LoUL S-WglichL Omaha TribünL-Frcitag. fccn 10. Februar 1017.
lZcyjchcnlcbc!?.
fi& ton I. GIun-fmtf.fi.
rluZ dein Kuhischcn von E. floppen.
j ...Auf der rücke, war rS men
schenleer. Don dem morschen Breiter
Beschlag rvch es ach Feuchtigkeit. Die
'Laternen beleuchteten matt die steiner
ne Einfassung deS gußeisernen ii
terZ.
Tschmuto hatte schon die Mitte
der Brücke erreicht, als er plötzlich
auf dem Holzpflasser einen Ueberrock
ttr.t:Ktt cit. dem ein Zettel befestf3t
war...
' Jemand hak sich ertränkt!- flog
,'eS ihm durch den Kopf, und ein un
genehmes Kältegefühl kroch . über
.seinen Rücken.
53 lohnt picht zu leben! Die
Wcnfchcn sind Bestien, die nur an
ihr leibliches Wohl denken. Warum
soll man leiden und sich quälen? Je
gororo.- las er auf dem Zettel.
, Tschmuto seufzte. Er lehnte sich
nS Gitter und verfiel in Gedanken.
.Der Glückliche!" flüsterte er. .Er
i$ den Bestien entronnen und hat
aufgehört zu leiden! Er hat recht:
es lohnt nicht, zu leben! Mein Freund
Abrümow lebt wie ein großer Herr
und ich besitze nichts! Leide Hunger
und Kälte und Erniedrigungen! . . .
.Es hat keinen Sinn zu leben!!."
Tschmutow warf energisch seinen
lllock ab, fügte mit einem am Gitter
herumliegenden Bleistift stimm Na
mm dem Zettel bei und 1?rang ins
Wasser. Er tauchte einige Male unter
und verschwand spurlos...
Kaum hatte sich der letzte von dem
Sprung Tschmutows herrührende
LZing auf dem Wasser verteilt, als
Suchotin die Brücke betrat. Die bei
den Röcke und der Zettel fesselten so.
fort feine Aufmerksamkeit.
.Zwei Menschen haben sich er
tränkt!" durchfuhr es Sachotin, und
ein unangenehmer Schauder rieselte
iier seinen Rücken,
i Er las den Zettel und nef: Ja!
!...Sie haben recht!... Das ist ein
Hundeleben! Tag für Tag steht man
hinter dem Ladentisch und mißt mit
dem Arschinmaß verschiedene Stosse
cb... Wieviel man auch abmißt
mehr wie zwanzig Rubel monatlich
erhält man nicht, und der Prinzipal
hat von jeder Arschin seinen Vorteil!
Lohnt es denn zu leben? Wozu? Um
zu essen, zu trinken, zu schlafen und
Stoff abzumessen... Und so das
ganze Leben hindurch?! Nein, die an
deren haben sich ertränkt, und ich will
mich auch ertränken!!", - '
Suchotin nahm Mantel. Rock und
Hut ob. schrieb auf den Zettel: Ge
lesen und richtig befunden. Mache da
tx dem Messen mit dem Arfchinmaß
durch den Tod ein Ende. Suchotin
und stürzte sich in den Fluß.
Einige Zeit darauf passierte der
Student Perewersew die Brücke. Er
gewühlte sofort den Haufen Klei
durgsstllcke und den weißschimmern
den Zettel.
..Ins Wasser gesprungen!" dacht
er, und ein unangenehmes Frösteln
überlief ihn.
Er las den Zettel, lachte, bitter auf
und bemerkte: .Da haben wir eine
Illustration unserer kapitalistischen
Ordnung, da haben wir die grellen
folgen unseres Regimes! Drei Leben
sind vernichtet. Wer weiß, was sie
dem Vaterland gegeben hätten, wenn
sie im Zukunftsstaat gelebt? Es lohnt
' nicht zu leben! Es ist sogar ein Ver
brechen, zu leben, wenn dem Proleta
riat nur ein einziger Ausweg geblie
htn ist: von der Brücke ins Wasser.
Und ich war gestern im Marienthea
tcr! Habe Sobinow (berühmter ruf
ssscher Sänger) gehört... gemeiner
Kerl, der ich bin!"... er knackte mit
hm Fingern und. nachdem er gerufen
hatte: ich will es sühnen!" schrieb er
folgende Worte auf den Zettel: . .Es
ist langweilig, niedrig und empörend,
jii leben! Es ekelt mich vor den Wen
schen. es ekelt mich vor mir selbst.
Sobinow ist ein Sänger . für die
Bourgeois... Hch schäme mich für
Sabinom und für mich. Manja. er-i.-.nerst
Du Dich der Worte des Dich
ter: .Traure nicht um ihn, schön ist
es. jung zu sterben?" Uebergebt dem
Dienstmädchen meinen Wecker: sie hcit
noch für drei Franzbrote zu bekom
men. Kämpf! für das allgemeine
Wahlrecht! Perewersew." Darauf
warf er Mantel und Uniformrock ab
und sprang ins Wasser.
' Ein betrunkenes Bäuerlein erschien
öuf der Brücke. Er sah gleichfalls den
saufen Kleider und rief: .Ertränkt!
sä, hier ist gleich ein ganze Gesell
saft! Gütiger Herrgott, bin ich denn
lMtn als sie?"
Er streifte fein ' durchlöchertes
V2avxS ab, bekreuzigte sich - und
schwang sich über das Gelände. Kaum
toar er ober im Wasser, so dachte er
ugenschemlich, daß er doch schlechter
als die anderen fei, denn er machte
verzweifelte Schwimmdersuche? allein
b:t mit Wasser dollgesogenen Beinklei
der und Stiefel zogen ihn auf den
Krund.
! Eine Weile darauf trat ein Fuß
Polizist aus einem Haustor.
; Ah!" rief er aus, .hier hat
fi jemand meine Abwesenheit Z'nuße
mcht... Ob?! Wieviel Volk! Es
,Vkd 'mir schlimm ergehkn!'" Er
'Uctlt !H den Kopf, tat ein, paar
kräftig Flüche, spuckte aus. nahm
den Zettel zur Hand und Ia8 mi!
Mühe daZ Geschriebene. ,,N ja.'
flüsterte er gedankenvoll. .ES ha'
keinen Sinn für mich, noch weiter zu
leben: meine Vorgesetzten krieger
einen Rüffel und ich komme vorZ
Gericht! Und alles wegen dieser Kö
chin. daß sie verdammt sei! Auch da?
Bolt ist heutzutage gemein: es kann
sich ja einer ertränken, nun meinet
wegen zwei, aber doch nicht gleich ein,
ganze Horde! Jetzt muß ich mich fü,
sie alle verantworten. Man sollte den
ken, daß es in Petersburg wenig
Brücken gäbe! Alle sind sie daraus
versessen, sich von derselben Brücke
hinabzustürzen!"
Er kratzte sich noch einmal den
Hinterkopf und, nachdem er gesagt
hatte: Besser ins Wasser, als vors
Gericht!" schnallte er seinen Säbel ab,
entledigte sich des Uniformmantels
und sprang in die Tiefe.
5.l i& rto;;, n.finfi'" fc.
..ycuit iuuc tiy wiuu jjfcuvi. "v
merkte Jegorow, iich von oem ooen
einer leeren Barke, erhebend.
Siehe da, die vielen Sachen!"
flüsterte er freudig, 'indem er di,
Röcke und Mäntel musterte. .Nun,
wohl bekomme es... ich habe ins
Schwarze getrofsen! Sie beißen jetzt
gut an auf solch einen Zettel!"
Er zog aus dem , Haufen seinen
zerrissenen Rock hervor, lud sich die
fremden Mäntel undRöcke auf den
Rücken und schlenderte nach Hause.
LZjährige Wcltreiseude. ' J
Der deutsche Dichter, welcher gesun
gen hat:
.Wem Gott will rechte Gunst
. erweis:,'.,
Den schickt er in die weite Welt'
hat dabei nicht an Greise ode:
Greisinnen gedacht. Es gibt aber auch
Menschenkinder, denen die Wanderluft
erst sehr spät in die Glieder fährt,
doch nicht zu spät für ihr Glücksge
fühl! Eine dieser, vielleicht die älteste
Weltreisende, ist die jetzt 83jährige
Frau Sofia Howarth, welcher dieser
Trieb erst im 79. Lebensjahre kam,
und die seitdem beständig unterwegs
ist!
Wenn sie nach ihrem Ausgangs
punkte, nämlich nach der .Engel'
stadt" Kaliforniens, glücklich zurück
kehrt, so wird sie eine Weltreise von
mehr als 85,00 Meilen vollendet ha.
den, vowon sie einen-bedeutenden Teil
zu Fuße zurückgelegt , hat. An Geld
fehlt es ihr nicht; si. war aber bis zu
ihrem 73. Jahre stets daheim geblie
ben. Erst als alle ihre Anverwandte
dahingeschieden waren, erwachte in
ihr der Wandertrieb, gleicht einer
Jahrhundert - Blume.
Ehe sie sich's versah, war sie auch
auf einem Dampfer, der nachHono
lulu fuhr. Bon Sa ging sie nach den
Philippinen Inseln, dann nach Ja!
pan. dann nach Port Said, Egypten, j
durch das heilige Land, durch die !
Türkei u. nach europäischen Ländern.
Nach Amerika zurückgekehrt, suchte sie!
auch den hohen Norden auf und Pik
gerte durch Schnee und Eisfelder in
Alaska. Nicht minder hat sie auch den
Panamakanal kennen gelernt; und aus
manchem Strom ist sie in einem T!u
nen Boot gefahren, als wäre sie von
jeher mit der Wasserwelt vertraut ge
wesen.
Es ist besonders bemerkenswert,
daß sie stets allein reiste, und nie
und nirgends hat sie eine unangeneh
me Erfahrung durchgemacht! .Wun-
tkrvoll ist es, eine ältliche Person zu
fein und erst als solche in die Welt
hinaus zu gehen", fagt sie von sich
selbst, .da ist es einem gerade, als
seien einem alle Lasten abgenommen
und als ob jedes sich nur 'Mühe gebe,
die Dinge für einen angenehmer zu
machen. Das ist wie eine Erntezeit iü
Lebens nach allen Stürmen und Sor
gen, und das Herz kann noch einmal
jung werden, tüten der Körper ali
wird."
Der Nervenchok. .Na,
Herr Susfmeyer, hat Ihnen das viele
Morphium, das Sie während Ihre,
Krankheit haben nehmen müssen,
nichts geschadet?"
Jo, ja, i ' hob halt an starken
Nervenchok davongetragen; so oft
zum Beispiel a Maßkrug in dii
Hand nehmen tua. kann i ihn nit
eh'r wieda hinstella, bis ihn aus
trunka hab!"
O weh! .Als Mädchen wa,
meine Frau ein Märchen obei
jetzt Es war einmal!" '
Beruhigung. Freund'
.Ganz gern würde ich 'mal mit Dir
auf die Jaqd gehen, aber ich treffe ja
doch nichts!"
..Unsinn, alter Freund' In me'i
nem Reoicr sind so viele Hasen, daß
man sckion in ganz vorzügliche!
Schütze sein muß wenn man keinen
treffen will!"'
Im Abzahlungsge
schüft. Sehen Sie, bei mir ton
nen Sie alles haben. Wobtl, Teppiche
und sogar Kleider, denken Sie an
mich, wenn Sie 'mal heiraten!"
Einstweilen habe ich noch: gar
keine Braut.""
.Die können Sie auch haben!"
Bon. den russischen Lr,
schern sah Iwan IV., der Schreckliche,
am lanaiien auf dem Tbron nämlich
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