Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, March 09, 1917, Image 2

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Tezllche Lmsha Tribüne
8a -H'iiliim'll Esoiji) A'AP.
von Wilhelm DlbelZus.
Der T'crfa5 der Parlamcntshcrrfchnft. Tas Kabinctt, der Kricgs
rat nnd das Tircktonnm. ie Tiktatnr Notthrliffs und der
Presse. Tie Oppvfivtion der Liberalen und der Arbeiterpartei.
m tt -i.itid. 1010 :n
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ir aaaa eoauug zuruietre
V V t,-n, und zu seinem Nach
mS folge: hat bet König wider
Erwarten nicht Bonar Law
ernannt, sondern Lloyd George, und
dieser hat neben dem Vorsitz im Kabinett
auch den Vorsitz im War Couneil. dem
KrugZrat des Kabinetts, übernommen,
der fortan die maßgebende Behörde für
das britische Weltreich sein wird. Dreier
lii ist damit geschehen:
Erstens: England wird nicht mehr von
einem Kabinett regiert, sondern von
einem Direktorium von 45 Männern,
die fast diktatorische Gewalt besigen.
Zweitens: die Koalitionsregierung ist ge
sprengt und der Burgfriede ernstlich be
drobt. Drittens: au der Spitze des
englischen Staates stehen nunmehr
'.v!achthaber, die alles daran setzen miif
sen. um den Krieg gegen Deutschland
mit den rücksichtslosesten Kitteln zu sich
ren. Nach der auf dem Festlande ziemlich
allgemein herrschenden Vorstellung wird
England noch heute von seinem Parla
ment regiert, d. h. von 670 kleinen Ho
nigm im Unterhaus, von denen die Ge
, staltung der Geschicke Englands abhängt.
Mit dieser Vorstellung hat schon Sidney
Low in seinem Buche ,2he Governance
of England" energisch ausgeräumt. Die
Ö70 üben eine gewisse Kontrolle, indem
sie die Regierung durch kleine Anfragen
dauernd beunruhige können; sie können,
wenn es hart aus hart kommt, durch eine
Umgruppierung der Mehrhciisdcrhält,
Nisse die Regierung stürzen. Aber auf
die Einzelfragen der Gesetzgebung haben
sie verhältnismäßig wenig Einfluß, und
auf die praktischen Fragen der Krieg,
führung genau so wenig wie z. B. der
Deutsche Reichstag. Die ungeheure Fülle
des parlamentarischen Stosses hat es
mit sich gebracht, daß die Ausdehnung
der Erörterungen immer empfindlicher
beschränkt werden mußte, und damit das
einzige Mittel, mit dem das Parlament
aus die Strgicrung Emsluß gewinnen
kann. Die Jurückorängung der Macht
des Oberhauses durch die Vetobill von
1911 hit dem Unterhaus zwar mehr An
sehen gegeben, ober die jjuüt des Gesetz
gcbungsmaterials, unter dem der Ein
flutz des Unterhauses zu rstiacn be
ginnt, hat sie naturgemäß nicht bescbräiil
kca können. Die Leitung der Politik ist
immer deutlicher in die Hände des Jla
binetts übergegangen, das so lange s
ernt wie allmächtig ist, wie die 'Partei
visziplin bei allm Entscheidenden Ab-
; Kimmung? we . Mitglieder der Herr
' Spende Partei,' mögen sie wollen oder
nickt, dazu zwingt, die eigenen Minister
z WM.
- Die Wacht dcI Kabinetts ist im Kriege
nur noch größer geworden, denn seit Mai
' 1915 iS e ein Koalitionskabinett; es
gibt also keine organisierte Opposition
mehr, die bei Zeder Gelegenheit darauf
lauert, dem Ministerium ein Sein zu
stellen. Eine überragende Persönlichkeit
wie Lloyd George, die unter der Herr
sckast der , ölten Parkmentszustände
leicht von den Eifersüchteleien pa'rlamen
tarischcr Gruppen eidrückt worden wäre,
hatte sitzt diel freiere Bahn. Es kam
nur daraus an, ob er sich im Kabinett
bei dessen geheimen, vollständig form
losen Sitzungen behaupten konnte, ge
lang ihm das, so war er gedeckt. Die
ehrenwerten Gentlemen tonnten ihn
, hassen und Stänke gegen ihn spinnen
zum Teil haben sie es redlich getan
aber sie konnten ihn nicht stürzen. Ihn
deZte das Kabinett, die Volksstimmung
und der Wann, der hinter beiden stand,
dr mit .Times' und .Daily Mail" die
oifentliche Meinung machte, Lord North,
iliffe.
Seit einem Jahre schiebt dieser unge
krönte König von England feinen
Schützling Llohd George langsam ober
sicher voran. Als der Krieg begann,
friste- der blutarme, aus den niedersten
Kreisen siammende Volksschullehrer und
spatere Nechtsanwalt Lloyd George es
bereits zum Schatzkanzlcr gebracht und
als solcher durch seine rücksichtslose Ve
sikxerung des Großgrundbesitzes sich zum
Schrecken der englischen Konservativen
gemacht. Lord Northclisse schob ihn
weiter: Lloyd George wurde Munitions
minister, Kriegsminister. Und seit Mo
raten verkünden die Northcliffe-Bläiter,
daß das ollnrächtige Kabinett mit seinen
22 Mitgliedern viel zu groß, daher viel
schwerfällig ist, daß die Leitung des
Krieges in weniger Händen liegen muß.
deß jeder Minister sein eigenes Ressort
fhruch pflegen, ober mit den Kriegs
angelegenheiien nichts zu tu haben solle,
kurz daß der Kriegsauöschutz des Kabi
vä;$, der sich im ersten Kriegsfahre all
mählich herausgebildet hat, die eigentlich
mstzgkbende Stelle sein müsse., wodurch
bei Kabinett als Ganzes immer stärker
in den Hintergrund geschoben wird. Run
i't diese Entwicklung vollendet: der
Kriegsrat wird das Direktorium, das
Englands Geschicke autokratisch bessert
Kien wird. Er soll über lle Fragen der
.''.::ezsühr!ing selbständig entscheiden.
Dazu gehört aber u, a. auch die gesamte
Hzndhabung des Reicbsöerteidigungsge
fchcs, dsZ alle Eisenbahnen, alle Fabri
in, die Entscheidung über alle Arbeit?
s'r ;'irMten regelt, unter dem alles Land
t t i"tt, olle Häuser durchsucht, alle
".sifi'n vorläufig verhaftet werden.
c"t Zsttnzen beschlagnahmt werden
k ' ''". Tcw wird gehören 'sdenn Lloyd
t , rt I't nicht der Mann, seine Besilg
. ci zu soffen), die Verfügung üb
c - lf ,br und Aussuhr. die Derwen
.' i t I Schiffsraums und damit in--.r
y-t Nzkrünn.emittekpol:t:k uns na
., c (crpf'iifitsnncieltafnh'itfn
5 der irischen Frage. Richt
vom Kriegsrat" abhängig sind also nur
die Fragen der inneren Politik, die wie
in anderen Ländern, so auch in Eng
land, im Augenblick meist ruhen.
Sckon das Kabinett war eine Behörde,
wie sie nur in England denkbar ist, voll
lammen formlos und daher tatsächlich
allmächtig. Formell war es ein Aus,
schliß des .Geheimen Staatsrats", der
staatsrechtlich noch immer wie im Mittel
alter die oberste englische Behörde ist.
Wer aber zu diesem Ausschuß gehören
sollte, das sagte kein Gesetz. Alte
Uebung brachte es mit sich, daß die Mi
nister. die in allen modernen Staaten
das Ministerium bilden, ihm angehörten
Kriegsminister, Minister des Innern,
des Auswärtigen usw. aber z. B. der
Postminister ist unter Asquith wieder
anegescblosien worden. Andererseits ist
Platz im Kabinett sür rein dekorative
Staatswürdcnträgcr ohne eigenes Rcs
fort, wie den Kanzler deS Herzogtum
Lancastcr. den Präsidenten des Gehei
men Staatsrats und den Großsicgelbc
wahres so daß als der Minitterpräsi
trat, der sich sein Kabinett selbst bildet,
wenn er es wünscht, alle möglichen ein
flußreichen, Persöillichkeiten als Minister
ohne Portefeuille berufen kann. Welche
Angelegenheiten vom Kabinett, welche
dagegen von den Einzelministcrn ent
schieden werden, darüber besteht knncrlei
bindende Vorschrift. Für einzelne wich
tige Fragen kann man auch Männer, die
nicht englische Minister sind, hinzuziehen,
wie es z. B. mit den Ministerpräsiden
ten der großen Kolonien wiederholt ge.'
schchcn ist. Andrerseits kann auch der
Ministerpräsident nur einzelne Kabi
nettsmitglicder zu einem .Inneren Rai'n
nett", dem Vorläufer des heutigen
Kriegsrats" berufen. Wer dazu gehört.
entscheidet da jede formelle Bindung
ängstlich vermieden worden ist der
Ministerpräsident, natürlich to-e immer
in England nach Maßgabe seiner eigenen
politischen Macht und nach der Mach!,
die andere Gruppen besitzen. Tos Paria
ment belerrscht das Land bis zum Au
genblicke, wo es die Parlamentsmchrhci:
nicbt mehr in der Hand hat, der M'ii
sierprafisent beherrscht das Kabnutt. so
lange er dr Mann dazu ist, alle Wider,
stände durch Ausspielen der einen
Gruppe gegen die andere zu zerbrechen
oder zu umgeben. Eine getvaitige Mach!'
fülle ist in die Hand Hessen qel'gt. der
sie zu nutzen weiß BEp,35och sind im
mer Reibungen vorhanden, immer Wi
krsiäuD am Werke.
. Der neue. Kriegsrat" ,nuß die Macht,
fülle des, einzelnen nur vermehre,!. In
ihm sitzen keine Rrssor!minist?r, sondern
leitende Persönlichteiten. um fcU Fühlung
mit den Parteien zu ivahnn: Llovd
George, sodann Lvrd Eurzon u,id Lord
Milner. und neben du. beiden Kon
servatwen der ArbeiiersSizrtr Hed??son.
Weder der Minister der Äuzär!igl'i!
Angelegenheiten rmch der Krieyä voer
Marineminifter gehören dazu, er Ii
nanzminister Bonar Law ist niilt in
dieser Eigenschaft, sondern als -Führe:
des Unterhauses Mitglied, .wird aber
wahrscheinlich nicht regelmäßig an din
Sitzungen teilnehmen'. Vi die Skei
männer, deren Stimme doch wahrhastiz
am schwersten in die Wagschale fallen
sollte, haben kein Recht, bei den schwer
wiegendsten Entscheidungen hinzugezogen
zu werden. Daß inan eö im allgemeinen
tun wird, ist natürlich klar. Aber möglich
ist es durchaus, daß z. B. eine Wendung
in der Saloniki-Angelegenheit oder ein
Vorstoß gegen Helgoland oder Muni,
tionsbestellungen von fabelhafter Höhe
in Amerika beschlossen werden, ohne daß
der beteiligte Fachminister darüber be
fragt wird. Solange der .Kriegsrat'
besteht, steht England, das einst ausge
zogen war, um den Militarismus zu
vernichten, unter einem Direktorium von
vier bis fünf praktisch unangreifbaren
Diktatoren. In den achtziger Jahren
sah sich das Parlament gezwungen, um
der wachsenden Stoffülle und der Ob
struktio der Iren Herr zu werden, d!t
ersten durchgreifenden Beschränkungen
der Vielrednerei einzuflihren. Das hak
zur allmählichen Ausschaltung des Par
laments zugunsten des Kabinetts ge
fUbrt. Unier Balfour und Joseph Eham.
berlain beginnt ein Inneres Kabinett"
von wechselnder Größe die wichtigsren
Entscheidungen an sich zu reißen. Die
Entwicklung, die damals begann, hat
jetzt zu einem kaum noch verkappten Di,
rektorium geführt, und an dessen Spitze
steht Englands diktatorische Persönlich
keit. Lloyd George.
Die Laufbahn dieses hervorragenden
Politikers ist in Deutschland bekannt. Er
ist der erste Plebejer, der englischer Mi
nisterpräsident geworden ist. Die Walli
ser hoben ihn auf den Schild, weil er
unerschrocken und mit hinreißender Be.
redsamkeit die Einziehung des AermS
gens der dort landfr.mden anglikanischen
Staatskircl Englands verlangt hat. Die
kleinenglifchen Liberalen jubelten, als er
den Burenkrieg bekämpfte. Für die Ar
beiter und liberalen Kleinbürger ist er
der Finanzministcr, der Kapital und na
mciitlich Großgrundbesitz durch bis dahin
unerhörte Steuern beschnitt, der ihnen
soziale VersicheningZgksetzc ' nach deut,
schein Muster und über deutsche Vor,
bild hinaus bescherte. Während bei
Krieges hat nun dieser Mann, der grim,
mize Kämpfe gegen Kapitalismus und
Jmpeiialismiis, feinen nfckiluß an die
konservative Parte, crn,'. und gefun
den, ist zum Schützling deg:oßen im
pkrialistischcn und in konscrv 'itz Rich,
tmig arbeitenden Lord HortbA'.ik ge-
werben. Das hat tiefere Gründe,
Llons George war unter den leitenden
Politikern Englands, der einige, der im
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Tavid Lloyd George.
ommer 1013 erkannte, daß der Krieg.
zu dem England ausgezogen war. verlo-
ren sn. Dieser Krieg war gedarbt gewe
sen als ein von Frankreich und Rußland
geführter, von England im wesentlickkn
nur bezahl: Krieg. Gelang das Spiel,
so , war Deutschland niedergebrochen
Frankreich und Rußland erschöpft. Eng
land in fast vollzähligem Besitz seiner
flotte. England war unbestrittener Sie-
ger. und es ist sehr wobk glaublich, daß
es Deutschland nach Auslieferung der
deutschen Flotte natürlich vor der
Zertrümmerung bewahrt haben würde,
wie Grey wollte und daß man dann
einen ewigen, natürlich englischen Frie
den über die ganze Welt verhängt hätte.
Aber es kam anders: Im Frühsommer
HUlö war die nissisct Dampiwalze n
sch lagen worden, die deutschen Hecre
standen in Belgien. Frankreich und .Po-
len, das Tardanellenunternehmen konnt
schon damals als gescheitert gelten. Es
handelte sich sitzt nicht mehr barum, bis
zum letzten Franzosen zu kämpfen, son
dern bis zum letzten Engländer, und
Lloyd George war der Mann, dies nicbt
nur zu sehen, fondern rücksichtslos die
Folgerungen daraus zu zieben, und das
Gleiche tat Northcliffe. Lloyd George
wurde zum Organisator der englischen
Geschotzherstellung, welche die Sommer
offensive ermöqtickie. und die treibende
Kraft der Wehrpflicht, die Lord Derby
für ihn durchsetzte. Bei oll dem.war As-
auiiy unentbehrlich, denn er bezaß da
geloaltige Ansehen in den leitenden Krci
scn, die den Emporkömmling aus Wales
stets über die Achseln ansahen und im
innersten Herzen haßten, aber Asquith
bremste dock dauernd in einer Weise, die
dem Vorwärtsstiirmcr Llond George un
erträglich war. Asquith wollte gewiß den
Sieg und sah in. daß er ohne die all
gemeine Wehrpflicht nicht zu haben war.
Aber er hörte dabei auf Runciman und
Lord Selborne. die im Interesse der
englischen Ausfuhr und der engliscbcn
Landwirtschast die Wehrpflicht möglichst
milde handhaben wollten und die grg
tcske Komödie verschuldeten, daß nach
dem Erlaß des ersten Wchrpslichtgesetzcs
es keine nennenswerten Rekrutenzifsern
gab, denn schließlich war so ziemlich je
dermann in irgendeiner Weise dienstfrei
oder zurückgestellt. Und wenn auch As
guith in seinen Kriegsreden sich schließ
lich zu Worten voll maßloser Scharfe
gegen Deutschland hat hinreißen lassen,
hinter ihm stand doch Grey, von dem
man annimmt, daß er die Politik einer
völligen Zerschmetterung Teutschlands
nicht mitmachen will. Und als dann die
Fehlschlüge kamen, als die Sommcofscn
sive noch immer nicht zum Durchbruch
führte, der Unterfeebootkrieg immer
schärfer wurde und das Hungergespcnst
an der Wand erschien, dazu die deutschen
Eeesireilkräsle drohend vor Ramegate
und der Themse auftauchten, die Salo
nikierpedition nickt über Monostir hin
auskam, dafür aber der Fall von Buka.
rest bevorstand und die Verbündeten in
Athen ihr schmähliches Fiasko erlitten,
da war Lloyd George am Ziele seines
persönlichen Ehrgeizes, und Asquith, der
Vertreter der wilderen Tonart, hatte zu
gehn.
Von den nagihaftcrcn Persönlichkeiten
des alten Kabinetts fehlt vor alle.?, Grey.
Er ist schuld an der gesamten verfehlten
Balkanpolitik Englands, die zum deutsch
bulgarischen Bündnis, zur Opferung
von Serbien und Rumänien und zifm
plötzlichen Erstarken des halb schon er
drosselten Griechenlands geführt hat.
Wider alles Erwarten ist sein Nachfolger
Balfour, dem man das Versagen der
Flotte zur Last legt: er ist offenbar als
Vertreter eines allen großen Namens
für die Beziehungen zu den KonsirvaÜ
den doch uneiitoehrlich, gehört aber, wie
gesagt, je!t nicht mehr zu den eigentlich
nlschkivendcn Leuien. Runciman, der
Handelsminisier, dem man nachsagt, haß
er im stillen gegen die Beschlüsse der Pa
riser Konferenz ist und den Freibar'.del
nach dem Kriege doch möglichst aüsret
erhaltn sehen will, fehlt ebenso wie der
Finanzmikiistei Mac 5ienna und der Mi
nister des Innern Samuel. Von n:;:be
stens dem letzter ist bekannt, daß er sich
gwcic.ert hat, dem neuen Kabinett n
!horn,, weil er den Rück nnch rech!?
nicht mitmachen wollte, welcher der j:ite
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charakteristische Z ig der NcubiLdung ist.
Die liberalen Mitglieder sind bis auf ge,
ringsügige Aiiiinahmen ausgcschisst und
durch Unionisten ersetzt. Äußerlich wird
der Schein des KoclitionsministeriumZ
ausrecht erhalten, denn neben den Ko:i
servatiden sind die Arbeiter verstärkt
wiedergekehrt Henderson vertritt sie
im engeren. Hodge und Barnes im er
weiterttn Kabinett, und auch die Libera
len hakn ein Drittel der Winistcrsitze
inne. Aber das ist nur Formsache. Unter
den liberalen Ministern befindet sich
abgesehen natürlich von Lloyd Georg?
nicht eine einzige Persönlichkeit von
wirklicher politischer Geltung, sie sind
sämtlich hervorragende Fachmänner wie
der Gcschoßministcr Addison ode: Ner
tretet gewisser Außenposten schottische
und irische Verwaltung a'r.t keines
falls bedeutende Politiker. Ganz offen
wird zugegeben, daß Asquith der Jllkrr
einer allerdings gemäßigten Op
Position sein wird und daß Acquith und
nicht Lloyd George über Partcimaschine
und Parteikasse der Liberalen verfüg:.
Diese Opposition wird gebildet sein aus
dcr Mehrheit der Liberalen der rechte
Flügel der Liberalen, das sogenannte
.Liberale Kriegekomitee" ist mit ocn
liberalen Abgeordneten aus Wales zu
Lloyd George übergetreten und ous
der Minderheit der Arbeiterparici, woh
rend die Iren wie üblich unsicher sind.
So lange man über die Haltung der
letzten Gruppe nichts sagen kann, hbcn
alle Vermutungen über die Größe der
Mehrheit von Lloyd George wenig Wert,
zumal diel davon abhängen wird, wie
viele Abgeordnete bei entscheidenden Ab,
stimmungen von der Front zurückkehren
können. Wenig länger als anderthalb
Jahre hat das Koalitionsministerium
gedauert; auch der starke Druck des Krlc
ges ha! England nur zeitweilig aus ocn
gewohnten Bahnen seines Parlament:.'!
scheu Lebens heraustreten lassen. Tage,
gen hat Lloyd George ks verstanden, sied
in einem bisher noch nicht dagewesercn
Maße der Untersiütziing der großen kapi
talistischen Interessen zu versichern, um
das Mißtrauen von Handel und Jlidu
strie gegen ihn zu beschwichtigen: zu sei
nem Ministerium gehören der Walliser
Bergweikstönig orö Rhondd,. der Ti
rektor der Loüdonec Unterorundbahneu
Sir leert Stanlen. der Direktor der
Londoner Hflsen kleide Lord Tcssnpolt
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Lord
Lord Milner.
als neuer Nahrungsmillelminister. der
Glasgower Reeder Sir Joseph Maclay
und noch drei andere Vertreter von
Großindustrie und Großhandel.
Wird Lloyd George sich halten tön
nen? Er hat für sich die Partei, die den
Krieg will und aus imperialistischen und
Handelsgründen die Zertrümmerung
Deutschlands predigt: die Konservativen,
Lord Northcliffe und gewisse Kreife der
Londoner Finanz, das bedeutet viel. Im
merhin darf nicht übersehen werden, daß
all diese Gruppen seine geschworenen
Feinde von ehedem sind. Sie suchen ihn
als Sturmbock zur Zerschlagung
Deutschlands zu benutzen und dann ihn
fallen zu lassen oder ihn durch aller,
Hand Schmeicheleien in der Zwischenzeit
ins konservative Lager hinüberzuziehen,
ganz wie sie vor secks Monaten den an
deren Deutschenfressern und Kapitalisten,
toter, den australischen Ministerpräsidcn
ten Hughes zum Werkzeug des impera
listischen Kapitalismus gemacht haben.
Ganz ohne innere Risse wird das Ver
hältnis kaum sein, und auf die Tauer
wird schmerlich der Schulmeister von
Wales mit den Vertretern des höchsten
englischen Adels auskommen. Immer
wieder versicherte George, daß er nichts
gegen den Ministerpräsidenten imSchildc
führe, ober die Angriffe der Northcliffe,
presse hörten nicht auf, die Mißveritänd,
nisse und Indiskretionen rissen nicht ob,
und jede einzelne dieser Episoden endete
damit, daß Lloyd George auf Kosten von
Asquith einen Schritt vorwärts kam.
Nach seinem Rücktritt hat denn auch
Asquith im Nesormklub am 8. Tezem
der von einer .wohlorganisierten Ver
schwörung" gesprochen, der er zum Opfer
gefallen sei, Grey wurde noch deutlicher
und richtete zwar keine Vorwürfe gegen
Llovd George, aber um so stärker gegen
.diejenigen, Zdie sür Lloyd George arbe!
teten". und die Daily News" nennt
Asquiths erzwungenen Rücktritt eine
Schande für die Nation. Lloyd George
hat versucht, die Liberalen zum
Eintritt ln sein Miniflerium p be
wracn, ton allen wirklich hcrvor
ragenden ?ci!gliedern der Partei jedoch
scharfe Absagen erhalten. Noch halte
die Liberalen an dem Gedanken fest, daß
die Neubildung des Ministeriums icin?
Sprengung der Koalition bedeutet, und
doch ist dirs der Fall. Konservative Blät.
tu befürchten bereits, daß die neue litc
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Bonar
rale Opposition es nicht bei einer milden
Kritik der neuen Negierung bewenden
lassen wird, und die Morning Post"
droht schon unverblümt mit Neumahlen.
Der Riß ist nicht zu verkleistern; dcr ein,
zige Weg, auf dem dies vielleicht noch
geschehen kann, ist ein durchschlagender
Erfolg' des neuen Meistens.
Die eigentlichen Schwierigkeiten liegen
ober bei der Arbeiterpartei. Daß neue
Ministerium besteht ans Konservativen
und Arbeitern, damit ist scheinbar der
Gedanke Disraelis den in anderen
Formen in Deutschland Stöcker und
Lossalle vertraten, dem auch Bismarck
zeitweise zuneigte Wirklichkeit gewor
den. Aber In Wahrheit liegen die Dinge
jetzt umgekehrt wie in den sechziger Iah
nn. Die neue Gemeinschaft bedeutet jetzt
nicht mehr ein Bündnis zwischen Groß
grundbesiß und Arbeiterschaft gegen den
liberalen Kapitalismus, sondern die kon
scrvative Partei ist jetzt mindestens in
gleichem Maße kapitalistisch wie die libe
rale, und der hinter ihr stehende Tauf
Pate des neuen Bundes, Lord Nortlz
clisse, ist geradezu die Verkörperung aller
kapitalistischen, Interessen. Sein anti
kapitalistisches Programm hat Llotd
George in der Vergangenheit durch ein
Bündnis von Liberalen und Arbeitern
L durchgekämpft. Will er es jetzt durch ein
Bündnis von Konlcrvativeg und Arbei
tern weiter fördern, so sind gewiß Teil
erfolge gegenüber einigen mehr liberal
gefärbten kapitalistischen Gruppen mög
lich die Verstaatlichung dcr Schiffahrt
z. B., aus die schon die Nahrungsmittel,
nöte weisen ober schließlich muß ek
doch einmal zum Bruche kommen. Unter
Tibraeli war ein Bündnis zwischen Kon
servativen und Arbeitern noch möglich,
jetzt ist es eine bloße Entente sür einen
bestimmten Zweck, darüber hinaus aber
zum Scheitern bestimmt, so unnatürlich
wie die politische Entente der deutsch
feindlichen Mächte. Die Konservativen
werden Lloyd George stets mit Miß
trauen begegnen - und die Arbeiter
auch. Bei dem Zusammenstoß zwischen
Asquith und Lloyd George haben die
Arbeitecdertreter im Kabinett zunächst
uiib,dingt auf der Seite des ersteren ge
Handen, und erst der starke Einfhiß Hen
dersons der daraufhin auch 'in dem
engeren Kabinett einen Sitz erhalten bat,
bat sie wslininit. Namentlich n Ge
werkschaft streiken s'amnIe das Miß
trauen gegen Lloyd Georze bti tiefet G?
V
llgenhelt wieder zur Hellen Flammt em,
por. Lloyd George Hat mit fabelhaft
Geschicklichkeit di Gewerkschastöorganisa
tionen in die rherne Klamnur seine
MunitionSgesetzeS dinanaepieki. Er hat
es verstanden, den Gewerkschaften all kh
im Kamps zweier Menschenaltn mm
geiien Vorrechte bei der BchSftigung
von gelernten gegenüber ungklerntrn Ar
beitern. ja sogar ihr Streikrecht auS den
Händen zu winden und ll di, beden!
lichen Unruhen, die in de Industrie
bezirken im Iah ISIS drohten. ZU tt
schichtigen. Aber di Methode war im
wer die gleiche: zuerst laute Preßgetöse,
das Vaterland sei in Gefahr und dort
der Schlichtung dieser bestimmten S!i
tigkeit hinge da Schicksal dei Krieges
ab. Zweitens Verhandlungen Lloyd
Georges mit den Einzelparteien. bei der
er jeder der beiden Parteien im wesent
lichen versprach. waS sie verlangte und
ein zweideutiges Abkommen aufsetzte, bei
dem jede Partei glauben mußt, daß sie
gewonnen habe. Drittens lauteS Jubel
getöse In der Presse aller Schattierungen
iiber die Retter des Vaterlandes, unter
dem beide Parteien, trotzdem sie sich nun
beide betrogen sahen, sich seufzend in das
Unvermeidliche fügten. Aber der Groll
blieb haften. Bei den letzten schottischen
Arbeitcrschwierigkeiten im Frühjahr ha
ben denn mich die Gewerkschaftler Lloyd
George als Vermittler ergisch ab
aelehnt. Und in Irland hat kurz daraus
Lloyd George's Versuch, zwischen Carfon
und Redmond zu vermitteln, zu einem
völligen Fehlschlag geführt. Noch ein
mal ist es jetzt Lloyd George gelungen.
die Arbeiter an sein Fahne zu fesseln,
indem er ihnen inen Sitz ta seinem itfl
binett sHenderson). Mi Minister nd
anscheinend drei Unteiftaatsfekretarpvstcn
einräumte, also die doppelte Virtrewng
gegenüber dem Kabinett Asquith. Es
ist ganz zweifellos, daß die Arbeiter, die
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unter der Lebensmittelknoppheit aufS
schwerste zu leiden haben, ganz energisch
ihre Forderungen anmelden werden. Ei
werden versuchen, Lloyd Georg noch wei
ter auf die Bahn einer antilapitalistischen
Gesetzgebung zu drängen, aber allzuviel
läßt sich hier nicht erreichen, wenn tt tt
nicht mit den Konservativen verderben
will. Oder hat ihnen Llohd George be
reits halbe Versprechungen nach altem
Muster gemacht, die er nicht z halten
gedenkt? Ein ist jedenfalls aufMg:
.Times" meldet am 8. Dezember, daij
die Arbeitervertreter bedingungslos in
da! neue Kabinett eingetreten sind,
.Morning Post" dagegen berichtet von
sorgsam verklausulierten Bedingungen,
die sie gestellt und durchgesetzt haben,
.Daily Telegraph' nennt andere, tveni
ger klar umrissene Punkte, auf die ms
sich festgelegt haben soll. Ein ähnlicher
Wirrwarr vo angebliche Zugeständnis
sen war fast jedesmal zu deobachten,
wenn Lloyd George mit jemandem sich
angeblich geeinigt hatte.
Das Kabinett Llohd George ist all,
bor ine außerordentlich schwierige Auf
gäbe gestellt. Schleppt sich der Krieg
ohne entscheidendes Ereignis weit. o
wird S sich schwerlich lang behaupten,
trotz aller demagogischen Liften und Re
klamekllnste, trotz aller wirklich großen
organisatorischen Gaben seines Leiters.
Zusammenhalten kann eS nur einä: dsS
Bewußtsein einer schwere natwnakn,
Not. die alle Gegensätze überbrückt und
nach dem starken Mann al! Netter schreit.
Die Ernennung von Lloyd George ist ein
Zeichen, daß England nunmehr im drit
ten Kriegsjahr ansängt, sich bedroht zu
fühlen, und Lloyd George braucht die
äußerste Aufpeitschung aller Nerve zum
Kriege gegen Deutschland, um sich am
Ruder zu halten. Oder statt der Kriegs
not einen Frieden, der einen gewal
tigen Sieg für England bedeutet. Ek
wiß kann auch Lloyd Georeze i!bn Frie
den verhandeln. Er kann sich oft Line
rika den Frirdenkgkdsnken austränge
kssen und dan dtrsuchn. seine in
Deutschland bekannte Krieg Sentschlsffea
heit zu einem gewaltigen Bluff ZU be
nutzen, um vielleicht auf dem Eerhand,
lungswege von Deutschland Bedingungen
zu erzielen, mit dem er sich tor seinen
Wählern sehen lassen kann. Aber
allen StastsmSnnern ist er der letzte, mit
dem wir eine Frieden abschließe Zln
kn, der unS gniiLn könnt,