Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, August 01, 1917, Image 2

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    Tägliche Cittnlm Tribune.
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D'
Mmnbadcr Knr.
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lim heuere Geschichte von ß (teuft
iiF
Meine Freunde haben es Verschiß
Ut Sie haben mich so lange ge
reizt. Eduard, Tu wirst zu stark,
uduard!" sagten sie täglich zu mir:
,. v.v toefufstloseren sagten: zu bid",
vit Gemiirsroyen: zu fett". Ich
'.Uiinetc da energisch: aber sie
muiziui sich heimlich verschworen ha
tcit ; ieim sie jagten es alle. .Ein
gemisscs Enibonpüint ist bei mir
hereditär, habituell, gehört sozusa
gen zu meiner .St'O.tstüution," ve
Kiertie ich. Tergleichcn drückt sich
immer cm Dessen in Fremdwörtern
us. (sin rüdes Gelächter antivor
'Ue mir. Teshalb' fuhr ich fort,
verschlagen auch Entfettungskuren
3ci mit nidjt das geringste." Ja,
Deil Tu sie nicht tonsequent durch
chährstj" johlte die Masse in vutgä
cer mitmimigkeit. Ich nicht
Zurrlzfuhren?" versetzte ich mit mei
ier uoerregenen Ironie, .nun
)aZ werde ich Euch beweisen I" Und
a ging ich nach Marienbild.
,-v Sis gehen nach Marieiibao?"
ragis rnich ein wohlbeleibter Eisen
xihiigeZährte. Ei, da sind 'Sie zu
Meiden! Marrenbao ist entzückend!
and, schlemmen kann man da,
chlenunen V
Ich bemerkte dem Manns mit
iinan fitÜKhen Ernste, der ich
.'ühlts es "- mir gut stehen mußte,
iz ich nicht zu schlemmen gedächte,
endern mich einer sehr ernsten. Ma
jonfur zu unterziehen beabsichtigte.
Ach so, feie wollen fasten!" ries
überrascht. W9ia ja kann man
n euch, fügte er nachlässig hinzu.
.Dazu gehört allerdings ein starker
s sSiUe.
.An dem Zoll ei nicht fehlen
ki&t ich durch die auseinanderge
iifjenen Zähne.
I Er mag mich von oben bis unten
md dann von links nach rechts und
pgie 'nichts, der unhöfliche Mensch.
, Lor dem Diner im Speisewagen
rgte ich mir logischerweise, daß es
jt dann einen Sinn habe, mit der
ir zu beginnen, wenn alle Bedin
- Ägen dieser Kur gegeben seien.
- .z systematische Halbheiten in sol
n Lalle sogar recht gesährlich
' den können. Andererseus war
z wohlbekannt, dasz bei solchen
;eri ein möglichst großer Gegen
'zwischen heut und morgen nur
ernpsehlen ist, weil nämlich der
.per aus solche schrofjen Ueber
ge mit einet beträchtlichen Ge
, !,)lsabnahme , reagiert. Das Tiner
e sich für dieses Prinzip sehr
'" ,-nftiä zusammen; es bestand aus;
pouillon mit Klößen, Lachs mit j
' V!ayomraije, Wastochjenbraten mit
öi'atlaroni, Plumpudding und But
,ct und Käse. Um den Echoe, den
;z Körper morgen erhalten sollte,
a verstärken, nahm ich dazu eine
-,, Zlasche Bier, ein halbe F-lasche Elie
zuot und zum Kassee einen Bene
zittiner. Danach legte ich mich in
neinem Abteil schlafen.
In Marienbad angelangt, begann
d) meine Kur auf dein Äahnhoje.
Zwar meinen Haupkosser überwies
ich einem Träger; als dieser aber
auch den nicht unbeträchtlichen
senkosjer an sich nehmen wollte,
sagte ich triumphierend: Nein, lie
öer, Freund, jetzt wirb selbst getra
jen," nahm meinen flösset und
zchrut hiimus. Die Fiaker vor dem
öahnhofg machten mir ihre komfor
tabelsten Gesichter, nannten mich
cxt. Baron", und als mir das
nicht zu genügen schien, Herr
Lraf"; ich ober verseht ohne allen
iDüsstolz: Nein, meine Herren,
jetzt wird gegangen!"
s. Wenn ich einmal eine Sache an
greise ja tu' ich's mit Energie.
j: Wenn ich gewußt hätte, daß der
Bahnhof ja weit vom Orte entfernt
l'ee und daß meine Wohnung idann
ruch och ganz am entgegengesetz
ten, nördlichsten, Ende der Stadt
gelegen sei, und daß der Weg da
tin nicht allzu janst ansteige, so
Jlätie ich vielleicht doch meinen Kos
fer de:n Träger iibergeben und
fci'.re cbgesahren. 'Aber während ich
setzte, erhob mich doch das Won
r?:e Wenigstens fünf Psund
halfst du dir durch diesen Leidens
iv3 vom Leibe. Wenn du das
Iztx- bis viermal gemacht hast, bist
tj. dein Uebergewicht los. Aller.
3 .123" dieser Gedanke erleuchte
mich blitzartig .das hättest
i x euch zuhause habm können."
Wohnung lag im dritten
Für die Zumutung, den
'hli',chl zu benutzen, hatte ich nur
:c kurze, abweisende Handbewe
. i.'. TaS Zimmer kostete wöchent
nlfzig Kronm einschließlich
z,nd :t'achtgeschirr. Alles an
i mußte extra bezahlt werden.
Zt-iib ich mich einigermaßen
i ' lii und ' umgekleidet hatt,
1, mich wägen zu lassen. Ich
'. liiich so leicht nach meiner
, . ttrögerorbeitk " -,
! Marinibad hat jedes zweite
. . allein richtige Wage.
! sch in einen bequemen
l .., I Ijßt seins Schwerkraft
' ; l:zn z.gt die Wage nicht
: l C'iH cm, sis tsruÄ d.,
auch gleich auf einen kleinen Zettel.
Ta stand: 1)1,8 Kilo.
Sie find wohl I" rief ich im
willkürlich aus. Das Wort ver
rückt" verschluckte ich ebenso unwill
kürlich wegen der Gerichtskosten.
Der Mann beteuerte, daß sein
Apparat vollkommen tadellos funk
tioniere. Ich warf meine zwanzig
Heller auf den Ladentisch, ließ den
Zettel liegen und ging, Verachtung
in den Zügen, hinaus.
Zwanzig Schritte weiter trat ich
in ein anderes Haus mit allein rick
liger Bac$. Der Zettel erschien
und zeigke7 5)5 Kilo. Diesmal ver
öl) eine Dame das Wägeamt ; ich
konnte also nicht 'mal .Sie find
wohl I" rusen.
Langsam und sinnend schob ich
den Zettel in die Westentasche und
verließ das Lokal. Mir war's, als
hätte ich Blei in den Gliedern.
Draußen kam mir die Erleuch
tung. Ah, dacht' ich, die haben dir
den Neuling angesehen. Das sind
,iagen sur Anköininlingel Jetzt
willst du schlau sein. Mi! elasti
Ichcii schritten betrat ich ein drittes
"olal und ries: .So! Zum Ab
schied inöcht', ich nun noch einmal
geivogen sein!" Diesmal verzeich,
neie der Zettel: 03,1 Kilo.
Noch mehr! Es hängt Gewicht sich
an Gewicht,
Und ihre Masse zieht niich schwer
hinab."
Erdrückt von' der Wucht meiner
Persönlichkeit, schlich ich zum Arzl.
Er behauptete, ich müsse morgens
sechs Uhr ausstehen,, zum Kreuz
drunnen gehen, dort drei Glas
Brunnen mit Zusatz eines gewissen
Salzes trinken, dann anderthalb
Swnden spazieren gehen, danach
dürste ich frühstücken. Der Mann
hatte eine merkwürdige Ausdrucks
weije; unter fruh,tucken" verstand
er: eine Tasse Tee, ein Ei und einen
Zwieback nahmen. Ohne Butter!"
rief der Herr Doktor begeistert.
Mittags dürse ich dann eine Fleisch
Ipeize, ein Gemme, ein Kompott
und eine halbe Flasche Biliner
Wasser genießen. Und abends tön
ne ich mir eine Fleischspeise, ein Ge
niüse oder ein jtrügel Pilsener ae
statten. Für diese Betösligung
müsse ich aber fünf bis sechs Stun
den täglich marschieren. Ich vor
sicherte dem Arzte, diesen Borschris
ten nachzukommen, sei jür einen
Menschen von Willenskrajt ein rei
nes Kmdepiel, und vollends für
mich, der ich von jeher mäßig zu
leben gewohnt sei.
Morgen, gleich morgen, solle ich
mit der Kur beginnen, hatte der
Ärzt besohlen. Dieser Abend war
also noch mein. Ich traf in der
Kaiserstraße einen alten Freund,
der mir ein Lokal bezeichnete, in
dem er jeden Abend mit einigen
vergnügten Leuten zusammentreffe
und wg es ein vorzugliches Pilsener
Bier gebe. Pilsener Bier hat näm
lich eine mild laxierende Wirkung,"
erklärte er mir. Und in der Tat:
Pilsener Bier hatte mir ja sogar
mein . Arzt gestattet. Außerdem
wäre es mir als unnötige Schross
heit erschienen, die Einladung dieses
lieben Menschen abzulehnen; ich
ging also mit und trank eittige Krü
gel. Ich fühlte wirtlich, wie mir
immer leichter wurde, und wie aus
Flügeln schwebte ich um Mitternacht
nachhause.
Um sechs Uhr war ich auf den
Beinen, um halb sieben am Brun
nen. In langer Prozession wallten
die Kurgäste, jeder ein Glas in der
Hand, zur Quelle. Wo eine Lücke
war, wollte ich mich anspruchslos
und unaufsällig dem Ganzen einsü
gen; aber sofort bedeutete mir ein
ülufteher, daß ich mich ganz am
Ende anschließen müsse. Nach zehn
Minuten kam ich zur Quelle und
erblickte dort ein merkwürdiges Na
turspiel: einen Mann, der jortwäh
rend pumpte und dabei untertänig
grüßte. Die Leute, die pumpen,
grüßen sonst ganz anders. Ich er
hielt mein wohlgesülltes Glas, schüt
tele das vorgeschriebene Salz hin
ein und setzte es an den Mund. Mit
ungeheurer Spannung kostete ich
das Getränk. Es schmeckte wie Nie
dertracht und Gemeinheit. Es ist
mir immer Grundsatz gewesen, wi
drige Dinge, die geschluckt werden
müssen, mit zugedrückten Augen
und mit einem Schluck und Druck
hinunterzusetzen. Aber das war
hier verboten. Zehn Minuten lang
solle ich an dem Becher trinken, hat
te der Arzt befohlen. In solchen
zehn Minuten büßt man vieles ab.
Freilich macht eine recht gute Kur
kapelle Musik dazu. Aber es ist
nicht das Nichtige, wenn man Mo
zarts Champagnerlied mit auf die
Weste herabhängenden Mundwinkeln
anhört; es ergibt eine falsche Aus
fajsung, wenn man sich bei dem
Seufzer
O o o T li lal"
nach dem Bauche greift. Nach dem
ersten Glase trank ich ein zweites
unf ein drittes. Sehr sinnig schließt
das Konzertprogrzmm regelmäßig
mit einem Galopp.
Tann kam der anderthalbstündi
ge Spaziergang in die allerdings
höchst anmutige und erfrischende,
bcrg und waldgeschmückte Umae
bung Marienbads. Der Neiz der
unbekannten Landschaft ließ mich
dis . L'aiWÄA . W22S jückc MUlsK5
vergessen, bis ich durch ein nahes
Gebüsch daS Geklapper von Tassen
und Teelösjeln vernähn,. Die Um
gebung von Marienbad ist mit ver
sühererischen East'S geschwängert;
sreudig hingezogen" trat ich ein
und bestellte mein Frühstück. Auch
hier wurde Musik gemacht, aber
nicht zur Milderung, sondern zur
Berschärsung der Kur. Nach einer
äußerst regellosen Earrnen-Phanta
sie wollte ich gerade mein Ei und
meinen Zwieback genießen, als ich
inne ward, daß ich sie schon verzehrt
halte. Mit männlicher Entschieden
heit sprang ich aus und wanderte
meiner Wohnung zu, um ein wenig
zu ruhen, ein wenig 'an meinem
Trauerspiel Ugolino" zu arbeiten
und niich auf das kohlensaure Bad
mit kalter Abwaschung und Massage
vorzubereiten. .
Beim Mittagessen saß mir gegen
über ein Mann, der ledeS Mitie
sühls bar ein Menü von sechs Gan
gen aß. Um mich zu kasteien, las
ich das ganze Menü durch, einem
Athleten gleich, der, mit Kops und
Füßen aus zwei Stühlen liegend.
sich immer neue Zentnergewichte
aus die Brust legt. Ueber dem
Menü stand geschrieben:
Ohne weitere Auswahl!!!"
Mit sieben Auörusungszcichen; ich
hübe sie gezählt.
Kann ich sur den Kalbsbraten
auch was anderes haben?" jragke
mein Gegenüber.
Aber natürlich!" versetzte der
Kellner.
Ta jragte ich nrich: Wieviele
.,UÄruiungszeia)en iiiaaii man in
diesem Lande hinter einem Gesetz,
daS wirklich unumstößlich ist?
Ten ausfallenden Mittagsschlas
mußte ich nach Anordnung deö Ärz
tes durch eine vierstündige Fuß
Wanderung ersetzen. Sie durste un
terbrochen werden durch eine Tasse
Tee. Mit einem Zivieback," hatte
der Arzt in einer Anwandlung von
Schwäche hinzugesügt.
Ich wanderte Diereinhalb Stun
den, trank ein Glas jireuzbrunnen
und genoß zu Abend eine Fleisch
speise, ein Gemüse oder Kompott
fund ein Krügel Pilsner. Gehorsam
i,i oes uyniittt azmmr.
Ein unvergleichlicher Trost in sol
chen Zeilen der Depression ist eine
gute Hamburger oder Bremer Zi
garre. Leider hatte ich mir nur
einen winzigen Borrat mitnehmen
können, weit Zigarren au der öster
reichischen -Grenze einen ungeheuren
Zoll kosten.
Wie ein artiges Kind schlüpfte ich
gegen zehn Uhr ins Bett, und diese
Lebensweise setzte ich süns Tage
lang ohne nennenswerte, Schwan
kungen fort. Nur hatte ich mir am
dritten Tage beim Frühstück ge
sagt: Die paar Tropsen Sahne,
die zum Tee serviert iverden, tönn,
lest du eigentlich mitnehmen. Zwar:
Sahne macht fett. Aber ich erinnere
mich vollkommen deutlich, daß der
Arzt nicht gejagt hat: ohne Sah.
ne". Der Mann war sehr genau in
seinen Borschriften ; hätte er die
Sahne verbieten wollen, so hätte er
es zweifellos getan. Er hat sie al
so erlaubt, und da ich mich streng,
siens nach seinen Borjchnften richten
will, so muß ich j,e eigentlich eh
inen. Es ist zwar nur ein Finger
Hütchen voll; aber es ist etwas
mehr." Seit diesem Tage nahm 'ich
Sahne zum Tee.
AIs süns Tage herum waren, soll
le wieder gewogen werden. Ich habe
in meinem veben verschiedene Exa
mina durchgemacht; aber mit so sei-
erlicher Spannung, mit so freudig
banger Erregung bin ich keiner
Prurung entgegengegangen, wie die
ser. Ich schwankte lange, welcher
Wage ich mich anvertrauen solle;
enklich trat ich in einen Laden, legte
Hui, Ueberzieher, Handschuhe, Gnu
migalojchen, Portemonnaie, Taschen
messer, Uhr und Schlüsselbund ak
und bestieg den Schicksalsstuhl.
02 Kilo," sagte die wägende
Thernis.
Den Zettel I" stotterte ich.
Ta stand es schwarz aus weiß:
02 Kilo!" Also ein Gewichtsverlust
von ü,l Kilo, von C,2 Psund, von
3100 Gramm! Tje Tugend Halle
ihren Lohn gesunden; Geist und
Wille hallen über die Erdeiischwere
gesiegt! Hurra!" flüsterte ich auf
der Straße vor mich hin. Hurra!
Tarauf kann ein vergnügter Abend
stehen!"
Ich suchte meinen Freund auf
und das famose Pilsner-Lokal. Ich
konnte mein Glück nicht für mich
behalten: ich muvte mich mitteilen,
und noch eh' ich Hut und Mantel
S.'anu'i" machte mein Freund, I wie eine züchtige Pastorentochter, I Hut abzunehmen. Und zu jedem
Makkaroni? Sie sind doch in um die andereil nicht essen zu sehen; Bericht und iedem Wein, aab der
Italien gewesen. Wo sieht man
schlankere, sehnigere Gestalten als
in Italiens Und 0aS lebt den gan
zen Tag von Polenta und Mokka
roni."
Ich muß gestehen: ich hatte einen
Augenblick den Argwohn, daß mein
Freund niich versühren wolle; aber
ch schämte mich sofort dieser Hag
Ihr
ge-
abgelegt hatte, rief ich: Sechs
Psund! Sechs Pfund verloren! Der
ehrliche Finder soll sie behalten!
Wie fleh' ich nun da?"
Was?" schrie mein Freund.
Sechs Pfund in fünf Togen? Men
schenökind, sind Sie denn des Teu
bels? Wissen Sie auch, daß Sie
sich dabei den schönsten Herzklaps
holen können?"
Ich erschrak und griff unwillkür
lich nach der Speiienkarte. Mein
Auge fiel auf: Filetbraten mit Mak
karoni. Und mir ward, als spräche
der Herr: Es sammle sich alles
Wasser unter dem Himmel," und
mein Mund wäre der Sammelplatz.
Tonnerwetter stöhnte ich, Mak
karoni ess ich so gern; aber sie jct
lichen Regung und bestellte mir Fi
lelbralen mit Makkaroni und reich
lichem Kase.
AIS ich schwankt ob ich mir ein
drittes. Glas Pilsner bestellen dürse,
sragte mich mein Freund:
Wieviel hat Ihnen denn
Arzt erlaubt?"
Einen ttrug," versetzte ich.
Macht vier," sagte er.
Wieso?"
Nun, wenn cr Ihnen einen
staltet, so nimmt er an, daß Sie
zwei trinken; ein guter Arzt gesiat
tet seinem Patienten aber nur dann
zwei Kiiige Bier, .wenn er weiß, daß
ihm ch viere nicht schaden."
Ja, ein guter Arzt ist cr," ries
ich, er hol aus mich den Eindruck
eines sehr intelligenten und gewis
jenhajlen Mannes gemacht."
Na also!" rief mein Freund,
und ich bestellte zunächst das dritte
Glaö.
lin nächsten Morgen erschien ich
eist ui,l halb neun am Brunnen,
weil ich erst um acht Uhr aufge.
standen war. Der Morgenspazier
gang siel daher aus; das Gefühl
der ittigiing aber, das mich och
vom Adens vorher erfüllte, kam
dein Forlgang meines Ugolino"
glänzend zusiatten. Die Zeilen jlo
gen mir so auss Papier.
Das Hochgefühl gelungener Ar-
beit regt woyl bei allen Menschen
den Äppelil an. Mein diesmaliges
Gegenüber am Mitlagstisch verzehr
le ein Niesensiück von einem Karpsen
ans böhmische Art. Ich sragte den
Kellner, ob noch ein )o gutes Stück
da sei, und als er es bejahte, be
siellte ich es.. Im übrigen aber
hielt ich mich streng an die Borschrisl
und aß nnr noch eine Fleischspeise,
ein Gemüse und ein Kompott nebst
Brot. Ebenso blieb ich am Abend
sireng bei meiner Diät, und wenn
ich mir darüber hinaus eine Por
iion Palatschinken bewilligte, so
wird nnr der 'etwas darin linden,
der die Speise nicht kennt.
Palatschinken sind ganz dünne
Pfannkuchen, die mit Stempel oder
Fruchtgelee bestrichen und dann aus
gerollt werden. Wenn ich den Er
sinder diese Gebäcks kennte, so wür
de ich ihm ei Denkmal errichten,
und wie mail Gelehrte. Dichter und
Staatsmänner aus ihren Monumen
ten 'wohl mit einer Pergamenlrolle
darstellt, so würde ich ihm einen
Palatschinken in die Hand geben.
Außerdem muß man wissen, wie
solche Sachen in- Oesterreich bereitet
iverden. , Ich lobe die österreichischen
Mehlspeisen (die man dort merk
würöigerireise Müllspeijen" nennt)
grundsätzlich, weil, wer das unter
läßt, beim nächsten Wieöerbelreien
des Landes als lästiger Ausländer
ausgewiesen wird; aber ich lobe sie
auch aus innerster Ueberzeugung.
c'ie werden selbst von den Hambur
ger röchen nicht erreicht sapienti
sat".
So lebte ich abermals fünf Tage
in Fasten und Kasieiungen dahin.
mir nnr hin und wieder einen klei
nen Seilensprung gestattend, um
das allzu schnelle Enisettungötempo
wohltätig zu verlangsamen. Der
Herzkollaps" stand nur als war
nendes Gespenst vor Augen. Dabei
war ich so intensiv mit meiner Ar
beit bejchästigt, daß ich, mir beim
Frühstück aus reiner Zerstreutheit
zwei Eier oder Butter oder Schie
fen, einmal .sogar alles zugleich körn
men ließ und in Gedanke verzehr
le. Am zehnten Tage schritt ich
fröhlich zur Wage. Nach meinem
Zpiegelbilde und meinem Allge
inei.'fgefühl schätzte ich meine Ge
wichtsabnahine auf drei Psund. Das
Resultat lautete: 01,5 Kilo".
Sie müssen sich irren!" ries ich.
Bitt' schön, schauen der Herr
selbst nach," jagte der Mann' und
gab mir den Zettel.
..Tann ist Ihre Wage nicht rich
tig!" Bitt' schön, das ist die genaueste
Wage in ganz Marienbad."
Gewogen und zu schwer befun
den, ein umgekehrter Beljazar, ver
ließ ich wanlend das Haus. Ich
ging, in eine Buchhandlung und
tausle mir das Hejl: Wis werde
ich energisch?", und begann meine
Kur von vorn.
Ich trank Brunnen, daß ich zeit
weilig an der siren Idee litt, ich sei
ein Rohr der städtischen Wasserlei
tung; ich knabberte morgens meinen
einsamen Zwieback und scherzte dazu
blutenden Herzens mit der appetit
lichen Kellnerin, ich kroch durch alle
Krümmen des Gebirgs", die in der
Umgegend Marienbads aufzufinden
find, den Durst mir stillend mit
der Gletscher Milch, die in den Nun
sen schäumend - niederquillt, " und
schwitzte, oder, wie der Gebildete
jagt: transpirierte, daß -man die
disjecta membra poetce" in der
ganzen Gemarkung hätte zusammen
lesen können. Beim, Mittagessen saß
denn, weiß der Teusel, obwohl ichWirt nicht ohne Ccharssin eine
jeden Tag anderswo saß. immer überzeugende Erklärung, warum
hatte ich zum Gegenüber einen Id inwiejern sie kuraemäß wären.
i
Schlemmer uno greller, oer einen
Rekord brechen zu wollen schien. Ei
ne Tochter, die mir in diesen Tagen
schrieb, daß man zuhause eine
gute Äalsuppe mit Cchivenimklößen
gege en habe, verilieg ,ch aus icle-
graphischem Wege. Mein Ugolino"
rückte natürlich nicht von der Stelle.
Meinem Freunde" wich ich, wenn
ich ihn von weitem sah, in größt
möglichen: Bogen aus. Ja, dieser
Freund", er konnte lachen; er
war ein hagerer Wollüstling" wie
Ealcagno, Bildung gesällig und
unternehmend", er konnte machen,
was er ivollle, er, war und blieb ge
schmeidig wie ein Rapier. Man llagl
ein langes und breites über die uu
gleiche Verteilung der Geisiesgaben,
über die ungleiche Berleilung von
Schönheit und öiörperksajt; ober
gibt es eine schreiendere Ungerech
tigkeit, als daß Menschen jahraus,
jahrein Diners von innszehn Üiän
gen mit zugehörigen Weinen und
ilören vertilgen, ohne auch nur um
die Dicke eines Lindenblättchens zu
zunehmen? Muß einen nicht ein
dannzerfresjender Neid durchwüh
len, wenn man das ansieht und um
jeden elenden Kartosseljchinarrn ein
Psund schwerer wird?
Das Traurigste in diesen dunklen
Tageii war, daß meine heimischen
Zigarren alle geworden waren. In
Oesterreich werden die Zigarren von
der Regierung gedreht. Sie werden
aus einem tabakähnlichen Stosse
versenigt (ich Halle es jnr eine Art
Baumwolle), sind nicht billig, bren
ne aber vorzüglich und riechen
nicht. Man taun "sie Säuglingen
geben, die die Muttermilch nicht
vertragen. Der östereichische Pa
triol pflegt seine Zigarren zu ver
leidigen, indem er sagt: Ja frei
lich, unsere Zigarren taugen nichts;
aber das ist das Gute am Monopol:
man kriegt sie in der ganzen Mo
narchie, auch im kleinsten Torf, in
der nämlichen Qualität!" llebri
gens stimmt das nicht einmal; denn
in den kleinen Spezereigeschästen
auf den Törsern werden sie gewöhn
lich zwischen Petroleum und Ehlor
kalk aufbewahrt, und dann rieche
sie. Freilich Halle sie auch dann
keinen Vergleich aus mit den italie
nischen Zigarren. Aus einer Zi
garre in Benedig roch ich einmal
Seife, Zimt, Gorgonzola. Buch
druckerschwärze, ranziges Oel, Rha
barberlropsen, Kassee und inusjig
gewordene Spaghetti heraus. An
der Schweizer Grenze sragte mich
ein Zollbeamter, ob ich auch italie
nische Zigarren im Koffer hätte.
Herr!" ries ich außer mir. Wie
kommen Sie dazu, mir Perversitä
ten zuzumuten?!"
Warum ich mir keine Zigarren
von Deutschland hereingeschniuggell
litte. -szen gestanden, hall ich's
vergessen. '
An einem dieser Tage, von denen
schon die jtohelekh sehr richtig be
merlt, daß sie uns nicht aefallen.
stand ich gedantenvoll vor dem
tadt und Poslhause, och beschäf
tigt nl einem Briefe, in dein mir
Äeib und Kinder ihre Berlasfenheil
klagien. Wie gern wäre ich zu ih
nen geeilt, wenn nicht Pflichten ge
gen daS schnöde Fleisch mich an die
,en Marlerort gebannt hätten. Ta
siel eine Hand aus meine Schuster,
und eben mir stand mein Freuno
alcagiw.
Famos, daß ich Sie treffe!" rief
er, gerade wollt' ich Ihnen schrei
den. Also morgen um drei Uhr
kommen ein paar nette Kerle zu
mir zu einem einfachen Mittages
seit. Tun Sie mir die Liebe, mit
von der Partie zu sein!"
Ich kannte seine einfachen Mit
lagejjen"; Lnculluö war Kasernen
küche dagegen. Ich lehnte ab un
ter Hinweis auf meine Unr.
Aber, Teuerster, Ihre Kur soll
nicht-das geringste darunter leiden!
Lauter leichte Sachen! Schließlich
brauchen Sie ja nur zu essen, was
sich mit Ihrer Kur verträgt! Und
wenn Sie nicht wollen, essen Sie
gar nichts! ,Wenn Sie nur dabei
sind!" '
Ich bemerkte och einmal mit vor
Entschlossenheit bebender Stimme,
daß ich sest bleiben müsse.
Aber jeder vernünftige Arzt ge
stattet doch Äusnahmetage: er
schreibt sie sogar vor. Meide die
Gewohnheit," sagt Schweninger
ern Mann, der Bisrnarck entsetleicl
Wenn Sie sich an diese Lebensweise
gewöhnen, werden Sie dick- statt
mager.- Es ist eine bekannte Be
obaa)lung. daß Sträflinge sogar bei
der Zuchthausmenage fett werden..."
Sie haben recht!" rief ich im
frohen Gefühl, eine neue Wahrheit
gefunden zu haben. Ich komme;
ich komme bestimmt!"
Es gab Kaviar, getrüsselte Gän
selcber, Brüsseler Poularde, Langu
sten, Znngenragour, Sorbet usw.
usw. Dazu L8er Stesansberg, 03er
Haltenheinier Bildstock, 00er Lafitte
Schloß-Abzug, 47er Sauern, ganz
alten Heidsieck; kurz: Weine von
einem unglaublichen Innenleben
und von einem Alter, daß man bei
Von dem allen Heidsieck zu trinken.
verbot mir gleichwohl meine Selbst-zucht.
Aus Sekt will ich denn doch lie
der verzichten," erklärte ich und hielt
bie Hand ubers Glas.
Warum denn gerade aus Sekt?"
rief Ealcagno mit grenzenlosem Er
staunen. Alle Rennpserde kriegen
Sekt! Haben Sie schon einmal ein
korpulentes Rennpserd gesehen?"
Anderen Mittags, als ich an
gestanden war, schlenderte ich über
die Kreuzbruiineiipromenade und
entdeckte dort eine automatische Wa
ge mit der Ueberjchrist: Wieviel
wiegen Sie?" Ich fand diese Jra
ge zwar etwas dummdreist; aber ich
konnte ihr doch nicht widerstehen,
stieg an?, steckte 20 geller in den
schlitz und konstatierte 01 Kilo.
Also daö war nun der ganze Er
solg nach drei Wochen deö Darbenö,
Kurierens und Stasteiens! Ein gan
zes Kilogramm!
Halt an dem Automaten be
sano sich auch eine Tabelle, nach der
man genau zestslellen tonnte, wieviel
man wiegen dürse. Ich fand, daß
meiner Korperlänge ein Gewicht von
lx Mifo angemessen wäre. Also häl
te ich jQ Kilo zu viel, und sie zu
beseitigen, forderte OU Wochen Ma
rienbaö! Es war doch geradezu
lächerlich, solch einen Ort jür Ent
sellungstureil zu empfehlen!
Hartnäckig, wie ich iil der Bersol-
gimg eines einmal gesteckten Zieles
bin. setzte ich bis zum Ende meines
AujenihaltS meine Kur ohne Un
terbrechung fort. Taß ich mich jür
das Diner meines Freunds re
jedem Glase unwillkürlich nach dem
. ,K.m-t iNiMZVeMLVSLeyMZS tti&.JtSL chVV.dMieZWW MMMMbMegF
K
vanchiere. ist selbstverständlich. Ich
tonnte mich unmöglich einladen las
sen, ohne wieder einzuladen. Um
Exzessen vorzubeugen, gab ich in
dessen kein Diner, sondern nur ein
Frühstück; daß meine Gäste erst nach
Mitternacht ausbrachen, ist nicht
meine Schuld; ich tonnte sie doch
nicht sorifchicken.
So hatte ich denn unter den Mit
gliedern dieses Kreises ein höchst er
sreuliches Verhältnis herausgebil
bei, und dieses harmonische Emver
nehmen safid in einem Abschiedses
sen, daS die Herren mir am Abend
vor meiner Abreise gaben, seinen
natürlichen Ausdruck. Tie Herren
überhäuslen mich mit Aufmerksam
keiten jeglicher Art; sie hatten ein
Menü zusammengestellt, das aus
schließlich aus meinen Lieblingsjpei
sen bestand, und wollten es sich nicht
nehmen lassen, mich von der Fesila
sel direkt an den Zug zu begleiten.
Ich nahm dies Anerbieten mit Ber
gnügen an, ließ mich aber selbst
verständlich durch allen Jubel und
Trubel in meinem PslichtgejM nicht
nicht beirren. Unter dem Borwan
de, daß ich mir noch Handschuhe
lausen müsse, trat ich auf dem Wege
zum Bahnhose in ein Handschuhge
jchäft mit allein richtiger Personen,
wage. Ich legte alles ab: Hut,
Mantel, Taschenmesser usiv., nur
nicht das Portemonnaie es war
von keinem Belang mehr fetzte
mich in den Stuhl und machte mich
so leicht wie möglich. 4
05,3 Kilo!"
Tas weilbeschreyte" altberühmtg
Marienbad hatte mir also nicht nur
nichts geholfen; es halte mir ,zu
meiner Fülle noch üüO'MQ Gramm
hinzngebürdet!
Taheim schilderte ich meinen
Freunden bis, ins Einzelne hinein
die Marienbader Kur und ihre Bor
schristen.
Und das hast du vier Wochen
lang besolgt?" riefen sie wie aus
einem Munde.
Im großen und ganzen und
im wesentlichen ja!" versetzte ich
mit einer großen und runden Arm
bewegiing.
Warum die Kerle sich in dieNiP.
pen stießen und mein bester, treue
per Freund sogar laut herauspru
stete, ist mir och heule ein Rätsel.
Tie zehnte Isonzofchlacht.
Tchilderung tu Mutigen Ringens an
der ösierrcichisch.ztalienischen Gren.'e.
Aus Trieft schreibt ein neutraler
5ttiegsberichterstatter am 29. Mai:
Heute, am 17. Tagt nach Beginn
der zehnten Schlacht am Jsonzo, läßt
sich an Hand der Ereignisse und Er
lebnisse ein einigermakzen zuoerlässi
ge Bild über den Berlauf der bisher
größten und zeitlich längst Jsonzo
schlachi gewinnen,. als deren wichtig
steg Sattiim sich ergibt, daß es den
Italienern trotz kühnstem und sich
oucnosaiq : 'leoerhoienben Anstürmen
an.,, diesmal nicht, gelang, an irgend
einer Stelle die österreichisch-ungari
sche Front einzudrücken und damit
den Weg durch das Karstgebiet oder
längs der Adria nach Triest freizube
kommen. In verbissener. Ringen tobte
an den verschiedensten Stellen oft
mehr als eine Woche lang der Kampf.
Angrisf wechselte mit Gegenangriff.
Verloren gegangene Zeilstücke wurden
wieder geholt, ausZ reue aufgegeben
und wieder erobert. Von Tag zu
Tag stieg die Zahl der eingebrachten
Nacht noch die stanbivirbelnde Aora
vinnochtcn den Kämpfen Einhalt zu
tun. Svrunghast, an den verschie
bcnfien Stelle, bald in ber Nähe
ber Mecresliisie, balo im längst de
rühmten 5iarslplaieall. dem upt
schauplatz der früheren Kämpfe, bald
wieder im Wippachtal, vor Görz, am
jiuc und im Äeleich oc Illionle an
to setzten die Kämpfe ein, fast immer
jcweilcn durch schweres Feuer ver
beiden Artillerien vorbereitet oder pa
rierl. Die größten Jnfaijlerieangrlffe
fallen in die z,vte Woche der Kämp
fe, speziell solche bei K-o,ianjeoica, bei
Plaoa, ' bei Bobitt, im Gebiet der
Görzer Hügelländer, lauter Namen,
die schon von ocn früheren Jsonzo
schlachten her bekannt find.
In 40 Km. Breite griffen in den
erjit'it Tagen ver zehnten -Schlacht die
Italiener die durch die oorhergegan
gene fast sechsmonalige Ruhepause
von den Verteidigern stark ausgebaute
und mit Artillerie besonders reichlich
versehene Jsonzosront an; zuerst wohl
mit dem .aupizicl, die ihnen in der
achten Jsonzoschiacht zugefallene Gör
zer Stellung vurch Bezwingung der
die Stadt einrahmenden Höhen etwa
vom iiut bis zum Monte Santo zu
ooejan. Möglicherweise war mit
diesem Angriff am Roröflügel vor
aem eine Berocu., eigentlichen
Zieles, auss neue gegen Lie Karst,
Hochslache vorzugehen, geplant. Je
densalls aber zeigte der Verlauf 0er
Kämpfe, daß Italiens Gegner an al
len Vunkten der etwa 40 Km. lan
g;n Front genügend Truppen uno
Artillerie stehen hatte, um die Dul
zende von schweren und mit unbestrii
tener Tapscrieil und Raschheit aus-
gesührten Ängrisse auszuhallen, wo
bet es lediglich zu einem etwa 1 Km.
tiefen Terrainvcrlusl im Süden bei
Jamiano kam, der Lie Front etwas
eindrücken, aber nicht durchdrücken
konnte. Die Zahl der auf beiden Sei
tcn gemachten Gesangenen dürfte sich
ungefähr die Wage halten, ist aber
als eine weitere Bestätigung dafür
anzusehen, wie scharf diesmal An
griff und Parade sich die Wage Hai
len. vinzuacsuat sei. dan diesmal
Zchuller an Schuller mit den Italic
nern auch englische Artillerie kämpfte.
Ihr Berichterstatter weilte vor an
oerthalb Jahren bei der vierten und
fünficn Jfonzoschlacht im Karstgebiet
und hielt damals eine Steigerung ver
Kampftätigkeit schlechterdings für
ausgeschlossen. Aber die zehnts Json
zoschlacht, deren Berlauf er fast eine
Woche lang an verschiedenen Punkten
verfolgen konnte, hat ste gebracht, und
vor den Bildern und Erlebnissen die
ser gigantischen Osfenstoe verblassen
auch die wuchlizsten Geschehnisse der
früheren Jsonzotämpse. Auch für ein
geschultes Ohr mag es schwer gcwe
sen sein, hier in den zwei Wochen
langen Kämpfen im brüllenden, fast
nie aussetzenden Donner der Tausen
der. von Geschützen, die die Entschei
dnng erzwingen sollten, die einzelnen
GesechtSabschnitte noch zu unterschei
den.
Diesmal wurde heiß um den Fajti
Hrib. um den San MarcoHügel,
den Monte Santo, die Hermada, den
Stol und die verschiedenen bisher
namenlos gebliebenen, aber billige
tränkten Höhen gesümpft. Was der
Krieg henke an technischen Mitteln
auszutreioen hat, ist in der zehnten
Jsonzoschiacht zur Anwendung ge
kommen: Geschütze jeden Kalibers
spieen Tod und Beroerben in die Siel
lungcn uno anstürmenden Massen,
mit Gas und Flammen gingen sich
die Gegner zu Leibe, mit Minen und
Handgranaten versuchten sie sich
mürbe zu machen. Todgeweihte
Sturmtruppen jagten durch die sichere
Zone des Todes, um als Opfer der
Maschinengewehre oder im Kampf
Mann gegen Mann den Weg für ihre
Brüder freizumachen. Bom Meer.
her griffen die Schifssgeschiitze in den
Niesenkampf ein. Die Flieger krei
sten vom frühen Morgen an und lie '
serlen sich schwere ölämpfe in den
Lüften. Durch Tag uno ,acht lobte
der Kampf, stand der Nachschub nicht
still, arbeitete die gewaltige Maschine,
die den Pulsschlag der Front stark
Tpänc Art., 2l,.'Juni VJ17.
zu halten hat, und ob auch Kugeln,
Granaten und Steinsplitter viele
Lpf forderten, huben wie drüben:
es kam zu keiner Pause in den ersten
vierzehn Tagen. Loch und Lücke st. .
ten sich rasch, neue Divisionen wurpen
zum Sturm eingesetzt: peitschend jagte
eine izene die ander, hing sich Ereig-
nis an Ereigms, zedes opferreich, je
des blutgetränkt, jedes aber auch hel
denhast und unfaßbar. Nur langsam
flaute die Kampfwut ab, zerbröckelte
dic Stoßkraft, wurde die Front klei
ner sank das Drama von seinem
Höhepunkt herab. Auch der kräftig
sie Arm muß einmal erlahmen; auch
die tollsten Sperr und Trommel,
feuer müssen einmal still werden.' Ten
Tiegespreis dieser Jsonzoschiacht
wird einst die Geschichte vergeben,
aber wer dabei gewesen ist, weiß eii
nes sicher und kann es mit ruhigem
Gewissen melden: aufs neue hat "die
Wacht am Jsonzo standgehalten und
den Weg nach Triesi, das gerade jetzt
sein herrliches Frühlingslleid ange
legt hat, nicht freigegeben.
Sonderbar. Wo nur der
2!ayer fein Schnavsgesicht her hat?
Bom Vielen Bier und Wcuüruu