Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, February 13, 1917, Second Edition, Image 1

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    !
J
1 tt -t $'t
1 2t
1 Die HcMevösws.
2 5' Roman von Hsrft Bodeuier,
(20. Formung.)
Nu. inü JSockShont- läßt sich der
feinen- nich jagen!"
Dä barg Anna ihr Haupt an dem
umfangreichen Busen ihrer Mutter.
Hilf mir! Hilf mir! Ich hab ihn
loch fo lieb!"
Anrieten, mein Anneken! Nu ja!
m is 'n Mann. nich von Pappe!
'n Mann mit Haare ff de Zähne!
Elejant versteht er Vätern zu nel)
men! Und wenn die beiden heute
zusammen Mittag essen, et soll mir
iar nich wundern!"
Da tat Anna daS Klügste, was
sie tun konnte, sie stärkte ihrer
Mutter daS Rückgrat.
Q$. !ommt doch nur auf Dich an
t auf Dick!"
Nee. nee! Ick will for die Zu
kunft nicht allein die Verantwortung
Übernehmen!.... Aber laß et man
jut sein, is die Auskunft, nich Hirn
demiserabel, hat er off die Dauer
nischt dagegen!" '"!ürmisch lüßi
sie die Mutter ab und die ließ es
sich gern gefallen....
Eine halbe Stunde später iele-
bhonierte Ernst. Und als Anne ,hm
agte, die Aktien standen mcyl ganz
chlecht. der Bater habe es aber vor
gezogen, das cmagenen niaji zu
Haufe einzunehmen, brüllte er:
.Schluß" und erschien zehn Minuten
später auf der Bildfläche.... Haar
klein erzählte ihm Anne die Unter
redung, während er wie wild durchä
Zimmer lief..,.. Und dann blieb er
mit überlegnem Lächeln vor der
Schwester stehen.
Der Schlauberger!"
.Wie meinst Du das, Ernst?"
Na, wie eZ auf der Hand liegt!
Spielt sich auf den Notleiden.
vi ,,ri Trtmit fr frtpn frttirt.
uih .
wenn der Vater Geschichten macht
und anfängt von Leichtsinn zu fa
sein: Mein Gott. Herr Hallerkow.
daS stimmt nicht! Ich hab über
Haupt keine Schulden! Wollte nur
mal sehen, waS Sie für ein Gesicht
machen!"
Das glaubst Du doch selbst
Nicht!"
Aber ja! Ich hab zusammenge
rechnet, was seine Pferde in diesem
Jahre bis jep, wir haben Anfang
August, verdient haben! Fünf Pferde
liebmundzwanzigtausend Mark! Das
. hn in TOnrt! Wenn auch na
! flick) viele Unkosten von den i$t
.winnen abgehen, es bleibt doch ein
I ,..y,t.. '!. :..:. t
, ynoi.caes summten uvt,gi
Die Mutter hatte es gehört, die
, i Tür zum Nebenzimmer war nur an
gelehnt. Sie hielt den Augenblick
für sehr passend, ihrem bprotung
einen Nasenstüber zu geoen.
Ueber Dir hat er sich nich jrade
schmeichelhaft ausjelassen, der Herr
Äaron! , Un dat hat Vätern un mir
unjemein an ihm jefallen."
Ernst warf sich in die Brust.
Was hat er denn gesagt? Das
möcht ich doch wissen, damit ich
meine Maßnahmen treffen, kann!"
Ach Du jrllner Vengel'. 'n
flüchtiger ' Händedruck, juten Tag
und juten Weg, dat is allens!
Das war zuviel für den Gerne
groß. Taktisches Manöver! Er hat Va
tern beim richtigen Ende angepackt!
Wie eng wir befreundet sind, das
weiß doch Anne!"
Nun, nun, Du bist ihm doch von
Herrn Solemacher erst vor wenigen
Tagen in meiner Gegenwart Borge
stellt worden!"
Schaf," sagte er, Schaf" und
verließ das Zimmer.
Frau Christine hatte sich ihren
Reim schon längst gemacht. Ernst
hatte sich für Anne nicht ins Zeug
gelegt. auS purer, brüderlicher Liebe,
der verfolgte feine eigenen Zwecke:
Der Herr Baron als Schwager war
eine sehr annehmbare Empfehlung.
Sie fand das ganz selbstverständlich.
Er war doch ein schlauer Bcngel!
Und dann kniff die Mutter die
Augen klein.
Sage inal, Anneken, wer is denn
dieser Herr Solcmacher?"
Ein Freund von Ralstow! Wie
es um seine Freundschaft mit Ernst
aussieht, weiß ich nicht genau!"
Hm", sagte Frau Christine, tuet
ter nichts.
Und Anne war auch nicht danach
zumute, jetzt ein langes Gespräch zu
führen. Es kam dabei höchstens
Peinliches heraus. Die Mutter
brauchte 'sie in den nächsten Tagen
unbedingt, also der nur immer di
rekt vor den Stürmen in den Ohren
gelegen. Sie wus'.e, auf die Weise
kam sie am weitesten.
Herr Solemacher hatte sich nicht
üeirrt. Am' Nachmittage lief die
Äntwort auf seine Anzeige ein
Schlau war der Kerl! Ihm lag
daran, Zeit zu gewinnen. Das Hei-
ratsprojekt sollte erst etioas weiter
gediehen sein. Deutlich stand eä wi.
fchcn den Zeilen. Der Zlcrl schmo:
Ich mußte gan,; acw'u. tut;
Sie die Anzeige einsam Imirbrn
.... Ich mich verreisen. Also
haben Sie die üiü!s, nächsten lsii!!
,Hf4M4HMN
woch noch einmal zu annoncieren
in gleicher Zeitung. Und zwar
folgende Worte: Abschluß kann je
derzeit erfolgen. Baronchen....
Und ob ich's für fünf Tausender
mache, weiß ich noch nicht. Das
Geschäft" läßt sich ja auch noch
nach der Verlobung ordnen, denn
ich möchte die Pferdeschmeißer nicht
um ihr Geld bringen. ...Ich wün
sche, daß Sie heute abend um
neun' im Cas,'- Josty sitzen. Tuu
Sie es nicht, hat morgen früh
Herr Hallerkow eine Warnung
von mir."
Lange überlegte Solemacher.
Sollte er den Kerl hinziehen? Sollte
er es auf Biegen und Brechen an
kommen lassen?.... Da ließ sich erst
ein Urteil fällen, wenn er von dem
Baron gehört hatte, wie die Ver
lobung" abgelaufen war.
Punkt sieben Uhr war er bei dem.
Na?" fragte er kurz. Der kleine
Kerl durste nicht auf den Gedanken
kommen, daß ihm irgendwelche ,Be
wegungsfreihcit" gestattet war.
Ralstow sagte vorläufig gar nichts,
schmunzelte nur.
Hören Sie, ich will wissen, wie
Sie bei den Hallcrkows ' abgeschnit
ten haben!"
Ihr schönes Geschäft hängt noch
total in der Luft! Vorläufig will
er sich über uns beide erkundigen!"
Herr Solcmacher suhr hoch.
Was hab denn ich mit Ihrer Ver
lobung zu tun?"
Ralstow zog die Schultern hoch
und schob die Unterlippe vor.
Da' fragen Sie. mich zu viel,
mein Lieber!" Jetzt hieß es tüchtig
lügen. Denn wurde aus der Heirat
nichts, mußte er versuchen, den Hals
abschneide: aus purer Angst vor etwa
kommenden Ungelegenheiten auf seine
Seite zu ziehen. Ich hab mich na
türlich gehütet, Ihren Namen zu nen
ncn, denn Staat kann man mit Jlj
nen ja doch nicht machen. Es muß
also wahrscheinlich von dem gnädigen
Fräulein geschehen sein! v . ... Und
über die halbe Million ist überhaupt
gar nicht zu reden, meinte der Herr
Schwiegerpapa!"
Soleniacher brauste auf
Schön dumm werden Sie sich be
nommen haben: , X
Wahrscheinlich! Das darf Sie
nicht wundern! Denn saßen wir
beide uns denn gegenüber, wenn ich
nicht mordsdämlich wäre? .... Und
daß Sie und Frau von Prahms
ringk ein bißchen heftiger für mich
arbeiteten und ich nicht alles allein
zu machen brauchte, das könnte ich
eigentlich bei dem hohen Honorar
auch verlangen!"
Saß dieser leichtsinnige Bursche
aus einem yoyen Pteroe: Aon ocm
mußte er schleunigst heruntergeholt
werden.
Sie vergessen, daß es nun von
meiner Gnade und Barmherzigkeit
abhängt, wie lange Sie sich frei be
wegen dürfen!" ,
Oh ja, das weiß ich! Dann
greif ich eben zur Pistole! Sag aber
dem, der kommt, um mich zu verhaf
ten: in meinem Schreibtisch liegt ein
sehr niedliches Schriftstück, für das
sie als Kriminalbeamter sicher reges
Interesse haben werden Es ist
nebenbei in Tagebuchform, sehr aus
sührlich bis zu meinem heutigen Be
suche bei Hallerkows fortgesetzt!"
Herr Solemacher wendete seine
Taktik an. Er antwortete überhnupl
nicht auf den langen Erguß.
An welches Auskunftsbureau hat
sich Herr Hallerkow gewendet?" frag
te er barsch.
Ja, woher soll ich das wissen?
Ich bin mit dem alten, dicken Knaben
zusammen weggegangen. Es scheint,
als ob in dieser Familie sehr heftige
Meinungsverschiedenheiten ausgefoch
ten würden! Und die Frau Schwie
germama, sie ist auch ganz ausgc
zeichnet im Futter, hat die Hosen
an!.... In acht Tagen lor ich
mein Urteil empfangen. Big dahin
üb ich mich im Pfeifen!"
Herr Soleniacher schwieg sich ziem
licy lange ans. Tann erhob er sich,
nickte dem Baron nur zu und ging
.... Ter rieb sich mit der Faust
den Hinterkopf. Ihm kam's vor, als
läge der Strick um seinen Hals nicht
mehr ganz so fest, wie heute früh, , ...
Dem Halsabschneider fiel es nicht
ein, nach dem Cafö Josty zu gehen.
Er wanderte nach dem nächsten Post
amt und' telephonierte an Frau von
Prahmsringk.
Gut! Treffen wir uns heute
nacht punkt zwölf Uhr am Viktoria
Luiseplatz! Ich komme an die Ecke
der Motzstraße. Richtung Nolen
dorfplatz, in einem Auto angefahren,
in daS steigen Sie ein!"
Paul H.illerkow war wieder erst
sehr spät nach Hause gekommen. Er
hatte sich feflgkkneipt. In einem
Auskunftsbureau war er noch nicht
gewesen. Tos hatte noch Zeit. Erst
ivolltt, er sich, vergewissern, wie die
Siinimunli z H'iise oar
Am nächsten ?!foraen, beim Früh
siiick, brauste der edle Sturm über
ignnjc tnnarja TMKne.
Ihn hin. Er ertrug ihn gelassen.
Mit einem behäbigen Schmunzeln.
Nur ab und zu schielte er nach seinem
Sohne, der merkwürdig still war.
Dem war . natürlich die Aeußerung
des BaronZ, daß die gegenseitige
Freundschaft gari nicht s dick war,
in die Krone gefahren.
Anne bettelte so wunderschön. DaS
gefiel ihm. Das war er von dem
Mädel gar nicht gewöhnt. Da schürte
er das Feuer.
Anneken, wir werden ja sehen!"
Ernst hob den Kopf.
Warst Du schon bei einer AuS
fünftel?" , V
Jeht Dir nischt an !...-. Anneken!
Anneken! 'ne halbe Million, da is
doch teert Jedanke. dran!...'. Wenn
wir erst wissen, wie er dasteht, dann
wird er die Antwort kriegen!....
Und nu möcht ich acht Tage um Ruhe
gebeten haben , verstanden?"
Wenn ihr Paule energisch wurde,
wußte Frau , Christine, eS war nur
Theaterdonner. Die zweitägige, an
haltende Kneiperei hatte ihn schon
halb und halb mürbe gemacht.
Er hat Dir janz jut jefallen, tu
doch nich so, Vater!" ,
Und als sich Mann und Frau
gerade sehr . ernstlich stritten, wem
der Baron eigentlich jut jefallen"
hatte, brachte das Dienstmädchen eine
Visitenkarte.
,'ne Dame. Se möcht sich de
Wohnung nebenan im ersten Stock
ansehen!"
Die war das Schmerzenskind Hal
lcrkows. Schon zum dritten Male
stand sie leer. Zuerst hatte sie ein
General bewohnt, der versetzt wor
den war, dann ein Oberverwaltungs
gerichtsrat, der starb, und zuletzt ein
Bankdirektor; dieser hatte sich eine
eigene Villa in Nikolassee gebaut.
Paul Hallerkow drückte das Kinn
an den Hals, hielt die Visitenkarte
auf halb Armlänge von sich und kniff
die Augen klein.'
'ne Frau von Prahmsringk!....
Emma, in den Salon mit ihr! Ick
kiyn jleich!"
Und dann ging der doppelte Haus
besitzer und Millionär in Begleitung
seiner Frau erst einmal in sein
Schlafzimmer, um sich Kragen und
Schlips umzubinden....
Die elegante Frau von Prahms
ringk, die Lorgnette an den Augen,
musterte unterdessen den Salon.
Ein bißchen sehr protzig alles, keine
Gemütlichkeit in dem großen Raume
.... AIs aber Paul Hallerkow mit
seiner Christine das Zimmer betrat,
ging sie mit liebenswürdigem Lächeln
auf die beiden zu und reichte ihnen
die Hand. Auf folche Weise ließen
sich diese Art Leute am besten ein
wickeln. Darin hatte sie Uebung.
Kann ich mir die leerstehende
Wohnung im Nebcnhause einmal an
sehen? Eine gute Freundin von
mir, eine Gräfin, sucht neun Zimmer
mit Zubehör!- Sie zieht von aus
wärts zu. In meiner Nähe will sie
fein, ich wohne keine zehn Minuten
von hier auf der Regensburger
Straße Natürlich verfügen Sie
über alle neuzcitlichen Einrichtun
gen!"
Paul Hallerkow machte einen Die
ner.
Jawoll. gnädige Frau! . Jeder
Komfort der Neuzeit is vorhanden!
Und natürlich bin ick erbötig. allen
Wünschen der Frau Jräfw nach
Möglichkeit nachzukommen! Voraus
jesetzt, sie macht 'nen längeren Kon
trakt mit mich!" .
, Aber daran liegt ihr gerade, lie
her Herr Hallerkow!"
Da soll die Frau Jrafin ooch ta
dellos mit mich zufrieden sein!"
Und dann gingen die drei die
Wohnung besichtigen....
Frau v. Prahmsringk hielt die
Lorgnette fortgesetzt an die Augen,
nickte zu den Erklärungen, an denen
sich auch Frau, Christine außerordenl
lich lebhaft beteiligte, und sagte
schließlich mit einem tiefen Seufzer:
Nein, wie bin ich sroh, so schnell
etwas Passendes gesunden zu haben!
Auf Wohnungssuche gehen, 'ist da
Greulichste, was ich mir überhaupt
vorstellen kann! .... Nun hat die
Sache ab'r noch einen Hake! Jetzt
haben wir Anfang August, vor Mitte
September wird die Frau Gräfin
schioerlich die Wohnung besichtigen
können. Sie hält sich nämlich au
ncnblicklich noch in Tirol aus!"
Paul Hallerkow versicherte, da,
dies ohne Belang wäre. Aber er
halte es doch für nötig, -gleich den
Mietspreis zu nennen.
Ach, darüber iverdc.i Sie schon
mit der Frau Gräfin einig, lieber
Herr Hallerkow. Sie lebt in sehr
großem Stile, kann sich's leisten!
Hält sich Diener. Kammerjungfer und
was sonst noch dazu gehört! Ist
eine reizende, kinderlose Witwe, in
meinem Alter!"
Da bewies Paul Hallerkow auf
der Stelle, daß er Sjißholz zu ra
speln verstand. Denn die Frau Grä
sin mietete totsicher, wenn ihre Freun
bin die Wohnung lobte. Und ein
ordentlicher Preis würde auch her
ausspringen.
(Fortsetzn, folgt.)
Grob. Was, Sie wollen
Ihre Stellung als Pauker in meiner
Kapelle aufgeben?"
Jawohl! Lassen Sie sich Paulen
von wem Sie wollen.'
Ein Ermchcn.
, ' Bon Fritz Ebcrsvld.
I ,
Den lieblichen Gestaden des Sees
entlang wandelten glückliche Menschen.
Eingebettet im jungen' Grün deö
Frühlings lag das breite stille Wasser,
dessen Purpur unter der untergehen
den Sonne langsam erblaßte.
Glückliche Menschen Imndelten in
diesem Frühlingsparadies, junge und
alte, alle in frohem Geplauder, la
i..eno imo zmgenv, als hntte für die
Erde ein ewiger Lenz seinen Anfang
genommen und als wären die Schat
en der Tagessorgen sur immer ver
funken in die Tiefe deÄ Sees.
Aus einer der grünen Zanke hatte
ich mich stille zurückgezogen. Ich frag
te mich, was ich inmitten dieses all
gemeinen Frohsinne! zu tun habe,
atier das Glück bei andern griff mir
nicht ans Herz. Längst fchon hatte ich
mich in mein Schicksal ergeben.
Ich war seit einer Stunde wieder
in meiner Vaterstadt. Meine Hoff
nung. mich bei meiner Rückkehr hoch.
crhoocnen Hauptes zeigen zu dürfen,
kam nicht zur Erfüllung. Ich blieb
was ich war. ch blieb ein vom
Schicksal hart mitgenommenes
Menschlein, das froh sein durfte, das
Brot derer zu essen, .die glücklicher
waren, als ich. Matt hatte mir einst
eine glänzende Zukunft vorausgesagt
und meine Vettern und Basen wur
den damals nich! müde, den intelli
gmten und lerneifrigen Jungen zu
bewundern. Sie täuschten sich, wie ich
mich in mir selber täuschte. Es lag
etwas Geheimnisvolles auf mir, das
kein frisches Entfalten, kein fröhliches,
mutiges Aufleben ermubte.
Dann erhob ich mich, und wie ich
nun also steuert! und apatisch da
hinseg'.lte, den Blia zu Boden g"ich
tet, gebeugt und zerschlagen, stieß mei
ne Nase auf ei:i glattes, steifes Et
tvas. das bei den Glücklicheren dieser
Welt als Herrendrusthemd eines so
hohen Ansehens sich erfreut.
Der Besitzer desentweihten Klei
nodc., ein wohlgenährter, sehr statt
licher Herr, trat tiesbeleidigt einen
Schritt zurück, stürzte dann aber so
sort auf mich zu.
Du, Jercmiaö Du lieber, alter
Junge! Wo kommst denn du her?"
Mit einer Zärtlichkeit, der ich mich
beinahe schämte, faßte mich mein alter
Schulfreund Johann Samuel Höppli
om Arm und zog mich stürmisch aus
dem Gedränge der Lustwanoeinden.
Wir blieben an jcnem Abend nur
kurze Zeit beisammen. Mein Freund
war anderweitig in Anspruch genom
men. ,u
Am Morgen darauf stand ich vor
einem großen, n:utn Renaissancebau.
Ein Palast wars. Neben 'jem hohen
Eingang eine einzige kleine, schwarz
glänzende Firmalafcl. Darauf stand
in dicken goldenen Lettern eingegraben:
Johann Samuel Höppli und Co.
Ter Mann hat es mit seinem
Schneiderberufe schon weit gebracht,
dachte ich. Aber in der breiten Halle
sah mein Auge weder Schneider noch
Bügler, wohl aber ein halbes Dutzend
Kassiere, wohlgschützt hinter Gittern,
und diese Kassiere standen mit einem
zahlreichen Publiluin in regstem Ver
kehr. M?in Joyann Samuel ist also
Bankier geworden.
Nun saßen wir im luxuriös ausge
statteten Privatbureau meines alten
Schulfreundes, und nun sollte ich er
zählen. Ein sehr zweifelhaftes Ver
gniigen! '
Und er. mein alter Schulkamerad,
der fo selbstzufrieden mir gegenüber
saß? Er, der in seiner Jugend doch
herzlich wenig versprach, einer der er
sten Bankiers des Landes.
Ich berichtete von meiner Bergan
genheit, was m!r gerade einfiel. Ich
suchte mich zu beherrschen, aber es
war doch nur ein Jammer und Kla
gelied. Es steht nun einmal in den Ster
ncn geschrieben, daß . . .".
Unwillig unterbrach mich mein
Freund.
Was sieht in den Sternen ge
schrieben? Nichts, als die eine alte
Wahrheit, daß zcder seines. Glückes,
eigener Schmied ist."
Du hast allen Grund, hievon über
zeugt zu sein," erwiderte ich bitter.
Und was gedenkst du jetzt zu
tun?"
Wie dir bekannt sein wird, habe
ich seinerzeit mit einer bersicherungs
technischen Arbeit doktoriert. Es wäre
längst mein Wunsch gewesen, auf
dein Gebiete meines Spezialstudiums
tätig sein zu könnm. Nun wäre in der
Bundesstadt eine solche Stelle vakant
und eben bin ich im Begriffe hinzu
.eisen und mich den Herren persönlich
vorzustellen."
Im Begriff" war zwar etwas viel
gesagt. Denn vorher galt es. das nöti
ge Reisegeld aufzutrciben.
Der Bankier antwortete nicht gleich.
Sein scharfer Blick schien mein In-
nerstes erforschen zu wollen.
Ich würde nicht hingehen", sagte
er dann trocken.
Warum denn nicht?"
Weil's dich wieder nichts nützen
wird."
Ein sebr billiger Trost!" erwider
i.' ich unwillig.
Du verstehst niich Wohl nicht recht,
mein lieber Jereniios. Ich ineine nur,
in deiner gcgciiwärtigcu Gcmiitsver
fassung müßte eine persönliche Bor-
slellung dir mehr schaden als nützen.
Merke dir's. was dir vor allem not
tut: du mußt dick vorher aus deiner
Armensünderstimmung herausarbei
ten. Man muß d'.r den armen Schlu
cker nicht schon aus zioei Meilen
Distanz ansehen, schon auö dem
Grunde, weil du in Wahrheit gar
kein armer Schlucker bist. Ich erinnere
mich noch sehr gut. es fehlte dir von,
frühester Jugend an an Selbstver
trauen. Du warst gar nicht ein Jun
ge, wie wir andern. Du gefielst dir
förmlich darin, "imbos zu sein, wäh
rend man es in diesem Alter doch lie
ber Mit dem Hammer hat. Hättest du
in den Zeiten des ersten Christentums I
gelebt, du wärest ohne Zweifel ein be j
rühmter Märtyrer geworden, und
alle Kirchenbücher wären des Lobes
voll über den heiligen JeremiaS. Nun
aber, mein Lieber, da du für eine so
glorreiche Rolle zu spät aufgestanden
bist, wirst du dich doch einmal daran !
erinnern uüssen, daß die heutige Zeit
Männer braucht, Männer, die siugs
bereit sind, den empfangenen Backen
streich zurückzuzahlen. So lange du
deine Fähigkeiten und deine Person
lichkeit so gering einschätzest, daß du
es als selbstverständlich betrachtest, die
Rolle des Prügeljungen zu spielen,
wirst du eben Prügeljunge bleiben.
Also vor allem: fasse Mut und
Selbstvertrauen! Bilde dir ja nicht
ein, du feiest minderen Wesens und
Wertes als andere, weil du zufällig
oder aus Gründen nicht dazu kamst,
dir Schätze zu erwerben. Kopf hoch!
und olles wird besser werden.
Kopf hoch! leicht gesagt. Für den
Mann, der durch Besitz und Bering
gen gegen die schlimmsten Eventuaii
täten geschützt ist und der sich unab
hängig gemacht hat. mag ein starkes
Selbstvertrauen keine so große Kunst
sein."
Du glaubst also, mein guter Jere
mias, daß der Besitz zur Stärkung
des Selbstbewußtseins beitrage?" er
widerte Samuel Höppli lächelnd.
Da magst du recht haben. Es gäbe
sonst nicht so viele unerträgliche Pro
tzen auf der Welt. Aber da du ein
gebildeter Mann bist und dich einer
normalen Phantasie erfreust, so stelle
dir einmal vor, du tragest, ein Ver
mögen mit dir herum, und wenn du
dich in diesen Gedanken hineingelebt
hast, so eile nach Bern und stelle dich
den. Herren vor.
Ich war empört über diesen billi
gen Spott.
Ich begreife in de,r Tat nicht, wie
du meine Lage zum Gegenstand bei
nes Witzes machen kannst. Uebrigens
verfüge ich nicht einmal über soviel
Phantasie."
Ich wollte mich heben
Nur nicht fo eilig, mein Freund.
Wie wäre es, wenn man deiner Ein
dildungskraft zu Hülfe käme?"
Und einem drolligen Einfalle fol
gend trat der Bankier an die Reihen
der Sprachrohre, welche die verschiede
nen Abteilungen des Bankgeschäftes
mit dem Bureau des Direktors ver
band.
Herr Binder!"
5zcrr Prinzipal?" antworteie es
gurgelnd zum Rohre heraus.
Halten Sie mir zweihundert Tau
sendfrankscheine zur Verfügung.' Ich
werde sie gleich in Empfang nehmen."
Der Bankier ließ nich jetzt allein.
Nun begann mich die Sache doch zu
interessieren.
Bald trat Johann Samuel Höppli
mit einem vollgefüllten und versiege!
ten gelben Couvert zurück und legte
tl vor mich hin.
Zweihundert Noten zu tausend
Franken 200,000 Franken" stand
in dicker Schrift auf dem Couvert ge
schrieben.
Nimm das und stecke es zu dir.
Verwahre das Ding recht sorgsam in
deiner Brusttasche. Gebrauch wirst du
nicht davon machen. Der Inhalt soll
dir wenigstens für einen Tag den
Wahn nehmen, du seiest ein armer
Schlucker". Jetzt gehe und bist du
glücklich von Bern zurückgekehrt, so
stelle du mir mein Eigentum wieder
zur Beifügung."
Die Komödie wollte mir nicht pas
fen.
Tue jetzt, wie ich dir sage," erwi
.dcrte der Bankier ruhig.
So stelle ich dir wenigstens in
aller Form einen Empfangsschein aus.
Absolut unnötig. Du bist ein bra
vcr Mann, das genügt mir. Und hier
noch etwas Bargeld auf die Reise.
Bitte keinen Dank. Es ist m,r rciri
lich eine Freude, dir dienen zu kön
nen."
Ich fuhr nach Bern, zweite Wagen
klasse selbstverständlich. Wieder war's
ein wundervoller Maientag, der an
mir vorüberflog, und diesmal war
mir die Reise ein freudiges Erleben.
Unterwegs fanden sich drei gesprächige
Herren im gleichen Coupe ein, deren
temperamentvolle Diskussion sich über
alle möglichen Tagessragen verbreite
te. Und auch ich brachte meine Mä
nung zur Geltung, präzise, überlegt
und mit der Ueberzeugung eines
Mannes, der ,ich nicht durch jeden
windigen Einwand über den Haufen
rennen läßt. Aus der linken Brustta
sche strömte ein eigenes Gefühl der
Sicherheit durch den bisher schlichter
ncn Jeremias. Sonst war man mit
meinen bescheidenen Einwänden und
Ansichten, die ich wir etwa bei sol
chen Anlässen zu machen erlaubte.
bald fertig. Nun aber kam eine ande
tt Betonung in das Lied.
Diese Zuversicht, die mir jetzt als
etwas Selbverständliches vorkam, ver
ließ mich nicht, als ich bor dem' ge
strengen Herrn Pcäsidenten stand. ES
jchien mir angemessen, den nicht sehr
günstigen EinönU, den mein vor ei
ner Woche eingereichtes und in mei
nein zur Uebung gewordenen devoten
Stil abgefaßtes Anmeldungsfchreiben
machen mußte, wenigstens einigerma
ßen durch eine männliche und wür
dige Haltung gut zu machen. Der
Gedanke an das unbegrenzte Ber
trauen, das mir mein Freund schenk
te, hatte in mir ein Gefühl des Wohl
behagcns und des Stolzes erweckt, das
mir keine allzu großen Lerbeugungen
erlaubte.
Der Herr Präsident lud mich zum
Sitzen ein. Das war mir oei solchcn
Vorstellungen no h nie passiert. Er
prach mit mir in durchaus treunoii-
cyem Tone. Es trägt sich, ob dieser
Herr Präsident jemals fo viel Geld
beisammen hatte, wie ich da bei mrr
trage," dachte ich und nahm den mir
zugewiesenen Plag mit einer Nutze
ein, als stünde ich vor einem Herrn
Kollegen.
Die Zahl der Bewerber ist aller
dings eine ziemlich , große," bemerkte
der Herr Präsident. Allein wir wer-
den uns redlich oestreben, den tüchtig
sten herauszufinden, und es sollte mich
freuen, wenn die Wahl auf Sie fal
len wurde .
Ich hatte ja stets mit einer Un-
masse von Konkurrenten mich messen
müssen, und ich glaubte dann meiner
Sache am besten dienen zu können,
daß ich alles mögliche und unmogu
ehe versprach, die Zufriedenheit mei
ner Herren Vorgesetzten zu erwerben.
Diesmal versprach ich garmchts. Ich
sah offen in die 'ugen meines Gegen
übers und erklärte es als eine selbst-
verständliche Sache, daß ich meine
Pslicht tun würde und daß ich glaube
den Ausweis geleistet zu haben, dem
Amte in jeder Beziehung gewachsen zu
sein. Treue und Diskretion betrachte
ich für jeden Mann, der diesen Namen
verdient, als eine selbstverständliche
Sache. Ich sei zwar unbemittelt, aber
es seien mir schon Hunderttausend
anvertraut worden, ohne daß dieieni-
gen, die mir ihr Vertrauen schenkten,
mehr Garantien gehabt hatten, als
meine Ehrlichkett.
Ein fluchtiger Blick des Herrn Pra
sidenten streifte meinen fchon etwas
stark mitgenommenen schwarzen Geh-
rock. Doch hatte ich fo präzise und
mannhaft gesprochen, daß der Herr
mir , unzweifelhaft glauben mußte,
wenn er in mir nicht einen durchtrie
bcncn Spitzbuben erblicken wollte..
Damit war die Audienz zu Ende.
Der Herr Präsident reichte mir die
Hand. Morgen ist die Wahl, wir
wollen das beste hoffen," sagte er und
begleitete mich bis zur breiten Treppe
ein für mich ganz unerhörtes
Ereignis, das allerdings ''das beste
hoffen" ließ. .
Nun gedachte ich aber sofort wieder
heimzureifen, um die schwere Verant
wortung baldmöglichst von mir abzu
wälzen. Ich war guten Mutes, guter
Zuversicht, wie seit vielen Jahren nicht
mehr und gönnte mir in einem ersten
Restaurant ein rechtschaffenes Ztttlikag
essen. -
Dann begab ich mich lang am zum
Bahnhof. Immer dichter wurde das
Gedränge und immer häufiger grrn
ich in meine linke Brusttasche. Durch
das Menschengewühl mich windend er
reichte ich endlich meinen Eisenbahn
zug und wählte mir einen Platz aus,
der dem Inhaber einer Fünftelmillion
würdig war.
Wieder arm l nach meiner Brust-
tasche, und zu meinem namenlosen
Schrecken entdeckte ich, daß mein gel
ber Briefumschlag mit seinem Inhalt
verschwunden war.
Ich flog hinaus, mehr tot, als le
bendig. Ich stürmte wie ein Tobsüchtiger
fort, rief nach den Wächtern des Ge
fetzes. Ein Herr Polizeihauptmann,
dem ich endlich Bericht geben konnte,
examinierte über das Woher und Wo
hin mit einer für mich fast tötlichen
Ruhe. Ein Mensch, der nach Bern
lonlmt, um sich eine Stelle zu bewer
ben. tragt Hunderttausende mit sich
herum, wie einen wertlosen Brief in
der linken Vrusttasche! Und diese
Hunderttausende gehören selbstver
ständlich nicht ihm, sie sind ihm von
einem Freunde nur so zugesteckt wor
den! Auch out!
Wir gerieten scharf aneinander und
das Ende vom Liede war, daß der
Arzt kam, um meinen Seelen und
Geisteszustand zu untersuchen.
Während dieser peinlichen Unter
suchung hatte die Polizei doch von
der Glaubwürdigkeit meiner Aussa-
gen eine etwas bessere Ansicht bekom
men und es begann ein eifriges For
fchen nach dem Taschendiebe, was auf
mich viel beruhigender wirkte, als alle
Medikamente des Arztes.
Des andern Tages konnte mich
nichts mehr zurückhalten. Es drängte
mich, meinem Freunde von dem furcht
baren Ereignis Kenntnis zu geben.
Nie m meinem Leben vergesse ich die
fe Rückreise, die mir 'wie ein Gang
zum Richtbeil vorkam.
Am Bahnhof meiner Vaterstadt
stieß ich aus meinen Bankier, der evm
von einer andern Dichtung emgenof'
fen war.
Ja. was ist denn Entsetzliches ge
schehen?" fragte er erschrocken, als er
in mein geisterhaft blasses Antlitz
schaute.
Ich antwortete nicht, ich konnte
nicht antworten. Ich glaubte jeden
Augenblick ersticken zu müssen.
Ich eilte auf das Telegraphenamt
des Bahnhofes.
Kein Telegramm für Jereniias
Pechvogel?"
Soeben ist e! angekommen."
Ich riß es mit zitternden Händen
auf:
Bis jetzt keine Spur. Polizelkom
mando." Der Bankier war n,ir erstaun!
nachgerannt.
Was hast du denn mit der Poli
zei in Bern zu schaffen, du arme:
Pechvogel?"
, Dann nahm er mich am Arm.
Komm, du bist trank. Fahr mit
mir nach Hause. Unterwegs kannst du
mir alles erzählen. Nur eines jetzt:
beruhige dich."
Der Bantier schob mich in den ele
ganten Landauer und fort gings zur
Villa meines freundes.
' Lange war ich keines Wortes mach
tig. Endlich gelang es mir, in abge
brochenen Sätzen von dem Entfetzli
chen Mitteilung zu machen.
, Ha, das ist aber wirklich sehr inte
ressant", begann jetzt der Bankier in
einem ganz sonderbaren Tone.
Willst du mir erzählen, wie daS
alles zu , und hergegangen ist."
Ich sagte alles, was ich wußte. Ich
war dem Weinen nahe. . . ;
Inzwischen waren wir vor der
Villa des Bankiers angekommen. '
Mag jetzt die Sache sein, wie sie
wolle. Heute dinierst du doch mit mir.
Wer weiß, ob sich hiezu sobald wieder
Gelegenheit bietet!"
Ich glaubte ven E?mn oie er Wor
e sehr wohl zu verstehen.
Ich, mag jetzt nicht essen, sagte
ich unwirsch.
Der Bankier nahm meinen Arm
und zog mich fast gewaltsam in sein
Junggesellenheim.
Wir setzten uns zu Mische.
Meine Henkermahlzeit!" dacht
. '
Bevor wir unser Diner beginnen,
hub letzt mein Bankier in feierlichstem
Tone an, wollen wir die Angelegen '
heit, die dich so sehr beschäftigt, noch
mals kurz besprechen. Also, lieber
Jeremias, es ist dir etwas gestohlen
worden?
Etwas! Etwas! Deine zweimal-
hunderttausend Franken, die du mir
unklugerweise und gegen meinen Wil
len anvertraut, ausgcdrängt hast, sind
verloren, gestohlen Ich habe dir ja
alles erzahlt. Warum mich noch an
ge foltern?"
Ich, habe dir zweimaiyunoerttau
end Franken aufgedrängt, ander
raut? Wie soll ich das verstehen?"
Das ist so zu verstehen, daß einer
von uns beiden verrückt ist," antwor
tete ich wütend.
Der Bankier olieb ruyig, mt w- .
mer.
Ich glaube, du bist im Irrtum.
Ich kann dir nur sagen, daß ich bei
deinem letzten Besuche allerdings eine
folche Summe von meinem Haupt
kassier erhob, aber ebenso sicher bin
ich. daß ich diese Noten eine Stunde
später nach St. Gallen trug und sie
dort geschäftlich verwendete."
Aber die Summe, die vu mir
gabst"...
Davon weiß ich nichts ...
Der Inhalt der gelben Briefta
sche.:."
Der bestand, mit Äeriauv, aus
vier alten Zeitungen."
Und tekt erscholl ein achen, . das
noch heute mir in den Ohren gellt.
öinen Augenblick, einen leyr langen
Augenblick, faß Ich mit offenem Mun
de da. Dann war's mir, als fei ich
plötzlich vom tiefstem Höllenpfahl in
den siebenten Himmel 'getragen.
Dann lachten wir beide aus vrn
lern Halse.
In der Ueberwalluna meiner Ge
fühle umarmte ich stürmisch meinen
allezeit praktischen Freund.
.Und nun. wie ist deine mtt aus
gefallen?" Hattest du Erfolg?"
,Das kann ich augenblicklich nicht
beurteilen. Aber ich bin zufrieden,
zum erstenmal mit mir selber.
.Und du wirst zugeben, daß diese
Illusion, unter der du standest, hiezu
beigetragen hat. Du trug t vier alte
Zeitungen mit dir herum, du glaub
test das Geld zu besiken, und diese
bloße Einbildung hat dir über die
Schwierigkeit, die früher dein Ver
hängnis war, hinweggeholfen. Kannst
du. Jeremias, noch einen Augenblick
daran zweifeln, daß in noch viel höhe
rem Grade die sichere Gewißheit von
deinem Wert und deiner Tüchtigkeit
dich mit demjenigen Vertrauen erfül
len soll und muß, das allein den Er
folg zu sichern vermag?"
Dankerfüllt, erleuchtet, reichte ich
meinem Freunde die Hand.. ,
Nun aber, lieber Jeremias Pechdo
gel, leeren wir ias Glas auf das
Ende derjenigen Periode deines Le-'
bens, die deinem Namen leider p1
viel Ehre machte. Und das zweite!
Glas, hurra! dem armen Taschendieb
be. der eine so grausame Täuschung
erleben mußte."
Erst spät trennten wir uns. Wie'
ich ineine Wohn mg betreten vollte. ein
Liedchen summend, hielt mich der De
peschenträger an.
Herr D. Pechvogel, ein Tele
gramm!" Und ich las bei dem Scheine der
Laterne: t t
Sie sind gewählt. Gratulation."
Der glückliche Einfall meines
Freundes und dessen Folgen bedeuie
ten für mich das Erwachen zu mm
euen Taskin. '
'i-