Tngllche Omaha Tribun?. per Mcnlmüt. Jen Pctet btvscggcc. f , 1 r - L y ', Zur Zeit des frommen Herzogs. tJerDiwrno erschien in Stetcrmcir! ein Befehl, oab ' Protestanten unö Juden, welche im Lande Visher ge wohnt hatten, entweder den tcttholi schen Glauben annehmen oder aus wandern mussten. . Zu sind denn viele der Betroffenen willig aus der schönen Alpenheimat weggezogen in die ungewisse weite Fremde, viele smd mit Gewalt ver trieben worden, manche sind zu einem Loch hinausgehuscht und zum ande ren wieder hinein und haben sich in den Wäldern und Einöden des Lau des armselig umhergetrieben. Das letztere taten besonders die Hebräer gern. Nicht eben so sehr aus Anhänglichkeit an die Heimat die war den Juden zur damaligen Ütit noch fremd, jo wie er selber sremd war überall auf der Welt, doch m Steiermart hatten die Jsraeliten Handelsgeschäfte gegründet, Las Land zum Teil ausgenutzt, zum an dcrn Teil auch wieder gefordert und gehoben. . So wollten sie sich von ihrer Habe nicht trennen, und solche, die in Städten ihre größeren Han delshäuser besaßen, bei denen einst Fürsten und Prälaten Anlehen gc macht hatten, sie verschmähten es nicht, jetzt wieder ihr grünes Bün del von Haus zu Haus zu schleppen rüyrsam und fleißig, wie die Äie ne neu beginnt, der man den Korb ausgehoben. Aber die Abneigung gegen den durchaus anders gearteten, oft eigen nützigen, an Schlauheit dem Christen weit überlegenen Juden war da, und anstatt auch feine guten Eigenschaf ten zu würdigen und dieselben etwa unter den Cbristen einzuführen, hat man nur seine schlimmen gesehen und dieselben noch ausgestattet mit den ungeheuerlichsten Phantasiegebil den. ; Die Dorfer, denen ein neues Jagd gesetz strenge verbot, nach den Tieren des Waldeö zu fahnden, außer es wäre der gierige Wolf, der grimmige Bär, die damals noch das Land uiu sicher machten solche Dörfer der legten sich jetzt ausschließlich auf das Judenfangen. Einer der schärfsten Judenfänger war Hans Hollcr, der Ortsrichter von Stübau. Der hatte einst von einem Juden ein steiniges Ackerland gekauft, und zwar um schweres Geld, weil ihm hinterbracht worden, daß unter den Kieselsteinen des Ackers ein Schatz tic eitel Gold und Edelsteinen be graun sei. Aber als er nachdrub, in tiefer Nacht mit Schweiß und Angst nachgrub, fand sich unter den Stci nen nichts, als wieder nur Gestein, und da kam er darauf: der Jude habe ihn betrogen. Seither lebte in ihm der tiefe Haß gegen die Israeli ten, und als nun der herzogliche Be fehl herauskam, war er über alle Maßen vergnügt und hat demselben zur Ehre hernach mit eigener Hand mehr als ein halb Dutzend Juden in's Gefängnis geliefert. Da war es eines Tages, daß der Ortsrichtcr von Stübau allein mit seinem stattlichen Stocke vom Nach mittagögottcsdienst aus der entfern ten Kirche heimging. Er mußte durch den Göllenwalö wandern und kam auf die Heide hinaus, wo nur wenige Stämmchen der Lärche standen. Und zwischen diesen Stämmchen hindurch erblickte er nun einen Juden. Der war auf dem Grase gehockt und hatte eben mit Buch und Band Neligions Übungen gepflogen. Als er nun den stattlichen Mann gewahrt, hatte er sein Bündel alsogleich fester an sich gerissen und war in seiner flattern den Kutte dahingehuscht. Der Richter setzte ihm nach und rief fo gut es der Atem erlaubte allerlei fromme Wunsche aus: Gauschel! Schielendes Jüdell Du Nabenbraten, wenn ich dich bei deinem Geißbart ertappe! Auskommst du mir nicht heul', Gau schcl, und wenn dir dein Gott Jsac's und Jakob's zehnmal !" Beim Gott Jsac's und Jakob's war nun zwar der Hans Holler arg über eine Baumwurzel gestolpert, aber er war schon so nahe hinter dem Juden, daß dieser sah, es gäbe lein Entkommen mehr, noch mehrmals um ein Bäumlein tänzelte, dann ei ner alten Notkiefer zulief. Die Rotliefer stand mitten auf der Heide und weckte ihre knorrigen, zu halb dürren und zuhalb buschigen Aeste hoch und wild in den Himmel hinein. Es ging auch eine Sage, daß die Hexen, wenn sie dem Blocks berge zuritten, auf dieser alten Kie fer Rast hielten, daß der Bauin hohl fei und sich der Antichrist in demsel ben verborgen halte, bis einst ein Blitzstrahl in denselben fahren und den Antichrist loslassen würde. Und was derlei Glaubensartikel der gu ten alten Zeit mehr waren. Diesem Baume strebte das der folgte Jüdlein zu und in der Angst dehendig wie in Eichhörnchen tlet terte es mitsamt dem Bündel den Stamm hinan. Hoch hinan von Ast zu Ast, bis es sich oben im dichten Reisergeflechte verkroch und verwob. - Der Ortsrichtcr von Stübau blieb verwundert stehen, dann sagte er: 2ItFn; scbon recht das. ist .mir recht! Jetzt kommst mir nimmer aus, Jlid! Bist schon hin." Machte aber leine Miene, nachzuklettern. ; Ich warte nur unö halte hier Wacht fuhr der Bauer in offener Darlegung seines Planes fort, bis die übrigen Stübauerleut' auS der Kirche kommen, dann wollen wir dich , schon falben, aber nkcht so. wie der Samuel den Saul gesalbt hatt Sie werden bald da sein." Da stand nun der ehrsame Hans am Baum zur Judenwacht und hielt den Stock fest in der Hnd. Er war Icte auf die Leute feines Dorfes, die den Kirchweg zurückkommen sollten, aber immer noch nicht in Sicht wa waren. Es war sehr still auf dieser Heide, gar sonntäglich still, nur ganz in der gerne hörte man Hundegebell. Das Jüdlein oben, welches sich eine Weile gar ruhig verhalten hatte, tat jetzt den Mund auf und rief aus seinem Gcäste herab: Mir träumt, der Herr Nichter steigt heut auch noch herauf zum Gauschel!" Dem Juden nachsteigen!" knurrte der Großbauer, daß mich Gott be hüte! Wir kriegen dich schon anders herab, mein koscherer Gesell. Wir wollen einmal eins drunterheizen!" . Gott meiner Bäter!" ächzte oben der kleine Alte und zog die Beine ein, als empfinde er jetzt schon den sen genden Qualm. Allmählich hatte sich der Himmel grau umzogen und die Waldgegend in der weiten Runde lag schier düster da und eine schwere einsame Stim mung verkündete den nahen Abend. Der Hans Holler stand an der Kiefer und schaute verdrießlich nach den Leuten aus. Allein getraute er sich mit dem Juden, der jetzt eine vorteilhafte Stellung hatte, nicht fer tig zu werden. Sollten sie just heute den viel weiteren Talweg gewählt haben? Daß nur der Teufel an die sem Tag beim Talwirt gerade eine Tanzmusik geben muß! Da sind stundenweit um alle Beine verhext und finden nicht heim. Herrgott Sabaoth, sie kommen!" rief der Jude auf dem Baum. Na, Gott sei Dank!" atmete Hans Holler auf, aber als er sah, wer da kam, stieß er einen lrcischendenSchreck ruf aus und schoß in rasender Angst um den Baum herum. Die Wölfe ta men, ein ganzes Nudel ' pfeilschnell stoben sie, nach einem Sonntagsbra ten lechzend, über die Heide heran. Da wurde der stattliche, sonst so würdevolle Dorsrichter gar behendig, wie eine Wildtatze kletterte er den Stamm empor in's Astwerk und letzt waren die Bestien auch schon unten. Sie umkreisten ' den Stamm, sie heulten, daß es einem das Ohr zer riß, sie scharrten an der Baumrinde und bissen wütend hinein und taten, als wollten sie's versuchen mit dem Klettern. Schön guten Abend, Hans Hol ler!" spottete der Jude. Dem Dorf lichter verging fast Hören und Se hen. Gerade über seinem Haupte hockt der Gauschcl, . einen einzigen Fußtritt braucht's und der Hans liegt unten aber er fällt nicht auf den harten Boden, er fällt auf den Rücken der wilden Hunde. Gelobt fei Gott, Hans, du bist auf dem Stamme Judas. Und gcht dein Wunsch in Erfüllung, daß mich zerreißen die Wölfe, so bist du bei mir!" So der Jude. Der Bauer tat einenFluch nach auf wärts und einen nach abwärts, und dann hub er an kläglich zu schreien. Der nächste Waldbestanö gab ihm Antwort, sonst blieb Alles still weit um, und es kam keine Hilfe. Die Leu te von der Stübau waren längst draußen beim Talwirt und tanzten in heller Lust. Du mußt dir's bequemer machen, Nachbar," sagte der Jude, hebe dich weiter herauf zu mir, die Ungeheuer werden bleiben die ganze Nacht!" Gott verdamm's! Gott , der damm's!" knirschte der Hans, der sich zitternd an den Aesten festhielt und die Beine um den Stamm geschlun grn hatte, so weit sie reichten. Bon jctzt an kehrte er alle seine Schimpf Worte gegen die Wölfe und keine mehr gegen den Juden. Es begann zu nachten. Die Däm merung wurde zeitweilig durch Blitze unterbrochen, die allmählich auch den Donner aufweckten. Heute wird wieder eine Nacht zum Judenpeitschen!" näselte der Gauschcl, anspielend auf die unwirt lichen Sturmnächte, in denen Bau ernrotten von Haus zu Haus zogen, um etwa beherbergte Jsraeliten mit Knütteln und Peitschen auszutreiben. Und in der Tat, das Gewitter ließ nicht lange auf sich warten. Während unten die Ungeheuer schnobend den Baum belagerten, auf, welchem sie gute Beute wußten, kamen da oben die Habichte geflattert, die den Baum gefpensterhaft umkreisen, und brauste der Sturm heran. Man hörte ihn zu erst rauschen drüben in den Waldun gen, dann sah man ihn beim Schein der Blitze Staub und Sand aufmir beln über die Heide her, und jetzt jetzt war er da. Mit Macht faßte er den einzelnsiehenden Kieferbaum und rütteüe, daß die Aeste ächzten, und auch die Menschen, so daran hingen. Klau dich fest. mit'Händ' und Fuß'!" rief der Jude dem Bauern zu und langte mit der Hand nieder, um d fmä am Arm festzuhalten, ffliu vieler Mühe zog er ihn hinan zu sich, wo das Astwerk dichcr und schützen der war. Da schoß auch schon der Regen und Hagel nieder in daö Ge zweige, blendende Blitze zerrissen die Nacht und zeigten auf Augenblicke den wilden Aufruhr. ' Und wird er wahr, dein Wunsch," sagte der Jude, daß mich erschlägt der Donner, so bist du bei mir." Die wilde Gewalt der. Elemente steigerte sich, der alte Baumstamm bebte in seinem Grund und krachte und wollte brechen. Die Beiden Män ner sahen die Todesnot, sie kauerten nebeneinander auf schwankenden Aesten und beteten laut jeder zu seinem Gott. Aber dieser Gott über tönte mit der zornigen Stimme seines Donners die zagenden Gesellen. Und am Fuße des Baumes heulten die Wölfe. Der Regen währte fort, und . als Leide bis auf die Haut durchnäßt waren, suchte der Jude aus seinem Sacke eine Branntweinflasche hervor, trank daraus und wollte sie auch dem Hans zum Trunte reichen. Diesem klapperten vor Frost und Angst die Zähne, aber er trank nicht. Endlich wurde er ganz still und stak wie halb tot in der Gabel zweier Aeste. Als der viel zähere Jude sah, es bedürfe seinerseits nur eines kleinen Ruckes und der Feind läge unten, die Wölfe befriedigten ihren Hunger, würden sich dann verlieren und er wäre ge rettet als der Jude das alles jo erwog, was tat eri Er nahm noch einen scharfen Schluck aus seiner Fla sche unö flößte 'auch dem Hans Branntwein in den Mund, so daß dieser wieder ein wenig zu Kraft und Mut kam. Hansens Stellung war eine so gefährliche, daß ihn der Ju de immer wieder halten und stützen mußte, sollte er nicht jeden Augen blick in die Tiese stürzen. Und als die Wetter endlich der tobt hatten, als nur noch der eisige Hauch wehte, die Wölfe unten an dem Stocke des Dorfrichters nagten und sich dabei gräulich balgten und bissen da saßte der Jude Gauschel den Dorfrichter fest an der Hand und sagte: Hans Holler! Der Ehrist und der Jude, du und ich, wir sind Feinde auf den Tod. Dein Gott ist der Gott der Berz?ihunz; der meine ist Gott der Rache. Mach's kurz, Jud. mach's kurz!" stöhnte der Torfrichter, ich weiß, was ich von Dir zu erwarten haoe und daß bei euch keine Barmherzigkeit ist!" Hans Holler," sagte der 'Jude, meine Mutter ist gewesen ein Men schenweib, und deine Mutter ist auch gewesen ein Menschenweib. Ihr habt mein Bolk verhetzt und verfolgt seit alten Tagen. Die wilden Hunde, die der Mensch gezähmt hat und gehegt, die sind geworden feine trAien Haus freunde; die er verfolgt hat und ver hetzt, die sind geblieben wilde Hunde und der Menschen Feind. Du hast meinen Stamm den Untergang ge schworen, aber ich töte dich nicht. Du wirst morgen wieder der mächtige Mann fein, und ich der verhaßte Jude, den ihr peitschet, aber ich töte dich nicht. Meine Mutter ist gewesen ein Menschenmeib." Weiter hat der Jude nicht gespro chen und auch der Hans Holler hat kein einziges Wort gesagt. Sie saßen fiebernd beisammen auf dem Baum die ganze Nacht. Der Gauschel hatte sein Bündel geöffnet, um mit dessen Lappen sich und seinen Nachbar vor dem ärgsten Frost zu schützen. Ich bin solche Nachtherbergen wohl ge wohnt," sagte er, aber der Herr Richter mag daheim haben ein besse res Bett." Und als eS Morgen ward und die lieben Böglein wach wurden im Wald, als draußen im Tale die Heerden auszogen mit ihrem Ge schelle und die Hirten mit ihrem Ge schrei, da verließen die Wölfe den Baum und zogen sich mit hängenden Schweifen in die Wälder zurück. Als hernach die beiden Männer mit halberstarrten Gliedern vom Baume niederkletterten, nahten eben die Knechte des Hans, die früh auf gestanden waren, um ihren nicht heim gckehrten Herrn zu suchen. Als sie das Jüdlein sahen, wollten sie allso gleich darüber herfallen. Der Dorf richtcr wies sie zurück, legte die Hand auf des Juden Schulter und sagte: Den laßt in Ruh'!" Sie staunten sehr, als er den arm seligen Gauschel mit in sein Haus nahm. Nachdem sich dort die beiden von der schrecklichsten Nacht erholt und erquickt hatten, sagte der Hans Holler zum Jsraeliten: Bleib' bei mir und laß dich taufen, ein Christ bist du ohnehin." Sagte hierauf der Jude: Ich blei be meinen Bätern treu!" Und torkel te davon. Hans Holler, der Dorfrichter von Stübau, blickte ihm lange nach, mit Kopffchütteln und seltsamen Geda.i ken, und hat von diesem Tage an k:i nein Hebräer mehr ein Leid zugefügt. Die alte Kiefer auf der Heide wurde seit jener Nacht der Judenbaum gc nannt. Heute steht sie nicht mehr, aber an ihrer Stelle eine junge, frische. Denn so hat's der Hans seinen Nach kommen befohlen: Der Baum sei das Denkmal, daß die Begebenheit nicht vergessen werde. Pflanzet ihn nach!" Kathederblüte. Lehrer: Müller, Ihre Arbeit fängt schon ohne Fchluunkj ani - Audreaa Hcüero Rache. Geschichte aus dem Echiihciigrabcn, Zv Dr. grp Wcrihcimec, Kricaöverichrcritattcr. Mit Andreas Heller stand ich des Nachts im Schützengraben. Sein Name lautet nicht ganz genau so, wie ich ihn hier wiedergebe, aber der Huber Martin in dem kleinen Spcs sartdors wird ihn schon erkennen, wenn ich die Geschichte erzähle. Al lerdings vorderhano war es noch gar keine Geschichte. Da standen wir halt im Schützengraben beieinander, und es ist beileibe nicht so interessant des Nachts im Schützengraben, wie man sich das vorgestellt hat. Der Sar tasmuS im Wunsch des Herrn Divi sionskommandeurS: Na, dann viel Bergnügen draußen", war eben so berechtigt, wie das Staunen im Blick des Herrn Regimentstomman deurs auf meine Bitte, ein paar Stunden der Nacht ohne alle Füh rung" mich einfach draußen im Schutzengraben herumtreiben zu dür fcn, anstatt im warmen Unterstande zu liegen. So ein Schützengraben ist wun verschön in der begeisterten Darstel lung eines flüchtigen Besuchers und auf der Photographie. Denn man photographiert bekanntlich nur bei Sonnenschein und nie bei Regenwet ter. Und gerade heute regnete es. Kein ossener ehrlicher Regen war es, sondern ein ganz heimtückischer Sprühregen, der sich leise auf die Kleider legte und ganz unmerklich bis auf die Haut kam. Der Andreas hatte leider eine Pfeife ohne Deckel, da wurde der Inhalt naß, und sie zog nicht. Und die erste Anknüpfung war, daß ich ihm eine Zigarre gab und er mir den glimmenden Zun der zum Anzünden der meinen reich te. Dann schloß sich eine kurze Unterhaltung über den Wert oder Unwert der modernen Jeuerzeuge und über den guten alten Zünder und den Feuerstein, den man in sei nem Spestartoorfe noch viel gebrau che. Dann war es wieder eine Weile still, und wir starrten durch die Schießscharten ins Dunkel der Nacht. Wände u. Boden des Schützengrabens waren schlammig und schlüpfrig, und wo man sich anlehnte, da blieb man auch gleich kleben.. Machte man ei nen Schritt, so blieb der Schuh im zähen Erdteig stecken, und es be dürfte jedesmal einer kleinen halben Pferdekraft ihn wieder los zu betom men. Biel herumzuspazieren gab es da nicht, man stand, wo man eben stand, und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Es kam natürlich gar nichts. Ringsum wurde in ganz unregelmäßigen Abständen geschossen und geknallt, aber niemand sah wohl mehr als zehn Meter weit ins Gelände. Die Schüsse fielen ganz vereinzelt, dann, einmal einige in dichter Folge, und hin und wieder setzte auch das Maschinengewehr ein und ratterte ein paar Sekunden los. ES war das richtige Beruhigungs schießen", das dem Gegner sagen sollte: Wir sind noch da und passen auf!". und daö vorzüglich in ei ner solchen Nacht geeignet ist, die Schläsrigteit der Wachmannschaften zu bannen. Auch drüben beim Feinde, der kei ne hundert Meter entfernt lag, schien man gleicher Ansicht zu sein, nur daß die Munitionsoergeudung dort erheblich stärker war. Mit leisem Zischen, das rasch wie ein leichter Wind anschwoll und dann wieder eben so schnell verrauschte und er starb, flogen die Kugeln über uns weg. Alle halbe Stunde vielleicht kam von weit hinten aus unseren Artilleriestellungen ein schwerer Brummer mit heulendem Sausen über uns weg; der Knall tönte auf, und dann zählte man die Sekunden, bis das Echo des Aufschlages von drüben zurückkam. Biele der Ge wehrkugetn schlugen 'vor uns in den Wall vor dem Schützengraben und spritzten Dreck unö Schmutz nach allen Seiten auf, einige trafen auf kleine Steine, sprangen ab und gingen als Querschlager mit leich tem Krachen Und Knacken über uns weg. Jetzt stieg eine Leuchtrakete in die Höhe und schwebte als kleiner farbi ger Ball drüben über den feindlichen Stellungen herab. Auch Andreas schoß jetzt rasch ein paar mal hinter einander und erklärte, als ich ihn fragte, ob er denn etwas gesehen hätte: nein, das nicht, aber er müsse den Russen doch auch einmal zeigen, daß er noch da sei und nicht schlase. Dann starrte er wieder ins Dunkel und ich starrte daneben. Ich über legti schon, ob nicht der Unterstand des Obersten, mit der kleinen Liebes gabenbatterie von Schnäpsen darin doch wohl ebensogut Gelegenheit gä be. den Angriff der Russen abzu warten, und ich ertappte mich sogar schon dabei zu überlegen, daß wohl die Russen bei diesem Wetter über Haupt gar nicht kommen würden da schien etwas wie ein elcktri scher Funke in meinen Andreas ge fahren zu sein. Er wurde auf ein mal gesprächig und fragte mich, was ich eigentlich hier schaffe; so. Kriegs totätttMtnJ. M jej abex in tercssant, und meine Zeitung habe er auch schon einmal gesehen,, sein Hauptmann lese sie nämlich. Und ob ich ihm nicht einen Gefallen er weisen wolle? Er habe nämlich heute vergessen, die Postkarte zu schreiben, unö da müsse sie unbedingt morgen früh vom Divisionsstabsquartier aus abgehen, uno zwar mit der und der Ordonnanz, die um diese Zeit ge wöhnlich nach dem Generalkomman do reite, um etwas abzuholen. Aber er müsse sich unbedingt darauf ver lassen tonnen, denn die Postkarte sei wichtig. Da vergaß ich den Unter stand und den Regen und erkundigte mich, was das denn mit der" Postkarte für eine Bewandtnis habe, und da er zählte mir denn Andreas Heller die kleine Geschichte, die den Huber Martin in dem kleinen Spessartdorf gewiß interessieren wird. Denn die ser Huber Martin ist da oben Brief träger, und der Andreas ist erster Knecht auf dem Gute des Großbau ern. Die beiden sind Jugenögejpiele und alte Freunde, aber beim Kegeln und beim Schafskopf da hänseln sie sich gerne ein wenig. Und als sie da so an den schönen Sommeraben den um das Juli-Ende herum im Wirtschaftsgarten faßen, da hat der Martin gegen den Andreas einen Hauptirumpf ausgespielt und hat so beiläufig erzählt, daß der Andreas von der Engländerin, die im vorigen Jahre im Dorfwirtshaus als Som merfrischlcrin gewohnt hat, immer Postkarten bekommt, und daß da wohl irgend etwas im Gange sei. Und da haben sie alle darauf losge kichert, und sein Spitzname der Engländer" siand fest. Es war ganz richtig, er hatte jene Engländerin im vorigen Jahre ein paar mal geführt, und sie hatte immer gelacht über feine drolligen Bemerkungen, unl da hatte sie ihm noch ein paar mal ge schrieben. Aber eine Ansichtstark ist doch schließlich noch kein Schwerver brechen, daß man einen anständigen Burschen beleidigen muß. Und als dann die Tage des August kamen und gar noch die englische Kriegs klärung, da hat er ganz energisch ge beten, den Spitznamen jetzt sein zu lassen, aber nun haben sie erst recht gelacht, und als die Dorfburschen zur Gestellung zogen, da haben sogar die Weiber ihm nachgerufen: Also auf Wiedersehen, Engländer, haue sie recht durch!" Und der Huber Mar tin, der war an allem Schuld, und der sollte es büßen. Der Huber Martin ist also Brief träger und ist nicht beim Militär ge Wesen. Er trägt auch jetzt noch die Post im Dorfe herum, was nämlich gar nicht so leicht ist, weil die Häuser und Höfe sehr weit auseinander lie gen. Und da ist namentlich ein Hof, der liegt recht abseits. Der gehört dem Körber Karl, der seine schöne Tochter so , argwöhnisch hütet und nie zum Tanzvergnügen läßt. Da muß der Briefträger immer 35 Mi nuten wieder zurück, wenn der Bauer einen Brief bekommt, was gottlob nur selten passiert, und was dann immer im ganzen Dorf bekannt wird. Aber seit Kriegsausbruch bekommt der Körber fast jeden Tag eine Post tarte, und der Huber Martin hat jeden Tag feine Stunde zu laufen. Der Andreas hat plötzlich für den Karl Körber eine besondere Freund schaft entdeckt und er schreibt ihm alles, was da draußen vorgeht, jeg lichen Tag. Er erzahlt ihm von den Kämpfen und Gefechten, er schildert ihm das Lben im Schützengraden, er beschreibt das Vorrücken und das Einbuddeln, kurz er ist der Chronist seiner Kompagnie. Und der Körber Karl, dem das zuerst ganz mertwür big vorkam, daß ihm der Andreas überhaupt schreibe, der ist allmählich ganz stolz geworden auf seinen eige nen 5kriegstorrespondenten. Und nun kommt er gar oft herunter zum Dorfkrug unö ist dort schon zu Ruhm und Ansehen gelangt, weil er nämlich immer das Neueste weiß, über Soldatenleben, über den Schützengra ben und den Bau eines Unterstandes, über die Schützenlinie und das Ma schinengewehr Bescheid weiß. Der Körber Karl ist jetzt Sachverständiger für den Krieg im Spessartdorf gewor den und er läßt sich auch nicht lum pen für seine Ehre. Er schickt alle acht Tage einen ordentlichen Happen oder einen kräftigen Schluck, beson ders von dem Wacholderschnaps, der die Toten wieder aufweckt , und in solchen Nächten wie heute so schön wirkte, wenn er zufällig nicht längst ausgetrunken wäre. Und der Körber Karl hat auch fei ner Tochter, was die Anna ist, er laubt, dem Andreas zu schreiben; und nun bekommt der Andreas feine Strümpfe, und bekommt die halbe Kompagnie ihre Pulswärmer aus dieser Quelle. Und die Anna, die ist nicht etwa ungebildet. Die war in der Stadtschule und hat was ge lernt und sie versteht die Wirtschaft. Ein tüchtiges Stück Geld hat der Alte wohl auch, und da ist das gar nicht so schlecht mit der Anna Kör ber. Und da seien sie soweit auch schriftlich schon ganz einig geworden, und weil er nun vor zwei Wochen das Eiserne Kreuz bekommen habe für die Patrouille, die des Nachts 14 Russen riebst Gewehren aus dem feindlichen Schützengraben hcrausgc holt hat, da werde der alte Körber wohl auch nichts, dagegen sagen. Ein wenig mißtrauisch ist er zwar schon geworden, weil er jetzt weniger seine, privaten Tagesberichte von der Front bekommt als die Anna. Aber, gesagt hat er noch nichts. Er hat im Ge genteil vielleicht gedacht, da müsse wohl eine Schnaps oder Wurstsen düng ausgeblieben fein, die die Feld post verloren habe, und er schickt jetzt zweimal in der Woche, damit der An dreas auch fleißig schreibe. Und am achten des nächsten Monats, da ist ! sein Namentstag, da schreibt ihm der Andreas einen besonders großen Schlachtbericht für den Dorskrug, und da muß es ihm die Anna jagen, daß er einen Helden zum Schwiegersohn kriegen wird. Und was der Huber Martin ist. der das elende Schimpfwort von dem Engländer aufgebracht hat und es nicht zurücknehmen wollte, der hat schon zweimal geschrieben, er schicke auch eine feine Hartwurst und einen recht durchwachsenen Speck, wenn der Andreas nur. die Schreibarbeit lassen wolle, wegen der er jeden Tag die Stunde zum Hof des Körber Karl hinauslaufen müsse. Aber der An dreas dentt jetzt nicht mehr daran. Der Martin tut ihm ja schon leid, aber die Anna ist ihm auch schon lieber, und da ist jetzt nichts mehr zu machen dagegen, da der Brief träger jede Tag hinauf muß. Be sonders übrigens, wo ihm die Anna jetzt immer den halben Weg entge gen kommt und die Post schon ab nimmt!. . . Der Andreas erzählte seine Ge schichte und verwandte dabei kein Auge von der Schießscharte, als ob draußen die Russen auf und ab fpa zierten. Und er knallte derweilen auch ruhig wieder einmal ein Loch in die Nachtluft, damit die Russen nicht vergaßen, daß er auch noch dabei sei. Unö dann paßte ich ein paar Minuten für ihn aus und schaute durch die Luke hinaus und er schrieb beim Schein der elektrischen Taschen lampe auf den Knien nur noch rasch die Adresse, damit ich die Postkarte ja noch mitnehme. Ich schrieb dann noch einen Gruß darunter und habe sie am nächsten Tag pünktlich sogar im Auto mit zum Armeeoberkommando genommen: Damit der Huber Martin nicht etwa einen Tag lang nichts zu tun hat und glauben könnte, der Andreas ha be seine Rache vergessen. Die Pfeifsprache. Die Bewohner von Gomera, einer der Kanarischen Inseln, smd imstan de, vermittelst Pfeifens jede beliebige Unterhaltung zu führen auf Entfer nungen, in denen das gesprochene und geschriebene Wort verhallt. Diese Pfeifsprache besteht nicht etwa bloß aus verabredeten Pfiffen, sondern je de einzelne Silbe hat einen besonde ren Ton. Das Pfeifen geschieht mit den Lippen, die entweder gespitzt oder in die Breite gezogen werden, und der Zunge; manche Leute bedienen sich dabei, wie auch bei uns, eines oder zweier Finger. In der Literatur be finden sich nur wenige Bemerkungen über diese merkwürdige Sprache; Professor Dr. Karl Fritsch erzählt, daß beim Weihnachtöfest 1862 die Leute einen Freudenpsalm in der Kirche, anstatt zu singen, gepfiffen haben. Schon in der Geschichte der Entdeckung der Kanarischen Inseln, die Anfangs des 17. Jahrhunderts von französischen Geistlichen geschrie ben wurde, findet sich ein Hinweis auf die Pfeifsprache, indem von den Gomeros gesagt wird, sie sprachen mit den Lippen, als hätten sie keine Zun, ge. Ueber die Entstehung dieser Spra che sind die Meinungen geteilt. Der Naturforscher Quedenfeld, der einge hende Beobachtungen darüber machte, ist der wahrscheinlich richtigen An ficht, die Pfeissprache sei lediglich ein Produkt der eigenartigen örtlichen Verhältnisse von Gomera. Die Insel ist stark zerklüftet; Leute, die in der Luftlinie ganz nahe beieinander sich befinden, müßten stundenweite Um wege machen, um zueinander zu kom men und sich sprechen zu können; sie bedienen sich deshalb seit altersher zur Verständigung gellender Pfiffe, aus denen sich allmählich eine form liche Pfeifsprache entwickelt hat. Einwand. A.: Vom Elend des Lebens kann ich auch ein Lied singen. V.: Na, wenn Sie noch singen können, dann ist es wohl nicht fo schlimm. Im Restaurant. Gast: Kathi. sagen Sie, bitte, in der Kü che, daß heute daö Schnitzel nicht zu essen war; wenn ich so etwas haben will, kann ich zu Hanfe blei beul Gemütlich. Sommerfri fchcnwirt (zum Küster, um die Mit tagszeit): Da hast a Maß Vier, halt mal die Turmuhr um . a halbe Stunde zurück, wir haben unZ heute mit dem Essen verspätet, sonst machen mir die Gäste Spekta kell Ihre Ansicht. Mutter (vor lesend): Und Gott machte den Men schen auS einem Erdenkloß... Lieschen (unterbrechend): Mama. da hatte er wohl auch so schmutzige zanoe wie xgn Tik russische Judensragc. Tie neue Dlcnicrnitii geht ihrer Lösung au dem SWcflC Angesichts der bedeulsainen Rolle, welche das jüdische Element seit lern gein in der russischen icuolutionsbe wegrnig und in der russischen Jour alislik spielt, ist eine Zuschrift ganz interessant, die der Stockholmer Hot- rewonöent der Voimchm Zeitung unlängst von seinem Petersburger Gewährsmann erhielt, Mt, auschei- end selbst judiicheu ttren angeyo rig, von deren Enttäuschung und ernstesten Befürchtungen" zu be richten weiß, weil die neue russische Regierung itt ihren bisherigen un. zähligen Manifesten sorgsam ver mieden hat, über die in Rußland jo außerordentlich wichtige Judenfrage eine deutliche und bündige Erklä rung abzugeben". Sowohl x'uijuiow kabe. von dem Korrespondenten der Londoner Central News" über sei, ne Stellung zur Judenzrage befragt, nur ausweichend" geantwortet die russischen Juden Würden in Zu kunst" alle Rechte russischer Unterta nen erhalten; ebenso habe wegen der jüdischen Ofsiziersfrage Kriegsmini ster Gatahkow ausweichend" erwi dert, die Offiziersernennungen hin gen nicht von ihm ab", und der Un terrichtsminifter Manuilow habe auf Anfragen der Petersburger, Mos sauer und Kiewer Juden hinsichtlich der beschränkten Immatrikulation jüdischer Studenten nur erklärt, die Regierung werde die Frage im Auge behalten". Tiese Antworten verstärken nach dem Gewährsmann der Vossischen Ztg." bei den russischen Juden die Befürchtung, daß die neue Regie rung nur unvollkommen an die Lö sung der russischen Judenfrage her antreten werde. Auch der jetzige Mi nisterpräsident Lwoff habe als Semstwopräsiöent stets die Heran ziehung von Juden zur Semsrwo arbeit abgewehrt, und Kriegsmini ster Gutschkow sei, was wenige zu wissen scheinen, Mitbesitzer und Verwaltungsrat der judenhetzeri schen" Nowoje Wremja". Ferner sei festgestellt worden, daß die russi schen Konsulate im neutralen Aus lande nach wie vor die Paßvisierung nach Rußland für neutrale auslän dische Juden verweigern, und daß bezügliche telegraphische Anfragen an die Petersburger Zentralinstanz unbeantwortet bleiben. Aus der gan zcn Zuschrift spricht die Sorge, daß auch die neuen russischen Machthaber sich nicht gern und rasch an die In densrage heranmachen möchten. Vor läufig können sie aber ihre jüdischen Freunde damit vertrösten, daß die schwierige Materie grundsatzlich durch die künftige Verfassung zu re geln fei. ' ' Schutz für den Alligator. Auch vielen, welche es sängst für selbstverständlich halten, daß die Vo gelwelt und das meiste Säugetierwild ein bedeutendes Maß von Schutz im merene des Menschen selbst erhalten müssen, dürfte der Gedanke, auch dem Alligator einen besonderen Schutz zu teil werden zu lassen, bis jetzt ganz fremd gewesen sein. Man hat fast allgemein den Mi gator ebenso wie das Krokodil und den Menschen nur als gegensei tige natürliche Feinde angesehen und geglaubt, daß der Alligator nur nach seiner Tötung dem Menschen von Nutzen sein könne. Das hat auch zu einer schon sehr bedenklichen Vermin derung des Bestandes dieser Tiere ge führt. Vielleicht wird man auch ferner nicht dazu gelangen, den Alligator als Freund zu betrachten. Aber auch Feinde können als Bundesgenossen gegen andere Feinde von schätzenswer tem Nutzen sein! Es ist die Tatfache festgestellt wor den, daß die Alligatoren die uner bittlichen Feinde der Moschusratten sind, die andererseits zu den schlimm' sten Feinden des Reispflanzers gehö ren, weil sie die Gewohnheit haben. sich in ' die Deiche und Bänke des Reisfeldes einzugraben und die Ernte oft zur unrechten Zeit zu überfluten! 1?. , (ö.:at... i c u.nu vcf jaeisnKjn eriangi in unierer Zeit einen immer größeren Wert, je knapper die Nahrungsmittel im allge meinen zu werden drohen! Der Neis muß zum Teil leisten, was die Kar toffel nicht mehr leistet. In Erkenntnis des Wertes vom Alligator als Moschusratten-Vernich-ter wurde in Louisiana' wenig sj'z ein bescheidenes Schutzgesetz erlassen, welches die verschiedenen Distrikte des Staates besugt, solche Maßnahmen zu treffen, wie sie für das beste zum Schutz dieser Tiere halten. Dieses Beispiel ist auch in anderen Alligato ren- und Reis-Gegenden, wie in Ar kansas, nachahmenswert. Der echte Stolz tticki nu hochmütig nach außen, sondern do mutig nach innen, um zu prüfen, ob er noch verdient, am Leben zu sein. Der unglücklichste Zu. stand ist, der Menschen überdriissi? sein und sie doch nicht entbebri! können, X Verändern schadet, schadet sich stets selbst. Neu gier sucht Cömuk. W IM jSdeljteiye.