Ts,Me Omshs ttMu Die Krönung Karl und Budapest, 30. Dez. Der Sindruch den Man von denKrö : niMgäfcieriicnWten aus dem Parlament, tu der Kirche und ton der Straße mit sich nimmt, kann nicht so bald der schwinden. ?r schafft unauslöschlich, Erinnerungen. Die Vielseitigkeit der ildn, ihre vollendete Pracht, dit wahr, haft künstlerische Harmonie in dieser be cgfcn Buntheit erzeugen unwidcrsich lich das Gefühl, daß man einem großen historischen Ereignis beigewohnt hat. D Krönungsalt ist auch äußerlich als tin politischer Akt gekennzeichnet. Er bc ginnt mit der feierlichen Sitzung der beiden Hauscr des ungarischen Reichst nes. Die Aussetzung der Krone in der , jiirche und die feierliche Salbung ist eigentlich .bloß ein Teil dieser Sitzung des Parlaments, die für die Dauer der 'schlichen Feier nur unterbrochen und M ,Mfl . ; . , t - .w , -f 4 rf v - " Ji i ' ,. '. 1 4 , .,.- - .. --:' ifi 'j-fjf - "" iS V W,:.- ' . - V . II AS s i , : .--V . r, i i i - j - " - .- 4 , t. f i - V t W ... . 4 S . , li . biL . t . f , f-VJf ' If t i , 5 l 1-4 y A S ' f 1 I V , . m "ml r.x If i4 1 V t ; 1 1 " fi i f!V w i , , : i ti. , . ? v f ; - uiv i v.y ..if m-H 11 A'Z1 A - ' Wi tu '' . (.(j,"' ii t i t k 7r : X-;:sMT r L MUSS- I i ' ' M M i A $ i k 1 1 ' - ,' IHI U'K PbVP-Wt' ' " '7'4. , - 1 . i r i . S)i , t i. i -V ; V -VlC--;-'v ?''iweitiS fMl hw .... ; ! "'SrV' A- Vr 2' ZS- J - i n II - yv - .i:f.w a V ; , " "&" s J , I'kI j j . i feMÄ' r(9iLto;Jki& ' 1 , . . . j . AirM iui '-Vi.r'j,I3;4'Ä1-- '. : w " i ,.. 's . . ? - , '-mmy S,,AX,'At . f s"?".?!" A-"V 4.V- v?,- 'k ' ' - ? lt' . 4 f , -r-v "2- - t," J, , S.L 1 1 i, k 2lLJd j X . yv , 5 ' - r. - 4-1 1 p '7 "5. r;ctf J-' u,j V.' - . - ' t mvvsv;! wi,Cf y 4 , ly" . " ( ? I rt'v5 --. ... " ! . .p . .7" v.i ; "M?- V " l . v ' j.- '!,?- lklhif ' I ? - a - v5-" -c I IMt'' r '.-W'W -q5? nV -' t -w. . , VT f ' r 4 V- S k f 4 "m ' ; i f . - C ' ' ' '!, 7V -f . 1' ' , t. l' . In sranzöstscher Kesangenschast. Iie Leiden gcschichto eines schwer verwundeten A.'siziers . . . Wir entnehmen die nachstehende Erzählung dem bei Otto Elsner Acr kagsgcsclljchaft m. b. H.. Berlin S. 42. erscheinenden Buche Hans Hellers Höl lensahrt" von Otto von Gottberg. daS in c!nfack)er, aber durchaus der Wahr heii 'entspreeheiider Weise die Leiden eines deutschen Soldaten in den vcrschie denen Gefangenenlagern Frankreichs und Afrikas ergreifend schildert. Ich lag ohne Pflege oder Nahrung bis zum Abend frierend im Fieber. Französische Soldaten, alte Kerle vom Landstutm, begannen den Saal für ei mit mir unbilannten Zweck aufzuräu wen und einzurichten. Lange beachteten sie mich nicht. Schließlich lag ich zweien im Wege. Sie hielten mir eine Lampe iibcr das Gesicht und stellten Fragen, die ich natürlich nicht beantworten konnte. Doch zeigte ich auf mein geschwollenes Bein und den verbundenen Fuß. Sie beratschlagten und nahmen mich an Knien und Schultern auf. Da mußte ich schräm, weil ich so entsetzliche Schmerzen spürte. Sie taten, als ginge sie das nichts an und schleppten mich übet die Straße. Gottlob machten sie keinen langen Weg, fondern trugen mich bald in die offene Tür eines ausgeräum tett kleinen Hauses und legten mich dort im Dunkeln auf dünne Stroh, Als sie gegangen waren, glaubte ich mich allein, aber hörte Streichhölzer kratzen un? sah eine zitternde Hand die Flamme einem ' 6ns den, Fußboden stehenden Lichistiimpschen nähern. Im Kerzen schein lag ein elend aussehender Ber wundeter auf einer Matratze ohne Decke und über seinen Füßen der Waffcnrock eines preußischen HauptmannS vom In fantcricrcgimcnt Ro. 28. Damit jeder mann weiß, daß ich richtige Angaben mache, will ich seinen Namen nennen. Es war der jetzige Major v. W., der mich fragte, wer ich sei und was mir fehle. Er hat während der Tage unfe res Zusammenseins diel und gut mit mir geredet. Namentlich erzählte er mir stets, was die Franzosen in ihrer Sprache gesagt hatten und schärfte mir ein, später in der Heimat von allem Gehörten und Gesehenen Meldung zu machen, weil er kaum Aussicht habe, S,n Leben zu bleiben. Doch war er ein sel ten starker Mann an Leib und Seele. Darum ist er am Leben geblieben und M't in der Schweiz, obwohl er mit s.bvcre,n Bauch- und Schulterschuß wie vi llcicht kein anderer deutscher Gefan g?ncr iinter Quälereien der Franzosen z litten hat. Wir lagen nM kurzem Gespräch etwa kiiie Stuii im Dunkeln, als wir Tritte innten. Ei französischer Soldat trt t.l ciiict Lampe iiifi Zimmer. Ihm des Kaisers oerL aljerlnZlta. keineswegs geschlossen wird. Nachdem die kirchlichen Zeremonien vokllbek sind, wird die Parlamentssitzung wieder auf genommen als Fortsetzung und Schluß der NrönungSseiek. W!k haben Über die kirchliche Feier deö heutige TageS bereits ausführlich berichtet, aber eS gibt noch manche De tailS zu erwähnen, die in der ersten Hast der Berichterstattung libcrgangen werden mußten. Der Schauplah der Krönung, die Krönungskirche, verdient besondere Er wähnung. Die Kirche war reich ge schmückt, die Dekoration der Säulen und der mächtigen Kirchenpsciler war in Dunkelrot gehalten. Die Wandge mälde dek Matthiaskirche sind sehr gut erhalten. Dak Herrscherpaar betrat zu erst die Loretiokapell rechts vom Kir chcnelngang. Hier wurde der Königin die klein Krone aufs Haupt gesetzt, die Kaiser Karl lcgt bei der Krönung folgten fünf Offizier,, die ich als Aerzte erkannte. Zwei sprachen Deutsch und sagten dem Major, daß sie Elsasser wii reu. Mir ließen sie nach kurzem Fra gen Ruhe. Sie waren gekommen, um den Major zu peinigen. Ueberhaupt machte ich die Erfahrung, daß es den Offizieren in Gefangenschaft noch schlimmer als uns Soldaten ging. Die bkiden Elsässer lachten den Ma jor höhnisch an und fragten, wie er sich als Gefangener vorkäme. Er antwortete mit der schwachen Stimme eines Schwerkranken: Da die Herren Aerzte sind, haben Sie wohl die Güte, mich zu verbinden und mir zu essen und zu trinken zu ge ben. Ich liege seit nun drei Tagen ohne Nahrung mit den Verbänden, die mir meine Leute auf dem Gcfechtsfcld ange legt haben." Laut lachend llbersekten" dit Elsässet des Offiziers Worte den drei anderen Franzosen. Alle fünf begannen den Schwetverwilndeten zu verhöhnen. Sh Zigaretten hielten sie über seinen Kops und tippten ihm die Asche ins Gesicht. Einer der Elsässer sagte: Wilhelms Schweine von Offizieren Pflegen wir nicht. Ihr habt den Krieg angefangen. Dafür sollst du büßen, du Schwein, du Hund, du Boche." Ich hätte ein Glied bon meinem Kör per gegeben, wen der Major oder ich jetzt gesund gewesen wären, doch konnten wir beide uns nicht rühren. Ich sah nur, .daß der Major mit sehr stolzem Gesicht die Augen schloß uuo den Kops, aus die Seite legte. Bis dahin hatte ich nicht gewußt, daß ei Mensch, ohne ein Wort zu sagen, andere so mit Verachtung stra fen kann. DaS fühlten si') die fünf. Sie traten mit Füßen gegen die Ma. tratze. um dem Major wehe zu tun. Er öffnete einmal die Augen, um zu sehen, was ihm geschähe, aber er hat weder gestöhnt noch mit einer Wimper gezuckt. Sein Gesicht blieb stolz wie vorher. Da setzten sich die Franzosen rings um ihn aus den Rand seiner Matratze. Einer der Elsässer spuckle ihm inö Besicht. Alle fünf bewarsen ihn wieder mit Asche. Auf Teutsch nd Französisch erzählten sie ihm, wie schlecht es um unsere Sache stünde. Doch brachten auch sie so der riicktes Zeug vor. daß ich wußte, es war kein wahres Wort an ihrem Geschwätz. Sie meinten unser Kaiser sei mit dem Geld der Reichslasse nach Amerika ge, flüchtet und der Kronprinz habe sich er schössen, weil sein Vater ihn weder mit genommen noch ihm Geld zurückgelassen habe. Während sie immer den Major mit Du Schwein" ober Du Hund' an sprachen fragte ich mich, warum ich f os! gelesen hatte, die Franzosen wären .. r 1. ' T 'ask . r. , ' i ' Hauäfrerne" Hier waren bis zur Krö nung die Krönungsinsignien aufbe wahrt, die Krone, das Zepter, der Reichsapfel, das Schwert des heiligen Stephan und der Mantel des ersten stiJ nigs von Ungarn, ein herrliches Gebilde der Stickereilunst. In dieser Kapelle ist auch der Brautkranz der Königin Eli sabeth aufbewahrt. Der erste Blick der jungen Königin fiel aus diese bedeit tungsvoll Reliquie, die sie an die große Liebe erinnert haben mag, welche Itöni gin Elisabeth slir dos ungarische Bolk empfunden und die im Herzen der Un varn so starken Widerhall gefunden hatte. Auch Königin Zita hat schnell den Weg zum Herzen bet Ungarn ge funden. Ihre Anmut, ihre Einfachheit, int echt weibliches Wesen haben mächtig ergriffen Und einen unauslöschlichen Eindruck auf das Volk gemacht, welches die Königin heute an der Seite 'ihres königlichen Gatten bewundern konnte. Ergreifend war die Szene der Schwerlhicbi des Königs auf dem Krö nungshügcl, der au? ungarischer Erde aller Komitate hergestellt worden war. Der fruchtbare Boden ganz Ungarns sollte Zeuge des feierlichen Aktes sein. '"V ' ' 4 s " . ?r s. u ... , ' t ' -u' V Ä , i ""; t'W '&!' 1 yv i , 7? , - VT 5 , J, i f! . i.. " f.;- 1 .". S v, - i I 3 f I " ' r4 . J .. - i i i f1 i' . in Budapest den Treueid ab. ein ritterliches Volk. Endlich gingen die Aerzte. Der eine Meinte noch: Mit euch Räubern haben nicht Aerzte, . sondern nur Gendarmen zu tun." Bald kamen auch, wie an jedem der nächsten Abende, zur Nachtwache zwei Gendarmen. Sie sahen sich nach einem Lager um, aber fanden nicht genug Stroh, um es sich behaglich zu machen. Da geschah eine der schändlichsten Unta ten, die ich in Frankreich gesehen habe. Die Gendarmen traten zum Major, faß ten seine Matratze, hoben die eine Seite hoch und ließen den Schwerverwundcten mit Bauch und Schulterschuß auf den Fußboden rollen. Dann zerrten sie die Matratze in eine Zimmerecke, streckten sich darauf aus und lchnarchten bis in den hellen Morgen. Ehe sie bei Tages attbruch gingen, legten sie den Major wieder aus die Matratze. Vielleicht woll-, ten sie ihre Vorgesetzten nicht wissen lassen, wie sie einen 'Verwundeten bchan delten. Am nächsten Morgen kamen französt che Truppen durch den Ort. Zwei Of Iziere betraten das Zimmer und durch uchten die Sachen des auch schon aus geplünderten Majors. Immerhin fand der eine Leutnant noch eine Zigarren tasche als Andenken. Der andere nahm die Gamaschen. Zwei Zigarren aus der gestohlenen Tasche steckten sie vor unseren Augen an, taten ein paar Züge, nickten zufrieden mit dein Kopf, sagten bon" und gingen. Schlimmer freilich hausten die Zivilisten. Männer, Frauen und so gat Kinder. Sie verhöhnten und vcr lachten uns nicht nur, sondern traten nach uns und spuckte uns an. Darun tcr litt namentlich der Major. Damit sein schwergetroffener, aber unverwun, betet linker Oberarm wenigstens festliege, hatte ich '.ich unter großen Schmerzen zu ihm geschleppt und zwei Zusammen gcknüpfte Handtücher um seinen Körper und die beiden Oberarme gebunden. So hatte er es haben wollen, konnte sich nun ober nicht rühren. Ich mußte zusehen, wie ihm der Speichel der Franzosen am Gesicht herunterlikf. Helfen konnte ich nicht. Immer waren Leute da. Auch hatte ich bei immer stärkeren Schmerzen heftiges Fieber und war vor Hunger so schwach, daß ich bald keinen Finger mehr heben konnte. Meist schlief ich. Doch immer weckte mich dann das Kommen und Gehen von Neugierigen. So gingen Tage, ohne daß außer der Nachtwache der Gendarmen sich jemand um unS gekümmert hätte. Fünf Tage mochten wir gelegen haben, als eine Nonne den Kopf durch dit Tür fleckte. Der Major rief sie an und bat nni Hilfe. Er muffe endlich verbunden und gesäu bcct werden. Es ist nämlich zu vcr- Der König Halle nach der Krönung die: Kirche verlassen, um auf dem Platz vor der Kirche, auf dem Sock der hcrrli chen Dreifaltigkeitssäule. den Eid zu leisten, unter freiem Himmel, wie der Ungarische Gebrauch und da Gesetz es vorschreiben. Die Königin fuhr iin 0a lawazen fern Kirchenplatz weg und be gab sich In das Stocket der Hosburg, um von einem Fenster aus Augenzeugin der anderenEidesleistungen zu sein, die auf dem Kwnungshiigel stattfand. Die Kö nigin fuhr, lange bevor der König vor dem Krönungshiigel anlangte, an die sem vorbei. Sie hatte nur den kleinen Kronprinzen bei sich, dem das Publi kum herzliche Aufmerksamkeit widmete. Schon zwei Stunden vorher hatte der Knabe das Entzücken der Zuschauer menge erregt. Das KönigSpaar hatte das Kind auf der Fahrt zur Kirche mit genommen. Der Kronprinz saß auf den, Rücksitz im Wagen. Die Königin hatt ihren Platz zur Rechten des Königs, eine Neue Sitzordnung, mit welcher der junge König seine Gattin ehren wollte. Der König begab sich, wie berichtet .wurde, zu Pferd auf den Platz vor dem 'zrrönUngshiigel. Im schweren, goldbe . fHf ' . - ' ' V-v iS"- 5 ' y (. ; e' TMl 12, i f r v, ' . - w, , 5 l J.;. f J.-. , iu. . . I- ' .tteMt 'Ä LW! stehen, daß tk länger als eine Woche, ohne ausstehen zu können, auf seinem Lager lag! Die Nonne antwortete kalt und verächtlich, sie könne einen deutschen Osfizier nicht Pflegen. Ueberhaupt er fuhr ich während meiner Gefangenschaft, daß französische Frauen grausam wie die Männer des Landes sein können. Bcsucherinnen begnügten sich nicht da, mit uns zu verhöhnen und anzuspucken, sondern zeigten sich unsere Wunden und freuten sich daran. So gemeine Re densarten führten sie im Mund, daß der Major ost sagte: Auch in der gebildeten Frau Frank ichs scheint die Petroleuse zu stecken." Endlich kam eines Nachmittags ein französischer Sanitätsossizier vom Ge neralsrang mit großem Stab in unser Zimmer. Auch die fünf Aerzte vom er ften Abend waren dabei. Der Major erzählte dem Generalarzt, daß wir nur Mißhandlungen erlitten hätten, ohne der pflegt oder verbunden zu werden. Der augenscheinlich anständig denkende Fran zose stellte Fragen. Der Major schil derte unsere Erlebnisse. Der grauhaa rige Generalarzt wurde vor Scham oder Zorn rot im Gesicht und wendete sich mit Vorwürfen an die fünf Aerzte. Ich der stand, daß sie ihre Schande ableugneten, aber der alte Franzose glaubte dem Ma jor, denn er schnauzte die fünf Aerzte an und drohte ihnen mit dem Zeigefinger. Auch gab er Befehle und sagte dem Ma jor, wir würden sofort verbunden und verpflegt. Doch ist, wie ich noch häufig erfuhr, bei den Frauzosen ein langer Weg vom Befehlen zum Gehorchen. Als ach einer Stunde der Generalarzt den Ort verlassen haben mochte, kamen die beiden Elsässer und wütete wie noch nie. Sie traten nach dem Major mit Füßen und sagten: Jetzt sollst du Schwein erst recht ver recken." Nach wieder ein paar Tagen müssen neue Aerzte im Orte gewesen sein. Eine Schwester brachte dem Major und mir je eine Schüssel mit einem Brei von weißen Bohnen und ließ sich sogar herbei, den Major zu füttern. Er hatte jetzt für länger als zwei Wochen nichts genossen. Das ist eine furchtbare Gemeinheit der Franzosen, doch vielleicht auch sein Glück gewesen. Nut so und durch ein Wunder Gottes konnte er ohne Pflege bon sei nem Bauchschuß heilen. Vergeblich frei lich bat er die Schwester, ihn zu waschen und zu verbinden. ' Sie Meinte: Es lohnt nicht mehr mit dir! D rum werden wir dich abschieben!" Daß auch sie du" sagte, hörte ich vom Major. UcbrigenS duzten uns alle Besucher. ES schien nicht nur Brauch, sondern fast dienstliche Vorschrift zu fei. Am nächsten Tag besuchte uns rrnt weißhaarige ältere Krankenschwester, eine Oberin mit lilafarbener Haube und Schürzt. Mit kundigem Auge betrach tcle sie des Majors Verband und sagte, er müsse sterben. Das schien auch mir zweifellos. Es war ein Jammer, das eingefallene, bleiche, aber von Asche und Speichel vcschmutzic Gesicht des Schwer ladenen Krönungsmanlel, die gewichllze Stephanekrone auf dem Haupte, sprengte er im Galopp den Hiigel hin an und führte di, vier Schwerthiebe, welche die Verteidigung des Landes ge gen alle Feinde shmbolisieren follcN. Plötzlich richteten sich die Blicke der Menge nach oben. An dem Fenster dcö Stoclelz war die Königin sichtbar ge worden, den kleinen Kronprinzen an ihrer Seile. Das Publikum brachte warmempfundene begeisterte Ovationen dar. Es jubelte dein Königspaar und dem jungen Thronfolger zu. Königin Zita grüßte mit sichtlicher Rührung das Volk Und winkte ihm ohne Unterlaß mit der Hand. Da kommt der König zu Pferde herangesprengt. Die Königin blickte mit größtem Interesse ihrem Gat ten nach, der den Hügel hiuausritt, dort die vier Schwertstreiche nach den vier Windrichtungen führte und dann den Hügel von der anderen Seite wieder hinunteksprengt. Er wandte beim Ab' steig sein Gesicht der Königin zu, die in freudigster Erregung mit den Augen j; der Bewegung ihres Gatten gefolgt war. Sie winkte ihm aus dem offenen Fenster zu und freundestrahlcnd erwiderte der König die Grüße seiner Gattin. Dann ritten der König und das Gefolge, in welchem sich auch Erzherzog Friedrich und Erzherzog Joses Ferdinand besaN den, In die Burg, wo da KrönuilgS mahl stattfand. Nachdem der König den Platz verlas sen hatte, stürzte sich das, Publikum zu den Blumenbeeten, die auf allen vier Seiten des Hügels hergerichtet worden waren. Ein jeder wollte eine Blume auZ ' ; , -, , ' ! , v,. ,.v '14 . ' ' ; ,1s ' ' , - , ? ,,y 4 ' - .- Y . - "1 J" - 1 K - -r 'v ''" ' , k ' frr"N 4, ' i W i c t tß 4 i. 'ff " , "'s, ' V . x .X- vr f ' ty; S.s-A : ''Mipr " J YV 4 y . :m y 1 i 'SX l W My Jt V , ''s !,,Jlt , '4SiK verwundeten mit den großen, fieber glänzenden Augen zu sehen. Doch der starke Mann konnte lächeln Und sagen: Möglich ist es. Darum möchte ich gern einen Brief an meine Familie schicken." Die Schwester fragte, ob er denn ver heiratet sei? Der Major antwortete: er habe eine Frau und drei Kinderchen. Die Oberin Meinte, Nachricht dürfe er den Seinen nicht geben, doch, weil er Frau und Kinder habe, wolle sie ihm eine letzte Bitte erfüllen. Was er sich wünsche? Zu Trinken!" sagte er. Die Oberin schüttelte den Kops und ging. Erst nach zwei Stunden kam sie leise auf den Zc hen schleichend zurück. Versteckt unter .ihrer Schürze, damit kein Landsmann eö merle, trug sie ein großes GlaS Wein und gab es dem Major. Er leerte es zur Hälfte und schickte mir den Rest. Ich werde nie vergessen, daß er als ein Wann, der sterben sollte, sein letztes mit mir reiltc. Sehr erstaunt war die Fran zösin darüber und sagte, sie hätte nicht geglaubt, daß es zwischen deutschen Of fizicren und Soldaten Kameradschaft gäbe. Sie schürfte uns ein, wir dürf ten nicht verraten, daß sie uns Wein ge geben habe, und betete dann ihre Rosen kränze am Bett des Majors, den sie ster beiid wähnte. Am 2J. September lagen wir noch im mer ohne Verband. Nachmittags kamen vier Krankenpfleger, nämlich Landsturm leute, die sich im Gespräch mit dem Ma jor Professoren und Pfarrer nannten. Einer sprach gut Deutsch, auch mit mir. Sie hoben uns auf Ztrankentragen und stellten uns aus den Hof in die Sonne. Nach einer Stunde ging ein französischer Kommandant vorbei und erkannte den Major v. W. an dem auf seinen Füßen licgcudc Waffeurock als Offizier. Er beugte sich über" bie Krankentrage und fragte zornig: Warum stehen Sie nicht auf und grüßen?" Der Major antwortete, eZ sei ihm un möglich aufzustehen. Der wütende Fran zose rics einen Gendarmen herbei und ließ dem Schwerverwundcten mit Bauch und Schulterschuß um beide Handgelenke zwei durch eine Kette verbundene Stahl fesseln legen. Wir blieben für Stun den in der Sonne. Ost gingen die Pro scssorcn nd Pfarrer vorbei. Vergeblich baten wir sie, uns in den Schatten zn tragen. Sie antworteten, daß sie nichts Mehr mit uns z schaffen hätten, weil wir jetzt unter der Obhut der Gendar men stünden. Endlich wurden wir in ein Sanität automobil verladen und fuhren davon. Auf dem Platz vor dem Bahnhof riefen die Gendarmen: Ausstcigcn!" Natür lich war eS unmöglich, dem Befehl zu folgen. Ich fühlte mich so schwach, daß ich mich nicht bewegen konnte und über Haupt kaum wußte, was mit mir ge schnh. Da packten die Gendarmen mich beim Kragen und zerrten mich ans dem Wagen. Wie es schmerzte, als meine Füße aus das Pflaster schlugen, läßt sich denke. Den im Jicbcrschlaf liegenden diesen Pflanzungen mitnehme und Im Augenblicke waren die Blumen, dit IN ihren Schattierungen die ungarischen Rationalfarben darstellten, verschwur den. Dit Blätter wurden usgerissen, die Girlanden wurden als Andenken mitgenommen Und die Bänder, welche die Dekoration ergänzt hatten, wurden lo? gelöst, um zur Erinnerung an das Krö nungsfest und an die Eidesleistung zu dienen. Vom Krönungshügel weg ritt der König mit dem Gefolge, wie bemerkt, zu dem Krönungsmahl. Diese? KrönuilgS mahl ist eine Wiederbelebung alter hisio rischer Gebräuche. Das Essen wird bloß markiert. An der Tafel des Krönungs mahleS nahmen nur sechs Personen Platz. Der König, welcher z seiner Rechten den Fürstprimas von Ungarn hat, neben dem der Erzbischof von Ka locsa siht, die Königin, zu ihrer Linken der apostolische Nunzius und neben ihm der Stellvertreter dcs Palatins, Graf Stephan Tisza. Bevor der König und die Königin sich an die Tafel fetzten, nahmen sie die vorgeschriebenen Waschungen vor. Die Edelknaben brachten das Gjeßbecken, der Stellvertreter des Palatins goß das Wasser auf die Hände, während der FUrstprimas das Handtuch zum Ab trocknen reichte. Dann sprach der Fürst Primas den Tischsegen und daS Herr, scherpaak Nahm seine Plätze ein. Es wird so serviert, wie es von alterS her Sitte am ungarische Königshose gewesen ist. Die Speisen werden unter Leitung des königlich ungarischen Ober truchsessen Grafen Esckonics von den 'i . , - i t 't,' 1 , '-,',',' , ; fT' ' - f; ' , ,'!'" ' 1 , i ' r .4 i ' r? f , - , ' ' ' a v 4yt. jW 's ' t IjfciJ' f C , , "St " ' ß "Cr A fv h:f i? ? ! Kt- rt .5: v - ' X"; 1 ( f . 4j fy i kW &rVv 4 - . v ' 1 t. ; i 'v t ' rfl ;f -4-i " &rt i ' , 1 i' 4r i-1' ' , i ' fsJ - y ' '? Ul i S r ' . , - .'iw h Ungarische Aristokraten bei der Äönigskröuung. Major rissen die Gendarmen an der Kette seiner Handsesseln aus dem ta gen. Ohnmächtig fiel er nieder. Wäh rend Ich versuchte, mich am Stock aufzu richten, trat aus der johlend, schimpfend und Natürlich wieder spuckend herbeilau senden Menge eine Frau von zwanzig bis dreißig Jahren. Die Röcke etwas mit den Händen hebend, stellte sie sich bi.Itbeinig über den ohnmächtigen Major mit einer Gebärde, die ankündigte, daß sie etwaS ganz Scheußliches tun wollte. Männer, Frauen und Kindek, darunter viele Menschen, die nach Kleidung als gebildete Herren und Damen gelten konn ten. schrien, quietschten, brüllten und heulten vor Vergnügen. Sie klatschten iil die Hände und sprangen in ihrer Freude in die Luft. Dadurch ermuntert, beugte sich das Frauenzimmer über den ohnmächtigen Major und schlug ihm bon rechts und links eine Ohrfeige WS Ge sicht. Als ich da die Menge von jetzt viel hundert Leuten auf dem weiten Platz wieder in die Hände klatschen und Beifall brüllen hörte, nahm ich mir vor, nie wie der von Franzosen Gutes zu denken, sondern ihr Volk zeitlebens zu verachten und dafür zu sorgen, daß später in der Heimat jeder Verwandte und Bekannte meine Auffassung teilt. Ich war in den Krirg gezogen mit her Ansicht, daß jeder verwundete Kämpfer des feindlichen Vol keS ein Kamerad und jeder Wehrlose, ob Mann oder Frau, meines Mitleids und meiner Hilfe würdig sei. Ich war auf dem Schlachtfeld den, feindlichen Toten in Ehrfurcht aus dem Wege gegangen und hatte gesehen, daß unser alter Oberst an der Spitze der Kolonne vor dem großen Letchenberg gefallener Franzosen die Hand an den Helm hob und seinen Kopf zum Gruß gegen den Sattel beugte. Doch jetzt kann ich den Franzosen nur wünschen, daß der Himmel sie süc olle ihre Grausamkeit straft. Es ist ein Volk nicht von Menschen, sondern von bösartigen Affen. Da! wird zugeben, wer Meine Geschichte hört. Wer weih, ob die Menge nicht noch Gulasch aus uns gemacht hatte, wenn nicht endlich ein Offizier gekommen wäre. Landsturmleute trugen uns auf Kran kentragen zu einem Viehwagen, in dem schon fünf verwundete deutsche Offiziere saßen. Tort hoben sie unsere Tragen und kippten sie um. Wir rollten in den Mist. Tcr gefesselte Major fiel auf den Bauch. Einer de rfllnf Offiziere sprang schnell zu und drehte ihn um. Das ver wies ihm der Gendarm von d""che und saate. wenn er nock einmal einen- rthVwrirn sii.iFrrnrrpnpn nknNo hicrh i 1.UI.II... ..jMl, IV... V erschossen. Das wurde mir übersetzt und nun kann ich auch Ortsnamen nennen. Da es den fünf mitreisenden deutschen Ossi zieren besser ging als dem Major, konn, ten sie aufpassen, wo wir waren, und aus Bahnhöfen die Ortsnamen ablesen. In Trotzes trat während der Nacht der Bahnhofskommandant an den Wagen. Einer unserer Offiziere bat. er möge dem Major die Fesseln abnehmen lassen. Tcr Franzose schien dazu gern bereit, doch der Abgesandten des NcichNagcZ ausgclca geN, auf die Tafel gesetzt und in der vorgeschriebenen Ordnung wieder abge tragen. So oft der König und die iio Nigilt das Glas an die Lippen setz:,,, erheben sich die Gäste und bleiben so lange stehen, bis König und Königin das GlaS dem Mundschenk, der es dar. gereicht hatte, zurückgegeben haben. Auch ein Toast wird beim Mahle gesprochen. Bel dem ersten Schluck, den der Köniq markiert, wenn er zum erstenmal den Becher an die Lippen führt, bringt der Monarch unter dem Donner der auf dem Blocksberg ausgestellten" Katteneu folgenden Tkiiikspruch aus: Tlzen & kgzI" ES lebe das Vaterland!" Der FUrstpkimaS erwidert diesen Trinkspruch mit den Worten: El,jea s kiru!I Es lebe d.r König!' König Karl sprach die Worte mit fester Stimme, wie er überhaupt bei allen Aeußerungen des heutigen Tages, insbesondere bei der Eidesleistung vor der Kirche, ein angenehmes, weithin hörbares Orgaiz bewies. Er sprach deut lich mit scharfer Betonung der wichti gen Stellen. Nach dem Trinkspruch verließen die anwesenden Palastdamen, die den Dienst versahen, den Saal und kehrten erst gegen Schluß des Festmahls zurück, in dem Augenblicke, als das Konfekt aufgetragen wurde, wie es in der alten Hofsprache für Dessert heißt. . Dieses Diner stellte den letzten Akt der außerparlamentarischen Krönungs feierlichkeiten dar. Der Schlußakt ist die Fortsetzung der unterbrochenen Sitzung des Parlaments. - u ' i j " 4 's, f , i h . 1 , . 1 vv ', ,, , ; 3 . - ' , " "V , 1 ' , ' g S S4?: s . i - V 4 ,'' r - J& v, f 1 Gendarm meinte, der Schwerverwundcte mit Bauch, und Schulterschuß fei flucht' verdächtig. Der französische Offizier lächelte und bestand auf Abnahme der Fesseln. Der Gendarm kramte in seiner Tasche und meinte, er habe den Schlüssel verloren. Der Offizier zuckte die Achseln und trat zurück. Der Major blieb in Ketten. Natürlich hatte der Gcndarin dcN Schlüssel keineswegs verloren. Ueber Lyon fuhren wir noch einen ganzen Tag und eine Nacht, also '4 Stunden. Aus fast allen Stationen rissen Menschen die Tür auf und be schimpften und bespuckten uns. Oft sprangen sie in den Wagen. Der Gen darm verhinderte ein Weib, dem Major mit einem Messer die Kehle zu durch schneiden. Zivilisten und Soldaten bc raubten die verwundeten Offiziere. Ein Hauptmann ließ einem Herrn den Adler vom Helm schrauben, steckte ihn in die Tasche und meinte, es sei der achte. Un sere Ofsizicre lachten verächtlich über die Kriegsbeute der Etappenhelden". Wenn wir neben Truppentransporten hielten, stachen Soldaten mit Bajonetten nach uns. Sie wollten uns vielleicht nicht vcr wunden, aber doch quälen. Wenn einer der fünf Offiziere austrat, sammelten sich lachende Frauen um ihn. n.S scheint für die Frauen Frankreichs keinen schö nercn Anblick zu geben. Auch während häufiger Transporte in kommenden Mo natcn sah ich auslrctende deutsche Ge fangcne stets bon neugierige Frauen umringt. Gelegentlich ivatf auf Bahnhöfen die Hand eines Unsichtbaren Brot in unse un Wagen. Einmal flog eine Büchse Sardinen hinterdrein. In der Dunkel heil reichte eine Französin in halber Schwesterntracht mir als Unbekleideten sogar Kaffee. Als sie abek iin Hinter gründ die Uniformen deutscher Offiziell: sah, riß sie mir den Becher mit einem Ruck wieder 'auS der Hand und ging weiter. Am 2. Oktober 1S14 kamen wir nach Eettc. Ein alter General trat zum Wa gen und fragte die Offiziere in gebro chenem Deutsch nicht unfreundlich nach ihrem Namen. Als auch der Major den feinen mit Dienstgrad nannte, geriet der General in die Wut eincS anstand! gen Menschen. Unsere Offiziere mein, ten. er habe nicht nur die Gendarmen, sondern auch die Ofsizicre seines Stabes angeschnauzt: DaS soll ein preußischer Offizier sein, meine Herren der so vcrdreckt in Ketten durch unser Land gefahren wird? Eine Schande für Frankreich ist es, daß er so schmutzig aussieht!" Tann beugte er sich über den Major nd sagte in feinem fchl 'ten Deutsch: Sie nickt fahren weiter!" Jetzt fand der Gendarm sehr schnell den Schlüssel, der die Ketten löste. Der Major wurde unter Aussicht des Gc ncrals aus dem Wagen gehoben und ich rics ihm Dank und viel Gluck nach. Noch glaubte ich aber nicht, d?ß er g nescn könne, y I 4