MM Cßta"5 Trmlse, MWMM X . . . . . ' . U KfT A A Ar ' fi IM IAA - T Aa .t V . A A i iLv Wf 4 7 wam. bb m r- wvw t.9 v " w-m,; viw r1 ?M - w V v r -m -m K M w w m ib ' w ',- v ra ' -k . v kr m i ifi tu jj & JOUIILC hr! A H'illLiitl 1 IT 1 ivyvwu wnik aus deutschen Lande S :1: Die Zttkllnjt Mumättiens. !vie wirS die so schwierige Valkansrage dauernd gelöst werden? Ter rumänische Mitarbeiter der Neuen Zürickjcr Zeitung schreibt: Die äußerst bewegte Zeit, in der alle Ctaa teil der Welt gegenwärtig leben, läßt die Tvtatje nach dcr künftigen Gestaltung der Dinge in Rumänien vielleicht als unbe' deutend oder doch als nebensächlich er scheinen und schiebt die ganze rumänische Frage in den Hintergrund. Aus den verschiedenen Friedens und Kricgsziel kundgcbungen ersieht man indessen, daß die Balkanfrage mit zu den schwierigsten und vcrwickcttstcn gehört, die, gemein sam mit der Elsafz-Lothringcn-Angele flenheit. als Hemmnisse eines baldigen Friedensschlusses betrachtet werden tön nen. Dcr Unterschied ist nur, daß, wäh rend bei d Behandlung dcr Frage von . Elsab'-Lothringen die Formel ohne ' Annexionen und Entschädigungeii' je nach der politischen Auffassung mehr oder weniger angebracht sein kann, in Sachen dcr Vattanpolitik diese Klausel scblechterdings nicht anwendbar ist. Bei ölsafz-Lothringen handelt es sich m eine Frage der Gutmachung eines alten Unrechtes und der Rückgabe eines ge waltsam entrissenen Landstriches wo bei allerdings von beiden Teilen behaup tct wird, daß die ttutmachimg auf der entgegengesetzten Seite zu geschehen habe , während die Grcnzvcrschiebun gen auf dem Balkan von den wenigsten als nicht annezionistisch" angesprochen werden können. Das Serbien und Montenegro wiederhergestellt werden müssen, sieht außer Frage. Nur handelt es sich um die Ausdehnung, die diese Staaten künftig haben sollen, und hier stößt man bereits auf den Komplex ver wickeltet und unangenehmer Fragen, die das alte, durch die'Balkankrikge neuen! fackite Ballanproblcm ausmachen. Die Bulgaren behaupten, bereclitigtcn An spruch auf Provinzen zu haben, die die Gerben unbedingt für sich verlangen, und beide habe mit Rumänien noch so manche Frage ins klare zu bringen. Was aber für die Situation am kenn zeichnendsten und für jeden Rumänen rn betrübendstcn ist, das ist der Um stand, daß. während sowohl bei den Ententesozialisien als bei denen der Zentralmächte die zur Fricdensfragc positiv Stellung genommen haben von einer Wiederherstellung Belgiens, Serbiens und Montenegros, ja von einer polnischen und sogar ukrainischen Staat lichkeit gesprochen wird, der rumänische Staat kein einziges Mal erwähnt wurde und die rumänische Frage absichtlich der Vielleicht aus Mangel an Interesse für den Gegenstand völlig übersehen wird. Hiezu kommt noch der beunruhigende Umstand, daß die Lage Rumäniens im Innern eine sehr traurige ist. Aus den verschiedenen, jetzt äußerst seltenen Mel düngen über und aus Rumänien gewinnt mm den Eindruck, daß das Land unter den KricgSnöten unaussprechlich leidet und daß die Hilft, die ihm geboten wird, eine verhältnismästtg geringe ist. Tie zu wiederholten Malen veröffentlichten Mitteilungen der rumänisch: Leiter über die Schwierinkeitcn im Innern, wie allgemeine Not, Mangel ain allcrnot wendigsten, schlechte sanitäre Zustände, dazu noch die in dcr letzten Zeit als Gc schenk aus Rußland immer weiter um sich greifende politische Unsicherheit zei ?en. vaß das Schicksal Rumäniens wirk' lich durchaus besorgniserregend ist. Ein weiteres kam letzter Tage noch hinzu: Ein sicherlich nicht im Namen aller Ru mänen sprechender rumänischer Abge orbncter im österreichischen Reichsrat, der Ritter Dr. Onciul, berührte in sei rier jüngsten Parlamcntsrcde die schmerz lichste Wunde Rumäniens mit derber Hand und versetzte seinen Stammesge nossen aus dem Königreich einen Schlag ins Gesicht: Er meinte, die rumänische Bauernschaft und das rumänische Volk überhaupt wurde es begrlls'n, wenn es unter dem Zepter dcr habsburgischen Krone zu einem vereinten Rumänien er hoben würde. Er berief sich hierbei auf den Umstand, daß der rcichsrumänische Bauer den sicbenbürgischen und namcnt lich den in dcr Bukowina lebenden Ru mänen -wegen seiner größcrn persönlichen Freiheit und seiner höhcrn Kulturstufe beneidet. Diese an sich richtige Behaup tung als Grundlage zu den von ihm gezognen Schlüssen zu macben, war na türlich verfehlt und für die zukünftige Reaelunq der Schicksale Rumäniens nicht unschädlich. Aus andern Kreisen hört man hie und da den Borschlag, der Friedensschluß möge dem Balkanproblem dadurch ein Ende bereiten, daß er eine Art Balkan bund, etwa nach dcr Verfassung einer eidgenössischen Staatlichkeit, mit Zoll union unv womöglich auch gemeinsamer Berkchrs und Iinanzbchörde ins Leben ruft. ' Soweit wir die Rumänen und Aulgaren kennen, würde eine solche Lö f',!tg unter den heutigen Umständen schlechterdings unmöglich sein. Aber auch Serben, Montenegriner, Griechen und Vlbanier würden sich für eine solche Staatsform nach der bisherigen, meist ton interessierten europäischen Staaten 011 beai'instigtcn politischen Erziehung bisset Völker, kaum begeistern können. Nur in dem einen Fall wäre ein Balkan bund möglich: Wenn alle ihm angehören d,n Staaten in Republiken mit eigener innerer Bcrwaltung, ober genügender Vertretung im Gemeinstaat, umgewan dclt würden. Aber ebenso wenig wie die in bt zweiten Halste des vorigen Jahr Hunderts überall als Uiüversalheilmittel jüt kranke sdet u jnge Staaten enge sehene Einsetzung eines ausländischen Prinzen ihre guten Früchte gezeitigt hat wir sehen es an verschiedenen Bei spielen feit Kricgsbcginn mit erschrecken der Deutlichkeit , könnte auch die For mel dcr Republiken und Demokratien, die an sich von jedem billig denkenden Menschen begrüßt wird, in den kulturell und wirtschaftlich noch rückständigen Balkanländern das Glück bringen, das man sich vielfach in Unkenntnis der Bcr Hältnisse davon verspricht. Wohl ist der Zustand auf dem Balkan ein trostloser: Die wenigsten Berufspolitiker wissen, wie sehr der Umstand, daß ein Gc biet, welchcs kaum so groß ist, wie zwei Drittel von Frankreich oder Deutschland, fünf bis sechs ..Staaten' mit eigener Regierung und scharf bc Wachten Zoll und politischen Grenzen enthält, die jedoch fast ausnahmslos willkürlich konstruiert sind, zur Quelle ständiger Zänkereien und Fcindscligkei ten wurde, die dazu noch von den Groß mächten in dcr bekannten Weise ausgc nützt und gefördert waren. Ter ver zweifelte Ruf der menschlich denkenden unter den Balkanpolitikern nach einem Balkanbund beweist ebech wie sehr der sogen, rtatns qtio unhaltbar und un moralisch ist. Aber dieser Bund kann zweckmäßig erst dann geschlossen werden, wenn die in ihn eintretenden Böller mindestens den so scharf ausgeprägten Chauvinismus, die nationalen Gegen sätze und Feindschaften abgelegt haben werden, was doch kaum so rasch dcr Fall sein dürfte. Vorläufig besteht die Not wendigkcit, die durch den gegenwärtigen Krieg bewirkte Grenzverschiebung und noch schärfere Verhetzung der Balkan Völker gegeneinander durch eine möglichst gerechte politische und wirtschaftliche Wiederherstellung zu regulieren, keinem der dort lebenden, Böller Demütigungen oder Zwang aufzuerlegen und wenn im mcr möglich, durch freigebige Gewährung von weitgehender Autonomie an die in den betreffenden und benachbarten Staaten befindlichen gegenseitigen Irre deuten jede Rcibungsfläche aus dcr Wclt zu schaffen. Was speziell Rumänien anbetrifft, so ist noch zu bedenken, daß seine Lage als kleiner Staat inmitten mehrerer GroUtaaten namentlich wirtschaftlich von großem Nachteil ist. Die stark aus geprägten, teilweise künstlich erzeugten Gefühle der Gegnerschaft zu den germa nisch-ungarischen Stämmen einerseits und 'i den slawischen Völkern auf dcr andern Ccite, die sich bekanntlich auch feit Kriegsbeginn durch die politische Spaltung Rumäniens in deutschsreund liche" und russenfrcundliche" Gruppen kennzeichnete, müssen beseitigt weiden, was am besten eben durch die Anerkcn nung dcr nationalen Autonomie dcr in den Nachbarstaaten lebenden Rumänen geschehen kann. Vom wirtschaftlichen Standpunkte aus besteht für Rumänien die dringende Notwendigkeit, einen freien Ausgang zum Weltmeer zu bekommen, das um' so mehr, als der politische und wirtschaftliche Rivale. Bulgarien, durch die Erwerbung der Aegäischen Küste einen solchen erlangt hat. Hier wäre nun eine Neutralisierung dcr Meerengen oder doch ein ganz präziser Vertrag, der den Rumänen die absolute Gewähr für einen freien Durchgang durch die Dar danellen geben würde, eine dringende, unter leinen Umständen zu umgehende Notwendigkeit. Alle diese Fragen, die für Rumänien Lebensfragen bedeuten, müssen auf dem Friedenskongreß restlos oeTört wcrdcn. ansonst wiederum Halb- heilen und unzulängliche Sicherung dcr Vcrhaltnisse auf dem Balkan entliehen. Diese ?Nahnung gilt, so ist die Meinung der maßgebenden rumänischen Kreise, so wohl nach rechts wie nach links hin: Die gegenwärtigen Verbündeten Rumäniens sind verpflichtet, sllr feine Zukunft die nötigen Sichernngsmaßregeln zu treffen, seine jetzigen Feinde ober müssen sich mit dem Gedanken einer billigen Restau rierung und der Anerkennung seiner Po litischen und wirtschaftlichen Bedürfnisse vertraut machen und nicht, wie das in manchen Blättern der Zcntralmächte zum Ausdruck kommt, von einer Streichung Rumäniens von dcr europäischen Karte" reden. Mutige Tat eines Knaben. Dr tapfere Knabe Otto Glückler in Dübendorf, dcr ein Kind aus dcr Glatt gezogen und so vor dem sicheren Tod be wahrt hatte, erhielt von der Carnegie stiftung für Lebensretter den Betrag von 100 Franks zugewiesen, welche Summe durch die Waisenbehörde auf dcr Kantonalbank angelegt wurde. Diese verdiente Anerkennung der mutigen Tat eine? Zehnjährigen ist gleichzeitig durch eine Urkunde beglaubigt worden. . Tie braven Lübecker. Der Lübecker Bürgermeister Dr. Fehling hat sich in Begleitung des Re gierungsrates Dr. Plessing auf ergan gene Einladung hin an die Front bcge ben, um dem Regiment Lübeck" nach seiner hervorragenden Betätigung in den Kämpfen der letzten Woche die Grüße der Vaterstadt zu überbringen. . . . Lawinensturz. Das große im Reichbachtale am Fuße der Reichenspitze gelegene Touristenhaus Richterhütte ist durch eine Cchncelavine vollständig zerstört worden. Ter Scha den übersteigt 40.000 Kronen. K 'A Dach Klänge zur Schlacht von Arms, f k!'..'.,v..'.'.z.: Wir bringen nachstehend Berichte von neutralen Kricgskorrespondentcn über die Schlacht bci Arras: Die in Buenos Aires erscheinende .Nacion" veröffentlichte von ihrem Be richterstatter an der deutschen Front fol gende Depesche aus Vitry-en-Ar!ois, aufgegeben am 5. Mai und am 7. Mai von Berlin per Funkspruch nach Madrid übermittelt, von wo sie als eingcschricbc ncr Brief am 28. Mai nach dcr Rcdak tion dcr genannten Zeitung gelangte. Sie hat folgenden Wortlaut: Heute sind fünf Tage seit meinem Eintreffen auf dem Schlachtfeld von Arras verstrichen. In dicscr Zeit habe ich die Linie besucht, an der sich die bri tisckjen Angriffe abspielten, vom ersten am 9. April an bis zum vierten furcht baren und soeben gescheiterten Borstoß, den 17 Divisionen unternahmen und da bei kein anderes Resultat erzielten als die Einnahme von Roeux und Frcsnoy, deren Ruinen ich 6 Kilometer von mei nem Bcobachtungspunkt entfernt sehe. Fcldmarschcll Hindcnburg hatte 2 spa nische, einen schweizer, einen schwedischen, einen holländischen Korrespondenten und den Berichterstatter der .?!acion" ein laden lassen, um den historischen Boden, auf dem England seit einem Monat der blutet, zu besichtigen. Man war so lie benswürdig, uns Alles zu zeigen. Wir haben mit Gefahr unseres eigenen Le bcns alle die Stellen besucht, wo sich der Kampf mit dcr größten Heftigkeit ent wickelte. Und heute, nach dem Besuch, kann ich die kategorische Versicherung ge ben, daß den Briten die Erreichung ihres Zieles nicht gelingen wird, trotz der Bravour und anerkannten Anstren gung ihrer Truppen. Vom Norden von L.,is bis Croisclies, mit den Trümmern von Arras im Rücken, dehnt sich das Schlachtfeld aus. das Zoll um Zoll er obert wurde und wo jeder Meter eine Leiche kostete, an den am heißesten um kämpften Stellen, wo die Verluste der Angreifer wahrhaft entsetzlich gewesen sind. An einigen Stellen ist die Erde förmlich von Neiljcn von Leichen bedeckt, von Leuten, die snmmetrisch icderze macht wurden. Am Morgen des 3. wohn ten wir einem Artillcricfcuer bei, das das, welches ich im Vorjahr an der Eomme gehört habe, bei weitem hinter sich läßt. Dieses Bombardement, das alles mcnschlichs Leben zu zerstören schien, schmieg auf einmal. Dann avanzierte die Infanterie. Tie Ueber lebenden indessen empfingen die in drei hintereinandeifolgendcn Wogen heran brausenden Augreifcr mit dem Feuer ihrcr Maschinengewehre und mit Hand granatcn. Diese Linien wurden buch stäblich niedergemäht. An einigen Stel lcn, wo sie sich des von Geschossen auf gewühlten Bodens bemächtigten, wurden die Briten durch den sofort einsetzenden deutschen Gegenangriff vertrieben. Die Deutschen haben, wie ,ich schon in meiner früheren Tcpesche der Nacion" mit teilte, ihri Taktik geändert. Sie legen in die erste Linie sehr wenig Truppen. Dieselben sind mit ?Nasken gegen Gas angriffe, mit Maschincngcwchrcn und mit Handgranaten ausgerüstet. Sie ni sten sich in den durch das Aufscblagcn dcr Artilleriegefchosse entstandenen Trich tern ein. Die tiefen Löcher, in denen sie sich verbergen, sind nur direkten Schüssen ausgesetzt. Un& so gibt es, trotz des Eiscnhagels lausender von Ge schützen in relativ kurzer Zeit, nach dem Gemetzel immer noch Lebende. Diese Tapferen sind es dann, welche bei der eingetretenen Feuerruhe ihre Maschinen gewchre an den Rand ihrer Krater brin gen und mit ihnen die heranbrausenden Wogen Menschenfleisches, die einem sicheren Tode entgegengehen, nieder mähen. Dort, wo die Reste der Angrei fcrwogen sich dcs aufgewühlten Erd reichs, das die dezimierten Verteidiger nicht zu behaupten vermochten, bemäckz tigen können, setzt dann der deutsche Ge genangriff mit frischen Truvicn ein, be vor die feindliche Artillerie, die die Si tuation nicht kennt, ihr Trommelfeuer von neuem beginnen kann. Diese Gegen angriffe sind in dcr Regel von Ersolg gekröit, wenn aber die sie ausführenden Leute ihr Ziel nicht erreichen, dann läs.t man die sogenannten Stoßtruppcn" vorrücken. Ich habe mit den Führern dicscr Gruppen gesprochen, die in der Regel höchstens 80 Mann stark sind und von Unteroffizieren oder Leutnants be fehligt werden. Diese Leute sind aus den Elitetruppen ausgewählt, auch wer. den nur Freiwillige zugelassen. Eine zweimonatliche Ausbildung unter Gra natfcucr auf Uebungsplätzen macht sie zu wahren Meistern in dcr Kunst des Sturmlaufens, des Handgranatenwer fcns und dcr Handhabung der Maschi nengewchre. Eine Gruppe von denen, die ich hier kennen gelernt hatte, hatte schon 4 Tote und 7 Verwundete durch die feindliche Artillerie bci den borbereitenden Uebun gen verloren, ehe sie für geeignet befun den wurde, ihre Tätigkeit auszuüben. Eben diese Gruppe hat vorgestern Bc fehl erhalten, einen zwischen Gravelle und Oppy liegenden Graben wieder zu rllckzuerobern. Sechs Stunden, nach dem dicscr Befehl gegeben worden war, war dcr Graben genommen und von den hundert und etlichen Briten, die im Gra ben lagen, war auch nicht eimr mehr am Leben. Die Schlacht von Arras hat mir die Ueberzeugung beigebracht, daß weder Quantität noch Qualität des Materials diesen Krieg entscheiden werden. Allein die moralisckien Eigenschaften dcs Men Mnmsterial werde ija entscheiden. Ich bin zu dcr Ueberzeugung gelangt, daß keiner dcr Feinde die gegnerischen Linien durchbrechen kann, und diese Ueberzeugung, die ich schon iin Jahre 1915 meinen Lesern aus Pcronne mit teilte und später während der Septem, bcroffcnsive und zuletzt noch einmal wäh rend der Sommeschlacht. muß ich heute noch stärker betonen als jemals. Alles ist unnütz: Weder die Briten, noch die Franzosen, noch ebensowenig die Deut schen können die feindlichen Linien durch brccken, was das Einzige wäre, um die sen Krieg durch Waffenerfolge zu einer Entscheidung zu bringen. Ein Landstrich von ein paar Kilo Metern Tiefe, den die Engländer in die ser Offensive, die ihresgleichen noch nicht in der Geschichte auszuweisen hat, ae nommen haben, kosict ihncn schon an die 130,000 Mann an Totcn und Vcrwun beten. Heute kann man bereits sagen, daß sich das Verhältnis zwischen Totcn und Verwundeten erheblich verschoben hat: Heute kann man bereits auf je 5 Verwundete 2 Tote rechnen. Der schrecklichste Kampf, den die Ge schichte kennt, wickelt sich vor meinen Augen ab. Die Luft erzittert von dem ununterbrochenen Getöse der Artillerie salven und über uns schweben die Flie ger. Heute morgen habe ich von unserem Auto aus den Ängriff von vier briii schen Flugzeugen auf zwei deutsche Fes sclballons mitangesehen; die Offiziere der letzteren sprangen mit ihren Fall schirmen aus den Gondeln und wurden bei ihrem langsamen Abstieg von den feindlichen Fliegern verfolgt, während einer der Fesselballons in Flammen ans ging. Einer der britischen Flieger, der bis auf zweihundert Meter herabgcgan gen war, hat sich auch gegen uns gewandt und überschüttete uns mit seinem Ma schinengewehrfeuer. Wie durch ein Wun der und dank der Dazwischenruft dcr deutschen Flieger sind wir mit heiler Haut davongekommen. Niemals habe ich in meinen langen Wanderungen über die Schlachtfelder der Zentralreicha seit Kriegsbeginn mich mehr wundern müssen über die llbcrzcu gende Ruhe bci dcn deutschen Truppen oder über die Sicherheit, daß der End erfolg ihnen zu Teil wird, als gerade in diesen Tagen. Ich habe mit gesangenen britischen Offizieren gesprochen, die bei ihrem Transport nach Douai nur einen Teil der deutschen Werke sehen konnten und die mir versicherten, daß sie der Ueberzeugung seien, daß alle Anstren gungen vergebens seien. Sie wcrdcn wohl die Trümmer dicscr oder jener Linie noch erobcrn können, aber immer wieder werden die Alliierten auf neue Linien stoßen, die noch Vollkommen in takt sind und die ebenso stark und ebenso gut ausgebaut sind wie die vorhergehen den; die ganze männliche Bevölkerung von Frankreich und von England miifcte zugrunde gehen, ehe sie bis an die deutsche Grenze gelangen könnten. Wenn die Wiedereroberung des Terrains in der gleichen Proportion vorwärts schreiten sollte, wie bom 9. April bis heute, also immer in der stärksten Aktivität, wie es auf die Dauer kein Volk der Erde aus halten könnte, so würden die Alliierten immer noch an die neunzig Jahre brau chen. bis sie die Deutschen bis an ihre politischen Grenzen zurückgedrängt ha ben würden. Ich bin der festen Ueberzeugung, daß die Briten noch eine Zeit lang angreifen werden. Die Tapferkeit dcr leitenden Persönlichkeiten läßt mich das anneh men; aber auch diese werden sich über kurz oder lang überzeugen, daß sie, auch wenn sie noch so viel Material aushäu sen, wenn auch die Soldaten noch so todesvcrachtend vorgehen und den besten Willen zeigen, dem Kommando zu sol .gen. eben doch zu spät gckommen sind. In einem Telegramm, das ich im Jahre 1915 an die ..Nacion gerichtet hatte, sagte ich aus Anlaß dcs ersten Vorstoßes dcr Briten bei Loos, daß die deutschen Linien mit einem elastischen Band zu vergleichen wären, das vom Meere bis an die schweizer Grenze zwar nachgeben, aber niemals durchbrochen werden könnte. Heute verfügt Teutsch land bereits über verschiedene dicscr ela tischen Bänder, an denen die erschöpften europäischen Völker sich unnütz verblu ten. Die .Nacion" kann, ohne die Be fürchtung, daß sie getäuscht wird, diese Ueberzeugung ihres Kriegskorresponden ten ruhig als die ihrige wiedergeben. Durch diese Linien, hinter denen ich stehe, wird niemand kommen. Die Organisa tion und die Verteidigung! der Deut sehen und vor allem der Geist dieses be wundcrungswürdigen Heeres, das heute stärker ist denn je, wird auch in Zukunft wie bisher den Willen der Gegner bre chen. Man wird an die Friedcnsver Handlungen Herangehen mit den Linien, wie sie heute bestehen. Der Frieden wiro nicht kommen als eine Folge eines Was fencifolges, denn was zu Anfang dcs Krieges möglich gewesen wäre, ist heute sckwn nicht mehr möglich. Möge diese Ueberzeugung rechtzeitig kommen, damit die Reste dieser Jugend, die ich mit un erhörtem Mute angreifen sehe, die ein würdigeres Los als den Tod verdient haben, noch gerettet werden können. Das Trommelfeuer bei ArraS. S5(0 einem kchweizer Ariegsberichierswller. Nun habe ich es miterlebt, Nacht um Nacht. Als ob ein Rckrutenbataillon im Kasernenhof Wolldecken klopfte, tau send der besten Baslerwirbier in einem geschlossenen Raum loszögen, als ob Lawinen niederkrachten nein, es gibt keinen Vergleich .weder Tinte noch Fc der. die den Eindruck wiedergeben könn icn. Trotzdem daö Artilleriefeuer hin und her so mächtig war, daß man nicht eine schalleere Sekunde zählen konnte, schlummerte ich in meinem Bette müde ein. Um 2 Uhr nachts weckte mich ein furchtbarer Donnerwirbel, in den die tiefen Bässe der schweren Mörser hinein Paukten. Ich scklicf in einer der schön sten Villen, in einem Luxuszimmcr. Die geschlossenen Fenster, die Tür zum Nc benzimmer, die Sövreasen auf dem Marmorkamin, mein breites Bettgestell, alle vier Wände zitterten. Ucbcr mir, neben mir, um mich rollte und tobte ein dämonisches Chaos, als ob der Berg noch einen Berg gebäre. Und diese Höllensymphonie, das englische Trom melfeuer und das Sperrfeuer der Deut schen, das dauerte ununterbrochen in den : Morgen hinein. um 6 Uhr schreckte kch aus dem Dustl auf. Es war scheinbar totenstill ge worden. Nun kämpften die Tanks, die Sturmtruppen, Minenwerfer und Ma schincngewchre. Nun räumten die Hand granatcn auf und türmten sich die Leichen. Ich sah Offiziere und Mann schaften, die vom General frisch aus dem Kampfe herbefohlen waren. An ihren Gesichtern und Kleidern klebten noch der Lchm und Qualm der Schlacht. Dcr General schmückte sie mit dem Eiscrncn Kreuz I. Klasse und lud sie an unsere Tafel. In schlichten Worten erzählten Mann um Mann ihre Erleb nisse. Ta war ein SOjähriger Feld webcl, der für den gefallenen Führer die Sturmtruppen in Gavrelle befehligte. Er könnte Steuri oder Lauener heißen und in Grindelwald oder Mengen Berg 'ührn sein. Im Handgranatcnkampf aubcrte er, nachdem links und rechts eine Leute gefallen waren, in OPPY einen Graben, in den anderthalb eng lische Kompagnien eingedrungen waren. Bon englischen Gefangenen, die voll Lob und Bewunderung für diesen Mann waren, erhielt ich nachher die Bestäti gung. Neben dem Feldwebel saß ein Thcologiestudent, der seine Stielgrana ten 70 Meier wcit schleuderte, und dabei ein SOjähriges Biirschlein mit hellen Kinderaugen, einem Gesicht wie Milch und Blut vordem, als ob er erst der Mutter entlaufen wäre. Ich kann hier nickt Einzelheiten wiedergeben. Man müsse jeden Mann einen Helden nennen, lobten die Führer allesamt. Was die Infanterie in den Aprilkämpfen leistete, sei einfach bcwundcrnswert. Dcr ein fache Infanterist hat nach wie vor den Geist der Pflichterfüllung.' Er weiß ja auch, daß er für sein Land und seine Familie kämpft. Einzelne Kompagnie abschnitte wurden in wenig Stunden mit acht- bis neuntausend Granaten eingetrommelt und nachher von drei bis vierfacher Uebermacht angegriffen. Jeder Infanterist ist heute imstande, das eigene Maschinengewehr und das dcs Feindes zu bedienen. Eroberte eng lische Maschinengewehre werden einfach umgedreht und weiter bedient. Nach aufgefangenen Befehlen erfolgte dcr An griff der" Engländer mit zwei Kompag nien als Unterstützung oder Reserve da hinter. Jede Kompagnie in zwei Wcl lcn mit 2? Meter Abstand.' gefolgt von den Grabensäubcrern. Die deutschen Verteidiger, die ich be fragte, sagen übereinstimmend, daß sie nirgends Schützenlinien vor sich sahen, sondern nur Haufen und dichtgcschlos scne Wellen. Die englischen Schützen linien müssen sich also während des Vorgehens, wobl in dcr Aufregung des Sturmes, verdichtet haben. Wer nicht in den vordersten Gräben sichen muh, hält das Trommelfeuer gut aus. Das ekligste, erklären alle, seien die Bomben der Flieger, denen man nicht ausweichen könne, und das un heimliche Zischen der Jnfanteriegeschosse. Ein Regimentskommandeur, dcr uns von einem Beobachtungsstand aus den Hergang des Kampfes von Oppy fchil derte, in das wir mit bloßem Auge hin einsahen, war in einem Unterstand, der mit drei Volltreffern gesegnet wurde und kam doch heil davon. In die vordersten Gräben geht nie maud gern. Trichierstellungen werden vorgezogen. Tie Flieger erkennen sie nicht so leicht, das feindliche Feuer kann sie weniger gut bestreichen, und man ist nicht in Gefahr, verschüttet zu werden. Jeder Unterstand hat mehrere Aus gange. Es kommt vor, daß eine Granate den Graben zudeckt, die andere ihn wie der öffnet. Ich habe Schützengräben in dcr Nähe von Monchy gesehen, das in englischem, Besitz ist, wo die Leute an der warmen Frllhlingssonne im Rasen lagen, die bayrische Hängepfeife im Schnabel. Andere spielten Karten oder schrieben Briefe. Eine Stunde später vielleicht sitzt ihncn der Tod im Nacken. Ich sah in der englischen Stel lung Tanks, auf deren unförmliche Eisenklumpen noch mit Feldgeschützen geschossen wurde. In den höhcen Stäben, den fahren dcn Kolonnen, in dcn Vatteriestellungen und bei der Infanterie herrscht eine Ruhe und Gelassenheit, die verblüfft. Vom General bis zum letzten Mann hinunter herrscht die Ueberzeugung, daß ein Durchbruch, wo er auch versucht wird, ein Ding der Unmöglichkeit ist. Die Kämpfe vom 28. und 29. April und der ersten Maitage haben diese Zu versieht noch gefestigt. Johanne Jegerlthner. Der Jorsschukleftcr. Skizze von verdun. Von Siegfried Baske, Leutnant a. D. Schwer war bisher die Arbeit der Kompanie gewesen. Das Ausharren den ganzen Winter hindurch, mit nur sehr wenigen und kleinen Untcrbrcchun gen, im Schützengraben, während es von oben abwechselnd schneite und regnete und das Wasser fast fußhoch auf der Sohle deö Grabens stand, dcr Lehm an Stiefeln und Klcidungsstückcn klebte und die Kälte Gesicht und Hände blaurot er froren hatten es war tatsächlich keine Kleinigkeit gewesen! Aber die Kompanie hatte schweigend und ernst ihre Pflicht getan, oft mit zu sammengebissenen Zähnen, mit verkniffe nem Gesicht, doch stets ohne Fluch, ohne Verwünschung, und die Schläge, die sie dem Feinde versetzte, waren wuchtig, doch ohne Freude. So war es Monate und Monate hin durch gewesen . Der Winter war gegangen und am Sprossen der zcrspcll ten Baumstümpfe und zerrissenen'Sträu cher hatte man es gemerkt, daß der Früh ling kommen wollte. Die Luft wurde so mild und der Himmel so blau, in dem schönen, sonnigen Frankreich, und da hatte sich die Brust dcr Helden im schlichten Grau gedehnt, und die Sehn sucht war darin erwacht, nach ?! Ja, sie wußten es nicht, und den noch war sie da und quälte und drängte mit Riesengewalt, so daß sie fast darun ter litten. 'Was sollten sie nur tun. wie sich dagegen wehren, wie sie dcfricdi gen?! Und dann war dcr Frühling endlich mit Sturmesbrausen wirklich gekommen, aus granatzerwühltem Boden steckte ein zartes weises Blümchen, vertrauend auf die Güte der Welt, sein Köpfchen hervor, zwischen den stachligen Drahtverhauen, die wie Böscwichter, auf neues Unheil sinnend, in trügerischer Ruhe dastanden, rankten gelbe Sternchen, und hoch oben in der Luft, inmitten der furchenden, rauschenden Geschosse, schwebte. Glück und Frieden verheißend, wie gleichgültig gegen jede Gefahr, ein Storchen paar Aber er war nicht allein gekomrnen, mit ihm zugleich hatte auch Stefan Kowalski feinen Einzug bci der Kompanie gehalten. Irgendwo aus dem dunkelsten West Preußen stammte er her, aus irgendeinem kleinen Dorf, wo er die Kinder der Bauern und Arbeiter unterrichtet hatte. Auch ihn hatte die harte Pflicht fort von seiner friedlichen, beschaulichen Tätigkeit gerufen; er war eingezogen worden und nun mit dem letzten Ersatz eingetroffen und der Kompanie zugeteilt. Dem kleinen, schmächtigen Kerlchen mit den großen, runden, scharfen Bril lengläsern, hinter denen sich die Auen gespenstisch bewegten, hätte man rein äußerlich wirklich nicht den tüchtigen Soldaten angesehen, der er, wie sich bald herausstellte, aber trotzdem war. Und dann hatte er noch etwas an sich, das ihn bald zum erklärten Liebling der Kompanie machen sollte, sein hei tercs, fröhliches Singen und sein La chen. ein Lachen, das jeden, der es hörte, mit fortriß, ob er nun wollte oder nicht. Eines Tages in Ruhestellung, als sich die Kompanie gerade beim Gcwehrrcini gen befand, da hatte sie es zuerst gehört. Ueber einen harmlose Witz, den ihm fein Nachbar erzählte, hatte er sich rein ausschütten wollen. Und einstmals auf der Rückkehr von einem sehr langen und anstrengenden Uebungsmarsch, als die Kompanie, in Schlamm und knietiefem Dreck vorwärtswatend, fast stecken ge blieben wäre und sich keuchend und mit gesenktem Kopfe vorwärtsarbeitete. da hatte er sie mit seinem Singen aufgerllt tclt und ihnen den guten Mut und das Selbstvertrauen wieder zurückgegeben. Nach einem kräftigen Regenguß hatte es die Sonne wirklich gut gemeint, sengend brannte sie auf die müden Männer nie dcr, so daß diesen der Schweiß in Strö men unter dem Helm hervorquoll. Und da hatte er eigentlich ganz in Gedanken, vielleicht an seine Lehrzeit im Seminar der kleinen, alten Landstadt, vielleicht auch an eine seiner Wanderungen in dcr schönen Heimat mit fröhlichen, lustigen Kameraden das Lied von der Frau Wir- iin angestimmt Ss joiint trrf Vlirscicn wichl iifier dcn Rhein. Bei e,ner Frau Wirlin da lehrten stc ein . . . . Die Leute in seiner nächsten Nähe hat ten zuerst die Ohren gespitzt und die Köpfe gehoben, dann war ein schwachcS Lächeln über ihre schlaffen, gebräunten Wangen gehuscht. Und erst leise, ganz hinten am Ende dcr Kompanie hatten sie zu singen begonnen, doch weiter und weiter, mit lawinenartiger Schnelle hatte sich dcr Gesang nach vorne verbreitet, und endlich stieg es donnernd und brau send von dcr ganzen Kompanie zum Himmel empor, das alte deutsche Glau bensbckenntnis .Lieb' Vaterland, magst ruhig sein. Fest steht und ton die Wacht am Rhein!' Die Gestalten dcr Feldgrauen strafften sich wieder, ihre Beine und Köpfe, ja selbst das Gepäck und Gewehr, waren wieder leicht geworden. Ihre Augen lcuchtctcn so kampfcsmutig. so dröhnend erscholl ihr Gesang, daß es den Bewoh. ncrn dcs Dorfes,. durch das sie zogen, wie ein Entsetzen in die Knochen fuhr, und sie mit bösen Augen hinter die Gar dinen an die Fenster liefen und sich nicbt genug über diese boch", die nicht klein zu kriegen waren, wundern kann ten Seitdem war dcr Zinne Lehrer der Kapellmeister und Vorsänger der Kom van geworden. Doch der Kompanie schwerste Stunde und seine eigene zugleich sollte erst noch kommen Die Kompanie gehörte zu den Trup pen. die das Fort Vaux zu erstürmen hatten. Daß sich irgend etwas vordere! tcte. merkte man Wohl an dem rasenden, ununterbrochenen Feuer, das die deutsche schwere und leichte Artillerie zum Feinde hinübersandte. Das Krachen der eigenen Geschütze hatte das Heulen der feindli chen Granaten verschluckt. Die Erde er zitterte. Riesensontänen spritzten über all zum Himmel auf. Steinsplitt und Erdklumpen. Fetzen von Ballenein deckungen und menschliche Gliedmas,n sausten in die Luft. Ab und zu stand über dem Fort eine schwarzgelbe Säule, dann lagerte sich dichter Staudncbel. Ein einziges Dröhnen erfüllte den Aether Die Kompanie wartete und harr! ihrer schwersten Stunde Die Sonne sank. Braunrot lagen die Hügel unter dem grünlichen Himmel. Die Wälder weit hinter den deutschen Stellungen hüllten sich in bläulichen Dunst. Das Ausharren in dem entsetz lichen Feuer ist schrecklicher, als der grau samste Sturm Mit gottergebenen, erstarrten Mienen und bangem, irrem Auge saßen die Feldgrauen da und harrten ihrer schwer sten Stunde ..... Doch dann brach daZ Feuer plötzlich kurz ab. Die schwerste Stunde war gekommen! Die Kompanie krabbelte aus ihren Unterständen heraus, die Leute pflanzten die Seitengewehre auf. faßten nach dcn Handgranaten und zogen den Sturm ricmen fester. Eine nervcnlähmende Ruhe nach dem furchtbaren Getose! Je den Augenblick mußte dcr Sturm bc ginnen. Die Offiziere standen mit der Uhr in dcr Hand. Die Spannung wächst, sie steigt bis zur Ueberspannung. Wie soll sie sich losen ...?!'. Doch da, wie er heraufgekommen, wußte keiner, stand schon der kleine Leh rer oben auf dem Grabenrand, mitten im feindlichen Geschohhagel. Er hob die Hand und begann zu singen. Seine Stimme erstickte fast in dem Schlachten lärm. Und: Deutschland, Deutschland übn alles I' . . . schallt es ihm aus der Tiefe entgege und mit: Teutschland, Deutschland über alleZI Ueber alles in der Weit 1" brach die Kompanie aus der Deckung, hervor und warf sich dcn feindlichen Gc schössen entgegen. Nichts vermochte mehr ihren Anprall zu hemmen, nichts ihren Siegeslauf mehr aufzuhalten. Jetzt der richtete sie ihre Arbeit freudig. In wenigen Minuten war das Fort genommen und der Feind auf dem Rück Zuge. Und dcr kleine Dorfschullehrcr? Stefan Kowalski, der die Kompanie von dcr Erde emporgerissen, der sie mit seinem Singen zum höchsten Heroismus begeistert hatte, er lag lächelnd am Fuße der Böschung, von der aus sein brechender Blick noch die Türme VerdunZ in der Ferne sah. Ein dünner Blut ström rann ihm von der Stirn zum Hals, und die Kompanie vergaß über seinen Verlust die ganze Siegessreudc. Aber fein fröhliches Singen hat sie sich als Vermächtnis bewahrt, sein Sin gen, das sie unwiderstehlich machte . . .! Ein typographisches Kuriosnm. Vor mehreren Jahren ist in Peters bürg ein typographische? Kuriosum an gefertigt worden, das unseres Wissens weiteren Kreisen völlig unbekannt ge blieben ist. Es ist das ein Büchelchen von 1 Zoll Höhe und 1 Zoll Breite, scchsundvierzig Blätter enthaltend. Von diesen enthalten zweiundvicrzig Blätter Text, vicrundzwanzig Fabeln in russischer Sprache, die vier anderen das Portait des Autors, die Tite! Vignette und das Inhaltsverzeichnis. Diese Miniatur-Ausgabc, in einem höchst sauberen Einband nebst Futteral, ist auf Veranlassung des verstorbenen Staatsrates Reiche!, welcher seinerzeit Ehef der technischen Abteilung in der , Expedition zur Anfertigung von Staats papieren war, zustande gekommen. Die Anfertigung der Typen, daZ Setzen, die Korrektur und sonstige Ar beiten sollen eine Zeit von nahezu zwei Jahren beansprucht haben. Die Typen find so fein gewesen, daß man beim Setzen eine seine Pinzette zum Anfassen' derselben brauchte. Die Schrist ist dem bloßen Auge nicht sichtbar, erscheint aber durch eine gute Lupe als höchst saubere, ziemlich fette Kursivschrift. DaZ Por trait des Autors ist sehr ähnlich. Besonders bemerkenswert ' ist die Schrift dcs Inhaltsverzeichnisses, welche noch bedeutend feiner als die deZ Textes ist. Im Ganzen sind nur fllnfundzwan- -Zig Exemplare dieses Lilliput-Wcrkes angefertigt worden, von welchem sich ein Exemplar in der kaiserlichen öffentlichen Bibliothek zu Petersburg befindet. Nach dck Herstellung der ongegebcncn AnznhZ von Exemplaren sind die Typen vernicb tet worden. Die Kosten bei Anfcrii gung dieses Kunstwerkes sind nicht be kannt, doch müssen sie nicht unbedeutend gewesen sein. Ein Exemplar dieses WerkcS soll, wie man erzählt, im Jahre 1853 in einer mit Seide gefütterten Wallnußschale Kaiser Nikolaus L dar. gebracht worden sein.