Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, February 26, 1917, Page 4, Image 4
J ScZtö 1-Tögliche Omaha Tribüzni Monwg. den 26. Fovritar 1917 agliche Dmaha Tribüne 4i' niscari rvvumim ca. tal. j. ma, fna&eat ml Evu4 Str. lelexk., TYLEB U9 VK. .dnud Dm Moin, !., Brsacfc T'niZ kl Tageblatts: Durch den Trag, per Woche 10k? d,rch die 0 er Jahr $5.00; einzelne Nummern 2c Preis deS WschesblatU: bei strikter Bsraubbezahlnng, per Jahr 11.50. Eütered m econd-cl matter Mtrch 14, 1912, at th fotUtBm i C-nah, Kebruka, nnder U act es Cosgreu, Marth 8, 1878. Omaha, Nebx., Montag, Usngretzmsnn Neavls gegen Uriegsverwicklung. Ciuc der k-uei, Reden, die je im Nepnts.'utüntelchaus zu WsHittgtol, zugunsten deS Fkrnbleibms dieses Landes aus dem europäischen Krieg ge halten wurden ist zweifellos die Ansprache von Nebraskas Vertreter. Re präsentant Reavis, am 17. Februar. Tm Gipfelpunkt dieser durch und durch patriotischen Rede bildet die 7rdermg. wenn es nötig sei, unsere Handels danipfer bestücken oder durch riegsschijfe begleiten zu lassen, um Amerikas berechtigten Reckte durch, zusetzen, aber nicht nur den Zentralmächten, sondern auch den Alliierten geIeniiber, und wenn diese Rechte anerkannt sind, sich zufrieden zu geben; irnrcr keinen Umständen jedoch als Verbündeter der einen Partei in den Krieg zu ziehen, der die Interessen Amerikas absolut nicht berühre. Angenommen, wir würden die Blüte unserer Jugend nach Europa fettem, sagte Herr Reavis. um sie Seite an Seite mit Wilden und Hindus für ein Prinzip, das sie garnichts angeht, kämpfen und sich verbluten zu lassen, so würde damit nichts anderes gewonnen sein, als die Zivilisation der Welt zerschmettert zu sehen. Er sei dafür, daß die Ver. Staaten ihre unmüastbaren Rechte verteidigten, doch es sei nicht notwendig, dieser balb einen Krieg zu beginnen. Eine Beteiligung der Ver. Staaten am Kriege würde nicht das herbeiführen, was wir beabsichtigen,' nämlich die Freiheit der Meere, sondern wir würden den Einfluß unserer Macht an 2'enschenmaterial wie an Hilfsquellen nur dazu hergeben, daß die eil Seite der Kriegführenden in den Stand gesetzt wird, ihre Zwecke durch zuZehen. In dieser feierlichen Stunde erkläre ich," rief Neadis aus, daß ich für immer die Kanmr verlassen werde und Ruhm liegt in einem solchen Ausscheiden ehe durch meine Stimm die Ver. Staaten un nötigerweise in Krieg verwickelt werden." Dies sind namhafte Worte eines wahren Volksvertreters. Französische UlatschereZ. TaZ Bulletin es the Allianee Francaise", das zu Zwecken der Propaganda für die Dauer des Krieges in Paris erscheint und in ver fchiedenm Sprachen ans die bielgep tagten Neutralen losgelassen wird, bat sich in seiner letzten nach Amerika gelangten Nummer einen kleinen fc'itj geleistet. Den Herausgebern dieses von Deutschenhaß förmlich triefen, bert Pamphlets etwas anderes ist das Machwerk, obwobl es regelmäßig nlle vierzehn Tage ausgeschickt wird, nicht muß der Eiürüstungsschrei her gebildeten Welt über die niederträchtige Behandlung der in den Putschen Kolonien in Afrika dem Feinde in die Hände gefallenen deutschen Reichsangehörigen zu Ohren gekommen sein, nnd sie haben dann, wie es nun einmal bei den Franzosen ss üblich ist. nach Revanche geschnaubt, aber lange Zeit nicht gewußt, wie sie es anfangen sollten, dafür Vergeltung zu üben. Denn die Teutschen waren leider von. Anfang an in Afrika ihren sveinden gegenüber so stark in der Minderheit, daß sie sich so gut wie aus. schließlich auf die Verteidigung des eigenen Gebietes beschränken mußten und nirgends als Eroberer in fremdes Gebiet eindrangen. Wer wo ein Wille ist, ist auch ein Weg zu seiner Ausführung da. ll:id der Wille der Herren von, der Allianee Francaise". von der auch ein !Z'.veig unter den Omaha Gesellschaftsdamen im Widerspruch zu amerika ttiichen Interessen besteht, war sehr stark. Jinmerhin hat es volle zwei. ?inhalb Jahre gedauert, bis die Stunde der Revanche schlug. Aber endlich war man so weit und süllte zwei Seiten des Bulletins mit Schauer geschickten über das nichtswürdige Verhalten, der Dmtschen in Teutsch. Ostafrika gegeir ihre Gefangenen. Die angeblichen Berichte dieser Ge rangenen lesen sich wie ein matter Abklatsch jener Geschichten, welche die deutschen Zivilgefangenm, Männer, Frauen und Kinder, über ihre franzö sischen, iglischen, belgischen und sonstigen Kerkermeister zu erzählen wuß. ten. Die deutsche Regierung hat seinerzeit zu wiederholten Malen gegen die grausame Behandlung ihrer weißen Untertanen in Afrika durch die Feinde protestiert und sich alle Schadenersatzansprüche in Verbindung mit seinen unglaublktMn Vorfällen vorbehaltem Damals hat das famose Bul. letin" es nicht für nötig befunden, auch nur ein Wort über die Gemein, heilen dr Alliierten-Soldatcska zu verlieren. Die Opfer der Miß bandlung waren allerdings nur Boches", Barbaren und Hunnen. Warum nimmt es nun den Mund so voll über die angeblichen Schandtaten deutscher Soldatm. in Ostafrika? Weiß es nicht, daß es dem. der im Glashaufe sitzt, ui&t wohl ansteht, mit Steinen zu werfen? Oder sollte den' edlen Franz nrännern am Ende vor den deutschen Schadenersatzansprüchen Angst ge. worden sein und soll ihnen die Räubergeschichte auf Deutsch.Ostafrika nun den Vorwand zu Gegenansprüchen in die Hand geben? Zwischen den Er zäblungen der unglücklichen Teutschen und den Schauerderichtcn der Ge währsmänner des französischen Hetzblattes besteht indessen der grundsätzliche Unterschied, daß erstere durch amtliche Protokollaufnahmen und Zeugen, ussagen auf eine rechtlich unanfechtbare Basis gestellt worden sind. wäh. read das Pariser Propagandablatt nur nachplappert, was ihm willige Zu. träger, deren Zuverlässigkeit ungeprüft bleibr, hinterbracht haben. Auf der einen Seite alfo vollkräftige Beweismittel, auf der anderen leeres beklatsch. ' ii F0R HUMANITYI" "War tot Hurnanity!" are you reaa to fight? ' The pro-British ask you, plcase answer, are t-hey r!M7 "For humaiüty's eakeP to tlie heart it appeals, .?ut let rcason prcvail atid eee what it conceals. "For Hnraanity!" is but hypoerisy vail To save tools f murder xinder th British sail. No cost is to precious to hplp England to wjn Wita rnoncy, arnrnunition and freedora thrown in. Ottr neutrality is a onrsided afFair, It works but for England, and the profits we share. The dolla? rnle suprerne in politics and trade. M'ät the God in whom trust who sow a crop of hate. üur dollar must enable Old England to perforxn Her lawlesa plans to starre mothers and newly born. The hops of our country niake tools o murder now, We reap the bloody gain, Cain's mark on our brow, Yes, we protect this trade of powder, shell and guns Cn t-hips -wita Englands flag, with lifes pf our own sons, Starvation of a nation is true hurnanity, But sink our ammunilion ia lawiess, do you rp? To trade ia murder tools is legal and is fair, To gave llie German babe's is not our countrifs care, A BPlüshuess so basc, so uiraeutral and low Jüwuld not fc isade & c&me for -which to war we go. Think first of our country, the useless sacrifice, Of widows, orphans tears and broken feindship ties. 0 Btop the murder traue, send bread dear lifes to save; Go heal th? million wounds, that our weapons made! lliat seems to be fair play and true hurnanity. 0 God! do graut ns peace and make from guilt m free.'1 . Bev. II. E. 02k f 407 tt Ar. den 2. Februar 1917. Das SyMWr.SA f?obeua tnm Franz latec KappuS. Frau d. Baumnn war sehr stolz auf ihren Sohn Uriel. ' Der junge Mann zählte erst einundzwanzig Jahre und war schon eine Berühmt heit. Kaum siebzehnjährig, hatte er ein herrliches Werk veröffentlicht: .Die Ertastn eines Unbewußten". .Der Verfasser dieses Buches ist entweder ein Genie oder ein Paraly Wer," schrieb damals ein nahmhaf ter Kritiker. Frau v. Baumann neig te zu der ersten Annahme hin. In der letzten Zeit hatte die Schaffenskraft des jungen Mannes allerdings etwas nachgelassen. Drei, vier ' Jahre waren vergangen' ohne dak sich die Lioffnunaen erfüllten, die man in das junge Talent gesetzt haf te. Frau v. Baumann war eine viel zu erfahrene Dame, eine viel zu zart fühlende Mutter, als daß sie Uriel zur Arbeit gedrängt hätte. Sie muß te, daß es wie mit Naturgewalt über einen kommen müsse, daß man nur Werkzeug, nur Sprachrohr einer hö heren Macht sein dürfe. Und sie wartete. - Aber das Warten half nichts. - Da kam ihr eines Tages die Idee, direkt in den langsamen Gang die er Entwicklung einzugreifen. Uriel ehlie es sichtlich an Anregung. Sie wollte ihm welche geben. So bekam er ein Milieu". Bekam ein prächtiges Arbeitszimmer, mit schweren persischen Teppichen und stilechten Möbeln ausgestattet. Auf den grünen Tapeten hingen kostbare Stiche: .Die Sünde von Stuck und Reproduktionen nach flämischen Mei, pern. Auf dem mächtigen Schreib tisch wimmelte es von zierlichen Bronzen. Ein paar Abgüsse klassi scher Werke, dann Die Hand Got tes' do Auguste Rodin. Seltsame Felle und Waffen aller Jahrhunderte lagen in arrangierter Unordnung umher. Hier sollte Uriel schaffen'. . Aber dem jungen Dichter gelang es hier ebensowenig wie drüben in der Stube mit den alten Oeldrucken. Tagsüber lag er mud und blaß im Schaukelstuhl und rauchte die türki schm .Zigaretten, die seine Mama speziell für ihn hatte kommen lassen. Und die Nächte durchschlief er gesund und traumlos. Frau v. Baumann versuchte es mit anderen Dingen. Neuartige originelle Kravatten und Westen sollten das ihrige rirn. Aber das Zeug verfing auch nicht. Uriel .hatte eine zu kom plizierte Natur für dergleichen Primi tive Mittel. - Zwei russische Windspiele, die tau send Kronen gekostet haften, mußten Über Nacht aus dem Hause gegeben werden. Er vertrug ihre Atmosphäre nicht. Der gequälten Frau kam ein letz ter rettender Gedanke: Mutter und Sohn verreisten. Und Uriel ließ sie Kunstwerke aller Zeiten und Völker auf sich wirken: die Akropolis und die Berliner Siegesallee, die Phra miden von Giseh und die Nackttän zerin Mizzi Bampfinger aus Wol kersdorf. das Rathaus von Nürn berg und die Kaisersemmel, die im Wiener Heeresmuseum aufbewahrt war. Aber weder das feierliche Täm merlicht der Kathedralen, noch die aufgestapelten Reichtümer kostbarer Sammlungen und Galerien befruch wen seine Phantasie. Er kehrte heim, wie er ausgezogen war steriler als Karbolwatie. In diesen Tagen erschien im An aonzenteil der Tazesblätter eine merkwürdige Notiz: .Offeriere den Herren Kunst lern prima Anregung. Streng sie Diskretion. Honörare nach , Uebereinkommen. . Dr. -Hops, München, Järbergraben 10.'" Frau 0. Baumann atmete erleich tert auf. Sie wußte, daß nun die stunde -gekommen war. - Tags darauf saß sie in ihrem Sa lon einem älteren Herrn gegenüber. .Kann ich Ihren Sohn sehen?" fragte Dr. Hopf.und drehte mit den Fingern an dem linken Ende seines grauen Vollbories, das unsymme Irisch hermrterhing. Ich denke. Uriel fchläst noch," sagte Frau v. Baumann etwas un geduldig. - "... Sie hatte sich die Sache anders vorgestellt. Sie wollte ein Geschäft machen, wie man eben Geschäfte er ledigt: kurz, förmlich und mit der gewissen' Ueberlegenheit. die jeden Käufer erfüllt, der mit schwerer Ta sche in einen Laden tritt und dem nichts zu teuer sein kann. Hier hingegen hatte sie es mit einem Manne zu tun, der eine ge wisse steife Würde zur Schau trug und eher den Eindruck eines Gelehr ien. denn eines. Geschäftsmannes machte. , . Meine Aufgabe zerfaüt nämlich." begann Tr. Hopf wieder, .in zwei Voneinander streng getrennte Teile. Ich mutz wie ein Arzt - vorgehen. Und, wie Sie wissen, gnädige Frau, ist die richtige Diagnose das Wich tigste. Zu Ihrer Orientierung will ich h'.kuufuzen. daß- die Heilung Ihres Schncs- vielleicht vielleicht, su ich xm längeren Kur tu I darf. Die Bcdingunsicn des künslleri schen Schaf en sind heute so kom plt,stert. daß ohne eine ernste, extrem individuelle Behandlung ein giivsti ger Erfolg kaum erzielt werden rann. .Und glauben Sie, Herr Doktor, daß für Uriel diese Hoffnung be steht? Ganz im allgememen natür lich, so viel Sie 'über ihn uS niei nem Briefe wissen." Doktor Hopf schwieg einen Mo, ment und ließ in der linke Rockta, sche einen Gegenstand auf und zu schnappen. Dann sah er über die scharsgeschlisfenm Brillengläser hin weg auf ein Miniaturportrat der Pompadour, das an der Wand hing. .Warum nicht? Ihr Sohn ist jung. Aber wollen Sie nicht, bitte, dieses Formular unterschreiben?" Frau v. Baumann überflog die wenigen Zeilen, dann blickte sie fta gend zu ihrem Gegenüber .Das ist ganz verschieden, gnädige Frau. So weit ich den Fall heute überblicken kann, wird sich die Sum me zwischen tausend und zweitausend Kronen bewegen. Verzeichnen wir also diese Grenzwerte." , Frau v. Baumann setzte mit leicht zitternder Hand ihre Unterschrift un ter den Vertrag. .Nun noch die praktische Seite der Sache," sagte Dr. Hopf, indem er sich erhob. .Das ist sehr einfach. Ich bin von heute ab ein Freund ihres verstorbenen Mannes. Wollen Sie mich, -bitte, für einen der nächsten Tage zum Tee einladen. Ich muß Ihren Sohn aus nächster Nähe ken nen lernen. Vielleicht kann ich Ihnen schon noch meinem ersten Besuch Be scheid sagen." . , . .Da kommen Sie doch gleich mor gen, lieber Doktor, wir erwarten Sie um fünf." .Bitte, gnädige Frau, wenn Sie gestatten!" Dr. Hopf verbeugte sich leicht, nahm Stock und Hut und ging. .Ich muß Ihnen sagen, junger Freund," bemerkte am nächsten Tage Dr. Hopf zu Uriel, .Sie nidnern mich in vielen Beziehungen an Ihren Vater. Als er in dem Älter war, in dem Sie sich jetzt befinden, hatte er ganz denselben müden Zug um den Mund, dieselben lässigen Bewegun gen und das gleiche, sekundenlange Aufblitzen der Augen, das mir an Ihnen auffällt. Er war damals fehr verliebt ..." - .Sooo!" machte Uriel und griff über den Tisch hinüber zu den be legten Brötchen. - Wissen Sie, Herr Doktor, ich esse Krabben für mein Leben gern. Die haben etwas so unsagbar mildes, et was unaussprechlich weiches an sich, daß . man . on wogende Kornfelder denken muß und ßch zu Tode essen könnte." Frau v. Baumann legte noch drei mit gehackten Krabben belegte Bröt chen auf den Teller ihres Sohnes. .Und dann," sagte Dr. Hopf wie in Gedanken, hatte 'Ihr Aater auch dasselbe glatte, schlicht in den Na! ken fallende Haar. Wenn ich mich an die ersten Universitätsjahre erinnere die Mädchen liefen ihm ordentlich nach. T. Hopf spähte durch die fun kelnden Brillengläser scharf in das Gesicht, des jungen Mannes. Frau v. Baumann räusperte sich und bückte sich nach ihrer Serviette, die zu Boden gefallen war. Uriel schien ganz von der Arbeit seiner Kauorgane in Anspruch ge nommen. Eine Pause entstand. In die kurze Stille fielen sechs zarte Schläge der kleinen Rokokouhr. die irgendwo auf einer Konsole stand. Dr. Hopf brach das Schweigen. .Es ist eigentlich wunderlich, daß Sie mitten in der Großstadt so ein sam leben, meine Hurschaften. Man sollte doch denken, eine Dame in deS Lebens Sommer und ein junger Dichter hätten manche Interessen, die sie mit der, Außenwelt verknüpften." .Mein Gott." sagte Frau v. Bau. mann. .Uriel gibt nichts auf die so genannten äußeren Erlebnisse. Er ge staltet von innen heraus. Und ich für meine Perfon habe wirklich nicht daS Bedürfnis..." . .Wir gehen jeden Donnerstag in den Zirkus und Montag in ,die Oper," warf Uriel dazwischen. .Aber das Zeug ist so aufregend, und Wag ner geht mir auf die , Nerven." Dann gähnte er und machte einen Versuch, die Hand vor den Mund zu halten. , Dr. Hopf küßte der Hausfrau die Hand und traf Anstalten, sich zu ent fernen. Frau v. Baumann machte eine abwehrende Bewegung. .Sie wissen ja, meine Gnädigste, meine Praxis. Es geht mit bestem Willen nicht." Er sah nach der Uhr. .Um sechs hätte ich schon bei einem Patienten sein sollen. Auf Wieder sehen, junger Freund!" Im Vorzimmer legte Frau von Baumann ihre Hand auf den Arm des Doktors.. .Nun?" .Es werden wohl 1500. Kronen weiden," sagte er lakonisch und ließ zwei dicke Rauchsäulen aus der Nase strömen. .Ich mein nicht daS." ssgte Frau v. Baumann beinahe leiser. .Ob dos j Leiden bzMr & iriM iMI'I .Heilbar schon. 'Ich kann Ihnen übrigen! cfies verraten: Ihr ohn muß unglücklich verliebt werden. .Voila tout!" Frau v. Baumann faß! mit Uv den Händen nach dem Kleiderständer. Unglücklich verliebt, sagen Sie? Und .muß' sagen Sie? Das wollen Ste zustande bringen? Gewiß, gnädige Frau, mit Ihrer gütigen Erlaubnis. Als Frau v. Baumann daS Spei sezimmer wieder betrat, war die Tablette mit den belegten Brotchen leer. Uriel schlief in seinem Fauteuil. Won nun ab verging kein Tag, an dem Doktor Hopf nicht Gast der bei den gewesen wäre. Frau V, Baumann mußte sich ein gestehen, daß die Angelegenheit kaum jn bessere Hände hätte gelangen kön nen. Dr. Hopf ging mit einer Deli katesse zu Werke, die ihre unum schränkte Bewunderung genrß. Es war ein Vergnügen, dem Manne bei der Arbeit zuzusehen. Die geheimsten und feinsten Seelenregungen spürte er auf und legte sie bloß wie ein Anatom dünne Nervenfäden. Nach vierzehn Tagen sagte er zu Frau v. Baumann: ,Nun sind wir fa weit, gnadige Frau. Morgen bringe ich das Me dium mit. Alles andere wird sich finden." Als Frau d. Baumann eine Er llärung erwartete, fügte er hinzu: ,Es lst nicht klcht gewesen, den Typ zu' ermitteln, nach dem die Psyche Ihres Sohnes verlangt. Aber meine Praxis l,t so reich an mteres santen Fällen, daß ich schließlich doch immer geeignetes Material für den subtilsten meiner Patienten finde." Und er brachte das Medmm. Eine schlanke, durchaus nicht hübsche junge Dame, die r Aagot nannte und als seine Nichte vorstellte. unel nahm von der Anwesenheit deS Mädchens weiter keine Notiz. Vorläufig interessierten ihn nur ihre Hände. Das waxen zwei übermäßig blasse, magere Hände mit blau her vortretenden Adern. Sie haben Hände wie die Duse." sagte er: .Sie sind eine große Tra gödin." Ich bin noch nie auf einer Bühne gestanden." bemerkte die Nichte des Doktors, indem sie eine Apfelsine kunstgerecht schälte. . Dann sind Sie eine große Bild hauerin und träumen von weißen Marmorleibern, die Sie formen wer den." ' " - Ich bin Malerin," sagte .daZ Mädchen kurz. ' ' Bon ihrem Haar, das ,n einem einfachen Knoten im Nacken lag, war eine Locke freigeworden, die sie mit zwei Fingern flüchtig zurückstrich. Unel folgte mit seinem Blick der Hand, die nach den Haaren griff und langsam wieder heruntersank. i Dr. Hopf fmg den Blick auf und gab ihn weiter zu Frau v. Bau mann. ' i Meine , Nichte kopiert übt die Kleopatra des Paolo Veronese in der alten Pinakothek," sagte er und drehte an seinem Bartende. Frau von Baumann saß still duf ihrem Sessel. Sie berechnete, wie lange es währen könnte, bis diese Liede 'ihren Höhepunkt erreichte. Sein Dichterherz würde nur allzu schnell Feuer fangen, das ahnte sie. Und m der Tat: mir dem Tag, der den Besuch des Doktors und fei ner Nichte brachte, näherte sich Uriels Zustand dem gewünschten Ziel. Der junge Mann hatte eine sicht liche Veränderung durchgemacht. Seme vegetative Trägheit war einer geistigen Irische, einer nie dcigewese nen Elaftzzitat gewichen. Die Jahrs der Untätigkeit, die hinter ihm lagen, hatte er wie ein Fieber aus seinen Glieder geschüttelt. Seine Nächte wa ren angefüllt mit seligen, bunten Traumbildern und Phantasien, und tagsüber sehnten sich alle seine Sin nt der Stunde entgegen, die ihm das geliebte Wesen brachte. Aber die Besuche des Doktors wurden seltener und seltener. '. mxai TageS sagte Dr. Hopf zu Frau v. Baumann: Wir sind nahe dem Ziele, gnadige Frau. Firni v. Baumann, die jetzt immer in rosiger Seligkeit schwamm, nickje glüÄlich. .Glauben Sie, Herr Doktor, dk,ß Uriel das große Unglück ertragen wird? Mir beginnt allmählig bange zu werden um ihn." Pah," machte Dr.. Hopf. .Da können Sie beruhigt sein. Meine Methode ist die imzig unfehlbare. Aber eines sage ich Ihnen: .Lassen Sie den jungen Menschen dann selbst mit sich fertig werden. .Ich meine, lassen Sie ihn diel ol- lein, stören Sie ihn nicht. Die un glückliche Liebe ist eine Medizin, die Wunder wirkt. Ihre Teilnahme würde ihn nur irritieren und von der hohen Aufgabe blenken, die er erfüllen muß." .Und Ihre Nichte?" .Fräulein Aciqot? Die Dame ist ebenso meine Patientin wie ihr ohn. Auch sie wird bald hergestellt fein. Das- ist eben das dki'blüssend Neue und Einfoche meines Sysir: Meine Patienten kurieren einander wechselseitig. Ich spiele nur eine Bcr Mittlerrolle." atau v. SSaumenn w sprachlos svor so diel Scharfsinn. Sie druckte 'dem Doktor warm die Hand, Am nächsten Tage sandte sie dem Mann, dem ihr gimzcs Vertrauen gehörte, per Post sein Honorar. Wohlgezählte 1500 Kronen. Er hatte sich das Geld redlich verdient. Sie zweifelte nicht eine Sekunde on dem Erfolg der Kur. Die nächsten Wochen gingen ohne bemerkenswerte Ereignisse hin. Uriel schien fürö erste gar nicht verändert. Er war ganz derselbe wie in öer Zeit, da er die Angebetete tagtäglich von Angesicht zu Angesicht schauen durfte. Ja. noch mehr: daS Glücks gefühl, das damals nur schwer und unsicher, über ihn gekommen war, hattet jetzt von seinem ganzen Wesen Besitz ergriffen. Er ging mit einer seligen, lächelnden Miene umher schien teilnahmslo, wenn seine Mut ter zu ihm sprach, und verriet durch eine gewisse Zerstreutheit, daß seine Gedanken in fernen, idealen Welten verweilten.' Frau v. Baumann war anfangs besorgt. ' Sie hatte einen alles aufwühlen den Schmerz erwartet, eine leiden schaftliche Verzweiflung oder ein tie fes. namenloses Weh. Und nun hatte er nicht einmal ge fragt nach dem Mädchen. Und tt liebte die Malerin mit der ganzen Glut seiner einundzwanzig Jahre. Dessen war die besorgte Mutter ge wiß. , Aber sie überlegte sich die Sache, Vielleicht war Uriel schon so weit, daß er arbeitete. Sie wußte ja nicht, was er trieb. Tagsüber war er selten zu Hause und bis zum dämmernden Morgen brannte Licht in seinem Zimmer. Sie sah ihn kaum ein, zweimal des TageS. Vielleicht war die Seligkeit nur ver Rausch des Schaffenden oder das aufdämmernde Bewußtsein, daß daS Glück ein unglücklichen Liebe mit keiner anoe ren Erdepwonne zu vergleichen sei, Und Frau v. Baumann fand ihre Nuhe wieder. Da geschah eS eines TageS. daß Uriel abends nicht nach Hause kam. Es wurde Mitternacht und von dem jungen Mann war nirgends eine Spur. Frau v. Baumann ließ zeden Winkel des Hauses und des Gartens durchsuchen. Ihre Aufregung war eine unbeschreibliche. Die ganze Nacht über schloß sie kern Auge. Als Uriel auch am nächsten Tage nicht erschien, lief sie selbst zur Po lizei und erzählte den Sachverhalt. Man versprach der allgemein bekann ten und geschätzten Dame daS Mm scyenmogiicne zu rüg. Aber es verging ein zweiter, em dritter Tag, ohne daß jemand von ihrem Sohne Kunde wußte. D arme Frau war dem Wahn nne nahe... Da am zehnten Tag bracht der .Popbote eine Ansichtskarte. Frau v. Baumann stieß einen kurzen Schrei aus. Vor ihren Augen tanzten die Schriftzüge Uriels. Er schrieb aus Stockholm: .Senden dir von unserer Hoch zeitsreise die herzlichsten Küsse, Dei ne glücklichen Kinder Aagot und Uriel." Am selben Tage begrub Frau d. Baumari endgültig die Hoffnung, die berühmte Mutter eines berühm ten Dichters zu werden. " f Splitter. Wer a Geld hat. der darf a Gautter sein. Wer ab sank hat. den sperrt ma sicher . einl l, ' mm " m Schnadahüpfl. Wenn Wcibcr .Grüß Gottl' sag'n. Bleib' s eb'n glei' zum 'I'red': Pfüat ÖtiZ" sag n s' g'tviß zehnmal, Wer fort geh'k tuan f nett KaufmanischeJndik tretionen. Kassierer: .So ein Pech, jetzt kommt mir mein Chef zuvor und brennt mit der Kasse durch!" , Aus einem P olizetbe richt. Bei dem Selbstmörder Kur de nichts gefunden, als eine silberne Uhr, eine Geldtasche ..mit kleinem Inhalt und ein Buch: .Wie verlän gere ich mein Leben?" ' Aut Rache. .Sag', Karl, wo hast Dn denn den silbernen Löffel her?" ..Den hab' ich eingesteckt nach dem Mittagtisch aus Zorn, weil das Essen so schlecht war.'" ' Entrüstung. .WaaS aus Liebe hat Doktor Müller gehet ratet? Ein ganz armes Mädel noch dazu?" ..Und sotvas nennt sich nun prak tischn Arzt!" Splitter. Die Frauen sind die Musik deS Lebens, aber den Männern fehlt häufig da? Ge hör! , , Angenehme Eröff nnng. Er (beim Stelldichein in der Konditorei): .Wielange wartest Du schon aus mich, Schatz?" Sie: Zwei Stück Prinzregenten torte, drei Frilchtegefrorene und sechs .Mnb,ltel lang!!" ' DruiZ fehler. Glückstrah lend legte er den Arm um ihren Nacken und drückte ihren Kröpf an seine LruZ. Eilisichung M Nordlichtes. Auf ,! der Sonne ouSgchknde ttdtdi sche Strahle zuxückgeflchrt. In einer der lehlen Sitzungen bet mathematisch naturwisscnschaftliche Klasse der Gesellschaft der Wissen schaftcu zu Christian! teilte dcl Dozent Tr. L. Vagard die jüngsten Entdeckungen über die Entstehung des Nordlichtes mit. Sie beruheil. auf der Art der photographischen Bestimmung der Nordlichthöhe, die Prof. Störmer, NorNicgenS bedeu tendster Nordiichtforscher. ,1310 zu erst angewandt hat, imd die im Laufe des Jahres 1914 auf den, Observatorium Halddo mit größten, Erfolg angewandt worden sind. Es sind dabei etwa 800 Parallaxenbil der erzielt worden, von denen iifiet die Halste im Physikalischen Institut ter Universität zur Berechnung von Nordlichthöhen verwertet wurde. Die Ergebnisse dieser Untersuchun gen find für die Erklärung der Ent stehung des Nordlichts von größ ter Bedeutung. Stürmers Ansicht, daß ein großer Teil der Nordlichte auf bestimmte Gruppen elektrische Stralllen zurückzuführen fei, die von der Sonne ausgehen, ist dadurch sa gut wie sichergestellt. Es handelt sich dabei um zwei verschiedeng Strahlengruppen: eine dringt bis in die Erdatmosphäre bis zu einer. Höhe von 106 5kilometer über ' der Erdoberfläche, die Strahlen der. anderen Gruppe bis zu einer Höhe von 100 Kilometern. Eine Reihe der häufigsten Nordlichttypen wird durch diese beiden Strählen erzeugt. Di Berechnung der 3!ordlichthöhen und der dadurch ermöglichte Nachweis der beiden Strahlcngruppen ' ist von höchster Bedeutung sür di physikalische Natur der kosmischen Strahlen, die von der Sonne aus gehen und beim Eindringen in di Erdatmosphäre das Nordlicht echeu gen. . Die berechneten Nordlichthohen sind geeignet, wichtige Ausschluss über den elektrischen Zustand der Sonne zu geben. DaS Ergebnis der bisherigen Untersuchungen weist mit Bestimlnthcit darauf hin, daß die Strahlen durch radioaktive Vor gänge auf der Sonne hervorgexu fen werden, und weiter kann man den Schluß ziehen, daß die Sonn ein nur verhältnismäßig geringes elektrisches Feld besitzt, und daß sie in der Zeiteinheit gleich große Men gen positiver und negativer Elektri zität aussendet. Vagard war be reitZ auf Grund anderer Betrach tungen zu dem Ergebnis gelangt, daß die Sonne solche Gruppen ho mögen elektrischer Strahlen aus senden müsse, und daS Ergebnis die ser ö!ordllchtbeobachtungm hat sein. Annahme bestätigt. , , Bedeutender Bildhauer. Die französische Bildhauerkunst hat in Jean Marius Antonin MerciS, dessen Ableben am 14. Dezember zu Paris erfolgt ist, einen ihrer berühm . testen Vertreter verloren. Merci4 war 18-15 geboren, ein Sohn des Südens, zebürtig aus Toulouse und somit Landsmann von Falguiöre, dessen Schüler er in Paris wurde. Schon 1863 errang er den Rompreis und kurz nach dem siebziger Kriege ge lang es ihm, sich in die vorderste Reihe der französischen Bildhauer zu schieben. Das Werk, dem er seinen Ruhm verdankte, nannte sich Gloria bictis" und wurde, ebenso wie sein einige Jahre später entstandene Grup pe Quand möme" von der stark er regten patriotischen Stimmung dee Franzosen emporgetragen. . Diese bei den Denkmäler haben in Paris und Beifort ihren Platz gefunden. .Gloria bictis" zeigt einen jungen Krieger, der in der Verteidigung des Baterlandes den Heldentod findet und dem der Genius Frankreichs den Lorbeerkranz um die Stirne legt. Quand möme" stellt eine heroische Frauengestalt dar, die voll hoher Entschlossenheit in Ausdruck und Gebärde den hinsinken den Krieger wieder aufrichtet. Die Wirkung dieser beiden Schöpfungen war groß. In den achtziger Jahren verband sich Werci6 mit Döroulöde und einigen anderen zur Gründung , der bekannten Patriotenliga, für die er als künstlerisch? Wahrzeichen eme in Frankreich sehr weit verbreitete kleine Statuette einer Elsäßerin ge schaffen hat. ' 'J-. , Merciö hat eine ausgebreitete Ta t iglest als Schöpfer von Denkmalern entfultet? die Statuen von Arago in Perpignon, von ThierS in St. Ger main und von Wilhelm Tell in Lau fanne gehören zu fein bekanntesten Werken auf dief.-m Gebiete. Das Lu rembourg'Mufeum besitzt von ihm einen David und eine Grabmalplastik. Mit Falguiöre zusammen bildete er daS Haupt der .Schule von Tsu louse", dessen künstlerische Art sich irt seinen Werken ganz widerspiegelt. Er besaß eine behende Erfindung, eine vollständige Herrschaft über das bild hauerische Handwerk. Er verstand, seinen Schöpfungen einen bewegten, lebhaften und interessanten Umriß zu geben, aber im innersten Wesen war Mercis Kunst mehr malerisch als plastisch und sie entbehrte der Gedie geoheit und Festigkeit des eigentlichen lkulöturalen Denkens und Bilden