Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, February 27, 1917, Page 6, Image 6

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    (cettc (i-Tägliche Oinaha Tribüne-Tieustag. bcn 27. Februar 1917.
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Roman von
) (2. Fortsetzung.)
DaS war ein Raum, den Biate
f otie lassen müssm, wie er nun schon
einmal von jeher gewesen. Seine
Wände waren hell und dunkelgrün ge
streift. Aus den ersten Blick sah das
pne eine Tapete aus. Aber ei war nur
mit Leimfarbe auf die Mauer ge
malt. Oben lief ein FrieS herum, er
ttigje einfach auf dem weißen Grund
ichmarzgraue Basen, eine war mit
oer andern buiui eine kleine, der
hlaßte Rosenguirlande verbunden.
Georg Wheer sagte, er zähle diese
!'Jafen immer, wenn er mal aufgeregt
sei, obschoa er seit seiner Kindheit
toußt, daß an jeder Längstvand in
xndzwanzig und an jeder Schmal
trand dreizehn Vasen in Reih und!
fclieb gemalt dastanden.
Vom Plafond, der vöÄg glatt und
Zchmutzig weiß war, hing inmitten ein
tn'ormer Kronleuchter herab. Zwölf
Priömenketten, von einer Rosette aus
tehend, hielten eine riesige rot GlaS
jch'eibe Um sie herum standen acht
ßkh Lichter. Von ihrem Rande hing
lt Franse herab von langen, ge
schlissen Prismen.
. Stühle. Tische, BüfeU. da war
äZti alltaglich. Man bemerkte eben
mm w die Wände und den Krön
jeLchter.
Uuttt demselben oder vielmehr an
kr einen Ecke deZ großen Speiseti
jcheZ, der nt ihm stand, saßen jetzt
Wheer, der Besitzer von Ela
Iran, der Rechtsanwalt Wackernagel
jrnb Beate Altheer. Sie an der
Lchmalseite, die beiden Männer rechts
rib links. Fast sah daö aus wie eine
Kirtstafel, die gnad nur oben be
ir,?t wird.
ZU ThaMo' tntrat, standen alle
hei auf.
Georg Altheer yoö die Rechte und
e
chsenkte sie m d Luft, wie man
um emm Vorbnfahrenoen lustig
zu grüßen.
.Heil dun Sieger, preisgekrZnt!
:?f er, Wackernagel, der ja in der
Nsmmiffwn war, hat unS jchon ge
sogt.,.." ;
Altheer war immer fröhlich. Er
hatte auch schon in seiner Erscheinung
kttoaZ Fideles. Zm auSrasierten Kinn
;"! ihkn ein Grübchen. Die grauen
Bartkoteletten waren gut gehalten,
Las Haar, auch schon grau, sehr sorg
Zam gescheitelt und pomadisiert. Seine
Farben waren vom Wetter sehr leb
hait, geworden, vielleicht auch von ei
ner großen Trinkfröhlichkeit. Seine
hQrn Augen blickten gerade. Er fing
an, ein wenig korpulent zu werden,
dzZ schwarze Röckchen mit den kurzen
runden Schößen, das er trug, war
jzni offenbar zu knapp, denn Brust
irnb Bauch, mit lederfarbiger Weste
bekleidet, traten vordringlich heraus.
Seine Erscheinung hatte etwas vom
junkerlichen Landwirt.
Beate blieb stehen, wo fu stand.
Sie sah dun Mann rnit einem La
Hzln entgegen und streckte ihm die
.ttib ; hin.
Es war eine große, sehr weiße,
sehr schön geformte Hand, vielleicht
tin wenig zu fleischig für ein Mäd
fern ds einundzwanzig Jahren.
Ihre ganze Persönlichkeit erweckte
.erhaupt mehr den Eindruck Rei
se als Ikn der Jugendlichtnt.
.Meine Fra war auch so, Das
EnA die : dauerhaften Schönheiten,''
Md Sesrz Wheer imnal gesagt.
Neine Mntter sah unverändert aus
H3 auf ihre dhen Fünfzig. Das liegt
ki da Fannlie
Beate war sa groß wie Thaffilo.
txt Gestalt zeigte ein vollkommenes
Edennmß. So auch ihr Antlitz. Jeder
,uz dsri konnte vor den äußersten
nsordnungen stehen. Ihr Profil
äriel eine herrlich Nase, eine unver
schliche Linie von den Lippen über
es Kinn, hinein zum Ansatz des
köekedildeten Halses. '
Ihr Haar dar von einem köstlichen
malten Blond, sehr locker geordnet
und och aus dem Wirbel in en
p5gr Puffen zusammengesteckt.
Sretj all der seltenen Schönheit
totste ihre Perjonnchkelt nicht streng,
auch kaum majestätisch. Es schien sie
vlmehr ein Dunst von Ueppigkeit zu
mr. wittern. Zugleich lag es aber auch
ert ein aroke Ruhe user ihr,
Thafsils war keines Wortes mäch
'- als er nun diese weiße Hand
ZM.
.Ich freue m'ch auch sehr,' sprach
Beste mit ihrer klangvollen Stimme,
tiraai langsam, wie sie immer sprach.
Qackernagel glaubte, das Vorrecht,
Su.lt zä wünschen, den HauSbewoh
r.errt liZjZm zu .missen.
Er trat M letzter auf Thaffilo zu,
foüitett ihn: lange die Hand und
Utf.t, esn er sich gefreut habe, wie es
vergönnt gewesen, seinen Einfluß
NZ dünnen von Stürmer '& Stur
st 'nt( il.'qf.sll zu werfen.
I'-Hil 3 luvt iym Nicht oasur,
i ' -V'j 'I erwartet hatte.
c'er Äaii. mit seinem knochicen
?z u d senra eckiaen Beweg,
, ,. ' - - s ' i in einer steten Erre-
- n fud SaZ euch feinem ma-
i 1 - r"t ml im schärf nervösen
i '. en tlemt-oi Schnurr
-"i -x zszn hott? keine Zeit.
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'WW"
ctxci.
Jd BvEd,
I
Wenn er lachte, entblößten sich seine
großen, giften, gelbweißen Zähne
ungewöhnlich weit, so daß auch noch
e'N Stück Zahnfleisch mit sichtbar
wurde. Dies gab dann seinem Munde
etwas Bleckendes. Durch sein strahni
qti Haar fuhr er im Cesprach oft mit
den Fingern der Linken. Trotz der
Farblosigkeit von Teint, Haar und
Augen war sein Ausdruck von einer
starken Intelligenz. Hinter seinen
randlosen Brillengläsern starrte er
iUiwer den eindringlich an, mit dem
er gerade sprach. Und seine Nase war
o sehr das Herrschende in seinem Ee
ficht, daß man sagen konnte, wenn er
sein Gesicht wandte: er hebt die Nase
weg.
Altheer achte für Thaffilo Platz
zwischen sich und seiner Tochter. Eine
Tasse wurde vor ihm auf daö Tisch-
tuch aeftellt, und Beate nagte in ihrer
ruhevolle Weife, die vielleicht gleich
gültig hätte scheinen können, wenn
eben nicht jenes Ueppige auch in ihrem
Lächeln gewesen wäre, nach seinen
Wünschen.
Wahrend sie ihn versorgte mit all
den Dingen, die zum Nachmittagsim
biß auf dem Tisch standen, folgte
Thaffilo ihren gemessenen Haniierun
gen mit seligen Blicken.
Ob eS wohl noch einmal auf der
Welt ein Geschoof gab von so vollen
dein' weiblicher Harmonie?
Schauer durchrannen ihn. wenn er
'ich vorstellte, daß er vielleicht bald,
ehr bald das Recht haben werde, die
en schwellenden Mund mit seinen
Küssen zu bedecken, diese wonnevolle
Gestalt in heißem Verlangen an seine
Brust zu drücken.
Wackernagel hielt einen Bortrag.
Er besprach nochmals die zum Hafen
bau eingegangenen Bewerbungen und
ereiferte sich bis zum Schreien hcgen
die Meinung einiger Kommisswns
Mitglieder.
Altheer amüsierte sich. Aber dann
wollte er von Thaffilo allerlei wif
sen. Und Thaffilo zählte ganz fach
gemäß, mit ganz klaren Worten, wah
rend die Sehnsucht nach dem ichonen
Zdibe in feinen Adern brannte: ein
Drittel der Summe zahlte Staat und
Stadt sofort aus. zwei Drittel wur
den erst nach BoÄndung deö Unter
nehmens ausgekehrt. Es war eine
Pönale gesetzt worden, für jede Woche,
welche die Bauten über die vereinbar
te Frist hinaus nicht fertig sein soll
un. Naturereignisse, wie zum Bei
spiel eine Sturmflut, waren im Ver-
trage vorgesehen als für Berzögerun-s
gen entlastend. Tyaflu nannte auaj
d Bankiers, die hinter ihm und Eo
lef standen. Ihr eigenes Vermögen
war zu bescheiden, noch zu bescheiden,
schaltete er vorsorglich ein, um solche
Operationen führen zu können.
Sie ergänzen sich großartig, hr
Vetter und Sie schrie Wackernagel,
.er hat mehr den kaufmännischen
Geist. Sie sind der Techniker, der Er-
finder, der Konstrukteur.
.Sagen S mal, weshalb ist ihr
Vetter nicht da? Und von den andern
Bewerbern ist ja wohl auch keiner zur
Stelle gewesen, sprach Altheer.
Thaffilo stieq es rot in die Stirn.
Es war das Natürliche, den Bescheid
einer Behörde bei sich in ' seinem
Bureau abzuwarten. Gewiß. Was ihn
hergetrieben, das konnte er wohl spa
ter dem fragenden Mann gestehen,
wenn er ihn bat, sein Schwiegerva
ter zu werden.
Er hatte es sich gelobt gehabt: wenn
ich es werde, halte ich sogleich um
Beate an. Er dachte immer .ich",
wenn er sich im Geiste m:t seinen Un
ternehmungen beschäftigte, nie wir
Wackernagel sagte wieder mit sei
ner hnllenden Stimme: .Sie werden
doch noch einige Geldgeschäfte durch
Lebus besorgen lassen? Ich möchte
meinen Einfluß dahin geltend fr
chen." , '
' .Es versteht sich ia von selbst' be
merkte Thaffilo. ist der einzige
größere Bankier am Ort. Die Gelder
für die Arbeuslohne müssen durch
sein Bureau fließen.'
Wackernagel nickte mehrmals stark.
.Und ich denke auch, Sie werden so
viel als tunlich Arbeitskräfte aus
der Stadt und Umgegend heranzie-
hea. Ich habe der'prvchen meinen Ein
fluß dafür einzusetzen." "
Thaffilo feufzte leise. Ihn fing an
die Ungeduld zu packen.
Er war kein redseliger Mann. Un
nütze Gespräche ärgerten ihn geradezu.
.Das versiegt sich wieder von
selbst", saqte er.
Nun finaen die Männer an. die
nationalökonomischen Vorteile auszu
rechnen, die Stadt und Gegend von
dem Unternehmen haben sollten. Wat
keinngel vermocht aufs genaueste den
Verbrauch von Materialwaren und
Kartoffeln für hundert Arbeiter an-
zugeben. Er und Altheer tarierten
auch, wie sehr die Auheerschcn Grund
stücke, die nächst dem Strande lagen,
im W?rte fieigm niüßten. Man konnte
sie für die Anlage einer Villenkolonie
parzellicren und zeven Baugrund em
ze!n verkaufen. Dabei konnte Altheer
rierzigtausend Mark bar einstecken
Wackernael verhieß auch, seinen
ganz? Einfluß dahin aufzuwenden,
daß ein KurhiiuS am Strande ge
baut würde. Ein großes Aadetebciz,
musste entstehen, mit , Musik, . Re
unions, Sportfesten.
. Beate' saß schircigcnd dabei. Sie'
tat nicht einmal eine Frage in die
Debatte hinein.
Von ihrer Kunst zu schweigen waz
Thaffilo immer entzückt.
Die Dämmerung kam und füllt
das Zimmer mit totem Grau.
Thaffilo sehnte sich nach Licht. El
sollte Beate sehen, sich immerfork
sättigen an dem Anblicke ihrer Schön
heit. -
. Auch er war schweigsani und sprach
nur, wenn er antworten mußte.
Endlich kam das niedliche HauS
mädchen und trug eine Lampe durch
den Speisesaal nach dem Salon ne
benan. - ' 1
Beate fragte, ob man sich nicht jetzt
dahinein setzen wolle. Beim Aufstt
her. erklärte Wackernagel, daß er ziu
rück müsse, den letzten Schein bet
Dämmerung für seinen Wea benutzen, !
denn seine Augen trögen ihn zu fehl
im Dunkeln.
I was, Herr Stürmer geht mit
?hnen. Erst wollen wir doch noch mal
das Ereignis begießen. Kaffee ist
kein Taufwasser für so was," sagt
Altheer u. schob mit seinen beiden Hän."
den, eine auf Thaffilos Rücken, di
andere auf dem Wackernagels, beide
Herren vorwärts.'
Dann ging er, zwei Flaschen voo
seinem alten Rüdesheimer selbst anl
dem Keller zu holen.
Im Salon, wo Beate sich sogleich
in einen Lehnstuhl am , Tisch setzte,
ihre Hände auf des Stuhles Armpol
sier lebend, nahm Wackernagel Thaf
silo bei Rockknopf.
Sagen Sie mal, es giebt doch eim
gräflich Stürmersche Familie in uw
serm Großherzogtum. Ich kenne sie.
Ich hatte mal Gelegenheit, dem Gra
ftN Thaffilo Stürmer einen großen
Dienst zu erweisen, indem ich ihm
durch meinen Einfluß das Archiv ei
ner ihm verfeindeten Familie zugäng
lich machte, wo er ein ihm wichtige?
Papier vermutete und auch fand. Wer
wandte?" Dies langweilte Thaffilo über allk
Maßen.
Ja und nein", sagte er unfreund
lich, .mein Großvater heiratete eine
Dame vom Theater und legte deshalb
freiwillig seinen Titel ab. Mein Ba
ter fühlte sich als arbeitsamer Bür
ger. Und so tue auch ich. Nur den
üblichen Familiennamen für den alte
sten Sohn: Thaffilo haben wir bei
behalten
.Ach!" sagte Beate und sah mit
sichtlichem Interesse auf.
.Famos!" schrie Wackernagel, .un
sere Zeit gehört dem Bürgerstande,
Denken Sie sich Richard Wagner oder
Krupp mit einem Adelstitel. Hätte
keinen Klang! Stürmer das kann
auch mal so was werden."
Altheer kam mit den Flaschen, hin
ter ihm her das Mädchen mit den
ern.
Herrschaften." sagte Altheer und
ichenkte ein, .als die Nachricht kam:
der Hafenbau ist bewilligt, habe ich
auch geflaggt, wie all die Leute unkn
in der Stadt. Und heute wetzen wie
der Fahnen. Sie würden auch wehen,
wenn Weyerhof & Hude oder sonst
wer den Zuschlag gekriegt hätten. Im
allgemeinen kann man sagen: sie we-
hen unpersönlich. Aber dennoch freut s
uns, und nicht qerad' uns allein daß
Stürmer & Stürmer das große Werk
ausführen sollen, das diesen einge
fchlafenen Winkel wieder ans große
j'eben bindet. Darum lebe er hoch!"
.Papa." saqte Beate unter dem An-
klingen, .wenn du so viel Geld ver
dienst, bekomme ich ein Empiremobi-
!iar für den Eßsaal?!"
Altheer lachte.
.Bis mir das Geld in der Tasche
klappert, bist du längst verheiratet,
und es ist dir ganz egal, was für
Stühle in Glanau an der Wand ste
ben." .Ach was", sagte Beate und machte
eine kleine abwehrende Bewegung,
die anzudeuten schien, daß von Hei
raten nicht die Rede sei.
kNa, na." meinte Wackernagel, das
grüne Glas dicht von seine bleckenden
Zähck haltend, .woll'n mal den Früh
ling abwarten, und wenn der Better
Tiete wiederkommt! Er machte es
deutlich genug Weihnacht!"
Dann trank er.
Thaffilo stand wie versteinert.
Da war ein Better, dessen Verliebt
heit in Beate so offenkundig bespro
chen werden konnte?
Es gab einen Mann, der feine
Hoffnungen auf dieses Weib richtete?
Bielleicht fogar schon ein Anrecht da
zu hatte? . ,
Ihn erfaßte eine so eifersüchtige
Qual, daß sein Gesicht ganz farblos
wurde.
Er war sich gar nicht bewußt, daß
er Beate mit einem Ausdruck onstarr
te, der feinen Zustand verriet.
Beate merkte es nicht, denn sie,
schenkte gerade ihrem Boter wieder'
das Glas voll.
Aber Wackernngel sah es. Er hattr
schon manchmal den Verdacht gehabt,
daß Thaffilo verliebt sei.
(Fortsetzung folgt). ' 1
DerschlaueDackel. Leh-'
ter (beim Kartenspielen): .Das glaub''
ich schon. d,if! der nörster immer ge
winnt; sein Dackel schaut uns immer
in die Karten und dann winkt er ihm
mit dem Schweif!!" .
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