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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (Aug. 8, 1917)
Tägliche Oniähä Trlbiise Der Iaü Krnmn-Kosfmann. ' t?t aebuct bereits bet Vcraanaenheit n der Ja GcimmHosfmann- und die leichtlebige, gegen Sensationen bgcstumpste Mitwelt hat ihn sast schon vergessen. . DaS Eintreffen schweizer, scher Zeitungen mit näheren, vom Kabel vcchffwiegencn Einzelheiten läszt es in des ratsam erscheinen, ihn noch einmal anS Licht zu holen, um seine Ursachen - und seine möglichen Folgen zu erwägen. Demissionen leitender Persönlichkeiten sind heute in den kriegführenden wie den neutralen Ländern keine Seltenheit und an sich hätte der Rücktritt des Leiters der schweizerischen Auelandspolitik also kaum derartigen Staub aufgewirbelt, wie es in Wirklichkeit geschah, wären nicht Begleitumstände hinzugekommen, die ihn zu einem internationalen (Irrig niä machten. Um kurz die Tatsachen zu rckapitulie. nn: Der .Herausgeber der Beiner Tag wacht, Grimm, ein Cozialist. der selbst im öagcr der Genoffen sich keiner allzu oroßcn Liebe und Acktung erfreut, der, suchte seit dem Sturz des Zaren, nach Rußland zu reisen, um dort sur den Frieden tätig zu sein. Miljulo der weigerte ihm die Erlaubnis, als indes Y.t russischen Cozialistcn in der proviso--riseften Regierung ans Nuder gelangten, liefe man die Einwände fallen und ge stattete Grimm, nach Petrograd zu kam mm- r Am 27. Mai langte von der Sebwei- zer Gesandtschaft in der russischen Hauptstadt das folgende chiffrierte Te. legramm bei dem Leiter der. politischen Abteilung in Bern, Bundesrat Tr. Hoffmann an: .Herr Nationalrat Grimm, der sich gegenwärtig in Petrograd aufhält, bit-i-t unö. Herrn Bundesrat Hoffmann, in Telegramm folgenden Inhalts zu übermitteln: Friedensbedürfnis ist allgemein vor Handen. Ein Friedensschluß ist in poli , tischer, wirtschaftlicher und militärischer Hinsicht zwingende Natwendigtcit. Diese Erkenntnis ist an maßgebender Stelle vorhanden. Hemmungen bereitet Frankreich, Hindernisse England. Die Verhandlungen schweben gegenwärtig und die Aussichte sind günstig. In den nächsten Tagen ist neuer, verstärkter Druck zu erwarten. Die einzig mög, licbe und gefährlichste Störung aller Verhandlungen könnte nur durch eine deutsche Offensive im Osten erfolgen, Ilnterbkibt diese Störung, so wird eme Liquidation in relativ kurzer Zeit mög- lich sein. . , Eine vom Arbeiterrat einberufene internationale Konferenz ist ein Teil der Friedenspolitik der neuen Regierung. Das Zustandekommen dieser Konferenz gilt als sicher, sosern die Regierungen leine Paßschwierigkeiten machen. Alle Länder haben ihre Beteiligung zugesagt. Unterrichten Sie mich, wenn möglich, üb die Ihnen bekannten Kriegsziele d'r Regierungen, da die Verhandlungen dadurch erleichtert würden. Ich hatte mich noch zehn Tage in Petrograd auf." Hoffmann antwortete am 3. Juni, c'lso eine Woche spater, an die Schweizer Gesandtschaft in Petrograd: Bundesrat Hoffmann ermäckiigt Sie, fönrnrn folgende mündliche Mitteilun cienV machen. Es wird von Teutsch land keine Offensive unternommen wer den, solange mit Rußland gütige Eini gung möglich scheint. Aus wiederholten Besprechungen mit prominenten Person lichteste habe Ueberzeugung, daß Deutschland mit Rußland beiderseits ehrenvollen Frieden anstrebt mit künsti gcn engen Handels, und Wirtschaftsbe Ziehungen und finanzieller Unterstützung sur Wiederausbau Rußlands. Nichtein Mischung in Rußlands inne Verhält nifse. freundschaftliche Verständigung über Polen, Litauen. Kurland unter Berücksichtigung ihrer Völlereigenirt. Rückgabe besetzte Gebietes gegen Rück gäbe von Rußland besetzten Gebietes an Oesterreich. Bin überzeugt, daß Deutschland und seine Verbündeten auf den Wunsch von Rußlands Verbündeten sofort in Friedensverhandlunzen eintre ten würden. Bezüglich der Kriegszicle nach dieser Seite verweise auf Kundge bunz in .Norddeutscher Allgemeiner Zeitung", worin grundsätzliche Ueber einstimmunz mit Asquith über die tw der Annexionen bebauptet wird. Del?.hland wollt keine Gebutserweite nmnra IM Zwecke der Vcrarößernng sowie der politischen und wirtschaftlichen Wachierweitcrnng. - Diese chiffrierte Depesche wird von tmüShfTt Svineln abaefanacn und am 17. Juni in dem Ententeorgan des fbwedischen Sozialisten Branting ver rffentlicht. Die provisorische Regierung k.n!ii?t die Auswer una wrimms. ie ,iucrtf ?Rr?iTe triebt ein wütendes Ge ji'tet cl des unneutralen Versuchs nfuimlm Ministers, einen Son Mikben zwischen Rußland und den MiMlm'ächten herbeizuführen', Bun ruimi finffrnnnn lcat sofort sein Amt nieb. Presse und Regierung der dcsavomren in nicht mißzuver stehender Weise den eigenmächtigen Christ und die Deutschschweizer helfen. , V mifflfttflttri Gemüter der West schimi, zu beruhigen, einem Vertreter ' 7 - . ' " . (!3C. . .-. , . . - pcrcli)en, vem nituiiui juiii" 4nPTnotiDnaIen Roten Kreuzes. fiiot, q!3 Nachfolgn Hosfmanns in den Bundesrat t MrU'.miii. wie die chiffrierte Depesche an die Schweizer Gesandtschaft flMrnnrnh kieknnnt werden konnte. löst die Berner Tagwacht" mit den fol i?nr'fi Emtuullunqen: er. fr-t Monaten lind alle russi tt'.T "rtitinnfti unter der Kontrolle a !, iilu,. - n-1xitt OMM. und sowohl alt Prk-.sachcn, die ins Land gehen oder da iih mlaiuit. ls uch der ganze Tele "izxhenoertekr stehen vnter englischer entrolle. Auch die unbedeutendste Pri, kmeldung Wird der englischen Zensur ,.,-.f-rf.. bmor sie iibcr die Grenze dz'rf. Es ist eine wohlbekannte 7 daß. evohl das kcvolutmnör ?z' ! die cr!ui im Innern des Lau . UadgclchsKt, 'öLSlauZz sie an dea Grenzen deS Reiches wieder eingefttzl hat. Diese Kontrolle bezicht sich übrigens nicht nur auf Waren, Briefe und Tclc gramme, sondern sogar auf Personen, welche das frühere Zarenreich nur bc treten dürfen, nachdem die zuständigen englischen Behörden ihre Zustimmung gc geben haben. Auf gleiche Weise wird jedes Telegramm, das nach Rußland gc schielt wird odcr von dort kommt, zu siert, Bevor es die Grenzstation verlassen kann. Die Tcpesche des Herrn Hoff mann muh somit auch der gleichen Pio zcdur unterworfen und vom englischen Zensor an der russischen Zrenze übersetzt worden sein, cbe sie an den Schweizer Gesandten in Petersburg weitergegeben wurde. Natürlich kam diese Angelegen heit dem Herrn Buchanan gelegen, den gehaßten Zimmerwolder zu verdächtigen. Harmlosere Sachen sind von der Diplo matie und der Inquisition schon oft mit gutem Effekt verwendet worden. Und in Herrn Brantinq fand Buchanan einen bereitwilligen Knecht." Branting batte, wu es heißt, außer dem mit Grimm noch eine alte Rech nuna zu begleichen, da der Schweizer Sozialist bei feiner Anwesenheit in Stockholm die Fronde cegen Branting in der eigenen Partei mit zu organisie ren hals. Auch andere Feinde Grimms mögen ihre Hand im Spiele gehabt ha den, denn von Anfang an begegnete man in Entcntckreisen seiner Neue mit Miß trauen und ließ den angeblichen .deut chen Agenten , der in Wirklichkeit e:n Leben lang ein heftiger Geaner der deut schen Regierung gewesen war, aus Schritt und Tritt überwachn. Aas von dem Charakter Grimms zu kalten ist. ergiebt ich aus seinem Versuch, nach der Ent büllung alle Schuld auf den Leiter der schiveizer politischen Abteilung, Bundes rat Hoffmann, abzuwälzen, der das ein ziae tragische Opfer des Falles ist. Lossmann vane ien iciner Pianmai chaft die Leitung des politischen Tipar tements inne, und ist ohne Zweifel das wird euch von den Gegnern oncr sannt der bedeutendste Kopf der Schweizer Regierung, ein Mann von stu pendem Wissen, von unermüdlicher Ar beitskraft, genialer Intuition, unbeug amer Energie, ein rnternaiionalcr Po litiker, wie ihn die Schweiz seitlangen, wenn überhaupt je, besessen. Und ein derartiger Ausnahmemensch stürzt über die Antwort an einen unbedeutenden politischen Feind denn das war Grimm stürzt über einen Aer uch, den er vorher mehrmals selbst aufs eni chiedcnste als unzeügemaK dcrdammi, dessen Gelingen ihn zum größten Wohl tatet der Menschheit gemacht hatte und dessen Fehlschlag ihm das Amt und da mit die Möglichkeit nimmt, weiter in die en ernsten Zeiten senem Vaterland mit seinem Wissen und Können über die Un tieft der internationalen Politik hin-wegzuhelfen. Denn das war rn allem, was '.i-i.' Hoffmann tat. das eine leitende Motiv: die Liebe zu feinem Heimatland?, das, eingekeilt zwischen den Teilnehmern an dem furchtbarsten Kriege der Weiige Schicht, abgeschnitten von jedem direk ten Lande!, wie lerne andere neutrale Nation unter einer Fortdauer des Blut vergicßens zu leiden hatte und trotz die fer eigenen Schwierigkeiten wie kein an deres Land stetig bemüht war, die Lei den der Kriegführenden zu mildern. Mit einer bewundernswerten Ruhe und Geschicklichkeit. mit einem diplomatischen Talent, das ganz einzig war, hatte es Hoffmann verstanden, durch nayezu oici Kriegssahre die auswärtige Politik der Schweiz so zu steuern, daß von keiner Seite ihre Neutralität auch nur in der leisesten Form verdächtigt werden konnte. Unter seiner Leitung war die Eidgenof senfchaft das Muster der Unparteilichkeit und das, trotzdem sie auf den Handel mit beiden Seiten angewiesen war, also tausend gefährliche Klippen zu umschif scn hatte, mouie fie nirgends anuoizen. ; f5rn entscheidenden Augenblick an dcr gesährlichften Stelle ist dieftr kluge Steuermann jetzt von der Brücke getre ten und hat die weitere Leitung einem wohlmeinenden, aber doch kaum uder eine derartiae Erfahrung dersllgenden Nachfolger überlassen müssen, dem noch dazu durch die Demonstrationen in der West-Schwerz. vielleicht gegen seinen Willen, der Charakter eines Alliierten Freundes aufgedrückt ist. Hier liegt die große Gefahr. Der Krieg hat die Rassegegensätze innerhalb der Schweiz verschärft, auch wenn er zuzeiten die widerstrebenden Elemente einander näher zu bringen schien. Die Begleitumstände des Falles Hofsmann haben bewiesen, daß auf beiden Seiten trotz des Suchens der Leiter nach einer Verständigung, bei den Massen das ge genseitige Mißtrauen außerordentlich stark ist. Die Reden der Wercier,, Pelet. Rapin, Willemin e tutti quanii in Lau sänne und Genf, die Pöbelangrifse auf das deutsche, das osterreichisch-ungarische und das türkische Konsulat in Genf, die Wutausbrüche einiger bezahlter Alliier ten-Zeitungen der West-Schweiz sollten zu denken geben, besonders wenn man sich s frühere Leistungen auf demselben Gebiete erinnert und die mehr als frag würdige Rolle w Betracht zieht, die Genf als Lugennefi während des Kr,e ges gespielt hat. Der Schweizer Ge danke geht in diesem Intransigententum fafi ganz verloren, sein Hort sind heute fast allein noch die Deutfch-Schmeizer. die weitblickender auch erkannt haben, daß es in diesem Krieg um die Unab bänaiakeit. ja die Existenz der Schweiz 1 geht. Ein neuer Kriegswinter mit Ab schneidung oder Belchrankung vcr ue bensmittelzusuhr aus den Ver. Staaten und, automatisch folgend, mit einer Kohlenblockade seitens Deutschlands mag die Schweiz zur Entscheidung zwingen und in den Krieg hineinziehen. Das aber bedeutete ihr Ende: denn ebenso Wenig wie die Deutsch-Schweizer Seite n Seite mit der Entente kämpfen könn ten. vermöchten die Bewohner der West Schitdz ein Bündnis mit den Mittel mächte zu tragen. Die jentrifujalsa Kräfte würden die Oberhand gewinnen, und dcr schone Traum des Wcltsrie dens. wie er sich in dem Rasscngemisch der Schweiz symbolisierte, wäre vorüber. Die Schweiz bezicht monatlich etwa 1,0)0,000 Tonnen Kohle aus Teutsch land im Auetaufch gegen eigene Erzeug nissc. Im Augeitblick. da diese Zufuhr aushöric, würde sie wirtschaftlich ver hunaern, da ?)ianlreich ebenso wie oio licn nicht in der Lage sind, auch nur die eignen Kchlenbedürfnisse zu befriedigen, geschweige denn von ilircn kleinen Vor täten abzugcbin. Seit dem Eintreten Amerikas in den Weltkrieg, hängt aber über den Neutralen Europas das Da mokleöschwert eines Embargos dcr Ver. Staaten auf Lebens und Futtermittel und damit eines Ausfuhrverbots auf Kohle von Seiten Deutschlands, wie es Holland gegenüber dieser Tage bereits erlassen wurde. Das ist die große Gefahr, die der weiterschauende Hosfmann in ihrer gan zen Bedeutung erkannte und die er dulch Förderung dcr Friedensbewegung abzuwenden hoffte. An sich enthalten die beiden Telegramme von und an Grimm nichts kompromittierendes, im Gegenteil die Tatsache, daß Grimm erst anfragte, beweist, daß vorher kiine Verständigung bestand, von einem FriedcnsKoi!i plott" also nicht die Rcde sein kann. Auch sonst findet sich kein Wort, daß ein Eeparatfricden erstrebt wird, son dern beide Depeschen deuten auf einen allgemeinen Frieden beider Gruppen, Was Hoffmann ülicr die Friedensbcdin gungen Deutschlands mitteilt, ist Ein geweihten seit Langem bekannt gewesen, also keine deutsche Einslüstcrung" ge Wesen. Das ganze Verbrechen bestand darin, daß die Telegramme publik wur den und die schweizer Regierung kompro initiierten. . Herr Hoffmann z?z aus diesen Tat fache sofort die richtigen Konsequenzen und demissioniert: mit dem folgenden Schreiben an den Nationalrat: Hochverehrter Herr Nationalrats präsident! Die unbefugte Veröffentlichung einer chiffrierten Depesche, die ich durch Vermittelung dcr fchioeizcri scheu Gesandtschaft in Petrograd an den dort anwesenden Herrn National rat Grimm richtete und in welcher ich meine Allsfassung über die Friedens bedingnngcn der Zcntralmächte gegen über Rußland und in bezug auf die übrigen Alliierten auseinanderseizte, hat eine Lage gcschosfen, die für die inmrpolitischen Leziehnngcn des Lan des verhängnisvoll werden kann. Es wird niemand daran zweiseln, daß, als ich diesen Schritt aus eige ner Entscheidung und auf mrinc ci genc Verantwortung unternommen habe, ich ausschließlich für die Fördc rrmg des Friedens und damit im In- tcreje des eigenen Landes zu han deln bestrebt war. Ich könnte ober den Gedanken nicht ertragen, daß in diesen Zeiten größter politischer Spannung und Auslegung meine weitere Tätigkeit im Bundirraie eine Quelle des Mißtrauens, der Uneinig Zeit und dcr Zerfahrenheit werden und damit meincin hcißzelicbten Va tcrlande zum Scheiden .gereichen könnte. Ich bitte Sie daher, meine Teniis sion als Mitglied des Bundesrates cntgkgknnchmcn zu wollen. Genehmigen Sie, hochvcrchrler Herr Nationalrat-präsident. die Ver sicheruiig meiner aufrichtigen Hoch scheitzung Hoffmann, Bundesrat.'' Dieser Bricf liest sich nicht wie ein Schuldbekenntnis, und in den langen Debatten, die er ausgelöst, sind von kci ner Seite die Beweggründe, die Herrn Hosfmann zu seiner Depesche veranlaß ten, auch nur einen Augenblick ange zweifelt worden, s sei denn von Herrn Willcmin. dcen Tiradcn mdes kaum ernst genommen zu werden deroieuen. Am 20. Juni, einen Tag nach der Annahme der Demission, die der Bun dcspiäsident mit einigen schlichten, aber warm empfundenen Worten der Aner kennunz für die unschätzbaren Verdienste dcs Ausscheidenden begleitete, erfolgte mit überwältigender Majorität die Er wählung des 72jährigen Herrn Adors zum Nachsolzer Hoffmanns. Der bis. herige Präsident des Roten Kreuzes steht feit dem Jahre 1871 im politischen Le ben. Anfänglich hieß es. daß er die Uebernahme der politischen Abteilung zur Bedingung der Annahme mache, später aber" fand man, indem man mit dem Troz-Hoffmannschen System brach und wieder zu dem Wechsel der Teparte. ments im streife der Bundesrate zurück kehrte, eine alte zufriedenstellende Lö sung der heiklen Frage. Herr Ador hat vor siebzehn Jahren durch Annahme des Großkreuzes der Ehrenlegion sich in der Schweiz diele Feinde gemacht, aber durch die Leitung des Kriegshilsswerkcs den Verdacht, allzugroßer Franzosenfreundlichkeit, stark entkrastet. Seine, Annabmerede war würdig und betonte den Schweizer Ge danken. Trotzdem kann man sich nicht der Befürchtung erwehren, daß die ro manische Schweiz jetzt im Bundesrat unverhältnismäßig stark vertreten sein wird, und diese Stärke eventuell zugun ften der Entente ausbeuten mag. Ein Blatt der Wcstschweiz leistete sich bereits den, etwas eigentümlichen Rat, die Lei tung der auswärtigen Geschäfte nur einem Mann anzuvertrauen, der bei den Alliierten Persona gtaia" sei. Die Antwort aus der Teutschschmciz ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Aber unglücklicherweise hat der Falk Grimm-Hoffmann die Deutschschweizer unsicher gemacht. Sie fühlen sich mit schuldig und möaen eventuell in Erin neiung an diese Affäre künftig nicht die Energie finden, jeder Alliierten freund lichen Anwandlung Herrn Adors und seiner Gesinnungsgenossen gebührend entgegenzutreten. Angesichis der erneu k Hetze, die nicht nur gegeu Hoffmann, Ire ßinkreijung Ieutjchlands. II. Frankreich tanzt nacl? Englands pfeife. Im vergangenen Jahr hat auf eincin der Schlachtftldrr Frankreichs ein Mann den Heldentod gefunden, den die dritte Republik zu ihren besten Söhnen zählen konnte: der General Marchand, der Mann von Fafchoda. AIs er vor jetzt fast zwanzig Jahren, damals noch ein schlichter Hauptmann, auf Bcfchl von Gabriel Hanotaur von Loango on der Westküste des französischen Kongo landes aus seinen berühmten Zug in das obere Nilgcbict begann und in Faschoda dann auf die Drohungen Kitcheners und dcr englischen Regierung bin und infolge der Weisungen Dclcassis, des neuen Mannes m Quai d'Orsay, in Faschoda die französische Flagge niederholen niußte, mag ihm zumute gewesen sein wie einem Feldherrn, der auf höhern Befehl zu einer schimpflichen Ucbergabe gezwungen wird. Sein Erlebnis mit ivn Engländern 1898 in Afrika macht ihn zu einem unverdächtigen Kritiker Englands, und wenn er. im Mai llXft, als Oberst und aktiver französischer Of fizicr, offen ausfprach, England bcab sichtige einen Krieg gegen Deutschland zu fuhren, es müßte denn sein, daß dcr deutsche Kaiser auf seine Ueberseepolitik verzichte, so hat dieses Zeugius beson dern Wert, zumal er in jenem Jahre mit seinem Urteil nicht allein stand. Im Pariser Eclair schrieb E. Judei da mals nackt und nüchtern, Frankreich stehe vor der Aussicht, im englischen Spiel als Soldat Eduards VII. gegen den König von Preußen zu dienen". Der Gedanke, der zurzeit alle andern in England überwiege, fei der, da ge panzerte Spielzeug des Kaisers", die deutsche Flotte, zu zerbrechen, Da der Sieg der Japaner ihren europäischen Bervündetcn jetzt einen berrlichen Triumph bietet; ergreift sie die Unge duld. Sie wollen schnell und stark zu schlagen, um Kick zu zerstören und Hamburg zu Verbtennen. Das ist der Grund, weshalb Eduard VII. sich be müht, die Erinnerung an 1870 wieder wachzurufen und unsre Revancheluft zu hätscheln, und das ist der Grund, wes halb Wilhelm II.. der das Gewitter vor ausempsindet, auch einen Truck auf die Leitung der französischen Angclegenhei ten ausüben will." Man erinnere sich: das Jahr, in dem politische Männer des sranzösischen öffentlichen Lebens die Krieosius! Englands und die Rolle, die im trügerischen Schachspiel Englands Frankreich zugedacht war. mit so ein deutigen Worten kennzeichneten und ver urteilten, war daS Jahr der Marokko Angckgenheitcn unfreundlichen Anne denkens, die ihren Ausklang fanden in der Konferenz von Algeciras. 1808. 190. 1914. Faschoda, Mo rokko. Weltkrieg: das sind die di Jahre, die entscheidend geworden sind sür Frankreichs Schietsal, für Frank reichs Platz im Konzert dcr europäischen Mächte, seine Haltung zur englischen Politik der Einkreisung Teutschlands. Als um die Mitte der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts die sran zosische Rkgierung in ihrer afrikanischen Politik den Weg einschlug, der zuerst entschlossen gegen Englands Anmaßung gerichtet war und vor Englands An ' maßung dann kläglich bei Faschoda endete, lag, wie schon erwähnt, die Lei tung der auswärtigen Angelegenheiten Frankreichs in den Händen von Gabriel Hanotaur. Er kchrte sich nicht daran, daß 18a? Eir Edward Grey im Hin blick auf den Zug Marchands gedroht hatte, er glaube nicht, daß die Nachrich ten davon auf Wahrheit beruhten, denn, so lauteten Greys Worte, wenn Frank- reich damit nach einem Gebiete zielen sollte. ,wo unsre Rechte schon so lange anerkannt sind, fg würde das nicht nur in unerwarteter Akt sein, sondern die französische Regierung muß genau wis scn, daß es ein unfreundlicher Akt wäre und als solcher von England betrachtet werden würde". Hanotaur fuhr eni fchlosscn fort in seiner Politik, und erst fein Rücktritt, seine Ersetzung durch DelcassS machte den Rückzug von Fa schoda möglich: Frankreich begann, nach sondern auch gegen die Chefs der Armee und des Generalstabs, gegen die Willes. von Sprechers. Ezlis, Watterwyls und alle losbrach, die im Verdacht prodeut, scher Gefühle stehen, ist es besonders bedauerlich, daß der Vorschlag, auf Grund der außerordentlichen Vollmach ten. die der Bundesrat besitzt, seine dl 1912 betriebene LergtößetuNg auf neun Mitglieder jetzt obe Volk-entscheidung botzunkhinen, nii.t durchging und ss keine Möglichkeit geKebe wurde, die Überlegenheit det deutschen Schweiz ge bübrend zum Ausdruck zu bringen. Hoffen wir. daß auch im romanischen Teil det Eidgenossenschaft ma sich wie der auf das Gemeinsame und nicht nur immer auf da! Trennende besinnt. vUt bei vollkommener Einigkeit wird ei der Schweiz möglich sein, die Stürme, die ihr bevorstehen, aufrecht und unversehrt zu überstehen. HoffmannS Sturz fiel gerade mit seinem Osten Geburtstag zusammen. Seine Tat kann jetzt nicht vorurteilslos gerichtet weiden. Die Zukunft wird ihm indes wahrscheinlich ebenso wie Tr. Ritter, dem aus Washington abberufe nen Gesandten der Schweiz die aebüh rende Genugtuung bringen. Mag die Depesche HoffmannS auch ein Fehler ge Wesen sem. so war es dock mit ver Jen kr eines Menschenfteundes und wahren Patrioten. Vor wenigen Monaten erst bat die Schweiz sus der Tagsatz ung zu Ctanö den Mjährigen Ge burtstaz eine! stoße Friedensstifters gefeiert. Auch Hoffinann'I Ziel war. einer leidenden Welt die Erlösung des Friedens zu bringen. Tiß er damit lei nen Erfolg hatte, war nicht seine Schuld, sondern allein Schuld jener Hetzer, die ihres persönlichen Ehrgeizes willen eine Nsrtsetzune, des Krieges, ein Weiter opfern Hunderttausender vou Mensckxn be wkilen, Englands Pfeife zu tanzen. Sieben Jahre später, l!)iT, war der Kurs der französischen Politik schon so klar, daß nr einzelne Stimmen dcr öffentlichen Meinung Frankreichs, wie die oben an geführte E. Judctö. auf das Gefährliche deS Weges hinzuweisen wagten. Ein Blatt wie der Matin erzählte im Okto der 1005, daß Dclcassö im Ministcrrat erklärt babe, er besitze von englischer Seite die vorläufig mündliche Zusage, daß England in einem Kriege gegen ein angreifendes Deutschland der französi sichcn Ncgicrung durch eine Beschlag nähme dc'ö Kaiser WilhelmKanals und die Besetzung Schlcswig-Holstcins mit 100,000 Mann beistellen werde. Wohl bedauerte die französische Regierung diese Enthüllungen Tclcasss, wohl leugnete das Reuicrsche Bureau ivren Inhalt, aber es folgte doch unmittelbar darauf dcr Besuch eines englischen Gc fchwaders in Brest und dessen Erwide ruug durch ein französisches Geschwader in England und, nicht genug damit, der Besuch König Eduards VII. bei diesem Tankgeschwadcr. der sein besonderes Gcpräge dadurch ,ethiclt. daß dieser grimmigste Hasser Deutschlands den französischen Marineoffizieren seine herzlichsten Wünsche für das Einvcrnch men zwischen den beiden Mächten, Frankreich und England, aussprach: eine offenkundige und deutliche Drohung an die deutsche Adresse. Uiber die dritte der genannten Etappen auf "dem Wege Frankreichs, über den Weltkrieg selbst, braucht man kein Wort zu verlieren: Flle Vernunft ging unter in der wahn witzigen Hossnung auf das eine Ziel, die Vernichtung Deutschlands. Delcassö. der Gestürzte von 1903, wurde wieder Herr am Ouai d'Orsay und blieb es. bis die diplomatischen Mißerfolge der Vcrbandsniächte im Nahen Osten ihn stürztcn; der Matin wurde dcr wildeste Krieashctzkr und der leichtsinnigste, nie derträchtigste aller Kricgslügncr und Verleumder, und niemand anders als' der Mann, der lSUü den Mut gehabt hatte, im Namen Frankreichs England offen entgegenzutreten, Gabriel Hano taut, schleuderte jene haßerfüllte Tro hung in die Welt, die an Eiudeiitigkcit nicht mehr übcrtroffen werden konnte: Wir wollen nicht den Kölner Dom zer stören, wohl aber alle deutschen Fabri ien. Watenhausct, Banken, Maschin'g und Bahnhöfe." Das war der englische Veinichtungsgkdnnkc, von einem Fran zoscn ausgesprochen, in reinster Form, Frankreichs Tanz nach Englands Pfeife im rasendsten Takt. Wenn irgendwo in der Welt Männer die Gkschichte machen, so in Frankreich. In Deutschland bürgt die monarchische Spitze für den ebenmäßigen Gang dcr Staatsmaschine und die Sachlichkeit ihrer Lenker. In England lebt der bri. tische Staatsaedanke in jdem einzelnen, und seine Fübrcr folgen rücksichtslos stets dem, was sie als britisches Lebens Interesse erkannt haben, mit dem einzi gen Bestreben, mit möglichst wenig Ein satz möglichst diel zu erreichen. Ob libe tal oder konservativ, sie werdcn sich it mals bestimmen lassen durch irgendwie sentimentale Empfindungen. In Frank reich kommt es ausschließlich au auf die Persönlichkeiten der führenden Männer, auf ibre Liebe und iliren Haß, Sachlich kett ist Nebensache, Frankrcuh ist dos jenige Land der Erde, das am meisten den subjektiven Empfindungen der süh renden Männer ausgeliefert ist. Wie Frankreich 1870 Deutschland den Sieg nicht vergeben konnte, den die Deutschen vier Jahre zuvor bei Königgrätz erfoch ten hatten, einen Sieg, der Frankreich gar nichts anging, es weder tcichcr noch ärmer gemacht noch irgendwie beleidigt hatte, so konnte es 43 Jahre lang nicht den Sieg von Scdan vergeben und die Wiidereroberung Elsaß Lothringens. cchon Gambetta hoffte auf die itnma nente Gerechtigkeit" der Dinge, und be rühmt ist seine Formel: Wir wollen nie davon sprechen, ober immer daran denken", und der erste Präsident der dritten Republik, Adolphe Thiers, ver behlte bereits 187? dem deutschen Bot schaster Grasen Harry Arnim gegen über nicht die Hoffnungen und An sprüche Frankreichs: Wenn eines 2a ges Deutschland irr Verlegenheiten mit andern Mächten verwickelt werden sollte. so würde dcr Augenblick gekommen sein, diese Rechnung zu regeln." Thiers frei lich dachte vornehmlich an eine friedliche Revanche, wenigstens sozusagen trieb liche Revanche, indem er Frankreichs Nichtbcteilioung on der Erledigung von solchen zwischen Deutschland und andern Mächten etwa möglichen Verlegenheiten abhängig machte von einer freiwilligen rosrstion des 187071 erlittenen Unrechts". Als Adolphe Thiers diese Formel der Entschädigung Frankreichs für den Verlust von Elsaß-Lothringen fand, sprach er zugleich, bewußt oder unbewußt, aus. daß Frankreichs Re danche nicht mchr möalich sein werde in einem Zwetkampf Deutschland-Frank reich, sondern allein dadurch, daß Frankreich sich bemühte, dir Frage der Siache sür Scdan zu einem europäischen Problem zu erheben. Die Entwicklung der Jabre seit 1873" M die Wahrheit dieses Gedankens, der bei Thiers viel leicht nur ein Gefühl war. bewiesen. Als Frankreich wieder bundnisiahig ge worden war. verband sich dcr am mei sten demokratische Staat in Europa mit dem am schärfsten absolutistischen; der polit, chen Entente zm, chen Fkanktetch und Rußland vom Iahte 18A folgte 13 Jahre spater die k!rtnt conUnln zwischen Frankreich und England dank den Bemühungen Telcasss, und die Ausgestaltung des englisch-französischn und des sranzost ch-rulnschen Bundnik fes zum Dreiverband, der den Austrag der Revanche ans dem Boden eincS euro päischen Problems ermöglichte. War Eduard VII. der Mann, dr bewußt und mit schärfster Folgerichtigkeit die Sinkreisun, Deutschlands betrüb und u dicsem Zweck überall Landsknechtsstaa ten warb, so wurde in Frankreich Del cassö derjenige, dcr bcsscr als jedcr andere, bereitwilliger, als ein Engländer selbst es hätte tun können. Frankreichs VolkSIrast wie Frankreichs Diplomatie dem englischen König zur Verfügung sollte, z allem und jedem Untcrneh men. zu jeder Gefolgschaft, wenn der Speer sich mir gcgen den verhaßten Nachbar im Osten richtete. Und dcr Mann wiederum, det alö Präsident wie kein anderer geschaffen war, die Hoif niingen Frankreichs mit großen Worlcn zu nähren und sein Volk in dcr Schick-' salsstunde den Weg ins Dunkle zu stoßen, wurde Raymond Poincarö. dcr eitle Lothringer, det Demokrat, dessen weibevollste Stunde in seinem reich- erfüllten Leben war, als er in Pcterhof eierlich empfangen wurde und einige Stunden lang sich in dem Glanz eines kaiserlichen Hofes baden konnte, dcr ihm zu Ehren in voller .Pracht entfallet war. Der ehrgeizkranke Mann hatte schon lange, bcvor er zur höchsten Stufe in Frankreich emporstieg, ahnen lassen, wie er über die Rcvanchcfraqe dachte und was sein Hauptziel in dcr auswärtigen Pol,!,! Ware. AlS er im Dezember 1909 in die Akademie aufgenommen wurde, konnte er sich nicht versagen, durch einen gefühlvollen Hinweis aus die Liebe zu ferner engern Heimat und auf die Hoffnungen, die er für sie hegte, auf die entzückten Ohren und Herzen seiner Zuhörcr zu wirkcn. Poincarö sorgte dasür, daß auf Englands Wunsch Ruß land die französischen Milliarden erhielt, um seine strategischen Bahnen gegen den Osten dcs Teutschen Reiches zu bauen; Poincarö ist der Mann des Treijahrs gisetzcs gewesen, det großen Rüstung dcs friedlichen Frankreichs gegen das niilitaristisckze" Deutschland. Es ist immer von Wert, Verbündete unter sich zu beobachten. Eo mag hier an einen Brief erinnert werden, den die englische Wochenschrift New Statcsman am 20. Juni 1914, also acht Tage vor der Ermordung Franz Ferdinands, ab- druckte. Er bezog sich aus die Vorgänge der Winisterkrise in Frankreich zu An-' sang Juni 1914, nannte Viviani, auf den Poincar Wahl damals siel, einen politischen Abenteurer von der ' Sorte Briaiids. und fuhr fort: Ueberdics steht hinter Herrn Viviani Herr Poin carö, und hinter Herrn Poincarö siebt Herr Jwollki. der tussilche Bctschzs- ier", ein Hinweis, der er ist einer unter unzähligen auf dcn engen Zu sammenhang der Vernichiungsarbeit gegn Teutschland in den Ländern des Dreiverbands deutet. Ein Wann wie Jswolsti war für Poinccu ebenso on genehm und in Paris ebenso anglbracht und unentbehrlich wie Delcassü in Pe tersburg, beide willige Diener Eng ds: Tclcass aus Ueberzeugung und tachckrankem Haß, Jswolski aus ge kränktcr Eitclkeit er konnte dcm Gn fen Akhrenlhal und Ocstctvcich nicht die Niederlage in det bosnischen Krise ver g.ben, und et batte dann einsehen mus fen, daß der Wea feiner Rache nach Wien über Berlin sühre. Ueber beiden, Jewvlski und Delcassö, aber stand der ruhmsüchtige Präsident, der so gern sei- nen Namen mit der geschichtlichen ?at soche verbunden geschen häitc. Frank rc4 Elsaß-Lothringen wiedergcschcnkt zu haben: Poincarö libcrafor! Solche Männer persönlichster Politik wann Wachs in den Händen der englischen Staatsmänner der Einkreisungspolitik, sie konnte man gebrauchen, wenn es dar auf ankam, das französische Volk als Söldner awn Deutschland zu gc brauchen. Sie und Männer wie Des chancl, dcr dem bekannten Publizisten Edouard Hervö 19 in der Akademie den Schcrblick der Zukunft nachrühmte, weil er bald nach 1870 auf den Tag des kommenden Zusammenstoßes zwi schen der slawischen und der germani schen Welt hingewiesen und betont hatte: Wir werden alsdann, vielleicht ohne das Schwert zu ziehen. Metz zu tückacwinnen und an der Donau d;n Rhein zurückerobern können." Tescha nel und Barthou. der als Bautenmini ster im Juni 130!) bei einem Besuch des lothringischen Grenzdcpartcmcnts er klärte: Bürger des Ostens! Ich fühle mein Herz mit dem eurigen schlagen; in eurer Mitte fühlt man in sich unbe siegbare Hoffnungen"! Oder Clömen ceau, der den möglichen Gegensatz ver schieden gebildeter Mächtegruppen in dcr Aurore am 27. November 15 erwog und sragte: .Glaubt man nicht, daß wir an einem solchen Tage in Bereit schast sein müssen, um unser Recht (das Recht aus Elsaß-Lothringen natürlich) zu sordern?" Clömenceau, der darauf antwortete: Was mich betrifft, so zögere ich nicht, darauf Ja zu antwor teii". Mm das nicht deutlich genug ist. der nehme ClSmenceauS Worte in der Tpi'che de Toulouse vom 18. Novem der 1904 hinzu: .Gleich in den ersten' Tagen deS Bündnisses mit Rußland habe ich mir erlaubt, zu sagen, daß. wenn wir eine Annäherung zwischen Frankreich und Rußland zustande brin gcn können, die preußische Hegemonie bald im Niedergang sein würde. Seit dem hat die feindliche Stellung des eng lischen Volkes gegen Deutschland sich in so lebhafter und andauernder Weise offenbart, daß die Annäherung an Frankreich wesentlich erleichtert wurde. Es erübrigt nun noch, den zweiten Teil des Werkes zu vollbringen. Deutschland ist zweifellos mächtiger als 1870. Aber das Europa von heute ist euch nicht mehr das Europa von damals. Wo sind die. uf welche Wilhelm II. als seine aufrichtigen" Bundesgenossen als Freunde in jeder Prüfung zählen kann? Die Stunde der glänzenden Vereins mung" naht. vielleicht". Es möge genug sein der Beispiele; der Mannn wie Telcassg, TeSchanel oder Clmenceau gibt e! zu viel In Frankreich: sie haben all in da eine Hora. dst der Rache für Scdan, geblasen, und, haben alle, wii Clclmenccaii, um das zu erreichen, das russische Bündnis gepflegt und das eng t lischt erstrebt, und bei jeder Gelegenheit, mehr oder minder offen, es gemacht w dcr ungeduldige Graf de Mn Im Früh jähr 1913. der die entscheidend. Stunde" noeh im Lauf des Ballaukrieg! kommen wähnte, an Edouard Herv und Deschancl und deren WorU mahnte, daß man an der Dona der Rhein zurückgewinnen könne, und mil aller Entschiedenheit als Schlußpunki dahinter setzte: ''it, es möge geschehen! Wem aber alle diese Aeußerungen noch wenig wiege,', bet greise zu den halb amtlichen Fanfaren wie in der Franc! Militairc, dem militärischen Jachblatt, vom 17. Januar 1912: Die Stunde ist da, wo Frankreich das Verloren! wiedergewinnen niuß. Frankreich Hai es ist wichtig, das laut zu sagen alle Krast an eine Entscheidung v setzen, von der eS wünschen muß. daß sie schleunigst sallc". Oder vom 20. Juni 1912: Der Krieg wird kurz sein, denn Deutschland wird schon mit dem ersten Schlag zerschmettert werden". Auck, hiet sind die Beispiele zahllos. Sind sii ein Beweis dafür, daß, wie Frankreich es während des Kriegs immer wieder , beteuert hat, es zur FriedenSzeit kein sehnlichern Wunsch gcbabt habe, als mil Deutschland in stcmidnachbailichen Bc ziebungen" zu leben? Der Deutschenhaß aus gekränktem Ehrgefühl, aus verletztem Stolz hatte die Franzosen im Lause weniger Jahr zehnte mit Blindheit geschlagen, sie ver mochten nicht mchr so klar zu sehen" wie Alcris de Tocqueville. der große frnnzö fische Publizist, es noch um die Mitte dcs XIX. Jahrhunderts vermochte. ES lohnt sich, einmal zu blättern in seinen Lcbenscrinnerungen und nachzulesen, was er während seiner Tätigkeit als Minister deS Aenßern von 1Ä bis 1.1 über auswärtige Fragen dcr fran zösischcn Politik gedacht und niederste schrieben hat. Älczis de Tocqueville wandte sich gegen die landläufige Politik Frankreichs, die nach einem uneinigen und schwachen Deutschland stiebte, und wies auf die russische Gcsabr für Eu ropa hin, er scheute sich nicht, zu ew,P fehlen: Wir müssen unsre alte Grundsätze ändern und uns nicht davoi fürchten, unsre Nachbarn (die deutscher. Stämme) zu starken, damit sie eines Tages imstande, sind, den gemeinsamer Feind (Rußland) zurückzuweisen". Heute kämpft Frankreich für die jlkx russung Mitteleuropas, der eine Ber ruffung auch Westeuropas folgen müßte, wenn sie gelänge. Auch über England bat Alezis de Tocqueville ertenntnistich Woric gefproä!?n. England, das doi d?r Böttericankheit der Revolution durck die Weisheit seiner Gesetze und di, Kraft seiner überkommenen Gebräuche, vor dein Zcni der Fürsten durch fein Weicht und feine freie Stellung in unsre, Mitte geschützt ist, spielt freiwillig ir den innern FestlandSanszelegknIeite dii Rolle des Verteidigers der Freiheit uni des Rechts. England liebt es. die Star, loi. zu tadeln oder gar anzugreifen, zu beleidigen, die Cchwaelen zu entschuld! gen und zu ermutige,,, aber anscheinend nur, um sich einen schonen Anstrich zu geben und eine ehrenwerte Erkenntnis akademisch zu erörtern. Wollen Eng lands Schützlinge, daß es mit der Tat sür sie sorae. so bietet es ihnen feine moralische Stütze." England als Be, fchiitzcr -d'ä Rechts und der Freiheit der kleinen Staaten" handelt es heute anders? Es gibt nichts Ncucs unter der Sonne, ober auch unter den Staaten und Völkern steilen die Dummen leider nickt ans. Nur flüchtig erwähnt sei die französi sche Militärliterailir der letzten Jahre vor dem Krieg vom Schlage der Schlacht auf dcm Lärchcnfkld" Zwi schon Harnm und llirna in Westfalen des Majors de Eivricur, wo nach dcn alten Weissagungen der bcrühmtcn Prophe zeiunq von Straßburg anderthalb Ge ' nercitionen nach seiner Gründung mit dem dritten und lchten Kaiser das Deutsche Reich dcr Ho!)enzellern" unter gehen sollte. Denn auch diese Art Lite tatut ist von weitreichender Wirkung in Frankreich gewesen, auch sie hat ihr Scherflcin dazu kigetragen, daß die englische Einkreisungspolitik in Fran! reich den einen Büttel sand. der mithcl fen sollte, Teutschland niederzuschlagen, auch sie hat ihr gerüttelt Maß Schuld daran, daß dieser entsetzliche Krieg Frankreich so entvölkert bat. daß Mut dazu gehört, an ein Wicderaufblühc der französischen Nation zu glauben. Wer Frankreichs Rolle in der Geschichte der Einkrcisungspolitik. in dcr blutigen Geschichte der Gegenwart verfolgt, der muh aus tiefstem Herzen das nschei nend historische Gesetz bedauern, nach dem die beiden Völker, Deutschland und Frankreich, dazu verurteilt sind, sich ge gcnseitig immer wiedet zu besebden und zu zerfleischen, und keine Möglichkeit eines friedlichen Ncbencinanderlebknz gegeben ist. Wie könnten zwei Völker von der Kraft und der geistigen Macht diesct beiden die Welt vorwärts brin gen, wenn eine Ueberbrückung det Gc oensätze möalich wäre! Ein britisches Weltreich würde zu den Unmöglichkeiten gehören, könnten Frankreich und Deutschland Hand in Hand vorwärts schreiten und sibassen. Aber das sind heute müßige Betrachtungen, und wenn den Deutschen, wie im Lied dem Kna ben, heute ein Weltqeist entgegenliefe: .Raum sür alle hak die Erde!" wir müßten aus uns und unsre Feinde wei fen und ihn bedeuten, daß In diesen blutschweren Tagen kein Wort weniger innere Wahrbeit in sich trage als dieses. Frankreichs Tanz nach Englands Pieise tobt immer noch im wirbelnden Takt; wenn der Rausch einst zu Ende ist und die Ernüchterung folgt, wenn man bei Heller und Pfennig besickt. was man gewann, wird man zu fvät erkennen, daß man blank und bar ist li aus die Knochen. Wenn dann Franzosen in einer Stunde der Einsicht vielleicht nach Deutschland blicken, wie die Teutschen nach Frankreich in früheren Jahren, so manches Mal k!?Z!ickt haben, werden sie nur die ei Wahrheit zu spüren ver möaen. die ein Welkenlchicksal ist: Und keine Brücke führt von Volk zu Volk. j