Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, August 02, 1917, Image 7

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    Seite 7-Tägliche DmaNa Tribüne-DonnerZtag, öcn 2. August 1917.
Mein Äunge.
der Geiger.
Skizze von War Gerbrai?dt.
SJUinen Jungku hab ich geliebt.
Das könnt ihr euch denken! Das war
doch mein Junge, der gute, dumme
Herl, der, weil er so gern Geig? spiel
te, nicht der PrimuS war.
Und wie der Krieg kam, da ist mein
Junge vom Gymnasium fortgegangen
ali Tlsgonersähnrich. DaS war wie
tot für mich, tot bei lebendigem Leib!
Ich wußte, daß der gute Mensch
nicht mehr heimkam. Das acht ja im
wer so. Ich wußte auch, daß sein Tod
uns die Ture zum Leben zutun wer,
de.
Eben darum wolltett wir heute noch
einmal leben, so leben, wie wir'S uns
zurechtgezimmert hatten am Feier
abend: Spielen, Geige spielen und
Klavier dazu. Mein Weib setjte sich
on den Flügel. Ich sehte mich in die
Sofaecke, rauchte die Zigarre und sah
über den schwarzen Flügel hin, durch
die Rauchwolke hindurch sah der Flü
gel aus wie ein Sarg. Mein Junge
aber stimmte die Geige, und jie fingen
an. Mutter und Sohn, zu spielen, die
Violinsonaten von Schubert. Eine
ganz respektable Leistung für den klei
nen Buben. Zum erstenmal hörte ich
aus den Tönen heraus, wie jung unp
in noch diele Seele war.
Ich sing an, aus ihn stolz zu wer
den. Ich verfolgte seine Bewegungen,
Wie elegant führte die ' Rechte den
Geigenbogen. Ich erkannte, öag das
aeistiqe Wer! der Menschenhand ist,
die Seele der Saiten zu erlösen von
ihren stummen Liedern.
Dann sah ich, wie der Junge seine
Geize fest in der Hand hatte mit der
Linken. Die kann auch das Gewehr
gut anpacken, dachte ich. Der Bub
wird gut schießen. Und auS der Rech
ten muß auch der Säbel nicht schlecht
sausen.
Die beiden Spieler gingen zu
Beethoven über. Sie fürchteten sich
wohl, gleich zu Anfang Beethoven zu
spielen; denn Beethoven ist unsere
Seele.
Ruhig spielten die beiden. Ich muß
te an Bismarck denken, der sich nach
der Kriegserklärung anno 1870 eine
Beethoven-Symphonie im Neichskanz
lerhauS hat vorspielen lassen, ehe er
uns Kriegshandwerk ging.
Mein Weib und mein Junge begaw
nen, die 5. Violin-Sonate zu spielen.
Die spielten wir auch als Brauueu
te. Im ersten Allegro-Sad stand mci
ne Jugend vor mir auf. Dann kam
daö Adagio molto mit seiner bitteren
Klage. Das war heute unsere Welt.
Sie spielten das Klagelied der
Menschheit heute schneller als sonst,
. Gut so sollst uns nicht lange mehr
i klagen, was alles dir wehe tut...
f Dann hub das ötondo an zu singen
und alles war wieder gut. Das
war nieder Jugendzeit die Ju
gend unseres Jungen in der Klein
stadt, wo ich Amtsrichter war. Das
klang um mittelalterliche Türme und
Wassergräben herum und wanderte
durch die Wie en und lagerte am Ba
che und träumte auf der Schloßruine
und hatte Blumensträuße in der Hand
und huschte hinter kleinen Mädchen
mit blonden Zöpfen... Und wie.mein
Junge, der! Geiger, das spielte!
Der schwarze Deckel des Flügels
klappte zu. Ich erwachte und erfchrack.
Mutter und Sohn hatten rote Backen.
Mem Sohn aber schlug die Hacken zu.
sammen. daß die Sporen klirrten,
und sagte: .Schluß! Jetzt sammt der
andere Beethoven!"
.Schluß!' sagte die Mutier und
ließ den schwarzen Deckel am Fmge
fallen. Diesen Tonfall und ihre Stim
me hatte ich noch nie gehört.
.Schluß!" sagte auch ich, zündete
mir eine neue Zigarre an und gab
zum erstenmal auch meinem Sohn
daS Zündholz, da ich's nicht leiden
kann, wenn .Lausbuben' zu bald mit
dem Rauchen ansangen. Wag er hm
ter meinem Nucken rauchte,, wußte ich.
Aber mein Sohn war nunmehr ein
Mann mehr als ich. der .alte
Herr", der Oberrat. Ich war ein Rad
in der Staatsmaschine. Mein HanS
war mehr. Er war ein ganzer Kerl.
Ich wußte, was der Minister morgen
dem Landtag vorschlug, und ich kann
te die Mitte zwischen dem Ja und
y. r . u . a t t. -
yiern vie yMiaa)int otp nviliprv
. misseS. Ich mußte parieren.
' ' Aber mein Sohn toax jetzt ein gan
zer Mann. Wenn er an den Feind
kam. war er auf sich gestellt. Die Ent
cheidung des .Etats lag bei ihm und
m höchsten Feldherrn. Zwischenin
tanzen konnte in diesem Augenblick
jiichtö mehr entscheiden. Ich beneidete
meinen Jungen und seine Freiheit. Er
ließ mich, den alten Herrn, in der
üemen Welt des Alltags zurück!
Unser HanS hat auch einen kleinen
Sruder, der gern Mundharmonika
spielt, da er noch zu dumm ist zum
Leigcnfpiclen.
Der oad seinem Bruder die Mund,
Harmonika: .Die Geige kannst du
nt mitnehmen. Nimm Die Munv
Harmonika mit. Morgen fang ich'S
Geizen on. daß die Mutter wieder
einen Geiger hat." Sprach'S, nahm
den Schulranzen auf den Buckel und
rannte ohne Adzchieo oas treppen
Haus hinunter, daß ti donnerte.
.Na. wenn ich nicht mehr heim
komm", saate mein Soldat u seiner
Mutter, meiner Frau, .da habt iV
den besten Ersatz. Der ist ja auch mit
italisch."
Als ob sich das atm um die Mu
k drehen würde.
Hans verschloß den Geigenkasten
und schnallte den Dragonersäbel um
und ging auch.
HanS ritt als Fähnrich mit der
großen Below-Armee auf Riga zu.
Lange kommt nichts von ihm. End
lich eine Karte mit Grulzen unö dem
Schluß: .Mein Bursche ist aus Knitt
linaen, wo man die Mundharmonikas
fabriziert, er bläst grohartj!. Wenn
wir todmüde vom neuen smo, viasen
wir zwei. Wir und die Eskadron und
die Gäule kommen wieder in Trab.
Max soll geigen. Der Krieg ist Musik.
Neulich habe ich nachts im Artillerie
kämpf eine ganze eetyovcn'Sonate
gehört... dieser Beethoven, woher
wußte der, wie der Zttieg tut
Ich schrieb dem Jungen, dak ich
glaube, daß Menschen wie Beethoven
in allen Jahrhunderten leben und wie
dergeboren werden und dann erst of
fenbaren, was sie willen.
Bald kam ein langer Brief aus
Kurland. Der Hans hatte das Eiserne
Kreuz gekriegt. Er war mit X seinem
Burschen in der Nacht an dieNussen
herangeschlichen. Einen Aorpostcn hat
ten die zwei durch Nachahmung russi
scher Melodien getäuscht. Der Borpo
fteir hat mitgesungen und sie in der
stockfinsteren Nacht passieren lassen.
o haben sie viel ge eyen, uns an
dern Tags konnte die Brigade sosort
loslegen und überrumpeln.
Die Mutter schrieb zärtlich, und
des Abends spielte sie so wunderbar
Beethoven, wie in ihren Brauttagen
nicht. .Sei nicht so tollluhn schrieb
sie in einer verborgenen Briefecke.
Bald kam eine Feldkarte: .Verzeih',
Mutter, ich hab' an Beethoven ge
dacht, als wir anschlichen. Ich habe da
ein Andante gehört, das ich noch nie
sah oder spielte. Das Andante hat
mich weitergelockt. Es war aus flawi
schen Volksliedern zusammengesetzt."
... Hans setzte ein paar Noten darun
ter. .Mein Bursche hat's , nachher
gleich spielen können, als ich ihm s
vorsummte... Im übrigen haben
wir einen kleinen Hund erspielt. Der
Oberst hat ihn uns geschenkt, als er
uns das Kreuz anheftete. Denk' Dir.
der Hund ist sehr musikalisch. Er hat
nachts immer gewinselt, well er sei
nen Herrn, einen russischen Garde
kürassier, verloren hat. Mein Bursche
spielte ihm uni er geheimes Beethoven
Lied, und seither rennt uns die Minka
in schwerster Karriere nach und schläst
im Biwal zwijchen unieren veioen
Pserden."
Meine guke Frau hat ein wenig ge,
weint. Ich weiß nicht wegen der Min,
ka oder wegen, des schönen russischen
Gardekürassiers oder wegen ihres
Hans oder wegen denen Bur chen.
Es ist lange nichts mehr gekommen
von der Düna. Da und dort in den
Familien kamen Telegramme, und
Frauen in schwarzen Schleiern reisten
ab, Königsberg zu, wo die großen
Lazarette sind.
In diesen Tagen haben wir in
Beethoven gelebt, wie ein Beter in sei
nem Ave Maria. Dem kleinen Max
habe ich eme große Mundharmonika
gelaust, und er spielte mit oer Mu:
ter zusammen so, wie sie sich nach den
paar Noten unseres Hans die ruiji
schen Melodien dachten.
Eines Mittags kam der Diener in
meine Kanzlei: Der Herr Präsident
lasse mich bitten. Der Präsident war
ein Freund des Kriegsministers. Ich
tonnte alles.
Wir trafen unsern Jungen droben
bei Königsberg im Lazarett. Der
linke Arm war zerschmettert. Mit
Beethoven war's zu Ende. Es ging
auch mit dem Leben zu Ende. Neben
ihm lag sein Bursche. Wie jung sie
waren und sonnenverbrannt, und das
Reitergluck noch auf ihren Mienen
Der Bursche hatte einen Lungenschuß.
Sie hatten ihm vorgestern V2 Liter
Blut herausgeholt. .Ich hab einen gu
ten Brustkasten " sagte er lächelnd zu
uns. .Ich muß nicht sterben."
.DaS kommt vom Liederblasen
sagte scherzend mein Junge, unser
Hans. .Wenn ich meine Seele nicht
an die Geige gehängt hätte, wär es
vielleicht anders gekommen.
Ich war starr vor dieser Rede mei
nes sonst so .unphüo ophijchen. heue
ren Jungen. Ich sah ihm tiefer in das
Gesicht. Es war großer geworden.
Die Augen hatten anderen Glanz. Um
den Flaumbart des Mundes waren
Falten schön, gedankenvoll. An der
Stirne sah man die leichten Striche
von der' geistigen und s!iZchen
Spannung der Tage und Nachte.
Mein Junge war ein Mann gewor
den. Der Krieg hatte auf den Saiten
seiner Seele mit stählernem Bogen ge,
spielt.
. .Nicht weinen." sagte er, schwächer
werdend, zu meiner Frau-... .Du
hast lZ wch beide Hände zum Spie
len... .Schorsch!" so hieß, sein
Bursche .kannst du das Lied spie
len?"
.Jawohl." sagte der Bursche, .der
Doktor ist fort. Der hat mir'! näm
lich verboten, der Barbar, und das
hat Ihrem Sohn doch so wohl ge
tan!"
Mit matter Hand langte er unter
dem Kopfkissen die Mundharmonika.
wie war rostig, wohl von Blutflecken,
Mein Sohn wendete den Kopf ab
der Mutter nach dem Fenster,
wo die Herbstssnne kereinkain.
.Los!" sagte er, und da ging ei
Winseln unter dem Bett des Burschen
an. ,,
.Minka, dummer Kerl, der Doktor
hört's!" Der Hund war still. Der
Bursche, der-Schorsch, hub zu spielen
au. Wir kannten das große, das gro
ße. unbekannte Lied vom .slawischen"
Beethoven. Der Hund die Minka
kroch unter dem Bett hervor und
legte seinen Kops auf die linke Seite
unseres Sohnes, wo dieser in alten
Bcethoventagen seinen Arm und die
seinen Finger zum Trillerspielen hat
te...
Wir beide, mein Weib und ich,
mußten die Augen wegwenden und sa
hen dem Burschen in die Augen, der
spielte langsam, schwer den Atem
ziehend... still, immer stiller... es
wurde dämmerig im Zimmer.
Wir horten einen langen Atemzug,
mein Sohn sagte mit leiser Stimme
es klang wie au? seiner Bubenzeit,
wenn er zärtlich zu seiner Mutter
war:
.Hört ihr den Beethoven... das
war noch schöner als bei der Pa
trouille" . . . Als wir uns umwandten,
schloß er die Augen.
Ich legte nur die ans ubers Ge
sicht und hörte Flügelrauschen. Eine
Seele zog auf Liederschwingen ins,
Reich der großen Geschichte, wo auch
Beethoven seine Lieder herhatte."
Nun haben sie wieder einen im
großen Orchester," sagte meine Frau,
hart gegen sich selbst. Ich aber freute
mich, daß mein Weib so starr war,
und sagte zu dem Schorsch, der das
Gesicht in den Kissen hatte: .Hörst du,
wü sie zur Attacke blasen? Sei ruhig.
mein Sohn: Du darfst bald wieder
mit den andern reiten!"
Und die'Minka hüpfte an mir hin
auf und leckte mir die Hand. Der
Tod hatte sie zutraulich gemacht, und
das Tier ahnte wohl, daß es schon
den zweiten Tod gesehen hatte.
.Du darfst mit!" sagte ich dem
Hund. Der Max kann auch die Har
monika spielen.
Die Minka und der Schorsch und
der Hans und der Max, die Mutter
und ich was wären wir in diesem
Krieg ohne Beethoven, ohne die Mu
sik. Da sag mir einer, die Musik sei
nicht ein gesungenes Gebet zum Va
ter der Geister!
Ueber Rervenkraukheitru.
Daß die Nervenkrankheiten auch
Seelenkrantheiten sind, ist erst ein
Ergebnis von neueren Urteilen. Herr
Wiihelm Stecket sagt treffend, daß
ein Nervenkranker nur dann geheilt
werden kann, wenn es gelingt, sein
verstecktes Lebensziel zu entdecken.
Solche Nervenkranke sind nur halbe
Menschen Ter Seelenarzt Massi
newsli führt di Seclenfchwäche die
fer halben Menschen auf Lockerung
der zentralen Gehirnbänder zurück.
Jedenfalls muß irgend eine für uns
weiter nicht grob sinnlich wahrnchm
bare Störung in dem fo überaus
komplizierten Mechanismus des Ge
Hirns eingetreten sein.
Auch Zweisler, Grübler und Nörg
ler gehören dazu. Es gibt Nerven
kranle, die Angst vor .Freude" ha
den. die stets glauben, .Pechvögel"
zu sein. Diese klagen dann das
Schicksal als Ursache ihrer geistigen
Störung an, während es doch we
sentlich die eigenen dummen Streiche
sind, die unser Schicksal ausmachen.
Solche Nervenkranke sind Leute, die
nie das Unangenehme, das sie ersah
ren haben, vergessen können. Sie
nehmen alles, was das Leben an
Schwerem mit sich bringt, überaus
kummervoll auf und vergrößern das
Leid in Gedanken, können überhaupt
nicht davon abkommen.
Das Schöne, das ihnen das Leben
gebracht hat, vergessen sie und denken
stets nur an das Traurige, das halt
keinem MenjKen erspart bleibt. Jede
Aufregung nehmen sie tragisch und
verbittern sich und anderen das Da
sein. Sie sind oft eine Last sür sich
und die Umgebung. Wenn schon für
den Gesunden ein Uebermaß von
Fleisch schädlich ist, ist dies erst recht
für den der Nervosität Zuneigenden
der Fall. Am besten ist es sür Ner
Löse, überhaupt kein Fleisch zu essen,
sondern sich ganz an die Pflanzenkost
zu halten. Bei allzu großer Mager
keit ist Bettruhe mit einer sehr reich
lichen Ernährung, vorzugsweise mit
Milch und Milchspeisen. Butterschnit
ten. Eiern und reichlich Gemüse und
Obst angezeigt, bis sich das Gewicht
etwas gehoben hat und eine allge
meine Kräftigung eingetreten ist.
Damit kann mit Vorteil eine Mas
sage des Körpers mit besonderer Be
arbeitung der Haut verbunden wer
den. Dabei soll jede geistige Beschäs
tigung möglichst eingeschränkt wer
den. und sind alle Aufregungen fern
zuhalten. Für alle zu Nervosität
Neigenden und alle daran bereits
Erkrankten ist neben möglichster Ab
härt'ig der Hautnerven durch mög
lichst viel körperliche Betätigung im
Freien und kalte Abwaschungen des
Körpers, ein reichlicher Schlaf und
ausreichend bemessene Erholungszei
ten nach körperlicher und geistiger An
strengung von der größten Wichtig
Zeit. Bereits daran Erkrankte fol
len sich beim Arzt rechts aussprechen
MM Tih niiiss?n on ihm in Wt-tr
l Weise planmäßig gefühlt werden.
DcruzcstSstlichcDivaü
Von M. Berger.
Mein Freund trat einen Schritt
zurück, er steckte die Hände in die
Taschen, er tnijf das linte Auge zu.
er neigte den Kopf ein wenig nach
links und brummte: ,HmZ"
Nun trat ich einen schritt zurück,
steckte die Hände in die Taschen, kniff
das rechte Äuge zu. neigte ein wenig
nach rechts uno brummle: Hm!"
Die zwei .Hin" klangen selbstbe
wußt und sroh. Es lag künstlerische
Befriedigung darin, ein bißchen
protzige Genugtuung und sehr viel
Zuversicht. Die zwei .Hm" bildeten
einen Markstein in unserem Leben.
Sie schlössen eine Periode heißen
Ringens ab. Hinter ihnen dehnte
sich eine graue Jugend mit trauri
gen Erinnerungen; vor ihnen breitete
sich eine lachende Zukunft aus, Er
folg und Glück und Sonnenschein.
Die zwei .Hin" fielen zwischen
Tür und Angel auf der Schwelle
eines elegant' möblierten Salons, als
wir die letzten prüfenden 'Blicke über
unser neues Heim gleiten ließen.
Wir hatten uns im elegantesten
Viertel eine reizende Garconwohnung
eingerichtet. Monate hindurch durch
streiften wir in unserer sreien Zeit
die ganze Zeit nach Einrichtungs
stücken.
Wir schleppten alles zusammen:
Oelgemälde,' Blumentische, Büsten
ständer, Bolieren, alte Waffen, per
fische Teppiche, vier Luther-Fau
teuils, Vorhänge, eine Wertheim
Kasse, moderne und antike Uhren,
ein Eello, ein Klavier, Wandteller,
zwei Schaukelstühle, einen Gasluster.
Bücher, vier Marmorbüsten, eineBa
ttwanne und einen Diwan.
Dieser Diwan bildete 'unseren löst
lichstcn Besitz. Wir hatten ihn ge
meinschaftlich gekauft und er war
beider Eigentum. Dieser Diwan war
ein wahres Prachtstück. Er war groß
und breit und weich, mit eingestickten
blauen Wunderblumen und blitzenden
Goldtroddeln. Auf ihm mußte sich
eine herrliche .Philosophie des Nichts
tuns" verfassen lassen!
Die Einrichtung der Wohnung be
reitete uns viel Mühe. Mein Freund
ließ sich einzig und allein von tünft
lerischen Gesichtspunkten leiten. Er
wollte die Gegenstände in geniali
scher. Unordnung herumstehen haben.
Das Klavier rückte er in die Mitte
des Schlafzimmers, den Diwan stellte
er in den Salon, auf den Tischen
häufte er tausend Nippes aus und
den Boden pslasterte er mit Mittel
alterlichen Waffen.,
Ein kurzsichtiger Bekannter, der
uns besuchte und den mein Freund
im Salon Platz zu nehmen bat, setzte
sich auf einen kurbisgroßen Morgen
stern. Der Arme taumelte wie be
sessen von dem Stachelsitze aus und
zertrümmerte dabei ein halbes Dut
zend Basen, die im Zimmer herum
standen.
Die Anordnungen meines Freun
des fanden durchaus nicht meinen
Beifall.
Als er sich eines Morgens ah
nungslos entfernte, schob ich die Mö
bel von ihren Plätzen und gruppierte
sie nach meinem Geschmack.
Das Klavier ließ ich mit dem Di
wan den Platz wechseln. Die Betten
rückte ich ins Arbeitszimmer und aus
dem Schlafzimmer machte ich eine
Badekammer.
Als mein Freund in später Stun
de heimkehrte, legte er sich statt ins
Bett in die Badewanne. Von dieser
Stunde an erlitt unsere Freundschaft
eine bedenkliche Abkühlung.
Gleich am nächsten Tag entbrannte
ein erbitterter Kampf um den Di
wan. .Der Diwan gehörte ins Schlaf
zimmer!" evtgegnete ich gereizt.
Er verließ daS Zimmer und
schmetterte die Tür ins Schloß. ' Ich
setzte mich in den Schaukelstuhl und
brannte eine Zigarre an. Nach einer
Weile kam er wieder herein.
.Das Dessin paßt, nicht zu den
Vorhängen!"
.Das Dessin paßt ausgezeichnet!"
Wenn Sie das behaupten, sind
Sie farbenblind!"
.Sie sind farbenblind !'
.Aber rot und blau, daS geh!
doch nicht!"
.So lassen wir den Diwan über
ziehen!"
.Nein, kaufen wir andere Vor
hänge!"
.Grüne!"
.Gelbe!"
Es trat eine kleine Pause ein.
Wir gingen erregt auf und ab. End
lich blieb er mitten im Zimmer sie
hen. Er gestikulierte heftig mit den
Händen. .Ich muß das besser ver
stehen, ich bin Maler!" rief er.
.Und ich habe fchon in -mindestens
zehn Lustspielen elegante JnterierurS
beschrieben!" erwiderte ich.
.Ihre Stücke wurden nicht aufge
führt!" schrie er.
.Ich verbiete mir alle Anzüglich
leiten", brüllte ich.
Er lenkte ein. Wir tinizt un?
schließlich und stellten den Diwa.i
ins Vorzimmer.
Mit der Zeij trautes . tojr unj5
beide nicht mehr, daö Haus zu ver
lassen.
Ging ich fort, stellte er die Möbel
um, verließ er das Haus, rückte ich
alles durcheinander.
Wir begannen uns zu hassen. Als
er eines MogenS die Wandspiegel
umstellte und davon sprach, den Ka
min versetzen zu lassen, entbrannte
der Streit lichterloh.
Ich kündigte ihm. Zwei Stunden
später kündigte er mir. Keiner zog
aus. Die Wohnung gefiel uns sehr
gut, die Möbel waren zum größten
Teile gemeinschaftliches Eigentum
und keiner wollte weichen.
Ich trug mich schon mit dem Ge
danken, ihn mittels Polizei aus der
Wohnung entfernen zu lassen, da
söhnten wir uns schließlich doch Wie
der aus.
Er hatte das Recht, von 8-10
Uhr vormittags auf dem Diwan zu
liegen, ich von 46 Uhr nachmit
tags. Die Fenster unseres Salons
gingen gegen Westen. Wir hatten
Nachmittagssonne und , die kecken
Strahlen titzelten mich jedesmal aus
den süßesten Träumen.
Ich rollte daher den Diwan Tag
für Tag ins Schlafzimmer, das auf
der entgegengefetzten Seite lag. Mein
Freund rollte ihn Tag für Tag wie
der zurück. Das Möbelstück ab
nannten wir von nun an nur noch'
unseren westöstlichen Diwan.
Wir waren nicht beliebt im Hause;
im Gegenteil. Das Rücken, Rollen
und Schieben hatte die Parteien ner
dös gemacht. Sie äußerten zuweilen
ziemlich laut ihren Unmut. Wir be
tamen auch zahlreiche anonyme Brie
se. Der letzte lautete:
Eier Folgeborn! Es isd wirklich
gans nidertrechtik und ein Standal
das sie einem Mädl nicht schlasq
lasn was auch seine Ruh habn wil.
Wens sie alweil rumrutschn woln
gehns wo änderst hin meintswegen in
Dsirtus oder wo sonst. Aber nit in
ein solids Haus mit orntliche Bar
dein tag ghert sich nit einfiralamal.
Zwei gebildete Leit benemmen sich
änderst. Bfui deisl!"
Trotz alledem und alledem: be
gannen wir uns mit der Zeit in un
serem neuen Heim recht wohl zu füh
len. Wir ließen die Wohnung auf
unsere Kosten frisch tajezieren, wir
ließen neue Parquetten legen und
frische Oefen setzen. '
Wir nahmen uns vor, mit dem
Hauseigentümer, der binnen wenigen
Tagen von einer Reise zurückkehren
sollte und den wir noch nicht die
Ehre hatten, persönlich zu kennen,
einen mehrjährigen Mietvertrag ab
zuschließen.
Der Hausherr, ein pensionierter
General, wohiite just unter uns. We
nige Tage, nachdem er angekommen
war, verfügte sich mein Freund zu
ihm und legte ihm einen zehnjährigen
Vertrag mit achtundzwanzig Para
graphen vor. Ich erwartete ihn im
Salon. Ich lag auf dem westöstli
chen Diwan ausgestreckt, ich rauchte
eine Zigarre und erging mich in
himmlischen Zukunftsträumen.
Ich nahm mir vor, aus dieser
Wohnung noch ein kleines Paradies
zu schaffen. Ich trug mich mit gro
ßen Reformideen, ich wollte von der
Hofstiege aus einen zweiten Woh
nungseingang machen lassen, ich
wollte elektrisches Licht einführen, ein
Telephon anschaffen, ich wollte ....
was wollte ich nicht alles! Da
stürzte mein Freund schreckenbleich
ins Zimmer.
.Diese Gemeinheit!" Ich sprang
von dem Djwan auf.
.Das Rücken und Rollen hat den
Mann ganz aus dem Häuschen ge
bracht. Er meinte, anständige Leute
hätten gar keinen solchen Diwan!"
Ich rang nach Aiem.
.Das ganze Haus hat sich be
schwer!. Die Parteien haben sich sehr'
beleidigend über uns geäußert!"
Ich ballte die Faust.
Der Hausherr hat unS gekün
digt!" Ich sank auf den Diwan nieder,
erschüttert, vernichtet ....
Aus einem Roman. .Ich
habe erkannt," bemerkte Edgar mit
überzeugender Herzlichkeit zur Haus
frau, .was mir noch fehlt, ist eine
Frau zur Verbüßung des Lebens."
Seine Antwort. Papa:
.Ja, wenn Du später einmal durch
aus Soldat werden willst, bedenke,
daß Du dann totgeschossen werden
kannst!"
Anwendung. Er: Die
Heirat ist wie eine Lotterie; einer hat
einen Treffer, der andere eine Nie
te."
Sie: .Sehr richtig! Du hast
mich bekommen und ich Dich."
Fein gegeben. Ein Jüng
ling, riesig eitel und geckenhaft, protzt
in einer Gesellschaft mit seiner Uhr.
Ein Herr bittet ihn, sie sich ebenfalls
ansehen zu dürfen. .Danke", sagt er
dann, sehr schön, nur der .Zeiger"
ist nicht viel wert!"
Unmögliche Pose. Pho
tograph (zum Bauern): .Nemen,Sie
dies Buch in die Hand; es wird sich
gut machen."
Nee, nee, da täten se ja im gan
zen Dorse lachen: ich kann ja gar nit
lesen!-
ould Eniiirono Oemoorac
War-IMing Powers Should be Confiöed to
The People Alene.
All nations passionately long
for peace, and President Wilson
truly says: "Peace cannot corne
sol long as the destinies of
men are determined by small
groups who make selfish clpices
of their own."
Now that we are in the war
we must sight with allourmight
to bring the war to an end. We
cannot look 1ack. We can look
ahead! But how?
There is one idea which our
Government might well adopt
and ask all other nations to
adopt. If other nations should
adopt it, the end of the war
would be in sight and there
would be no need of a league
to enforce peace afterward.
It would end all secret diplorn
acy. It would also end autocracy.
It would "make the world safe
for democracy."
The idea is that no war of
Aggression against any nation
shall be declared by any nation
except by the majority vote of
all the people thereof, men and
women voters alike. Mr. Hearst
said in his signed editorial of
july 1:
"Every nation in this world
war has been precipitated into
the war by its RULERS, and no
nation has gone into the war
through a REFERENDUM
VOTE OF THE PEOPLE. The
only way actually to prevent
war is to rpose th jright and
power to declare war with the
people alone. and to make it im
possible for war to be declared
except through a REFEREN
DUM VOTE of the people.
"If no country couid go to
war until the question of going
to war had been submitted to -the
people and had been ap
proved by the people by a refe
rendum vote IN WHICH
BOTH THE MEN AND
WOMEN participated equally,
there would be no aggressive
warfare in the world, and that
would practically mean the end
of war."
,This would require, of Course,
a Constitutlonal amendment in
the United States.
It would take away from
Congress the constitutional
power to declare war and vest
it in the people. Kongresses
have been known to yield to
Presidential dictation; the peo
ple never.
Such an amendment would
not abridge the right and duty
of the President to repel attack
or resist foreign invasion, or to
prepare adequately for the coun
try's defense.
Such an amendment . would
stop extreme denunciations of
the President for not interven
ing in the war, denunciation of
the sort that many eminent and
influential men like President
Emeritus Eliot of Harvard, Dr.
Hart, Professor of History at
tfarvard; Dr. Stowell of Colum
bia, President Hibben of Prince
ton, and many high financiers
ceaselessly directed against
President Wilson when he stood
for re-election and was re-elect-ed
on the platform: "He Kept
Us Out of War."
With such an amendment in
force appeals of this sort would
be addressed directly to the
people, for in that way only
couid pressure of public opinion
be exerted cpon the President
to induce him to issue a pro
clamation submitting the ques
tion of war or peace to the peo
ple. The smoothness and celerity
with which ten Million people
registered under the Universal
Service Law as the result of a
simple proclamation of the
President, three weeks in ad
vance, proves how easy it would
be at any time for a President
b"y proclamation to call for an
expression of the will of the na
tion upon a simple question
like this:
Shall the army and navy
and all the resources of the
United States be usedtomake
war against the imperial gov
ernment of Germany? Vote:
Yes, or
No.
Those who declare and they
are many that this war must
not end until the Hohenzollerns
are turned out, and until the
Government of Germany is
made to conform to the theories
of other people, not Germans,
are blind to all the lessons of
history.
Most Germans say and be
lieve that the United States has
been forced into this war by
President Wilson because he is
proEnglish. This is untrue.
Should not the people of ' the
United States, therefore. show
Hat in futurc they. da not . in-
tend that any President shall
ever have the power to force
the nation into warf
Should not the people of the
United States then, in perfcct
good faith, ask the German peo
ple to do the same tlüng? Tliii
would not be an sf front either
to the German people or to theil
Emperor, because, if the people
are solidly bchind the Kaiser,
as they are said to be, they
would undoubtedly approve w
declaration of war, if he asked
it in future.
France and 'Russia would un-
doubtedly follow such an , ex
ample set by the United-States.
England, which has -made : more
wars of Aggression than all
other important ; nations com
bined, would be compelled to fol
low. The autocracies of Ger
many and Austria would then
be lest without a leg to stand, on.
Under such a . rufe, Austria
would never , have voted to go
to war because of the. assassina
tion of a Grand Duke.
Such a rule would remove all
the objections which organized
labor has long . nursed toward
the National Guard and the en
largement of West Point and
Annapolis to give the nation an
adequate corps of teuned of
ficers. It would forever stifle the
cry of the pacifists that, every
appropriation for battleships or
for adequate coast defenses is
backed only by the makers of
armor plate and war munitions.
It would consolidate the Mid
dle West in favor of adequate
national defenses at all times,
because it couid no longer be
said that wars are made by
plutocracy for its own prosit or
aggrandizement and not for the
establishment x of human rights.
Would not the . idea appeal to
all those who believe in demo
cracy and in just wars, as well
as to all those who hate all
wars ?
It is not without signifkance
that the Non-Partisan League,
which captured the North
Dakota State Government last
year, filled a vacant seat in Con
gress last week by electing jolm
M. Eaer against both the Repu
blican and Democratic parties,
on a platform . which said iv
part: .
. "We stand for our country,
right or wrong, as against all
foreign governments. But we
hold that when we believe our
country wrong, we should en
deavor to set her right
"We demand that our Gov
ernment ' make immediatc public
declaration of the terms on
whkh it will make peace, with
out annexations of territory, in
demnities. contributions or inter
ference with the right of any
nation to live and manage its
own internal affairs.
, "We demand that the Standard
of living be maintained. We de
mand that gambling in the ne
cessit V of life be made a felony
and that the Government reg
ulate food prices for producer
and consumer.
"We declare that corporations
like the Steel Trust and the
duPont Powder Company should
not be allowed to retain the mil
..lions they are m aKing out of
war at a time when people are
forced to purchase Government
bonds to help finance the war
"Above the horrible slaughter
of this war loom the ugly in
citings of an economic System
' based upon exploitation. It is
largely a konvulsive effort on
the part of adroit rulers of war
ring nations for control of the
world's marke ts. Rival groups
of monopolists are playing a
deadly game of commercial
supremacy. A lasting peace is
possible only upon a new basis
of human thotight and relations,
with government in fact of the
people, by the people, for the
people."
This platform is important,
not because it is all true, but
because there is enough truth
in it to convlnce fifteen thous
and sturdy American farmers
that they ought to defeat any
candidate, Republican or Demo
cratic, who stood in Opposition
to it. And the Mayor of Bo
ston, who seems to command
the support of a majority of his
fellow-citizens of that highly
intelligent city, is out for re
election and is expressing exact
ly the same sentiments.
Whether they are right or
wrong, it is now plain that the
war is going to change the gov.
ernments of the world. Couid
we not greatly aid in enthrm
ing democracy every where if we
should now give notice to the
world that we intend alier thi
war to take the power of nik
ing war out of the hands ot rm
ers, statesmen, 'diplomatib-As,
congresses or capitaüsts, and to
conside it into the hands of the
iESftfilfi än2 . ILNew ,Yctk