Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, June 27, 1917, Image 1

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    Kein Geschüft kann ohne '
.Kunden bestehen
Und es ist die ZeitungsrOklame,
die Kunden einbringt. Sie kön
rten auf keine andere Weise,
stunden erlangen.
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Wetterbericht. .
Für Omaha und Unigegend: Cchim fieuie
abend und Tonncrstag, warmer beute abend.
Für Nebraska: Allgemein schön keilte abend
und Donnerstag, wärmer im östlichen , Teil
heute abend.
Für Iowa: Anhaltend veränderlich heuts
abend, Donnerstag teilweise bewölkt.
4. Jahrgang
Omaha, Neb., Mittwoch, den 27. Juni 1917,
-8 Seiten.-No. 91V
Prohibitign dem
Präsidenten überlassen
fj'&tt es der Präsident im Interesse der Geffenb
lichkeit für geboten, dann sotten wein und
vier weiter hergestellt werden.
Zur Desertierung
tschechischer Truppen!
Der Landrsverteidignngö Minister
ttcorgi beschuldigt die Tschechen
offen des Verrats.
lzcovers Meinung diirste ausschlaggebend sein!
Washington. 27. Juni. , Präsi.
dent Wilson bildet heute daS Sturm
Zentrum in dem Kampfe um natio
nale Prohibition. Der Kongreß,
nicht imstande, die Wirrnisse welche
die Annahme der Nahrungsmittel
Kontroll Borlage bedrohen, zu lö
seit, ist denselben einfach aus dem
Wege gegangen. Während der der
gangenen Nacht wickelte das Acker
bau-Komitee des Senats das kno
chcntrockenc" Aiuendement zur Nah
rungsmittel . Kontrollierungs Bill
fein säuberlich ein und legte es auf
die Treppe dcö Weißen Hauses. Die
in dem Amendcment gemachten Ein
pfchlungen lauten:
Die Destillation von Spiritussen
aus Nahrungsmitteln ist während
der Toner des Krieges verboten.
Auch können weder Bier noch Wein
aus Nahrungsmitteln hergestellt wer.
den, außer der Präsident hält es im
Interesse der Oeffeittlichfeit für an
gebracht, eine beschränkte Herstellung
von Wein und Bier zu gestatten,"
Mit obiger Ausnahme erklärt sich
das Senats-Komitee niit deiu voin
Hause angenommenen knochentrockc
nen Amendcment einverstanden. Dein
Präsidenten wird das Necht gegeben,
alle im Bond befindlichen Spiriwo
fcn zu beschlagnahmen und rückdestil
licren zu lassen.
Sollte diese Handlungsweise vom
Senat gntgehciszen werden, so hat
der Präsident vollständige Gewalt,
die Herstellung von Wein und Bier
nach Gutdünken zu gestatten oder
zu untersagen. Man sagt sich im
Kongreß, daß der Präsident sich ge
gen eine derartige Verantwortlich.it
sträuben wird? andere Kongreßleute
aber lochen sich ins Fäustchen und
sagen sich, die Regierung müsse jetzt
doch endlich einsehen, daß sie alle
Machtbefugnisse erhält, die sie arv
strebte."
Niemand weiß heute zu sagen,
was der Präsident bm wird, sollte
der Senat das Borgeben deZ Se
nats5lomitces gutheißen und später
da& Konferenz Komitee beider Häu
ler sich entschließen, daß der Präsi
dent betreffs der Ausführung des
Amendements das letzte Wort haben
soll.
Möglich ist, daß Herr Wilson
sich in dieser Beziehung auf das Ilr
teil des Nahrungsmitteldircktor
Hoovcr verlassen wird. Dieser hat
sich betreffs Einführung nationler
Prohibition zum Zwecke der Stern
scrvicrung von Lebensrnitteln in fol
gender Weise geäußert:
Ganz abgesehen von sittlichen
Fragen ist meine Ansicht die, daß
wir zwischen 50.000.000 und 0.
000.000 Ausbel Getreide, die zu
Brauzwccken verwendet werden, sva
ren können, und dieses Getreide ist
sür die Alliierten von großer Be
deutung. Alles, Ti'as in den Tcstil
lcricn hergestellt wird, gebrauchen
wir sür industrielle und Munitions
zwecke. Bei Einführung .der Nah
nmgSmittelkontrolle und Berwcn
dung von Subslituteil sür Getreide
können wir zwischen 25 Millionen
und 50 Millionen Bushcl beim Zu
bereiten von industriellem Alkohol
ersparen." '
Das Ackcrbau omitcc wird in der
Lever Bill nachstehende Empfehlun
gen machen: Kontrolliern von
Stahl, Eisen. Oel, gewisser Maschi
ncrien und dergleichen: die Getrei
bevorrate der Farmer sind nicht als
Aufhäufung zu Spekulationszwccken
zu betrachten: demNahrungsmitteldi
rektor soll nicht gestattet werden,
zu bestimmen, was auf den Fami
lientisch kommen soll: Beschränkung
der Lizcnsicrung gewisser Produkte."
Uritik über ZZeldzug
in Mesopotamien!
Yngl. Blaubuch zieht in scharfer Wkl
fe über die dabei gemachten
groben Fehler her.
Der Uaiser lobt die
vayreuth Dragoner!
2(1 Regiment hat Taten verrichtet,
daß der alte ?rltz im lynum
sich freuen musz.
Amsterdam, 27. Juni, über Lon
hon. Berliner Depeschen zufolge
hielt der Kaiser am 21. Juni an
der Westfront eine Truppenschau ab,
nach der er an die Soldaten eine
Ansprache hielt, in welcher er unter
anderem sagte: Den hier vcrjam
nielten Truppen spreche tch meine
vollste Anerkennung für ihr Bcr
halten aus und bin der festen Ueber
euauna, daß sie wie bisher, wo im
rner sie auch hingestellt werden, auf
Gott vertrauend, ihre Schuldigkeit
tun und einen Frieden für das Ba
terland erkannten werden, wie wir
ihn sür die weitere Entwicklung des
selben bedürfen."
Zum Schlüsse der Ansprache sagte
er: Bcsomers bin ich erfreut, das
erprobte Banreuth Dragoner Negi
inent, das sich in der Schlacht bei
Hohenfricdberg unter den Augen des
großen Preußenkönigs, dem alten
Fritz", unvergänglichen Ruhm er
worden, zu dessen Taten in diesem
kiriege zu beglückwünschen. Als ich
im Sommer 1916 die Borck Schwa
dronen nach Rumänien sandte, gab
ich ihnen den Befehl mit auf den
Üi!eg, unter allen Umständen, wo
immer sie sich auch befinden, die al
:cn Traditionen des Regiments auf'
reckt zu erhalten und neue Lorbeeren
ml Kampfe zu criverben. Das Re
giment hat den Erwartungen ihres
?t','iiien Kriegsherrn entsprochen und
Taten verrichtet, die den ..Alten
Fritz" oben in den elysischcn Gefil
icn" erfreuen werden. Möge es so
werter fortfahren. Wir werden un
ren alt nickt fahren lassen, bis
London, 27. Juni. Der auSführ
lichne und schärfste amtliche Bericht,
der je über militärifche Operatio
nen oes rieges veroffentlichi wor
den ist, selbst der Bericht über die
Dardanellen .Expedition nicht aus
geschlossen, ist gestern abend in ei
nein Blaubuch ausgegeben worden,
daS sich mit dein Feldzug in Meso
Potamien befaßt.
In dem Bericht heißt es, die Er
prdition war ein berechtigtes mili
tärifchcs Anternehmcn, jedoch mit
unzureichenden Streitkräften und un
genügender Vorbereitung vorgenoni
inen worden. Der anfängliche Fehl,
schlag mit dem Verlust von Knt sei
auf Mangel an .Voraussicht, Feh
lern und falschen Berechnungen zu
rückzuiühren, was ans einen Mangel
an Organisationsfähigkeit aller Be
tciligter schließen lasse. In der
Hauptsache hält der Bericht sür die
ijcljlcr General ?cizon, den frühe
ren Befehlshaber der britischen
Streitkrafte in Mesopotamien der
antwortlich, den Vizekönig von In
dien, Lord Hardinge, und den CAcr
kommandierenden in Indien, Gene
ral Sir Bcouchamp Tuff.
Der Transportdienst und das Sa
nitatswesen werden als die schwäch
sten Punkte in der Expedition be
zeichnet. Mangel an Transportfazi
litaten habe die Herbeischaffung von
Verstärkungen unmöglich gemacht.
und so den voll von Kut zur Folge
gehabt.
Amsterdam, 27. Juni, über Lon
don. Der frühere Landesverteidi.
gungS.Minister Georg i gab im
NeichSrat die Erklärung ab, daß drei
tschechische Regimenter zu den Russen
übergegangeit waren. (Wie bereits
in der Tribüne gemeldet,)
Die Erklärung wurde gemacht an
läßlich der Diskussion über die For
derung tschechischer Abgeordneter,
den Abgeordneten Klosae freizulas
sen, der unter der Anklage, verur
sacht zu haben, ein Einverständnis
zwischen Böhmen und Rußland her
beizufügen, zum Tode verurteilt
wurde. Das Todesurteil gegen Klo
fae, den Führer der tschechischen
Union im Abgeordnetenhaus des
österreichischen ReichSrats, ist don
Kaiser Üavl aufgehoben worden, doch
befindet sich Klofae noch in Haft.
Minister von Georgi teilte mit,
daß in allen Armem der Feinde
Oesterreich-Ungarns tschechische Leg!
onen gebildet wurden, und daß von
den im militärpflichtigen Alter ste
henden österreichischen Tschechen, die
beim Ausbruch des Krieges in Ruß.
land waren, nur drei zurückkehrten.
Er berichtete ferner, der frühere Lei
ter des böhmischen Blattes Narod
ni Listy", ein gewisser Pavlu, habe
sich in Rußland osfen gerühmt, daß
er als Fähnrich der österreichischen
Armee zu den Russen desertiert sei,
nachdem seine Kameraden einen öster
reichischen Außenposten niedergemacht
hätten.
Die Angaben des Ministers sollen
großes Aufsehen hervorgerufen ha
ben,' die tschechischen Abgeordneten,
die über dieselben erbittert sind, er
klären, diese Angaben seien aus
Rache dafür, daß das Ministerium
zum Rücktritt gezwungen wurde, ge
macht worden.
Vatikan hat nichts mit
Verschwörung zu tun!
Ter zn lebenslänglichem Zuchthaus
verurteilte Monsignore tterlach
ist in Sicherheit.
Paris. 27. Juni. Ans dem
Prozeß gegen den österreichischen
Prälaten, Monsignore von Gerloch
geht hervor, daß dessen prodeutsche
Umtriebe außerhalb des Vatikans
stattgefunden, und daß der Vatikan
in keiner Weise Kenntnis davon ge
habt habe.
Ter zu lebenslänglicher" Zucht
hausstrafe verurteilte Prälat ist 6e.
reits seit Januar des Landes vermiß
sen und befindet sich seit dieser Zeit
nicht mehr m Italien. Er kann in
folgedessen auch nicht zur Strafe her
angezogen werden.
Am. Notes Ureuz im
Diensk der Alliierten!
Aekrutenwoche bringt
nur wenige Aekruten!
Washington, 27. Juni. .Die
Regierung sieht mit Unb"hagen, daß
der Ruf des Präsidenten Wilson um
Freiwillige nur wenig Gdiör fin
det. Die Anmeldungen sind enttäu
sck)end. Sa haben sich Dienstag im
ganzen Lande nur 1115 Mann srei
willig zur regulären Armee gemel
det, die zuerst nach Frankreich ge
schickt wird. Man hofft aber, daß
infolge der großeil Reklame, die
durch Zeitungen und Organisationen
im ganzen Lande betrieben wird, in
den letzten Tagen der Woche sich we
nigstens don 5000 bis 6000 Mann
täglich melden werden.
Nominell waren bereits Sainötag
utid Sonntag die ersten Tage der
von Herrn Wilson bestimmten Wo
che. An diesen beiden Tagen mel
beten sich in allen Staaten 315
tteneral v. Ranke gestorben.
Berlin, über Amsterdam und
London. 27. Juni. Im Alter
dqn siebzig Jahren ist in Jena der
Generalmajor a. T. v. Ranke, ein
Sohn des großen Historikers Leo
pold v. Ranke, aus dem Leben ge
Mann zu den Fahnen. An de, schieden. Der verstorbene General
Spitze standen Nun ?Iork mit 132 1 war der Fütirer der deutschen S,u
m' aWKS' Luche errungen ist,- yd KennsZlvcmiey gut 1Q2 2to. atätD&zs&sm
Washington, 27. Juni. Die
Zeichnungen des amerikanischen Vol.
kes sür das Rote Kreuz werden vom
Vorsitzer desselben, Henry P. David
son auf $1 14,000,000 berechnet.
Hierbon behalten die einzelnen Zwei
ge 25 Prozent der von ihnen aufge
brachten Summen, während die üb
rigen 75 Prozent in den General
foi,d gehen.
Tavifon hat in einem öffentlichen
Erlaß dem Volke seinen Tank ausge
sprochen. ' In diesem Erlaß heißt eZ,
daß die Summe in erster Reihe sür
die Vedürsiiisse der amerikanischen
Toldaien und Seeleute benutzt wer
den wird und in zweiten Reihe sür
die Alliierten. Weiter wird gesagt,
daß die amerikanische Rotes Krcuz
Zlominission das amerikanische Un
tersnitzungswcrk. in Frankreich über
nommen hat, und daß hierfür bereits
eine Million Tollars zur Verfügung
gestellt sind, und daß in allen alliier
tcn Ländern ähnliche Zweige des
amerikanischen Roten Kreuzes instal
liert werden sollen.
Nach Rußland wird eine Kommis
sion von zwanzig Fachleuten gesandt
werden um die Bedürfnisse des rus-,
fischen Volkes zu studieren sowie die
beste Art und Weise, ihm zu helfen,
lleichzeitig werden in ganz Ruß
land und an der russischen Kriegs
front Zweigsstationen des Roten
Kreuzes errichtet werden.
Deutschamerikaner
sollen nicht gegen
Brüder kämpfen!
Tas bezweckt eine von Kongrcßmann
Brittcn eingereichte Bvrlnge.
Ter Osten ist aber dagegen.
Washington 27. Juni. Kon
grcßmaiin Briste von Illinois, der
wie gestern bereits kurz erwähnt
im Kongreß einen Antrag eiilge
bracht hat, die Amerikaner deutscher
oder österreichischer Abstammung
vom Heeresdienst in Frankreich zu
entbinden und sie anderweitig zu
verwerten, sagte hierüber:
' Ich habe vielfach Gelegenheit ge
habt, seit unserer Kriegserklärung
an Deutschland hohe Offiziere unsern-
Armee bckreffs der Ratfamkeit
zu befragen, Bürger deutscher oder
österreichischer Geburt, welche nicht
in fremden Landen Kriegsdienst lei
sten wollen, nach den europäischen
Schützengräben zu ftnden. In je
dem Falle wurde mir gesagt, daß der
Charakter eines solchen Soldaten für
leine .Nameraden von geringem Wert
sei und sich bei einem Handgemenge
von unschätzbarem Schaden erweisen
möge.
Mein Alitrag nimmt keinen' von
der Konskription aus, sondern beab
sichtigt nur seine Anjetziing zu einem
Dienst, in welchem der Gezogene dem
Lande gemäß seiner Fähigkeit am
besten nützen kann. England und
Kanada sind davon abgestanden, ihre
Bürger deutscher Geburt in die
Schützengräben zu entsenden, weil
nach ihrer Meinung das Blut nicht
llnterdriickt werden kann, wo der
Entschluß zu töten und zu siegen
der vorherrschende sein muß.
Wenn die Fabriken und Farmin
unsere ersten ; Verteidigungslinien
sind, laßt uns wünichenswertc
Maiincslraft für diese Zwecke aus
heben."
Ter Ölten gegrq solche Ausnalimcn.
Washington, 27. Juni. In der
gestrigen Kabinettsjitzuug wurden
angebliche ungerechte Bestiniinungen
des wahlweisen Aushebnngsplanes
besprowen.
Auf Einwände, des früheren Biir
gernicisters Fitzgerald , von Boston
hin. daß die AusnahmeReglilatio
Nen dcil eingeborenen Amerikanern
eine zu große Last aufbürden wür
den, mögen Aendcrtmgcn vorgcnom
nicn werden.
Die Quote der Männer für die
nationale Verteidigung basiert auf
der Gesamtzahl der Männer ln er
nem Torf oder einer Stadt. Be
treffs der ausländischen Bevölkerung
ist kein Abzug vorgesehen. Voraus
gesetzt, daß es eine starke ansländi
sche Bevölkerung gibt, wie es in
vielen Fabrikaten der Fall ist, wür
de die Aushebung fast jeden eingebo
renen Mann treffen. Dies wird als
ungerecht charakterisiert. Es wird
gesagt, daß die Männer, welche sich
willig erklärt haben, Bürger zu
werden, in die Aushebungsliste ein
.geschlossen werden sollen. (Die
Kricgshetzcr im Osten, die nicht ge
nug zum Krieg mit Tcutschlaiid
losbrüllen konnten, wollen sich jetzt
vom Kriegsdienst drücken.)
Russische Sozialisten
gegen Sondersrieden!
Sind aber für einen baldigen allge
weinen Frieden; Lenin in
diesem Sinne tätig.
Ureuzer Olympia"
ausgelaufen!
Tcwens
Flagschiff in der Schlacht
von Manila stark beschädigt
und mit Wasser gefüllt.
Block Island, R. J 27. Juni.
Der Kreuzer Olnmpia". Admiral
Teweys Flaggschijf in der denkwür
digen Schlacht von Manila, ist ge-
stern bei einem dichten Nebel auf
Grund geraten. Die beiden Maschi
nenraume uno ein großer .eu 0tS
Schisfes find mit Wasser angefüllt.
Der Obermaschinist Wm. M. Babb
ra mums x.'coen, ats er von einer
Lukentür getrof'en wurde. Ti,
Mannschaft bat den Dampfer ver
lassen, der scimicr beschädigt ist.
Pctrogrckd, 27. Juni. Ter all
russische Kongreß der Arbeiter und
Soldaten hat mit großer Mehrheit
den Beschluß gefaßt, keinen Separat
frieden zwischen Rußland und den
Mittelmächten abzuschließen. In der
Resolution aber wird hervorgehoben,
einen baldigen allgemeinen Frieden
zu erstreben, da ein solcher für die
Demokratie Rußlands unerläßlich ist.
Ter Kongreß hat ferner bcschlof
sen, eine Delegation nach Schweden,
Frankreich und England zu senden,
um l,!e Zusainmenkunst eines inter
nationalen Kongresses zu vcreinba
ren und zwar auf der Basis, wie von
der Exckutivbchörde vorgesehen ist.
Lenin arbeitet für Frieden.
Washington, 27. Juni. Das
Staatsdepartement hat heute eine
Depesche erhalten, laut welcher Prinz
Leopold von Bayern, Befehlshaber
der Truppen an der russischen Gren
ze, mit dem russischen Sozialistcn
sührcr Lenin zwecks Herstellung ei
nes allgemeinen Friedens unterhan
dclt habe. In der Depesche heißt
es, daß Lenin am 22. Juni vor dein
allrussischen Kongreß der Arbeiter
und Soldaten eine Rede zugunsten
eines allgemeinen Friedens hielt.
Nach ihm sprach das Regierungsmit
glied Vierensky und erklärte, daß
er Lenins Rede 'wiederholen werde.
Er las vom Manilskript und wieder
holte die Worte seines Vorredners.
Dann sagte er, daß Lenin sich der
Worte des Prinzen Leopolds von
Bayern bedient hatte, der niit Lenin
in Unterhandlungen zwecks Herstel
lung des Friedens gestanden habe.
Lenin stellte dieses auch nicht in- Ab
rede und sagte, daß er dieses im
Interesse der Demokratie getan habe.
Gegenrcvvlntlon verhindert.
London, 27. Jiini. Die extre
men Sozialisten hotten am 28. Juni
eine große Demonstration gegen die
Regierung geplant. Mitglieder des
allrussischen Kongresses aber hatten
es verstanden, die Demonstration zu
hintertreiben. Es ist aber offenbar,
daß Rußland gegenwärtig eine neue
schwere Krisis durchzumachen bat.
Die Lage in Petrograd und int In
ncrcn des Landes verschlimmert sich.
Aus hier eingetroffenen Depeschen
geht hervor, daß die Anarchisten und
andere radikale Elemente von den
arbeitenden Klassen und vielfach auch
vom Militär, unterstützt werden. Die
Masten verlangen Frieden, Brot und
Freiheit.
Stürmers Sohn begeht Selbstmord.
Petrograd, 27. Juni. Ein Sohn
des früheren Acinistcrpräsidentcn!
Sturnier, der wegen Trunkenheit!
verhaftet wurde, hat im Gefängnis
ceiirnrnoio Begangen.
er LiberMmis m
eutschland marschiert
vistzer eingefleischte Uonservative bekennen sZrfj
zu der Ansicht, daß Wahlreformen unbe-
dingt eingeführt werden müssen.
Bezeichnende Aeußerung berühmten Mannes!
Berlin,' über London, 27. Juni.
(Von 'John Grandcns, Korrespon
dent der United Preß.) Die Bewe
gung für die sofortige Einführung
größerer politischer Freiheiten in
Deutschland gewinnt mit jedem wei
teren Tage mehr Anhänger. Sogar
Zeitungen, die bisher starke konscr
vative Tendenzen befolgten, dringen
auf Reformen. Bisherige Führer
der Konservativen befürworten Ab
ändcrnngcn der bestehenden Wahlge
setze. Zeitungen wie der Vorwärts",
das Tagsblatt" und die Vossischc
Zeitung" geben der Regierung Fin
gerzeige, wie die Reformen zu be
werkftelligen sind.
Besonders bezeichnend ist eine heu
te von dem Historiker Professor Otto
Huntze abgegebene Erklärung, in
welcher er sagt: Wir Preußen dür
fcn niitten in Deutschland, in Euro
pa ja in der ganzen Welt nicht al
lciil dasteheil und dem sich immer
mehr ausbreitenden Liberalismus
Schranken entgegenstellen. Wir sind
von einer bedrohlichen Isolierung
von den übrigen Völkern der Welt
bedroht."
Dieser Aeußerung des Professors
Huntze wird große Bedeutung bei
gelegt, um so mehr, da er bisher
niemals als ein Befürworter libe
raler Ideen gegolten hat und immer
konservative Ansichten vertrat.
Der Reichstag wird wieder am 5.
Juli zusammentreten und es wird er
wartet, daß gleich zu Beginn der
Sitzungen das sogenannte Konsiitu
tionsK'omitee seinen Bericht uilter
breiten wird. Diese Kröperschaft,
dessen Vorfitzender der sozialistiscke
Abgeordnete Phillip Scheidemann ist,
hat letzten Monat Mai Empfehlun
gen gemacht, die von gewissen Ele
menten in Teutschland freudigst be
grüßt ivurdcn, da sie eine gründliche
Reform des preußischen Wahlsystems
befürworteten. ' Ter Kaiser selbst hat
das Konstitutions-Kmnitee daraufhin
ersucht, sich diese Empfehlungen zur
Richtschnur zu nehmen.
Die am 31. Mai gemachten Vor
schlüge lauten: Ter Reichskanzler
ist nicht nur dem Kaiser sondern auch
dem Reichstag gegenüber verant
wortlich. Neucinteilung der Wahldistrikte in
Teutschland, sodaß das Volk im
Reichstag eine bessere Vertretung er
hält. Das Koustitutions Komitee wird
im Juli weitere Sitzungen abhalten.
Anklage einer Mutter
gegen den Urieg!
Ihr einzigervSohn in Frankreich
gefallen: anfregende Szene in
Maffcnvcrsammlung.
Amerik. Segelschiff
durch Bombe versenkt!
Niemand umgekommen: drei Nor
weger und ein Schwede
ebenfalls torpediert.
Groszer Crsolg des
Schweizer Sängersestes
St. Louis. Mo., 27. Juni.-lro.
ßer Jubel und echt schweizerische Ge
mütlichkeit herrschten gelegentlich des
10, Bundesiängeriestes des Schinci
zer - Ainenlaniiaien angerbnnoes,
das in der prächtig dekorierten
Schweizer Halle anl Tanistcig abend
mit einem Kommers eingeleitet wilr.
dc, bei welchem die von der St.
Louifcc Schweizer Kolonie gestiftete
Fahne feierlich eingeweiht wurde.
Die großen Preiskonzerte fanden ant
Sonntag in der Cinderella Halle
statt, waren von großen Menschen
maisen besucht und nahmen einen in
Bsöi.chung gl?zMtka NÄSiH
Pmihrni, 57 nni Tn nmrrifa.
mirs rnrlfrf)irf ..CMenn" ist nm
25. Juni bei der Insel Usbant an
der nanzoZifchcn ttuitc, 'b seilen
nordwestlich von Brest, von einem
deutschen Tauchboot durch eine Bom
ht t ht infr sipfnrhrrf tnnrhnrt
Von bet Besatzung kam niemand
ums Leben, tiinfenn Ueberlebende
wurden nach Brest gebracht.
Xie, ..atena war N'uyer oie
Barkentine ..oohng Suey" und
1 ,012 Tonnen groß, Sie befand
sich auf der Heimfahrt nach New
Zork von Nouen.
Drei Roriueger futsch.
London. 27. Juni. Die norme
gischen Tarnpfer Kong Haakon",
2,231 Tonnen groß. Maggie", 1.
118 Tonnen groß und Volette"
sind deutschen Tauchbooten zuinOpser
gefallen. Von der Maggie" wur
de die ganze Besatzung gerettet, da
gegen wurden born Kong Haakon"
nur sechs Mann gerettet, und von
der Vollette". werden ebenfalls nieh
rere Mann vermißt. Vorn letzteren
Schiff wurden fünfzehn ' gerettet,
darunter fünf Frauen.
Schwedischer Dampfer torpediert.
London 27. Juni. Der schwe
dische Tamp'er Gothia" ist von
einem deutschen lbBoot versenkt
morden. Vier Männer und zwei
Frauen werden vermißt.
Mason bekämpft
Militärzwangsgesetz!
Washington. 27. Juni. K,m
grchmann Mason von MnoiZ hat
New Jork. 27. Juni. Im Ma
dison Saucire Park ereignete sich
Sonntag nachmittag eine erschüt
ternde Szene, die den Anwesenden
die Schrccklichkeit des Krieges un
mittelbarer und eindringlicher zu
Gemüte führte, als es tausend
Kampfbeschreibungcn uiid Schlach
ienbilder zu tun vermöchten. Der
Park wimmelte von Menschen, die
gekommen waren, um Emma Gold
man und andere Gegner der Massen-
Ichlachtcrei zu hören. Anfangs hieß
es, es wcroe eine Ä'caiienvcr?amm
lung im Madifon Sauare Garden
stattfinden. Aber der Garden war
nd blieb verschlossen, und so zer
streute sich die Menge über den
nahen Park und lauschte den Aus
sührungcn von mehr als. einem Dut
zend Redner der radikalsten oder
anarchistischen Richtung üer den
Krieg und das Elend, das er in die
Welt gebracht bat. Die Polizei
hielt 50 Mann stark, unter dem
Kommando des Kapitäns Sexton
alle strategischen" Pimkte besetzt,
eine Anzahl von Geheimpolizisten
hatte sich unter die mehrtausend
köpfige Menge gemischt.
Von dem improvisierten Rostrum,
einer Seifenkiste, herab donnerte ei
ncr der Redner gegen den jetzt in
der Welt grassierenden Bcordwahn
sinn und schilderte eben das Grauen
der Schlachten, der unablässigen
Kämpfe vom Schützengraben zu
Schützengraben, als auf einmal eine
vor ihm in der Zuhörermenge be
findliche, elegant gekleidete Frau in
schrillen' Tönen fchrie: Verflucht
seien die Kriegspiraten! Mein
Sohn ist in diesem Kriege hingcmor
det worden I"
Die an und für sich schon in hoch'
gradiger Aufregung befindlichen
Umstehenden umringten die Frau,
schoben den Redner von seiner Sei
fenkiste und stellen die an allen
Gliedern Zitternde darauf. -Bleich
und erregt rief die Frau in die
Menge hinein: Um des Geldes,
um des Landhungers, um der Er
vopicka kehrt auf
Gesandtenposten zurück
Washington, 27. Juni. Ehar.
les I. Vopicka aus Chicago, der der
amerikanische Gesandte in Serbien,
Bulgarien und Rumänien war, be
reitet sich hier auf die Reife nach
Jassy vor, wo er im Interesse der
amerikanischen Regierung wirken .
soll. Von Bukarest nach Jassy ist
nur eine neunstündige Bahnfahrt,
doch Vopicka wurde von den Zentral
mächten aus militärischen Gründen
daran verhindert, diese Fahrt zu ma
chcn. Er muß jetzt, um nach Jassy, .
dem temporären Sitze der rumäni
schen Regierung, zu gelangen, über
San Francisco, durch Sibirien und .
Rußland reisen.
heute seinen Vorstoß gegen das Mili
tärzwangsgesetz begonnen. Mason
bat. wie er bereits srüher in einer
R'ede cs zu tun versprach, mehrere
Ameudemenls zu der Vorlage ein
gereicht, die Rooicvclt gestatten wür
den, eine Freiwilligcnarmec nach Eu
ropa zu sichren, und die Verwendung
der Staatsmilizen für ausländischen
Dienst verhindert. In seiner Rede
hat er erklärt, daß das letztere
durch die Bundesversassung absolut
verboten sei." (Mason meint es
gut, cüser jein &cmi ist nutzlos.),
obcrungssucht willen ist dieser Krieg
angefangen worden. Und ich habe ,
eine Postkarte erhalten und die be
sagt, daß mein Junge an der fra
zöfischen Front getötet worden ist.
Gott helfe mir! mein einziger
Sohn! alles was ich besaß I!"
Und mit einem Schrei des Webs
und der Verzweiflung sprang die
Unglückliche von der Kiste herab und
warf sich mitten unter die Nnistehen
den. Einen Moment lang schwankte
sie wie betäubt hin und her, dann
lag sie Plötzlich auf der Erde, raufte
sich wild die Haare, indem sie schrie:
Sie haben meinen Jungen umge
bracht, sie haben mir mein Alles ge
raubt!" Alles drängte nach der
Stelle zu, wo die Unglückliche tobte
und in der furchtbaren Aufregung,
die allgemein herrschte, verloren ein
zclnc' Leute den Rest der Besinnung
und schlugen mit den Fäusten rück
sichtslos um sich, um ja recht nahe
an die Frau heranzukommen.
Ein Polizut verachte Ordnung zu
schaffen, wurde aber über den Hau
fm gerannt. Erst als ein Tetache
rnent von 25 Blauröcken don der
einen Seite, eine gleiche starke von
der entgegengesetzten Seite in Keil-
formation in den Menschenhaufen
sich hineinbohrte, gelang es, den
Platz um die rasende Frau frei zu
machen und rings herum einen Kor
don zu ziehen.
' Man schaffte die Frau in daS
nächste Haus und ließ einen Ambu
lanzarzt des New Zork Hosvitals"
kommen, der ihr beruhigende Mittel
einflößte. Als sie sich vom hnsteri
schen Anfall erholt hatte, ab sie
an, sie sei die 4!) Jahre alte Witwe
Mary Smith und wohne in dem
Hotel McAlpul. Ihr Sohn habe
sich bald nach Kriegsausbruch der
sranzösischen Fremdenlegion ange
schlossen. Die Frau, die mit dem
General-Postmeister Burleson intim
des reun det ist. wurde in einem Aiita,
mobil nach dem Hotel McAlpin an
schafft.
W.onmert auf die Wglichs $&z