Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, May 24, 1917, Page 6, Image 6

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    Seite 6-Tägliche Omaha Tribttne-Donnerstag, ben 24'. WM 1917.
.y
Bet Ireunö des
GbcrdoKlors.
Von Mariin Proökauer.
! Sergej Pudjaff, der reiche Bauer,
bielt die Pserdc vor der Tür der
potheke an und kletterte, aus dem
Schlitten. Ter Axothtter ging dem
Zceunde entgegen, iiiijtie ihn in die
i5tube hinter dem Laden und goß
ihm ein Flaschen Schnaps ein.
Ich komme um deinen Weil, Was
sily Petrowitsch," schnaufte der dicke
Bauer, .mein Sohn mag sich im
Nächsten Monat nun auch zur Unier
luchung stellen
.Aha," nickte der Apotheker der
ständnievoll, ,du willst ihn, frei ha
. Un i . .
.Natürlich, Herzchen," sagte Pu
daiezf, mii ist loch mein Einziger.
Was braucht er zu dienen und in
den Krieg zu zichen! Hast du nicht
so ein Miuelchen, das ihm ein biß
chen Kränkliches Aussehen gibt!"
: Der Apotheker hob abwehrend die
. Hände: .Was denkst du, Sergej
iLawrilowitsch ich bin doch o
" zusagen auch ein Beamter, ein stu
, vierter Mann wie der Militärdoltor
selber, und schtc er hinzu, .so
. ein Mittel gibt's nicht. . ' Aber geh
doch zu Njerchachoff, - der , macht dir.
deinen Sohn frn wie nicht!".
Wirklich, kann er das?" fragte
Pudajess mißtrauijch.' , '
' .Wenn ich dir sage, Bruder,
kräftigte der Apotheker, .das ist der
Mann für. dich! Jwntjt du, der ha
so gehnme Beziehungen zu den Ober
dokteren, der kennt ganz oben
Gouvernement die rechten Leute
wenn einer freimachen kann, , ist ß
der 3rcanr
t .ÄaZ macht er denn?"-
4 .Nichts rief Waffily kegeilZer
.eben gar nichts. Du gibst ihm ein
fach zweihundert Nudel, und
er
spricht na eben dort, wo er spre
chen muß und die Sache ist at
macht! Und ehrlich ist der Iwan,
grundehrlich, sage ich m. Sieh
du, manchmal ist der Bengel z
stramm und kräftig, daß der Zar
ihn durchaus für seine Garde haben
will da gibt dir der Iwan Nier
chachoff, deine zweihundert Nubel
' wieder und nicht einer fehlt!
Ter Apotheker fah den Freund
triumphierend an. Das letzie schien
den Bauern zu beruhigen, und er
sachte: .Gut, gut! Wo wohnt der
.Ganz unten ' in der Vorstadt,
Aber : du hast ja den Schlitten da,
laß uns hinfahren!
- Die beiden erhoben sich und stie
gen in den Schlitten, der rasch durch
die verfchnmen 'ktraM der Borftad
glitt.
Vor. einem niedrigen Haus hiel
er an, und der Apotheker führte den
auern zu Iwan Njerchachoff, ti
nein kleinen stillen Mann mit lan
gem krausem Bart. Ter hörte das
anliegen ruhig an und sagte: Sev
gej Gawrilowitsch, ich will tun, was
ich kann. Aber es kostet zweihunder
?!ubel. Wenn dein Sohn doch nich
frei kommt, weil er dem Väterchen
zu gut gefällt, bekommst du das
öe!d zurück!" Tann holte er ein
diöes Buch, j das er . genau alle
Angaben über den kostbaren Sohn
des Sergej Gawrilowitsch Pudajeff
Mttug.
Als die beid'en zur Apotheke zu
ruiuhren, sagte Wanily Vetro
witsch, der Apotheker, triumphierend:
.Nun, ..Herzchen, was ' habe ich dir
gesagt? Mein Freund Wanja, das
ist ein Kerl!. Siehst du, der hört
dich an, nur ein Wort da oben an
der rechten Stelle schon ist's ge
macht.' Freilich, wir haben ja noch
gndere Frnmacher hier: den Juden
den Jsaack Wendel, und noch ein
paar. Aber die malen dir Krampt
dem und machen Ohrflüsse lau
ter dummes Zeug, auf das wir stu
tierien Leute nicht reinfallen. Wein
Wania aber, der geht und spricht
fein Wörtchen bei dem Oberdoktor
da kann der Mil'.tardoktor einfach
aar nichts mehr machen!
Der Bauer dankte dem Apotheker
für den guten S?at und versprach,
ibm e?n kleines Stierkalb zu sehen
ten, wenn sein Junge freikäme.
; Der Tag der Untersuchung kam
Berna und brachte eine Anzahl gro
ft ungeschlachter Bauernlümmel in
die Stadt, die . in den Kneipen und
Teestuben herumlärmten, bis sie vor
dem Arzt, aufzumarschieren hatten.
Der Bauer Cerg,j Pudajeff brachte
einen Sohn selbst im Schlitten in
t:e Stadt und fuhr noch einmal bei
Iwan Njerchachoff vor, der ihn be
kuhigte: .Alles ist eingeleitet, Ser
??j Gawrilowitsch, außer ' deinem
Jungen hab' ich ollein heute dreißig
andere Söhnchen zu bcschützen. Gott
fclrd helfen!"
Am Nachmittag war die Unter
suchung beendet und der Sohn bei
Lauern Pudajeff als tauglich fce
fanden und zur Artillerie ausgeho
l;n worden. Ter Vater war zuerst
a,.-.nz bestürzt und raste in die Vor
statt zu Iwan Njerchachoff, der ihn
zu bcnibigkn versuchte: Es ging
tttn, nicht, Sergej Gawrilowitsch,"
nt.t er dem schimpfenden Bauern
.üforrnn hast du auch so ei7.cn
stramme Junger!, er war ja käfti
'ut eil alle andern, die da waren!',
! Der erzürnte Bater sah ihn hall
zweifelnd, halb geschmeichelt an.
.Na', doch." nickte Njerchachoff.
.der Doktor hat mir'S selber gesagt.
Wanja, hat er gesagt,, zehn habe ich
dir freigeben können; aber den jun
gen Pudajeff muß ich nehmen. Das
ist ja ein Riesenkerl, das wird ein
Schmuck für das ganze Regiment.
Es kostet mich den tragen, wenn
ich den, freilasse!"
. Und als Njerchachoff die zweihun
dert Rubel auf den Tisch zahlte und
eine große Flasche Wodka herbeitrug,
war der Bauer getröstet und sogar
schon ein bißchen stolz auf den Sobn.
Und er rühmte jedem Bater eines
militärpflichtigen Sohnes, wie iiich
tig und besonders wie ehrlich
Iwan Njerchachoff.' der Freund des
Lberdoltors. in der Stadt sei. So
blühte das . Geschäft des braven
Iwan weiter, sobald ein neuer Ge
stellungstermin heranrückte. '
Ta kam eines Tages Potschka, die
rundliche Ehefrau Njerchachofss, in
sein .ltontor" und sagte: .Wanja,
du mußt jetzt auch bald etwas für
unsern Paioel tun. du weißt, er muß
sich nächstens stellen. Geh. sprich
reazizeiilg mir seinen Freunden!"
.Potschka. meine Knospe." sagte
Njerchachoff , sanft, .setz' dich dort
aus oen -fetuhl und hör' zu!"
, Frau Potschka hob rasch den Kops:
Wozu soll ich mich setzen?" fragte
sie mißtrauisch, mach, daß du dich
um , Pawel bekümmerst."
Ich , kümmere mich," murmelte
Njerchachoff, .ich bekümmere mich so
gar! Gott wird schon helfen, daß im
ser Paschka nicht Soldat wird!"
.Gott? Gott?" sagte Potschka.
'.er sei gelobt in alle Ewigkeit! Ader
das kannst du doch allein ?"
Njerchachoff. schüttelte den Kopf:
.Nein!"
.Nein? Du kannst nicht?" rief sie,
aber Wanja. du bist krank! Hast
du nicht .Hunderte von protzigen
Bauernföhnchen freibekommen und
schöne Rubelchen verdient?"
Iwan drückte seine Frau in einen'
Stuhl.
.Potschka. hör zu." sagte er. .Ich
will dir was sogen. Bisher ging es
dich ja nichts an. Aber jetzt, wo
unser guter Pawel dran ist, muß ich
dir's sagen. Ich kann ich kann
unsern Paschka nicht freimachen!"
Die Frau starrte ihren Mann mit
offenem Munde an, als ob er der
rückt geworden wäre.
Ich kann nicht." wiederholte er,
Hab's nie gekonnt!"
.Aber Wanja." weinte ??rau
Potschka auf, hast du nichr erst, im
vorigen Monat den Sergej und den
mn und ven Gawrila und wie
sie alle heißen beschütz.'? Hast du
nicht jedesmal zweihundert Rubel be-
kommen?
Das stimmt schon. Wenn ine,
freikam, habe ich das Geld gekriegt,
Aber es war Gottes Wille. Siehst
du, Potschka." fuhr er fort, .es ist
ja so ein schönes Geschäft. Die
dummen Bauern kommen und zahle?
nun, und dn Sohnchen geben
zum Doktor. Mancher ist untaug.
lich, dann jagt ihn der Doktor fort,
und der Bauer denkt, daß ich ihn
freigemacht habe und freut sich. Und
kommt der Junge nicht frei, so geb,
ch das Geld zurück und sage, da?
er zu stramm war!"
xit Frau trocknete sich die Augen:
Du kennst also da oben " si
machte eine unbestimmte Bewegung
mit der Hand .niemanden? Tei
Oberdoktor ist gar nicht dein
Freund?."
.Leider nicht.' bestätigte Iwav
Njerchachoff traurig, ich kenne kei
nen Doktor und niemanden. Wenn
Gott wollte, hab' ich daS viele schern
Geld verdient. ' Gott wird auch n
erm Pawel helfen!"
Aber Frau Potschka schlug die ge.
blümte Schurze vor das Gesicht und
inz bitterlich zu heulen an.
- Einteilung. 31: Wenn
ch nicht jeden Tag etwas schaffe.
empfinde ich keine Genugtuung.
B.: O, wenn ich einen Tag etwas
u, o reiche tet mu der Genugtuung
gute vier Wochen!
Reingefallen. Alt,
Jungfer (in einem Restaurant zur
Freundin): Wer l denn der Herr,
der mich immer ansieht?
Freundin: Ein Antiquiitätenhänd
ler!
Frauenlogik. Frau (zum
Gatten, vor einem Juweliergeschäft):
ch hab erfahren, daß deine Tod
feindin, die Müller, dieses Kollier
kaufen will, ärgere Sie doch und
aufe es rmr!
- Reflexion. Schützenkom
Mandant - (der sehr unter dem Pan
toffel steht, als er sich nach dem
Ausrücken stark verbummelt hat):
0 weh, wenn das jemand gesehen
hatte. m:t meinem eigenen Säbel hat
te mich verhauen!
Erst abwarten. Herr
(zum kleinen Jungen): Na. Oskar.
wie gesaut es dir denn in oer
Schule?
Oskar: Bis jetzt ganz gut, aber
übermorgen kriegen wir Zeugnisse!
. Ueber troffen. Meine
Tochter besuch! die höhere Schule. Sie
glauben gar nicht, wie das Mädchen
jetzt gelehrt wird!
H499Z
MnösV
Roman
lM&rt1W444mt44M4-4-t
(5. Fortsetzung.)
Kann schon sein." sagte der Ko
nig. .Machen keinen schlechten Ein
druck. Kriegsgerichte nicht immer recht
haben. Manchmal über die Schnur ge
hauen. Weiß das sehr gut. Waren
wilde Zeiten damals alles orun
ter und drüber. Kann aber nichts
machen gegen Urteil. Tut mir leid.
sehr leid. Denn gar kein Zeuge mehr
da für Sie! Möglich, daß sich den
noch etwas erreichen ließe mög
lich.
So ging Konrad von seinem König.
Und da fiel ihm Ernst Koster ein.
Er reiste nach Viefclbach. Aber er traf
den Gesuchten nicht. Denn dieser hat
te. wie fo mancher junge Mann da
mals. in baß und Erbitteruna ae
gen den fremden Eroberer das!
Schwert armen, nachdem er von
den Franzosen wegen jener Bedro
hung zu einer Freiheitsstrafe, die er
verbüßt hatte, verurteilt worden war.
Er stand in Spanien und Portugal
unter John Moore und danach unter
Wellington, aber sein Bater und feine
Brüder konnten nicht genau angeben,
wo er war. Briefe fanden nur selten
den Weg in die Heimat, und von al
len denen, die man ihm geschickt, war
nur ein einziger in seine Hände ge
langt, wie er selbst geschrieben hatte,
Trotzdem versuchte es Konrad mit
einem Briese. Aber er hat nie eine
Antwort darauf erhalten.
So ging denn die Zeit in der Hei
mat hin, still und eintönig. Es ka
men die Tage, in denen er an der
herrlich aufblühenden Lotte Kamper
mann den Kameraden" und an ihrem
Vater den treubesorgten Freund sand.
Kampermann und Lotte waren die ein-
zigen, die er in sein Schicksal, außer
seinem Bater. eingeweiht hatte. Nie
mand sonst wußte darum. Allen an-
deren Verkehr hatten die beiden Los
saus aufgegeben und selbst wenn
fie welchen gesucht hatten, sie wurden
ihn kaum gefunden haben. Denn das
große Leid der Zeit lag auf allen
mit Zentner chwere und ließ keinen,
dessen Herz noch warm für Freiheit
und Aaterland schlug, zu einem be-
haglichen Genusse des Lebens kom
men. Niemand, der aus der Nachbar
fchast sonst etru, m das Haus kam,
ahnte etwas von jenem kriegsgericht
lichen Urteil; die Aufmerksamkeit ivar
Samalz zu sehr auf die osfentlichen
Borgange gerichtet, zu nachhaltig von
ihnen in .Anspruch genommen, und
das Schicksal des einzelnen, mochte s
auch noch so hart sein, dagegen doch
zu klein uns unbedeutend, als daß
man sich viel darum gekümmert oder
gar ihm nachgeforscht hätte, wenn es
sich nicht gerade um einen Verwand-
ten oder lieben Freund handelte. Ver !
wandte aber hatten die Lossaus nicht, !
unv Konrads liebe Freunde deckte die
Erde bei Jena und Hassenhausen, bei
Ehlau und Friedland, oder sie waren
groueno uno verbittert m die Ferne
gezogen, verdorben, gestorben
So stand Konrad mit seinen Va-
ter allein. Und eines Tages legte sich
auch der alte Herr, ließ seinen Sohn
rufen, fah ihm in das Auge und
lagte:
.Ich gehe jetzt, mein Sohn, und
werde nicht wiederkommen. So wenig
wie die große Zeit von Roßbach und
remyen, in ver ch wurzle. Gräme
eich nicht diel um mich, mein Junge!
Altes Eisen muß weggeräumt wer-
ucn. joüs in niazis iscyiimmes. Wer
du du sollst mir wieder jung wer-
den, hörst du? Ich glaube dir, Kon-
rad du bist nicht vor den Kuceln
uaoongciausen. oas weiß ich. Hab'
nur gute Hoffnung für jeden bra-
oen um romm: mal ein 2az. der
ues ausio,aji, was er gelitten hat,
wie ein Schwamm die Kreideschrift,
yosre nur! Und halt' gute Kamerad-
schast mit den KampermannS die
yoen oas Herz aus vem recyien Fleck.
und das Madel. ja. das Mädel, das
wäre eine Frau für dich. Konrad,
mein Junge! Vergiß die legten Worte
, , c ,.1
d"" 5 Vaters Nicht! Und nun leb'
rnnn rPrtnirt t I. Kf.AU I
T.: 7 w " 0"
ppeu er Voyensr,eoergerevta,en
Ä T. f-n T ml?(hn "ni
m .den uns bei unserm Kn,g: Ma-
lestat, hier sind wir! Wenn es sein
rr" i"l"lbie Au,,5,k nuf htn S m Irnm uni
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i'vut niuuui icvcil .suiJCC; KZOt rm i i m r i- wt ,,,, -n
wohl. Kamerad, und grüße die andern , 'rhaskg mchti Aber bitter ist
- Kampermann - und das Mädel deswegen doch, die Partie verlieren
deine Frau ' jtt muntn-
Dann war der lie Herr ruhig ein- . iWI Wer die Hoffnung,
geschlafen. Konrad ablr hatte lange eme neue gewinnen zu können, begln
an dem Sterbebett auf den Knien ge Ut Un3 fcc
legen und geschluchzt, wie noch nie, -Sa aber wie oft wird dieser
mals in seinem Leben. Hoffnung keine Erfüllung! Wie man
Als sie den Toten 'zu Grabe iru- fährt in die Grube, ohne eine
gen, ging er zwischen Kampermann "nzige Frucht in seinem Leben reifen
und Lotte. Und als der Geistliche den lehm zu haben. Ach. warum werden
Segen gesprochen und sie drei Hände wir geboren?"
voll Erde auf den Sarg hinabgewor .Die uralte Frage an daZ Schick
fai hatten, legte Kampermann seinen sal, lieb Konrad! Und noch niemand
Arm um die Schultern des leize ie- hat sie beantwortet. Diese ganze
benden Jünglings und sagte: schwere Kunst, glücklich und zufrieden
Wenn ich kann und Sie' es mir 3U lebe, liegt in zwei Punkten ent
erlauben, lieber Konrad. dann möchte halten: nicht fragen und sich beschei
ich Ihnen wenigstens ein klein wenig den. Das Gegenteil kann für unö
von dem sein, was Ihnen der Tote ium Al? werden, der unS zu Tode
war. Torf ich?" Mit festem Druck la druckt und ängstigt!"
gen die Hände der beiden Männer in Lossau, seufzte, schwer,
einander. Ach ja, ich weiß es! Aber die-
Und nun blickte Konrad auf seinen fei fortdauernde Rinzen mit leib
5
von Vtat Zvtju
.Kameraden". Der stand still und xt
launaSloö. Eist als auch ihm Lossau
die Hand hinstreckte, kam Leben in
,hn. Er griff nach der anv uno
hielt sie fest. Keins von beiden sprach
ein Wort. Aber in den Augen beider
war in stilles Leuchten,
-
Tief und mächtig war die Wir
kuna der Nachrichten, welche aus Ruh
I land kamen, wie in der ganzen Welt
I so auch im Schksierland. seitdem der
Inhalt des bekannten Buuelins au
Molodcczno bekannt geworden war,
ging eine seltsame Bewegung durch
die Mengen. Nur leise zuerst, aber sie
war doch da und harrte des Ansto
ißt?, der sie ins llnenoitme vorwärts
treiben sollte. Von nichts anderem
mehr war die Rede, wenn man sich
traf, als von dem. was da n Run
I land geschehen sein mochte. Noch war
ja bei weitem die ganze schauerliche
Wahrheit nicht enthüllt, aber mit je
I dem Tage sickerte mehr davon durch,
und jede neue Nachricht flog mit einer
sur die damaligen Berteyrsveryait
I nisse erstaunlichen Eile durch die Lan
de. Jeder, der nicht gar; stumpf war,
fühlte und ahnte, daß etwas Unge
heures im Werk und Werden sei und
daß noch Größeres, Erschütternderes
folgen werde. Eine starke religiöse Er
weckung wurde sichtbar; Gottes Hand
zeigte sich in der russischen Kata
strophe, die über den Gewaltigsten der
Zeit hereinbrach, zu deutlich, als daß
sie sich hätte übersehen lassen können,
und selbst die entschiedensten Anhän
ger , der negativen Philosophie des ver
gangenen Jahrhunderts spürten ein
Wehen, das nicht von dieser Erde
war, das nicht aus dem Materialis
mus geboren sein konnte, den sie lehr
ten und predigten. Die Kirchen im
Lande waren übervoll, und die Geist-
lichcn sprachen besonders gern über
alttestamentische Tcrie, die im Sinne
des berühmten Malkabaerwortes ge,
prägt waren: Lasset eure Herzen zu
Gott schlagen und eure Fauste au
den ffeind!" Und atemlos lauschte ö
Menge mit flammenden Augen und
klopsenden Herzen. Nur die Weih
nachstage hatten etwas Einhalt aebo
I ten. Zwar die hohe Botschaft .Friede
l auf Erden wollte mmt m die Her
zen hinein, aber es war doch stiller
l als sonst, und die tiese, friedvolle
Weihe des Festes hatte doch für we
nme Tage die Oberhand gewonnen.
Nun war Weihnachten vorüber,
und in das neue Jahr 1812 hinein
schsllte der Ruf: .Wachet auf vom
Schlafe! Gespannt blickten alle Au
gen nach Osten, von wo die Morgen
röte aufleuchtete.
Mit klingelndem Frost, wie er sei
langen Jahren nicht erhört war, zog
der Januar einher. Tieser Schnee
lag überall aus den Bergen, wie m
den Tälern, und in den Wäldern
trachte eS oft, wenn die Baumstämme
unter dec Wirkung der Kalte spran
gen und Risse bekamen. Alle Arbeiten
im Freien waren unmöglich; der
Landmarin hatte genügend Zeit, am
Ofen zu sitzen, schlesisches Himmel
reich zu verzehren und über die Welt
läge im allgemeinen und seine eigene
im besonderen Betrachtungen anzu
stellen. In der Regel endeten solche
Betrachtungen mit inem kräftigen
Fluch:
Hol' der Teufel alle Franzosen,
daß das Land frei werde und es uns
den er geht!'
Konrad hatte mit Kampermann in
dessen Wohnung eine Partie Schach
gespielt. Lotte war nicht daheim, sie
Nagte auf Konrads Psttd draußen
im Freien herum. Konrad legte bm
feinen König um. zum Zeichen, daß
er die Partie ausgebe nd sich für be
siegt erkläre.
.Merkwürdig." sagte er langsam,
.daß einer immer der Besiegte sein
miß im Spiel, wie im Leben!"
Ein feines Lächeln flog um Kam
Permanns ausdrucksvolle Züge,
ms.. v :,. n w
r4""'- uu3 '"), ICVH U!!UU,
dann wäre dem Spiele wie dem Le
. .
6?n emebeste Würze genommen. Nur
die Aussicht auf den Siez kanr
locken. Oder halten Sie ein ,R
die unentschiek Partie, für
Tckönes?" '
Remis
etwas
'
bev XloL
hcher und seelischer Not, wie s
Tusende und aber Tausende durch
ihr ganzes Leben degleitet, zwingt
uns zum Fragen, zum Unzufrieden
werden."
Nur d. Kleinmütigen, lieber
Koradl Der Starke ringt schweigend
weiter."
.Und wenn r doch unterliegt?"
.So unterliegt er mit Ehren
ein Kind der ?!ot. daS zum Unterlie
gen geboren ist!"
.Eine verzweifelte Bestimmung!"
.Und doch nicht so verzweifelt!
Denn die Kinder der Not. die in
ihrem ganzen Leben nur Mühen. Ent
täuschungen, zu Grabe getragene
Hoffnungen ersahren ein Großes
haben sie vor allen Kindern des
GlückS voraus, wenn sie ausharren
bis an daS Ende: daS stolze Bewußt
sein, selbst vor einem übermächtigen
Schicksal die Watten nicht gestreckt zu
haben! Und mit diesem Bewußtsein
läßt sich selig sterben, lieber Kon
rad!" ,
Der junge Mann stützte schwer den
Kopf in die arbeitharte Hand.
Sie sind ein glucklicher Optimist.
Iieder Freund!
Ja. Gott sei Dank! Ich bin es.
nachdem ich jahrelang bis an den
Hals in den tiefsten Äassern des
Pessimismus gestanden habe. Glau
den Sie mir, Konrad, es ist nichts
mit dem letzteren er entnervt, und
wer zu ihm schwört, ist meistens ein
körperlich und seelisch kranker Mensch.
Ein walirhaft Gesunder bleibt Opti
mist,' und wenn er sich, sei es als
Sieger oder Besiegter, zum letzten
Schlaf legt seine frohe Zuversicht
nimmt er mit hinüber in das andere
Land, und er weiß, daß sie ihn nicht
irreführt." ' '
Er weiß, daß sie ihn nicht irre
ührt!" wiederholte Konrad leife.
Ta wurde stürmisch die Tür aufqe-
rissen, und Lotte eilte herein. Sie
ah prachtvoll aus. DaS Gesicht glühte
von der frischen Luft, die Augen blitz
ten vor' Erregung und Lebenslust,
und von der reichen Fülle blonder
Locken stahl sich eine Anzahl unter
dem kleinen Hütchen hervor und um-
orte die feinen Zuge wie mit einem
goldschimmernden Rahmen. Die hohe,
schlanke, biegsame Gestalt hielt in der
Hand eine Reitgerte, mit der sie e,-
nen pfeifenden Schlag durch die Luft
führte.
Bater! Kamerad! Es gibt was!
rief sie.
Was denn?" kam eS einstimmig
uver v:e Lippen der Männer.
.Neuigkeiten! Christ bringt sie! Da
kommt er schon selbst!
Mit schweren Schritten stapste
Shrist durch die Tür.
.Guten Tag die Herren!"
.Guten Tag, Ehrist!"
.Ich dring' was Neues!"
Heraus damit, Christ!" rief Los
sau ungeduldig.
.Nicht so - stürmisch. Jungherr,
nicht so stürmisch! Alte Leute brau
chen Zeit. Also: es geht ihm an
den Kragen an den Kragen, sag'
ich!"
Wem?"
.Dem Lamperör natürlich!"
Wieso denn?" rief Konrad.
Christs Ihr seid unausstehlich je
des Wort muß man Euch abzwin
gen mit Hebeln und mit Schrau
ben! Erzählt doch, was Ihr erfahren
habt!"
Kommt alleS, Jungherr, kommt
alles! Gut Ding will Weile, haben,
und gute Nachrichten sind wie frisch
gebackene Brezeln: wenn man nicht
vorsichtig rst, kommen sie ost zerbro-
chen an den Mann! Also: an den
Kragen geht's dem Lamperör!"
.Das wissen wir schon. Christ!"
agte Kampermann lächelnd. Nun
möchten wir auch gern das erfahren.
was wir noch nicht wissen."
Ja, ja, Herr Kampermann! DaS
kommt jetzt! Der preußische General
schorsch
Er meint Aorck!" lachte Lotte.
Na ja. Fräuleinchen Norck
oder so so ein ganz verzwickter
Name ist das gar kein ordent-
licher Christenname wie Kynaft oder
Reiftrager oder hohes Rad oder so
was
Um GotteS willen, Christ, tragen
Sie uns nicht erst die Namen unserer
Berge vor!" sag! Konrad. Die
kennen wir ja aber was m:t dem
Genera! Norck ist, das kennen wir
noch nicht!"
Ach so. ja! Ter ,st übergetre
en.
Uebergetreten? Wohin denn?"
Na, zu den Kosaken! Und die
Kosaken und die Preußen haben zu
ammen inen fürchterlichen Schwur
geleistet, daß sie nicht eher ein anderes
Hemd anziehen wollten, bis daß sie
Yr Pferde ,m Bober bei Paris trän
ken könnten."
Alle lachten laut auf.
Bei Paris hat der Bober einen
ndern Namen, lieber Christ: da
heißt er Seine."
.Na ja kann ja sein! Die ran
zosen haben ja sür alles andere Na
men, aber unsere schlesischen sind doch
besser! Also, in dem Bober bei Pa
ris sollen die Kosakenpferde getränkt
werben!" '
(Fortsetzung folgt).
ASku.nft. Ehef: .So so.
Zwillinge haben Sie bekommen. 23
ben ober Mädeln?"
Unterazvener: .Gemischt.' berr
Chef.'
c
assifie
You Should Read
Wenn Sie Ihre Annonce nicht selbst auf wirk
same Weise abfassen können, dann lassen Sie
sich von uns helfen toit verstehen es!
Klassifizierte Anzeigen.
Werlavgt Weiblich.
Berlangt: Zuverlässiges Mäd
chen für allgemeine Hausarbeit; kein
Kochen; eine, die im eigenen Hause
schläft, wird vorgezogen. 2605 De
wer, Ave. 5.2647
Verlangt: Mädchen für alles
in Familie von 2 Personen. Em
psehliiiig. Walniit 1878.. 6-23.17
Verlangt: Erfahrenes Mädchen
für allgemeine Harisarbeit; kein Wa
scheu. .132 S. 38. St. 5-25.17
Verlangt: Mädchen oder Frau
in mittleren Jahren für allgemeine
Hausarbeit.. Waliiut52.5.25.17
Stellengesuch: Dame mit 14
jährigem Jungen sucht Arbeit auf
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Kiiider vorhanden sind. Adr. Bor
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$25.45. D. H. Gipe. 505 Bee Bldg.,
Omaha. 6-447
Nebraöka Farmen zn verranfea.
Kleine Nebraska Farmen zu leich
ten Zahlungen 5 Acker aufwärts
Wir bearbeiten die Ihnen verkaufte
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