ecite 6-TagNcho Omaha TribttNO-Freitag, bcn 20. April 1917.
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(11. Fortsedung).
Platz für den BettelgreiS, Platz
für den Bcttelgreis!" schrie Zagloba.
bor sich zwischen den ausgestreckten
Armen Helena haltend und sie vor
dem Sediänge schützend. Platz für
den Bettelgreis! Sie gehen zn Chmiel,
nicki und zu Kry;wonos! (Adlernase.)
Platz, gute Leute, liebe Jungens. daß
ter schwarze Tod Euch und Euere
Kinder würge! Ich sehe nicht gut. ich
werde ins Wasser fallen. Ihr werdet
mir den Jungen ertränken. Kinder,
tietet zurück, daß eine Lähmung all
Eure Glieder erschüttere, dciß Ihr zu
Grunde geht, auf den Pfählen k
piert!" So lärmend, fluchend, bit
tend und die Menschenmasse mit sei
nen mächtigen Ellbogen stoßend
drängte er Helena voran auf die Fäh
re, und sich selbst hindurchwindend,
begann er wieder zu schreien: Schon
genug, was drangt Ihr Euch so,
Ihr werdet den Prahm noch
zum Sinken bringen. Genug, genug,
euch an Euch wird die Reihe kommen,
und wenn nicht, liegt auch nichts
daran."
.Genug, genug!' riefen die. welche
schon auf die Fähre gelangt waren.
.Abstoßen, abstoßen!"
Die Ruder sireckten sich und die
Fähre begann sich bereits vom User
zu entfernen. Sie hatten bereits die
halbe Flußbreite zurückgelegt, als am
Prohorowkaer Ufer Berittene auf
tauchten, die Leute nach etwas auszu
fragen begannen und dann auf die
sich Hinüberschiffenden zu schreien:
.Halt! Halt!"
Zagloba blickte sich um und ein kal
ter Schweiß übergoß ihn von der Zehe
bis zum Scheit?!, denn er erkannte
ohuns Kosaken.
Es war in der Tat Anton mit sei
nen Kosaken.
Herr Zagloba starrte eine Zeitlang
h'n, dann begann er zu schreien, als
schinde ihm jemand die Haut: Km
der! Das sind Jcremis Kosaken! O
Gott und die heilige Jungfrau! schnel
ler ans Uftr. Die andern, die dort
geblieben sind, müsten wir schon auf
geben und den Prahm zerstören, denn
sonst ist es unser aller Berderoen.
.Rascher ans Ufer! den Prahm zer
hauen!" riefen andere.
Es entstand ein Lärm, das man
das Anrufen vom Prohorowkaer Uftr
nicht vernahm. In diesem Momente
knischte der Prahm am Ufersand.
Die Bauern begannen die Planken der
Ilähre schon auZeinander zu reißen
und den Boden mit Beilen einzuschla
zen. Bretter und Holzstücke begannen
in die Luft zu fliegen. Man vernich
tete wütend das unglückliche Fahr--zeug,
man riß es in Stücke, Angst
verdoppelte die Kräfte der Zerstöre
den. Und die ganze Zeit über fchri?
Herr Zagloba: .Schlagt drein, hcut.
vernichtet, rettet ibuch! Jeremi kommt,
Zemi kommt!"
Beim Anblick des Zerstörung wer
!es wurde auf der andern Flußseite
das Lärmen immer stärker, da es
iber zu weit war, konnte man nicht
lerstehen. was man, schreie. Das Fuch
!eln mit den Händen sah wie ein
Drohen aus un!z beschleunigte nur die
Zile im Vernichten.
Nach einer Weile war das Fahr
eug verschwunden, plötzlich ober ent
cang sich der Brust aller ein Schrei
?es Entsetzens und Grauens.
Sie springen ins Wasser! sie
schwimmen herüber'" brüllten die
Sauern. Und ein Berittener und nach
ihm mehrere andere begannen zu
schwimmen. Es war dies eine tollküh
ne Tat, denn die Fluten waren im
nihling stärker als sonst angefchwol
len. Die von der Flußströmung mit
gerissenen Pferde kcmnten nicht gera
deaus fchwiminen. die Wellen began
nen sie mit rasender Schnelligkeit zu
entführen.
.Sie werden nicht hinüberschwim
men," schrieen die Bauern.
.Sie werden ertrinken! Gottlob!
O, o, schon ist ein Pferd gesunken.
Tod und Untergang ihnen."
Die Pferd hatiea den dritten Teil
des Flusses zurückgelegt, aber das
Wasser riß sie immer stärker zurück.
Es war offenbar, daß sie die Kräfte
zu verlieren begannen, und lanasnin
tauchten sie immer tiefer unter. Bald
waren die Kosa'en bis zum Gürtel
im Wasser. So verstrich eine geraume
Feit. Schon ragten bloß noch die
Pferdeköpfe über den Wasserspiegel
hinaus, und den Kosaken reichte das
Wasser bis zur Brust. Sie hatten
aber schon die Hälfte des Flusses zu
rückgelegt. Plötz .ch sank ein Pferde
köpf und ein Ksak unter, dann ein
zweiter, ein dritter, ein vierter, ein
fünfter... Die Zahl der Schwimmen
den verringerte sich immer mehr. Auf
beiden Seiten des Flusses hcrrsch!?
unter der Volksmenge ein dumpfes
Schweigen, alle aber folgten dem Lau
fe des Wassers, um zu sehen, was ge
fchehen wird. Zwei Drittel des Flus
scs waren bereiis zurückgelegt, die
Zahl der Schwimmenden wurde im
mer kleiner, man vernimmt aber schon
das fch!rkre,Kcuck,en der Pferde und
die aufmunternden Stimmen der Ko
sakeni'man sie?! schon, daß manche
Müberfchwimmea werdez.
nild Schlzicrt.
Sicnkiewicy.
Inmitten der Stelle ertönte pkötz
lich Zagloba? Stimme: .Heh. Kinder
schießt! Tod den Fürstlichen!"
Rauchsäulen stiegen auf. Schüsse
erdröhnten. Bom Flusse erscholl ein
verzweifeltes Schreien, und bald wa
reck Pferde, Kosaken, mies verschwun-
den.
Zagloba blickte Helena an und
zwinkerte mit den Augen.
XI.
Kehren wir ieüt zu Herrn Skrze
tusli zurück. Wir wissen schon, daß
die Kameraden ihn auf den Trum
mcrhaufen Rozlogis bewußtlos, halb
tot fanden und daß der Pater Mu-
chowiecki ihn jum Bewußtsein zurück
rief.
Fürst Jeremi bewillkommnete ihn
wie einen tsohn. trottete und beruhig
: ihn. Dasselbe taten Herr Woiody
zowski, Herr Podbipienta und andere.
Herr Stizetuski, anfänglich untröst
lich, lehrte als Mann von starkem
Glauben, seine Gedanken zu Gott. Er
hoffte, daß er, der über die Unschuld
wacht, Helena nicht verlassen wurde,
und um seine Gnade desto eher sür
sie zu erwirken, beschloß er, sich selbst
von den Sünden zu reinigen. Er bis
gab sich zum Geistlichen Muchaimecki
mit der Bitte, ihm die Beichte abzu
nehmen. Der Gastlich geleitete ihn in
die Kapelle, setzte sich in den Beicht,
ftuhl und begann ihm zuzuhören.
Nachdem er ihn ausgehört hatte, er
teilte er ilxn Lehren, tröstete und
schalt ihn aus, dics aber in der Weise,
daß es einem Christen nicht gesiattet
sei. an der Mcrht Gottes zu zwei
fein, und ein Bürg dürfe nicht mehr
über sein persönliches, als über das
Unglück des Landes weinen und sein
hiü) nicyt mehr als die allgemeinen
Niederlagen beteuern. Er redete ihm
auch den unversöhnlichen Haß, den er
ihn für die Kosaken bemerrte, aus.
.Du kannst gegen sie," fagte er.
.als Feinde, als Verbündete des Hei,
dentums donnern und wettern, daß sie
Dir persönlich aber Unrecht zugrfügi
haben, das wirst Du ihnen dom Her
zen verzeihen und dafür keine Rache
nehmen. Dann wird Gott Dich trö
ticn; und Dir Frieden bescheren.
Tann machte er über ihm das Zel
ckien des Kreuzes, erteilte ihm den
Segen und ging hinaus, nachdem er
geheißen halte, daß Skrzetuski zur
Buße vor dem Ehristusbilde sich aus
gestreckt hinlege.
Von jetzt an war Herr Skrzet'iski
ganz resigniert, obwohl immer nie
d:rgebeugt und traurig. Der Krieg
tobte weiter. Fü't Jeremi brachte den
Rrbellen Niederlagen, bei. Herr Skrze
tuski zeichnete sich nebst Wolody
sowski und Podbipienia am meisten
aus. Manchmal kam ihm sein Lieb
in den Sinn, dann vergoß er viele
Tränen, er brachte sie aber Gott zum
Lpfe? und tat desto eifriger seine
Pflicht. Er stellte Erkundigungen und
Nachsuchungen nach Helena an, worin
seine Freunde ihn eifrig unterstützten;
er erhielt von Bohur.s Ueberfall auf
Nozlogi Kunde, wie auch davon, daß
Zagloba Helena Bohuns Händen ent
rissen und mit ihr geflüchtet fei. j
Soviel hatte SkrzetuM zum Trost
erfahren.
.Und was ist weiter geschehen?"
fragte er sich, ha: Bohun sie nicht
wieder entführt? hat Zagloba sie vor
eilen Abenteuern und Gefahren zu
beschirmen vermocht? und hatte er
schließlich dazu den guten Willen?
Zu welchem ZweZe habe er sie mit sich
qenommen? Tiefe zwei Fragen stellte
sich Skrzetuski. venn da er Zagloba
nicht kannte, wußte er nicht, daß er
trotz seines unrhigrn Kopses eir. gu
teS Herz besaß.
Herr Skrzetuski grämte sich also
weiter um seine Liebste, als ein uner
wartetec Zufall ihm Beruhigung und
Trost brachte.
Hundert Soldaten des Fürsien Je
remi hatten im 2dalde bei Konstant
nom eine bewaffnete Bauernbande
überrascht. Nicht diele konnten ent
kommen, alle beinahe wurden nieder
gemacht. Ein sie begleitender einäug!
ger Bettelgreis wurde auch schier tot
geschlagen. Er wehrte sich verzweifelt.
Er schlug mit seinem Teorban einem
Soldaten über den Kopf, daß er um
fiel, einen Meittm packte er bei der
Hand, um einen Säbelhieb zu parie
ren und brüllte vor Schreck wie ein
Büffellochs. ,
Die andern wollten ihm niederme
tzeln. bis auch der Anführer herbei
grannt kam.
.Nehnü ihn lebendig gefangen,"
schrie er.
.Haiti" schrie ter Alte, .ich bin
::'n Bettelgreis, ich bin ein verkleide
!er Edelmann, ich kann Latein. Halt,
sage ich Euch. Ihr Räuber. Megela
g:rer, ?ckinder. . ."
Der Alte wa? aber mit seiner Liia
n:i noch niefit zu Ende, als der Kom
Mandant, ihm irs Gesicht blickend,
sich plötzlich auf ihn stürzte, die Fin
aer in seine Ar.ne bohrte und ihn wie
eine Birne schüttelnd schrie: .Wo ist
die Fürstin? Wo ist die Fürstin!"
.Sie lebt, ist gesund und in Sicher
heit! Laßt mich zum Teufel los, denn
ich werde die Seele ausspucken."
Zu Leser wird iewiß erraten. da&
de,
Bettelareis Zaaloba war. s
.Wo ist sie?" '
.In Bar."
.In Sicherheit?"
.Es ist dies ein feste KafleÄ lind
hat keine Invasion zu fürchten. Si
ist unter dem Schutze der Frau Sla
woszewska und der Nonnen."
.Gelobt fei Gott, der Allerhöchste 1"
sagte der Ritter, und in seiner Stim
me vibrierte eine tiefe Rührung. .Gebt
mir Eure Hand. Ich danke aus vol
ler Seele." Dana ging er etwas ob
feits, kniete on einem Felsen nieder
und betete.
Eine halbe Stunde später mar
schierte der Zug inmitten der Stille
auf einem schmalen Stege langsam
weiter. Der Mond ging auf und be
schien den Wald, Zagloba und Skrze
tuski. an der Spitze reitend. vlai,der
ten miteinander.
.Erzählt mir alles, was Ihr von
ihr wißt." sagte der Ritter. .Ihr habt
sie also Bohuns Handen entr,ien:
.Zum Abschied habe ich ihm oben
drein noch den Kopf umwickelt, da
mit er nicht schreien könne."
.Ihr seid ausgezeichnet zu Werke
gegangen, so wahr Gott mir lieb ist!
Wie seid Ihr aber nach Bar gekom
men?"
,O. es wäre viel zu erzählen, und
das wird wohl ein anderes Wal ge
chehen müssen, denn ich bin schreck
lich müde und iiuuu Kehle ausgetrock
net, da ich den Bauernlümmel vorsin
gen mußte. Habt Ihr nicht was zum
A.rinten'i-
Herr Skrzetuski reichte ihm eine
Feldflasche mit Branntwein, die Herr
Zagloba erzrisf, und er begann gie
rig zu trinke.
Und befindet sie sich wohl?'
.Ach was! mit trockener Kehle ist
keiner gesund."
.Aber ich frage nach der Fürstin.
.Die Fürstin? Wie eine Hirschkuh."
.Gelobt fei Gott! Und sie ist in
Bar gut aufgehoben?"
.Im Himmel tonnte ihr nicht des
ser sein. Ihr reizendes Wesen bewirkt,
daß alle Herzen ihr entgegenschlagen.
Frau Slawoszewska hat fe so lieb
wie eine eigene Tochter. Und wieviel
Kavaliere in sie verliebt sind, könntet
Ihr nicht an einem Rosenkranze ab-
zahlen, nur kümmert sie sich so viel
um sie,- wie ich letzt um ure leere
Feldflasche. Sie hat nur Euch lieb
und spricht nur von Euch. Sie wollte
auch mehr als einmal Sendboten aus-
chicken, um sich nach Euerem Wohl
befinden zu erkundigen, niemand aber
wollte sich dem unterziehen, und so
hatte ich chtießlich Erdarmen und
machte mich naisf Eurem Lager auf.
Hatte ,ch nicht die Verkleidung ge
habt, wäre eZ schon gewiß um mich ge
chehen gewesen. Aber d Bauern nah
men mich überall als-BettelgreiS, denn
ch singe auch sehr schon.
Vor Freude verlor Herr Jan den
Beistand. Es schien ihm, 'daß er die
bezaubernde Gestalt des geliebten
Mädchens vor si y sehe, daß er in ihre
chwarzen Augen schaue, ihre süße
Stimme vernehme. Die Seele verging
ihm schier, vor Liebe und Freude
wurde das Herz schlaff. Er tmißte
elbst nicht, was m ihm vorgehe. Er
wollte schreien, bald ins Knie sinken
und Gott danken, dann reden und
ohne Ende ausfragen.
Schließlich begann er zu wieder
holen: .Sie lebt und befindet sich
wohl!"
.Sie lebt und befindet sich wohl!"
wiederholte Herr Zagloba wie ein
Echo.
Als man in Lubnie von Helenas
Errettung erfuhr, herrschte allgemeine
Freude: denn alle hatten Herrn Jan
gern und so freuten sie sich ob seines
Glückes.
Fürst Jeremi umarmte ihn und
agte: .Mein Junge, ich nehme an
Deiner Freude Anteil, denn ich lieb.
Dich wie einen Sohn. Ihr habt sie
also von Rozloi bis nach Bar ge
bracht?" sagte er, sich an Herrn Zag
loda wendend, den Herr Jan ihm
vorgestellt hatte. .Es ist mir ange
iehm. Euch len. :en zu lernen.
Am selben Tage wurde eine Er,
psdition vorbenitl.t. ES war nämlich
die Nachricht eingelaufen, daß Krzy-
wonos, einer der grausamsten Kosa
ttnatomane, Polowe eingenommen
und dort ein schreckliches Blutbad an
qerichtet habe. Der Fürst rückte als,
mit seiner Ritterschaft gegen Krzhwo.
nos, und on diesem Zuge nahm auch
Herr Zagloba teil, der als Freiwilli,
ger in den Dienst des Fürsten getre
ten war.
Beim letzten Abschiedsmahl vor dem
Abmärsche war das Fürstenvaar, die
Hofdamen und die vornehme Gelell-
schaft zugegen. Aber unter den Damen
und Herren herrschte nicht die gewöhn
te Fröhlichkeit, denn mehr als ein
Lseldatenherz zoq sich bei dem Gedan,
ken zusammen, daß man im nächslevl
Momente die Allerliebste, für welch,
man leben und sterben möchte, würd,
verlassen müssen, und mehr als ein
helles oder dunkles Mädchenaugenpna,
füllte sich mit Tranen bei dem Ge
danken, daß er !a Krieg zöge. Kugelr
und Schwertern entgegen ... und viel;
leicht immer wiederkehrte.
(Fortsetzung folgt).
Dann freilich. Zim
merwirtin: .Das ganze HauS be.
fchwert sich, daß Sie den ganzen
Tag Violine spielen!"
Mieter: .Aber ich spiele doaz nicht,
ick. lerne ja erüt"
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