Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, February 16, 1917, Image 2

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Amerikas Aeziehnngen
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Hum Kroßen Kriege.
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IVann und wie wird der Krtca enden?
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imitiu VerlagZkirm, C. Mcijlurg
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dra ersten Teil des Lchlublavilel! dun ros.
?abn William SZurgcd' hervorragendem
!Lch Amerii-a" Rektion to tk Gtwt War"
in IcullA Ueberseguna. Dos Buch gehört
den tiefsinnigsten, Jlatfttn und Uberseu
kndstkn Darstellungen der ktreitsraaen, die
der unselige Weltkrieg zwischen merika
inib Xcuif&fanb ewiiflt hat und dielet in
seinem Echluszlavilel ine , welthillorifche
Uebersicht der verborgenen Ursachen und
Triebkrüfte dieser giganiischen Erderickülle
nig von hinreifzender und unw!derslcy!icker
lleler,k!,g!ng?i!rast. Sin meriloner. töu
lehrt din Wellrus, ein ffiinnn von der
chmficr Gesinnung, durchdringender (Sei
sicsicharse und iiberragendem Öif'trt legt
vier sein bolitischeS GlllubenödekenniiiiS ab.
lle Ainnilaner follle und alle Teutsckeu
werden es mit ticssler EmVswdung lesen.
Mi ist die Tat eines Mannes, der wie äiie
nige berufen ist. in dieser geil der ?rrun
c und Wirrungen den Schleier zu lösten
und in da wahre Giflcht der Welt au
der Schwelle dcS zwanzigsten Jahrhunderts
ii icigen. , Tie !es.
Dies ist die Frcige. die auf Aller Lip
den schwebt, obgleich nur Wenige die
Kühnheit oder die Sachkenntnis besitzen,
auch nur von ferne eine Antwort darauf
zu wagen. Nur verhältnismäßig We
nige betrachten diese große Wcktcrschüt
ierung vom Standpunkt der Wcltphilo
sophie und dem Gesetz der Weltentwicke
!ung, und dies gilt besonders für die
Ver. Staaten. Nicht ein Prozent aller
Ansichten, die in amerikanischen Büchern
; und in der Tagespresse Amerikas nieder
gelegt sind, hat im Entferntesten die
wirklichen Ursachen und Ziele dieses
Krieges berührt, wie sie objektiv, unpar
teiisch und in intelligenter Weise vom
Standpunkte der Geschichte und des
Fortschrittes der Welt und ihrer ?-iin
enden Notwendigkeiten betrachtet werden
sollten. Die Meisten haben unter dem
Einfluß persönlicher Sympathie oder
Feindseligkeit gesprochen oder geschrieben,
. oder bestimmt von Familienrücksichten,
sozialen Beziehungen oder Geldinter
essen. Solche rein persönlichen Beweg
gründe können nie einen Auslug bieten,
von dem eine große historische Bewegung
beobachtet und beurteilt werden kann.
Tie Aeußerungen solcher 'Leute ich
will sie, nicht Meinungen nennen die
auf ein derartigen Stufe stehen, sind
widersprechend, verwirrt, zum Teil !rn
Bisch, zum Teil senil oder böswillig.
Eine sehr große Anzahl sieht diesen
iitani'chcn Kampf hauptsächlich vom e
sichtöwinkcl der Führung des Krieges an. ,
Einige scheinen den Verstand über die
Verletzung der belgischen Neutralität und
die sogenannten Hunnen Greueltaten
verloren zu haben. Gemeinhin wissen
sie nichts über die Haltung Belgiens
wahrend der acht oder zehn Jahre bor
dem Kriege, und in ihrer wilden
Schmähsucht scheinen sie das Zeugnis
vieler höchst glaubwürdiger Männer, wie
unserer eigenen Zeitungs-Konesponden-len
auf dem Kriegsschauplatz einfach zu
ignorieren, während nicht Wenige, die der
entgegengesetzten Ansicht sind, erklären
daß die wirklichen, in diesem Kriege der
übten Greueltaten die von den Russen
hauptsächlich in Ostpreußen verübten
sind. Alle aber scheinen zu vergessen,
daß eine in Feindesland stehende Armee
immer beschuldigt wird. Greueltaten zu
verüben. Die Terdammungsurtcile über
das Verhalten der Unionsheere im Sü
den während des Bürgerkrieges, beson
ders von Seiten der englischen Presse
war nahezu so heftig und sicherlich
ebenso übertrieben und irreführend wie
irgend etwas, das wir jetzt zu lesen oder
zu hören bekommen. Und wenn Jemand
heute nach Mexico City reist, so wird
er von braven Menschen hören, daß der
Vj v i r a n 3 0 Fall ein viel schlimmerer
Bruch neutraler Rechte als der Lusi
t a n i a Fall war. Dieser letztere war
der Fall eines Kriegführenden,
der unternahm, ein feindliches
Schiff daran zu hindern, Waffen und
Ärkgsmunition dem - Feinde zu
bringe, dadurch, daß er das Schifs an-
, prfiMZ .der Feindeö-Kiiste ver
senlie. wobei allerdings" Bürger einer
'üeutralea Nation ertranken. Der erst
qzMnnte Fall - labet ... war , der., eines
Aicht- Kriegfühttvden, der das Schiff
einer befreundeten Nation zu ver
hindern suchte. Waffen und Kricgsmu
nition einer anderen befreundeten Nation
abzuliefern, indem er den Hafen und die
Stadt, wo Waffen und Munition abge
liefert werden sollten, gewaltsam in Be
V"i nahm, und dabei Bürger sowohl als
-Soldaten des gewaltsam in Besitz ge
nommenen befreundeten Landes in der
Ausführung . feiner ' Tat um's Leben
.f ragte. Nach Ansicht der Mexikaner ist
d?r ?jp!kanaa-Fall so schlimm, wie der
belgische nud LuptaoiaJa zusammen
genommen. -
C3 ist von unschätzbarem Vorteil, daß
wir Andere so sehen, wie die Anderen
uns siben. wenn wir uns bemüßigt füh
ten, das Verhalten er.derei Völker in der
Kriegführung zu schmähen. Dies ist in.
dessen nicht das genaue Ziel meiner ge
geuisärtiSkN Beweisführung. Ich be
muhe mich, klarzumachen, daß ein ZU
sr.sz?sprechenes Eindringen in die an
gkblichm Methoden, die von den Völkern
bei ihrer Kriegführung angewendet wer
den, iins von einem wirklichen Verstand
,'lz'der großen, verborgenen Geschehnisse
(i f ' t d e durch deu Krieg vollbracht
weiden sind Tie Schwachen halten die
C 3 t n rifer für brutal, und gemein
K'ii wird der Sieger vom Besiegten in:
" l ' e betrachtet.
L e i derum frsben den großen Ge
, Tb d - größte in der ganzen
,1 , turn (ekchiipunkU fest
t 1 ii Gleich- oder Ungleich?
t 4t; iuknun .Institutionen der
verschiedenen liiegsührenden Völker au
mit denen der Ver. Staaten betrachtet.
Sie haben soviel vom Preußischen Mi
lNarismus" gefaselt, bis jeder Buchstabe
der Phrase einem zum Ucberdruß geivor
den ist, und haben al den einzigen Zweck
des Krieges die vollständige Vernichtung
dieses Monstrums proklamiert. Ihr
Urteil dabei war von wenig oder gar
keiner Kenntnis -dessen getrübt, was
Preußischer Militarismus" ist, und zu
gleich scheinen sie vergessen zu haben, daß
in Uebereinstimmung mit dem funda
mentalen Prinzip internationaler Gesetz
gebung, wonach einem Staat verboten
ist, sich in die internen Angelegenheiten
des anderen zu mischen, es durchaus
nicht ihre Sache ist, wie Preußen oder
Deutschland, oder irgendein anderer
Staat sein Heer oder seine Flotte orga
nisteten will. Sie bilden sich ein, ge
recht zu urteilen, wenn sie die inneren
Einrichtungen von Großbritannien oder
Frankreich mit denen der Ver. Staaten
vergleichen, wodurch an sich schon der
Beweis geliefert ist, daß sie weder von
den internen Einrichtungen dieser drei
Länder eine Ahnung haben, noch auch
irgendwelche Kenntnis, der wirklichen
Art, wie die Regierung irgendeines der
selben geleitet wird. Einige Mühe ver,
ursacht es ihnen allerdings, die inneren
Einrichtungen Rußlands mit denen der
Ver. Staaten in Uebereinstimmung zu
bringen, über diesen Teil ihrer Ausfüh
rungen aber eilen sie meistens mit weni
gen Ausfluchten hinweg.
Sehr wenig ist über die Achnlichkcit
zwischen den deutschen Einrichtungen und
denen der Ver. Staaten gesagt oder ge
schrieben worden, obgleich dieselbe für
alle Diejenigen, die genau damit ver
traut sind, diel stärker erscheint ols die
zwischen französischen und amerikani
scheu Institutionen und ebenso stark wie
die zwischen britischen und amerikani
schen. Es ist indessen nicht meine Ab
ficht, diese Zustände kritisch zu beleuch
ten, 'weder inbezug auf die Richtigkeit
oder Unrichtigkeit der Tarstellung der
verglichenen Dinge, noch auf ihre Gleich
heit oder Ungleichheit. Meine Stellung
nähme ist einfach die.daß die Unter
fchiedi der internen . Einrichtungen der
verschiedenen Länder, die jetzt in den
gigantischsten Kampf in der Geschichte
der Welt verwickelt sind, oder ihre
Gleichartigkeit keinen richtigen Gesiäits
Winkel bieten,. von dem aus die Ursachen
und. Ziele dieser ungeheuren Erschütte
rung in der menschlichen Gemeinschaft
zu erklären sind.
Wenn wir die gewaltige Bewegung
verstehen wollen, so müssen wir imstande
fein, einen internationalen Ausblick zu
erlangen, einen Ausblick, der uns Ein
sicht in die Entwicklungsstadien der der
fckiedenen Voller und Länder der Welt
gewährt, und zugleich in ihre Einwir,
kungen aufeinander, sowohl in politischer
als auch wirtschaftlicher Hinsicht.
Die Landoberfläche der Eide beträgt,
in ungefähren Ziffern, etwa fünfzig
Millionen Quadratmeilen, die Wasser
oberfläche etwa achtzig Millionen. Beim
Ausbruch deS Krieges gab eö 57 unab
hängige und souveräne Staaten, unter
denen die Völker der Welt, ungefähr
sechzehnhundert Millionen menschlicher
Wesen, organisiert waren, und zwar in
Europa fünfundzwanzig, in Asien zwölf,
in Afrika drei, in Nord und Zentral
Amerika sieben und in Süd-Amerika
zehn. Von diesen siebcnundfünfzig
Staaten waren, besonders durch die
Entwicklungen der letzten fünfzig Jahre,
drei die drei großen Kolonial-Weltreiche
der Erde geworden. Diese drei waren
und sind es noch heute: Großbritannien,
Rußländ und Frankreich. Diese drei
Reiche übten am 1. August 3914 die
Herrschaft über mehr als feie Hälfte der
gesammten Erdoberfläche aus und über
nahezu alle strategischen Punkte von
Wichtigkeit auf den Meeren, wodurch sie
in den Stand gefetzt waren, gemeinsam
wenigstens den Anspruch zu rechtfertigen,
der lange von, einem von ihnen erhoben
worden war: nämlich die Herrschaft der
Meere zu besitzen. Bis zum Jahre 1311
hatten die drei nie in Uebereinstimmung
zu handeln vermocht. Im Gegenteil, sie
waren zur Höhe ihrer Machtstellung mehr
oder weniger im. Konslik: miteinander
gelangt. Besonders Großbritannien und
Ruhland betrachteteneinander ols na
türlicke Feinde, namentlich weaen ihrer
widerstreitenden Interessen in Asien und
in der Levante. Zum mindesten bis
zum Jahre 1S07 hatten britische Staats
männer es ls die vornehmste Aufgabe
ihrer Nolonialpolitik betrachtet. Rußland
aus itonstantinopel, .Alezaudreitc und
vom Persischen Golf fernzuhalten. Wc
gen dieser divergierenden Interessen der
drei großen Zloloniol-Weltttiche war es
den anderen Staaten und Völkern der
Welt gelungen, auf diese oder andere
Weise kommerziell und international ihr
Fortkommen zu finden. Die Probe, wie
die Welt dieses Kolonial-Weltreick-System
dulden würde, ward nicht auf
gestellt, solange die drei Kolonial-Welt-reiche
nicht dahingelangt waren, ihre In
teressen und ihre Bestrebungen in einen
gigantischen wirtschaftlichen Trust zu
vereinen.
Das neunzehnte Jahrhundert war
ämlich mehr das Zeitalter der politi
schen als der ökonomischen Entwicklung.
ES war das Zeitalter, in dem die großen
Staaten der Welt, besonders die euro
päischen und amerikanischen Staaten,
ihre gegenwärtigen Regierungsformen
ausarbeiteten, und in dem die Zrolor.ial
Wellkeie! Ordnung unter den unzivili
perlen Menschen in den Besitzungen, die
sie sich anzeeignet hatten, seliuen, und
in dem sie dcnWildcn die erste, Lektio-
eu iu dtt AtUÜ und im Glhois.iM
erteilten. Es war die Period:, in der .
die Kolonial-Weltrciche von ihrer besten
Seite, als die Missionare der Jivilisa
tion. als die Träger der Bürde des
Weißen" erschienen. Es war die Pe
riode, die der ökonomischen Ausbeutung
voranging. Tie anderen Staaten der
Welt waren hauptsächlich mit ihren eige
nen internen Angelegenheiten beschäftigt,
batten wenig Ehrgeiz und noch weniger
Fähigkeit, die 'Rolle von Weltmächten zu
spielen, und waren ziemlich zufrieden
mit den Handelsabfällen, die die Kalo
nial.Weltreiche ihnen zuwarfen. Tie
Zeit mußte erst kommen, wo die Welt i
von der politischen sich hauptsächlich nach
der ökonomischen Entwicklung drehte, be
vor die Förderungen der Welt gegen das
Kolonial-WeltreichSystcm der drei gro
ßcn Mächte sich derartig Bahn brachen,
daß diese Reiche sich zur gegenseitigen
Annäherung gezwungen sahen, und zwar
zum Zweck, das System zu verteidigen
und seine Verewigung zu erreichen.
Während des letzten Viertels des neun
zehnten Jahrhunderts begann diese
Wandlung von der politischen zur ökono
mischen Entwicklung ihren Lauf, und
während der ersten Dekade dieses Jahr
Hunderts trat deutlich in die Erschei
nung, daß die ökonomische Reorganisa
tion der Welt dos Problem des gegen
wältigen Jahrhunderts ist.
Es ist kein Zufall, sondern eine Fü
gung der Vorsehung, die der Welt Lauf
lenkt, daß gerade in diesem Stadium
der Welteniwicklung drei neue kraftvolle,
nationale Staaten, die nahezu in gleicher
Entfernung voneinander liegen, alle in
den Grenzen der nördlichen Hemisphäre,
eins in jedem ihrer drei lkontiuente. alle
ohne koloniale Besitzungen, als Welt
mächte in die Arena traten, als Mächte,
mit denen in internationalen Bczichun
gen und in, Welthandel zu rechnen war,
und die ihren Platz an der Sonne"
forderten: die Ver. Staaten. Teutsch
land und Japan. Dem Lauschenden, der
sein Ohr auf den Boden halt, um auf
den Schritt im ,V!arsch der Weltge
schichte zu. horchen, ist der Gedanke im
abwendbar, daß hier die Mächte sind, die
das Schicksal berufen hat, um das 5Io
lonialWelireichSystem wieder zu zer
kümmern und die Welt einer neuen
ökonomischen Organisation zuzuführen.
Das Kolonial-Wcltreich-System hat.
in seiner ökonomischen Entwicklung, in
stets wachsendem Maße zur exzessiven
Bereicherung der Wenigen und zur Bei
armung der Vielen geführt und wird
dies immer tun, und nicht in den Kalo
nien allein, manchmal sogar nicht in
erster Linie in den 5Zolonien, sondern
ebenso und immer im Muiterlande. Das
ist der Grund, weshalb das Nolonial
Weltreich immer zur Plutokratie aus
artet, ganz gleich, waS die äußere oder
ursprüngliche Regicrungssorm ist oder
gewesen ist.
Oftmals während dieses Krieges bin
ich aufgefordert worden, ein: Erklärung
zu gebend wie England und Frankreich
sich mit Rußland gegen Deutschland oder
irgendein Ziel vereinigen konnten. Die
Antwort ist einfach die, daß sie alle
Kolonial-Weltreiche. alle Plutokratien
sind, ganz gleich, ols waö ihre äußere
Regierungsform bezeichnet wird. Sie
sind Plutokratien durch den Einfluß
ihrer Weltstelluna. als Kolonial-We.'t
reiche auf ihre innere Gestplwng.
Es ist klar, daß diese drei neuen
Weltmächte, die Ver. Staaten, Teutsch
land und Japan, die wir die Welt
mächte des zwanzigsten Jahrhunderts
nennen können, sich noch nicht völlig klar
über die Rolle sind, die ihnen anschci
nend vom Schicksal im Weltgange ,11
spielen vorbestimmt ist. noch auch sich
über die Einheitlichkeit ihres Zieles klar
sind. Die Geschichte und Erfahrungen
der großen Kolonial-Weltreiche stand
ihnen vor Augen, so ist es verständlich,
daß sie ihrem Impuls nachgaben und
dem Beispiele jener anderen folgten, Ko
lonien zu gründen. Nicht weniger ver
ständlich ist es ober auch. daß. nachdem
die großen Ko'onial-Weltreiche das
Meiste von allem, das wertsoll und er
reichbak war. in Besitz genommen hat
ten, sie den Standpunkt einnehmen foll
ten, daß die neuen Weltmächte zu fpät
gekommen, um noch etwas von Wert zu
ergattern, und daß sie nicht erwarten
könnten, daß die alleren Machte mit
ihnen teilen würden.
Es war Deutschlands Loos. zwischen
den Jahren IM und 1914 den Haupt
kämpf mit den KoloniaWcltreichen
über eine Teilung solcher Länderslachen
ailözufechtcn. die noch in Abhängigkeit
versetzt werden konnten. ES war die
MarolkoFraae, über die ich im z:reitcn
5lapitel tines'früberen VucheS (Tcr euro
päische ki.riez von 1914) gesprochen habe,
um den der Streit sich hauptsächlich
drehte, und die Erfahrung, die Teutsch
land in jener Angelegenbeit erwarb, war
es, die seinen Blick endlich in die rechte
Richtung warf, in die Richtung aus die
Freiheit der Meere und die offene Tür
in der ganzen Welt znm Besten d,'s
Handels und Gewerls aller Nationen.
Während des Zeitraumes zwischen 1K
und 1910, der Zeit der größte,, deutschen
Handelsexpansion, Litte Teutschland
seinen überseeischen Besitzungen nur un
gesähr zweitausend Quadratmeilen
Land hinzugefügt, namentlich für 5ioh
len- und Borreitzstotionen, und stets
durch Kauf oder Pschtveriäge. wogegen
die drei großen Ks!on!al.'Weltre!ck.e
ihren Kslonial-Besitzungen Millionen
Quadrztmkilen ,hinzug:fügt hatten un
' pat fast immer durch ilrieg und Blut
ir.ri'tesjcn. Um ds Zkt 1010 hatte
Deutschland Vollständig begriffen, baß
eS fein Schicksal sei, kein olonialMelt
reich zu werden, sondern in der ganzen
Welt Märkte für feine Erzeugnisse zu
erobern und zwar .nach dem Prinzip der
Freiheit der Meere und der offenen Tür
in der ganzen Welt für Handel und Ge
werbe alker Nationen.
Die drei Kolonial-Weltreiche sahen,
wie ihre Interessen durch den Aufstieg
der neuen Staaten bedroht wurden, ob
diese nun ihren Anteil an dem noch
verfügbaren Territorium der Welt ver
langten, oder das Prinzip der Freiheit
der Meere und der offenen Tür in der
.ganzen Welt für den Handel aller Ratio
nen aufstellten. Der erfolgreiche Mit
bewerb der Deutschen auf den Märkten
der Welt, sogar auf den Märkten ihrer
eigenen Kolonien trotz aller Vorzugs
tarife, zum Zweck sie und andere Ratio
nen fernzuhalten5 brachte diesen Ko
lonialWeltreichen die Ueberzeugung bei.
daß das neue ökonomische System ves
Welthandels anscheinend für ihre In
teressen noch gefährlicher war als das
Ueberlassen eines geringen. Teils ihr.'r
kolonialen Tependenzicn dn die neuen
Weltmächte. In diesen neuen Mächten
lebten die Fähigkeiten, die unter den
Bedingungen des zwanzigsten Jahrhun
derts den Erfolg verbürgen, und freie
Konkurrenz im Welthandel mit solchen
Gegnern konnte für das veraltete Sy
stem des Ko!on!alWeltreichs von der
hängnisvollsten Folgen sein. Es ist
kaum zu bezweifeln, daß diese Em
xfindung ihre gegenseitigen Feindselig
leiten übeswand und zur Vertridi
gung ihres Systems gegen daS neue
Prinzip und die neuen Weltmächte, die
es schließlich aufrechterhalten würden,
sie einander näher brachte, da die Letzteren
es aufrechterhalten mußten, weil sie un
ter den herrschenden Zuständen einfach
nicht anders handeln tonnten, wenn sie
leben wollten.
Von den dreien war Deutschland den
beiden anderen weit voraus, was die
Rüstung für die Rolle einer Weltmacht
des zwanzigsten Jahrhunderts anbe
trifft. Es hatte sich die nötige politische
Einigkeit und Organisation geschaffen,
das notwendige industrielle System, das
notwendige Bank und Geldsystem, die
Handelsflotte und die nötige Marine und
hatte gelernt, alle diefe Errungenschaften
mit einer Sparsamkeit, einer Fähigkeit
zu verwenden, der alle anderen Völker
nichts an die Seite zu setzen haben.
Deutschland war den beiden anderen
neuen Weltmächten in seiner Rüstung
soweit voraus, daß diese noch nicht ein
mal erkannt haben, oder nur undeutlich
und teilweise erkennen, daß ihre trahr:
Stellung in der Oekonomic der Welt
im zwanzigsten Jahrhundert in Gemein
schaft mit Deutschland und nicht in Ge
meinschaft mit den Kolonial-Weltreichen
if).
Dagegen erkannten die Kolonial
Weltreiche desto deutlicher, daß Deutsch
land der moderne Feind ihres Systems
ist, und ihre Einkreisungs- und Jsolic
rungspolitik gegen Deutschland von 190-1
bis 1914 und ihre militärische Vereini
gung. von 1914 haben mir den einen
Zwecks diesen vornehmsten Bertretcr des
neuen Prinzips des Welthandels voll
kommen zu vernichten. Sie nennen es
das Niederbrcchen des .preußischen Mi
litarismus", aber was sie in Wirklich
ieit meinen, ist die völlige Niedermer
fung der Gcsamtmacht Deutschlands,
politisch, militärisch, zur See. in Handel
und Industrie und ökonomisch als
des Erzfeindes des Kolonial-Weltrcich
System mit seiner Plutokratie, feinen
privilegierten Klassen, seinem Proleta
riat. seinen veralteten Methoden, seinen
Handelsfesscln, seiner unersättlichen
Ländergicr und seinem ewigen Kriegs
zustand, und als des Bannerträgers des
neuen Prinzips der Freiheit der Meere
und der offenen Tür überall, das allen
Völkern gleiche Gelegenheiten auf den
Märkten der Welt geben, den Kampf
um koloniale und abhängige Besitztü
mer aus der Welt sckzaffen, Tüchtig
keit zur einzigen Vorbedingung des Er
folgs gestalten wird, und das endlich an
Stelle der Plutokratie und privilegierten
Klassen eine echte ökonomische Dcmokra
tie setzen wird.
Warum aber, wird der Gefchichts
forscher und Publizist sich fragen, wa
rum haben die beiden anderen neuen
Weltmächte nicht ihre Zusammengehörig.
Zeit mit Deutschland erkannt, warum
haben sie nicht im August 1S14 mit ihm
gleiche Sache gemacht, oder sind wenig
stens strikt neutral geblieben und haben
solcherart mitgewirkt, um das onti
quierte Kolonial-WeltreichSystem zu
Boden zu werfen, oder haben zum min
besten nicht mitgewirkt, um es aufrecht
zu erhalten? Warum ist Japan ein
Verbündeter der Kolonial-Weltmächte
und sind die Ver. Staaten so wohlwol
lend in ihrer Neutralität ihnen gegen
über? Wie es mir erscheint, muh die
Antwort in den beiden Fallen verschie
denartig lauten und die Ber. Staaten
trifft zum mindesten ein geringerer Vor
Wurf als Japan. Und hier stehen wir
abermals vor dem Problem, wie die Na
tionen nur langsam sich ihres Schicksals
bewußt werden. Selbst Deutschland
mußte durch das Fegfeuer gehen, sich
seiner wenigen Kolonien beraubt zu
sehen, mußte erst erleben, dech sein Han
bei von den Meeren vertrieben wurde,
seine Häsen für den neutralen Handcl
durch alle Mittel, gerechte und unge
rechte, geschlossen, bevor es seine große
Weltaukgabe erkannte. Es darf also
nicht Wunder nehmen, daß die beiden
im Dunkeln tappen und das ergreifen,
was ihnen als das Nächstliegende Vor
teilhatte erscheint.
Es ist eine allgcnnilie Beoback.tung.
daß der japanische GeniuZ, über alle an
deren Eigenschaften hinaus, imitativ ist.
Es ist deshalb ganz natürlich, daß bei
ihrem Eintritt i die Weltmachtstellun.i.
das Beispiel der großen Kolonial-Welt
mächte sie fesselte und daß sie' geneigt
waren, dem Beispiel zu folgen. Die
Besitznabmc Koreas bestärkte sie in die
ser Politik. Schließlich ermies sich die
Verfügung G?oß-,B:ikanniens und
Rußlands, mit ihnen an den Beu!ezi!g?n
t s,kgen Ehira und andere Teile .e, s
i tcil.unebmcn. unwiderstehlich, und eil
weilig zum mindestens hat Japan die
große Mission, die ihm als Weltmacht des
zwanzigsten Jahrhunderts offenbar be
schieden war, außer Acht gelassen. Mit
der Aussicht und unter dem Versprechen,
selbst ein großes Kolonial-Weltreich zu
werden, hat Japan sich mit den drei
großen Reichen verbunden und hat auS
der Kombination, die Welt politisch und
ökonomisch zu beherrschen, die vier gro
ßen Reiche gemacht.
Wir wollen ns einen Augenblick die
Lage der Welt vorstellen, im Fall dcS
Triumphs dieser Kombination im ge
genwärtigen Krieg. Sie würde drei
Viertel von Europa besitzen, ganz Asien,
ganz Australien, ganz Afrika, die Hälfte
von Nord-Amerika und alle Weltmeere.
Wie lange würde es diesen allmächtigen
politischen und ökonomischem Trust die
ser vier Kolonial.Weltreiche nehmen, die
Völker der anderen fünfzig Staaten der
Welt in kommerzielle und ökonomische
Abhängigkeit und hierauf ihre Rcgierun
gen in politische Abhängigkeit von sich
zu bringen? Gerade hier liegt die wirk,
liche Gefahr für die Freiheit der Welt
und nirgends anderswo. Der Triumph
dieser Kombination der großen Kolo
nial.Weltreiche in diesem Krieg muß.
wenn sie nach dem Kriege zusammenhal
ten. den ganzen Rest der Welt in absolute
Abhängigkeit von ihr bringen, und wenn
sie nach dem Kriege nicht zusammenhal'
ten, so wird sie nach dem Krieg die Welt
mit unaufhörlichen Kämpfen erfüllen.
Man sagt den Japainkn sehr frnud
liche Gefühlt für die Teutschen nach.
Möglicherweise ist dies irgendein An
zeichen, daß die Japaner sich undeut
lich bewußt sind, daß sie nicht die Rolle
spielen, die der Genius der Geschichte
ihnen als der großen asiatischen Macht
in der Kombination der modernen Welt
mächte zur Realisierung des internaiio
nalen Prinzips der Freiheit der Meere
und der offenen Tür für den Handel in
der ganzen Welt im zwanzigsten Jahr
hundert vorgezeichnct hat. Es ist schmie
rig einzusehen, wie Japan sich von seiner
falschen Stellung im Fall des Triumphs
der KolonialWeltmachi-Kombination in
diesem Krieg loslösen kann. Im Fall
ihrer Niederlage wird der Plan der Zer
slückelung Chinas zu Boden fallen, und
dann kann Japan seine natürliche Stel
lung als Weltmacht des zwanzigsten
Jahrhunderts wiederfinden und als Ver
leidiger jene? Prinzips des Handels und
Gewerbes, unter dem allein die moderne
Welt in Frieden und Wohlfahrt zu !c
ben vermag. Für die Vereinigten Staa
ten von Amerika ist es von höchster Wich
tigkeit. daß Japan's offenbare Absicht
und Politik, ein Kolonial-Weltreich, das
Kolonial-Weltreich des Pazifik, zu wer
den, vereitelt werden sollte. Das würde
die Besitzergreifung, oder zum mindesten
den Versuch der Besitzergreifung aller
strategischen Punkte im Stillen Meer
von Alaska bis nach Pago.Pago bedeu
ten und würde Meziko und Kalifornien
Angriffen und Einfällen aussetzen. Es
ist für die Ver. Staaten ferner von
höchster Wichtig, daß außer dem
Druck des Kolonial-Weltreichs-Systems
vom Osten und Norden, sie nicht auch
vom Westen her einem gleichen Druck
ausgesetzt sein sollten. Ter Geist deS
Kolonial-Weltreich-Systems kennt keine
Schranken. Sein Gesetz ist Expansion,
immer Ezpansion. Wenn es ein Volk
von der eigentümlichen Persönlichen und
politischen Bkschasfenheit der Japaner
in feinen Bann schlägt, wie es unab
wendbar im Fall des Triumphs des
Kolonial-Weltreich.Trusts in diesem
Krieg ist, so wird es aus ihnen tatsäch
lich eine Nation organisierter Abenteurer
machen. Nur die Niederlage in diesem
Völkerkampf wird Japan zu seiner na
türlichen Mission als Exponent des mo
deinen Prinzips der Weltpolitik und
Weliökonomie zurückbringen. Es würde
das Beste für Japan und für Asien sein,
cs würde daS Beste für Amerika und für
die Welt fein, wenn es sich so gestalt,
würde. Daß diese neue Weltmacht dem
zerbröckelnden Kolonial-Weltmacht-Sv
stem erneute Kraft geben und dieses noch
länger in Stand setzen sollte, seinen pa
ralysiercnden Einfluß auf eine neueWelt
mit ihren neuen Forderungen und Jdea
len aufrechtzuerhalten, das würde eine
welthistorische Katastrophe von unermeß
licher Ausdehung fein.
Und jetzt treten wir an das schwie
rigste Problem unserer Ausgabe,- näm
lich die Erklärung für die Stellung
nähme der Vereinigten Staaten von
.Amerika zu der großen Weltbewegung,
die ihren Ausdruck in diesem Kriege fin
det. Man hätte denken sollen, nach den
Erfahrungen, die diese Republik von den
ersten Anfängen ihrer Ezistenz an mit
dem Kolonial'Weltreich-System gemacht
hat, daß nicht von ihrer Seite die ge
ringste Verwirrung hätte entstehen sol
len, die wahre Innerlichkeit des großen
Kampfes zu erkennen, oder daS leiseste
Zögern, ihre Stellungnahme ihm gegen
über festzulegen. Wir in Amerika wis
scn, daß das Kolonial-Weltreich?Sy
stem, besonders in vorgeschrittenen Sta,
dien, der Freiheit. Prosperität und dem
Frieden im höchsten Grade gefährlich ist,
daß eö von den Zeiten des römischen
Weltreichs durch die Geschichte der Ko
lonialWeltreiche Europas stets synonym
mit Eroberung, Tyrannei, Beutejagd
und Korruption gewesen ist und, daß eS
seine 'wahre Arbeit nur als temporäre
Institution tut, aber nie ermutigt wer
den sollte, oder nie in Permamnz er
klärt werden darf: wir wissen, daß wir
als Zeation Gewissensbisse haben, weil
wir die Philippinen, Hawaii und Porto
Rieg in Besitz halten und stets von den
Fragen geplagt werden, ob und wann
wir ihnen die Freiheit zurückgeben soll
t,n; daß unsere eigene nationale Regie
rung in Betreff ihrer automatische
Machtbefugnisse gezeitigt hat, von denen
wir nicht wußten, daß sie in derselben
existierten, und daß es die Ansicht einer
großen Anzahl der Besten unter uns ist.
daß ihr fernerer Besitz, so unwichtig
diese auch sind, eine Bedrohung unserer
konstitutionellen Freiheit in sich schtießt.
Natürlich muß eingestanden wetden,
deß Ui Ausbillch des Krieg's, der mit
sfilfer anscheinenden PfÖfc!:dfe;t über
die Well heraus.?!, der Gcist der Mei
sten über seine Ursachen und Siele In
Verwirrung geriet. Aber jetzt, da seit
dem Juni 1916 vollkommene Klarheit
über die Einheitlichkeit und ,Politik der
Kolonial Weltreiche sowohl in politi
scher als auch ökonomischer Hinsicht, bei
des im Krieg und im Frieden, eingetre
la ist. jetzt gibt es vom Standpunkt
geistiger Integrität und echten Ameri
kanertums, keine weitere Erklärung oder
Entschuldigung für Irgendeinen loyalen
Amerikaner, in welcher Richtung die
Ideale und Interessen unseres Landes
liegen. Ob in der Richtung der Ver
ewigung des Kolonial Weltmacht
Systems in seiner geaenmärtiaen Form
eines gigantischen Koloniaj'Weltmacht
Trusts mit seiner Tendenz, dlle anderen
Länder und Völker in Abhängigkeit von
ihm zu bringen oder die Gegner z ab
sorbieren oder zu vernichten, oder in der
Richtung deS neuen Prinzips, welches
lehrt, daß die Bedingungen des zwanzig
sten Jahrhundert die Freiheit derMecre
für den Handel aller Nationen verlangen,
die Unvcrletzlichkeit des Privateigentums
auf den Meeren, die Auflösung der Ko
lonial-Weltmächte,so rasch wie die ab
hängigcn Völker im Stande sind sich
selbst "zu regieren. Die Behandlung der
abhängiaen Völker von Seiten der bc
sitzenden Machte sollte eher in der Manier
von Verwaltern im Austroge der Welt
ols von eigentlichen Besitzern sein und
endlich, als Folge dieser Beziehungen,
sollte die offene Tür in allen solchen
Ländern zum Besten der Wohlfahrt und
der Zivilisation derselben und der gan
zen Welt eingeführt sein.
Der Mann auf der Straße und auf
der Farm mißversteht in der Regel nicht,
in welcher Richtung die Interessen der
Vereinigten Staaten in diesem großen
Augenblick und in diesem großen Kampfe
liegen. Er wird Ihnen fagen, daß Ame
rika die freien Meere und die offene Tiir
verlangt, daß das Kolonial-Wellreich
veraltet, tyrannisch, plutokratisch und
unfähig ist. die ökonomischen Probleme
des 20. Jahrhunderts zu lösen, daß
alles Geschwätz über die Verteidigung der
kleinen Nationen durch die Kolonial
Weltreiche, die zu ihrer Größe durch Ab
sorbieren kleiner Nationen gelangt sind,
nichts als Heuchelei ist; daß alles Ge
schrei über den preußischen Militarismus,
belgische Neutralität und Hunnen
Greueltaten entweder falsch, übertrieben
oder irrelevant ist und nur in der Absicht
geschieht, die wahren Zwecke zu verhüllen;
SonnnMmpfer.
Von Georg Oneri.
..... Ende Dezember.
Auf dem schweren deutschen Sturm
Helm stand geschrieben: Lebensretter
des Seesoldaten Krug. 1. X- 16. Die
Zeile war rund um eine Niesenbeule
gerankt, die sich in den Helm geschlagen
hatte, ein Ding wie ein Unterstand für
eine schwere Männerfaufl. Alle Achtung
vor dem Granatfetzen, dein Anprall und
dem festen Holsteiner Schädel. Er hatte
keine Zeit zu brummen, weil sein Ge
Hirn Wichtigeres zu verarbeiten hatte:
Sie kommen! Die Engländer kom
men!"
Aber einstweilen blieb der Feind noch
abwartend in seinen Gräben und ließ
seine Artillerie feuern, was die Rohre
hergaben. Der Seesoldat Krug schüttelte
den Kopf, bückte sich wieder in sein Erd.
loch zurück und zog das heiße Stück
Stahl berein, das ihm das Leben ge
wollt hatte; ein Fetzen, messerscharf ge
kantet, gut zwei Psunv schwer. Er sah
ihn ratlos an; eine verrückte Idee, den
Klotz in Silber fassen und an der Uhr
kett: baumeln zu lassen. Oder als khrli
cher Finder zurückgeben an den nächst
besten englischen- Soldatenschädel zum
Kuckuck, kommt doch schon herüber, ihr
Kerle! Verfluchte Schießerei kommt
doch fchon!
Man mußte sich elend verkriechen bei
dem wüsten Granatenhagel, aber man
belauerte den Feind doch von Abschnitt
M Abschnitt, und die Gefechtsordonan
zen liefen mit Tod und Teufel um die
Wette. Es schien, als ob die Engländer
jeden Oudratzoll Boden mit Murn
tion umpflügen wollten. Gegen den
zweiten Graben zu hatte sich eine sprL
hende, donnernde Wand aufgetan, ein
Vorhang auS aufspritzendem Dreck,
Qualm und Dampf und schwirrenden
Etahlsplittern. ein Berhau in der Lust,
aus zehn Höllen heraufgespien, um die
erblassen zu machen, die eS vorn ab
sperrte, und die zu schrecken, die dem
Graben zu Hilfe kommen wollten.
Manchmal schien's, als ob man keine
Handbreite zwischen Granate und Gra
nate da hinten schieben könnte aber
da kroch und schnaubte ein Mensch
durch, mit dem Kot der Felder bekl'i
fieri und verunstaltet, ober ein Mensch,
ein Mensch! Erreichte den Graben und
schrie: Hurra! Durchgekommen!" Ei
sehniger Bursch, so jung, so flachsblond,
in Begeisterung und ausgestappelten Er
regungen glühend: Huna, durchgckoin
inen!"
Dann jagt sich seine Meldung mtt
stoßendem Atem vor der Zunge, und
dann wirft er sich auf die Grabensohle,
ein Augknblickchen zu verschnaufen und
dann den Mcldewkg wieder zurück zu
nehmen.
Junge, daß du die Augen deiner
Mutler wiedersiehst!
Ihr Kameraden von den Maschinen'
gewehren. jetzt schickt noch schnell ein
Sprüchlein aus kuren 5?krzen wohin ihr
wvllt. Der liebe llott hat ein feines
,G.hi:r. und die Wattn daheim sängt
zwischen zwei Ticktackschlägen der Uhr
fern Seufjer vom Felde auf. Und das
Mädel, herrsch, hat sie nicht immer
Blick und Gedanken weit, weitaus!
. . Los. ihr Kameraden von den Maschi
, engewehren.
Wie das noch alles brüllt und spritzt
Tir-asum.. Bah, ihr habt keine Augen
dafür. Ihr hcbt eure Gcwcbre wie
krank Kinder, ihr-legt sie ziuüich zu
licht. Ihr schreit und tobt, wenn die
daß deutsche ..Schrecklichkeit" nichts als
die Energie, Tatkraft. Schnelligkeit und
Fülle der Hilfsmittel bedeutet, die ein
Mann anwenden muß, um sein Leben zu
retten, wenn er von Fünfen und von
allen Seiten zugleich angegriffen wird;
ferner, daß wenn ein tollkühner Wen
teurer auf einem crmicrtcn Handelsschiff
eines Kriegführenden Passage nnmt,
oder auf einem Schiff, das mit Muni
tion für einen Kriegführenden beladen
ist, daß er dann die Verantwortung da
für selbst auf sich nehmen und Zufallig
Zeiten, die sich ereignen, als seine eigene
persönliche Sache betrachten sollte; daß
aber die Regierung, deren Untertan er
ist. deshalb 'in der Verteidigung einer
solchen Torheit oder möglicherweise Ab
sicht nicht das Land zwingen sollte, di:
Eache eines der Kriegführenden zu ihrer
eigenen zu machen; ferner, daß das Um
stellen der Industrien des Landes zu
Munitionsfabriken und die Umgestal
tung des Landes zu einer Haupt
bafis für Kriegölieferungen eines der
Kriegführenden unneutral, hypokriiisch,
unmenschlich und, in Anbetracht der
natürlichen Feindschaft des Kolo
nial . Weltreich Systems gegen alle
unsere Ideale und Interessen, direkt,
selbstmörderisch ist. Man wird finden,
daß dies die Ansichten der ungeheuren
Massen der gemeinhin als Mittel und
unteren Klassen bezeichneten Bevölkerung,
oder besser des eigentlichen Volkes sind,
des Teiles der Nation, der Männer und
de: Frauen, die daS Phrasengeklingel der
Pharisäer durchschauen und durch die
heuchlerische Mabke des Gesetzes dringen.
Anderseits, was als die oberen Klassen
der östlichen und nordöstlichen Städte be
zeichnet wird, besonders die Reichen, ent
weder durch ererbtes Vermögen oder kraft
ihrer Führerschaft großer Geschäfte, und
alle diejenigen, die unter deren Kontrolle
und Einsluß stehen, sowohl in sozialer
wie finanzieller Hinsicht, und diejenigen,
die als Anwälte. Lehrer und Schriftstel
ler damit beschäftigt sind, die Vorzüge
der Plutokratie und die Stabilität und
Unwandelbarkeit des Status quo empor
zuheben. alle die stehen auf Seite des i"t
lonial-Weltreich-Trusts und zwar rr'' all
der Krastauswendung. Zähigkeit und
Leidenschaft, deren sie sahig sind, und in
vielen Fällen geht dies so weit, daß sie
gegen Diejenigen, die anderer Ansicht
sind, eine persönlich feindselige Haltung
einnehmen. . . .
((!, Schluß Artikel folgt.)
Granate die Arbeit stört. Ihr beginnt
von neuem. Eure Gewhre müssen wach
fein, bevor der Feind aussteht, und ant
Worten können, bcvok er fragt.
- Da! Da! Einer, zwei zwanzig!!
' Haase fchießt schon. Der Unte;offi
zier Haase hat mit wilder Eisersucht
seinen stählernen Spcitcufcl zuerst in
Stellung gebracht und schießt und
schießt.
Sie stolpern, sie fallen! Eine ganze
Menschenzeile bricht zusammen! x
Und ein zweites Maschinengewehr
schlägt an, und ein drittes. Tod und
Verderben! Taktaktaktaktak.
Von hüben und drüben . heulende
Wut. Die Menschen starren sich an,
durch Blutschleier hindurch, die sich vor
die Augen gelegt haben.
Neben Laase taucht ein Osfizier im
Granatdampf auf. .Mooven!" brüllt er,
mooven!" Und Haase ächzt: Gottver
dammich, gotlverdammich Die
Engländer sind auf fllnfundzwan,iss
Schritt nahe, ein Rest aus den dickm
Haufen., die aus den Gräben quollen,
ober ein zäher Rest. Sie haben ihre
Handgranaten verflucht nah gelandet.'
und der Lauf des Maschinengewehrs
hat von dem ausspritzendem Treck ge
schluckt. Mooven!" Es hilft nun ein
mal nichts, sie müssen mit dem stumm
gewordenen Gewehr abziehen und in
einem sicheren Winkel den neuen Lauf
einziehen. Haase schleppt hundert Meter
weit und schimpft hundert Meter entlang.
Dann hat er kein Auge und lein Ohr
mehr für den Kampf fieberhaft ar-'
beitct er an seinem Gewehr.
Zwei Minuten lang, nicht ganz zwei
Minuten lang! Fertig! Hurra, fertig!-
Taktaktaktak. da kläfft die Waffe
fchon wie ein wütender Hund. Sie be
trügt die Engländer um dreißig Schritte
Vorsprung. Eine rabiate Wut packt sie
to hell rhe grün! Verflucht das Ge
wehr und sein Schütze. Wie eS mahl!
Aber da sind ein paar zähe, verbissen:
Kerle, blindgrimmig, die rennen ge
beugten KopfeS weiter. Jetzt fliegen ihre
Handgranaten. Zum Teufel eS ist
die Kraft von Verrückten in diesen
Würfen fünfzig Meter hölleu
mäßig gut gezielt.
Hurra!" fchrcit der Leutnant und
läßt feinen Browning Knacken.
.Hörreh!" geben die Engländer hei
ser zurück. S
Und Haase schießt. Um seinen Kops
surren die letzten Granatsplitter. Tann
kommen die paar Dutzend Feinde, die
noch obenauf sind. inS Laufen. Scheuß.
lich sieht das verlassene Feld aus: zer
rissen Erde, zerrissene Menschen.
Haase läßt, die müden Arme sinken.
Das Blut rinnt ihm von beiden Wan
gen. Lazarett. Sechzig Handgranate,
splitter ziehen sie ihm heraus, dem
tapferen Seesoldaten Haase! '
Ausweis bei Cisenbahnfahrtkl,.
Tie Notwendigkeit der Ucbcrwachung des
reisenden Publikums in Deutschland
macht es erforderlich, daß lle tveresan
gehörigen, einschließlich der Oskizine und
Beamten, beillen Eisenbahnfahrten im
Leimatgebiet auch wenn sie -n bür
geilichcr Kleidung reisen sich auf
Verlangen gegenüber den mit der UclKr
wachung des Reiseverkehrs beauftragten
Beamten der Heeresverwaltung an der.
Hand einer schriftlichen Untcria'ik über
ihre Person ausweisen. Als mitzusüh'
nnd'k Ausweis, genügt Urkauhjsch:''
Wiliürsahrjchciit oder Sololmch.