Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (June 15, 1917)
SsgZZHe Omtth Ztttitt 'on russischen Hevoütlionen und Aevoüllionaren.) Zltt man feit Änbegtnn de, Krieges erwartet hatte, endlich ist t eingetroffen: Tl-Pt-Iutioii in Petersburg, der Zar be droht, die Minister gefangen, zwei davon na.cbZich ermordet, ein Dritter angeblich IBM Selbstmörder geworden, fernst alles n OrDnung, fvll wohl Heiken, cllis dntntet und drub. Rußland ist zwar fast so ftmmm zentralisiert wie Frank teils),, gbce Petersburg kein Paris, trotz aller Zarexherrlichkeit nicht die führende. dorbildZiche Stadt, die dem ganzen un ermeßlichen Reiche den Takt schlagen könnte. Moskau. Kiew, Odessa und 'an dere bedeutende Städte muffen noch ge hört werden, vernehmlicher, als es bis jetzt geschah, und vor allem fragt es sich noch 'immer. we das ffeldgkschrei. dns von der Newa her erschallt, von der ruf fischen Sphinx wird ausgenommen wer den, dem Muschit. Ueber dies eine sind j alle russischen Revolutionäre derselben jTliinimg: die RcdoiUtion muß dort ton tmim frrearf lammen, sonst kehlt ihr jede AuGcht guf däuernden Ersolg. Das , heißeste Werben der Aufwiegler galt da- I ; htt immer dem Bauernstände, und u;n j , zu gewinne, benutzte gar mancher bedenklichsten Mittel, pflanzte in den t?km falsche kaiserliche Adler aus uns predwU 5f. allgemeinen Umsturz im Na mn ")8akvmi, des Zaren. Er, der Zar. itt ja sÄr,k Muschik das Heiligste a.;f Erden. Od Wie noch, wer kann ; es wissen? Aber eHn war es so: em (ctt, n Zar. Es Mt skgar. mancher iwt fei üo"r die Kgkwllnz m Zweifck und wisse nicht, ob ttt A von ' fei oder 6o.lt vom Zaren ngchtzt Korden sei. Was mußte nicht geschehen, , um eine solche, von Geschlecht zu Ge schlecht fortgeerbt Verebrunz zu entwur , Der Zar ist wie ein russischer ' tfsr.ftus, in Vakr und Ernährer, der canz ton der Liebt zum Volke durch izrnil ist". Das schreibt nicht etwa ci!i !amir.aast Ui Wintupalaftes.. ein Loondner des msstowitischen Selbstherr f.fctMni, das schreibt Bakumn, einer ' wn den Erzvätern bei russischen Nihi I'iZmuS, spricht aber auch zugleich von 1 dem unversöhnlichen Bauernyae gegen Beamte, Popen, Gutsbesitzer, gegen alle, die der Wuschik siir sein Elend verant- , wsrMch macht und ohne deren Wider stand er, nach seiner Meinung, schon . langst vom Zaren mehr Freiheit und 'M.'riar.d nach Herzenslust bekommen ' hätte, Ist aber dieser religiöse Glaube an Väterchens Güte und Allmacht noch i?.!st so uiradm, auch jetzt noch der Fels, wie n seit Jahrhunderte fest und ?nnttschütterlich aus dem Dunkel auf xam Dies natürlich die Frage, die nicht verÄummen 'will. Die russischen Revo- : uii'onä'n nannten den Zarismus die 'größte Lüge, die jemals unter Menschen ,z geworden, trösten sich jedoch mit 'fern Gedanken, daß ein Volk, welches die .Hrast'fcttit, ctikt solchen Lüge das Le btn Zä'gchcn, auch die' Kraft besitzt, ihr , Zages das Lebenslicht ousjubla- . '! s.Ä. 4 Wr noch nicht, ob und mit ' wievick achisMger Wirkung die von der Haupö ZGÄMde Bewegung sich ausbreiten wrd, ds wissen wir aber acr.z genau. we?l e He Russen selbst 'laut genug Zn die MM hinaus rufen, daß die Ursachen, aus die Be wegunz entstanden, dem ganM Reiche ' qemeinsam sind. Sie liegen natürlich viel tiefer als alles, was den unmittelbaren Anstoß gab. Die stärksten Bundes, noffcn der Aufständischen waren dies lmal der Hunaer und die völlige Unmög lichkkit, die Not auch nur zu lindern. 'In Sibirien verfault die jüngste Ernte, di nd dort stehen Tausende von Wag aenS, alle ir.it Getreide angefüllt, und könne, nickt befördert werden. Sie Ion nen es nicht, weil das gesamte Verkehrs wesen außer Rand und Band geraten ist. alle st:!icheil Organe zum Dienst un tauglich "Zeworden sind, die ganze Ma s.bine aus den Fugen ging. Das über aroße Rußland ist wirklich Tantalus im -'.nhei. bet die künen Früchte bis zum Lwsenrand heranreifen sieht und sie nicht nichen kann. Dazu die immerwähren den UnterZchleise. der ewige Tiebflay!. ''' Lq'vnd Trug als staatliche Einrichtung : duldet, durch hundertjährige Sitte ge ,ZWat. Wenn man die Erde umkreist wd'iStt schmutzigsten Winkel durchftö t-tri. wird man keine fa durch und durch verfaulte Beamtenschaft entdecken wie - )-,n ?,!NnM Tlckin. der bekanntlich Kil nd Militär i sich einschließt. Alezander II., in seinem Hauptquartier vor Pkwna. war entletzt uver ras icnam ' hft ?ibkn der Lieferanten und Eene cdt nd sagte zu seinem Soha. dem Jarewitsck: mit fcnemt, wir zme, iina die'emzigen brächen Leute." Das h,:t sich feitb.r Nicht gcb,itt. . Alle Regierungen., wie oft sie auch wechselte?, erwieien sich als uiachilos ge -rnm die ärckterlicbe Äustünde. die un hamiMlij zum heftigsten Widerstand froren muhten. Tu Revolution wurv: !"j i-tt nf--t systematisch krosiaeoaen. wutse geina'let und aufgefüttert, gerade r-en denkn, welche fie zu verhüten berufen ' wann, und dies der Grund, warum dort die JntcllektnkSm nie z Ruhe kommen, feit k'wm Jahrhundert und langer sich i'in'ers ehrend ra umnurzttinszer aus t-rriAi dknnden. RukZand oder die Ne . , . . y- ftrra :t fc.u.icn ja Permanttij. Äi nKjjcitaMi i t Tttai immer dwJ die LMlifliie r ,r--( .:(.!. bkffere. wirksamere Ab r.::':--".;il, lt da! Uebel an d Würze! r'M bsütn. v't finden vermocht, ('r ins Sibirien, kiel zu nd Zieit ,-z Pi.Se der ruMcken Staats ! : Tcr erste Nikolaus schritt übn f. j.. .,, umm Tbrone binaus. Der j:.TOb htt Dckabliiten. den er zu be ,-' --a lülie, wurde von Gardcoslizie ,ci C 't't, c'.r-Q von dm ob'reil Schich tc'l "aus, i war die RewlMon der c..:l.c.nd,chuhc. Sie wäre schon ntn - gftiW rttitt 6d Sbtuck btt i .t ..Hirt ett!rt8 i mm ? r?, , '.! e4 i.t fi .:ct t !:, ;ani!l. Alexander I. ousgebrochcn, wenn ihr der , Tod deß Kaisers nicht zuvorgekommen wäre. Das Bolk glaubte nicht an diesen Tod und war überzeugt, der Kaiser lebe nach wie vor als heiliger Einsiedler ir gendwo in einem unzugänglichen Versteck des Weltreiche. Aber lein Heiliger trat hervor, den Arm del Henkers zu iähmen, als die Führer der Dekabristen, die ja nur die Jugenbtiäume Alexanders ver wirklichen wollten, zum Galgen schritten. Wenig fehlte, so wäre auch der feinste Kopf des damaligen Rußland, der Dich ter Puschkin, mit ihnen zugrunde gcgan gen. Es waren seine persönlichen Freun de, und um sie nicht in: Stich zu lassen, allenfalls ihr Los zu teilen, eilte er nach Petersburg, kam jedoch glücklicherweise zu spät, denn der Ausstand war' schon nie dcrgeworscn. Nikolaus ließ sich den jun gen Mann vorführen und fragte ihn: Wenn du am 25. Dezember in Peters burg gewesen wärest, wo hättest du ge standen, bei mir oder bei den Rebellen?" Und der Dichter, em Adeliger, antwor tete, ohne sich lange zu besinnen: Bei den Rebellen" Der Zar aber, der grau samste Herrscher seiner Zeit, hatte an je nem Tag eine Anwandlung von Groß- mm. fco viel unerzchrozengeil gefiel ibm. war ibm etwas aan. Neues. Er verzieh dem jungen Mann, umarmte ihn sogar und nahm iym nur das Berpre eben ab. dan er lieb llliistiabin rubia Verhalten werde. Tann wütete er wei ter in seiner schrankenlosen Allmacht. Dieser Zar schwelgte in teiner &oiu Lhnlichkeit, mischte sich in die innersten Angelegenheiten jedes europäischen Staates, wähnte sich dazu berusen, die Revolution allüberall zu bekämpfen, wo immer sie das Haupt erhob, und merkie icbt. dak sie in keinem eigenen Lande am sichersten hergngedich. Er hielt sich wirklich für den Herrn der Wen. Wenn ick niese, sieben die Kübner in Svanien früher auf," pf'egie er zu sagen, doch wie stark er auch nieste, die Emenie des Widerstandes, die ihn leise und langsam umzingelten, konnte' er nicht verscheuchen. Es meldeten sich vie :awopy!tcn. es kamen die Männn. welche die Rückkehr zum underfälfchten Ruffentum vertun beten, zugleich den Deutschenbah pfleg in. Nikolaus liebt? die Deutschen nicht sonderlich, bevorzugte jedoch die deutschen Beamten, die ein zigen, die ' keine Langfinger- waren, und diese sogenannten Slawophilen hielt er Zur dai Ausruyre: . tie waren es durchaus nicht, sie liebun nur die Gebärden der Freiheitsmanner, lu ßen sich den Bart wachsen, trugen Samtblusen und rote e'.denhemven. ZZationaltracht. angeseriigt allerdings vom 'ersten Zran,ösischm Schneider der Hauptstadt. Wer aus Paris kam. wurde ja von jeher aus Handen getra gen. und wäre er bedenklicher Herkunft gewesen. Puschtins Lehrer der.franzö fischen Sprache a? ein Herr de Boudry, der eigentlich Mrat bietz und ein leib licher Bruder des blutdürstigen Echrek kenVmanneZ war. itcb auch aan offen zu dessen politischen Anschauungen be kannte. Und dieser Wann wurde als Professor am kaiserlichen Lvzeum in Zarskoje Selo angestellt! Wan fragt sich, was. er außer Deklinieren und Konju gieren seine Schüler gelehrt haben mag. Die Slawophilen wurden von Niko laus und feinen Ministern ganz falsch beurteilt. Trotz lyrcr unvokmaizigen Manieren konnten sie eher als Stützen des Zarentums gelten. Durch die neue Heilslehre, die sie verkündeten, wurden die revolutionären Dränge und wehn suchte aufgehalten, die Geister in andere Bakmen abgelenkt, und was die Staats Männer nicht finden konnten, ein Mittel zur Abwedr. es ging so gewn?.ermatzen von selbst aus den gesellschaftlichen Kreisen berdor. Dem Mittel fehlte nur die länger nachwirkende Kraft. Eine furchtbare, geheimnisvolle Macht erschien jetzt auf dem dunkeln Hintergrund: der Nihilismus. Das Wort stammt, wie man weiß, aus Väter und Söhne", dem Roman Turgenjews, der 1861 er schien. Die Beweauna war natürlich längst im Gange, bevor sie diesen ihren Namen erhielt. Eine mächtigere, straf fer zusammengehaltene, energischer ge leitete Redolutionspartei hat es nie ge arbkn. kbre dielfack aealiederte Oraani saiion läßt sich höchstens mit der der Jakobiner dergleichen, die emst ourq ihre zahllosen Parteinlialen ganz Frank r?i bebttrsckten. Aber welch ein Un terschicd! Die Jakobiner konnten ihr Msen am hellen Tage treiben, wayrenv sich die Nihilisten, wie die Urchristen in ifirfti; Katakomben mit dem tiefsten Ge heimniö umgeben mußten. Sie bildeten auch förmlich eine Art Kirche, hatten ihr Dogma, ibren Katechismus, lyre nm ster und Theologen, ihre Kirchenväter, daneben abr auch ihre Verwaltung, ihre ?,;s'!klin ifire Ssiflliwi. Wenn die ech hn Nssi d?m Barett oeaenüber die Wollust des Gehorsams' Jenossen. so folgten aucy DKt ajcunuuuuiti Führern in blinder Htngave, mir freu Wtn?T Qseruna ibr-S Lebens. Der Er folg ihrer Wagnisse grenzte oft anS Märchenhafte. Nichts blieb, ihnen der schloffen und unzugänglich, der Weg in die allerhöchsten Kreise schien ihnen of fe zu sieben. Die Swaispolizei hatte eines ihrer Flugblätter aufgefangen, an. geblich vom ersten bis zum letzte Exem plar vernichtet, und an demselben Tage fand Alexander lk. den Text des derbo un Aufrufes, höchst sauber auf Seide gedruckt zwischen den Blättern eine Romanes, den zu lesen n kurz zuvor be mine Kai!. Kin Scherz, weiter nichts. Allein zu Spiel und Spaß hatten sich die Nihilisten nicht verbunden, und mit Schaum? erinnert man sieb an r?n blutigen Ernst idttk skkikNM unttrur MüNZkN. -litt wutte diesmal ein Abioedkmit 'L eine Ablenkung? Die SlawovKilc wurden wieder herbeigerufen, un jetzt l waren sie n:cht m??r e,zen!:z7s i'.s allerhöchsten Mißtrauens, man be schützte, umschmeichelte, verhätschelte sie, nmn steigerte, ihre Bestrcblliigen -ins Ungemessene. Es entstand der freche, di ganze Welt verhetzende Panflawis mus. Doch der Reoolutionsgedanke wurde nur zurückgedrängt, keinesivegs ausgerottet. Die studierende Jugend gehörte ihm nach wie vor, die russischen Arbeiter kannten kein anderes Ziel als Beseitigung des Zarismus. Diese neu en Schichten, zum Teil von unten der ausgekommen, standen jetzt im Bordeu gründ und wehrten sich um ibren Platz an der Tronne. Aus thnen ist die Ne Volution nach v dem Japanischen Krieg hervorgegangen, den übrigens das ganze Land verwünschte. Viele schrien Hurra der Regierung zu Gefallen, sag ten aber dann ganz offen, daß für Rußland nichts ersprießlicher wäre, als eine gründlicbe Niederlage" fAusich- nungen des Arztes Weressaiew). Wie der mußte der Panslawismus helfen, der jetzt feine tollsten Orgien feierte, der Vaterlandsliebe ihren vollsten Brustton entlehnte, den Rallonalstolz bis zum Wahnwitz zu reizen versuchte. Das Ausland kam ihm zii H:I e. die Presse wurde in großartigem Stil be- siochen, sranzosi,ches und eng.ijches Gold rollte durch hundert Rcdattions stiiven. der Mlliardeiiseaen ging nieder über das ganze Land. Und doch, und doch rührte sich der böse Geist ds Wi derzpruchs immer noch da und dort, in Spelunken und in eleganten Zirkeln. Die revolutionären Parteien hztken sich aufgelöst, der Drache war endlich tot aelchlagen worden, doch sein Blut, das die Menschen wissend macbt. haiu den und jenen bespritzt. Ein kleiner Nach trag war noch zu leisten, dem Leichnam sollte ein Eselstritt versetzt Werden, und das d?sorg!e meriwuidi- gerweise ein Bundesgenosse, der sich ganz unerwartet und unoeiyo??! oder war es auch bestellt: Arbeit? 8er Regierung zur Verfügung stellte. Kein geringerer als der kleine Gott in Klndcraestalt war diesmal der Retter in der Not, der Schelm mit Bogen und Köcher, der wohl zum ttstenmal in der ttolle eines BonampfcrS für Ruhe nd . . . r. j. ronuiig yail usaiiimit. Man erinnert sich vielleicht eines ruf- fischen Romans, der , wenige Jahre vor Äusdruch des Krieges erschien. Ssa- n'm" lautete der Titel, und der Schrift- stcller Artzidaschem war der Verfasser. Die Lebemelt von Petersöurg uns Moskau verschlang das Buch, denn sie erkannte sich, selbst in dem Helden des Romans, diezcm Ssamn, der mit !ea:r Ueberlegcnhkit den polltiscben, philoso phischen, moralischen Jndifscrentismus prebigt, absolute Glelchguiügttil nach allen Fronten anempfiehlt, höhnisches Achselzucken vor allen Göttern und Götzen, die d'.sizer oen 2,ienicyen ve herrscht und feine Vernunft umnebelt hatten. Was kümmkrt ihn Freiheit und Freiheitsliebe! Er verlacht den Fanatis- mus der Umstürzler, Hatt ans Ber- Zassung und Bolksrecht. .Ich lebe für mich selbst', ruft er ans. nd dieses Selbst ist ein Abgrund von Genußsucht. Der wissenschaftliche Ernst, mit dem in Stirner das menschliche Ich auf den Thron hob und zum Alleinhnrscher krönte, ist ihm gänzlich fremd. du Freudenbecher bis auf Neige zu leeren, sein einziges Bestreben. Eeupe diem! Pflücke den Tag, genieße die Stunde, schivelge im Augenblick! Natürlich will er auch die freie, die freieste Liebe, srei bis zum "äußersten. D ieser Weckruf, an alle fchlummernden Begehrlichkeiten gerich tet. hat in Rußland ein starkes Echo gefunden. Eine Gemeinde der Ssani r.isti entstand, Vereine zur Pflege der Liebesfreiheit wurden unter der halb, wüchsiaen Jugend gegründet, Freuoen feste 'bedenklichster Art zu Ehren des Romandichters gefeiert Der Erfolg des Buches verwilderte sich zum Clan dal, die Regierung konfiszierte es schandenhalber. Vielleicht tat sie es aus Berechnung, wohlwissend. daß durch diese Maßregel die Lesebegierde fieber artig gesteigert wurde. Ein Mann, der gegenüber der umstiirzlerischen Bewe gung den Standpunkt genialischer Wurschtigkeit bezog und den je-m'cn isichisme der Pariser Lebenskünstlcr noch überschrie, ern solcher Mann reoeie ja ganz und gar nach dem Herzen der Petersburger Machthaber. Die Be schlagnahme hatre auch den gewünschten Erwkr, man im stch letzt um den Mo- man, vereinzelt! Exemplar: wurden zu dreißig und vierzig Rubel abgesetzt. Sogar die Revolutionäre schlürften mit Behagen das süße Gfft. sie vor allen andern, sie hatten dieses dornenvolle Dasein mit der ewigen Aussicht auf Kerker und Tos doch ziemlich Zatt.be kommen. Durch das ganze Land ging ein schwüler Wind von Sinnlichkeit, ein Sturm schrankenloser Lebensfreude. Wo die Geister gefesselt sind, rührt sich ja alles Leibliche stets um so ungesiü mer. Das Buch wirkte tatsachlich wie ein aphrodisisches Mittel, auch wie ein Narkotikum. es wurde, wie der deutsche Uebersetzer Zagt, das Buch der Gegen revolution", die Bibel der Ordnungs fanatiker. D Resolution schlummerte ein. sie dankte ab. der kleine Gott hatte sie abgesetzt. Dies die Stimmungen, die zu dem großen Kriege führten. Der literisch ausgepeitschte Erotismus wurde zum Schrittmacher eines wahnwitzigen Ehau binismus. Dieser entstand aus jenem, oder auch umgekehrt, jener aus diesem, denn es ist Z der Tat. als ob alles Uederhitzte, Ausaelassene, Berzückte im Geschlechtsleben, des Ällenschen. seine Refle? Zillden müßte. Der Krieg ein. das ivar nun freilich die stärkste aller Ablenkungen. Nur führt such er nicht selten den Umsturz herbes, so diesmal. Doch wie ganz anders als die Weli es erwartete! Der Bierbund brauchte ein gewaltsames Mittel, um die erkaltende Kriegslast in Rußland wieder zu en! flammen, nd deshalb rüttelte er die lArvolutikN aus dem Schlafe. Es war nicht zum tlstenmal, daß er sich dies,? Mittels bediente. I Griechenland hatte er es vorgeprobt. den revolutio r.ären Finanstz einanibt. l daß er es schon wagen konnte, das Birtuosenstück- Die dmljche Sache. ' von Dr. Friedrich Naumnnn, 5!itglicd des Reichstages. ?w Sgnttj iina iat Ncicdrich ?!amann ii wn nitweiHl!' SniMiiii'it lwer die Hfiilitne di? gkwrochkn. ir ütbm t.vw frtnrt Wtirtmirunflfit dift wieder. Das. was wir als den ungeheuren Krieg der Gegenwart erleben, es ist im Grunde eine Anhäufung Zehr venchiefte ner Kriege, die nur auf den Zeitpunkt gewartet haben, wo der eine den anderen aufwecken wurde. Wir fehei! vor Augen ein Wiederaufleben fast oller noch un läßlichen alteren territorialen oder na- t,onalcn Streitigkeiten des europaifchen ttontments und sehe gleii.bzeitia einen Kampf um die Seeherrschast und um die Freiheit der Meere. Das wird am deut- liebsten, wenn man die Prviololle des einstigen Wiener Kongresses" zur Hand nimmt. chon damals gab es, ebenso wie jtzt, eine italienisch-österreichische Frage, wenngleich niit etwas anderen Grenzen. Schon damals hatte man eine serbische Frage, und es gab eine Zeit, in der der Staatslanzler Metternich den Wunsch hatte, Serbien anstelle von Ober Italien zur österreichischen Monaiidie hin zuzuziehen. Auf dem Wiener Kongreß wurde schon über die Fürstentümer ge redet, d. h. über Walachei und Moldau, aus denen später Rumänien entstand'. Und auch die orier.ialiscl'e Frage, d. h. die türkische Herrschast in Konstantino pcl, stand auf der TagcZordnung. Lange und eingehend wurde auf dem Wner Kongreß über die Wiederaiifrichtung des zerteilten Polens gesprochen, bis schließ lich als Ergebnis eine nrne hnndertiäb rigc Teilung erstand. Besonders wichtig tt, daß es schon damals die bclai ehe Frage gab, denn durch den Kongreß wr- den Holland und Belgien als iloiiigreich der Niederlande vorübergeheiid vereinigt. Auch beschästigte den Kongreß die Fest lcgung der Grenzen zwisclien Frankreich und Deutschland und damit das Schicks! sowohl der deutschen wie der sran.sosi- schcn Bevolkcrunq im Ei'ag. Ta auncr- dem durch den Wiener Kongreß die eng lisch? Besitzungen von Gibraltar. Mal, ta, Eaploud und Ceylon bcsrntiat wur den, so kann man die Schlußakte der Wiener Verhandlung nickt nur als grundlegend für die europaiiche Lander flestaltuiig. sondern auck im oewisscn Sinne vorbereitend für die Entwicklung der maritimen Herrschafisverhältnissc ansehen. Das, was in wenigiten vollständig au der Hand des Wicnkr Kongreffcs hervorging, war die polnische Beisassimg des mitteleuropäischen Gebietes. Der deutsch! Bund mit seinen 3l Monarchien konnte nicht die e7,dgüitiJe Form für die deutsche Nation und Zur die Magyaren und Westslaven sein. Es entstanden mit Notwendigkeit Kämpfe um Bcrfassung. Zentralisatio und Dezentralisation die ses weiten Gebietes. Das sind die Kriege der Bismarckischen Zeit, aus denen sich einesteils die Siaatscml!! des deutschen Reiches ergeb: bat und andererseits ein Bündnis mit der österreichisch-unaari-, schen Toppelmonarchie. Dieses von Bis- marck ins Leben aufene System der mitteleuropäischen Rcg-erungen bat sich im jetzigen Kriege untcr den allerschwer sten Erschütterungen und Prüfungen be währt. Es bat sich ebensogut die Festig keit des deutschen Reiches gezeigt wie die Treue jenes Bündnisses, das im Jabre 1879 Bismarck mit dem linaarischen Grafen Andrassy geschlossen hat. Bon diesem Bündnis an bestand eine Gesamt Verantwortlichkeit der mitteleuiopäischen Rkgierungen und Bevölkerung, Es war der Bund zwischen Teutsch land und Oestcrreich-Ungarn ein Vcrtei digunasbiind nach Osten und nach We sten. Als Bcrteidigungsbund ist er langt Zeit hindurch eine Grundlage des euro päischen Friedens blieben, bis von Ser bien durch den unerhörten Mord des Thronfolgers die verbündete Doppel Monarchie in den 5iamps hineingezogen wurde. Vom rcichsdeutschen Siand punlie konnten und durften die Lsterrei chisch'.zinjarischen Bundesgenossen nicht einem Zersetzungs- und Zeibröckdunas Prozeß Lberlaffen bleiben. Es wird zwar jetzt von säten der Westmächte in verschiedenen Reden und politischen Er kläruiigen so dargestellt, als öS der Frieds des Erdteiles dadurch gewinnen könnte, daß man die verschiedenen Nationalitäten deS österrcichisch-unnarischen Gebietes in freie Selbständigkeit ven'ctztc. Sobald man an Hand der Landkarte und mit Kenntnis der unzähligen Reibungrflächen di Sache beurteilt, muß man zu der Erkenntnis immen, daß eine Autonomie oller Einzelbestandteiie zu einer vollen detm Balkanisierung des Tonaulandes führt, d. h. zu einem Zustande unend lein auf einem größeren Instrument vorzutragen. Aber er spielt ein gefahr liches Spiel. Ter Brand, der da gelegt wurde, könnte den Brandstifter erfassen, wird ihn hoffentlich ersassen. Dies olles berechtigt jä zu den erfreulichsten Ftie denshofsnungm. Wir äußern sie fchüch tcin und vorsichtig, denn wir stehen noch vor dem Ungewissen, noch im Rollen der Begebenheit, leben in einem jener großen Augenblicke, wo der Puls der Weltgeschichte rasch und rascher schlägt, alles Geschehene sich zu überstürzen scheint, eine Stunde die andere Lügen straft. Die Ereignisse laufen jetzt fchnel. ler als die Feder auf dem Papier, und unmöglich wäre es nicht, daß zwischen Ansang und Ende eines Aussatzes ein Zcrenthron in Trümmer kracht. EineZ steht jedenfalls fest: in dem großen Reiche des Ostens ist der Geist des Um sturzes noch immer lebendige Mit eine: Verblendung, die vergebens in der Ge schichte ihresgleichen sucht, wurde er dort von unfähigen, gedankenlosen Regierun gen großgkzrgen. und so ist dieses stolze, Kochsabrriibk, in seiner Uekruiacht f uhnniächiiHk Rußlaiid noch immer, ws ei seit hundert Jahren geimftn: das gelobte Land der Revolutionen, das püngigste und fruchtbarste Arbeitsfeld der Reoollitionare. . licher künftiger Zerwürfnisse. Die vster rcichisch. ungarische Doppelmonarchie ist bei aller Schwierigkeit Ihrer Konstruktion die sicherste Garantie des hriedcns. die es siir di Mitte des Erdteils geben kann. Um dieses Fried-nS im Zentrum Euro Pas willen ist Deutschland genötigt ge wescn. mit allen seinen Kräften an die Seite feines Bundesgenossen zu treten. Zu dem verwickelten mitteleuropäischen Grenzkricge ist nun aber durch das Ein treten Englands ein überseeischer und in tcrnationalcr Krieg getreten, dessen Aus dehniing und Umfang gerade in diesen Tagen der Erklärung deö uneingcschränk ten U.'Bootkriegcs noch von niediand übersehen werden kann. Nur zögernd haben sich das deutsche Volk und die deutsche Regierung an die Frage der Scepolitik herangenaht. . Ins besondere Bismarck hat lange Zeit hin durch kolonialen und maritimen Gedan ken gegenüber sich abwehrend verhalten, weil er die Sorge vor dem Landkriege nicht los werden konnte. Wenn wir uns nun fragen, warum Teutschland genötigt war, eine Seemacht werden zu wollen, so müssen wir eine kleine Erörterung an stellen, die von den Historikern noch viel zu wenig in ihrer Wirklichkeit erkannt worden ist. ES schließt eiira mit dem Jahre 1880 eine lange nd wichtige Pe riode in der Geschichte der Menschbeit, nämlich des Zeitalters der Landentdek klingen von Basco de Warna an und von Christoph Columbiis bis zu dr Reihe groß,'! Entdecker der ziveiten Hälfte des Ist. Jahrhunderts, bis zu Livingstone, Stanley, Emin Pascha, Wißmann, Sven Hkdin, Jriihjof Nanstn und vielen an deren. Von da an gibt es kein Herren loses Hinterland mehr. Der geographische Umkreis aller künftigen Kapitalisierung und Zivilisierung ist abgesteckt. Alle an deren großen Staaten habe diel eigenes entwickeluiiasfähige Land im Hinter gründ. Die deutschen Natursätze sind schon so vollständig in den Dienst der Produktion hincingcnommen als es mög lich ist. Die Deutschen mußten einen Teil ihrer Interessen und Tätigkeit in das uterskeischc Ausland hinein verlegen, um lkben zu können. Das erscheint bei äußerlicher Betrachtungsiveise leicht nur als das persönliche Programm Kaiser Wilhelms II. und als eine Nachahmung dzs englischen Vorbildes. Es ist aber weit mehr als das und wird gegenwärtig in allen deutschen Volkskreisen als eine unbedingte wirlschastlie Notwendigkeit angesehen,. Auf dem Boden, der heute Teutsches Reich' .heißt, wohnten in der Napoleonszeit etwa 24 Millionen Men schen, vor dem deutsch -französischen Kriege etwa 28 Millionen und bor dem Weltkriege etma 7 Millionen. Es ist die Masse des Volkes, die durch ihr eige neS Schwergewicht Deutschland 'w die Seepolitik hineingedrängt hat, . Damit aber ergaben sich ReibungZ Möglichkeiten gegenüber den älteren See möchten. Die Weltverteilung der letzten Erdcntdeckungsperiod: war die, daß Ame lila den Amerikanern vorbehalten blieb, dag oder Asien und Afrika unter die großen europäischen Kolonialmächte Ruß land. England und Frankreich 'geteilt wurde. Im letzten Menschenalter hat Rußland im Kampfe mit Japan der acblich versucht, sich an den eisfreien Ha fen des großen Ozeans festzusetzen. Eng land bat nach dem Plane von Cecil Rho des Afrika von Eairo bis Capstadt als ein englisches Gesamtgebiet zu erfassen ocsucht. Frankreich hat in Hinterindien, auf Madagaskar und an den Rändern der Wüste Sayara sich groizc Strecken von Zulunftslaiid gefichcrt. Deutschland erschien als Mitbewerber und nahm, was bis dahin übriggeblieben war. Das musste nicht unbedingt zu einem Kriege ftlKen, denn die deutschen 5koloniolbe stände waren klein und nur wenig stö rend für das englische Weltreich. Es ha den ja auch bis kurz vor dem Kriege zwi schen den beiderseitigen Kolonialämtern Versuche einer wohlwollenden Aerständi gung stattgefunden. Was nun aber die kolonialen Spannungen steigerte, waren die Gefühle der Konkurrenz, welche in der englischen Industrie gegenüber der deutschen industriellen Entfaltung er wachten. Nicht als ob die englische In dustrie durch das Aufsteigen der deul fchcn Konkurrenz eine wirtliche Schavi gitiig erlitten batie. Das ist nicht der Fall, denn Verdienst und Befchaftigungs grad waren in England bis vor dem 5tricz ganz vorzüglich. Es verschoben sich aber einigermaßen die Prozentverhalt Nisse des Anteils an der Eiscnpioduktion und am Welthandel, und aus derartigen Prozentualaesühlen heraus erklärte sich eine wachsende Nervosität der englischen Bevölkerung, die zusammentraf mit einer inneren Umwandlung des englischen Denkens überhaupt. Es ging die alte berühmte Freikudelsperiode ihrem Ende entgegen, und Joe Chamberlain prokla micrte die Idee des wirtschaftlich zusam menqeschwssenen größeren Englands. Aus allen diesen Gründen war zwar nicfct eine Krieasnotwendigkeii, ober eine Kiikgsmöalichkeit vorhanden, und daß nun durch Ennchluk der engl, chen Re gierung diese Kriegsmoglichkeit zu einer Krieaswirklichkeit geworden ist, das ist daS Schicksal des deutschen Volkes. Die Deutschen haben jetzt zwei riesenhafte Kriege zu einer und derselben Zeit zu führen. Das ist ihre Last. Das ist die deutsche Sache". , Wenn die Teutschen diesen Krieg wirk lich gewollt hätten, sie würden sicherlich entweder d e .eit des tiietu eten Buren Iitegcl oder des russisch-japanischen Krieges dazu verwendet haben. Das ist nickt aesckeben. Sie haben in den &i- ten, da ihre wßen Gegner in Ver keqcnlzeite waren, starte Beweie lyrek acund ukltchkn ,Tmi; Unia ueoeu, Miin iinnt adlk, trotzdem in de? Lite ratur Ker Gegner ständig lest, daß lr deutsche Mililarismus suv Mit ouen W: teln für die Durchführung dieses Kriegs dcibkreiM habe und daß in dir Estenz dieses Militarismus schon für sich allein der hinreichende Beweis des deutschen KriegswillenS liegt. Wer so redet, ver kennt die geographische Lage Mittel europaS. ,Auf dem Gebiete Mittelcuro Pas haben sich in der Vergangenheit alle kindlichen Heere getroffen. Zweimal sind die Türken, längst ehe sie die Bundesge nassen der Deuisckzen wurden, als Feinde vor Wien gewesen. Immer von vkiiem haben italienische id sparn die Scharen deutsche Landstriche verwüstet. Die Franzosen sind im 17. und 1. Jahrhundert bis hin z Napoleon immer wieder in den üddcutschen und rechtsrheinischen Gcbie ten erschienen und zahlreiche Ruinen er innern, wie die Schloßruinen von Heikel berg. an die Kulturtaten des Franzosen tums. Auch die Schweden sind unter Gustav Adolf und unter den Generalen, die spater seine Armee führten, fast durch ganz Deutschland gezogen. Die Russen sind zweimal in Berlin gewesen, es hätte nicht viel gefehlt, so wäre Deutschland zerstückelt und zerbrochen worden, wie das polnische Reich. Auf deutschem Bo den hat vor IM Jahren die europäische Abrechnung' in der Völkerschlacht von Leipzig stattgefunden. Das sind die In Okndeindrücke der Großväter gcwefen. Auf Grund solcher Erfahrungen hat sich die deutsche Nation bereit machen müssen. eine dauernde Rüstung anzulegen. Wenn irgendwo in der Welt ein natürlicher Zwang zur Wasfenbereitschaft vorhanden ist. fo ist es bei den Deutschen. Wenn die Deutschen wirklich die Ab- sicht gehabt hätten, der übrigen europäi schen Welt den Krieg anzubieten, so wür den sie grade nach ihrer Methode und Arbeitsweise diesen Krieg auf jede Weise vorbereitet haben. Nun oder kann jedcunann schen, daß ihnen, die Wirt schastliche Vorbereitung frü diesen Krieg vollständig gefehlt hat. Ich kann darüber aus unmittelbarer persönlicher Ersah rung reden, da ich in den vergangenen Jahren Mitglied Wichtiger Romniissio en des Teutichen Reichstages gewesen bin. Die Teutschen haben keine Ernäh rungsgefttzgebung für den Krieg vorbe reitet, keine Gewcrbcgesetze auch'nur als ntwurs uverlegt. olle ihre ökonomische und sozialpolitische Gesetzgebung beruht ohne Ausnahme auf dein, Gedanken der Forldauer des Friedens. Das ist in so hohem Grade der Fall gewesen daß sie Pch selbst nachträglich in gewissem inne Vorwürfe machen, daß sie zu wenig ait die wirtschaftlichen Möglichkeiten des Krieges gedacht haben. Die Rede von ihrem knegeiiichen Willen ist, eben eine Leoeiide. Es kam der Krieg unvermittelt wie Gewitter und Sturmflut an einem schwarzen Zaae, und mit dem Kriege entstanden für die Deutschen und olle Beteiligten die pcinlicken Fra gen bti- Völkerrechts. Trotz des Zerbrechen! und Uebertreten her- kömmliäjer völkerrechtlicher Bestim mungen oder Gewohnheiten halte ich es ur falsch und geradezu verhanassisvoll, wenn h.ati. das Völkerrecht im ganzen als wertlos und aussichtslos beiseite schieben will. Denn irgendwann müssen wir hin ter dem Kriege wieder zu geordneten Verhältnissen kommen. Das ober heißt, es muß neues Völkerrecht geben. Aus dem Krieg wird das Bedürfnis nach Völ, kkrrcch! und völtcriechtlichen Garantien noch unendlich viel stärker emporsteigen, als es jemals früher gewefen ist. Der Verlauf des Krieges spricht nicht gegen das Wesen des Völkerrechts an sich, son dern spricht ur dafür, daß das bisherige Völkerrecht ein viel zu lockeres und zu fälliges Gewebe gewesen ist.. Es ist bei oller Nechisbildung, sowohl im Zivilrecht, wie im Strafrecht. wie im Völkerrecht, eine altgewohnte Erschuf nnng, daß die vorhandenen Rechte d alteren und besitzenden Klassen nützlich zu sein pslegen als de aufstrebenden und jüngeren Klassen. Darauf beruht ja überhaupt der Fortschritt und die Wer änderung des Rechtes, daß mit dem Aus treten neuer Schichten und neuer Aus gaben altes Aecht eingefchmolzen wird, um don neuem in eine Form gegossen werden zu lönnen.x Um bei einem der allerschwierigsteii Punkte anzusaugen, so ist jener vor 80 Jahren in London ange fertigte NeutralitLtsverhag Belgiens einer von zahllosen Verträgen, der da mals mehr gegen Frankreich und Holland als gegen das damalige deutsche Reich gerichtet war, ein Vertrag, der den Bei giern gestattete anzugreifen, wen sie woll ten, ohne daß sie einen Anarikf erleiden sollten. Das letzte Urteil über den Ein marsch der Teutschen nach Belgien wird sicherlich davon abhängen, was endgültig in den Akten über die Vereinbarungen zwischen Belgien und den Westmächten gefunden wird. Bei einer rein formalen Behandlung des Völkerrechts erscheinen gewisse Dinge als erlaubt, nur weil über sie noch nie mals früher etncks bestimmt wurde und andere erscheinen als verboten, weil sie bei früheren Verhandlungen noch gar nicht in Betracht gezogen werden könn ten. Ich beabsichtige in diesen Tagen des beginnenden rücksichtslosen U-Boot-krieges nicht, mich ausführlich über die sehr schwierige Frage der Verwendung dieser neuen Wasfe auszusprechen, darf aber doch darauf aufmerksam machen, daß es nach den Grundsätzen allgemeiner Rechtsbildung ein merkwürdiges Verfahr ren ist. die Rechtslage der Kreuzer ohne weiteres zur Rechtslage der Untersee boote za machen. Es wird sicherlich eine fernere Zukunft auch ein Völkerrecht der Unterseeboote herstellen müssen. Heute ist dieses Recht noch nicht vorhanden unl entsteht, wie jedes Recht, aus dem Streit, In keiner bisherigen Darstellung des Völkerrechts findet mau ausqesllhrt, daß ti verboten sei, eine Bevölkerung von mehr als 120 Millionen Menschen aus hungern zu wollen, wie es jetzt aegen über Mitteleuropa die englische Absicht tst. Einen solchen ungeheulen Aushun gerungskrieg zu beginnen, verträgt sich offenbar mit dem Hnmanitätsideal der Niigelfachfen. Da nun dS deutsche Volk und fein vftkireich!sckr und u gacisch Bundesgenosse die Objekte und Opfek nies wichen Aushungerung? Unternehmens sind, so Zoll man sich nicht lliu fehr wundern, wenn sie über die völkerrechtliche Zulaslz!c'.t eines derarii- D!s Acsttz Ergreifung Englands durch Fried rich den Brechen. . Es war Im Jahre 1773. In Preu ßen regierte Friedrich . der Große, in Eiigland Georg III., der Fürst, der den großen Prcußenkönig mehr als jeder an dcre haßte und fürchtete. Freilich hatte , der Siebenjährige Krieg beide eine Zeit- lang hindurch zusammengeführt, allein schon damals war da gcgeiiscitige Ver hältnis der beiden Verbündeten kein g tc. im Gchcimcn tat England alles mögliche, um Preußen zu schädigen. Na mcntlich seit Lord Bute zum Minister des Auswärtigen, in England ernannt war (Oktober 1761), damals, als ge lade der Prcußenkönig sich in der schlimmsten Lage befand, war man m England bemüht, ihn möglichst tief zu dcmllligen. So wurden iym die aus gemachten Subsidicn verweigert und hin ter seinem Rücken Verhandlungen mit der Kaiserin Maria Theresia angeknüpft. wahrend man zugleich bemüht war, in Petersburg gegen ihn zu intrigieren. 100,a Pfund Sterling ließ England es sich koste, um die Umgebung Peters Ijl. don Rußland, der bekanntlich ein großer Verehrer des preußischen Königs war, zu bestimmen, in diesem Sinne ans den Kaiser einzuwirken, allerdings wurde das Geld nutzlos ausgegeben, da Petcr III. in seine: Verehrung deZ ttö nigs nicht wankend wurde und auch seine Nachfolgerin, Katharina II., den mit Preußen geschlosscncw Frieden einhielt. Das war nun freilich schon lange Jahre her, aber die Erinnerung lebte doch in beiden Fürsten fort, und als der Auf stand der amerikanischen Kolonien ge gen Eiigland losbrach, hieß es dort balv, die Amerikaner wurom durch preußisch: Offiziere kfchlig! und einexerziert. An laß zu diesem Gerücht gab wohl die große Verehrung und Volksliimlichkeit, die dem Einzigen in Amerika zuttil. wurde. Seine Siege sind unsere Siege," hatte man dort schon srühcr von ihm gesagt. Sein Bild befand sich in viele,! Häusern, und Wlashington nannte es zeitlebens eine Ehre, von dem Könige don Preuße, .dem großen Fürsten und Feldherrn , empfangen zu werde. Al les dies war siir England Gruud genW, Friedrich mit mißtrauisckien Augen zu betrachten und Schlimmes von ihm zu erwarten; erzählte man sich doch sogar, daß der König Washington einen kost baren Ehrcnsabel uberiendet haben sollte, eine Geschichte, die teilweise noch heute in Amenta geglaubt wird. - Ta tauchte im Oktober 1773 ' plötzlich in einer englischen Zeitung, der Ehronicle, eine sensationelle Meldung auf. Eine Flugschrift des Königs don Preußen war in England erschienen und Massen haft In London verbreite!, sie war da tiert vom 'l'i. August aus Potsdam, uns Friedrich II. erklärte darin auf Grüns des Rechtstitcls hin, daß das Großbei tannische Reich von den angelsächsische Häuptlingen Henqist und Horsa gegrün bei worden sei, England für das Eigen. tum Preußens, ergriff von dcmselb'"l aus Grund dieser alten ttchte suWich Besitz und erließ eine Anzahl Verbote und Bekanntmachungen, die die Engliin . der zur rasenden Wut entflammen mußten. So verbot er u. et. bor allen . Dingen, scrneihin Eisenhammer urij andere Eiienfabruen einzurichten, er laubte jedoch den Engländern, ihr Eisen erz nach Preußen zu schicken, um es hier demrbeiten zu lassen, verbot ihnen die Fabrikation der Hüte und Perücken, in dem er anordnete: .Unsere ferneren Un tertanen können ihre Hüte in Preußen kaufen' . f. m. Ferner nahm er das Recht jn Anspruch. Zölle und Abgaben in England zu erheben, und endlich teilte er mit, und das schlug dem Faß den Boden ans, daß er beschlossen habe, alle Verbrecher, Spitzbuben und Ein brichcr aus Preußen nach England zu fchssfen, .damit sie die Bevölkeruii? mehren und vergrößern mögen Zur alle, Zeit.' Der König von Preußen erbebt' Ansprüche auf rinser Land', hieß es in London auf allen Gassen, und der Lord Spencer rief aus, als ihm diese Nach richt in einer Gesellschaft vorgelesen wurde: 'Mit der nächsten Post weide,i wir hören, daß der König von Preuße mit hunderttausend Mann auf dem Wege ist, um seine Ansprüche zur Gcl tmig zu bringen.'. Vierundzwanzig Stunden lang war ganz London tat sächlich in Aufregung, bis man endlich dahinterkam, 'daß das Ganze ein April scherz war von wem, ist niemals recht aufgeklärt worden. Einige glaub ten, es sei ein Werk des Königs, ander? waren der Meinung, daß er mit Enq land Streit beginnen wolle und dafür einen Grund suche u. s. w., mit jiem licher Wahrscheinlichkeit aber kann man annehmen, daß Benjamin Franklin, lzr damals als Angeklagter in England weilte, den Scherz erdacht und ausge führt hat. Dennoch gab es in England noch sehr viele, die der festen Meinung waren, das betreffende Edikt über die Besitzergreifung Englands rühre taifäch lich von dem König von Preußen her. und er sei nur durch die Gegenmaßre geln der Regierung verhindert worden, es tatsächlich zur Ausführung zu brin gen. Das machte das böse Gewissen don olters her, zudem wußte man i England damals ganz genau, daß Man ' schwerlich in ganz Europa einen Bun dekgenossen in einem Kriege, sei eS ge, en die Amerikaner oder den Großen Friedrich , finden würde, denn wie Franklin mit Recht nach Hause berich ten konnte: Ganz Europa wünsckt England gedehmütigt, denn es lzat ll; Nationen durch seine zu Zeiten bei Glucks bei jeder Gelegenheit an den T? gelegten Anmaßungen gekrankt!" Sei höflich, doch nie so sehr, daß du dich entschuldigst, wenn ma dir auf den Fuß tritt. gen Planes ibre eigenen Gedanken h.ft' und die Deklamationen der Westvolket über Völkerrecht nur mit tiefstem iine Zweisil aufnehme.