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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (June 13, 1917)
Die deutsche Seete. von. Friedrich Naumann. AuS einem Vortrag, gehalten in der Universitätöaula in Kristiania. ' fi besieht vielfach d!e Neigung, den Krieg nur auf einem materiaüstifchen mtcit ju erklären, als ob er nich! anöe rcs'sci als die ins Ungeheuerliche er mehrte Konsequenz ökonomischer Gegen sä fr, als ob der Kampf um die Märkte, Ausfuhrziffern. Kapitalanlagen das We se bei Aölkerringcns an sich sei. Nun ist natürlich nicht zu leugnen, daß ti in der Vergangenheit cine ganze Anzahl von Kriegen gegeben hat, die noch matc neiltn Gcsichispunktcn um ihres Nutzens willen geführt worden sind: Erbfolge, kriege, Kolonialkriege. Leider aber ge hört der gegenwärtige Weltkrieg nicht in diese Klaffe. Wenn er ein Krieg dieser Mtt treue, so würde er jetzt schon be endet sein. 2nn für leine! der be jciligtcn Völker kann der materielle Nutzen bei Kampfes gröher sein als die Opfer bereits angewachsen sind. Auch eine siegende Macht kann mit ihren Sie gen die Unkosten und Verluste nicht wie r ausgleichen. Wenn dieser Krieg einen wesentlich materiellen Charakter hätte, so bin ich überzeugt, daß die kämpfenden Völker heute ihre Kinder nicht mehr zu Hunder! taufenden in den Tod hinausgeben wür. den. Das trifft für all: Beteiligten zu. In allen Nationen, die in den Krieg hineingezogen worden sind, spielen jen seits oller materiellen und rationellen Erwägungen noch andere ideell: Beweg gründe mit, und je länger der Krieg dauert, desto mehr wird mit äußersten Kräften und unerhörten Anstrengungen um die unsichtbaren Dinge, um die Ideen der Nationen gefochten. Und ein Krieg, der in seinem Anfang einigermaßen wie ein Territorial oder Kolonialkrieg aus febkn konnte, endigt damit, daß er fast das Ansehen, eines internationalen Rc ligionskrieges erhält. Um zunächst mit einer kurzen Tar siMng des ivcellen Hintergrundes der deutschen Gegner zu beginnen, so ist Frankreich im Kriege voll von der Erin nerung einer großen Vergangenheit. Die .Erande Nation" lebt im Angesicht ihrer früheren glanzvollen Jahrhunderte. Wenn wir uns wundern, mit welcher Zähigkeit die beutigen Franzosen den Kampf fuh kknso läßt sich diese Energie sicherlich nicht mit materiellen Hoffnungen erklä ren, denn don allen beteiligten Völkern hat der Franzose selbst im Falle eines Sieges 'den geringsten äußstste Nutz?n zu erwarten, da auch selbst eine etwaige Wiedereroberung von Elsaß und Lothringen die Zerstörungen des fran zosifchen Gebietes und den Tod der fran Zischen Cöbne nicht wieder ausgleichen könnte. Die französische Nation hat aber den Glauben, daß sie eö ihren Vätern schuldig, sei, nicht ohne eine allerletzte und allergrößte " Anspannung ihrer Kräfte den Anspruch auf die führende Großmachtstellung aufzugeben. Frank reich war im 17. und 18. Jahrhundert der Mittelpunkt der europäischen Kultur. Im Zeitalter König Ludwigs XIV. haben alle, insbesondere auch du Deut fchen, außerordentlich viel von den Fran ;osen gelernt und haben sich ebenso sehr in militärischen, wie in kulturellen An gelegcnheiten nach ihrem Vorbild gebil der. Diesen Zustand. Mittelpunkt der abendländischen Kultur zu fein, hat im Grunde auch heute der einzelne Fran zofe noch in seinem Sinne, und dazu kommt die große Legende don der fran. zösische Rcvoluii-. Das französische Volk sieht sich als den Träger von Ge danken an, die in der Menschheit not, . wendig sind und die in Paris ihre reinste Formulierung gefunden haben. Wenn wir jetzt während des Krieges ernsthaftere französische Blätter oder Bücher in die Hand nehmen, so finden wir als immer wiederkehrenden Gedan ken den Glauben an die Mission Frank reichs. die Ideen der Freiheit, so wie sie französisch gestaltet worden sind, in der Welt zu vertreten. Die Franzosen trö. s:?n ch damit, daß selbst wenn sie im Kriege sterben rnüffen wenigstens ihn Ideen ' siegreich bleiben würden. 1:3 ist es, was sie heute aufrechtcrhält. Bei den Engländern spielen felbst. verständlich von vornherein die materiel len Dinge eine viel größere Rolle. Denn der Gegensatz Englands gegen die wach sende deutsche Industrie, Finanzkrast und Handelsstärke wird von großen Klassen don Interessenten getragen, und der Gedanke, als oh jeder Engländer dadurch reicher werden könnte, daß man die Deutschen ärmer machte, ist so weit stir die Dinge übersehen können we.t im englischen Volke . verbreitet. Dennoch würde , es in Irrtum fein, kenn wir lauben wollten, daß nur diese praktischen Erwägungen der Kon. kurrenz und, des Profits die Triebkräfte der englischen Cce'e in diesem Kampfe seien. Denn der englische Eeeherrschafts gedankt und Welthandelsgedanke ist von voinheic so start mit religiösen Ideen verflochten, daß eine reinliche Scheidung zwischen irdischen Nützlichkeit und reli gisse MenZchhkilZgefiihk beim Eng lande; nur ganz schwer vorgenommen erden kann. Gerade diese eigenartigen ) Zusammenhänge zwischen puritanischer Krngien und lniernationaier vxpanston tAtn in den letzte Jahre vor dem Stitt im AvlckluK an die hervorragen den Arbeiten des englischen Historikers Seelen Zwei deutscht Vroscssoren. Mar ZZelxr und Troeltsch, mit Aufmerksam Y;i dargestellt. Im Grunde ist der pu kaniiÄt T!i.ator &imt romwcu zu der Schaffn der Mcbe, Welt , qewefen. Es steht im Neue Te. jM-t der Satz: Ihr konnt nicht Gott ,. ,!-d dem Mammon! Nun ha '"in f;M;ft WMUm n! , Hra die Menschen versuch', ob 1 xxa ?m Reue Testament für UN - tBk jit Ivird. nickt dennoch au! r--uU prti könne. ?lm Westen aber l C. S i:.,, in Ksr tjtft,.ta " Prazi! die englische mit dem Problem beschäftigt. Wenn man sich beifpiels weise in der alten englischen Hafenstadt Bristol die Geister des 18. Jahrhunderts vergegenwärtigt, so hat man den Cktri venhändler und den Heidenniissionär di rekt nebeneinander. Dieselbe Mischung von Religion und Handelspraris wurde im 19. Jahrhundert etwas weniger in der biblischen Sprache des Alten Testa mmts ausgedrückt. Untersucht man aber die Gesinnungen der englischen Frcihan dcls-Pcriode. in deren Mitte etwa die Person Gladstones steht, so findet mau in ihr neben sehr rationalistischen Er wägungen der Nützlichkeit ein beständig hervortretendes Gefühl für eine von England aus geleitete Humanität. Das ausgewählte Volk Gottes bält es in an geborener Naivität für stldnvcrstanviich, daß ihm die Auszale der Vciwaltuug der Menschheit zufallen müsse. Tarin liegt für das Bewußt ein drs Englan ders Vorteil. Würde und Ausgabe zu gleich. Man würde sich über die Zähig keit, mit der England den Kampf zu ühren beabucbtiqt, sehr tauschen, wenn man diese ideellen Gesichtspunkte außer Betracht ließe. Wenden wir uns nun aber zu Teuticri lands östlichem Gegner, dem Russen, so Haben wir ein vollständig anderes Bild. Der Russe Hat keine große Kulturver gangenheit. Er glaubt viel weniger an das, was gewesen ist, als an das, was kommen soll. Er glaubt an die Uner schöpflichkcit feiner Natur und seines Landes mit Inbrunst und Mystik. Alle übrige Menschheit erscheint ihm klein und unbedeutend gegenüber dem, was die russische Erde noch hervorbringen kann. Wenn Millionen von Mensckcn sterben. so hat er keine große Betrübnis, denn noch mehr Millionen werden wieder wachsen. Er denkt in längeren wi schenräumen und in großen Quantitä ten. Sein Optimismus ist dielfach ohne Grenzen. Man kann finden, daß der Russe als Einzelperson pessimistisch ist und wenig von sich und seinem el?en hält, aber er wird enthusiastisch, so bald er don der Nation im ganzen redet. Ich gedenke dabei eines Gespräches, das ich mehrere Jahre bor dem Kriege mit einem russischen Duma Abgeordneten hatte. Es war eine Begrüßung rull! cher Abgeordneter bei uns gewesen. Ich ging mit einem dieser Herren spät abends nach dem Empfang eine Taste Stattet trinken. Zu jener mitternacktlicken Stunde, in der die Menschen überhaupt, insbesondere aber die Russen, ihr Herz zu öffnen Pflegen, sagte mein russischer Begleiter: .Es ist sehr schon, dag wir hier zusammensitzen, aber der große Krieg wird dennoch kommen." Ich fragte ihn: Warum wird der Krieg kommen? Er antwortete (es war da mals vor der Stolypinschcn Agrarre form): .Wenn wir unsere Agrarreform vollendet haben werden, wird der Zu stand des Glückes in Rußland ein so ungeheurer sein, daß eine Rückwände rung aul lern übrigen Europa nach Rußland eintritt. Diese Rückwände rung werden Sie nicht vertragen kön nen, und deshalb werden Sie uns den Krg erklaren. Diese Aeußerung ist mir immer als sehr charakteristisch für russische Denkweise erschienen, denn sie enthalt den ganzen noch unbegrenzten Optimismus, der zugleich der Hinter gründ der panslawischen Idee ist. Da ich nicht selten Geleaenbeit habe, mit Vertretern westslawischer Nationaliici ten zu strecken, welche in einer peinli cken Bedrängnis zwischen Rußland und Mitteleuropa sitzen, so habe ick ein ge wisses Verständnis für den Magnetis mus. der von der russischen Masse auS auf diese slawische kleinen Völker aus geht. Diese westslawischen Nationolitä ten haben im einzelnen ost sehr wenig Hochachtung vor der russischen Vermal tnng und dem russischen Charakter. Ihnen sind die Brutalitäten und Unehr lichkeiten aus Erfahrung bekannt. Trotz dem aber können sie sich dem Gesetze der Anziehungskraft des großen Körpers nur sehr schwer entziehe. Dasselbe Gesetz, welches zwischen den Weltkörpcrn im Universum wirkt, tritt auch hier in der Völkergeschichte zutage, und wenn die Russen den Besitz von Konstontinopcl als- ihr Kriegsziel verkündigen, so den ke sie dabei keineswegs nur an die un gehinderte Durchfahrt ihrer Getreide, schisse von Odessa durch die Dardanellen, sondern wichtiger für sie ist der Einzug in die heilige Stadt des Orients. Die .Hagia Sophia' ist ihnen ein Symbol einer zukünftigen religiösen Kultur, die das wieder ausrichtet, was einst von Byzanz ausgegangen ist. Gegenüber den Wcstvölkcrn, deren geistige Mutter Rom gewesen ist .wollen sie die Zukunft deS orientalischen Glaubens ausrichten. ES ist die Frage der Gegenwart, ob zwischen den alten Kulturen des Westen und der noch ungeborencn zukünftige Entwicklung des Ostens die besondere deutsche Kultur ihre Platz erringen und erhalten wird. Franzosen, Engländer und Deutsche entstammen derselben mittelalterlichen Familie. Alle drei gehören ursprünglich zum Gebiete der römischen Kirche. Aul dieser gemeinsame Familie hoben sich zuerst die Franzosen heraus und schufen ein eigenes Geiiteslebe.'. indem sie den früheren gemeinsame Besitz auf fran zosisch neu hervorbrachten. Nach ihnen erhoben sich die Engländer, mit weniger formaler künstlerischer Begabung, aber mit einem viel größeren praktischen Sinn für die Bcberrsckuna des Lebens, der Tecknik und der Sßescl'etun,. Die eng liscke Kultur war im Vergleich zur sean zösischen nüchterner uns sacdücher. Und da nun jüngre Kulturen sich leider er, , sshningöcikmnß nicht ohne kriegerische Auseinandersstziln von den korb'rae den Lcbinskcrmeil abtrennen, so se hcn wir vom 17. Jahrhundert an bis zu Napoleon eine Reihe europäischer und überseeischer Kampfe, deren Resultat das Aufsteigen der englischen Macht ist. Wenn wir das Franzoscntum als eine Vergangenheit bezeichnen, so ist daö Engländcrtum heute eine große Gegen wart. Während nun das Engländer tum auf diese Höhe gelangt ist und von seiner Insel aus alle Erdteile beeinflußt, wachst als nächste große Leden:-form da! Deutschtum in die Höhe als das, was die nächste Zukunft zu beeinflussen dc rufen erscheint. Ich spreche als Deut scher und habe darum die Freiheit, den Glauben auszudrücken, den wir von un sercr lxsondcrcn Stellung innerhalb der Mcnschhcit-ttltwicklung baden müssen. In einer ferneren Zukunft werden mög licherweise die schlummernden Kräfte der großen russischen Masse ihre Form und Gestaltung finden, noch aber sind sie nickt so weit gelaugt. Es muß aber noch ein Gesichtspunkt hinzugefügt werden, um den Altersun lerschied der drei großen westeuropäischen Kulturen zu verstehen. Am AuSgang deS MittelalteiS wurde die ganze römi schc Familie von einer seelischen Krisis ergrisfen, dem Kampf der alten und der neuen Konfession. Am längsten und am allcrschmersten litt unter dcn konfcssio nellen Kämpfen das deutsche mittcleuro päische Gebiet. Wer die deutsche Seele verstehen will, darf ihre Kranldeitspe riode vom Mjäkrigen Kriege an bis zum Ende des 18. Jahrhunderts nicht außer ackt lassen. Tas tränke Kind mußte von .seiner Krankenstube aus zusehen, wie die älteren Geschwister mit Kraft und Gesundheit in daS Leben Hinausgin gen, und machte sich in feiner Schwäche, Zerspaltung und Gedrochenhcit grü bclnde Gedanken, die viel tiefer gingen o'S die Gedanken derer, denen ein gluck licheS Los zugefallen war. Es entstand in der langen Leidenszcit der ksondcie nachdenklich: Wesenszug. der für alle spätere Entfaltung des Teutschiums so außerordentlich bedeutsam wurde. Als nach langer Wartezeit der dritte Bruder anfing, sich von seinem Krankenlager er heben zu können, entstand zunächst das Volk der Denker. Die erste große Lei stuiig der Neugesundung war die Ent stebung eines philosophischen Zeitalters, In dn Geschickte der deutschen Seele ist keine Zeit seltsamer und merkwürdi ger als die Periode etwa von 1780 bis 1820, vor allem wegen dessen, was sich auf dem g'istigen Gebiete begeben Hai. Während die deutsch: Kleinstaaterei zer, brach, bezaun das aroße Denken dieser Welt.. Menschen, Geschickts und Le dcnsziele. Ein Deuten, wie es gleichzei tig von so vielen hervorragenden Kräs, ten nie in einem anderen Volke unter nommen wurde. Es haben andere Völ ker auf anderen Gebieten Perioden er lebt, in denen eine gesamte Generation sich einer großen Aufgabe gewidmet bat. Die Italiener haben zu einer gewissen Zeit viel mehr hervorragende Architekten besessen, als wir jemals schaffen kann ten. Aber daß das Bearbeiten von Ideen zur Nationalauigade an sich geworden ist, ist ein deutsches Ergebnis, und aus dem stattlichen Stäbe der Denker heraus erwuchs die neue deutsche Seele. Um den Königsberg.?? Philosophen Kant he rum standen Scharen von Mitd'nkcrn auf, wie Fichte, Schclling. Schleierma cher, Hegel, und die von Philosophie durchtränkten und umleuchteien Dichter: Herder, Goetl und Schiller. In allen unseren Wissenschaften und in oller un sercr VoWbclehrung wirkt der Geist die, scr einzigartigen Periode weiter. Die Führer jedes einzelnen Zweiges der Wis senschaften und der Praris haben zu den Füßen der Denker gesessen, und durch die philosophische Periode sind wir das pädagogische Volk geworden mit einem Volksbildungsideol, wie es i gleicher Weife vorher nicht vorhanden war. Sowohl die französische wie die eng lische Kultur haben ibren Höhepunkt noch ohne allgemeinen Cchulzwang er reicht. Die Franzosen haben den allge meinen Echulzwang erst nach dem Jahre 1870 durchgeführt, und die Engländer haben . meines Wissens etwa erst im Jahre 1872 die letzten Schritte zur Voll endung ibres Systems der Volksbildung getan. Die Deutschen sind das Volk, bei dem zuerst die Analphabeten ausge hört haben. Das erscheint wie eine kleine hlstorifch-statistische Notiz. Es ist aber ein fehr bezeichnendes Faktum in der Entwicklungs'Geschichte der deutschen Seele, und zwar ist die deutsche Volls schule nicht aus äußerem Zwang einge richtet worden, sondern aus innerem idealistischem Triebe, denn das alt: Deutschland vom Jahre 1300 war saft dollständig noch ein landwirtschaftliches Gebiet, uno man weih, daß der Betrieb der Landwirtschaft seit Jahrhunderten ebne Schulzwang erfolgreich durchge führt werden konnte. Bei der Industrie steht es einigermaßen anders. Denn ine große technische Industrie ist ohne Schulzwang nicht denkbar. AIs die Teutschen begannen, das Volk der Schul lchrer zu werden, waren sie noch gar nicht industriell. Die Anfänge des Schulwesens in England sind in viel stärkerer Weise auf industrielle Bedllrf nisse zurückzuführen als die Anfänge in Deutschland. Fast kann man sagen, daß aus einem unbewußten Schicksalstriebe heraus die deutsche Seele sich zuerst die Bildungsinittel schaffte, don deren späte rer praktischer Wirkung sie noch keine Erfahrung haben konnte. Auch mir werden durchaus nickt !a Alfrede stellen, daß im Laufe des II. Jahrhundert! eine große Verwandlung im Volke der Tenker vorflgai'iicn ist, nur sehen wir selbst diese Verwandlung als eine Folge unseres eigenen Wesens an und sind aus innerer Erfahrung h" reut der Ucbereuallna, J jich nicht um einen Abfall von früheren Idealen handelt, sondern um eine Wachstums kiitmicklunci, die uns aus innerem Gesetz notwendig war. Wenn es möglich ge Wesen wäre, uns als ewige pädagogische Provinz zu erhalten, so wären wir ganz vo selbst an dieser Stelle der Entfal tung stehen geblieben. Es gibt aber kein prinzipielles Denken, welches nicht von felbst eine Verbindung mit der Praxis suchte. Der Vorgang der Umwandlung des reinen Denkens in die Methode des Leben und der Arbeit bat sich in den beiden Generationen hintcr Kant und Goethe vollzogen. Wie sich um Kat eine Korona von, Denkern sammelte, so stand um Bismarck herum ein Kreis von methodisch geschulten Praktikern. Ta hin gehören die beiden Siemens, Krupp, die ersten Kapitäne der schweren In dustric, wie etiva deute Kirdorif, Tbys sen. Stii'nes. die obersten Männer unse rer Schisfahrt, wie Wiegcmd und Bal lin, die Begründer der xra!iischcl)eii schcn Unternehmungen, die großen Un tcrnchmer der dcutlchcn Tcriilindustrie. Bismarck war nicht nur der Erbauer eines staatlichen Systems in der Mitte des Erdteiles, fondern zugleich der oberste Leiter einer Generation, die die Methode in die Praxis übersetzte. Der Gesamt, einfluß der Persönlichkeit Bismarck für die Geschichte dec deutschen Seele kann leium hoch genug angesetzt werden. Wenn nun die Gegner sagen, die Deut s,cn seien zur Anbetung der brutalen Mackt übergegangen, so würde ein nähe rcs Ctudium'des Biemarckschcn Wertes ohne Weiteres zeigen, daß er daS Ideal der brutalen Macht nickt gehabt heil. Ihn beschäftigte daS Problem der Macht zu ollen Zeiten, und von ihm hat die deut sche Seele den Sinn für die Machlpro bleme gewonnen. Aber sicherlich nicht in der Weise, daß die Macht wie eine regellose vulkanische Gewalt betrachtct würde. Es ist sehr bc.zkichiieiid. daß ge radc Nicsche von den Gegnern gewöhn lich als Typ deS heutigen Deutschen hin gestellt wird. Dagegen würde Nietzsche selbst noch im Grabe protestieren, denn er bat sich in keiner Weise als Vertreter der deutschen Turchscknittsentwicklung ansehen wollen. Er nahm sich die Frei heit, als philosophischer Poet iifor Aö! Icr und Jahrhunderte hiumeg seine Ge danken aususprechcn. Aber gerade in der enthusiastischen Form seiner philo sophisckcn Phantasie hatte er keinen Sinn sür das eigentlich Eharattcriitischc der deutschen Ausfassung d?s Macht Problems. Was nämlich die deutsche Ausfassung des Machtproblems charaile risiert. ist 'die Absicht, mit möglichst ge ringem Aufwand von Mitteln auf me thodischem Wege den größten bcrechen baren Erfolg zu erreichen. Für die Teutschen ist charakteristisch, was man Präzisionsmeckxinik nennt. Diesen be sonderen Geist soll man in Gedanken be halten, auch wenn man sich über die Kriezsmaßnahmcn des deutschen Heeres Gedanken macht. Ich spreche adjichtlich nicht der militärische Fragen, auch nicht über den U-Bootkricg, darf aber dach aussprechen, daß ein Verfahren, über welches das deutsche Volk viele Monate hindurch unter si die ernstesten Aus einandersetzungen gehabt hat, nicht obue Erwägungen der Wirkung und der Be grenzung 'in die Welt gesetzt worden ist. Da die technisch: Methode des deut schcn Denkens vom Auslande im allzc meinen zu wenig begriffen wird, so ma chen sich tüe Ausländer, und insbeson den auch die Westvölker, meist eine irrige Vorstellung vom Auslande des deutschen Staatewescns überhaupt. Sie reden von einem Staate älterer Formation, der noch kaum aus dir mittelalterlichen Stufe monarchischen Herrentums he rausgekrctcn sti, in dem eine Herrschaft! klaffe die große Menge des Volkes der gewaltige und in dem von ftaatsbürger liehen Rechten und Mitwirkungen kaum die Rede sein könne. Ta ich selbst als Mitglied einer liberal demokratischen Partei oft genug in der Lage gewesen bin. gegen öltest: Bestandteile unseres VersassungswefenS zu kämpfen, wie z. B. gegen das preußische Wahlrecht, so würde ich der letzte fein, zu leugnen, daß wir große Veränderungen in unserem Staats'McchanismuS noch durchführen müssen. Ich bin auch der Ueberzeugung, daß diese Veränderungen durch den Krieg außerordentlich beschleunigt werden, und daß Deutschland nach dem Kriege weit demokratischer sein wird, als S vorher gewesen ist. Aber indem ich dies offen aussprcche, kann ich die unhistorische Auffassung durchaus nicht gelten lassen, als ob unser Etaatsivesea in feiner Be, samtheit nur eine Ansammlung rückstän feiger Formen fei. Es würde schon an sich unglaubhaft erscheinen, daß ein Volk von so bedeutender technifchei und orgonisato rischer Fähigkeit, wie die Teutschen es sind, gar keine modernen staaistcchnischen Kedankcn zu verwirklichen in der Lage sei. Der Unterschied zwischen den Westvolkern und den Teutschen liegt an einer anderen Stell: und hängt zusammen mit dem, was ich vorhin die lange Krankheit des dritten Bruders genannt habe. Teutschland hat keine große Revolution gehabt im Sinne der englische oder der französischen. Ich will nicht sagen, daß ich wünschte, wir hätten die Resolution gehabt, denn un scre Zentralisaiion war in den Zeiten der großen Revolution noch nicht dollzo gen. Die Engländer und Franzosen be saßen bereits aus monarchischen Händen ein einheitliches Volks und Staatssy stem, ehe sie dazu übergingen, den Mo narchen auf längere oder kürzere Zeit aus der Mitte dieses Systems zu ent fernen. Die französifche Revolution übernimmt ohne weiteres den bereits fertige Staat der Kinige als ihre Erb fchafi. Nur auf Grund der hochbedeu tenden politischen Leistungen der fran zvstscden Könige ist noch heute das fran zöstsche Regierung! . Präfektur System möglich. Man tötete Ludwig XVI. und bezeichnet von da an die Weiterenimck lunz als die Epoche der Gerechtigkeit. So infach lagen für die Deutsche die Dinge niemals. Wir beauckte den Deutsch Kaiser als den Liinaer der Zeniralisa. tion. Die Ueberwindung der Klein staaterei war gar nickt möglich ohne ein ssuveeänes Haupt iib'T der ZM aller Seuverän. Das Klisnturn l Zolchel 'glrn Kalis und Aerd! Von Gustav Frenssen. Es wird immer darüber eklagt, daß noch viele im deutschen Volke sind, die Nicht wissen, um was es geht im ganzen Land und auf der ganze Erde. Ich will nicht reden von jenem klci nen Landmann, der neulich dumm und ahnungslos in eine Versammlung von Landleuten hineinrics: .Was gehn uns die Großstädter an!" Gott möge seinen Gdst erhellen, daß er erkenne, waS für ein Tummkopf er ist! Ich will auch nicht reden von jenem reiche Land mann, der neulich, in diesem Winter, seinen Bekannten ei üppiges Abendbrot giib. Gott möge feinen Geist hell ma chen und ihm gute Freunde geben, die ihm sagen, was für 'ein Hanswurst er ist. Ich will auch nicht von jener klci nen Stadtfrau reden, die ihr Erspartes von der Bank holt: und dafür Waren zusammenkaufte und sie nun heimlich zu Wucherxreiscn weitergibt, oder von je cm reichen Großstadtkaufmaun, der prahlte, das; er durch Wucherhilf: seinen Keller voll guter Tinac habe. Es strafe sie Gott, ihr Gewissen und das Gesetz. Nein, ich rede von den Vielen, von den sehr Vielen, die dtirchaus guten, redlichen Willens sind, aber doch nicht das richtige Gcfübl, die richtige Gcsin nung und die rechten Taten haben, und zn?ar darum nicht, weil sie immer noch nicht begriffen haben, wie es um sie und um das ganze deutsche Volk steht nd was vorgeht auf der Erde. Was sind sie? Sie sind Kinder des Frieden?. Früher einmal ... im Jahre 1870 . . . da war einmal ein Krieg und eine Zeit einer gewissen Gefahr. Aber der Krieg ging vorüber rd da! Ende war gut; und gleich, nachdem es vorüber war, wurde daS Leben besser, wie es vorher gcwefen. Nun, sagen sie, ist wieder ein Krieg. Ja, ein großer Krieg! Aber bald ist Friede! Und wenn der Friede da ist. so oder so, dann ist es wieder, wie es früher war , . . ganz wie eS früber li'ar Nur in der Mitte des Torfes, bei der Kirche oder zwischen den Bäumen am freundlichen Platz, steht ein neues Denkmal mit den Namen und mit den Kränzen fiir die,, die ihr Leben für uns ließen. So denken sehr viele! Wie soll man ihnen deutlich machen, daß sie sich unsagbar irren Mit wel cher Zunge soll man reden? Mancher hat versucht, eZ ihnen ins Herz zu sto ßen, daß sie sich irren; aber es fuhr doch an ihrem Herzen vorbei, eS traf sie nicht. Wie soll man es sagen? . . . Ich will sagen: Es ist kein Krieg, Teutsche, wie der von 1870 oder von IM; es ist durchaus nickt ein solcher Krieg. Es ist eine Erdkatastrophc. Es ist eine Welt' wende. ES ist eine Zeit wie die, da Jerusalem zerstört wurde und ein gan zes tüchtiges Volk seine Heimat verlor. Es ist eine Zeit, wie die vom Dreißig jährigen Krieg, da die Völker Deutsch lands, die gerade aufs frischeste aufstic gen. die, gerade im schönsten Frieden waren, von dem Brand und Mord des Krieges in solche Tiefe sanken, in solche Tiefe ... wie soll ich es sagen ... in solche Tiefe der Schmach, daß sie nicht einmal die Sprache mehr kannten, die ihre Väter sie gelehrt hatten ... in solche Tiefe der' Armut, daß ein Bau ernsunge, der wegen eines Tiebstahlc! gehenkt werden soll!?, weinend sagte: .Ich soll schon sterben und habe mich noch nicht kinmal ordentlich sattgeges sen? Dieser Krieg ist so groß, so ge wältig an Wucht und Folgen, wie die französische Regierung vor hundertund dreißig Jahren, da eine alte Welt und ein altes Volk unter unsägsichen Qua len in Trümmer ging und unter Schmerze fonder Zahl neugeboren wurde. So ist S. Aber du hast immer noch Neigung, zu glauben, es ginge dich, ge rade dich, so viel nicht an. Es könnte dir wohl nicht das Haar versengen. Aber wenn draußen die deutsch? Fron ten nicht hielten, oder wenn drinncn im Land das Volk schlapp würde . . . ob gleich es noch nicht ein Viertel von dem ertrug, was jene Völker ertrugen zu je ne Zeiten . . . wci! dann? Ja, WaS dann? WaS ist das, was da um die deutschen Fronten und Grenzen tobt? Sind das noch Völker unserer Tage? Wie rasend sind sie, durch so viele und so wiN?e Lügen! Wie jämmerlich der armt sind sie, weil die Teutschen so lange standbielten! Wie viele sind sie: zehn gegen vier? Und jeder von den zehn will twa haben! Nein! Nicht etwas, viel . . . viel! Etwas Große! und Schönes! . . . Wahrhaftig: einen lan gen, sckönen. wuchtigen Trunk von un serm Blut und unsrer Kraft, daß sie auf ihren Beinen, die ihnen zittrig ge worden sind im Kampf mit den Deut fchen. wieder stehen und gehen können, hinein in eine neue Zukunft. Wohl, so ist es! Wenn e? aber so ist, was wird dann von den Teutschen übrig bleiben? Ja, ttc! wird dann übrig bleiben?! Die stolzen Schiffe, tausend und aber tausend, die deutsche Kraft und Geist, Arbeit. Art. siebenmal in jedem Jahr um die Erde trugen, die werden der loren sein. Die deutsche Kolonien, die kräftige jungen Arme, die die Deut ist für un ei großer politisch techm scher Fortschritt. Da nun aber als Souverän über die Souveräne nach Lage der Dinge nur eine vorhandene kräftige Dynastie möglich war, fo verband sich die ältere politische For, Preußens mit der modernen politischen Form des Deut scken Reiches Da! ist kein akademischer Bauplan. Niemand würde auS reinen Gedanken heraus das gegenwärtige deut fcke StaalsMem kknsttuikikn. aber ti ist ein geschichtliches Gswäcks. ein Kunst werk der historischen Möglichkeit und be währt sich in den ungeheuren Ansechtun g" des cefrrt wältig'!! Kriegs g's fest und dsuühaft. fchen ausstreckten, daß auch sie, di: Zu spätgekommenen, eine Anteil am Bo den der Erd: hätten, werden abgehauen werden. DaS deutsche Geld . . . hab' Achtung vor dem Geld' ... ES ist ge prägte und gestempelte Menschenmühe; es ist fortwirkender Meuschengeisi; es ist Menschengrübeln, wirkend in ferne Zukunft ... das Geld, in mühsamer, ja heißer Arbeit gesammelt, vermehrt, klug verwendet, wird über alle Grenzen weg in olle Welt zerfließen, um fran zösische Häuser aufzubauen, große ruf fische Hände zu füllen, Englands Reich jum und Hochmut zum Turm von Ba bel zu erhöhen. Was übrig bleibt? Ein große! Volk! Ja! Ja! Ein große! Volk! Aber vaS ist ein großes Volk ohne Arme, mit leerem Beutel, gehaßt vo der ganzen Welt? Ach, was fag: ich? Gehaßt? Laß sie doch hassen! Aber gehaßt und besiegt, gehaßt und unter ihren Füßen! Gehaßt und dem Hoch mut der ganzen Welt preisgegeben! Wer kann da! ertragen? Wer kann das aus denken? Wer will so leben? Oder sage ich zuviel? Mache ich ti zu schwarz? Ich mag grübeln, so lange ich will, eS kann nicht anders kommen als fo. Wenn die deutschen Schiffe und Kolonien und das Geld dahin ist, waS bleibt übrig? Wenn du sogst: ich be halte doch mein bareS Geld, das ich heimlich versteckte? Nein! Der Staat, in schrecklicher Not, wird es zu finden wissen, und dein Nachbar, in ebenso großer Not, wird dich verraten. Wen du sagst: ich behalte doch meine gesun, den frischen Hände? Nein! Nicht deine . . . . sie werden fremden Völkern, fremdem Geld dienen müssen. Wenn du sagst: aber ich behalte doch mein: Aecker unter meinen Füßen, meine Pferde in meinem Stall, oder mein Haus an der hohen Straße, oder meine Hypothek im ersten Stock deS Hauses? Nein! Deine Aecker werden bis über! Heck, und dein Stadthaus bi! über den First verschul det fein und ebenso olle deine anderen Werte. Wenn du sagst: ich behalte doch meine Kinder, ihr: helle Zukunft? Nein! Tu wirst zu deinen Kindern sagen müs se:, : geht deivon ... in ein Land, das m Blüte sieht, wo die Menschen fiir sich und ihre Zukunft sorgen und arbeiten; hier in diesem Land müßt ihr sllaven für andere Völker. Wenn du sagst: ich behalte doch meinen Frieden, meine Ehre, meine alten Tage? Nein! Wer will an alte Tage denken in diesem Deutschland, das nach solch wunderbarer und mühsamer Vergangenheit, nach so viel edlen Mühen don Arbeitern. Biir gern, Soldaten und Fürsten, nach so glänzendem Aufstieg . . . wohl über alle Völker ... ein Licht zu erleuchten die Welt ... so herunter kam . . . ein Steck rübenland! . . . Arm, mit Asche be worfen, ohne Zukunft! ... Laß sie die Deutschen Hunnen nennen! In Gottes Namen! Der Sieg ist Hauptsache. Hunne sind die Teutschen, jawohl! Das heißt: das tapferste und klügste Volk der Welt! Die Welt überfiel uns. weil wir uns in Reih und Glied der großen Völker stellen wollten, und wir . . . wir schlugen die Welt! Laß sie uns Hunnen nennen! Gerne! Aber dies . . . dies Leben . . . die! Steckrüben leben durch hundert Jahre, Armut zur Rechten und Schmach zur Linken, und hinter unS England mit der Peitsche? Das ist nicht zu tragen. Nein, das darf nicht kommen. Und damit eS nicht kommt, muß jedermann begreifen . . . jedermann im Land muß da begreifen ... es muß ihm mitten im Herzen stehen: wach sein und dem Lande helfen! So wie der Kaiser wach ist und Hindenburg, und die vielen an deren Offiziere, die den ganzen Tag . . . und wenn sie nacht! erwachen, über das eine grübeln: wie helf ich dir. Deutsch land! Wie die deutschen Soldaten wach sind, die bi! an die Brust in der Erde über! Feld starren Tag und Nacht, Tag nd Nacht, nun schon Jahre lang. Ja, die sind wach, die tun ihre Pflicht. Da von weiter nicht geredet! Und wa! soll nian von den Kindern sagen, die so schmal esse und trinken, und helfen der Mutter mit Gehorsam und gutem Mut? Und don ihren Müttern, die den Kum mer verbeiße und im Glauben on des sere Tage den Kopf hochhalten? Und von den jungen Mädchen in d:n Ställen und auf den Feldern und in den Fabri ken? Und von den hunderttausend Vaurrnfrauen ouf den einsamen Höfen, die mit kdferem Sin Kinder und Kühe und gefangene Russen regieren? Und von den Millionen Alten, die am Platze der Jungen, die arm Feinde sind, Tag für Tag in schwerer Arbeit ftche? Nein, vo viele Million: deutschen Geblüte! soll man nicht mehr fordern, al! sie darbringen. Wahrhaf tig: e! strahlt der Altar de! deutschen Volke! ... er glänzt von lauter rote Flamme di! zur Höhe de! Himmels; nd die geinze Welt, obwohl in Haß verzerrt, sieht e! und wundert sich; und Gott im Himmel sieht e! auch. Und nun soll wieder eine neue Flamme zum Himmel schlagen. El soll eine neue gewaltige Summe Gelde!, eine gewaltige Summe Volkökraft, aufge bracht werden. Sie soll .aufgebracht", hochgebracht werde . . . auZ der Tiefe deS ganzen großen Volke!: da liegt sie, Vaterland! . . . Wer wollte sich aus schließen: Fürst oder Knecht. Arbeiter vder Edelmann, Landmann oder See mann ... die wir fahren müssen über die See . . . Schüler oder Alter . . . wa ist Jugend und wa! ist Alter in verlorenem Land? E! wird in Flamme hockschlagen, daß di ganze Menschheit sich wundern wird , .' . Sie wolle die Deutschen Hunnen nennen? Laß sie dock! Ja. e! soll für hundert Jahre deutscher Ehreriname werden! EZ soll bedeuten: die Kühnsten, die Wch st', die FeurigNsfl. die Vaterlands treues der u:s teu? Gerne! Wenn sie nur nicht besiegen! Wenn nur England, berstend von leerem Hochmut, nicht über die Deutschen kommt! Gerne! Aber siegreich über olle Feinde! Stolz, frei, schön geordnet, ein Garten Gottes, blühend vor feinen hei lige Augen! Dazu hilf du deinem Landt Erinnerungen an Wilhelm Busch, y Von L. Andro. Vor kurzem starb zu Mainz in ziem licher Vergessenheit eine Frau, die em paar Wochen lang berühmt gewesen war: nicht durch ihre eigenen Werte, obgleich sie selbst schriststellert, sondern dadurch, daß sie einen großen Schweiger zu ein paar schöne Briefe veranlaßt hatte. Es war die holländische Schiist stellen Mary A n d e r s o n, die ein zige Frau, die sich zu Wilhelm Busch näherer Beziehung rühmen durfte. In jener unbegreiflich fernen Zeit vor dem Kriege scheint es de Frauen un gelxucr wichtig gewesen zu fein, zu der künden, wer um sie gelitten hat; die Menschheit hatt: damals keine anderen Sorgen. Kaum war Ibsen tot, als sich auch schon ein Wiener Fräulein stolz als daö Urbild seiner Hilde Mangel bekannte. Und auch zwischen Wilhelm Buschs Tode und der Herausgab: jener Briefe an Frau Anderfon war nur knapp soviel Zeit verstrichen, al! zu, Drucklegung nötig war. Darf man in dieser Zeit überhaupt an Humoristen erinnern? Man dürfte e kaum, wäre Busch nur in solcher ge wcscn. Aber immer mehr und deutlicher lernt man verstehen, daß er ein ernster Philosoph war, der i,r der' schlagenden Form seiner gewollt hausbackenen Verse tiesste Wahrheiten verbarg. Ganz ähnlich wie Christion Morgenstern, der Phan tastischere. Groteskere es tat, lebt er ab scits in einer anderen Welt, einer jen scitigrn. Tort holte er sich die Fähigkeit, den Menschen ins Innerste zu sehen. Es währte lange genug, ehe man etwas anderes in ihm sehen wollte, als den munteren Possenreißer, der für die Schwächen der Menschen und die Tücke des Objektes so zwingende Bilder und Worte fand. Einmal hat er auch eine Sammlung ernster Gedichte herauszegc ben und um diese verstehen zu lernen, schrieb Maria Anderfon an ihn. Sie hatte ihn an der rechten Stelle gepackt: m ihre Liebe zu feinem Schmcrzens kinde willen lernte er sie lieben. Es hat nicht lange gedauert, denn, eine Frau von Stein im Kleinen, rich tcte sie zuerst den platonischen Zaun" zwischen ihnen auf und wurde dann ärgerlich und gereizt, als er ihn rc spckticrte und nicht hinübersticg. Sie lieble einander, wie Rahel sagt, zu un gleichen Stunden. Als sie begann, war er schon fertig und fest entschlossen, sein friedliches Leben in Mechtshaufen nicht durch Launen und Leidenschaften einer Frau beunruhigen zu lassen. Mit fei nem Shakespeare in der Hand sich in! Gras legen und die Wolke vorbei ziehen sehen, anderes wollte er nicht mehr. Das kleine Leben um ihn herum war ihm wichtiger: toaS ist da! nicht für eine entzückende Schilderung einet HühneihdseZ, die er ihr gibt: .Sie m'ö gen gern Tiere leiden; ich auch. Del morgen! m halb fcchs werden die Hüh ner gefüttert und der schlanke Pfau mit dem Krönchcn und dem Gefieder vo Gold und Edelstein ist der vorruhmste. Er pickt nur wenig Körner und dann geht's trrrr! und ein Fächer don tausend Licbesaugen flammt in der Morgen sonne. Ist sein: Frühlingsschildcrung nicht wie ein Echwindscheg Bild? .Da sitze wir de! abend! unter dem eitert Birn bäum, der säuselt dann fo leise und läßt seine Blüten heruntersinken und manch mal fällt mir ine in den Wein hinein. Ganz fern im Stadtgraben da quak die Frösche, vo den Linden herüber, die auf dem Walle sieben, quinouilliere und seufzen die Nachtigallen. Bei alle dem, wie dufelt man so gut und gott ergebe in sein Bett hinein. Ganz dicht daneben pickt eine Totenuhr Wa! tut'!? Wird man au! dem einen Le den hanausgeilopft, huscht man in da! andere hinein." Denn er glaubte fest an die Seclenwanderung, wenn e! auch nicht .die alte gute biedermännische Lehre davon' war. .Aber ich fühle, daß Wahrheit dahintersteckt, wie hintcr anderen Religionen und Mytholosien.- Weibliche Leidenschaft, weibliche Künste mußten an dieser fest in sich ex schlössen: Natur abfließen. Vielleicht hat er manchmal die Zähne zusammen beißen müssen, ober Enthaltsamkeit ist da! Ve.gnüzen on Sachen, welche wir nicht kriegen." So ließ er die junge t Holländerin sacht wieder aus seinem Le ' be hinausgleiten. Al! er starb, war eS ihr eine kleine Genugtuung, etwas von diesem kurzen zarten kleinen Lie beSbund an die Welt zu verraten. Ton wurde e! still um sie. Die Verlagsbuchhandlung von Ne clam zeitweilig geschlossen. Infolge KohlenmangelS und anderer Krieg! schwierigkeiten muß der ganze Betrieb der Verlagsbuchhandlung zeitweise ge schlössen werden Alle seit dem 8. Fe bruar eingetroffen! Bestellungen und sonstigen Eingänge können erst nach Be Hebung der derzeitigen Schwierigkeiten Erledigung finden. Ebenso kann vor läufig di: Wochenschrist .Rcclam! Uni versum" nicht erscheinen. Der Verlag be dauert diese trotz aller Vorsorge unver weidlich gewordenen Zustände ungcmein. hofft aber, daß seine Kunden und Freunde die durch die KriegSverbäliniffe gebotenen Rücksichten nehmen werden. Der Laie und Gefühlsmensch fraa! gerne, ob eine Musik lustig sei oder trau, rie, der Musiker, tb sie ut sei ode, schlecht. Dieser kurze Schlaaschatu? weist deutlich, auf welch derschievenei Seite beide Parteien gegen die Sonn jO&ia. V ' x