Tägliche Omaha ZxMnt. Acramc Jakob. Geschichte auS der smnziisischcn NevviutloN!Zzclt, von H. W. In dein Königreiche Bauern ani Fuße dcS SonnersbergeS liegt der tlciiie ükdti Albersweiler. Hier lebte vor vielen Jahren ein braver Cchnllehrer, namens Gruber. Er iMMc weder Weil) noch iliiid. Und tvenn er nun jo a,,S dein muiilerit Häuflein seiner fröhlichen EchulliN' der in sein einsam Stübchen laut, wurde e,s ihm ojt jehr wehe mit das Herz,, dag er niemand um sich hatte, den er tiebie und von dem er der einst wieder treue und dankbare Hiebe hojsen konnte. Toch, er war schon über Sie fünfzig Jahre hinaus und mußte lich nun darein ergeben, auch die übrige Zeit seines Gebens einsam und allein dahin zu gehen. Aber da Schicksal haue e anders beschlossen, als oer wackere Mann in seinem Sinn e gedacht hatte. CincS Tages, es war im Oktober 17S2, sah trüber nach dem Schluß der Nachmittagsjchule vor seiner Haustür. Ta kam eine arme Frau die Torsstraße herauf und bat ihn ,um ein kleines Almosen für sich und ihre Binder. Sie luar in ärmliche Lumpen gehüllt, Gram und Sorge sprachen aus ihrem abgeinagerten Gesicht. Aus dein Nucken trug sie ein iiind, das seine kleinen Aerin chen- um ihren Hals geschlungen Hatte. An jeder Hand führte sie ei nra Knaben, ebenso ärmlich und dürftig gekleidet, wie die Mutter. Ter eine der beiden Unabcn fiel dem Schullchrer auf. Er hatte eine gesunde, blühende Gesichtssarbe. Fri jches Lebcil leuchtete aus seinen glänzenden Augen. Älonde locken xingelten sich um sein freundliches und liebliches Angesicht. Wie heißt der jinabe?" fragte der Schulmeister, indem er ihn lieb kosend bei der Hand saszte. Jakob heißt erl" antwortete die; Mutter. Und wie alt ist erl" fragte Gru Kcr weiter. Er ist sieben Jahr gewesen", sprach die Frau. Mehr im Scherz . als im (Frust sprach der Lehrer nun zu der itfiut ter: Ihr könntet mir den kleinen Krauslopf abtreten." O sehr gernl" antwortete die Mutter schnell; es kann mir nur lieb sein, wenn ich einen unnützen Brotesser weniger habe." Tie ,Gleichgültigkeil, womit die Mutter sich augenblicklich bereit er klärte, dem sreinden Manne eines ihrer Kinder zu überlassen, schnitt trüber durch das Herz. Er sah ein, daß es ein gutes Werk wäre, den Knaben seiner gejühllosen Mut ter zu entreißen. Tazu hatte er den Kleinen herzlich lieb gewonnen uiiö fragte ihn jetzt alles ntjtes: Höre, mein kleiner Jakob, willst du bei mir bleiben, bei mir essen und trin ken und schlafen und etwas Tüchli ges lernen V. Jal" antwortete der Knabe, und seine Augen glänzten dabei vor lau ter Lust und Freude. ' Wirst dn aber auch nicht traurig sein", fuhr ümiber sort, wenn nun deine Mutter und Geschwister fort gehen und dich ganz allein hier las ' im?" Nein, nein", versicherte der Klei ne und schmiegte sich bei diesen Worten so zärtlich und Vertrauens voll an den Lehrer, daß diesenl nun erst recht warm , um das Herz wurde. Es dauerte nicht lange, so war die 'Cache abgemacht. Das Weib ging mit ihren zwei Sündern- ruhig des Weges weiter. Gruber aber behielt den kleinen Jakob bei sich und führte ihn fröhlich in fein Häutchen. Die Mutter hatte bei dem Abschiede noch versprochen, dann und wann wieder herzukommeil und sich nach ihrem jtinde zu erkundigen. So war denn der wackere Schul lehrer noch auf seine alten Tage ein Vater geivorden. Und er hatte seine Herzensfreude an dem kleinen Ja kob, der ihn ebenfalls von Tag zu Tag immer lieber gewann und sich mit zärtlicher Tantbarkeit an ihn anschloß. In der Schule wurde er bald sein aufmerksamster und fleißigster Schü ler. Er begriff alles jehr schnell und lernte mit jo großer Leichtigkeit, daß er seine Mitschüler bald über hotte und beschämte. Tabci hatte der Knabe ein munteres, fröhliches und offenes Gemüt, ohne jegliche Spur von Falschheit und Verstel Inng. Auf allen Cpaziergängcn waro er seines Pflegevaters treuer Begleiter und verkürzte ihm durch seine Plaudereien den Weg. Und daheim in dem flehten Stäbchen des Schulhauscs war es noch einmal so traulich und gemütlich als sonst. Ein Jahr nach dem andern verging. Vater und Sohn schlössen sich ton Woche zu Woch.-, Don Jahr zu Jahr iumier inniger und zärtlicher an monder. Jakob konfirmiert wurde, hatte it sich in der Schule und durch den fortwährenden Umgang mit sei V ZNl-vatn, eine mchrt Schatz j dtct KxnLff M hie nen? m$ fea von Kenntnissen erworben. Er, der einst ein :nner Acttelknabe gewesen war, wurde jetzt von vielen Eltern ihren Sündern als ein Muster vor die Augen gestellt, und von manchen seiner Schulkameraden aus diesem Grunde beneidet. Aber daS Beste war, daß e: bei alle dem bescheiden und demütig blieb und sich nicht über seine Mitschüler erhob. Er schloß sich immer inniger an seinen Pjlegevater an. aju trug auch der Umstand bei, daß sich von feiner Mutter nie wieder die geringste Spur gezeigt hatte. Sie kam nicht, um nach ihrem Sohne sich zu erkun digcn, wie sie es dereinst verspro chen Hatte. Sie war und blieb mit ihren übrigen Kindern für Gruber und seinen Jakob verschollen. Der alte Schullehrer überlegte nach der Konsirmation seines Psle gesohncs, welchen Beruf er ihn er greisen lassen sollte. Es wäre ihm am liebsten gewesen, wenn sein lie ber Jakob ein wackerer Schulmeister hätte werden können. Denn Gru bec hielt gar viel von seinem Stan de und 'Berufe. Auch hatte der Knabe so viel gelernt, daß Gruber wohl die Hofsiuing haben konnte, eineil tüchtigen Schullehrer in ihm heranwachsen zu sehen. Er über legte, wie er es bei feinern kärgli chen Einkommen möglich machen könne, diesen seinen Herzenswunsch zu erfüllen. Ta wurde ihm durch den Pfarrer des Ortes ein Auerbie teil gemacht, das ihn anfänglich mit nicht geringem Verdruß erfüllte. Eine benachbarte Hcrrjchast suchte einen Bedienten, und der Pfarrer hatte unsern Jakob dazu emp sohlen. Die Herrichast war willig, ihn dar auf hin in den Dienst zu nehmen, und ließ dein Pflegevater dies An erbieten mitteilen. Gruber kämpfte zuerst keinen kleincil und geringen Kainpf, als ihm der Pfarrer diesen Vorschlag machte. Es war ihm sehr schwer und schmerzlich, seinein läiigstgeheg teil Lieblingswunsche zu entsagen. Er nieinte zugleich, daß sein Jakob sich nicht dazu die schönen Keimknisse erworben hätte, um sich als ein Be dienter sein tägliches Brot zu ver dienen. Es war wunderlich, daß die Herrschast gerade jetzt einen Die ner suchte, und daß der Psarrer gc rade seinen Pflegesohn dazu vor geschlagen . und empfohlen hatte. Kurz, er entschloß sich endlich, die ganze Sache dem Jakob mitzuteilen und sie seiner Entscheidung zu über lassen. Als Grubcr seinen Pslegesohn zu sich rief und ihm das Anerbieten deö Psarrers mitteilte, fürchtete er einen Augenblick, daß dieser sich dadurch beleidigt fühlen würde. Er er staunte, als Jakob ihm sogleich fest und entschieden antwortete: Lieber Vater, wenn du nichts dagegen hast, so nehme ich die Stelle an." Wie?" rief der alte Schullehrer erstaunt, du wolltest wirklich ein Bedienter werden?" O geml" antwortete Jakob. Der arme Vettelknabe muß Gott von ganzem Herzen danken, daß er ihm das Vertrauen fremder Men scheu erworben hat. Und da wir einander mit den Gaben dienen sol len, die ein jeglicher empfangen hat, warum sollte ich nicht gern und freudig einer Herrschaft dienen?" Aber deine Bildung, deine Kenntnisse?" fragte Gruber weiter. Es ist damit nicht so weit her, lieber Batcr, als du meinst," sprach lächelnd sein Pflegesohn. Und wenn ich wirklich etwas gelernt hätte, so kann ich es auch als Die ner gebrauchen und zum Nutzen an derer verwenden." Kurz, Jakob war entschlossen, die angebotene Stelle unter allen Um ständen anzunehmen. Der Pslege vatec wagte nun nicht mehr zu wi derstreben. Nicht lange darauf ver ließ der fünfzehnjährige Knabg das Schulhaus und den Wohltäter seiner ltlildheit, uin feinen Dienst bei der Herrschast anzutreten. Tcm alten Grubec wurde sein- Stübchcn jetzt noch viel einsamer, als es ihm vor der Ausnahme seines Pflegesuhnes gewesen war. Er konnte sich lange nicht in die Trennung von dem Lieblinge seines Herzens finden, und manche bange Stunde kam über den alten, sich jetzt so verlassen fühlen den Mann. Sein Trost und seine Freude waren die Briefe, die Jakob häufig an seinen Pjlegevater schrieb, und die so recht ein Spiegel seines treuen und dankbaren Herzens wa ren. Dazu kam denn auch manch mal an einem Sonntage, wenn die Herrschaft es erlaubt hatte, ein Be such Jakobs, der das kleine Stäbchen im Schulhause wieder mit Glück und Freude erfüllte. Zugleich erfuhr Gruber durch den Pfarrer, daß die Herrschaft mit feinem Pflegesohns ganz und gar zufrieden war, und daß sie seinen Fleiß und seine Treue erkannte und lobte. Auf diese Weise war der Juni des Jahres 1789 herangekommen. Jakobs Herrschaft beschloß, ihre an dern Güter, die aus dem linken Rheinufer gelegen waren, zu besu chen und dort den Sommer über zu verweilen. Natürlich mußte Jakob auf dieier gleise sie begleiten. Dem 1 ge Trennung von dem geliebten Sohne doppelt schwer. Eö sollten ja Wochen und Monate vergehen, ehe er ihn wieder sehen und in feine Arme schließen konnte. Vater uno Sohn nahmen einen herzlichen und zärtlichen Abschied von einander und vertrösteten sich gegenseitig auf das Wiedersehen iin Herbsie. Jakob reiste nut seiner Herrschast ab. G gen das Ende des Oktobcrmonats kehrte die Herrschaft wieder nach Bayern und in die Nähe von 211 bersweiler zurück. Aber Jakob kain nicht nut lhr zurück in die Heimat, Er hatte von seinem Herrn eines Morgens den Auftrag erhalten, nach einem benachbarten Gute zu gehen und eine be reundete Familie zu et. nem kleinen Feste einzuladen. Er hatte mit dem ihm zur Bestellung ubergebenen Bneie, der die Einla dung enthielt, das Haus verlassen; aber er war weder an diesem noch an den folgenden Tagen zuruckge kehrt. Auf die eingezogenen Er kundigungen erfuhr man, daß er den Brief nicht abgegeben hatte. Jede Spur des treuen Dieners war unerklärlicher Weise verschwunden. Niemand konnte sagen, wo er geblie ben und was aus ihm geworden war. In Frankreich war in jenen Tagen oie Revolution ausgebrochen Das empörte Volk hatte die Ba stille, das alte Gefängnis, erobert und zerstört, hatte seinen 5tönig unö oeisen izamüie mit Gewalt von Ver sailles in die Hauptstadt zurückge sührt. Ausruhr und Empörung hauen von Tag zu Tag immer sro eher ihr Haupt erhoben. Tie Revo lution wütete in dem unglücklichen Lande und brachte Tausende in das Gesängnis und auf das Blutgerüst. Der alte Gruber konnte sich zuletzt nicht langer verbergen, daß sein ac liebter Pslegesohn in die Hände der wilden Nevolutionsmänner gefallen war. Er konnte nicht mehr am Le ben sein, da er sonst gewiß unter allen Umständen ihm irgend eine Nachricht hatte zukommen lassen. Es war nicht anders möglich, als daß Jakob in Frankreich als ein Opfer der grimmigen und mörderischen Revolution gefallen war. Das Glück und die Freude seines Alters war nun für immer dahin. Ter brave, fromme Schullehrer faß einsam in seinem Stübchen und grämte sich über den Verlust des Pslegesohnes, der seines Herzens Wonne gewesen war. 2. Ein Jahr nach dem andern ver ging. Vierzehn Jahre waren seit dem geheimnisvollen Verschwinden des armen Jakob verslossen. Ter König und die Königin von Fran5 reich hatten vor der Wut eines ver führten und verblendeten Volkes ihr Leben auf dem Blutgerüste lassen müssen. Tie Revolution hatte das unglückliche Land in immer neue Bürgerkriege gerissen. Feuer und Schwert wüteten in seinen Städten und Dörfern. Tausende und Aber lausende seiner armen Bewohner waren in das Ausland und in die Verbannung gegangen: ebenso viele waren in den Gefängnissen ver schmachtet, eine noch größere Zahl war in den Schreckenstageil getötet worden. Endlich hatte Napoleon Bonaparte die Herrschast des Lan des in seine Hände genommen und der Revolution mit starkem Arm ein Ende gemacht. Aber, er strebte nur dahin, seine Macht und seinen Ruhm auf Kosten feiner Nachbarn zu ver größern. Als cr am 2. Dezember 1804 zum Kaiser von Frankreich ge salbt worden war, erklärte er Nuß land und Oesterreich den Krieg. Es war im Jahre 1805, als die französischen Heere durch Bayern hindurch gegen Oesterreich zogen. Auch die Gegend, in der der Flecken Albersweiler liegt, litt in jenen Ta gen ungcmein durch die Durchmär jche des feindlichen Heeres, noch mehr aber durch die hcrumzichenden wilden Horden, die den Soldaten folgten. Sie fielen über die wehr losen Bürger und Bauern her und raubten und plünderten, was sie konnten und wo sie etwas fanden. Auch Albersweiler war durch eine solche Bande ganz und gar geplün dert worden, als zum Schrecken sei ner Bewohner eine neue Heeresab teilung herankam und durch den Flecken zog. Ter alte, brave Schulmeister Gruber lebte noch, obwohl ihm der Gram um seinen geliebten Pslege söhn tief gebeugt hatte. Das Jahr 1805 war ebenso für ihn, wie für viele seiner Landsleute, ein Jahr der Trauer und des schmerzlichsten Verlustes geworden. Die unbarm herzigen Feinde hatten sein kleines Häuschen ganz und gar geplündert. Was ihnen nur irgend gejiel, und was sie gebrauchen tonnten, das hat ten sie mitgenommen. In ihrer Wut darüber, daß sie bei dem ar men Schullehrer keine Schätze san den, hatten sie in seinem Hause mit grausamer Hand alles, was sie nichl mit sich nehmen konnten, zerschlagen und zerstört. Ter arme G-uber hatte sein ganzes kleines Eigentum verloren und nur noch die traurige Aussicht vor sich, auf feine alten Tag fc& täsIH5Äcot M ?MtM zu müssen. So saß er eines Tages einsam in seinem Stübchen. Aus einmal entsteht in dem 'Orte Lärm und wildes Geschrei. Er steht auf und tritt an das Fenster. Ta sieht er, wie die Bewohner aus den Häu sern und über die Straße fliehen. Jammern und Weinen von Kindern, laute Lllagerufe der Frauen und Mädchen dringen zu seinen Ohren. Ein Bataillon französischer Soldaten ist soeben wieder in Albersweiler eingedrungen und sucht in den Häu sem nach Raub und Beute. Der arme Schullehrer saltct seine Hände, blickt zum Himmel hinauf und seuszt zu dem Helfer in aller Not. daß cr sich doch über ihn und seine Lands leute erbarmen und der Not ein Ende machen wolle. Da wird seine Stubentür plötzlich aufgerissen. Eine Horde von zehn bis fünfzehn Solda ten stürmt schreiend und tobend her ein. Sie reden eine fremde Spra che, die er nicht versteht. Aber er errät bald, daß sie Ledenöniittel und Getränke, Geld und Kostbarkeiten von ihm verlangen. Der arme, alte Mann zeigt auf seine leeren Wände, öffnet alle Türen und Fächer seiner Komniodcn und Schränke und will den 'Soldaten dadurch bedeuten, daß er nichts, gar nichts für sich und sie habe. Tie unbarmherzigen Feinde glauben ihm nicht. Sie achten nicht sein Alter, sie scheuen nicht sein wei ßes Silbcrhaar, das er mit Ehren trägt. Wütend stürmen sie auf den wehrlosen, schwachen Greis ein, zie hen und schleppen ihn in der Stube umher und schlagen mit den Kolben ihrer Flinten aus ihn ein. Ja, ei ner von ihnen setzt dem alten Mann den Degen auf die Brust, um ihn zu durchbohren, wenn er nicht au genblicklich ihre wilde Habgier be sriedige. Die andern stimmen wild jubelnd zu. Ter alte Mann sieht seinen sichern Tod vor Augen. Er neigt still das Haupt und besiehlt seine Seele in die Hand Gottes. Ter rohe, gesühllose Soldat, der mit seinem Legen schon die Kleider des Schullehrers durchstochen hat, zieht ihn zurück und holt zu einem krästigcn Stoße aus, um dem Leben des alten Manne ein Ende zu ma chen. Ta wird wiederum die Tür aufgerissen. Ein hoher, schöner, stattlicher Ojsizicr tritt herein. Er stürzt auf den Soldaten zu, entreißt ihm den Degen, zerbrich ihn und wirst ihm die Stücke vor die Füße. Dann hält er den Plünderern in einer dem Schulmeister zwar unver stündlichen Sprache, aber mit gewal liger Kraft eine ernste und eindring liche Strafpredigt. Die Soldaten, die bei seinem Eintritt erschrocken waren, hören still und lautlos zu. Auf einen Wink ihres Vorgesetzten grüßen sie ehrfurchtsvoll und verlas sen dann ganz bescheiden und in gu Der arme Jakob 555 ter Ordnung das bedrohte Schul Haus. Gruber und der Offizier waren allein in dem Stübchen zurückgeblie ben. Ter Fremde trat an das Fen fter und sah hinaus, ob die Solda ten auch wirklich hinweggingen. Tann erst wandte er sich um. Der Mann war tief beivcgt. Sein An gesicht glänzte wie in fieberhafter Röte. Seine Augen hingen wie be zaubert an dem alten Schulmeister. Edler Mann, mein Netter und Wohltäter", rief Gruber nun aus, ach, daß ich in Ihrer Sprache Ihnen danken könntet Gott lohne es Ihnen, daß Sie einen armen Greis noch vor einem fo schmähli chen und gewaltsamen Tode gerettet haben! Ter Offizier schien die Worte des chullehrers nicht gehört zu haben. Er sah ihn unverwandt und unbe weglich an. Tie hellen Tränen stürzten ihm aus seinen Augen unö rannen über die gebräunten Wan gen hernieder. Endlich breitete cr seine Arme aus, fiel vor dem Greise nieder auf seine Knie und rief in reiner deutscher Sprache: Vater Gruber, kennt Ihr Euren Jakob nicht mehr?" Der alte Mann erschrak, wie vom Blitz getrosfeil. War es denn wirk lich kein Traum und keine Täu jchung, daß sein totgcglaubter, sein tiefbcwciiücr Pslegesohn bei ihm war und die Arme nach ihm aus streckte? Nein, es war kein Traum! Dies Angesicht und diese Stimme konnten nicht lugen. Barmherzr gec Gottl" rief der Greis in der Erschütterung der Freude, Jakob, mein Sohn, mein geliebter Sohn!" Uiid nun stürzten sich die beiden Männer in die Arme und weinten mit einander Tränen der herzlich sten Liebe und Freude. Als Vater und Sohn die erste Freude des Wiedersehens mit einan der genossen hatten, da erzählte Ja kob dein fragenden Greise die .Ge schichte seiner letzten sünfzchn Le bensjahre. AIs er an jenem Mor gen von seiner Herrfchaft auf das benachbarte Gut geschickt worden war, war er auf seinem Wege in die Hände der französischen Soldaten gefallen. Der schone, stattliche Jüngling hatte ihr Wohlgefallen er regt. Mit Gewalt hatte man ihn festgehalten und zum Soldaten ge macht. Ohne daß er seiner Heer MMwch. WS.MMjMNM' lassen konnte, war er in das Innere von Frankreich hinweggeschleppt und irr die Reihen des französischen Hee reS gesteckt worden. Er hatte zuerst mit Widerwillen, dann mit Geduld und Demut sich unter die Hand Got tcs gebeugt, die ihn auf diesen Weg geführt hatte. Durch seine Tapfer keit war er dann allmählich von Stu e zu Stufe gestiegen und end lich Offizier geworden. So war er mit dem französischen Heere bei dem Ausbruch des Krieges nach Teutsch land und auch nach Bayern gekom men. Aber, so werden die Leser sragcn, hatte denn Jakob in dieser ganzen Zeit seinen alten Pflegeva ter und Wohltäter vergessen? War um hatte er nie an ihn geschrieben und ihn über sein Schicksal beru higt? Nun, Jakob war nicht so undankbar, als es scheinen möchte.. Als er Soldaten geworden und nach den ersten Hin und Herzügen zur Ruhe gekommen war, hatte er so wohl an seine Herrschast, als auch an den alten Gruber geschrieben. Nach einigen Wochen, da er keine Antwort erhielt, hatte er abernials einen Brief an seinen Wohltäter ab geschickt. Auch dieser blieb unerwi dert. Er hatte noch einmal geschrie ben, und als auch der dritte Brief keine Antwort brachte, hatte er in seinem Herzen still getrauert. Alle seine Briefe waren nicht an den Ort ihrer Bestimmung gekommen. Die Schuld daran lag an der Unord nung und Unruhe, die die französi sche Revolution überall hinbrachte und die namentlich auf die damals ohnedies noch sehr mangelhaste Post einrichtung ihren Einfluß ausübte. Jakob war endlich auf den Gedan ken gekommen, daß fein geliebter Pflegevater gestorben sei. Er hatte ihn von ganzem Herzen betrauert und beweint. In dem unruhigen Treiben des Soldatcnlebens und in dem Kriegsgetümmel, in das er hin eingcrissen wurde, hatte er mit der Zeit seinen Schmerz überwinden ler nen. Dennoch aber hatte er dem Pjleger und Wohltäter seiner Kind heit ein warmes und treues An denken in seinem Herzen bewahrt. Man denke sich nun seinen Jubel und sein Glück, als er den geliebten Pslegevatcr noch wider alles Erwar ten am Leben traf und ihn sogar aus den Händen der mordlustigen Soldaten retten konnte Drei Tage lang blieb die Abtei lung des französischen Heeres in Albersweiler. Drei Tage lang konnten Vater und Sohn ihres Wie dersehens sich mit einander freuen. Ter Major nahm natürlich die Häuser und Bewohner des hdmat liehen Ortes in seinen krästigen Schutz. Kein Haus durfte geplün dert, niemand auch nur im geringe sten an seinem Eigentum beschädigt oder in irgend einer Weise gedrückt werden. Das ganze Torf erntete nun den Segen der Wohltat, die der wackere Schulmeister einst dem ar men Bettelknaben erwiesen hatte. Jakob wich in jenen drei Tagen, so viel sein Tieiist es ihm gestattete. nicht von seines Pslegevaters Seite. Er besuchte mit ihm alle Orte, die ihm von seiner Kindheit her lieb und teuer geblieben waren. Er er neuerte mit den jungen Leuten des Dorses, die ernst seine Schulkamera den gewesen waren, die alte Be kanntjchajt und Freundschaft. End lich, viel ?u frühe für Vater und Sohn, waren die drei schönen Tage verflosien. Ter Bqehl des Kaisers rief den Mawr und feine Soldaten aus dem stillen Flecken hinaus in das Getümnicl des Krieges. Tie Segenswünsche des ganzen Ortes begleiteten den braven Ofsizier und seine Soldaten bei ihrem Scheiden. Batcr und Sohn umarmten sich noch einmal in herzlicher und wehmütiger Liebe. Der alte Schullehrer danktz seinem geliebten Jakob mit stum mem Händedruck auch für das Opfer kindlicher Liebe und Treue, womü dieser seiner Not ein Ende gemacht und ihm einen sorgenlosen Lebens abend bereitet hatte. Endlich muß ten sie sich von einander trennen und losreißen. Sie haben sich auch nie wiedergesehen. Vater Gruber starb schon im nächsten Jahre. Er wußte nicht, daß ihm sein geliebter Pflege söhn schon vorausgegangen war. Als die Sonne von Austerlitz (am 2. Dezember 1805) das große Schlachtfeld mit seinen vielen To ten und Verwundeten mit ihren matten Strahlen beleuchtete, da lag auch der Major Gruber unter den Gefallenen, die es bedeckten. Unschuld vom Land e. Wie gewöhnlich die Großstädter sich doch ausdrücken! Sprach da gestern ein Herr in der Gesellschaft von der Büchse einer Pandora"! Na, wenn man schon nicht Hose" sagen will, so bezeichnet man daZ Ding doch mit .Beinkleid"!' ' Erklart. Warum ißk Du denn heute schon um 7 Uhr Abend brotZ" Ich bin um 9 Uhr zum Abendes sen eingeladen." , EinVorzug. I tooaß net, waS schlechte ist: 's Abbrennen oder a Erdbeben." Woafzt, Nazi, beim Erdbeben kön neg 5Jit: Hcu M Mab'sl' Bedkntender Gklehrter, Tode kincö große Natiinalökonimk l Oesterreich. Oesterreich hat in der Kriegszeit feinen zweiten großen Nationalötono men verloren: Eugen von Philipps oich ist Böhm-Bawerk im Tode ge folgt. Der Verstorbene wurde im Iayre 1858 in Wien als Sohn eines hervorragenden Offiziers geboren; er habiliUerte sich 1884. kam im Jahre 1883 als außerordentlicher Professor nach Freiburg (Baden), 1893 als or dentlicher Professor der Natioxalöko nomie an die Wiener Universität Sein Hauptwerk ist der Grundriß der po litischen Oekonomie. der zehn Aufla gen erlebte und noch heute eines der beliebtesten Lehrbücher der Vollöwirt schaft darstellt, wenn auch gegen die stoffliche Einteilung mancherlei einzu wenden wäre. Philippovich hat auf die Ausgestaltung und Weiterführung dieses leicht lesbaren.auf umfassendem Quellenstudium beruhende Werkes ungeheure Sorgfalt verwendet. Von feinen Spezialforschungen wären u. a. zu erwähnen: Die Bank von Eng land im Dienste der Finanzverwal tung (Wien 1885). Aufgabe und Me thode der politischen Oekonomie (Frei bürg 1886). Der badische Staats Haushalt 18681889 (Freiburg 1889). . Wirtschaftlicher Fortschritt und Kulturentwicklung (Freiburg 1892). Eine Fülle von Aufsätzen, vor allem auch sozial-politischen In Haltes, veröffentlichte, er in Zeitschrif ten und in der Tagespresse. Für die Vertiefung des wirtschaftspolitischen Teiles der Presse bekundete er lebhas tes Verständnis. Eugen von Philippovich übte einen großen Einfluß aus die Wirtschafts politische Gesetzgebung Oesterreichs aus. Seine Reden im Herrenhaus zeigten den in der praktischen Wirt schaftspolitik bis in die kleinsten Ein zelheiten bewanderten Kenner der Ma terie. Der Schreiber dieser Zeilen er innert sich mit Vergnügen an die ei genartige, lebendige Schilderung,, die ihm Philippovich über den Ausgleich bot. ' . Der Verstorbene hat im Gegensatz zu andern hervorragenden Vertretern der österreichischen Schult in den letz ten Jahren eine stärkere Hinneigung zu der- deutschen Nationalökonomie, und zwar zur sozialreformatorischen Richtung gezeigt; sie entsprach seinem sozialfortschrittlichen, humanen Den ken und der Ueberzeugung, daß dem Ansehen der nationalökonomischen Wissenschaft durch vermehrte Tatsa chenschilderung besser gedient sei als durch vorwiegend theoretische Speku lationen. Die immer komplizierter sich gestaltenden ökonomischen Zu stände in der Donaumonarchie be stärkten ihn in dieser Anschauung. So kam es, daß die Stellung, die Phi loppovich in Oesterreich einnahm, der jenigen von Schmoller in Deutschland entsprach. Der Verein für Sozialpo litik war der Treffpunkt. Unter dem Einfluß dieser glücklichen Zusammen arbeit sprach der Verblichene immer entschiedener der Existenzsicherung der Besitzlosen, der Förderung der Orga nisntion das Wort, die an die Stelle der Atomisterung der Gesellschaft tre ten sollte. In den letzten Jahren ist Philipps oich schriftstellerisch selten heroorge treten. Neben seiner akademischen Tätigkeit nahmen ihn die österreichi schen Wirtschaftsprobleme, über die er wie kein zweiter Bescheid wußte, im mer mehr in Anspruch. Die letzte, in Buchform erschienene Arbeit ist betit telt: Die Entwicklung der wirtschaft lichen Ideen im 19. Jahrhundert." In dieser vorbildlich klaren, tiefgrün digen Schrift hat der Verstorbene gleichsam ein sozialpolitisches Glau bensbekenntnis abgelegt. Er sah die ungeheuren Aenderungen in der gan zen Gesellschaft im Laufe des letzten Jahrhunderts, er sah aber auch die Aufgabe, die den heutigen und kom menden Generationen gestellt ist: die gewaltigen Machtmittel des Kapita usmus einer sozialen Ordnung emzu fugen, in der seine Produktivkräfte. vereint mit den Grundformen gemein wirtschaftlicher Güterversorgung, der Wohlfahrt der Gesamtheit dienen. Eugen Philippovich hat den Anbruch einer neuen Zeit mit diesen neuen, durch den Krieg beschleunigten Aus gaben nicht mehr erleben dürfen. Der 14iahrige Norman Hardy und sein Gefährte Walter Hendersou retteten im Snoqualmie Flusse in der Nähe von North Bend. Wash., drei Kinder, die dem Ertrin ken nahe waren. Die Kinder befanden sich in, einem schadhaften Kahne, der in der Mitte des Flusses umkippte. Hardy und Henderson stürzten sich ohne Besinnen m die Fluten und brachten die jungen Schiffer ans Land. E. P. Mason, welcher am März ins Staatszuchtshaus zu McAlefter. Okla., eingeliefert wurde. um erne Lviahriae Strafe weqen in Pontotoc County begangenen Bank raudes abzusitzen, versuchte kürzlich zu entfliehen, als er mit anderen traflingen im Baumwollfelde arbei iete. Als er aus Anruf der Wächter nicht stillstand, wurde er durch drei ScMclaMe LMa, L.etLej, pic 'Alabchnchr Skizz, bi n W. S1U In einem verdunkelten Zimmer, das niemand mehr seit tangk Zeit . betrat, war neben andern schdnkNi und alten Sachen eine kostbare- Standuhr unter einer Glocke von Glas. Das ge' wölbte Gehäuse wurde aus seiner fKi chen Schale von alabasternen Säuk getragen, zu deren Fuße :CWamsi auf seinem Hammer, ieiNK',icig ein goldener Chronos lag. SeUiJhrkil hatte kein Mensch sie meht'-fc. gen; über dem bemalten Zrfftrbtatt hingen die verschnörkelten r, Zeiücr, , lahm, beide über der Sechs. Sa stand sie denn unter der gläsernen , 'Glocke : und wartete und sehnte sich nach Hän öen, die ihr sie liebevoll höben, Hau ' de, die den Schlüssel hatten, i ihr Innerstes zu finden, und das Pendel wieder ins Schwingen brachten, daß : sie mit den Zeigern wieder kreisen und klingeln könnte mit silbern ' Glocke. i' Konnten doch hinter geboge ner. Glase im Zierschran! die alten Porzellane, wenn durch die verhäng' ten Fenster, spitz, sich ein Sonnen strahl zwängte, entzückt all ihr Wei ßes und Goldenes schimmern' lassen, und jedes Stück des andery Spiegel sein. Wenn in entferntem Zimmer verhaltene Schritte den Boden zit tern ließen, erschauerte das Spinett und summte leise mit den Saiten und träumte im Verklingen von Glissandi und Terzen. Hatten nicht die Mars quinbände auf den Regalen ihre, Feindschaft mit den Motten und ge nofsen daz Glück, zu hassen?. Die Go belins an der Wand mit Jagdhunden'' Und schlanken Piqueurs durften W filmen ciuicii tfai4tn;i die künstlichen Blumen unl,. dunien s. Bänder konnten schmachtend vergilt ben. Auf anderes legte sich wie aus' Mitleid graufchimmernder Staub. Nur die Uhr Unter der gläsernen Haube war allein und hatte nich Liebe und Haß und wartete, sehnig sich nach Händen, die zart und liebe i voll fassen. .1 0 gehen zu können, klingen zu ' können, Mittel zu sein! Einem blon den Knaben, müde von Spiel und Glück, leis in den Schlaf zu ticken unheimlich und gespenstisch, wenn t um Mitternacht erwacht, zwölf U'' ' zu schlagen! Ihm Morgenruf sein erneuter Freude und Lächeln, o! , abends ihn. wenn er am Fenster ' und nachdenklich ist. mit losem Sä ' gen zu erschrecken!" , ; Da wurde die Sehnsucht der nach all dem Glück so groß, daß , Schauer sie durchlief. Da kn ' sagte ein Rädchen tm Rücken; e, Feder entglitt noch ein Rest V, Spannung, und die silberne . &iit ' gab einen feinen und glücklichen ff ; In seligem Entzücken lauscht füi , Uhr, wie es im Zimmer sang.. dem Spinett hob sich verträuw) " 1 hohe Fis und klang leise mit. iujuiununtj. , , ; i . und Frau ,e roaten una erir jycaroi , rr - . . f i.. ... . t rtü : i T ja mugl er aur.'jagn, ya wt i5vr vlerunozwanzig tzstunol , !üiie war die Trennung han. ' Am Bahnsteig herzten sie sEI"'" Der Zug fuhr noch nicht ein. , Bon neuem ging das Äüssen loii l . Luspätung , das ist feint" Nach Jahren fuhr die Frau ins Oad Für reichlich lange Zeit. ' Der Gatte gab ihr, weU'S so Brauch, ' Zum Bahnhof das ,Geleit, Im Auf und Abgeb'n harrten dort ; 5t.es Zuges stumm die zwei. .Verspätung' schrieb man eben tf .Verdammte Bummelei l , ' ' Gefährliche Wünsche Er: .Nun. Sckäkcken. was tniinfrff Du Dir zum GeburtstagZ" feie: .Einen Flügel der ei: Auto Kind, Kind, beides ist sehr gc fährlich; kaufe ich Dir ein Auto dann stirbst Du früher, kaufe ich Di: einen giugei, dann ich. V.MVtl Q 4, VUillb .i ' - Durchschaut. Art (al bern Patienten das Nieseri udn kommt): .Gesundheit!" . , Patient: .Sie Heuchler!" Schwacher Einw n - sh Yn rt Hfl i VMMfV U lUiU U Herr: .Was! Sie sind nock, ein f junger Mensch und schämen sich nk zu oetteml' Bettler: .Mein Gott, st das 2c: teln nicht schon an ficki traurig? (Snä ich nun etwa noch blind sein ofc? nen Buckel haben oder gar Krüppe sein?" E!n,iaes Mittel. K,m de: .Also die Dame, die so , furcht oar iaiiq nngt. wohnt noch imme neben Ihnen? Wissen Sie. da tofo ich längst ausgezogen." Geschartsmann: .WaS soll im chen ich habe noch fünf Kontrakt. . . ober ick, lasse ibr i Gesangsunterricht geben!" Im Zickzack. W twe: m mer wenn ich einen Wik ani !himm seh:, muß ich an meinen seliaen Bai demar denken." Freundin: .Wieso w,ir n i blendend schen?" .Nem. das nicht. . ." .Ach. es blikte bei ibrr, rrrsis ti Esprit?" I wo so kam er l-.irer ' Hei"