TLzMt cas;a Zvimt Aus der Feder eines Lllttrettzer Tftomnianbaiitcri.'. 5 (Copyright 1916 by UUstehi & Co., perlin. Copyright by John N. Whcelor, New York.) A-mmnlf f It J' ' Ts ;1IDT W StnrmfaHrt. Schrill gellt bai TcKpho im Aim mt des Kommandanten vo S 120". Hier Kommando der Hochseeflotte. Wasserflugzeug 507 ist Von seinem ge striffkn AuskläkUiigsflg nach HornS Nils bikhll nicht zurückgckchrt. Gki gen Sie so bald wie möglich auf und suchen Sie die See nördlich Helgoland Pellworm bis Hornö Riff ab. Die vierzehnte Flottille ist bereits zum, u chen ausgelaufen. Sßann find Sie fahrt bereit?" Ein Augenblick kurzen Besinnens. - In einer halben Stunde.' Werde Abfahrtszeit melden." Der Wind bläst mit Stärke vier biz fünf, schwere Regenwolken treiben vom Westen heran. Nicht gerade einlci dcnd zum Aufsteigen zu längerer Fahrt. Draußen aber kämpfen Kameraden mit Wind und Wellen. Da gibt'S kein Ucberlcgen, da heißt eS xcttcn, was zu retten ist. Der Kommandant kennt fein Schiff. Er weih, was er ihm trotz schweren Wetters zutrauen kann; er hat seine Leute auf so mancher Fahrt schon erprobt. Freilich, eine ' Spazierfahrt wird ti nicht werden. Sofort ergehen die Befehle an Sie satzung und Haltemannschilfien. Rast los wird gearbeitet, und in -ein halben Stunde schon meldet Ut Ingenieur: Schiff klar zur Fahrt !" '. Die Halle ist vor den. Wind gedreht.' Geräuschlos gleiten die mächtigen Tore zur Seite, und die Nase des grauen Riesen, der drinnen auf seinen Böcken schlief, wird sichtbar. Langsam rückt der ungeheure langgestreckte Körper vor. Sausend und heulend stürzt sich der Wind heran und sucht ihn seitwärts an die Wand zu pressen. Umsonst. Um sonst. Hunderte von derben Fäusten halten ihn an den Tauen fest und füh ren ihn sicher vor der Halle frei, Ein Pfiff aus dem Führerstand, und die Luftschrauben drehen sich schneller und schneller. Dumpf zuerst steigt ihr Gesang von Sekunde zu Sekunde Heller an, biö sie mit voller Lkraft dahinbriil len. Leinen los!" ' Mit dem Wind steigt der Luftkrcuzer mit großer Fahrt an; mit äußerster Kraft peitschen die Schrauben die Luft hinter sich, treiben daS Schiff auf den vorgeschriebenen Kurs. Jetzt ist es iiber der See. Zunächst wird Helgoland an gesteuert, dann hiilk der Kommandant hinüber nach der holsteinischen Küste. Planmäßig sucht er das ihm zugewiesene Feld in Zickzack'Kurftn ab. Schärfe Blicke spähen nach ollen Sellen über die Wasseroberfläche hin. .Weit und krcit ist nichts vom vermißten Flugzeug zu sehen. Ein Dutzend Torpedoboote und Vorpostenschiffe ist in ouseinandergezo gener Linie gleichfalls auf Suche. Un endlich viel größer aber ist das Gesichts feld deö Lufikrcuzers iiber ihnen. ' In saufender Fahrt sind sie überflogen. Schon steht L 120" auf der Höhe des Lister Tiefs. 13 die scharfen Augen eincZ Signalmaaien plojjlich weit links voraus auf dem Wasser einen Gegen stand erblicken, der , das gleichförmige Spiel der Wellen unterbricht. Sofort wenden sich alle Gläser dorthin. Roch ist nichts Genaueres auszumachen. Mit äußerster Kraft jagt L 120" der Stelle zu. Wenige Minuten, und die Vermißten sind gefunden. Gerade noch im letzten Augenblicke kommt ihnen die Hilfe. Halb iiber, halb unter Wasser treibt dort das schwer ha varierte Flugzeug. Deutlich hebt sich von der einen Tragfläche das Eiserne Kreuz ab. Jetzt sieht man auch die Insassen: der eine, den anscheinend die Kräfte nahezu verlassen haben, hockt zufammengesun ken auf dem Führersitz. , Mit einer letz ten Anstrengung versucht er das Flug zeug mit Hilfe dcS noch schwach arfcei tenden MotorS, der fast ununterbrochen aussetzt, in den Wind zu drehe. Der andere kauert auf einem der Schwim mer und winkt den herankommenden Rettern zu. Erbarmungslos reiten die Wellen heran. Eine See nach der andern blicht über den Mann auf dem Schwimmer weg. Die beiden müssen in dem eiskal ten Wasser schon halb erstarrt sein, den Rcst mag ihnen die Aufregung der furchtbaren Nacht, die hinter ihnen liegt, gegeben haben. Aeußerst schwierig wird die Bergung durch das Luftschiff sein, da es bei dem schweren Seegänge doch selbst havaüert werden kann. Funkenmaat. geben Sie sofort: Flugzeug 597 fünfzehn Seemeilen West, Sord.West Nordspitze Sylt schwer ha riert gefunden. Besatzung kbi. Ber gung Fuders und Beobachters für L 120" durch Seegang äußerst erschwert. Erbitte sofortige Hilfe durch nächste Fahrzeuge." , Wenige Sekunden später antwortet schon eines der Boote. Mit äußerster Kraft prescht S auf die UnfaNstclle zu. Tiefer geht L 120" herab. Der Kom ' Mandant ruft mit dem Sprachrohr den beiden unten, deren Lebensgeister wie der erwacht find. zu. auszustatten. Der Wind stürzt sich auf den Schall, faßt ihn und schleudert ihn in die Weite. Trotzdem' haben die Verunglückten den Sinn verstanden. Sie wissen, daß Ka rn-'Mdm zur Stelle sind, daß sie bald c ' f spfn sein werden. -r.$ rrfe Torpedoboot taucht auf. In - 7?kt nähert cl sich. Bis u ''ni'4? ist mitunter in der See be graben. Weißlich stößt der Oelqualm ans seinen Schornsteinen hervor. Schwerer und steiler wird die See, teil der und böiger braust der Sturm. langsam sinkt das Flugzeug unten lotst, X!c linken Trageslächen tauchen fast zanj unter, ti steht vor dem Kcuicru. ?!om Vtipfenijf werden Leinen iVruii' Ut jlert, der Führer gch mit seinem Schiffe noch weiter herunter. Schon aber versucht zischender Gischt die an deln zu lecken; höher muß L 120" ftci gen. Tie beiden unten, die jetzt an einem losgebrochenen Schwimmer hängen, kirn nen ihn nicht wehr loslassen, die Taue des Luftschiffes nicht mehr sicher jt fassen. Jetzt naht aber das Torpedoboot. -Gerade, als von oben Rcttungsgiirtel hinabstiegen und das Flugzeug wegsackt, ist es zur Stelle. Stampfend und schlingernd näbert eS sich den mit den Wellen Ringenden, unbekümmert um die schwere S, die sich unaufhörlich iiber die Back stürzt. Langsam, vorsichtig, geht ti in Lu längsscit. Bootshaken werden den beiden hingereicht. Umsonst. So kraftlos sind sie, daß sie es nicht mehr wagen, die erstarrenden Arme zu lösen, Kurz entschlossen springt ein Maat mit einem Ende um den Leib ins Wasser und seilt die Verunglückten in hartem Bemühen an. Dann werden sie an Bord geholt, wo sie zusanimenbre chen. ZU furchtbar war die körperliche und seelische Anstrengung. Aerztliche Hilfe, wollene Decken und ein kräftiger Kognak bringen die erschöpften Lebens geistcr bald wieder hoch. Luftschiff und Boot drehen heim wärts. Ucberall herrscht gehobene Stimmung über die gelungene Rettung. An das Flottenkommando geht die Mel dung. daß die Flieger durch V 13" ge borgen sind. ' 2 120" ist querab von Sylt, als plötzlich aus Nordwest eine dunkle Wol kenbank auftaucht. Wie ein mächtiges Gebirge springt sie in wenigen Minu ten aus der See hoch und verdunkelt den ganzen westlichen Gesichtskreis. Orkan artig, mit - unfaßbarer Schnelligkeit greift sie um sich, verbreitert sich, kommt näher und näher heran. Höher heben sich die Brecher unten, wie wütende Be stien laufen sie gegeneinander an, über stürzen sich brüllend. Ein Hexenkessel scheint die See, eine kochende weiße gisch tende Masse. Wie Fetzen fliegen die Wellenkämme davon. Der Sturm ist da. Das Barometer ist auf sicbenhun deriundzweiundvicrzig Millimeter ge fallen. Ein Ausweichen vor dem dunk len Ungeheuer durch Umfahren ist nicht mehr möglich, es mußt abgewettert wer den. Tie Luft ist völlig dunkel und un sichtig geworden. Horizontal und Ver tikalböen stoßen ununterbrochen auf L 12", wolkenbruchartig stürzt heftiger Regen auf den Luftkreuzer herab und belastet ihn schwer. , Hier treibt ein Stoß ihn empor, in der nächsten Se ,kunde preßt ein anderer ihn Hunderte von Metern hinab. Das Thermometer weist sechs Grad unter Null. Längst hatten Wolle und Lcderkleidnng die Kälte nicht mehr ab. Der eisige Wind dringt durch die dickste Hülle und läßt das Blut erstarren. Kaum können die verdammten Hände die Griffe und He bel festhalten. Ballast nach Ballast geht über Bord. Schwer und immer fchwerer lastet der drückende Regen auf der Hülle, in Se künden gefriert er zu Eis. Immer wehr und mehr schmilzt der Ballast zusam nien. Für den äußerste Fall ist noch ein Rest Wasser da, dann müssen die Benzintanks und die sonstigen Einrich tungsgegenstände dran glauben, und dann ? Als wollte der Sturm nun erst sein Letztes und Aeuherstes hergeben, so stürzt er sich fetzt heran, faßt L j20T und schüttelt und rüttelt ihn. , - Kaum können die Älkenschen sich auf den Beinen halten. Oft schweben sie ! der Luft; krampfhaft greifen die Hände nach einem Halt. " Kaum noch gehorcht das Schiff den Steuern. Und jetzt Grim mig preßt der Führer die Lippen zu sammen. Bedeutet das das Ende? Ein Ruder klemmt, steuerlos ist das Schiff. Eine Bö saust heran, faßt es und schien dert es herab. Mit verzweifelter Anstrengung sucht der Signalmaat den Stoß durch Ruder legen auszugleichen. Umsonst. Mit An spanmrng aller Kräfte reißt und zerrt er an den Griffen. Das Ruder eicht und wankt nicht, eisern sitzt rissest. Schwarz und dunkel ist der Himmel; eine Bö nach der andern jagt heran. Ein einziger Anprall noch, und 2 120" schmettert auf die S herab, die kochend und schäumend in tausend, Brechern und Spritzern wi ein Polypp dk Arme aus streckt, ihr Opfer an sich zu ziehen. Stählerne Muskeln Kämpfen sich in wütender Anstrengung. Zum Platzen gespannt treten die Adern hervor. Einige Drähte sind gerissen. Ein Minute der geht, deren einzeliu Sekunde Ewigkeiten wiegt, in der dem Kommandanten die ungeheure Verantwortung, di tt für seine Besatzung trägt, schwer zum Be wußtsein kommt. Schlag auf Schlag, mit eiserner Ruhe folgen aber die Be fehle einander . . . langsam richtet sich der Bug wieder auf. daS Ruder ge horcht, das Luftschiff steigt ... die Ge fahr Ist beseitigt. Der Sturm hat ausgetobt. Langsam klrt das Wetter auf, die Sonne kommt wieder zum Vorschein. Einige leichte Schaden weift der Luftkreuzer auf. Dank der vorzüglichen Durchbildung der Mannschaft und der guten Führung ist alles glücklich überstanden. In wttt Fahrt jagt 2 120 heim, wart! und funkt, daß er in einer Stunde ankommen wird. Im Hafen hatte sich schon die Sorge um sein Schicksal breit gemacht. Auch dort hatte der Sturm gewütet und die Befürchtung, daß L 120" nach gli!cklick?er Rettung vielleicht selbst dran glauben müsse, nur allzu be rechtigt erscheinen lassen. Eine Stunde noch, dann kommt das Lan und bald darauf der Hasen in Sicht. Gerade om so diel Ballast hat der Kommandant, um da Schiff bei der Landung bremse zu, tonnen, dann ! , - - ' 5 ; ; : , - 5 . S- ? - i v " s 's" f- c. w, -r , .. .. -n" '-l'U . . -v ' t.- " i Jf '. . T- ttr,- :::-r: fr ;.7 wv i tt :t.J x- ' "; .r ; ' . 'ft.- r-' -'A fif i;";.rj fi -M.f v,! . - , , . s .- ;-vkj ?p.r t fassen die Fäuste der Haliemannfchaften die Taux und führen den Riefen nach seinem Lager, wo er ruhen mag. bis ein neuer Befehl ihn herausruft zu frischem Kampf, zu neuem Sieg. Im Luftschifshafcn. Weich und lautlos rieselt der Schnee vom grau umwölkten Himmel herab. Lind senkt sich die weiße Hülle auf den weiten Platz, deckt die Bäume, die ra gende Halle und die Dächer der Häuser im Hintergrunde. Wie im tiefsten Frieden, so ruhig und still ist es hier. Gleichmütig, mit hochgeschlagenem Mantelkragen, das Gesicht von der stren gen Kalte gerötet, stampft der Posten seinen Weg. Weithin ist der Blick frei, nichts, aber regt sich. Ein Möwcnpär chen segelt mit mißtönigem Kreischen heran, läßt sich zu kurzer Rast auf die Halle nieder, äugt nach eu!e und der schwindet wieder in der Ferne, wo heller Schimmer die See kündet. Drei Tage sind feit dem großen An griff verstrichen, bei dem die deutschen Luftkreuzer stundenlang iiber England Weilten. Besonders den von Lloyd George als das Rückgrat von Englands Wehrstand" bezeichneten Jndustriczcn treu, in denen Tag und Nacht an der Herstellung von Waffen und Munition gearbeitet wurde, hatte der Besuch ge gölten, jenem Mittelpunkt englischen Wohlstandes, in dem di Fabrikdörser und Städte . sich so dicht aneinander drängen, daß sie nur einen einzigen rie fenhaften Wald ragender Schornsteine und qualmender Essen bilden. Hier mußte jede Bombe, gezielt oder ungc, zielt, unermeßlichen Schaden anrichten, Bernichtung und Verderben verbreiten. Aber weiter noch, quer über ganz Eng land hinweg waren die deutschen Luft schiffe vorgedrungen, bis an die Irische See hatten sie die Schrecken des Krieges getragen. Und furchtbar, mit eherner Faust dröhnte es dieses Mal stärker als je zuvor gegen die starre Wand der der meintlichcg Unverletzlichkeit, die briti scher Dünkel sich im Laufe der Jahr Hunderte auf seiner unangreifbaren In sel zurechtgezimmert hatte. Wie Spreu im Winde verflog der Dünkel unter dem Krachen berstender deutscher Geschosse. Der Krieg in seiner ganzen Furcht barkeit war im Lande und mit ihm Angst, Entsetzen und Tod. Dumpfe! Rollen und Knattern dringt heran. Der dröhnende Laut einer Au. tomodilhupe zerreißt die Stille. In schlanker Fahrt saust ein grauer Wagen herbei, biegt um die Einfahrt und hält vor dem Gebäude, in dem das Kasino untergebracht ist. Zwei dick vermummte Gestalten ent fieiaen dem Gefährt und verschwinden im Flur, wo die dienstbereite Ordonnanz herzuspriiigt und ihnen die Mantel und Mützen abnimmt. Der große Schlanke, der eben noch einen prüfenden Blick in den Spiegel wirft, ist KapitLnleutnout Freiherr von Reiserlink, der kleine Un tersctzte, der okine anzuhalten die Treppe emporsteiqt, Kapitänlcutnant Wegener. Beide sind sie Kommandanten von Luft schiffen, beide haben an dem jüngsten Besuche drüben tatkräftig mitgewirkt. Der Zkonimandeur hat eine Be svrechung angesetzt und. die sämtlichen Kommandanten der Luftkreuzer, die am letzten Angriff trilcnommcn haben, zu sich befohlen. , Ina die Herren!" Sechs Siiinuie schallen den Ankoni mendcn glcv?zeitlz entgegen, sechs Hände vl1? ,' t ' $ ' ' ' ' 'X ' '' , , . ... '! :ä'M ''i, tik 't hn x-- 4 t -r J tfl. . . v! - 4 1-S, i, "'"' v ""V Teutsches Mariilelnftschiff bei der Ausfahrt Helgoland übcrflicgend. werden geboten. Tausend Fragen und Scherzworte fliegen hinüber und her iiber. Sind es doch alles gute Kamera den, die sich da zur Abwechslung auch einmal auf festem Boden begrüßen. Verschieden dem Aeußeren nach, allen gemeinsam aber das harte, energische Gesicht, bei scharfe, gestählte Blick. Menschen, für die das Wort unmög lich" nicht geprägt ist. die lachend dem Tode hundertmal ins Antlitz schaue. In der Mitte des großen Raumes steht ein langer, grüner Tisch, mit Kar ten, Plänen und Zirkeln bedeckt. Be deutend gemütlicher sieht es im Hinter gründe aus. Da stellen gerade die Or donnanzen den Tee mit etwas Rum" bereit. Noch ist der Kommandeur nicht erschienen. Sö sitzen die acht denn fried, lich beisammen und plaudern, nur vom Berufe nicht. Er ist zu ernst, um bei Tee erörtert zu werden. Auch harmlose Neckereien bleiben nicht aus, und beson ders einer, anscheinend der Jüngste, der den linken Arm in der Binde trägt, muß herbalten. Na, Röchling, die kleinen Mächens in Hamburg haben wohl, die Wuhling um die Backbordflosse mächtig bewundert, was?" Noch ist die Frage nicht ausgespro chcn, als schon eine zweite einfällt: Was hat denn Kusinchen gesagt, war wohl außer sich vor Begeisterung vom Vetter?" Donnerwetter, Hörman brüllt der gemütvolle Hartig aus seiner Ecke, ,,ma chen Sie doch die Türe zu!" Was, zu viel Rauch ist hier im Zim mer? Besser warmer Mief als kalter illntl ' Zu den andern gewendet: ,Nun laßt doch endlich den Röchling in Frieden. So eine Roheit, mit den heiligsten Gefühlen eines Menschen Spott zu . . . ." Zufällig streift sein Blick den Käme raden, zu dessen Verteidiger er sich so eben aufgeschwungen hatte, und erstaunt hält er lnne: Mensch, Junge, du wirft ja ganz rot." Väterlich legt r ihm di Hand aus di Schulter. Na Kleiner, nun deichit mal. was ist denn los?" Röchling hatte inzwischen di Vcrle genheit überwunden, schmunzelt und meint dann: Gott. schließlich kann ich es euch ja jetzt schon sagen. Ich habe mich ver lobt. Dem Kommandeur habe ich schon Meldung gemacht. In den nächsten Ta gen werd ich kriegsgetraut." Sofort ist der gutmütige Spott, der soeben noch um ihn hagelte, verstummt. Die Glückwünsche, die . Röchling von allen Seiten einheimst, kommen aus ehr lichen FrenndeZhcrzcn. Donnerwetter, du Duckmäuser, das erfahrt man jetzt erst? Wie ist denn das gekommen? Und so schnell willst du schon heiraten?" Während der Glückliche strahlend sei nen Herzenkroman beichtet, singt sein Kamerad Wörburg in der Ecke, in der er sich verschanzt hat, ohne nur inen Augenblick die kleinste Pause eintreten zu lassen: Schnm . . . Schuum . . . Schlimm . . . Tchuumlin . . ." .Der Kommandeur!" Wie mit einem Schlage ist Scherz und Heiterkeit verschwunden, der tiefste Ernst ist da, ' Mit Handschlag Ixzckßt der Kapitän, "" - ' i 4 1 $ der, gefolgt von feinem Adjutanten, nun das Zimmer betritt, die Offiziere. Famos, daß Sie alle da sind. Meine hcrzlichsten Glückwünsche zu dem schönen Erfolge. - Ihnen, lieber Röchling, gra tuliere ich noch ganz besonders. So, und nun bitte ich Platz zu nehmen, meine Herren!" Der Verlauf des jüngsten 'großen An griffes ist bereits von allen Komman dantcn einzeln gemeldet, die Berichte sind weitergegeben worden. ' Da sind aber tausend Fragen, die ge, meinsam erörtert, neue Erfahrungen, die besprochen werden sollen. Jeder teilt mit, was ihm besonders wichtig erscheint. Ununterbrochen muß an Hand der ge machten Eifahrungenon der Förderung und Weiterentwicklung der Luftwaffe gearbeitet werden, soll sie auf vollerHöhe bleiben. Wie steht es mit der Fahrtbereit, schaft? Hat jemand besondere Repara turen?" . , Im Schiff des Kapitänleutnants We gcner wird ein Motor gründlich über holt; sein Kamerad Hartig läßt die Ab. wurfvorriclitungcn vermehren. Das sind aber Arbeiten, die. da sie bereits begon. nen. höchstens vierundzwanzig Stunden in Anspruch nehmen. Wie steht es mit dem Personal? Ha den Sie irgendwelche Wünsche?" , Röchling bittet um Vermehrung der Haltemannschaftcn. Ein dementsprechender Antrag soll gestellt werden. Sie haben ja recht gute Ergebnisse gc habt. Dem Geschrei in der englischen Presse nach zu urteilen, müssen Sie nett gemirlt haben. Das haben sich die Her ren in Manchester und Sheffield nicht träumen lassen, daß sie so unwillkomme in Besuch bekommen würden." Der Verlauf des Angriffs wird durch gesprochen, seine Einzelheiten werde nochmals gründlich rörterk. Wie die als Sicherungsgürtcl weit vorgcschobe nen Vorpostenboote der Fischcrfahrzeuge auf der Doggerbank uns der von der Themse, dem Humber und den anderen Flußmündungen aufgestellte Seestrcit kräfte zu umgehen sind; wie man sich den Sckeinwerfer.Batterien ntziehen kann. Die Ersahrungen jedes inzelneg sind auch wertvoll für die Kameraden. Neue Vorschläge werden vorgebracht. Alles wird nochmalz durchgesprochen: daS Ver halten auf dem Rückfluge. der Zufam vunstotz mit feindlichen Fliegern, die sich bisher allerdings nur in den Reden deZ sehr ehrenwerten Churchill, der mit be sonderer Hochachtung von den schreck lichen Hornissen" sprach, als so überaus furchtbar erwiesen haben, und anderes. Der Adjutant führt das Sitzungspro tokoll. Jeder Vorschlag, jede Anregung wird festgelegt. Noch eins, meint Herren", wendet sich der Kommandeur an die Kommandan ten, .ich bitte Sie, Ihren Leuten, wenn es nur irgendwie angeht, recht reichlich Urlaub zu geben. Sie wissen ja, wir müssen damit rechnen, daß eZ auch ein mal nicht so gut geht wie hi'her. Der Besatzung soll nach Möglichkeit Gelfgen heit gegeben werden, mt Familie vor neuer Fahrt zu sehen. Ist sonst noch et was? Nicht. Ich danke, meine Herren!" Röchling ist zum Kommandeur, der sich erhoben hat, getreten: Dürfte ich Herrn Kapitän gehorsamst zu einem Glase Sekt bitten?" Aber felbstverstandliek. lieber Noch ling, Ungefcint lassen wir Sie nicht da- von." Die Ordonnanzen bringen die Gläser, in denen der Sekt sprudelt und schäumt. Ein dreifaches Hurra auf das junge Paar! - Die Gläser klingen aneinander. Ein Telegramm wird an die Braut ab gesandt. Scherzworte fliegen hinüber und herüber. Bald aber wenden sich die Gedanken dem zu, was sie alle erfüllt: den hellgrauen LuftkreKzern, die nur des Befehls harren, sich zu erheben, zum Kampf gegen den Feind. Auf der Werft.' ' Es war einmal eine Prinzessin, die war von einer Her verzaubert worden, so daß sie hundert Jahre schlafen mußte. Da kam ein Prinz und erweckte das schlummernde Dornröschen zu neuem Le den ., So ähnlich heißt es im Märchen, und so ähnlich trug es sich in Wirklichkeit zu: Still, in idyllischer Wcltabgeschiedcnheit lag das Städtchen Friedrichshafen am Bodcnsee. Ruhig, wie verträumt, blick ten die alten Häuser hinaus aus die weite Wasserfläche, auf die Schweizer Berg riefen, die in der Ferne niit fchneebedeck ten Häuptern in den Himmel hineinzu springen schienen. Da kam Zeppelin, und mit einem Schlage änderte sich hier alles, drang brausend das Leben durch die Dornenwand. Dicht an der Stadt erstanden die Werftanlagen. Ragende Hallen wuchsen empor, mächtige Fabriken, Montage Werkstätten. 'Und das Hämmern und Klopfen, daS rastlose Arbeiten, daS an dem Tage einsetzte, als hier der erste Spatenstich getan wurde, hat nicht mehr aufgehört. Dickbäuchige Gasbehälter entstanden, schwer und dunkel quollen Rauchwolken über den See hinaus. Sel ten nur anfangs, iu rascherer Folge spä ter kamen die Momente, in denen sich die Tore der betgenden Halle öffneten, in denen einer der so ungeheuerlich anmu tenden Kolosse sich schlank zum Himmel hob. um in der Ferne zu verschwinden Der Weltkrieg brachte dann den Höhe Punkt . . . Das Leben, die jagende, atem los hastende Arbeit sollte sich verzehn, fachen, verhundertfachen. Die Sonne geht unter. Wie ein glü hender Feuerrost leuchtet die eiserstarrte Fläche des Bodensees auf, als loderten mächtige Flammen, so geben die Fenster der Werftgebäude den Schein wieder. Dann bricht schnell die Dunkelheit des Winters herein. DaS Licht erlischt, und in bläulichweißem Schimmer verliert sich die Eisfläche in die Unendlichkeit. Feier abend! Für die draußen in den Schützengraben freilich ist das Wort nicht geprägt worden, ebensowenig wie für die ragende Stadt, die sich hinter den hohen Mauern dahinzieht. Gedämpft klingt das Pochen und Hämmern weiter fort. Pustend und schnaubend kommt eine Lokomotive her an, mit langem Zuge schwer bepackter Wagen perschwindet sie. Der grelle Schein mächtiger Bogenlampen, der in Friedenszeitcn hier leuchtet, ist verlöscht. Dunkel, abgeblendet liegen die Hallen und Häuser. Ein magnetischer Anzie hungspunkt den feindlichen Fliegern. Freilich müssen die, wollen sie den An griff mit einiger Aussicht auf Erfolg wa gen, Schweizer Gebiet überfliegen. Wann aber haben unsere Gegner nach Völker recht gefragt? Der Deutsche, der muß es wahren, soll die Presse drüben nicht in Wutgeheul ausbrechen. Für England und Frankreich wurde Völkerrecht doch nicht gemacht! Ein einziges Mal nur haben sie ungebetenen Besuch solcher Art versucht. Einmal und niemals wieder. Lange vor ihrem Eintreffen schon waren sie gemeldet, und die Abwehrgeschütze be gannen, noch ehe sie ihr Ziel erreicht hat ten, einen Kranz von deutschen Schrap nellen nach dem anderen, eine Garbe töd licher Geschosse um die andere um sie herumzulegcn. Der Versuch kam ihnen teuer zu stehen. Flügellahm geschossen entkam der eine, währcnd'der andere noch heute in deutscher Kriegsgefangenschaft dem Aussichtslosen feines Unternehmens nachsinnen darf. Freilich, aufgegeben wurde das Unter nehmen vom Gegner noch nicht. Dazu war das Objekt viel zu kostbar. Ging es nicht auf geradem Wege, dann mußte eben der krumme Pfad herhalte. We nige Wochen nach Ausbruch des Krieges, kurz n.ach dem mißglückten Fliegerangriff war es. Die Nacht war hereingebrochen, dichte Herbstnebel lasteten auf dem See. Tiefe Ruhe überall. Leise, eintönig plätscherten die Wellen gegen die Pon tons. die wie vorwcltliche Ungeheuer in den See hineinsprangen. Draußen schlug die Schraube des Patrouillenboo tcs die Wellen. Der Scheinwerfer der suchte die zähe, graue Wand zu durch dringen. Ter Posten an Land ging seinen vorgeschriebenen Weg ab. Zweihundert Schritte hin. zweihundert zurück. Schwer legte sich die dicke Luft auf die Lungen. In wenigen Minuten triefte der Mantel vom Wasser. Kein Laut, nichts Ver dächtiges. Da . . . lauschend blieb r stehen, horchte in die Nacht hinaus. War das nicht eben leichter, vorsichtiger Nudcr schlag gewesen? Eintönig plätscherten die Wellen am Ufer ... Nein, eS war wohl nur eine Sinnestäuschung Doch, da kam es wieder. Diesmal dichter heran. Dumpfes, taktmäßiges Geräusch, als wenn umwickelte Riemen durchs Wasser gezogen würden. Diesmal wcrr a sei ncr Esche sicher. , Von drüben kam ben der Kamerad heran, trat herzu und laufchtr mit. Ja. eS stimmte. Ta kam einer heimlich, verborgen, der daS Tageslicht scheute: ein Feind! Vorsichtig zogen sich beide zurück, bereit zuzufassen. Schattenhaft huschte es heran, legte im Dunkel an. Ein Boot. Ein Mann entstieg ihm. befestigte es, kam an Land. Ära, die große Montagehalle stach inm in die Auqeii, wo zwei Luft- lrcuzer der Vollendung harrten, Lerse. unhörbar schlichen sie hinter ihm her, näher und näher heran und jetzt Vier harte Fäuste legten sich um die Schultern des Ahnungslosen, der unter dem Gewichte zusammenbrach. Un schädlich! Was der Franzose wollte, verrieten die Handgranaten, die er mit sich führte, i Seither war Ruhe. Alle Versuche wären auch fehlgeschlagen an d Wach samkeit, mit der Tag und Nacht das Werftgclände umgeben ist. v Ein neuer Tag' bricht an, und mit dem Lichte scheint sich das Leben, das während der ganzen Nacht auch nicht einen Augenblick stockte, zu verdoppeln. Lauter und heller dröhnt das Häm mern, in das dumpfe! Brausen sich mischt: der Motorenprllfungsstand. Tagelang peitschen hier in rasend schnel len' Umdrehungen die Luftschrauben da hin, dröhnen d hundert und mehr pferdigen Maschinen. Unfaßbar scheint es, daß in diesem Höllengebriill in menschliches Ohr noch aufnahmefähig bleibt. Und doch stehen di Ingenieur und Werkmeister lauschend, prüfen den Atem der feinen Motoren. Die kleinste Unregelmäßigkeit, das leiseste Abweichen aus dem mächtigen, gleichsörmig dahin brausenden Liede wird gemerkt. In wenigen Minuten kann hier beseitigt werden, was in der Lufi verhänPiSvüü werden muß. In der großen Montagehalle. In tt fenhaften Umrissen dehnt sich auf seinen Blöcken der Leib eines neuen Luft kreuzers, eines wahren Großkampfschif fes der Luft, demgegenüber alle bisher! gen klein erscheinen. Die letzte Hand wird angelegt, alles scheint fertig. Das Äbnahmekommando ist auf der Werft eingetroffen. Soeben betritt der Kom Mandant. Kapitänleutnant Kottlitz, die Halle. Rasch tritt. der Ingenieur auf ihn zu und meldet: .All Motoren find fertig montiert. In einer halben Stunde sind wir fer tig!" Donnerwetter, famos. Da können wir ja schon heute die erste Fahrt machen." Priifend schweift der Blick durch die mächtigen Fenster hinaus. Fast som merlich strahlt die Sonne herunter, daß in ihrem Lichte die bläulichweiße Eis decke des Sees grell blitzt und funkelt. Die Wettermeldungen sind günstig. Liebevoll fast, mit freudigem Stolze, streift der Blick des Offiziers über den schlanken Körper hin, der ein wahrer Riese scheint im Vergleich zu dem Schiffchen, das er bisher befehligt. Die letzten Vorbereitungen werden ge troffen. Zischend strömt daS Gas in dir. Zellen, füllt sie prall. Die Werftmann schaftcn bringen den Ballast. D Ab nahmciommission geht an Bord. AlleS klar? Tore auf!" . , Brüllend schreien die Luftschrauben auf. Langsam schiebt sich der Ries? ins Freie hinaus. Aus allen Hallen, auS den Fabrikgebäuden strömen die Arbei ter. Verläßt doch der erste Luftkreuzer von solcher Mächtigkeit die Werft. Ein neues Zeugnis dessen, was deutscher Geist zu schaffen vermag. Leicht, wie spielend, erhebt er sich in die Luft, wo ihn, wie begrüßend, der Wind in feinem Reiche empfängt. Höher, immer höher steigt er, wendet und verschwindet iiber dem Schwarzwald. Froh blicken die unten ihm nach. Zag und schüchtern wagte sich vor Jahren das erste Luftschiff hinaus, in Kind, daS sorgsam gehütet werden mußte. Und heute? Ein Ruhmestag für die Werft ist es und für den Mann, der sie schuf. AIs feiner Strich erscheint der Kreu zer wieder iiber den Bergend Dröhnend brüllen die Motoren herüber,. In sau send Fahrt nähert er sich und landet. Der nächste Tag findet ihn wieder bereit. Höher wird diesmal gestiegen als tags zuvor. Alles, auch der kleinste Bestandteil wird geprüft und auspro biert. In gerader Fahrt rst zieht daS Schiff iiber der Eisfläche deö Bodensees dahin, klettert hoch, steigt ab, dreht, wendet, beschreibt Schleifen und Bogen. Dem leisesten Drucke der Steuer ge horcht das Schiff, wie ein edleS Pferd dem Zügel. Die Gesichter vo Fühnr und Mannschaft strahlen. Eine Freude ist es, dies Schiff führen zu dürfen. Fast mit Bedauern wild heimwärts ge wendet. Dann kommt der Tag. an dem die große Abnahmefahrt vor sich gehen soll. Alles ist klar und an Bord, so auch d Abnahmekommission. Die Leitung der Werft verabschiedet sich von ihrem Kinde, das fetzt hinausziehen soll in den Kampf. Der erste Vertreter einer neu Gattung. Auch er wird der Werft, die ihn haute, Ehr machen, wie der Flagge, die von seinem Heck aus weht. Die HaltenMiMaften lassen die Taue los, das Schiir li! frei. Große Fahrt!" Höher und höher steigt der graue Kreuzer. Kleiner urch kleiner wird tt in der sonnedurchflimmerten Luft, bis er verschwindet. Dunkelgrüne Wälder ziehen unten vorbei. Der Hohentwiel bleibt zurück, der Schwarzwald wird überflogen. Die schimmernden Kuppeln und ragenden Türme von Karlsruhe tauchen auf und verschwinden wieder. Das Rheintal abwärts geht der Flug. Der Wind fingt in der Hülle, die Lutt. schrauben orausen. Da unten lieg? WormS. Hier wird abgebogen na? Mannheim und Heidelberg. Wei Flachen dehnen sich, iiber dunk?ldmur Ackerboden streicht der Wind. Hir oben stahlen sie sich zum Kampf, damit die Heimat unten im Frieden schlafen möge. Wie ein silbernes Band glänzt derMain mpor. Ueber Frankfurt, Kassel und Thüringen zieht daS Schiffs feinen W Leichter und schneller als dir D-Ziige, dii dort über blinke n.dk Gleise hinwegjazeii " 'F-I,tz!xz sei!: