Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, July 07, 1917, Image 7

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t im Frühling.
Von Ä. Wiche.
lliiit ein fflaldo&m aus licktblauem
Atlas Kamt q oer inunel uvcr
der jauchzenden Feiertagsstimmung,
. die Wald und Wiese und den Garten
mit dem kleinen Landhaus darinnen
umschloß und durchtränkte bis hinein
in jebea Halm und jede schimmernde
Falterschwinge.
Ueber den Kiefern des Forstes
schrien die Taubenstößer, lebensgierig
und hoch. An den unteren Aestcn hin
ge Heine Meisen wie lebendige
Trauben. An der weißschaligenBir
it, die ganz vorne am Waldsaum
stand, Heiterten zwei Eichkatzen zwit
' schernd auf und ab, und aus der
Tiese gurrten die wilven Tauben.,
Hiizler dem Eisengiltcr, das Weih'
dorn und weißer Flieder überbluhten,
im Garten der weißen, lustigen Ailla,
die in bunter Schrift den Namen
Haus Hagen" an der Stirne trug,
freute sich das Lebendige ebenso des
Lebens. Notdrüstchen und aunlöni
ge. Stieglitz und Grasmücken sangen
darin. Und es war lein Baum und
lein Busch, in dem sich nicht irgend
ein Vogelhäuschen so inbrünstig gen
Himmel reckte, daß ihm der Kehitopf
unter den weichen Federn sichtbar
sprang. Die kleinen Vögel sprangen
und tanzten auch selber dazu, und
mitunter so unbändig, daß sie den
Ast, auf dem sie saßen, verloren.
Tann schlugen sie heftig mit den Flü
geln, bis sie wieder oben waren, und
dos alte Spiel begann von neuem.
Das Grün der Älättcr um sich her
um war von der verschiedensten Tö
nung und sang und klang auf feine
Art mit. Von der dunklen Färbung
der stornieren vor dem Hause, die im
Baßione sprachen, glitt es langsam
und sacht bis zu der hellen, ganz lich
ten Kinderstimme des Birkcniaubs
hinauf. Und am Boden war es noch
viel bunter. Zu beiden Seiten des
Kiesweges, den geschorenen Nasen wie
mit farbigen Schnüren umfassend,
blühten Vergißmeinnicht, Primeln,
Stiefmütterchen und viele andere
Blumen. Das große Rondell um die
schneeig weiß: überlebensgroße Tta
tue der Blumengöttin jedoch trug
größtenteils Goldlack, Tulpen und
eine Unzahl verschiedenfarbiger TuU
ken. Alle aber atmeten einen süßen
Dust aus. den sie jedem Zitronenfal
ter und jedem Zeisig wie auch jedem
Luftzug auf die Schioingen hauchten,
so daß Wald nd Weide auch davon
erfüllt wurden. Besonders der weiße
Flieder, der sich hoch und königlich
den ganzen Zaun entlang zog. tonnte
sich uicht genug daran tun. Aus tau
send blühenden Trauben strömte er
Wolken von Wohlgeruch aus. Sie
waren nicht sichtbar, aber in ihrer
.schweren Süße drückten sie fühlbar
und fast betäubend auf alles Leben
dige.
Auf dem großen Nasenplatz vor
dem Rondell stand ein schwarzlackier
ter Eifenständer mit goldenem Äeifen,
in dem sich ein blaustirniger Amazv'
nenpapagci schaukelte. Er hatte den
Schnabel halb in die Vrustsedern ver
graben und raunte leise Unverstand
liche Worte vor sich hin.' Mit einem
Male aber begann er den 5iopf unru
hig hin und her zu wiegen und knar
rend zu sprechen. '
.Zucker. Zuckcrchen geben'. Zucker!
Dafür sind wir Menschen! Hahaha!"
Er äugte dabei in die Nedenlaube
hinein, die in einem Winkel des Gar
tens auf einem kleinen Hügel stand
und der Lieblingsausenthatt der jun
gen Elli Hagen war.
Elli Hagen achtete aber nicht aus
seine Rede.
Bewegungslos saß sie auf der gro
btn Holzbank, die halbnackten weißen
Arme auf die Knie gestemmt und mit
den langen, dünnen Fingern ihr blas
seS Gesicht bis an die rosigen Ohr
läppchen umspannend. Ihre großen,
dunklen, traumhiiften Augen fahen in
den Garten hinein mit Blicken, die
nicht wußten, wohin sie gingen, und
deren Licht in all dem anderen Licht
draußen verloren ging. Ihre dünnen,
fcingeäderten Nasenflügel bewegten
sich zitternd, als tränken sie unauf
hörlich aus dem unsichtbaren Duft
rneer; und ihr schwarzes welliges
Haar streckte überall einzelne 5ärchen
aus der künstlichen Frisur hervor, die
sich wie lebendige, unendlich feine, sei.
digglänzende Saugarme tastend hin
und her schwangen. Alle ihre Sinne
badeten in diesem unbeschreiblichen
Konzert von Klang. Farbe und Duft,
das so gut zu der heimlichen Erwar
in ifire'r Seele bakte.
Sie liebte einen, der sie wiederliebte
" nk nrni dem sie wußte, daß kr heute
noch kommen wollte, um sie von ihrem
Aater zu verlangen, euie uoq mm
de sie Braut sem
3rrtH mit daS Wort schon klang
Halb wie ein Vogelruf und halb wie
(VUnrf i-nia littst.
Sie löste ihr Gesicht aus den Hän
den und dehnte und reckte lyre iqian
, nd dock vollerblübte Gestalt, mit
traumverlorenem Lächeln sich weit
hinten iiberneigend. so daß ihre Brust
tinrl kikkvortrat. Und dann schlug sie
die Arme durch die Luft, als ob sie
die Düfte des Fuevers ooer eiwas
nkkS. das nur für ihre Gedanken
zugegen war, ganz fest an sich ziehen
wollte.
Ihr junger tedenfprühender Letd
löste sich ober schnell auS diesen
Träumen, wenn ihr Geist auch darin
befangen blieb. Sie sprang auf und
schritt zur Laube heraus und den mit
Unkraut wild überwucherten Hiigel
herunter. Ihr loses weißes Gewand,
das nur der blaue Samtgürtel enger
an den Körper zog, raffte sie dabei
bis über die Knöchel, so daß die wer-
ßcn Halbschuhe und die fleischfarbe
nen Seidenstrümpfe sichtbar wurden.
o kam sie auf den Nasenplatz, der
so viel Sonnenwärme in sich einae-
sogen hatte, daß Elli sie durch die
dünnen Ledersohlen hindurch in den
Füßen verspürte. Die Füße wechselten
den Schritt, traten vorwärts und
wieder rückwärts, wiegten sich auf
den Zehenspitzen und gingen endlich
bewußt in einen leichten, gleitenden
Tanz über. Dazu bewegten sich ihre
Lippen, die voll und von der Farbe
der blaßroten Nelken waren, leise,
ganz leise in einem Singsang, den
Sehnsucht und Schelmerei selder in
ihr dichteten.
.Ach, mein Liebster ist so sehr kor-
rett Ich fürchte fast, er hat vor
mir Respekt. Als wär' ich meine
eigne Großmama Und nicht den
Zwanzigen kaum nah. La la, la la!"
Damit tänzelte pe bis an den Pa-
pageiständer und machte ihrem Joko
einen zierlichen Knix.
.Bin ich hübsch. Joko? Was?"
Joko hob den linken Fuß an den
Kopf, den er ganz schief hielt und
murmelte schmeichelnd: Zucker, Zu!-kcrchen."
Elli nickte. .Soll ich sein! Aber
nicht für dich!"
Dann tänzelte sie wieder rückwärts
und sang:
Wenn ich's doch nur selber könnte,
Hätt' ich mich schon längst geküßt,
Weil ich gar zu gerne wüßte.
Was so Sußeö an mir ij!. Tralala!
Aber dann lachte sie hell und klin
gend auf. .Was ich doch für dummes
Zeug mache, weil ich vergnügt bin,
Jokolo! Ist das eigentlich recht? Sag,
Joko. ist das recht?"
Mit dem rosigen Zeigefinger kraute
ie ihm die Federn unterm Halse und
pie'end griff der Papagei mit seinem
dicken schwarzen Schnabel darnach.
,Da ur sind wir Menschen lgte
er knarrend. .Menschen."
Jawohl! Und du bist ein Philo
oph. weil du überhaupt nichts andc-
res sagen kannst!" I
Verächtlich rümpfte sie das schmale
Näschen. Hinterher gab sie ihm aber
doch einen Kuß auf den blauen Schei
tcl. weil sie gar nichts Besseres dafür
in der Nähe wußte.
Die Zeit verging so entsetzlich lang
am. Die Mittagsstunde wollte und
wollte nicht kommen, und Elli
wünschte doch nichts sehnlicher, als
daß er erst dagewesen und alles Fei
erliche Antrag und Vatersegen und
was sonst noch daran herum hing
vorbei wäre! Sie traute sich gar nicht
in das Haus zurück. Wenn der Vater
sie jetzt erwischte, würde er sie wo
möglich in sein Arbeitszimmer rufen,
um irgend etwas Mit ihr zu bespre
chen, und gerade dunn, ausgerechnet
in diesen Minuten würde ihr Hans
kommen. Brr! Sie schüttelte sich und
schämte sich ein bißchen. Eigentlich
ging es doch nicht einmal ihr Väter
chen was an. wenn sie verliebt war!
Ob die beiden jungen Rotkehlchen, die
ich dort tn den Koniserenzweigen
herumtollten, auch erst bei den Alten
angefragt hatten?
Keine Spur! spann sie ihre Gedan-
ken weiter. Die haben das hübsch mit
sich allein ausgemacht. Es wäre doch
auch zu komisch! Sie lachte hell auf,
weil sie in ihrer Phantasie mit einem
Male das Bild des werbenden Rot
kelchens zum Mahlen deutlich vor sich
sah: mit abgezogenem Zylinderhut
vor einem behäbig ausgeplusterten äl-
teren Tierchen, wahrend Fräulein
Tochter hinter ihm ihr Haupt schäm-
hast an der mütterlichen Brust barg.
Nein, nein! So wollte sie es ganz
gewiß nicht machen. Sie bleibt einfach
in der Laube und rührte sich nicht
eher heraus, als bis die beiden Herren
im ilaren waren und man sie rief.
Und dann, wenn man sie rief, kam
sie noch lange nicht, sondern wartete,
bis ihr HanS sie gesunden hatte. Vor
dem genierte sie sich nämlich viel we
niger als vor ihrem Vater, dem sie
doch auch von Herzen gut war und
der ihr doch auch ganz gewiß alles
Gute wünschte.
Hinterher aber, ach Gott! mußte
das dann wunderschon werden.
Erschrocken fuhr sie aus.
Die Tür knirschte in den Angeln
und ihr Hans, dessen nahende Schrit
te der weiche Waldbodcn verschluckt
hatte, ' trat in den Garten. Er sah
ganz anders aus als lern i und un-
willkürlich preßte sie die Hand aus
ihr ängstlich pochendes Herz. Mit tief
ernstem Gesichte, die Lippen unter
dem langen blonden Schnurrbart fest
aufeinandergepreßt, ging er, beinahe
gewaltsam aufrecht, auf dem breiten
Kiesweg vorüber, ohne nur nach der
Laube zu blicken. 'Mit nervo er m
bärde !nivste er sich in Stäubchen
vom Aermel seines Ueberrockes und
zupfte am Handschuh.
Als ob er zum Begräbnis geht,
dachte Elli beklommen. Warum er
nur so ernst und so blak ist?
Vorsichtig schob sie eine Hand durch
die Reben und brach eine kleine Flie
dertraube ab. Sie wollte sie ihm hin
,terher werfen und sich damit bemerk'
dar machen. Ader dann ließ sie eS
doch, von einer plötzlichen mutlosen
Schwäche befallen, die sie sich nicht
erklären konnte.
Sie hörte, wie er die Haustür auf
klinkte, dann wurde alles still. Im
Geiste begleitete sie ihn aber weiter,
bis in das Arbeitszimmer ihres Ba
ters, des alten weißhaarigen Regie
rungsrates, den die Akten selbst bis
in ein andyaus verfolgten, uno
ie sah den verwunderten fragenden
Blick, den er aus seinen schon mü-
den Augen auf die feierliche Kleidung
seines Besuches warf, und dann horte
sie
Sie schlug die Hände vor ihr er-
glühendes Gesicht und ein wortloses
toßgebet, daß doch nur alles gut
enden möge, rang sich ihr vom Her-
zen.
Als sie die Hände wieder herabsin-
ken ließ, hatte sie Tränen in den
Augen und wußte nicht warum. Im
Ernst hatte sie doch ichts zu befürch
ten. Sie hatten sich doch lieb und er
war klug und so gut, daß sie in der
ganzen Welt leinen oeijern üJiann
hatte finden können. Und mehr war
doch eigentlich nicht nötig! Freilich:
die alten Leute sprachen immer so
viel von Geld, und wenn sie davon
nicht sprachen, dann dachten sie doch
daran. Sie wußte das von ihrem Va
ter her, dessen Augen strenge, beinahe
hart wurden, wenn sie oder die Brü-
der besonders zu oft danach kamen.
Dann nahm er leinen großen Bleibst
und rechnete ihnen vor, wie teuer das
Leben wäre und daß er durchaus
nicht reich sei. Aber deswegen brauchte
ie sich doch auch nicht zu furchten!
Hans lebte und sie lebte, also muß-
ten sie doch auch zusammenleben ton-nen!
Die Spannung in ihr war aber.
zu groß, als daß eö ihr möglich ge-
mesen wäre, wieder in die früheren,
üßduftigen Frühlmgstraume zurück-
zugleiten. Leise und vorsichtig, ob-
gleich sie auch bei lauterem Auftreten
nicht gehört worden wäre, hujchte sie
wieder aus der Laube und über den
Rasen dem Hause zu. Tort rankten
ich Kletterrosen in dichter Menge die
ganze Vorderfront entlang, uno vor
vielen blieb sie stehen, als ob sie ich
ihrer freuen wollte. In Wirklichkeit
aber lauschte sie nach den Fenstern
ihres Vaters hin, die nach Norden
hinausgingen uno von denen das eine
um der löstlichwarmen Luft willen
halbgeöffnet war.
Erst horte sie nur die merkwürdig
gedämpfte Stimme des Besuchers,
ie seine Worte zedoch ver,!ehen zu
können. Die Stimme war ohne Me
tall, ein halbes Murmeln, aus dem
eine dunkle Welle Verzagtheit zu ihr
hinüberslutcte, die sie diö in ihr son
nenscliges Herz hinein ergriff. Und
durch die Stille, die dann entstand,
klang das nervöse, taktmäßige Aus-
chlaacn eines harten Gegenstandes
an ihr Ohr. Sie sah ihn ja nicht,
aber Ne wußte, daß es der große Blei-
siift war, der die Züge ihres Vaters
immer so herbe und ernst machte. Und
dann hörte sie ihren Vater reden, klar
und bestimmt, in dem festen Tone
eines Mannes, der sein letztes uner
chüiterliches Wort spricht.
.Nochmals, Herr Assessor: Sie wä-
ren mir sonst herzlich willkommen ge-
welcn, aber unier den vorliegenden
Verhältnissen würde ich ein Verbre
chen an meiner Tochter und schließ-
lich auch an Ihnen begehen, wenn lch
meine Zustimmung gäbe. Ter Zu
schuß. den ich für meine Tochter er-
übrigen könnte, ist viel zu gering, als
daß Sie damit und mit Ihrem eige
nen kleinen Einkommen einen sian
desgemäßen Haushalt führen könn
ten. Also würde hinter dem ersten
Liebesrausch ein Leben voll bittrer,
kleiner Sorgen stehen, die einen star
ken Mann zermürben, geschweige denn
ein wcicyes. verwoynvs yjiacqtn.
Nein, nein, das werde ich nie zuge-
den! Nie!"
Und dann, nach einer kleinen Weile
hörte sie noch einige Worte, die wei-
cher und milder klangen. .Ich und
meine tote Frau iibcn es erlebt und
durchgemacht! Lieber ein großer
chmerz am Ansang. IS eine end-
lose Kette von kleinen hinterher
Aber das verstand Elli Hagen kaum
noch. Es war ,hr, als ov sie emen
Schlag gegen das Herz bekommen
hätte, einen Elfenschlag, durch den
ür sie das Gelicht der ganzen Welt
verzerrt worden war. Sie stützte sich
mit der feinen, weißen Hand an die
Mauer. Sonst wäre sie zu Boden ge-
schlagen. So verworren und dumpf
wurde ihr zu Mut.
Nach einigen Sekunden kam ihr
aber der Gedanke, daß HanS nun das
Haus verlassen würoe und daß es
nicht gut wäre, wenn er sie hier sähe.
Da bist sie die Zähne zusammen und
raffte sich wieder auf. Langsam und
mit müden Schritten ging sie über
den Nasen der alten Laube zu. die
ihre Zuflucht in Glück und Unglück
war. und ihr ungerafftes Kleid
schleppte rauschend durch die jungen
Halme. Bei einer jungen Birke aber
mußte sie stehenbleiben und sich wie
derum festklammern.
Die Haustür ging auf und der
Weakiez knirschte unter Schritten, die
ebenso schwer und müde klangen wie
ihre eigenen. HanS Heuwia durch
schritt den Garten zum letztenmal.
Aeußerlich hielt er sich ebenso auf
recht wie beim Eingang, aber sein
Gesicht war entjarbt und schlaff.
Mit einem Male stutzt er und
blieb stehen. Der weiße Schein ihreS
Kleides hatte seine Augen berührt
und er sah sie.
Eine Sekunde zuckte eS unschlüssig
!n seinem Gesichte. Mechanisch griff
er mit der Hand nach dem Hute, als
ob er sie nur von ferne grüßen mußte,
weil sie so bleich und sterbens schwach
aussah, und alles .Korrekte" und Zu,
Lückhaltende fiel wie Faschingsplunder
von seiner starken, gesunden Natur.
Ueber den Nasen und über das
Rondell hinweg schritt er auf sie zu,
ohne der Nelken und der Stiefmütter
chen zu achten, die er dabei zertrat.
Und als er vor ihr stand, sagte er:
Es darf nicht sein, Elli. Du weißt
es schon?"
Er hatte noch nie du" zu ihr ge
sagt, auch in den Minuten seiner
glücklichsten Hoffnung nicht. Aber jetzt
in seinem schüttelnden Schmerz fand
er keine andere Anrede.
Elli nickte. Hals und Mund waren
ihr so trocken, daß sie keinen anderen
Ton hervorbringen konnte.
Hans Heilwig griff nach ihrer
Hand. Weich, schmal und willenlos
lag sie in seiner, und aus der Berüh
rung der beiden Hände glitt es wie
ein Feuerstrom, der immer heißer und
breiter wurde, in ihre Herzen. So
sah er auf ihr Antlitz, auf das die
Frühlingssonne fiel und das in sei
ner feinen Blässe jetzt doch so sonnen
los und traurig war; auf den blaß
roten Mund, um den es zuckte wie
bei einem Kinde, das sich zwingen
will, nicht zu weinen; auf die Augen,
die ihn wieder ansehen wollten und
es doch nicht vermochten und sich scheu
und schmerzlich unter den langen
Wimpern verbargen. Es waren ganz
andere Augen, als er sie von frulcl
her kannte, und da riß er Elli in
Schmerz und Leidenschaft so heftig
an sich, daß er sie dabei vom Boden
aushob. Schwach und .haltlos lag sie
an seiner Brust und er küßte sie, als
ob er ihr die Seele aus dem Leibe
trinken wollte.
Tann verließ er sie wortlos. Ohne
sich noch einmal umzusehen, schritt ei
zur Pforte hinaus.
Elli Hagen blieb an der jungen
Birke zurück, reglos, in der gleichen
Stellung, in die er sie niedergesetzt
hatte: mit zurückgebogcnem 5iopf und
den Mund noch geöffnet von seinen
brennenden Küssen. Wie aus fchwe
rcm Traume erwachend fah sie sich
dann um und fand sich müha,i wie
der in die Wirklichkeit.
Ter Flieder blühte noch ebenso
hoch und königlich den Zaun entlang
und schickte eine Woze Duft nach del
anderen über sie dahin. Auch bei
Goldlack und die Nelken, so viel auch
davon zertreten waren, standen wi
srü!er, bunt, duftig und frühlings
froh, und die kleinen Vögel tanzten
und fangen wie nur je. Und dennoch
war alles anders, ganz anders als
wie zuvor.
Das seine, duftige Band, das
Sehnsucht, Hosfnung und Liebe zwi
schen ihr und der jauchzenden Natur
gewebt hatten, war zerrissen. Solange
das Glück in ihr selber seine tausend
Knospen getrieben hatte, war jeder
Stieglitz und jedes zwitschernde Rot
kehlchen ihr wie ein Freund, wie eine
Schwester, ja wie ein Stück ihrer
eigenen Seele gewesen, und einer hat
te dem anderen, im lieblichen Wechsel
von Klang und Wieöcrllang, feine
eigene Lebensfreude zugesungen. Jetzt
aber hatte ein einziges Wort einen
unüberbrückbaren Abgrund von Ver-
ständigungslosigteit zwischen ihnen
aufgerissen.
iednsucht und Liebe das klang
und blühte aus jeder Blume und je
der Vogelkehle. Aber was Gelo"
war, das wußte keiner von all dem
Blühenden um sie herum und keiner
hatte sie verstanden, wenn sie ihm ge
klagt hätte, daß sie um Geld ihr jun
ges Herz totdrucken müsse. Kein Jun
ges und kein Altes, kein Blühendes
und auch kein Verblühtes!
Teilnahmlos sah sie aus das froh-
liche Leben und Treiben, eine Hand
um das weiße Birkenstämmchen ge
krampst, reglos und mit unheimlich
blassem Gesicht. Eine Fremdgewor
dene, die den vertrauten Muttcrboden
verloren hat und noch nicht weiß, wie
das Land heißt, auf dem sie fürder
hin leben muß.
Geld! Ein Totes, das Macht über
das Lebendige hat. Eine Macht, die
keine gute und keine rechte fein könn
te. weil all die tausend anderen Ge
schöpfe der Mutter Natur nichts da
von wußten!
Elli Hagen fror in der warmen
Mittagssohne. Müde und teilnahms
los schritt sie auf ihren-Papagei zu,
um ihn mit sich in daS Haus hinein
zu nehmen. Als sie aber den Ständer
berührte, verdrehte der kluge Vogel
den Kopf und begann wieder schnar
rend sein altes Sprüchlein: .Dafür
sind wir Menschen. Hahaha! Dafür
sind Wir Menschen!"
Und da mußte sie das Gestell wie,
der zur Erde fetzen. Ihre Augen
wurden naß. erst von großen einzel
nen Tropfen, die ihr langsam über
die blassen Wangen liefen, bis ihre
starre Verzagtheit sich in einem festi
gen Tränenstrom löste, der ihren gan
zen Körper erschütterte.
Lakonisch. .Sie wohnen
wohl sehr ruhig in der Gartenstraße,
Herr Blümchen?"
..Ach das war einmal!"'
Wieso ausgezogen?"
..Nein Zwillinge. '
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Winke für seine Konstruktion und Einrichtung
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Eisen- und Blechware:?
Zinn, Eisenblech, Sr.n
. nace-Arbeit usw.
Tel. Tong. 3111. 610südl.l3.Str.
Cares Clesnmg Co. tl Z2eb. 22,
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