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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (July 24, 1917)
TLzMe Omaha Triböne g)lC Aszr w ämpfe am MytscbaetebOgen. Die britische Offensive in Flandern. Besetzung von Nlstschaete und Alessines. Die moderne Positionsschlacht. 12. Juni. f ti Flandern nuiTtacn DiMuidcn 4 und sperrt die beiden Haupt j stellen, an denen die deutsche Heeresleitung in dem ersten Kriegsfall zu wiederholten Malen der. sucht hat. sick nach Calais und an die französische Kanallüste freie Lahn zu brechen. Bei Apern geschah" das Haupt, sächlich in den letzten Oktober- und ersten Sovembntagen des Jahres 1014. Es gelang damals den in diesen, Abschnitt dislozierten englischen Etreitirästen, die aus drei Infanterie, und einem Jlaoal leriekorps bestanden, nur mit Mühe, den mit etwa finf Korps versuchten deut, schen Durclzbruch zu vereiteln. Halte nicht Gennal Fach, der gegenwärtige französische Gencrnlstabsckef im Kriegs Ministerium, dessen Ruf sich neben den Marneschlachien houptsächlich von Npern her schreibt, an französischen Truppen herangeführt und in den Kampf gewor fen, was er erreichen konnte, sc hätte es für die alliierten Heere hier leicht zur liatastrophe kommen können. Seinem energischen Eingreifen und der Kamps tüchtigkeit seiner Truppen ist es zu dan ken, daß zwischen Wern und Arnien tiörcS der Fk'ontverlauf entstanden ist, der mit wenig Veränderungen jahrelang vorgehalten hat, und der in der kleinen Skizze durch den breiten Strich ange deutet ist. Tiefer Fronierkuf hatte das Kenn zeichnende, daß die deutschen Stellungen zwischen Fpern und der Touoe einen nach Westen ausspringenden Winkel bil deten, der durch die beiden Ortschaften Wytschaeie und Messincs markiert wird und darum in den deutschen Heeresbe richten als der .Wytschaetcbogen' be zeichnet worden ist. Da dieser aus springende Winkel zugleich noch eine Höhenftellung repräsentiert, die mag aber nicht mit unsern Begriffen messen darf, da ihre höchste Erhebung nur 74 Meter über Weer liegt, so war er einer Bastion ia vergleichen, die nicht nur dauernd eine flankierende Bedrohung für die Ix'u tischen Stellungen um Apern und süd lich der Tome bildete, sondern den deutschen Batterien und der Artillerie lcitung auch einen vorzüglichen Bcobach tungspuntt lieferte. Es ist daher zu be greifen, dah die Dcutschzn diese Stellung mit allem sortifilatorischen Raffinement, das ihnen eigen ist. ausgebaut haben, wozu der leicht zu bearbeitende sland tisch Mergelboden geradezu eingeladen hat. Aber es ist auch verständlich, daß eine britische Offenstoe in Flandern keine Erfolgsaussttcn baden konnte, so lange sich diese forniidable Bastion in feindl! chem Besitz befand. Ihre Wegnahme mußte daher für die britische Heereslci tunz das erste Offensivziel bilden. Die ses an sich beschränkte Ziel üt am 7. Juni durch den Angriff der britischen Armee Plumer erreicht worden, denn er hat zur (Zroberung der Bastion und zur Bcsetning von ävyischacte und Messines gefütlrt, auch die deutsche Frontleitung zu einer Zurücknahm: ihrer vordersten Stellungen auf eine Linie veranlaßt, die von Hollebeke aus über Gapaard nach Ploegsteert verläuft. Hieran haben deut fche Gegenangriffe, die an den folgen den Tagen mit herangdolten frischen 5lrästen unternommen worden sind, nichts zu andern vermocht. Aber auch die britische Offensive ist, von den übli chen Abrundungsarbeiten abgesehen, nicht weiter gegen die deutschen Stellungen vorgetragen worden. Man hat sich, der bis jetzt bewährten Methodik folgend, mit der fortiiikatorifchen Sicherung und Einrichtung des gewonnenen Geländes begnügt, und will sich zuerst infanteri stisch. aber namentlich artilleristisch zu verlässig basieren, bevor zu weitern Ope rationen übergegangen wird. Bei der modernen Positionsschlacht, wie sie sich auf dem westlichen Kriegs schauxlatz herausgebildet hat, sind drei Schiachtpbascn zu unterscheiden: die Luftschlacht, die Artillerieschlacht und die Jnfanterieschlscht. Der Erfolg in Ufi0'Vj0 ' y'Q dc kIonne!ieks ,A n ylß&sn 0 vrnprh yy Westbmrk o . 1 ''SKnjio&ndserdt Rt ' Ws Roi3il!ebe fltiU . 2 o llNswA. ?ndvoorde oofmezeeie UÄ ) O J -.Vt; , r äsv v'-Co d jWybchaete N Houthem iyd JUf "y-Tv K VKwnrnd M-- ' !?Mx?--" 1 pCuw iwsr ' n r k n . OoiemonbC v Y K 1J i i I i 1 II , jSrf . i y ' r TP ?Vt t x. VsL " y K.,AJZ lW J " V-3 trram IfVnqtSeny eH SsNiecp. A 7 M Aubers Q V VlV I OlaSassee 7 VylLl P I s-J W t Aitw i S , gigARMEKTlERES V S. yAO0uaf 355wncg,cewaaTO;aiaai jAiras O Xcr Wytfchaelcbogrn der einen ist die Bedingung für das Gelingen der andern. ?ie Luftschlacht klart auf und gibt die 'Mittel für die artilleristische Feuerregulierung. bringt den !ösdengeinn und sickert seinen Be sitz. Tiefe drei Phasen sind in der vier ten Kpernschlacht besonders deutlich zum Ausdruck grkommen. Ar die britische Heeresleitung hat ihnen nock eine vierte beigefügt, die man die Minenschlacht nennen kann. Unter Ä.isnützung der günstigen Bodenart F.anderns waren von den britischen Mineuren neunzehn Minensiollen unter die deutschen Siel- lungen im Whtschaetbogen getrieben und, wie' es heifzt, mit tiOO Tonnen Spreng st off geladen worden. Man kann sich einen Begriff von dieser Sprengstoff masse machen, wenn man bedenkt, dah zu ihrem Transport vierzig Eisenbahn wagen mittlerer Tragfähigkeit erforder lich gewesen sind. Diese Minen sind dann kurz vor dem Jnfantcrieangrisf während einer in die Artillerieschlacht eingelegten Pause fast gleichzeitig zur Sprengung gebracht worden. Ihre Wir !ug erklärt die große deutsche Gesänge nenzabl. die geringen britischen Bcrluste und die verhältnismäßig rasche Erledi gnnz des ganzen Angriffs. Bekanntlich hat im nordamerikanischen Sczessions krieg Grant zur Bezwingung der von Lee verteidigten Petersburger Linien es einmal mit dem gleichen Snstem ver sucht, allerdings obne vom Ersolg be günstig! zu sein. Die Sprengung einer Mine, die mit vier Tonnen Schtvarz puloer geladen war. wurde lange Zeit hindurch als eine ganz besondere amcri kaiiische Leistung angeschen. Zu dem ganz besondern moralischen Impuls, den das britische, aber auch das französische Her durch diesen Offensiv crfola in Flandern erhalten haben, ge sellt'sich dessen spezifisch artilleristische Bedeutung. Mit tex Einnahme der 'dtschaete.Messincs-Position ist jetzt die britische Front im Besitz von drei vor trefflichen Beobackiungsstcllen, die freien Ausblick in nordöstlicher und östlicher Richtung gewähren: im Norden die eben genaiinie Stellung, im Zentrum die Bimnkrcte und im Süden die Erhebun gen an der Ancre östlich von Albert. . I den übrigen Frontabschnitten des westlichen KUegeschauplatzes bat sich nicht viel ereignet, das der Situation ein anderes Gepräge verleihen könnte. Die eigentliche Tätigkeit besorgt gegenwärtig auf ganzer Front die Artillerie. Dazu kommen vereinzelte infanieristische Bor stc und Tastversuche, die sich auf den britistben und den französischen Abschnitt zwischen dem ?)pecnkaiial und der Suippe verteilen und die besonders am Souchez bach und am Ehemin-des-Tames einen etwas heftigeren Charakter angenom men haben. pariser Streiks. Au! Paris wird unterm 29. Mai nach der Schweiz gemeldet: Der Streit der Midintttes. mit denen das Publikum und die öffentlichen Gewalten shmpathi psrt hatte, weil es nur recht und billig ist, dasz die Zierde und der Sonnen schein von Paris nicht Mangel leiden, bildete den Auftait zu einem ganzen Rattenkönig von Streiken, die um vieles prosaischer waren Daß den Schneide rinnen dir Modistinnen, die Korsett mache rinnen, die Konfcliioncuscn aus dem Fuße folgten, war begreiflich; man erfuhr bei dieser Gelegenheit wieder ein nial, was für Hungerlöhne in gewissen Vergessenen weiblichen Branchen noch im mcr ezisticren. ja seit dem, Kriege von neuem Platz gegriffen hatten. Die For derung der Modistinnen lautete in erster Linie: Wiederherstellsng der Lohnskala vor dem Kriege, denn zahlreiche '$ trons" hatten unter dem Borwande einer ungünstigen Konjunktur (es ist richtig, daß die Mode unter den Ver hältnissen stärker litt als die Schneide rei) und weil die Arbeiterinnen zu Be ginn des Krieges mit jedem Salär vor lieb nahmen, die Löhne uin die Hälfte herabgesetzt. Eine erste Appreteuse ver diente in normalen Zeiten 100 Fr., eine zweite 15 Fr., eine Garniererin 150 Fr. im Monat; für petit-ä mains und Lehrlinge mußten 50 und 2 Fr. be zahlt werden. Es liegt auf der Hand, daß unter den beutigen Verhältnissen, wo sich die Kosten der Lebenshaltung verdoppelt haben, eine alleinstehende Ar heiterm damit nicht auskommt; die Mo distinnen verlangten wie die Schneiderin nen 30 Fr, monatliche Teuerungszu lage. 5 Fr. dort, wo sie das Mittag essen im Atelier erhalten, ferner die Ab schasfung des Fadengcldes, die Reduk tion der Bußen, den freien Samstag nachmittag. Die Prinzipale oder besser gesagt Prwzipalinnen willigten nach kur zen Verhandlungen ein, unter der Be dingung, daß die Modistinnen im Falle pressanter Arbeit" den Samstag und Sonntag opferten, wie diej frllher bei den Rennen öfters vorkam. In dem Maße als die Streikbewegung in die unteren Frauenberufe herabstieg, änderte sich das Aussehen der Straßen umzüge. Die Frauen manifestierten nunmehr barhäuptig und in der Ar beitsschürze; ein größerer Ernst, viel Der Fronlkeil zwischen Houl und Ferdiln. Von einem Neutralen. t Hinter der deutschen Front, Anfang Juni. ' Wiederum rennt das Auto der Front Zu. Diesmal in der weiten Senke, die ehedem eine französische Schmalspurbahn in der Richtung auf Apremont und wei terhin auf Commercy und Toul durch lief. Hier läßt sich der Anblick des Zer Ztärungswerkes in den Ansiedlungen eher ertragen, da rasch und weit über sie und die nach der Maas hin vorgelagerten, kreuz und quer von Tälcm durchschnit tenen Waldhöhen hinaus die berühmte deutsche Keilstellung nach St. Rihiel vorgetrieben worden war. Die emsige Hand deZ deutschen Soldaten hat ge holfen, dem Verfall Einhalt zu gebieten. Im Weichbild der Dörfer entfaltet sich ländliches behagliches Leben mit Kuhge brumm, Gemüsebeeten und zündroten Blumen. Einen Ort von kultivierter, schwermütiger Schönheit hat sich das Armeeoberkommando als Wohnsitz aus gewählt: daS parkumstandene Schloß von X. Es soll dort ein prächtiges Ar beiten sein, da in das Knistern der Ge neralstabskarten höchstens das Rauschen der Baume zu dringen vermag, vielleicht demnächst auch wieder das Rauschen eines Teiles Weltgeschichte . . . Auch der Waldrücken, der seine Be gleiiung zur Rechten der Straße auf nimmt, hat noch wenig an seiner ur fvrünglichen Schönheit eingebüßt. Ganz überraschend öffnet sich uns plözlich ein Einschnitt in daZ grüne Massiv, und wo man weiche Hohlwege erwartete, wie sie ja früher auch bestanden, schlingen sich nun in gewaltigen Serpentinen breite, beschotterte und gewalzte Heeresstraßen auf dir Höhe hinauf und drüben nach in Maas hinunter. So ist der expo niert an die Maas vorspringend: Front keil von St. Mihiel organisch an die außerordentlich ausgebauten Verkehrs Wege der Woevre-Ebene ang'gliedert worden. Ein großes Orchester ili im Wall, versteckt. DaS Lied der Amseln wird vomSingsang der Brunnen, vom schmei ternden Klang der Aczte, von hellen 5lommandvrufen und von dem an den Ton der Kastagnetten und Tamburine .'mahnenden Schaufelklirren begleitet. Die Brunnen rauschen dicht am Wege. Tori wurden sie sein säuberlich gesaßt und in Becken geleitet, die die Pioniere ri ach allen Negeln solider Kunst aus Stein gemeißelt und mit Inschriften versehen haben. Straßen. Wege, Brun penbassinZ, Häufer,. Unterstände alles ist wie für die Ewigkeit angelegt. Kurz bevor wir in das gegen die Maas sich öffnende Waldtal hinabren ren. treffen wir auf ein Auto, dem ein Genersl. Exzellenz und Pascha, ent steigt. ' Er überantwortet uns einen böhmn türkischen Offizier und erkun digt sich bei dem Schweizer rasch nach seinen Winterthurer Verwandten. Tann weiter! Wir nähern uns der Feuerzone. Der Wiesenai-und unier den hohen Eschen und Erlen ift von Granattrichtern wie zerfressen. Mitten im Chaos, umsäumt r?n jungaeficderten Silberweiden und in die liebliche Bachserpentine geschmiegt. liZi ein kleiner Kricgerfricdhvs.. Die sonderbaren Eindrücke häufen sich. Aus dunklem Tannengrund ft,chen die grellweißer Kafernenfassaden von St. Mihiel hervor; die obern Mauer ränder sind in fast regelmäßig derlau senden Bogen abgesägt, oder besser wohl: gestellten Massbrücke versuchen sich halb wüchsige Jungen im Angeln. Trotz die ses scheinbaren Wohlbefinden? der Ein keimisck'cn bat der .lr:eg unter iknen schon viele Opier gefordert. Am Tage unseres Besuches wurde eine Frau beim Rnsigsammeln auf einer benachbarien Hohe von einer Gewehrkugel ins Herz getroffen. Zurückblickend auf das für eine starke Anlehnung so überaus günstige Wald massiv, staunt man ütxr daS keck in die Talsohle vorspringende Stück deutscher Besetzung. Einzig das überragende Fort Römerlagci (Fort du Camp des Romain, in dessen MittaasMa schatten St. Mihiel liess, eist die Aus klärung über die Wichtigkeit und Stärke V'' ' . . ' '5'-- V t. " ' ' , " i r I- y !r - I i f ' 4 - .: . . . 'u ' " V i 8 l-y v, ' . . , - , X 4 X . ! - ., i' . ;, " - S ' y i , V ' , .'K 1 1 , . ,i-J -' '1 - i t w !r7.;Axti ' 'V- 4 ' r i ' ' I " - 9 :rr; 1 s V t- j i ,,, , t - '? i' 7 '! ' - -' -i V fi i , , r - r, ' r 1 - - r . ' .-!.' ' - I J h r r H ' x -r r y . ' . i I -t ' : ,v U A tA -. J v ii ,a l tJk ' - - s , b sif, "-- i -" V . ' "' , t n'' V; ' , t rm n- i. M , r ? vUffVi! 'M'i ,vi ' , tJh: ' syyh & i'A jf- X. f y i i v - Vj w ' . "z - , f " 7 $ l4 .3 ' & w-jf W &. f 4 -j. f ' A y . . . f," "''Zrl'Z: s - :l. :f- - Vi 'f V if . . ''5 I f k..., 5 -i S i V i i A. t ? v "Ä j X- - f vj( -fr W i?-ß .jfJ ikr r , ; f vi4m t 4 I ,4 . i cz ' f f I A -"-'X. - l A J u M4 ! h " "-t-'Ji - - . t 1 -' ' '-'i - 1 I - ' t . fw J 11 - ' , 'S s ' "" ' "f l . ' . j- i i'r -''!''! - - : ' A V i ' V r - i (. ) ' Uv . . - " t f i 'ftl - .--' yy ny. f s , ' - ' -? ' ' ' - J" . '7 ' - " - " " " , ' . ' ; - - s- r , ' - , '' , ' ' t - " 4 - : " - - - ' r MMMMMMtMMMMMHMWMtMHMHMMM Bayrische Truppen vor König Ludwig III. von Bayern, nahe Toul. abgeschmettert durch das auZ parallel ge wellten Waldpartien kommende Granat seuer. Die ersten in südlichem Stil ge baltenen, grellgelben Häuser St, MihielZ stehen großieils noch unbeschädigt in ihren üppigen Garten. Gegen die MaaS hinunter ändert sich daS Bild. Bis auf die Hauptstraße hat kaum ein Haus feine frühere Gestalt bewahrt, und am Fluß ufer herrscht vollends das Grausen die Spur der früheren Kämpfe, der spä teren systematischen Beschießungen mit großkalibrigen Geschützen und der zahl reichen Fliegerangriffe. Dazwischen haust nun die französische Zivilbevölkerung. Auf den freigelegten Straßen spielt die schnellvergeflence Jugend mit Kreiseln; Frauen entfernen die Steine, die ihnen ihre Landsleute'mit den Granaten in den Garten geworfen, und hacken und jäter. in- der prallen Frühlingssonne. Auf der. von den Teutsche wieder her dieseS Keils. Der Anstieg von der Stadt her vollzieht sich ziemlich gemachlich, während der Absturz nach der Maas schleife, an der sich die Franzosen halten, überaus, peil ist. Wie in eine fremde Welt versetzt, be ginnen wir den Aufstieg zu der runden Festunaslllppe. Der Geschützdonner und die Landschaft würden in mir die Er innerung an ein Gewitter in den Alpen wachrusen, wenn nicht manches an selt same Wüstengebilde gemahnen würde. Das erste Bild: Die grüne Halde ist. von kleinen Enzianen blau geiupsi. Ueber der Frühlingswiese liegt gleißende Sonne. Föhnstimmung; doch keine Wet terwand warnt vor dem Blitz, der dem anschwellenden Donner vorangeht. Das zweite Bild: Wir haben die Wü stenzone überschritten und suchen unfern Weg durch ein Kraterfeld. Plötzlich ist die Hölle los. Im grabenzerschnittenen , u t ' I ' ' d - y 1 - k i " 4 ' 4J ' . '" "lr v ifv--. j &? 4" " , ' t - 2 , ß ' V; - ; . ' ' ' ,W -x. , ' ; K'f"' v , - , fr r f W ' r ' -er ' k- ' tivÄ- Ti,jC' Blick auf Fort Camp des viomains. Höhensat!, ans dem ohnehin schon in hellgelben, steinigen Haufen die Finge weide der Erde hausguellen, hauen Granaten ein. Die Einschläge folgen sich in lückenloser Kette. 100 IN Me ter z unserer Linken. Jeder wirst eine gewaltige Erdfontäne in die Höhe. Dort ieileu sich die Staubsäulen und durch schwängern die Lust als goldige Rauch schwaden, deren glitzernde Körner all mählich in Mund und Nase der Wan dernden eindringe:?. Hoch über dem un unterbrochenen Blitzen und Krachen aber flattert eine Lerche und singt, sinqt . . . Ist sie toll? Ihr Jubilieren bohrt sich ins Gehirn, und schließlich vollzieht sich in mir der Prsqeh vom Wirtlichkeitige fühl zum traumhaften Zustand. So mag es dem singenden Bogel selber gehen. Die Ofsi-.iere sind wie unbeteiligt ge blieben. Bevor wir im Laufgraben ver schwinden, zieh! einer seinen Kodak her vor und knipst seelenruhig eine der aus einandersprigenden Granaten. Dieses Beispiel von Nerenstärke, sowie die Kühle der Felser.kellcr im Fort und die Worte der uns empfangenden Besät zungsossiziere wecken mich wieder aus dem hypnotischen Zustand. Da oben ist ruhige aber herchafte Wirklichkeit, sind prächtige Tollblutmenschen Bayern. Einer der Offiziere, der Sohn des frll heren bayrische Ministerresidenten in Bern, holt Berner Reminiszenzen hervor und erkundigt sich nach Bekannten, die dort gemeinsam mit ihm die Schulbank drückten. Auch zu den andern, nament lich zum Foitkommandanten mit den kühngeschnittenen Zügen, ift rasch, die Brücke herzlichster Verständigung ge schlagen. Der Gang durch da Fort! Ich darf wenig davon berichten, will nur erwäh nen, daß die riesigen Gewölbe und Stein wände, die von außen völlig unsichtbar sind, nun aus Quadern dreier großer Nationen bestehen. auS römischen Fun damenten. französischer Fortsetzung und deutscher Vollendung. Tr Mörtel zwi schen den beiden letzten Bauphasen ist so granithart geworden, daß man nur wünschen möchte, es entstände zwischen den entzweiten Völkern auch einmal so dauerhafte Beziehungen. Von der ein sligen Beschießung durch die. DuüZLeu erzählen einzig noch ein nach der deut schen Seite hin eingestürzter Wallgra brn, die Trüinrner. die ehemals die Be hansung des französischen Fortskom Mandanten dargestellt haben mögen, und etwa ncch ein Franzosengrab, das sich an die äußere Brüstung anschmiegt. Sonst ist alles auf Fröhlichkeit ge stimmt. Die Mannschaft pfeift und ßngt beim Karren in den Kellergewöl ben, Soldaten und Offiziere erkundigen sich gegenseittg nach ihrem Befinden, die Befehle werden in fast liebenswürdigem Tone erteilt. Und doch sitzt ein Schneid und ein Aisammenhalt in dieser Fami lie, der den Schweizer mit Neid erfüllen muh. Gleichkam der kZater deZ Gan zen" ist der R?gimentkommarideur. Oberst St . . . Seine Ursprünglichkeit und seine kxi aller Straffheit gewin mnde Wesensart lassen es mir begreif lich erscheinen, daß der letzte Mann für ihn durch! Feuer sehen würde. Ter Ausblick Ins Land ist in über waltigender. Die Ckirnseitc des Forts stößt weit an die Maas vor, die sich 150 Meter tiefer in trägem Lause durch das Tal windet. Die kleine Maasbrücke un ten. die wir mit einem Steinwurf er reichen könnten, ist unversehrt, der jen seitigc Brückenkopf, das Torf Ham, da gegen eine völlige Ruine: zusammenge schössen, ausgetrannt. tot. Und doch haust darin eine französische Feldwache. Wenn wir unS die Mühe nehmen, durch das Scherenfernrohr einige Minuten die Brückenbarrikadk zu beobachten, sehen dir den Mann dahinter .sich bewegen und herüberäugen. Der Verkehr der Feldwache mit den zurückgezogenen fran zösischen Gräben ift nur bei Dunkelheit möglich. Querfeldein lauft ihr ausge tretener Fußpfad. TeHgkichen werden neue Gräben nur des Nachts aufgewor fen; die Arbeit der letzten Nachtstunden ist deutlich am gelbbraunen Strich er kennbar, der sich durch daS kahle dunkle Feld zieht. Zwischen den beiden Gra bensystemen und weit über die französi schen Stellunaen hinaus graut die abso lute Oede deZ Schlachtfeldes. An der Halde, die in der Ferne hinter einem französische Ort ansteigt, erhebt sich sonderbar ganz unversehrt ein großei Landhaus. Ei ist die von den deutsch Geschützen verschonte Villa Poimarös. Zur Rechten öfsnet sich das Tal in der Richtung Verdun, das im blauen Dunst nicht erkennbar ist. Ein runder waldiger Talriegel davor wnd uns als Fort "ilc! Trojan bezeichnet. Auf einen nahergelkgenen Ort deutend, meint un ser bayrischer Fortkommandant: Dort liegt mein Kollege von der Gegensakuk tät mit seinem Stab.' Den Umrissen der deutsche Fortisikalion in Kilometer weite parallel folgend, überschreiten die beiden Grabensysteme die Maas nach dem deutschen Ufer hin. Den Verkehr von Ufer zu Ufer, daS heißt zwischen den an den Fluß anstoßenden Gräben, vermögen die Franzosen ober nordwärts nur durch Springen von Stein zu Stein der in die Fluten zusammengestürzten Brücke ausrecht z erhalten, südwärts überbauet nur durch Schwimmen. Bei des ist nur nachtk möglich. So sehr be herrscht, das Fort Römerlager die weite Flußlandschast und daS jenseitige Ge lande. Nicht die geringste Aenderung im weitesten Umkreis kann der Besatzung auf der Höhe verborgen bleiben. Das ist das Geheimnis und die Bedeutung diese deutschen Frontkeils. Der steile Absturz nach der Maas, der ungeheuer viel mehr Terrainschwierigkiten bietet, als der Aufstieg von deutscher Seite her, mag für die Stärke deS Klotze! sprechen. Das seltsamste hier oben ift Wohl der Blick auf den .Wald' von Ailly in der Richtung Toul. Nur Strünke und wie Streichhölzer über die gelben Steinmas sen gelegte Stämme zeugen davon, daß hier Millionen-Werte an Wald nieder geschmettert wurden. Ein Bergsturz hätte nicht gründlicher arbeiten können. In dieser Steinwüste nähern sich die deutschen und französischen Gräben auf dreißig Meter! Sie sind auS der Ferne wie eine feine, gezackte Toppellinie an zusehen. . , Alle! tot, wie auf Jahrhunderte hin auZ armes Land! Wieder kommt der traumhafte Zustand über den Beschauer, sa daß er den Kops ohne Bewußtsein für da! Exponierte der Stellung recht unverständig weit über die vorderste Brüstung emporhebt. Ei energischer Ruck am Rock und ein Anruf, der klingt Heine .Tokio,, ßnd S-j deß Teu, fach auch ein rauhe? Don, ein reso lutere Best kennzeichnete die neuen Streikbataillone; Pelzmacher und Pelz . macherinnen, Konfektioneusen, Militär schneiderinnen, Federfabrikantinnen (die berüchtigten I'Iumas&re) durchzogen die Pariser Straße, eine anarchistische rote Masche im Haar, daran die Triko lore schwingend. Man fühtte. daß hier die sozialistisch erzogene Arbeiterin in die Arena trat, die in hartem Ringen nmö Dasein die Koketterie verlernt hat, die nicht wie die Mdinette auf den Glücksfall hoffen kann, der sie von der Straße in d elegante Karosse hebt, wo sie ihrerseits fleißigen Arbeiterin nenhänden befehlen darf. Aber etwas Neues, Feierliches lag auch auf diesen Frauengesichtern: das Bewußtsein ihrer korporativen Persönlichkeit, der Wille, Disziplin und Ordnung einzuhalten, die Entschlossenheit der Schwachen, die sich von einer gerechten Sache durchdrungen fühlen. Ich habe von meinem Fenster aus zugesehen, wie eine Gruppe Knopf macherinnen die ArbeitZkameradiiiyen einer benachbarten Firma zum Streik döbanchierte" (verführte), wie der französische Ausdruck lautet. Und ich habe den Mädchen meinen Respekt nicht versagen können für die korrekte, leiden fchaftölose Art, mit der sie ihrer Sache Anhänger warben. Vor dem Portale deS Geschäftshauses macht die Kolonne Halt, der weibliche Fähnrich pflanzt fein Banner auf, und drei Delegierte be geben sich in die Arbeitsräume. Fünf Minuten, zehn Minuten vergehen, bis die Wortsührerinnen zurückkehren, be' gleitet von den neuen Streikrekruien. ''Eh bi(n, noua voilä!" stellen sich diese vor, worauf der Zug in Hände klatschen und Bravorufe ausbricht. Rasch formiert sich die Marschkolonne und unter den Klängen des Streikliedes gebt es nach der Arbeiisbörse. Die völlige Abwesenheit des Alkohols und der Brutalität erhebt diese Manifest tionen hoch über ähnliche Veranstaltun gen der Männer. Die Polizei toleriert sie als ein republikanisches Recht, soweit sich der beruflichen Korporationen keine fremden Elemente anschließen. Es konnte nicht ausbleiben, daß sich allmählich auch die Männer zu rühren begannen und in einer Anzahl gemischter Beruft mit ihren weiblichen Kollegen gemein same Sache machten. Die Stimmung des Publikums war diesen um so we niger günstig, als sie sich aus Embiis quü' und Ausländern rekrutierten, denen man eine Störung der Lsfent liehen Ordnung nicht verzieh. Die Po lizei erhielt scharfe Instruktionen, und d.. Gouverneur von Paris untersagte den Urlaubern die Beteiligung an den Demonstrationszügen. Den Kulminationspunkt hatte der Streik am Samstag erreicht, wo in den großen Lebensmittelgeschäften, Fülix Potin u. a.. sowie in den VouillonS und populären Nestauranis das Dienftperso nal die '.Schürze zurückgab", teils um die Teuerungszulage, teils um die Ab schasfung der Gebühr an den Wirt (lpraion, des frais) zu erzwingen. Auch dort, wo die Kellner nicht streik ten. sahen sich vielfach die Restaurateure veranlaßt, die Rolläden zu schließen, um Zusammenstöße zwischen Syndikalisten und Gelben zu vermeiden. Die Folge war, daß den Boulevards entlang, um den Ost und Nordbahnhof Hunderte von Urlaubern und zugereisten Be suchern aus der Provinz (eZ war der Vorabend von Pfingsten) mit knurren dem Magen umherirrten. Mit der Po pularität der Streik war es seit jenem Abend vorbei. Die Festtage verliefen über Erwarten ruhig und zu Beginn der neuen Woche berichteten die Zeitungen nur von ver einzelten Arbeiterausständen. Die An gestellten der Warenhäuser, der Ban sen, staatlicher Verwaltungen, des Tele Phons, hatten ihre Teuerungszulage vielfach durch bloße Palastrevolution er reicht, ohne auf die Straße gehen zu müssen. Den Bcrufsgruppen der Be kleidung und der Nahrungsmittel folg ten diejenigen der Papierbranchen, der Kommunal ud Eisenbahnderwaltun gen. Es läßt sich voraussehen, daß die Bewegung erst zur Ruhe kommen wird, wenn durch das gesamte Pariser Wirt schast!leb.n jedermann seinen Franken Im rint so 8 der MidinetteS Lohnzuschuh in der Tasche hat. Die englische Arbeitswoche wurde inzwischen durch Gesetz für die Dauer des Kriege! in sämtlichen weiblichen Berufen einge führt, und Löon Bourgeois sprach bei diesem Anlaß im Parlament sympathj sche Worte an die Adresse von Arbeit gebcrn und Arbeiterinnen, die sich auf korporativem Wege anerkennen und der ständigen gelernt haben. Der Streik der Midinettcs ab wird als ein Zei chen der Zeit in ganz Frankreich Schule machen: '.Alle Achtung', meinte M mir i einem entlegenen Dorfe deS OrlSaN naiS ei Bauer, alle Achtung vor den Frauen von Paris! Die wissen sich durchzusetzen!' fels?' reißen ihn in die Gbktikst ud in die Wirklichkeit zuick. . . . DaS schöne Zuscnnm.nsein mit den ' Bayern fand seinen Abschluß an der blumengeschmücktsn Tafl eines Regi mentsftabeS in St. Mihiel. WaS ich dort an gute Worten zugunsten meiner neutralen Heimat zu hören bekam, be schämte mich fast, und das feine Ver ständniS. daS die bayerischen Herren für die eigenartige Lagt und Gestaltung der Schweiz bewiesen, verstärkte die Sym pathie für die dem Wesen de! Berners so 8hch Wesensart der Bajuvaren. Wa! tterst St. endlich in seiner mar kigen Ansprache vom ,Durchhalten' sagtk, gewann nach dem Gesehenen und Erlebten des unvergeßlichen Tages be sondert Bedeutung. Heute, im Som mer 1217, spricht man bereits davon, daß der deutsche Frontteil zwischen Toul und Verdun noch einmal in blukigstei Ernst auf seine Stärk g:üst wckÄ'