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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (May 16, 1917)
-MN S t M Fcncr Von Henryk (33. Fortsetzung.) Das Geräusch verworrener Stim. ,nen schlug an fein Ohr. ES kam aus dem Feldlager. Auf dem rechten Uftr befand sich das Tataren, auf dem linken das Kosakenlager. Röh richt und Schilf lichteten sich. Skr zetsuki legte noch eine kurze Strecke zurück. Plötzlich blieb er stehen. Der Rohrwald endete jäh, als wäre er mit einem Messer abgeschnitten roor den. Vielleicht wurde das Röhricht auch für Baracken auZgehauen. Der Wasserspiegel war von den darauf reflektierenden Biwakfeuern blutig rot. Knapp an beiden Ufern loderten zwei Lagerfeuer. Bei einem stand ein berittener Tatar, beim andern ein Kosak mit einem Spieße in der Hand. Beide sahen auf sich und auss Wasser. In der Ferne fah man ähnliche Wachen stehen. An den Flutzufer sah man Reihen kleiner Kähne, die zur Bewachung des Tei cheZ verwendet wurden. Es ist eine Unmöglichkeit!" brummte Skrzetuski. Eine , Verzweigung packte ihn. .Weder vorwärts noch rückwärts! Seit vierundzwanzig Stunden trieb er sich im Morast herum, atmete der faulte Luft ein und wurde im Was je? noch dazu durchnäßt, um bis zum Feldlager, welches er passieren wollte, zu gelangen um dann die Wahrnehmung zu machen, daß dies eine Unmöglichkeit fei. , Aber umkehren konnte er nicht, denn er wußte, daß er vielleicht ge nug Kräfte haben werde, um sich weiter zu schleppen nicht aber, um zurückzugehen. Er betete und er flehte des Himmels Hilft, und das Feldlager rauschte unheilverkündend, wie zur Antwort aufs Gebet die schwarzen und vom Feuer roten Ge s:alten-trieben sich wie Rudel von Teufeln in der Hölle herum die Wachen standen unbeweglich der Fluß wälzte seine blutroten Wellen dahin. Plötzlich siel Skrzetuski Blick aus t Kähne. Sie standen zu beiden Uferseiten in langen Reihen und auf der tatarischen Seite reichte das Schilfrohr bis zu den ersten heran. Skrzetuski tauchte bis zum Hal fe im Wasser unter und begann langsam auf sie zuzusteuern, seinen Blick auf die tatariscke Schildwachc heftend. Nach Verlaus einer halben Stunde war er schon knapp beim ersten Boote. Sein Plan war ein . fach. Die aufgestülpten Hinterteile ?3 Kähne ragten über das Wasser !-3 Vniifii ! Wrt ffstrilliimrt VUMVVfc vm wv.i3 bildend, durch welche ein Menschen köpf sich mit Leichtigkeit hindurch drücken konnte. Wenn also alle Boo je Seite an Seite hart nebeneman der standen, konnte der tatarische Posten einen unter ihnen vorwärts gleitenden Kopf nicht bemerken. Ge fährlicher war nie kosakifche Schild wache aber auch diese mußte nichts sehen, denn trotz des Lager feuers herrschte unter den Kähnen ein Halbdunkel. Uebrigens Zab'S leinen andern Ausweg. Skrzetuski zauderte nicht länger und bald befand er sich unter den Hinterteilen der Boote. Er kroch auf allen vieren, denn das Wasser war feicht. Er war dem am Ufer stehenden Tatar so nahe, daß er das Wiehern seines Pferdes vernahm. Er hielt einen Moment in tit und. lauschte., Die Boote waren zum Glück mit der Breitseite anei nernd gereiht. Der Ritter hatte schon gegen fünfzehn der Kähne pas fiert, als er hart- am Ufer Schritte und menschliche Stimmen vernahm. Er legte sich auf die Lauer und war tete. Auf feinen Reisen nach der Krim batte er tatarisch gelernt, und ein Schauer durchrieselte seinen gan zen Leib, als er die Kommando worte vernahm: .Einsteigen und ab fahren." - Obwohl Skrzetuski im Wasser war, wurde ihm heiß. Wenn die sich Einschiffenden .a das Boot, unter .welchem er sich in diesem Momente drrsteckte. stiegen, war er verloren, wenn sie in eines der vorne stehen stiege!, war er auch verloren, denn dann würde eine leere, be leuchtete Stelle zurückbleiben. , Jede Sekunde kam ihm wie eine Stunde vor. Da erdröhnten Schritte .ms den Brettern. Die Tataren stiegen in den vierten oder fünften Kahn hinten ihm ein stießen vom Lande und begannen nach der Rich tung des Teiches zu fahren. Aber diese Tätigkeit lenkte die Aufmerksamkeit des Kosakenpostens aufdie Kähne. Skrzetuski wagte ei m halbe Stunde nicht sich zu rüh ren. Erst als man die Schildwache oblöste, begann er weiter zu schlei i.tn. Auf diei Weise gelangte er ans Ende der Boote. Hinter dem lchten begannen wieder Schilf und Röhricht. Jetzt wagte er sich kühner vor und v?n Zeit zu Zeit blickte er hinter sich. Die Wachtfeuer begannen entfernter und schwächer zu wnden.Die Wacht Posten konnten nicht nahe stehen, kienn die Ufer waren sumpfizer und W! - und SllMcrt. N Sienkiewicz. .das Schilf gras dichter. Der Lager lärm wurde schwacher. Irgend eine überirdische Macht verlieh dem Rit ter Kräfte. Er brach sich durch das Röhricht Bahn, versank im Moraste, erhob sich und ging weiter. Er wag te noch nicht auZS Ufer hinauszuge hen aber er Zühlte sich schon bei nahe gerettet. Er wußte selbst nicht, wie lange er schon watete, als er aber wieder um sich blickte, erschie nen die Wachtfeuer wie von ferne leuchtende Pünktchen. Nach einigen hundert Schritten verschwanden sie ganz. Der Mond ging unter; rings um herrschte Stille. Da ließ sich ein stärkeres Rauschen als das des Näh richts vernehmen. Skrzetuski schrie beinahe vor Freude auf: an beiden Flußfeiten erhob sich der Wald. Da näherte er sich dem Ufer und trat aus dem Röhricht hervor. Knapp hinter dem Schilf und Rohr begann ein Kiefernforst. Der Ritter sank in Knie und be tete. Er war gerettet. Der Weg war noch nicht zu Ende, war weder leicht noch ungefährlich, als er aber daran dachte, daß er aus Zbaraz herausgekommen und sich durch Wagen, Sümpfe, Feldla ger und durch feindliche Scharen von einer halben Million hindurch ge stöhlen habe da schien es ihm, daß alle Gefahren bereits vorüber, daß der Forst eine helle Landstraße sei, die ihn direkt vor die Königliche Majestät führen würde. Und dieser verhungerte, durchfro rene, kotbedeckte arme Mann schritt mit Freude im Herzen aus in der Hoffnung, bald in einer bessern Wer fassung nach Zbaraz zurückzukehren. .Bald werdet ihr nicht mehr hun gern," dachje er von den Waffenge fährten in Zbaraz, denn ich werde den König bringen." XXIX. Am königlichen Hofe zu Toporow, im Gefellschaftzimmer, saßen eines Abends drei Herren in einer gehe! men Unterredung. Auf dem mit Landkarten der Umgegend bedeckten Tische brannten einige Kerzen, ne ben ihnen lag ein hoher Hut mit schwarzer Feder, ein Degen mit Perlmuttergriff und ein Paar tandfchuhe aus Elentierleder. Am ische in einem hohen Lehnsessel, saß ein ungefähr vierzigjähriger Herr, von ziemlich kleiner, fchmächzer Statur, aber kräftig gebaut. Auf dem Kopfe hatte er eine schwarze, schwedische Perücke mit langen, auf Rücken und Schultern herunterhän genden Locken. Sein Gesicht war gelblich, abgespannt die schwarzen Augen wie erloschen, es war aber leicht, zu erkennen, daß sie im Mo mente der Begeisterung, Heiterkeit oder des Zorn.s Blitze schleudern konnten, die nicht jeder Blick auszu halten vermöchte. Gleichzeitig präg, te sich in ihnen Güte und Milde aus. Er war mit einem langen Rocke aus schwarzem Atlas mit Spitzenkragen bekleidet. Im allgemeinen hatte die Gestalt trotz der aus dem Antlitz und der Haltung ersichtlichen Trauer und Sorgen etwas Majestätisches. Es war wirklich der König Jan Ka simir Wasa, seit nicht ganz einem Jahre der Nachfolger Wladislaws. Seine beiden Gesellschafter waren Jerzy Ossolinski, der Kronkanzler, ein hervorragender Redner und Di plomat, und Hieroium Radziejowski, der Starost von Lomz. Sie saßen bekümmert und trau rig, da sie nicht wußten, was zu tun sei. denn der König hatte nur ein Heer von fünfundzwanzigtausend Mann unter sich. Der, Landsturm war nicht eingetroffen, der Streit macht Ehmielnickis gegenüber fühl ten sie sich wehrlos. Und was noch wichtiger war: sie hatten über sie keine genauen Nachrichten. Im Lager des Königs wußte man bis jetzt nicht, ob der Chan mit seiner Hee resmacht, sich bei Chmielnicki besän de, oder nur Tuha Bey Mit ein! gen tausend Tataren. Der Umsicht! ge Chmielnicki hielt seine Streit krafte beisammen, ließ weder eine einzige Kosakenabteilung noch Tata ren von der Hauptmacht sich entfer nen, damit der König nichts auszu kundschaften vermöchte. Der rebellie rende Hetman hatte eine andere Ab ficht . mit einem Teile seiner Streitkräfte wollte er daö bereits in den letzten Zügen liegende Zbaraz einschließen und selbst mit der Hauptmacht den König überrumpeln ihn mitsamt seinem Heere umzin Sein und in die Hände des Chanö ausliefern. Und so war das Gesicht des Kö nigs nicht ohne Grund ' umwölkt, denn gibt es für einen Herrscher ei nen größer Schmerz, als das Ge fühl der Hilflosigkeit? Alle, drei faßen im düsteren Schweigen, schließlich fragte der König: ' Sind die Streifpatrouil len zurückgekehrt? .Ja," erwiderte der Kanzler, .ha ben aber gar keine Nachrichten ge bracht." TnjMjü Es entstand wieder ein Moment des Schweigens, der König heftete den düstern Blick auf die brennen den Kerzen und begann mit den Fingern auf dem Tische zu trom o.elll. .Wißt Ihr denn gar keinen Iat?" fragte er schließlich. Warten," sagte der Kanzler. .Warten," wiederholte der Kö nig, .und dort in Zbaraz werden Wisnowiecki, die Generale und das ganze Heer zu Grunde gehen." Sie werden eine Zeitlang noch standhalten können," sagte Radzie lowski leichthin. .Herr Starost. Ihr könntet schweigen, wenn Ihr nichts Besseres zu sagen habt," rief der König, .da ich sehe, daß Ihr beiden gar keinen Ausweg wißt, so will ich Euch einen sagen. Ich werde zum Aufsitzen bla sen lassen und mit oem ganzen Hee re gegen Zbaraz aufbrechen. ES ge schehe, wie Gott will. Dort, werden wir erfahren, ob der Chan' da ist oder nicht." Der Kanzler Ossolinski versuchte den Konig umzustimmen und als er trotzdem darauf beharrte. bat er ihn, seine Absicht wenigstens für später aufzuschieben. Da wurde die Türe weit geöffnet und der Höfling des Königs. Tisenhausen, stürzte keu chend herein. Gnädiger König!" rief er, .ein Kriegskamerad ist aus Zbaraz ange kommen." Der König schnellte von seinem Sessel empor. .Das kann nicht sein," rief er. ' .So ist es, gnädiger König! er steht im Vorraum." .Her mit ihm!" rief der König, .her mit ihm, bei der allerheiligsten Mutter." Tisenhausen verschwand und statt seiner erschien bald darauf eine hohe, unbekannte Ge,talt. .Naher!" rief der König, näher! Du bist uns willkommen!" Der Ankömmling näherte sich dem Tische und bei seinem Anblicke wi chen der König, der Kanzler und der Starost erstaunt zurück. Vor ihnen stand irgend ein schrecklicher Mensch oder richtiger ein Gespenst; Lumpen bedeckten seinen abgemagerten Kör per; sein Gesicht blut und kotbe spritzt, di Augen erglänzten in ei nem fieberhaften Scheine, ein fchwar zer, wirrer Bart fiel ihm auf die Brust es ging von ihm ein Lei chengeruch aus, ünd die Füße zitier ten fo unter ihm, daß er sich an den Tisch stütze.: mußte. Der König und die beiden Herren starrten ihn mit weitgeösfneten Augen an. In diesem Momente tat sich die Türe auf und einige Senatoren und mili tärische Würdenträger erschienen. Hinter dem König stehen bleibend, schauten sie den Ankömmling an, und der Köniz sprach: Wer bist Du?" (Fortsetzung folgt.) Das kluge portugiesische Torpedo. Die Agenzia Stefani", die an unerbittlicher Wahrheitsliebe nur von der Agentur Reuter" übertroffen wird, brachte mit ergötzlicher Ernst zhaftigkeit falzende Nachricht: Pari ser Blatter berichten aus Lissabon, daß dort erfolgreiche Versuche mit einem von einem Portugiesen erfun denen fchwimmenden Torpedo ge macht worden sind, das die Eigen tumlichkeit hat, nur zu explodieren, wenn es in der Nähe eines Untersee bootes oder mit diesem in Berührung kommt, während es jedem anderen Schiffe gegenüber, selbst wenn es mit ibm zusammenstößt, vollständig un gefährlich und harmlos ist." Man bat allen Grund, vor diesen intelligenten Torpedo, das den Stahl panzer eines Unterseebootes von dem eines anderen Schiffes so untrüglich zu unterscheiden weiß, in Ehrfurcht zu ersterben, und man würde dem probten portugiesischen Erfindungs geist bitter unrecht tun, wenn man an der Wahrheit der Nachricht Zweifel hegen wollte. Die Agenzia Stefani" hat in ihrer Bescheidenheit äugen cheinlich noch beizufügen vergessen, aß das findige Torpedo portugiesi cher Herkunft nicht nur ein Unter eeboot von einem Kriegsschiff, fon rrn auch die Unterseeboote der Deutschen von denen der Ententever kündeten zu unterscheiden vermag, und daß es vor diesen Halt macht und umkehrt, während es die anderen anrennt und erledigt. Mit zwei anderen Waffen brüdern auf der Fahrt von Fleming ton nach dem Pattenburger Tunne, k griffen, um daselbst Wachdienst zu tun, wurde John Bennett, von Orange, ein Soldat der New Jersey Nationalgarde, schwer verletzt. Ben nett befand sich mit John Lore, tu nein ebenfalls verletzten Zugbedienste ien, in der Kabuse eines Frachtzuges itt , Lehigh Balley'Bahn, während die anderen beiden Gardisten auf der Plattform standen. Durch den hefti' zen Ruck zu Boden geschleudert, mit dem der Zug nahe dem Tunnel zum Stillstand kam, erlitten Bennett und Lore Verletzungen, welche ihre Ueber sührung nach dem Hospital in Easton, Pa., nötig machten. Wie von dort verlautet, haben die braten Pa tienten Aussicht auf Wiederherstel lunz. OmaA Tribiioe. Anna Sybilla. Mcrkivürdige ivegebenhen aus alter Kriegszeit: von Heinrich Hanöjakob. In dem Dorfe S. in Baden lebte gegen Ende des Dreißigjährigen Krie ges ein rechtschaffener Bauer mit sei ner einzigen Tochter. Er mußte sich redlich plagen, die durch den Krieg verdorbenen Felder in Ordnung zu bringen, und seine Tochter Anna Sybilla half ihm getreulich dabei. Oft war es jcdoch vergebliche Mühe; denn versprengte kaiserliche Soldaten oder gar schlimme Schwedenhorden verwüsteten nicht selten die eben be ackerten Felder und Wiesen. Da ge schah es röohl manchmal, daß fremde Soldaten, des ewigen Krieges müde, in den Dörfern blieben, sich verheira teten und so zu friedfertigen Bürgern wurden, die bald den Pflug ebenso geschickt zu halten verstanden, wie ehemals Säbel und Picke. So wurde auch im Jahre 1643 der irländische Reiter Johann Ca moth, .der jahrlang mit den Kaiser lichen gegen Die Schweden geiämpft Hütte, nach S." verschlagen. Hier lern te er die hübsche dunkeläugige Sybilla Schütter kennen, und bald waren beide der Meinung, sie .würden ein stattliches schmuckes Paar abgeben. Der alte Bauer Schlitter hatte nichts gegen diese Heirat einzuwenden; er vermutete in dem starken fröhlichen Rcitersmann eine gute Hilfe für seine Wirtschaft. Noch im Jahre 1645 hei rateten die beiden, und die junge Frau hantierte stolz und glücklich im Haus herum. Aber es dauerte nicht lange, da merkte sie, daß ihr Reiters mann unruhig und verdrießlich wur de. Bald schmeckte das Essen ihm nicht, bald schalt er auf den schweren Lehmboden, der so mühsam zu be stellen sei, kurz, Anna Sybilla bekam ost Tränen in die Augen und seufzte heimlich. Und eines Tages holte Johann Camoth fein Pferd aus dem Stall, putzte und striegelte es um ftändlich. zog seine ehemals glänzen de, jetzt verblichene Montur an, fetzte den Federhut auf und trat in die Stube. Anna Sybilla nichts Gutes ahnend schlug die Schürze, bitterlick, weinend, vor das Gesicht. Johann Camoth aber legte den Arm um sie, küßte und tröstete sie und sagte ihr, daß er wieder in den Krieg müsse, so wahr er Johann Camoth heiße. .Ich bin Soldat," sagte er, .das Bauernleben ist nichts für mich, wenn der Krieg vorüber ist, komme ich wieder." So sehr die junge Frau weinte und bat,' es half nichts. Der Mann setzte sich aufs Pferd, ritt nach Philippsburg und ließ sich unter die Kaiserlichen aufnehmen. Das kommt davon, wenn man sich an einen Wel schcn hängt," meinten die Nachbarin nen. Das war der Trost, für Anna Sybillas Herzeleid. Jahre vergingen. Johann Camoth aber kam nicht wieder. Anna Sybilla blieb einsam; sie meinte ihren Rei ter tot und betete fleißig für feine Seele. So kam das Jahr 1624 und mit ihm ein fremder Schneider, namens Pfeiffer, ins Dorf. Er war ein' flei ßiger, geschickter Mann, und es wun derie sich niemand, daß er ein Auge auf die noch immer hübsche Anna Sybilla hatte. Als er sie bat. seine ftrrnr zu werden, willigte sie nach langem Ueberlegen ein, denn Johann, ihr Gatte, war nun säst neun Jayre fort, und keiner glaubte mehr an ein Zurückkommen. Auch die Nach barinnen rieten ihr, den wackeren Schneider zu nehmen, und der alte, schwerhörige Bater Schlitter nickte zustimmend mit dem weißen Kopf, als sie ihm die Frage inö Ohr schrie. Am Sonntaa Quastmodogeniti des Jahres 1654 wurden Anna Sybilla Camoth, geborene chlttter. uno Hans Pfeiffer im Pfarrhaus vom Baitor kovuliert. Lächelnd schritten te durch das Dorf, und lächelnd ührte Sybilla ihren zweiten HanS in ,ie gkfchmückte Wohnstube; denn sie hatte ihn gern. Da am Donnerstag darauf, als die jungen Eheleute abends friedsam beieinander saßen, er nähend, sie am Rocken spinnend, fliegt die Tür auf und herein tritt ein großer Mann im Reitergewand mit wallender Fe der- und schwarzem Scknauzbart. Anna Sybilla springt kreischend auf. Einen Augenblick yait sie pcy wan kend am Tilck fest, dann aber fällt sie lachend und weinend dem frem den Soldaten um de Hals. Wieier aber ickiebt sie beiseite, vackt den erschrockenen Schneider am Kragen und hebt ihn zornig vom Tische her unter. .Tu ihm nichts," ruft die entsetzte Anna Sybilla mit Tranen, .er kann nichts dafür; neun Jahre hab' ich auf dich gewartet, und letzten Sonntag sind wir kopuliert woden, denn ich war gar einsam und er ist ein rechtschaffener Mann." - .So, so", brummte der Soldat, und besieht sich das Männlein rings um. Da hast du dir ja einen rech ten Teufelskerl ausgesucht." Ohne viel Federlesens sefct er den kleinen Mann vor die Haustür, wirft diese zu, riegelt sie ab und kommt wieder herein zu seiner Sybilla. Im Nu trocknet sie ihre Tränen, herzt und küßt den Totgeglaubten und setzt ihm den besten Speck, frisches Brot und einen Krug Most vor. Am nächsten Morgen gab eZ einen hellen Aufstand im Dorf. Alleö wollte den Johann Camoth sehen, und vor allem den großen Beutel mit Dukaten, den er mitgebracht hatte. Diesmal hatte Anna Sybilla mehr Freude an ihrem Eheliebsten. Nun war Friede im Land, und der ehe malige Soldat überließ sich von Her zen gern der fürsorFlichen Pflege fei, ner tapferen Sybilla. Bon dem Schneider Hans Pfeiffer erzählte man, 'daß er stillschweigend sein Bün del geschnürt habe und wieder aus die Wanderschaft gegangen sei. Zehn Jahre der Ruhe und des Friedens waren gegangen, da eilte wiederum Kriegslärm durch die Lande. Unter dem Oberbefehl des Feldherrn Monte Excucoli ging eS 1664 gegen die Türken. Und es ge schah wie damals: Das Reiterblut in Johann Camoth erwachte. Wie derum nahm er herzlichen Abschied von seinem Weib und schlug sich zu den markgräflichen Soldaten. Wei nend und voll trüber 'Ahnungen ließ Anna Sybilla ihn ziehen; und aber mals meinten die Nachbarn: Da sieht, man es wieder, daß auf so ei nen Welschen kein Verlaß ist." Anna ShbillaS Ahnungen sollten nicht trügen. Johann Camoth fiel noch im gleichen Jahr in der Schlacht bei St. Gotthard an der Raab. Er starb den Heldentod als braver Reitersmann. Als die Kun de davon zu Anna Sybilla kam wein te sie bitterlich und zog Witwenklei der an; denn sie hatte ihn sehr lieb gehabt. Wiederum vergingen drei Jahre, und durch die schwarzen Haare der Witwe zogen sich allmählich weiße äden. Ihre Lieblingsarbcit war das Spinnen; dabei ließ sichs still sinnieren, und sie war dafür bekannt, daß sie das feinste Linnen im Dorfe spann.. An einem Tag des Jahres 1667 es war ein rauher Herbsttag klopfte es an die Tür. Sybilla stellte den Spinnrocken weg und ging, um zu öffnen. Ein älterer Mann mit grauen Haaren und blauen Au ge in vem schmalen Gesicht stand draußen und bat um Obdach. Anna Sybilla half ihm sein schweres Bün del von den Schultern nehmen. Da sah er ihr prüfend in die Augen: Nun, Anna Sybilla, da wäre ich wieder." Bei dem Klang der Stimme horchte jDie Witwe auf und plötzlich erkannte sie den Mann, der fünf Tage ihr angetrauter Gatte gewesen war, vom Sonntag Quastmodogeniti 1654 bis zu jenem schicksalsreichen, dentwürdi gen Donnerstag, In Anna Sybillas Frauenherz stieg das Mitleid mit dem einsamen Wanderer auf, der vor dreizehn Iah ren so still und traurig dem heim kehrenden Reitersmann den Platz ge räumt hatte und der nun heimatlos von Ort zu Ort gewandert war. Sie führte ihn freundlich an den Tisch und sorgte für ihn. Dabei liefen die hellen Tränen ihr über das Gesicht, als er ihr sagte, wie er sie nie habe vergessen können und daß sie doch mit ihm kopuliert sei. Am andern Morgen liefen, wie damals bei Camoths Heimkehr, die Nachbarn zusammen. Der Schnei der Hans Pfeiffer aber nahm die Anna Sybilla bei der Hand und wandert mit ihr zum Pastor, wo sie noch einmal kopuliert wurden Dar aus hausten sie als ein braves und fleißiges Ehepaar bis an ihr Ende zusammen. Lydia, die älteste Tochter des Farmers George Morlang, bei 17 Meilen von Colome, S. D., ent fernt wohnt, starb an den Berletzun gen, die sie sich bei der zufälligen Entladung eines Gewehrs zugezogen hatte. Das junge Mädchen war in Begleitung och eines Mitgliedes der Familie auf das Feld gegangen, um eine Ladung Heu zu holen. Sie hatten ein Gewehr mitgenommen in der Erwartung, Kaninchen onzutref fen. Als sie sich dann mit dem'ge iadenen Heu auf dem Heimwege be wnden, kam das auf dem Heu be Endliche Gewehr ins Gleiten und. um s vor dem Fallen zu bewahren, Griff Lydia danach. Hierbei entlud sich die , Schußwaffe und der ganze Schuß drang ihr in die Seite. Frau Sarah Lober. die Mutter des New Yorker Polizisten John Lober, der bei der Wafferpo lizei angestellt war und am 10. März in den Hell Gate RapidS er trank, starb in der Wohnung ihres Schwiegersohnes. Leutnant John Diessenthaler, an gebrochenem Her zen. Lobers Vater, welcher der be rittenen Polizei angehörte, wurde vor 15 Jahren durch einen Sturz vom Pferde getötet. DasnachsteZielmit Freu de zu verfolgen, ist das einzige Mit tel. auch ferne Ziele zu erreichen. Bom Aberglauben der Groulöiider. Beispiele do WahnvorficSunge ver Bewohne, de EiSlande. . Dr. Berthelsen, der mehrere Jahre Distriktsarzt in Grönland war und sich hauptsächlich mit den Geistes krankheiten und dem Seelenleben der Grönländer beschäftigt hat, erzählt in einem kürzlich erschienenen Buche allerlei Interessantes über den Aber glauben der Bevölkerung. Diese zeigt nach ihm ein stark religiöses Gepräge und da die Geistesrichtung des. Vol kes sehr empfindsam ist, so findet sich ein für religiöse Epidemien gut vor bereiteter Boden. Dieser religiöse Wahnglaube kann mancherlei Aus wüchse treiben, da die eingeborenen Katecheten sich sehr oft von ihm fort reißen lassen. Einmal geschah dies selbst mit einem dänischen Missionar, der sich schließlich als Engel Gabriel betrachtete. In seinem Falle zeigte sich jedoch der eingeborene Katechet Fre derik der Situation gewachsen. Er verhinderte seine verrückten Lands leute zu glauben, was jener von ihnen predigte, und ermähnte sie, nicht dar an zu glauben, was der Missionar lehre, da er, obgleich er Geistlicher sei. doch ebenso verrückt sei wie sie selbst." Die Eingeborenen, die von drei Habakuks" angeführt, fchon ein junges Mädchen gesteinigt hatten, folgten der Stimme dieses Predigers in einer Wüste der Unvernunft, und die Bewegung verlor ihre Anhänger. Frederik wurde zur Belohnung für seine Kühnheit Missionar. Sehr häufig findet sich unter den Grönländern das Zungenreden. Bei der Jungfrau .Maria von Tasiufarl" erschienen zwei Mitglieder des .En gelordens", Soda" und Hurra", die sie inspirierten. (Die Jungfrau hatte die fremden Namen als Dienstmäd chen in einer dänischen Familie ken nen gelernt.) Der Vorsteher von Upernivik kurierte sie durch 27 Peit schenhiebe und Abschneiden der Haar flechten. Außerdem erhielt sie von einem eingeborenen Geistlichen einen heftigen Schlag auf die Wange und er drohte ihr mit mehr dergleichen, falls sie an diesem Orte noch mehr auf diese Weise spräche." Ein gewisser Matthias, ein Herrn huter Schüler, nannte sich Gabriel und begann zu prophezeien. Er weis sagte den Untergang der Welt und verschleppte seine Anhänger in gera dezu gefährlicher Weise auf einen Ge birgsgipfel, wo er dann über sie herrschte. Ein hysterisches Mädchen, das Offenbarungen hatte, wurde von dem Vorsteher der dänischen Kolonie dadurch auf vernünftige Weise ku riert, daß er dem Volke verbot, die Kranke zu besuchen. Mit dem man gelnden Zulauf hörten auch die Of fenbarungen auf. Fieberkranke be trachten die Eingeborenen immer noch als von bösen Geistern besessen. Man malt dann auf alle Gegenstände der Hütte Kreuze. Hilft das nichts, so bindet man die Kranken fest und flieht vor ihnen, wenn man nicht vor zieht, sie einfach zu erschlagen, was immer noch vorkommt. Mylius Erik sen erzählt von einer Mutter, die ihre 13jährige fieberphantasierende Toch ter erwürgte. Die Nachbarn lobten das als mutige Tat, denn sie war ja nur eine Frau". Das Zugführen als Sport. Manche amerikanische Zeitungsleser mögen es als etwas auffallendes ge funden haben, daß der Bahnzug, auf welchem, der Hon Berlin heimgekehrte Ez-Botschafter Gerard von Madrid nach Corunna fuhr, den spanischen Herzog von Zaragoza als Lokomotill fllhrer hatte. Indes gehört dies gar nicht so sehr selten zu gelegentlichen Lieblings Beschäftigungen blaublll tiger Persönlichkeiten sowie auch An gehöriger der amerikanischen Promi nenz". So hat König Alsonso sich wieber holt dergleichen geleistet, und desglei chen in früheren Tagen König Albert von Belgien. Bei nicht wenigen ame rikanischen Plutokraten ist solches erst recht ein anerkannter Sport. Die Goulds sowie die Bander bilts besitzen prächtig ausgestattete Privat-Bahnzüge und haben eine gro ße Vorliebe dafür, sie selber zu han tieren. Und aus der sonstigen Ge fellfchaftswelt fei nur noch hierzuge fügt, daß Oberst Roosevelts Tochter Ethel eine geschickte Liebhaber-Loko motivführerin ist und einmal in we niger als einer halben Stunde eine Lokomotive 30 Meilen weit führte. was in der Liebhaber-Klasse eine Re kordleistung darstellt. Wahrschein lich aber ist der amerikanische Dampf roß-Sport erst durch europäische Vor bilder aus fürstlichen Klassen ange regt worden. Geringer Unterschied. A.: Wissen Sie. meine Nichte ist wirklich ein Prachtmädel, sie naht sich sämtliche Kleider selbst. Von der hat noch niemals eine Schneiderin auch nur einen Heller gekriegt l" B.: Hm! Die meinige läßt sich allerdings immer die allerneuesten und geschmackvollsten Roben anfer tigen. Im übrigen verhält es sich mit ihr sonst genau fo, wie mit der zmw" r. Giftige Vlichsknspciiru? Einmacher selbst erlangk ,,d i'z,. len eine Untersuchn. Eigentlich sollte man meinen, in der jetzigen Nahrungsmittel.Teuerung gebe es besseres zu tun. als dem Pub. likum den Teufel einer angeblich gro ßen Vergiftungs.Gefahr. welche in den in Büchsen verkauften Rayrungs. Mitteln lieaen soll, an die Wand zu malen, zumal bezüglich gar manche Speisen gerade die m dieser ilaebotenen nock, die billigsten sind und beinahe die einzigen, welche die große Wolksmasse mit ihrem mageren Geldbeutel erreichen larni! Dock mit der aroßen Büchsenfpci sen-Untersuchung. welche von der Lrzt lichen Schule der HarvardUniversuar voraenommen wird, hat es eine eize ne Bewandtnis. Der nationale Wer Kund der Einmacker selber yat ie eindringlich gefordert und trägt die ganzen Kosten derselben, welche je öensalls ziemlich hoch kommen. Denn er hat es satt, sich alleriei avtragil2)e Dinge über seine Waren nachsagen zu lassen, wie dies zum Teil auch von ärztlicher Seite geschehen ist; ja er ist förmlich erbittert darüber: Jetzt ou endlich einmal die Frage durch eine Untersuckuna. die wohl llaemein anerkannt werden wird, gründlich zum Austrag gebracht werben. Lugle:q '.legt die Untersuchung zwelsusoyne im allgemeinen Interesse, da ' das Wissen über diesen Gegenstand außer halb der fachmännischen Kreise bis letzt ein ziemlich beschränktes ist. ,,Der , National-Berband der Ein macher hätt schon seit geraumer Zeit auch seine eigenen Laboratorien, deren aröktes in Washington selbst ist: und es sollen in denselben schon wertvolle Entdeckungen gemacht worden sein. Doch ist das natürlich noch nicht für eine endailtiae Entfcbeiduna über den Wert der Büchsen-Nahrungsstosfe und ihr: icheryett sur oen cagen genu gend. Die Einmacher fühlen sich an ickeinend ihrer Sacke acwik und der- sichern, daß sie mit Zuversicht der neuen Untersuchung emgegenseyen. Einer der Interessenten äußert, sich über die Angelegenheit folgenderma. ben: Es sind unserer Industrie manche bitterbösen Dinge nachgesagt worden. So hat man die eingemachten Waren für einen großen Teil der Typhus fieber-Fälle verantwortlich gemacht. Das ist eine der lächerlichsten Anschül digungen. Jedermann weiß oder sollte wissen, daß die Buchsenwaren bis zu einer Temperatur erhitzt werden, wel che alle Krankheits Keime abtötet. Und gerade die Typhus Keime wer den fchon bei einer viel niedrigeren' Temperatur getötet, als die sonstigen. Aber nicht Minder absurd sind manche sonstigen Anschuldigungen, mit denen unsere Industrie zu kämpfen harte oder noch hat. Sie ist eine echt ameri- tanische Industrie und hat der Ra tion und der Wel: schon viele Wohlta ten erwiesen. Man hat viel von verdorbenen Büchsenspeisen gesprochen. Der Ein- macher mutzte blind sein, um sich in dieser Beziehung zu vergehen! Die Blechbüchse ist der verläßlichste Arti. kel semer Art in der Welt. So lange der Inhalt frisch ist. bleibt sie voll- kommen ruhig. Wenn aber der In- halt wirklich verdorben "ist, so schwillt sie sofort an und baucht sich nach aus wärts, was unverkennbar zeigt, daß etwas nicht in der Ordnung ist. Mit etlichen plumpen Versuchen, welche hin und wieder ein Händler gemacht haben soll, dieses Anzeichen- zu verber- gen ' durch Bohren einiger Löcher zum Herauslassen des GaseS und nachyenges Zulöten derselben ha ben die Einmacher nichts zu tun. Ueb- ngens erreicht nur sehr selten der dorbene Ware den Kleinhändler. Die Chemiker unseres Verbandes haben sich be onders eifrig damit de chastiat. wie das Schlechtwerdcn der Büchsen speisen verhütet werden kann. Vor nock nicht lanaer Zeit bathen wir z. B. mit einem erst geheimnis vollen Uebelstand beim Einmachen von Mais zu kämpfen. Die Körner waren, nach der Behandlung alle lckwarz' Niemand wußte, warum. Schließlich ober wurde festgestellt, daß die Ein machereien zum Stempeln der Buch sen eine Maschine benutzten, welche einen kupfernen Prägstock enthielt. Sobald derselbe, durch einen solchen vou'Zinn ersetzt war, kam der Uebel stand nie wieder vor. Bei allem unu ren Bemühen aber, das Publikum sicyerzustellen. hören unbillige Kritiken von mancher Seite nicht auf. Es ist daher Zeit, daß die aanze ?kndusiri einmal gründlich klar gestellt werde; ,ie oraucyr vas lcht Nicht zu scheuen." Es sei dazu nur noch bemerkt, daß die Blechbüchsen infolge des Krieges rar und teuer geworden sind. Mö'ch ren oer Äoilsmasse wenigstens diese Speisen erhalten bleiben! Ein braves Kind. Leh rerm: WaS wissen Sie von der Fa milie der Orchideen? Schülerin: Entschuldigen Sie, Fräulein aber Mama hat mir streng verboten, mich um die Angeben heiten anderer Familien zu beküm mern. Sie meinte: daZ hin tnre Kinder Mt, '