicht. .in der Küche kann sie ja nicht sein. .Nein," 'erklärte meine Frau ent schieden, in der Küche kann sie nicht sein!" Dieser Versuchsballon war geplatzt. .Das arme Tierchen wurde sich gar nicht wohl fühlen bei uns," der sicherte m,ine frau. Damit hatte sie die richtige Stelle in RoswithenS Herzen getroffen. Nein, Lafe Nouna. ein würdiaer ffolleac, w,nn ,8 fi nicht wkk fiiMt Snnn des blockenden Mctcalfe in Nebras- ging'S nicht, daS sah sie ein. sah sie ka. t in Des Moiues wieder ous.' wenigstens für einige Monate ein. gebrochen und hat diesmal den ttc. Länger dauern menschliche Einsichten brauch der deutschen Sprache vcrbo- h selten, weil lnzwiscken d, tcn. O Herr, sieh dein Volk cm! ,zl . kcrrohr der Wünsche wieder mächtig herangewachsen t t. Unglücklicherweise mußte sie über den Robinschi geraten. Hatte Heidi eine Ziege gehabt, so hatte Robinson eine ganze Jnfel voi: wilder Ziegen, aus denen er sich nur aussuchen konnte. Ich bin überzeugt, der arme Verschlagene erschien ihr als der tt neidenswerteste der Menschen, weil, er in Ziegen söslnlich schlampampen konnte. Und dann kaufte ich ein HauZ au dem Lande, und noch eh' wir'S be ziehen konnten, fuhren wir täglich hinaus und erquickten uns an der frischen, unverbildeten Natur, an den duftenden Hainen und Hecken, an den saftiggrünen Wiesen, auf denen man endlich einmal wieder unbeklei detes Rindvieh sah. Und endlich nahmen wir Besitz von dem Hause und dem stattlichen Garten, der vier mehr oder minder ansehnliche Rasen Plätze aufwies. Wenn Roswitha jetz mit ihren Gefchwiitern von Heidt Robinson, Polyphem und ähnlichen Glückspilzen sprach, dann hatten ihre Blicke etwas Bohrendes, Sengendes; sie gingen durch Rock und Hemd bis auf die Haut, wie xie Sonnenstrah lcn aus einem Brennglas. Um ein Ende zu machen, schenkten wir ihr einen Dackel namens Man ne. Einen Hund zu beherbergen, zu pflegen und zu zügeln, dazu reichten unsere Erfahrungen und tierpadagol Zischen Talente allenfalls aus. Die ser Dackel verschaffte uns endlich Ruhe. Das klingt zwar wider spruchsvoll,, ist aber doch richtig; die k.eele hatte Ruhe. Ruhe für ein Jahr und fünf Mo nate. Dann wurde uns klar und klarer, daß Hunde nur als eine Ab Ichkagszahlung auf Ziegen anzusehen sind. Vielmehr Roswitha betrachtete Männe nur als die Summe der auf gelaufenen Zmstn; der Wechsel war so unbezahlt wie ?e. Ein Unglücksbengel aus dem Dorfe mußte ihr eines Tages erzählen, er könne ihr eine kleine Ziege für eine Mark fünfzig lousen. Aufgelöst kam Roswitha nach Haufe. .Vater! Mutter! 'ne Ziege koste bloß eine Mark fünfzig! Ich hab ja fünf Mark in mei'm Spartopf; darf ich mir eine holen? .Liebe Roswitha. es ist nicht we gen der Mark fünfzig; eine Ziege braucht doch auch einen ordentlichen Estall, und den haoen wir nicht, können wir in unserm Garten auch gar nicht anprmgen. Damit war auch dieser Angris abgeschlagen. Eine Wvqe tpaier, aus einem Spaziergange, zwang sie mich Plötze lich, meinen Schritt anzuhalten. - Vater, mochtest du dies HauZ haben? .Nicht geschenkt!" versetzte ich mi Nachdruck. Es war eine sogenannte .Villa" im denkbar schauerlichsten ulcaurermei terstil. Ich möcht' es haben!" hauchte sie fehnfuchtsvoll. ,'anuz rief ,cy. -jai jav mir unwillkürlich den Zementphantasikl schrank nog) einmal an. .Warum denn? .Dahiner ist 'n Stall," sprach sie andachtsvoll. Das Verhängnis ging seinen Gang wie in einem dchicklalsörama. Nach' barkinder, mit denen Roswitha ge legentlich spielte, bekamen , eine Ziege zum Geazeni. Das hatte ein Outes: wenn Ros witha weder im Haufe noch im Gar ten zu finden war, wir brauchten uns nicht zu ängstigen, wir brauch ten nur zu der nachbarlichen Ziege zu gehen, da war ye. Sie mußte von der Zikc weg zum Essen, sie mußte von der Ziege weg ins Bett geschleift werden. Und eines Morgens beim Früh stück begang sie: Vater, ich weiß was. Unten im Keller haben wir doch so 'n.e große Bücherkiste, nicht?" .Ja!" Ja machen wir einfach 'ne Tür hinein, und denn ist das 'u Ziegen stall." Da riß mir die Geduld. .Roswitha," sagte ich ernst, nun hörst du endlich auf mit deiner Zie ge, nun hab' ich satt. Du be kommst keine Ziege, und damit basta. Schrumm!" .Schrumm" hatte ich vielleicht nicht sagen sollen; es paßt nicht in den Ernst eines Ultimatums. Aber die Absage wirkte. RoS witha sprach weder, von Stall, noch von Ziege mehr, nicht einmal an deutungsweife, nicht einmal zu den Geschwistern, isie ging fortan still einher, aber nicht etwa traurig, nicht etwa gedrückt, nein, nur mit der stolz zusammengerafften Kraft eines Ent, agenden, der daS Unvermeidliche trägt, weil es getragen werden muß. und sich für die verlorenen Freuden der Welt durch gesteigertes Innen leben entschädigt. Es war za vvlleicht etwaS hart von mir, ihr die Erfüllung ihres ehnlichften Wunsches zu versagen. Aber meine Frau sowohl wie ich ha den nach Begabung und Lebensaana so entsetzlich wenig mit Viehzucht ge mein, daß wir uns geradezu davor fürchteten, un! so ein Geschöpf auf den Hals zu laden. Und schließlich. soll man seinen Kindern doch auch nicht jeden Wunsch erfüllen. Sie werden ja schon ohnedies viel zu sehr verwöhnt. Es kann ihnen gar nichts schaden, wenn sie einmal mit unge stümer Nafe gegen eine verschlossene Tür rennen. Das Leben wird ihnen mehr solcher Türen zeigen. Äoswitha schien durch ihren Verzicht gesetzter, ihre Augen, ihr ganzes Gesicht schien seelenvoller geworden zu sein. Meine Frau und ich kamen spät in der Nacht aus fröhlicher Gesell schaft heim und wollten uns eben zur Ruhe begeben, da sahen wir auf dem Nachttischchen einen Brief liegen. Auf dem Umschlag stand: .An Mammi und Pappi" von RoswithenS Hand. Wir öffneten und lasen gemeinsam: Meine süßen und .geliebten Won ne-Eltern bitte bitte schenkt mir doch eine ganz kleine Ziege, ich will auch gar nichts zu meinem Geburtstag und zu Weihnachten haben und ich will mir auch schrecklich Mühe in der Ortografi geben, Du sollst sehen. Mammi, wenn ich groß bin, schreib' ich gans richtich, und ich will auch ein guter Mensch werden und gar nicht mehr heftig und jezornig sein. Ich bitte euch so schrecklich, schenkt mir 'ne Ziege, wenn Mutti mich un terrichtet denk ich immer blos an die Ziege. Tausend Billionen Küsse von eurer Rohwitha." Was soll ich weiter sagen am nächsten Morgen bewilligten wir die Ziege. Die Wirkung war von un geahnter Art. Roswitha wollte auf uns zueilen; aber plötzlich warf sie sich auf einen Stuhl und brach in ein herzbrechendes. Schluchzen und Wimmern aus. Entfetzt liefen wir hinzu: Was ist den?' Was fehlt dir, Kind?" .Unhuhuhuu, ich freu' mich so ich freu' mich so, uuhuhuhuu!" Solange sie um ihre Ziege gerun gen hatte, hatte sie nie das mußte man ihr lassen hatte sie nie der sucht, durch Thränen auf meine Stiizmung zu drücken. Jetzt brach die aufgestaute Flut mit Allgewalt hervor. Sobald sie sich beruhigt hatje, machte sie sich auf den Weg, um den Jungen mit der Fünfzehn-Grofchen-Ziege zu suchen. Sie fand ihn auch, und er verpflichtete sich hoch und hei lig, am folgenden Tage die Ziege zu liefern. Wenn die folgende Nacht ihr die Wiesen des Traumes zeigie, so waren sie gewiß alle, alle voll Zie gen. Der folgende Tag kam, aber mit ihm lein Junge und keine Ziege. Sie harrte geduldig bis in den sinkenden Abend und sagte dann: Na, er hat wohl keine Zeit gehabt: er kommt morgen gewiß; er hat es mir ganz st t versprochen. . Allein der meineidige Vube kam auch am folgenden Tage nicht. Ros witha suchte ihn durch das ganze Dorf, viele stunden lang, aber vergebens; nach seiner Wohnung hatte sie im Taumel der Freude nicht gefragt Sie ging schweigend zu Bett; ober als meine Frau sie in der Frühe weckte, war ihr Kopfkissen naß von Tranen. Hast du heute nacht geweint, Kind?" fragte die Mutter. .Ich weiß nicht " antwortete Ros witha. Sie wußte es wirklich nicht. Inzwischen war ein provisorischer Stall gezimmert worden, und es war die Nachricht eingetroffen, ein Bauer habe Ziegen zu verkaufen. Da zogen Herta, Roswitha und Manne mit einem Vlockwagen aus, um eine Ziege zu suchen, und fanden ein König reich. Eine gute halbe Stunde spä ter Manne als Läufer mit flie gender Zunge vorauf hielt HLppli (so wurde er der Kurze wegen ge nannt), von den beiden Madeln ge zogen, im Triumphblockwagen seinen Einzug. Seinen E:nzug; Hoppli war nämlich ein kleiner Bock. Ich muß gestehen, daß mich bald ein Reuegesühl über meine " lang: hartnäckige Weigerung ergriff. ES war ein schneeweißes und wirklich al lcrliebstes Tierchen; Roswitha hängte ihm em seit Jahren bereit gehalte nes. gesticktes Halsband mit einem Glöckchen um, und in seinen Sprün gen war der ganze, entzückend ah nungslose Humor eines jungen Man nes. Und wenn Roßwitha das Tier lein auf den Schoß nahm und ihm oie Saugflasche gab, und Männe die vorbeifließenden Tropsen leckte, dann versammelte sich nicht nur die ganze Familie zu dieser feierlichen Hand lung. nein, die Leute auf der Straße blieben staunend stehen und riefen: Nein, wie ist das reizend!" Dann sprang Noswithas Herz genau wie das Böcklein. Wenn aber Höppli durch die Stra ßcn spazieren sprang, dann folgt: ihm ein Ehrengeleite von 23 Nach barskindern, ganz wie bei einem Kai er oder König , und besonders de koratio wirkte Peter Petersen in Helm und Panzer der Gardeküras siere und mit dem Daumen im Munde. Höppli war die Sensation der Straße, war der Clou der Sai on. und als das Wer-Kollegium erklärte, Höppli sei noch diel schöner als jene Nachbarsziege, die inzwischen eine alte Ziege geworden war, da stand Roswitha auf dem Gipsel ihres Glückes. Indessen: Roswitha hatte täglich drei oder vier Stunden UnterriSt bei der Mutter, mußte außerdem Klavier spielen, gelegentlich zum Turnen oder Zeichnen gehen und auch sonst allerlei außer dem Hause be. sorgen. Es fiel Höppli ntcht ta. Traume ein, sich das stillschweigend gefallen zu lassen; er verlangte Ge sellschaft. Zwar widmete Männe sich ihm mit der weisen Nachsicht und Güte eines gereiften Pädagogen; aber Höppli verlangte Damengesellschaft. Und wenn die nicht da war, so be gann er augenblicklich in Zwischen räumen von vier' Sekunden zu mek kern. Das fanden wir während der ersten zehn Minuten furchtbar ko misch, während der zweiten langwei lig. während der dritten lästig und während der vierten ,zum Rasend werden. Und Höppli wuchs, und mit ihm. wuchs feine Stimme. An der Hand meines Chronometers stellte ich fest, daß er fünfzehntnal in einer Minute meckerte, das macht in der Stunde 900; wenn man täglich nur sechs Stunden des Alleinseins rechnete, für den Tag 5400, für die Woche 37.800 mal. Die Klavierstunden mußten abge brachen werden; ein Musizieren war natürlich nicht möglich. Meine Frau mußte mit .ihrer Schülerin in den bombenfesten Borratsteller flüchten. Ich zog mich, um arbeiten zu kön nen, ins Hintere Turmzimmer zu rück, allein vergeblich; wenn ich auch physisch kein Meckern vernahm, mein inneres Ohr hörte pünktlich jede vierte Sekunde ein deutlich vernehm bares .Mäh!" Drei lyrische Pro dukte dieser Zeit kamen tot zur Welt; in Roman starb als Embrio, ein Trauerspiel bereits im Keime. Nicht jeder Bocksgesang wird zur Tragö die: das hatte ich schon vorher an der erotischen Dramatik unserer Tage wahrgenommen. Aber das alles war noch Kinder spiel. Hübsch wurde es erst, als die Nachbarschaft und mit Recht sich empörte. Der Nachbar zu un serer Linken holte sein Gramms phon, das er mir zu Gefallen einge wickelt hatte, wieder hervor, stellte es ans offene Fenster und ließ es zehn mal stündlich .Das Herz am Rhein" singen. Ein anderer brannte all abendlich Kanonenschüsse ab, die sehr gut gearbeitet sein mußten. Ein dritter, der ein fabelhaft ftimmbe gabtes Baby hatte, stellte es in sei nem Kinderwagen hart an den Zaun meines Gartens. Es schrie etwas abwechslungsvoller als der Ziegen bock, und das erfrischte vorüberge hend; aber auf die Dauer wurde es doch eintönig und so lästig, daß ich verzweiflungsvoll zu meiner Frau sagte: .Jetzt haben wir uns gefreut, daß , wir kein Babygeschrei mehr um die Ohren haben; aber Wenn's doch den ganzen Tag brüllt, dafür können wir selbst eins haben!" .Ja," sagte meine Frau. Ich hätte ja das Tier während der Nacht heimlich wegbringen und am Morgen sagen können, es sei ent laufen; aber vor den Augen eines Kindes Komödie spielen das ist schwer und schlimm. Es war auch nicht nötig: Roswitha hatte bereits eingesehen, daß Höppli sich durch sein Benehmen unmöglich mache. Eine ihrer Freundinnen erklärte sich mit Freunden bereit, daS Böcklein zum Geschenk zu nehmen kein Augen blick meines LebcnS hat mich frei gebiger gefunden. Unverzüglich wurde Höppli zur Bahn befördert; wer schnell gibt, gibt doppelt. Als aber durch den Novemberne bei von weitem das Weihnachtsfest herandämmerte, da schrieb Roswitha aus ihren Weihnachtswunschzettel; Ein Kaleidoßkop. Ä Ein Indianer-Anzug. XXXXXXX Das Versprechen, das ich im Sommer wieder auf 14 Tage eine Ziege haben darf. (Die sieben Kreuze sollten diesen Wunsch entsprechend hervorheben.) Ueber eines bin ich vollkommen beruhigt: Dieses Kind wird in sei nem Leben etwas erreichen, wenn auch vielleicht leine vollkommen ta dellose Ortographie. Und über noch eines bin ich mir vollkommen klar: Sie ist ein Weib. Wenn es nicht ohnedies feststünde ; ihr Kamps um die Ziege macht ihre Weiblichkeit evident. Ich habe er wogen, ob ich diese kleine 'Geschichte nicht überschreiben solle: .Die Ziege" oder .Das Weib". In Roswithen ist jenes Weibliche der Lady Macbeth, das einen rauhen Kriegsmann herumkriegt, jenes Weibliche der Gräfin Terzky. daS ein Loch in einen Wallenstein bohrt. jenes Weibliche der Kriemhild, das einen Attila bezwingt. Gewiß: Roß withens gutes, weiches Herz wird niemals zum Hochverrat, wird nie mals zum Königs und Burgunden mord aufstacheln; aber .formal" in sie eine Lady Macbeth. Natürlich ist ihre Weibnatur noch unentwickelt, Sie würde noch unumwunden zuge den, daß sie sich sehnlichst eine Ziege gewünscht habe. Ein vollkommenes I Weib wird sie erst dann sein, wenn sie auf die entsprechende Vorhaltung ! weit aufgerissenen, starr blickenden ' Auges uud nach zehn Sekunden stau ! neden Verstummens ausrufen wird: Ich mir eine Ziege gewünscht? Ich? Aber keine Idee. Liebling! Wieiommfl du nur daraus? Marktberichte. Omaha. Neb., 23. August. Wndvieh Zufuhr 3300. Veejsliere langsam bis fest. Gute und beste Bcevcs 13.50 14 50 Mitteiln. BcevcS 12.2513.25. Gewöhn!. Beeves 0.00-1Ü 00 Gute und beste Lährlmge 12.., 3 ' Mittc'lm.' Jährlinge Gewöhnt. Jährlinge 9.00-11.00. Gute u. beste Weide-Beeves 10.2j 12.50. , Mittelmäßige Weide-BecvcZ 0.00 10.00. Gewöhnliche Beeves 7.508.75. Kühe und Heisers fest, niedriger Gute bis beste Heifers 7.50 9 00 , r. i-v.('. iT OK O O v Gute bis vciie icuye t.co Mittclm. Kühe 6.50 7.00. Gewöhnliche Kühe 5.006.50. Stockcrs und Feeders fest, med riger. Gute und beste Feeders 8.00 925. Mittelmäßige 7.258.25., Gewöhnliche 5.756.75. Gute, beste Stockerö 7.755.75. Stock Heifers 6.50 8.00. ' ' Stock Whe 6.007.50. Stock Kälber 6.509.00. Veal Kälber 8.0012.50. Bull und Stags 6.75 .50. Schweine Zufuhr 8200; meist 50 100c niedriger. Durchschnittspreis 17.2518.00. Höchster Preis 18.60. Schafe Zufuhr 7400; Markt stark bis 15c höher. Gute und beste Lämmer 1 6.00 16.75. Gute und beste Jährlinge 10.50 13.00. Gute und beste Mutterschafe 9.00 10.25. Gute und beste Widder 10.00 11.50. Feeder Lämmer 16.0016.90. Feeder Jährlinge 10.5012.50. Feeder Mutterschafe 6.00--9.00. St. Joseph Marktbericht. St. Joseph. Mo., 23. Aug. Rindvieh Zufuhr 2500; 10 15c höher. .Schweine Zufuhr 6500; 25 50c niedriger. Höchster Preis 19.00. Durchschnittspreis 17.75 1 8.60. Schafe Zufuhr 800; 25c höher. Chicago Marktbericht. Chicago. Jll., 23. Aug. Rindvieh Zufuhr 6500; Markt langsa mbis höher. Schweine Zufuhr 14,000 ; 50c niedriger. Höchster Preis 18.75. Durchschnittspreis 17.5018.50. Schafe Zufuhr 7000; Markt stark. 25 50c höher. Kansas City Marktbericht. Kansas City, 23. Aug. Rindvieh Zufuhr 3000; Markt fest, 10c höher. Schweine Zufuhr 5000 ; 25 50c niedriger. Höchster Preis 19.00. Durchschnittspreis 17.7518.90. Schafe Zufuhr 2000; Markt fest, . Höchster Preis 16.25. , Omalja Grtreidemarkt. Qniaha, Neb., 23. August. Harter Weizen Nr. 2 238246 Nr. 3 236245 Nr. 4 226240 Weißes Corn Nr. 2 I8OI8O12 Nr. 3 179- Gelbes Corn Nr. 2 180 I8II2 Nr. 3 18015 I8U2 Nr. 4 175 175Va Gemischtes Corn Nr. 2 17412175 Weißer Hafer Nr. 2 55 5G1, Nr. 3 551450 Standard Hafer 5555 12 Nr. 4 541053 Gerste Malzgerste 118122 Futtergerste 100112 Roggen Nr. 2 169 171 Nr. 3 163170 -I8O14 Gelegenheiten Leute, die aufgeweckt nd modern sind, haben nie mals Grund zum Klagen. , Tie Kleinen Anzeigen" wurden just zu dem Zweck geschaffen, den Leuten bei bor Erfüllung ihrer Wün. sche zu helfen. . Einerlei, worin Ihre Wün fclie bestehen mögen, Sie sollten die .Kleinen An zeigen' auf Seite 6 der Täglichen Tribüne benutzen und lesen, Telephon Tylcr 310 K '" '&'','" V wW,v'r"'""'m tf'''" ' ''. Wr'4rWS' j