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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (April 7, 1917)
TSMe Omshs XtVäzt Uiiijj ölt nfldjcii Miilillillm iiiif 6ic 3Cricfl3tcsc Cscn(rasQ;iir0iiif. Von einem chcnlaligcn Generalstabsoffizier. Plusch Gruude für den Auöbruch der russischen FZcvolution. Zusammenhänge derselben mit der Kriegssituation. Temokrati' sierung Nußlands modifiziert Tendenz der Kriegszicle Mittcl-Euro-pa's. Aufbau einer Cchutzniauer im Osten nicht mehr so gebiete' risch notwendig. Verschiebung des militärischen chwergcivich. tcö an Ut russischen Front gegen Norden. Operative Möglichkci tm für eine deutsche Kampagne gegen Petrograd oder Moskau. Unzweifelhaft ist die gkgenwäriige, noch im EaUvicklungsstadium bcfindlichc Revolution in Rußland eines der groß' i.n, wenn nicht das größte politische Er eignis des ersten Viertels des 2. Jahr Hunderts. Die Pcrspekiivc, welche sie hinsichtlich der zukünftigen Gestaltung bei Dinge in Ost-Europa und auf dem asiatischen Kontinent eröffnet, kann bei nahe als unbegrenzt bezeichnet werden. Tee Uebergang von dem einzigen im Nahmen der Zivilisation noch rein ernto kretischen Regime zu einer demokrati fchen Ctaatsform schafft eine derartige nülle von Möglichkeiten, daß der fÄießliche Ausgang dieses Revolution! , Prozesses heutzutage noch nicht anna hernd vorausgesehen werden kann. Um fomehr als dieser politische Umschwung in dem territoriell größten Reiche der Welt, dessen einzelne Teile bedeutende Wkifchiedenheiten bezüglich Nasse, Na tianaliiät, Religion und Kulturstufe ausweisen, platzgreift. Tretzdem die Zarenherrschaft in unerwartet kurzer Zeit und verhältnismäßig unblutig ge stürzt wurde, kann angesichts der ob erwähnten Faktoren mit genügender Sicherheit behauptet werden, daß die Neuformung Rußlands zu einem mu dernen demokratischen Staatengebilde noch geraume Zeit, wenn nicht Jahre in Anspruch nehmen wird, wobei es über dies noch garnicht feststeht, daß das üieich in seiner jetzigen geographischen Bestalt fortbestehen bleibt. Entsprechend dem bekannten konservativen Charakter der russischen Volksseele und infolge der durchschnittlich niedrigeren Bis dungöstufe der großen Massen wird sich ; das Eindringen und das Werstehen freiheitlicher Ideen und Institutionen in , den breiten Schichten der russischen Böller langsamer vollziehen, als bei zivilisierten!: Nationen, obwohl jähre, lange Mißwirtschaft, Bedrückung und ökonomische Not schon viel dazu beige tragen haben, diesen Umschwung vor zubereiten, , Zieht man ferner in Be tcachk, daß die unter der Herrschaft des s'!roß-Russentums stehenden ftremboijlfet ii-r rücksichtsloser Russifizierungs Versuche größtenteils ihre nationale Eigenart beibehalten haben, so er scheint es fraglich, ob deren politische , Ideale für die Zukunft sich in derart gleicher Richtung mit den Freiheitsbe sirebungen der Groß-Russen bewegen, daß bei der Besiimmimg der neuen Cwatsform nicht bedeutende Reibungs flächen zutage treten und der Ausgleich der Differenzen nicht ohne Anwendung tat Gewalt und damit verbunden wei Irre Unruhen und Aufstände erfolgen wird. ' Die genauen Ursachen der Revolution in Rußland werden fväter von der kri tische Geschichtsforschung festgestellt werden. Gegenwärtig laßt sich nur fest stellen, daß die ökonomische Notlage den nmitielbaren Anstoß dazu gegeben t-.t, obwohl die politischen Verhältnisse wahrend der letzten 15 Jahre den Bo i;n für einen Umsturz reichlich vorbe reitet haben. Der in jüngster Zeit viel fach zitierte Vergleich mit der franzö fischen Revolution am Ende des 18. Jahrhunderts hat nur fehr bcdingungs weife Berechtigung und stimmt eigentlich nur in einer wesentlichen Vorbedingung, nämlich bezüglich der Mißwirtschaft so Unfähigkeit der jeweiligen auwkra tilchen Machthaber. Denn die ökonomi sche Not des französischen Volles war turnaU durch rücksichtslose Steuererpres sing und schlechte Finanz-Methoden verursacht worden, und datierte diele Jahrzehnte zurück, während dieser Fak tat in Rußland vor dem jetzigen Kriege v.:Ctt existierte. Bekanntlich ist die mo, me?tane Lebcnsmittelnot im Zaren Stiche nur dem völlig unzureichenden ükr.zportwtse zuzuschreiben, welche 4 Schwierigkeit überdies durch die Rot -Option des Beamtentums noch wesent ptil&ri Wurde. Za dieser Uebel, '.:r.d aber in absehbarer Zeit reparabel '-'.1. kann er auch nickt als Hauptgrund s Umsturzes in Rußland angesehen . '.-erden und letzterer behält daher mehr ' pÄUifchk als ökonomische Charakter. . if'H spezielles Merkmal, welche die rapsche Revolution vor ähnlichen po liiischen Umwälzungen aller Zeiten kennzeichnet, ist jedoch der Umstand, daß i!;r Bcc-ran und Verlauf in einen der (riikn Kriege der Weltgeschichte fällt. E-ine derart intensive Einwirkung von ' .i aJf t'.t Cntn? el'u"g der inner i :' ' FT-Tt iflt eines Landes ist seit l'-hrkundertea nicht vorgekommen, und : (c f'uß, welch' tiefe Tatsache auf ii? .''..f drt Ereian'e in Rußland n'it wird, kann dabei nicht an der r i t' kj 'f:a i:vfaiui dorauszese . j r: . Ci:n der B'ginn der Re vr'-M-en fast) vs?ntU6 min dem Zei t i cu't; t 2?-tr" f luffunf. Ein t!rin. ir"-'"flyTH Enaksndj r.ä.rn ii ft .'iniPi daß der Zar einen - V--t w t den Zentralmackr ' fj. ti'i'i't? fiibtt zu der : : -', tfl eiifiifchen - i t t r.'i.T Siitcr t r i j I "! enrt3KH .. ..:, Die 2r!'f ::t -j Juchznz. di? Reise des englischen Ministers U ner und der Umstand, daß sich die neue provisorische Regierung Rußlands schon in, den ersten Tagen ihrer Existenz mit der Erklärung beeilte, der JUkg würde unbedingt fortgesetzt werden sind un trügliche Beweise dafür. In diesem Lichte betrachtet, gewinnt auch die Reise der DumaMitglieder unter Füh rung Miljukoffs im, Jahre 1916 nach England eine ganz andere Bedeutung, als ihr damals in der alliierten Presse zugeschrieben worden war, und man dürfte mit der Annahme' nicht fehlgehen, daß damals im Geheimen der Sturz der Romanoffs falls dieselben der Friedenssrage nahertreten sollten verabredet wurde. Tie Möglichkeit, daß die Kriegslage infolge eines Ausschei dens Rußlands eine entscheidend un günstige Wendung für die Entente neb rnen könnte, bildete also das treib'Nde Motiv zur Enifachung der russischen Revolution. Ob die politische Umwälzung h Rußland den von England und der ihm ergebenen provisorischen Regierung in Petrograd gedachten Verlauf nehmen, oder ob das russische Volk hinsichtlich der Frage einer weiteren Teilnahme am Kriege feine eigenen Wege wandeln wird, dürft: sich in absehbarer Zeit eni scheiden. Vom rein militärischen Ge sichtspunkte au! ist diesbezüglich ein Hauptfaktor besonders in Rechnung zu stellen, nämlich die Stellungnahme der russischen Armee zu den Geschehnissen in Petrograd. Vorläufig wenigstens hat es den Anschein, als ob die Entthronung der Romanosfs von den großen Massen der an den verschiedenen Fronten sie fanden Truppen ohne besondere Oppo sition hingenommen wurde, ob sich aber die Millionen Soldaten, welche 2V2 Jahre lang unter der Fuchtel des Auto kratentums ihr Leben den feindlichen Kugeln aussetzen mußten, jetzt nachdem ihnen Mitbestimmung an der neuen Negierungsform eingeräumt wurde, freiwillig entschließen werden, da? Blut vergießen im Interesse Englands fort zusetzen, ist zum mindesten fraglich. Der Krieg ist beute infolge seiner langen Dauer in Rußland ebensoivenig popil lär, wie in allen anderen kontinentalen europäischen Ländern. Das Krieqsziel Rüßlands, soweit es dem Intellekt des russischen Soldaten zugänglich ist. wird immer nebelhastek. Mit dem Zarentum ist auch das Phantom des Panslavis muS zusammengebrochen. Die geplante Eroberung Konstantinopels, GalizienS nd anderer Länder steht in direktem Widerspruche mit dem von der sozialde mokratischen Partei und den Arbeitern verkündeten Programme der Verleihung von Autonomie an die unter russischer Herrschaft stehenden Fremddölker. Daß sich die verschiedenen politischen Strö mungen auch in der Armee geltend rna chen werden, ist mehr als gewiß, sobald unter den Tnippkn daS Bewußtsein platzgreift, daß sie infolge ihrer Stärke den ausschlaggebenden Machtfaktor in der Situation vorstellen. Die offen aus gesprochene Forderung der pazifistischen Ärbeiter-Partei nach einem unverzügli eben Friedensschlüsse dürfte Voraussicht lich in der Armee eine ähnliche Spal tung der Meinungen zur Folge haben, wie sie jetzt schon in den Revolutions Zentren im Innern des Landes zu Tage getreten ist. Mit der Absetzung des Großfürsten Nikolaus Nikolaje witsch vom Oberkommando aller rufst schen Streitkräfte ist die unter der ruf sifchen Soldateska populärste Person lichkeit vom Schauplätze abgetreten und es ist fraglich, ob sein Nachfolger, sei er mm General Alerejeff oder Brust loff, imstande sein wird, den Geist der Massen durch den Zauber seines Na meni derart zu lenken, daß deren Kampfwert und Schlagfertigkeit unter den neuen Verhältnissen auf derselben Höhe bleiben, wie früher. Jedenfalls kann eine Einwirkung der Entwicklun gen in der revolutionären Situation vuf den inneren Zusammenhalt der in beinahe direktem Kontakt mit den Ge schehnissen stehenden Truppen in irgend einer Form erwartet werden. Revolution modifiziert Kriegsziele. In ähnlicher Weise wie das Faktum deS Kriege! für den AuSbruch der rus fischen Revolution mitbestimmend war, durste sich such eine Rückwirkung der Tatsache dieses politischen Umschwun ges auf die militärische Kriegführung, sowie die damit bisher verfzkgte Ab sichten geltend machen. Im speziellen er scheine, wie sich auch die Dinge in Ruß.'ans in Zukunft gestalten mögen, die KriegZziele Ut Gegner des Moslo witr-ReicheZ, sowohl waS insächliche Jiisanünenhänge. als auch dren Haupt bjekte snbelanzt, schon hiute wesentlich dadurch berührt. Der Konflikt zwischen Rußland und Zeniral-Europa ist be kanntlich in seinen Ursprüngen auf den lat-nken Geaensatz Zwisten Germanen tu, und Tlaventum in Europa, und Sxssnsivnsdkftrrbungen des leziere zurückführen. Zur Moiiviernnj, dieses Str-dens wurde das 'l'x'om d?S,P?n flsviimut vem ÄrniUu gschaffin. Demgegenüber sahen sich die Zentral Mächte genötigt, ihr großes Kriegsziel in einer Abwehr der unter großrussischer Aegide vereinigten slavischen Erpan sionssucht durch Schaffung von Puffer ftaaten in ihren Grenzen zu erblicken. Zwar wird der oberwähnte Gegensatz auch nach dem Krirge bestimmt weitn bestehen bleiben, die Erpansions-Ten-denz des Slaventums abcr wird durch den politischen Umschwung in Rußland wenn derselbe tatsächlich in einer li beralen demokratischen Staatsreform endigt wahrscheinlich eine derartige Modifikation oder einen solchen Rich tungsmechsel erfüllt?!!, daß ns Auf richten einer Schutzmamr im Osten nicht mehr zu den Eristenz-Bedingun-gen Mittcl-Europa's zählen dürfte. Ge lingt es den radikalen Elementen der russischen Revolution ibr Programm für Gleichberechtigung und weitgehende Autonomie aller Fremdvölker volliu haltlich zur Ausführung zu bringen, so kann die dem Germanentum bisher dro bende Vefahr eines Erdrücktwerdens durch den großrussischen Block eigent lich als für lange Zeit ausgeschaltet er achtet werden. Selbst wenn dieser gün stiqe Fall nicht eintritt, wird der groß russische Volksstamm falls er nickit einen Napoleon hervorbringt kaum mebr imstande fein, alle slavischen V?I terschaften für seine Machtbestrebungen derart in Dienst z stellen, wie es unter der eisernen Hand des autokratischen Regimes der Fall war. Und damit ist das hauptsächlichste Krugsziel der Zen tralmächke im Osten für die Zukunft nicht mehr in die ?orm gebieterischer Notnzkndigkeit gelleidet, wie bisher. Ein autonomes Polen, Littbauen und eine zwar zum russischen Reiche gehörende, sonst aber autonome Ukraine würden ebenso genügende Garantieen für die Integrität Teutschlands und Ödster-reich-UngarnS vorstellen, wie die Auto nomie Georgiens und Armeniens für die Türkei. Nachdem jedoch die russische Revolution allem Anschein nach kaum aus ihrem Anfangstadium getreten ist und die politische Reorganisation 6:3 Reiches erst von einer konstituierenden Versammlung unternommen werden kann, ist die Frage einer eventuellm Umformung deS Kriegszieles für die Mittelmächte vorläufig noch nicht fthr aktuell. Cinflusz auf den Feldzugöplan der Verbündeten. Der mmnentane Stand der -Dinae in Rußland jedoch kann feinen Einfluß auf die bisherigen militärischen Ernä gungen der mitteleurspäiseken Bundes genossen, was die Weitersuhrung des Krieges anbelangt, unmöglich veischlen. Tie Haupiausgabe der Operationen an der Ostfront, wie sie sich in dem litzkn Jahre herausgebildet hat, nämlich ein Aukscheiden Rußlands aus der Entente und damit den Zusammenbruch der Koalition zu bewirken, bleibt nach wie vor bestehen. Tie Erklärung der neuen provisorischen Regierung, den Llrieg aus der Seite der Alliierten fortzusetzen, ist vorläufig für die militärischen Ent schlüsse der Verbündeten allein maßge bend Aber das Faktum, daß die gegen wältigen Machthaber in Rußland in dieser Hinsick't nicht mehr das ganze Volk hinter sich baben, sondern auf ent schieden Opposition der Radikalen und der Arbeiter und anscheinend auch eines Teiles der Armee selbst stoßen, legt di rett eine Abänderung des großen Kam-pagne-PlaneS gkgen Rußland nabe. Früher sahen sich die Mittelmächte der unter dem Zaren geeinte Macht Ruß lands gegenüber. Ein Weiterausbau der Kampagne auf Grund der strategischen Situation sobald die Jahreszeit dies gestattete, schien das vernunftgemäße Vorgehen. Lediglich strategische Bedin gungen, nämlich Fortsetzung der durch den erfolgreichen rumänischen Feldzug eingeleiteten Umfassung und Aufrollung des russischen Süd-Flügels, standen im Vordergründe. Heutzutage drängen je doch politische Erwägungen das milita rische Moment verhältnismäßig in den Hintergrund. Die Verbündeten haben anscheinend nur noch die gegenwärtige am Staotsruder sitzende russische Kriegspartei zu bekämpfen, um dersel den den Friedenswillen aufzuzwingen. Diese Kriegspartei ist nicht einmal mit der früheren, welche hauptsächlich durch die Großfürsten und deren Anhang re präsentiert War, identisch, sondern dürfte sich letztere durch die Absetzung des Großfürsten Nikolai Nikolasewitfch eher zu Feinden machen. Sie ist ein eng lischen Einflüssen nterftehendes Ge bilde, welcher Umstand i!,r' bei der großen Masse des russischen Volkes nicht besondere Sympathien eintragen dürfte. Wie weit die Revolution in Rußland Wurzel gefaßt hat. läßt sich soweit trotz angeblicher Aufhebung der Zensur noch nicht beurteilen, da das neue Re gime in der Fabrikation von Nachrich ten allzusehr die alliierte Schulung der rät. Tatsackze aber ist, daß die neue Re gierung ihr Kraftzentrum im nördlichen Teile des Reich:! in Petrograd, respek tive i.i Moskau, besitzt, daher dort am ehesten empfindlich g'trosfen werden kann. Und damit derlchiebtsich das Schloergewicht der Eiitschkiduugzmös lichkeit tm Feldzuze gegen Rußland nn willkürlich von Rumänien und Wol lwnien nach Kurland und Litbauen. Eine voraußsichrliche große Offensive der Aentralmächte ec fahrt h?!e 'infolge des poliiischen Umschwünge! in Ruß land behufs baldiaer Herbeifüirung des Friedens mebr ersok?S-Assichtk im Norden z besitz' als im Südcrc Nttd envsrtrt Offensive. Zw?i 4viUtn der jm'astkn Z,ii laffn ertenmn, daß die deutsch Heeres lcitunz die Vorgänge in Rußland mit großer Aufmerksamkeit verfolgte und offenbar schon ihre Entschlüsse für die Zukunft dementsprechend getroffen bat. Einmal die Meldung von einer wickiti gen Konferenz im deutschen großen Hal'ptqunrtier, welcher der Kaiser, Fcldmarschall von Hindenburg und der Reichskanzler beiwohnten. Zweitens die Proklamation des russischen Krirgsmi nistcrs Gutschkoff an das russische Volk, daß der Fe'nd große Truppenmassen an der Nordfront zusammenziehe. Wenn letztere Behauptung auf Wahrheit be nikt, muß die Ummodclung des deut fchcn Fcldzugsplancs in kürzester Zeit erfolgt und mit außerordentlicher Prä zision durchgeführt worden sein, da ja die russische Revolution kaum eine Loche alt ist. Welche Einflüsse dabei maßgebend waren, entzieht sich natür lieft der Beurteilung, der Merkwürdig keit halber soll jedoch die unbestätigte Nachricht nicht unerwähnt bleiben, daß General Iwanow dem Zaren, als letzte rcr von seiner Entthronung verständigt wurde, den Vorschlag machte, den Tcut shcn die Düna-Jront zu öffnen, und dadurch den Vormarsch gegen Petrograd zu ermöglichen, um auf diese Weise wo möglich der Revolution Halt zu gebic ten. kennzeichnend in dieser Hinsicht ist ebenfalls die unoffiziell gemeldete Ab sich! der Petrogradcr Machthaber, den Sitz der Regierung nach Moskau zu verlegen. Alles dies zusammengefaßt, legt die Annahme nahe, daß die Zen tralmächte in richtiger Würdigung der bisherigen Entwicklung der innerpoliti fchcn Lage in Rußland die Möglichkeit einer Euifcheidiuigs-Herbeiführung an einer bisher nickt sehr im Vordergründe militärischen Interesses gestandenen Front ins Auge fassen. Obwohl übereifrige Korrespondenien in Petrograd den Beginn 'einer deutschen Offensive an der Tuna-Front schon für die nächsten 14 Tage voraussagen, und Hindenburg persönlich die Leitung eines derartigen Feldzunes übernehmen lassen, ist dies in Anbetracht mehrerer Um stände militärischer und politischer Na tur nicht sehr wahrscheinlich. Selbst un ter der Annahme, daß die deutschen Vor bereitungen sät dieses Unternehmen in nerhalb dieses Zeitraumes schon soweit gediehen wären, daß in dieser Hinsicht der Inangriffnahme des Unternehmens kein Hindernis mehr im Wege steht, tre tcn die klimatischen Verhältnisse in je nen Räumen als sehr gewichtiger Ein fliißfaitor auf. In der ersten Hälfte des Monats April herrscht in dem nördlich des Polest? gelegenen Teile des russischen 5kriegsschauplatzes erfahrungsgemäß noch ziemlich strenge Winierwitterung. Auch die Tchneeschmelze, falls sie in diesem Frühiahr früher eintreten sollte, würde den Zug der Operationen erheblich der langsamen, umsomehr als das von der Düna gegen Norden sich hinziehende Ge biet von zahlreichen Seen. Wasserläufen und Sumpflinien durchschnitten ist. Ferner liegt für die deutsche Heeres leitung angesich'3 des momentanen Standes der Dinge in Rußland eigent lich kein besonderer Grund vor. eine Of-f'nsiv-Aktion im nördlichen Abschnitt der Ostfront in überstürzter Weise zu be schkunlgen. Tie Gegensätze zwischen der Provisorischen Regierung und den So zialisten und Arbeitern verschärfen sich, wie in Prtrogradcr Depeschen verblümt zugegeben wird, von Tag zu Tag. Tie Lebensmittclnot ist von dem neuen Re gime nicht in der versprochenen Weise rasch behoben worden und der Schrei nach Brot wird in den Bevölkcrungs Zentren wieder sehr laut. Eine radikale Besserung ist infrlge des Parteihaders kaum in kürzester Zeit zu erwarten. Tie Stellung der Regierung dürfte immer unsicherer und der Friedenswille des Volkes immer stärker werden. Alle An zeichen deuten darauf hin, daß die Zeit dieses Mal die Rolle eines Bundesgenos sen Deutschlands spielen dürfte, und ein Abivarten eler Vor- als Nachteile im Gefolge haben wird. Ganz abgesehen von dem Umstände, daß dadurch die Vor bereitungen viel gründlicher getroffen werden und schließlich durch eine mög liche Wendung in der revolutionären Zu tuation die Friedenspartei in Petrograd die Oberhand gewinnen und damit den Deutschen weitere bedeutende Blutopfer erspart werden könnten. Ueberhaupt steht es vorläufig noch nicht positiv fest, ob die vom russischen Kriegsminister berich tete Konzentrierung deutscher Truppen an der Düna-Jront tatsächlich in gro ßem Maßstabe stattgefunden hat, oder ob dieie Ankündigung nur ein politisches Manöver GutschloffS ist. um die Auf mertsamkeit der Widersacher der Regie rung in anderu Richtung abzulenken. Schließlich mutz sich auch mit Rücksicht auf die gemeldete Absicht der gegenwär tiaen Machthaber, den Regierungssitz nach Moskau zu verlegen, die Erwägung geltend machen, ob in einem solchen Falle ein deutscher Vorstoß gegen Petrograd überhaupt opportun erscheinen werde und nicht durch eine Aktion gegen das Zen triim Rußlands abgelöst werden sollte. Die siategischen Entschlüsse der deutschen Führer sind daher derart unmittelbar an die politischen Plnomene der Revolu tions-Situation in nächster Zukunft ge bunden, daß die Behmuptunq, eine deut sche Kampagne gegen die russische Reichs Hauptstadt sei bereits beschlossene Sache, einer ' logischen Begründung vorläufig noch ermangelt. Möglichkeiten einer deutsche Kam ank. Wie sich die Durchführung einer deut scheu Offensive von der Düna gegen Pe trogrod, oder einer Offensive östlich oder südöstlich von Wilna in der Richtung auf Moskau gestalten dürfte, ist selbst veestäiidlich den der Außenwelt niefct zu ganglichen Entschlüssen des deutschen neialstabe! vorbehalten. Hier tonnen nist mehrere iniükäriscke Faktoren her vrrgkhoben -und strategische Linien und Räiime gekennzeichnet werden, welche, falls diese Feldzüge zur Tatsache werden sollten, berufen erscheinen, Einfluß auf den Gang der Ereignisse auszuüben. Für eine Kampagne gegen Peiro grad bildet naturgemäß eme Foreieriiüg der Diins'Linie zunähst die Hauptbidin guna. Sio u& ttratesifchem Gesichts, punkte aus. erscheint die Ansehung de Hauptdurchbruchsloß!'! bei Riga mit Rücksicht auf die fortgesetzte Anlehnung der Flanke an die Meeresküste, ferner die Möglichkeit einer Umfassung und Auf rollüng des nördlichen russischen Flügels, am vorteilhaftesten. Da jedoch die fum psige Beschaffenheit des Geländes bei Riga, wie die bisherigen dortigen Kam Pse zur Genüge erwiesen haben, die Ueberwindung der russischen Defensiv Position sehr schwierig gestaltet, dürfte dieser Raum infolge der ungünstigen tak tischen Verhältnisse für einen Düna Uebergang und der daraus unvermeid lich resultierenden Verzögerung der Ein leitungsoperntionen als Haupt-Angriffö-Objekt nicht gewählt werden. Aelrn lich verhält es sich mit den Angriffs Chancen auf die Festung Tünaburg selbst, welche infolge Bodenbeschasfenhcit und geographischer Lage ein äußeres starkes Vollmerk der russischen Linie vor stellt. Ferner ist bei der Wahl dieser Angriffsrichtung in Erwägung zu ziehen, daß wenn Tünaburg genommen und die Offensive gegen Petrograd auf der kürzesten Liyic über Pskow weiter geführt werden würde, der Vormarsch stets mit einer Bedrohung seiner rechten Flanke von Osten her zu rechnen Hätte und daher bedeutende Streitkräfte mit der Deckung derselben beauftragt werden müßten. Unter diesen Umständen und bei näherer Betrachtung des Verlaufes der deutschen Linie entlang der Düna erscheint ein Ansetzung des Angriffes im Zentrum der Front, etiva bei Jakob stadt. Friedrichstodt und Lennewaden die besten Ersolgschancen für eine rasche Zorcieruug zu haben, umsomehr als an diesen Punkten der feste Boden nahe an den Fluß herantritt und dergestalt vor teilhafte Uebergangs-Verbälinisse bietet. Sobald die russische Stellung in diesem Abschnitt durchbrochen ist. dürfte Riga von selbst den Deutschen zusollen. da die dortigen feindlichen Streitkräfte sich no lens dolens zum Rückzug genötigt sehen müssen, um nicht von ihrem Gros ab gedrängt oder abgeschnitten zu werden. Beim Fortschreiten des Vormarsches tritt sodann die Stadt Pslow als wichtiges Eisenbahn-Zentrum, ferner di nach Norden anschließende See-Linie Psio wer und Peipus-See) . als strategisch wichtig besonders hervor.. da sobald die Deutschen diesen Raum erreichen, die Provinzen Livland und Esiland von den Russen kaum mehr behauptet werden können. Auch die Südküste des Finni schen Meerbusens mit dem wichtigen Kriegshaftn Aedal ist damit auf das äußerste gefährdet. An der Linie Jlmen-See-Pskow-Peipus-See dürfte die Eut scheidung über das Schicksal der russi schen ReichShauPistadt auögefochten wer-den. Ein OffensivFcldzng ailö dem Rau me bei Wilna in der Richtung auf Mos kau würde in der Hauptsache das groß russisch Gebiet zum ersten Mal in die sem 5triege unmittelbar berühnn. Zwar hätte diese Aggression anfänglich kein so starkes Fronthindernis wie die Düna Linie zu überwinden, der Vormarsch wurde aber stets mit dem Mangel ge nügend ausgesprochener, sicherer Flanken Anlehnung besonders gegen Norden hin zu rechnen haben. Als wich tigsie strategisch: Etappen bei einer sol chen Aktion kommen zunächst der Eisen bahn-Knotenpunlt Minsk und hierauf die Tniepr-Linie in Betracht. Bis zu letzterer Linie stellen der Mittel- und Oberlauf der Düna im Norden und das Polesie im Süden leidliche Flanken Sicherungsfaktoren vor. Das Schwer gewicht des Vormarsches dürfte schon in Betracht der nicht sehr zahlreichen Kom munüationen in diesem Raume wahr scheinlich auf die Richtung Wilna-Minsk-Smolensk verlegt werden und daher Aehnlichkeit mit dem Feldzuae Napo Kons im Jahre 1812 tragen. Die Wei tervortragung der Offensive ' über den Tnipr hinaus dürste dann gänzlich von der Gestaltung der militärischen und po litischen Sätuation in Rußland abhan n. Als einigermaßen interessantes Detail, welches mit den obigen Aussührungen in keinem ursächlichen Zusammenhange steht, sei hier nur die Tatsache erwähnt, daß die Linie Petrograd-Witebst-Kiew Odessa ziemlich genau dieselbe Länge aufweist, wie die gegenwärtige Front auf dem russischen Kriegsschauplatze zwischen der Ostsee und dem Schwarzen Meere. Die gegenwärtig hx Frankreich sich abspielenden Ereignisse geben schon jetzt einen bedeutsamen Fingerzeig, in welchen Richtungen sich die GesomtKampagne des ' Jahres 1317 bewegen wird. Daß die Verkürzung der deutschen Front im westlicken Europa hauptsächlich von der Grundidee eines Hauptschlages gegea Rußland diktiert wurde, steht heute be reits beinahe außer Frage. Neben tak tifcher Stellunas-Verbefferung war die Absicht, große Streitkräfte für Verwen dung auf anderen Kriegsschauplätzen freizubekommen, offenbar ausschlag gebend. Tie Hypothese der Alliierten, daß Hindenburg in Frankreich zum Be wegungskritge übergehe würde, wird bei sachlicher Beurteilung der bereits vor liegenden militärischen Fakten haltlos. Tie Entfernung der veun deutschen Li nie von der alten Front beträgt an der Stelle, wo di Rückverlegung am weit gehendsten war (Nsyon La Fere), nur ca. 25 Meilen. Tie große Form der neuen Front in Nordfrankreich ist jene eines ziemlich flachen Bogen. Tas erst erwähnte Faktum spricht gegen die An nähme, daß ein Ucbergang zum Bcw gungskrieg geplant ist, da die Bewegung der Dnlschkn noch kurzem Rückmärsche wieder zum Stehe gelomnien ist; das zweite rngen die Vorauf, tzunq eines dem Rückmärsche folgenden Gegenan griffs, da durch die Formierung der neuen Linie keine bcsoi.derz gümiioen strategischen Vorbedingungen (moaliche Einwirkung auf qegriischk Flanke) ae schassen wurde. Xu deu'.che Äüion ..k einfach eine bedeutende Frontstrcckung. die z im erfolgreichen Abschluß gekom- wen ist. und der keinerlei Anzeichen einer ukllrftiacn OperationsJuitiative auf 7,-nem Un? ai;Cws annanen. ?i käite der Pe'troargder Meldung, deiß die sttikcwvrd'.m Trupvcn derntt ea der Iie nljsijche Winterjront. , voll Emil Gxlaika. Aus dem Kdcgspresscquariier, 20. Februar. Der dritte russische Kriegswinter hat seinen Höhepunkt überschrittm, ohne daß es zu einer großen Winterschlacht gekom mcn wäre wie in den Masuren und in den Karpathen, bei Dukla und am Uzsoker Paß im ersten Winter, da es ebenso viel Schnee und grimmige ftäli gab wie jetzt, oder wie die Weihnacht, und Ncujahrsschlachtcn deS vorjährigen Winters in der Bukowina und in Li tauen. Einzig am nördlichsten Flügel gab es ein größeres Unternehmen, als von russischer Seite das Gefrieren der Sumpsnicderung im Korgelande des Riga Brückenkopfes zu einer Offensive Anlaß gab, deren Atem durch den ra schen, kräftigen Gegenangriff bald er schöpft war. So sind beide Parteien bemüßigt, die Pause in den im Herbst durch die allmählich herbeigeführte or tilleristische Ueberlegenheit der Verbün beten an der ganzen russischen Front be endeten großen Kämpfen zu neuen Rü stungen und Vorbereitungen zu nützen. Die Gesamtlagc und die tSabilisierung der rumänischen Front am, unteren Sereth begründen die Vermutung, daß de r-ssischcn Armeen zwischen Riga und Galatz durch Zusckub der in den Win termonaten ausgebildeten Reichswehr jahrgänge und durch Verschicbungen in ncrhalb'dcr Armecverbände so gruppiert werden, daß etwa gleichzeitig mit einer Offensive im Westen an der russischen Front zwischen Ostsee und Karpathen starke Anstrengungen gegen unsere Ost front einsetzen können, der russische Hauptschlog jedoch auf rumänischem Bo den. etwa um Galatz, gesllhrt werden solle. . 9rmeen unterstcbcn dem Hauptstab der russischen Nordwestsront in Pskow, der von den (veneraicn iiiugig und Emcrth geleitet wird, uno man turn hi Siörie. mit der aulrcichen 9t es terei wohl auf mehr als 110 Divisionen berechnen, die die Front zwischen Riga und den Pripjetsümpfen bei Pinek be setzt halten. Ein namhafter Teil, da- von hinter der ronk veren geyaiicn, qai jedoch durch Abgabe von mehreren Divi siynen an die rumänische Front eine Verminderung erfahren, und vielleicht wurde auch deshalb die verlustreiche Offensive vor Riga so rasch wieder ein nrium quiekt entfalteten russische Aus- klärer und Stoßtrupps wieder an der Düna erhöhte Tätigkeit, inn 'jinco Tnifpn fci-T nTtf und vorüberachendcr Sonnenschein belebten die Tätigkeit der Geschütze, ober die nacylicyen ivcriuaic, in die deutschen Gräben einzudringen. fäwWerUn ledesmal vor len ramver hauen. Die russischen Jagdkommandos erlitten empsindtteve Beriu,ie. Südlich von Pripkl' hat General BriiiTUnm hfn Oberbesebl über die in den Ostkarpathen und in der Moldau und Aessarabielr stehenden ru?,icyeu Ar nicen abgeben müssen, und da die Ge rächte von seiner schweren Erkrankung nicht verstummen, wird er vielleicht, wie sein Vorgänger. General Iwanow, die Vorbereitungen für den neuen Feldzug--beginn kaum mehr beenden dürfen. In Wolttjnien und Ostgalizien sollen unter BrussilowS Oberbefehl twa achtzig In fantcrie und Kavalleriedivisionen ver einigt sein, von denen gleichfalls ein Teil an die rumänische Front abgegeben wird. Trotzdem es seit fünf Monaten zu keiner ausgedehnten Kampfhandlung gekommen ist. waren die russischen Teil angriffe in Wolhynien und Ostgalizien auch im sirengsten Winter, freilich ohne das gerinstge Ergebnis unternommen worden. Me letzte russische Unterneh mung erfolgte in der vergangenen Woche südöstlich Brody an der Sumpfnic derung der in den oberen Sereth ein mündenden Graberka mit ausgiebiger Artillericunterstützung. der ein zweima liger Angriff mehrerer russischer Ba taillone folgte. Schon im Feucrbereich vor den deutschen Drahthindernissen brach der Toppelangriff kraftlos zu sammen. Dagegen holten österreichisch ungarische und deutsche Stoßtrupps an der von Zborow über Jezierna führen den Podolier-Straße sechs Offiziere und 27,' Mann aus den russischen Gräben. Tie Taktik der Stoßtruppcn der Ver, bündcten erwies sich auch anderen Ortes den russischen Iagdkommandos uberlc ocn. Junge Soldaten zwischen 18 und 24 Jahren. Freiwillige, wurden an dc: Front auf Grund der Erfahrungen frii her Nahkämpfe in der neuen Stoßtak tik ausgebildet und unte! Führung von Uuteroffizieren und jungen Offizieren ,u kleinen Trupps vereinigt. Ihre Auf, gäbe ist. feindliche Stützpunkte der vor. bersten Linie in raschem Anlauf zu er reichen, um sie zu ntwafsnen oder ganz zu zerstören und nach getaner Arbeit in di eigene Linie zurückzukehren. Ein kleines Dutzend Unerschrgckener unter nimmt den eigentlichen Sioß. Nach ra scher Bearbeitung dc! feindlichen Stütz punktes durch da! vereinigte Feuer un sein Batterien stürmt der Stoßtrupp aus der vorgeschobenen Sappe von Trichterzu Trichter, indessen die eigene Artillerie das Ziel gegen feindliche Ver stärkungcn hermetisch sperrt. Im Sprung werden alle Hindernisse über wunden, um die feindliche Grabenbe satzung in ihren Deckungen zu über , raschen. Die einzige Waffe sind Hand pranatcn, in deren Handhabung die Stoßtrupp! Meister geworden sind. Ostfront auftauchen, garnicht bedurft, um erkennen ia lassen, daß diese deut schen streitkräfte zu anderweitiger Ver Wendung bestimmt sind. Offenbar wurde die Bewegung in Frankreich fchon vor langer Hand her geplant, um auf einem andern Kriegthcalcr aggressiv auftreten zu können und die revolutionären Ge sckcbnisse in Rußland haben den vor aefißten Kampcgneplan der deutschen Heercsleitung nur insoweit beeinflußt, ol er di,ser beabsichtigten Initiative die deftimmenS Richtung wies. Kaum hat der Stoßtrupp den feindlichen Graben mit Handgranaten gesäubert, als ein neues Dutzend seiner Kamnadcn Handgranaten heranschasft, denen einen Sprung später ein Dutzend unbeivassne- ter folgt, die in der Demontierung scind licher Maschinengewehre, Mineiiwcrfec und Infanteriegeschütze ausgebildet sind und ach getaner Albeit schleuuist In die eigene Linie zurückkehren müssen. Zuletzt eilt noch ein Dutzend Arbeits leute zu Hilfe, die rasch und zielbewußt den eroberten feindlichen Graben zcr stören und Minen legen. Arbeiter und Träger gehen schnellstens zurück und die behelmten Stoßtruppler verschleudern ihre letzten Granaten und folgen ihnen, indessen das Sperrfeuer der Artillerie ihren Rückzug deckt. Tiefe kühnen und in ollen Turnkllnstcn gewandten jungen Soldaten sind in der Benützung der feindlichen Waffen geübt und kommen oft in die Lage, ihr Leben mit den Waffen der Besiegten zu verteidigen. Die Arbeit in den Stellungen muß stets gedeckt er folgen und in jedem russischen Graben sind Scharfschützen mit Zielfernrohren jeden Augenblick schußbereit. Die rus sische Artillerie soll uns nicht zu Ruhe kommen lassen und kleinkalibrige Bat tcricn schießen den ganzen Tag. Aber man merkt, daß für die kommenden Schlachten mit Munition sehr gespart wird. Tas hüglige Gelände m Wol hynicn und Ostgalizien ist heute von Schnee verweht und manchen Tag stei gert sich noch die Kälte und nachts we hen scharfe Wind: von Osten und Süd ostcn, aber jede Woche kann Tauwcttcr bringen und die schon jetzt bestehenden Hindernisse größerer Bewegungen ver, mehren. Die schwarze Ackererde lau! auf und verschüttet die Gräben, die im" Herbst mit Brettern und Psosten ge sicher'cn Suinpfwege zerfließen. Ge schütze und Trains versinken bei jeder Bewegung und jeder Sturmschritt des Angreifers erstickt im nassen Brek der fruchtbaren Erde. An der ostlichen Karpathensront dek -Erzherzogs Josef ist insolge der Kampfe in Rumänien trotz der besonders im alpcnähnlichcn Hochgebirge so empfind liehen Erschwerung winterlicher Unbi! den die Reihe der 'Teilkämpfe kaum un terbrochcn gewesen, und hier wird es zuerst zu größeren Kampfhandlungen kommen können, wenn am unteren Se reth neue Beilegung beginnt. Seit Wo chen versucht die entlang der Eisenbahn Ezcrnowitz-Jassy siehende russische Ar mee, den von uns kräftig verteidigten Sudzipfel der Vukolvina im Raume Kirlibaba-Jakobcnh-Tornawatia in Be sitz zu nehmen. Hier stoßen die Grenzen der Bukowina und Rumäniens mit Un aarns Karpathengrenze zusammen. Hier könnte Ungarns Grenze überschritten werden. Aber weit empfindlicher wäre hier rin ersolgreichcr Vorstoß der Ver bündctcn. Deshalb stürmten russische Regimenter gegen die Straßen im Tale dcr Putna uno der goldenen Bistritz, die einzigen Berichr-straßen in diesem dicht-' bewaldeten und von ticsen Tälern zer schnittencn Mittelgebirge. Am 12. Februar begann hier ein Gegenangriff, dessen Erfolg den russischen Druck er. hcblich vermindern mußte. Räch ge nauer Artillerievorbereitung stürmten die Verbündeten die russische Hauptstel lung auf einer mehr als tausend Meter hohen Kuppe nördlich der von Jakoben nach Valeputna führenden Straße, und trotz wütender russischer Gegenangriffe wurde diein zwei Kilometer Breite .er oberte russische Stellung im Nahkampf fest behauptet. Am folgenden Tage wur den mehrere Waldhöhcn nordöstlich des Dorfes Mccancsti erstürmt. Es bedürfte nachdrücklicher Geschützwirkung, bevor der Angrisf zegen die am stärksten aus gebauten russischen Höhenstcllungen abschnittweise durchgeführt werden konnte. An diesem Tage wurden mit zahlreichen Offizieren 1200 Gefangene und eine erhebliche Anzahl russischer Maschinengewehre und Mincnwerfer ein gebracht und die russischen Gesamtder luste sind auf etwa E000 Mann zu ver anschlagen. Tas Ziel der zweitägigen Aktion,' die Verbesserung der eigenen Li nien und eine empfindliche Ver schlcchtcrung der russischen Linien war planmäßig erreicht. Unter dem neuen Oberbefehl des Ge nerals Gurko gab s bisher an den Kar pathen am unteren Sereth Itnd an der Donaumündung nur kleinere Kämpfe. Ein russischer Angriff in den siebenbur gischea Karpathen, im Oitostale scheiterte infolge der Zähigkeit der österreichisch ungarischen Verteidiger. Die Kälte be trögt hier noch immer bis zu 2? Grad. In der Moldau blieb allcsruhig. Die Verbündeten nützen die Ruhe zum Aus bau der Straßen und haben fast olle Bahnstrecken in Beirieb genommen. Die Flüchtlinge werden in ihre Heimat zu rückgebracht und für die Feldbestellung umfassende Vmbercitungen getroffen. Die sanitären Maßnahmen werden ouch im Kampfgebiet ganz wesentlich derbes-' sert. In Focschoni hatten Russen und Rumänen nur ein einzigeZ Lazarett zu rückgelassen, das sich im Gymnasium be fand. Seither sind in öffentlichen Ge bäuden und Schulen elf Lazarette mit etwa 2000 Betten eingerichtet worden. Für die ärztliche Behandlung und Ver pflegung der Zivilbevölkerung Ruma niens ist reichlich gesorgt. In den ru manischen Krankenanstalten machen deutsch und österreichische Aerzte Dienst. Die zeitweilige Besserung der Wit terung begünstigt nicht nur die Geschütz arbeit, sondern auch die Luftaufklärung, die trotz der Kälte wieder lebhafter ge worden ist. Uebereinstimmend wird leb hafte Bewegung auf den drei an den unteren Sereth führenden Trans verfallinien über Roman, Jassq und Rcni gemeldet, und alle! deutet auf laus saniks Fortschreiten der Sleuordnung der in der Moldau versammettkn Armeen. General Gurko hamstert Tivisimirn g'zen Mackensen.