Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, February 08, 1917, Image 2

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Kriegs, 'klzze du
Turch die temierlithe Hügelland
schast LelgienZ marschiert auf rip
cr.n Feldweg eine müde, 'hungrige
Schar. Die Sonne sieht schon tief
rim nebligen Horizont und wirft ihre
schrägen Strahlen im Abschied auf
Wasser und Wald. Aus den Reihen
der Landslurmkompagnie steigt der
.-.e Atem wie Tampfwölkchm
oder gefriert, wenn nicht ein Pfeif'
chcn qualmt, in den buschigen Bärten
zu klingendem Eiskristall.
Der Hauptmann reißt seinem rnu
den Klepper den Kopf in die Höhe.
Denn Prust er die Marschordnunz,
die sich allzu sehr lockerte. 'Vorwärts,
Beutel
Stumpfen Blick und schlaffe Hal
Zung hatte er gesehen, wie Ermüdung
sie schafft und das ijrnerici mehrwö
chigen Marsches. Des Hauptmanns
Anruf wirkt Wunder. Die breiten
Körper der Vierzigjährigen dehnen
C'nt Z5cwackungSiurm mit Maschiiiengt
wehr in dem rlcgsgesaiigcneiilngcr
zu jivlbuS.
Ciä Bewachung der dielen Gcfm'gcnen.
die in den deutschen Lagern unlerge
htadit sind unh deren Zahl täglich
tuädxt, nimmt eine große Anzahl von
ieiittfjcn Truppen in Anspruch und er
drischt angcjichts der öfter austretenden
Liderspensiigkeit besondere LorsichtS'
maßregele,
sch in dcZ Königs Nock. Sind auch
die Rücken und Knie leicht gebogen
unter der Arbeit ums tägliche Brot,
so spricht doch urwüchsige Kraft aus
Sehnen und Knochen, denen Waffen
und Montur leichte Last sind. Aber
eines fehlt; der sorgenlose, leichtfröh
liehe Sinn der ersten Soldatenjahrc,
der im Felde die Tage erhellt.
Als des Königs Befehl den Land,
stürm einberief und das Handwerts
Zeug den Waffen wich, standen bald
die Kreuztfchakos hinter den Wällen
Itt Rheinstadt, um den heiligen
Strom mit den Leibern zu decken. Die
Männer waren sicher dort, aber sie
hatten such fortgewünscht, in das Land
bt Feindes hinein, der Sorge und
Zc'o in die deutschen Hütten getragen
hatte. Rothosen wollten sie klopfen in
lukiger Feldfchlacht. Wollten Fahnen,
0)eschütze und Gefangene erbeuten und
den roten Wein durch die durstigen
fehlen, jagen.
Run- sah- .in. .drei mühseligen
iarschwochen niemand den Feind.
Immer wieder hieß es: Cchne Tritt
marsch!", schier bis ans Ende der
Wclt!
' Hinter dem letzten breiten Rücken
fchliehj ein hochaufgeschossener blut
junge; Leutnant die Reihen. Dem
rinnt, trotz Winter und Wind das
Älut heiß in den Adern.
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Mampf.
Ernst Miiröljf,
Bei Gott! Solch ein faustdickes
Pech, mit dem würdigen Landsturm
durch die Fluren zu pendeln! Längst
holten sich die Regimenter Kreuze und
Ruhm. Aber ich... ich muß Man
dern wie ein Handwerksbursch von
Stadt zu Stadt!"
Doch als reute ihn sein Kleinmut,
ruft er mit heller Stimme-in die
stampfende Kolonne: Drauf, Kerls!
'Auch wir werden sie noch packen!
Franzofen, Belgier Engländer!
Und dann gnade ihnen Gott! Eure
Brust ist breiter, und eure Fäuste
sind härter als die der Franzosen!
Wen eure Arme halten, der entschlüpft
nicht mehr!"
Im frischen Uebermut lacht er dazu
uno die ernsten Männer schmunzeln.
Sie hören gern auf die Jugend und
erwärmen sich an dem sieghaften
Drauf!" Lernten sie doch in längst
dahinter liegender Dienstzeit den
Söhnen alten Heldenblutes gehorchen,
das schon einmal siegreich über Rhein
und Mosel zog.
Ein Kirchturm ist in Sicht, das
Nachtquartier ist nahe. Gleich kommt
in die Kolonne frisches Leben. Lippen
und Augen wachen auf. Für heute ,st
genug marschiert an morgen denkt
man nicht. Schweigend ' liegt das
weite Dorf, wie ausgestorben. An
Fenstern und Türen kein Kopf zu
sehen. Eine Totenstadt. Aber die
Kolben des Landsturms klopfen nicht
vergebens an Läden und Tore. Gries,
grämig, verbissen gibt der belgische
Paysan Einlaß, doch als er Hun
ger!" hört, knipst er höhnisch mit den
Fingernägeln.
Rien comme qal
WaV, Ick will di't wisen, Dünner
kiel!" grollt sein Gast aus dem Wup
Pertal. Ick will di't wisen, Pisang!"
Das Weib des Bauern fühlt Ge
fahr, sieht in den blauen Augen des
Prussien schwelenden Zorn. La Bur
geoise fürchtet für sich und die Km
der und tritt mit dem Weinkrug her
an.
Une pctite goutte, mon corporal?
...A votre sante!"
Bald rst die Landweyr unter Fach
und Dach. Der junge Leutnant aber
schreitet noch die Gassen hinauf und
hinab und stellt die Wachen aus. Und
der Hauptmann durchtradt kundschaf
tend die Torfflur.
.Wer weiß, wie in? Nacht wird!"
Nächtliche Stille im Sternengefun
kel. Aber eine deutsche Nacht ist es
nicht, die traut und heimlich aus den
Giebeln ruht. Leise flüstert sie durch
die dürren Pappeln, die am Rand der
hraunen öden Aecker siehen, aber sin
gen. klingen tut sie nicht, wie jenseits
des Rheines. Kein Hund schlägt an,
kein Wächter ruft mit, feinem Horn
die Stunde, kein Bursche pfeift sein
Liedcl, kein Mädel kichert schelmisch
hinterm Heckenzaun.
Der Posten auf dem , höchsten
Puntt, dem Friedhof. sieht an einer
Mauerecke still, horcht und gähnt.
Tann pendelt er wie vorher schläfrig
auf und ab vor der Kapelle, wo die
Wache Obdach fand. Die Kapuze sei
nes Mantels hat er über die Ohren
gezogen, den Tschako darüberge
stülpt. Die kalten Finger krümmt er
in den Fausthandschuhen. Im Arm
liegt gesichert das Gewehr. Da ra
schelt das Laub an den Ginsterhecken.
Heulender Nachtwind verschluckt das
Geräusch. Es huscht am Boden ent
lang, über die Gräber hinweg, an den
Kreuzen entlang. Aus keuchenden
Kehlen kommt leise pfeifender Ton.
ES lebt in den Wegen und klirrt zw!
scheu den gefrorenen GroLbufcheln.
Der Landsturmmann sieht zum
Rachthnnmel auf. Nur ein paar blw
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-' - mTOII-K .1
V Mltl'l-'
. l 1 wM (utit-i $!.
Russische Scifjngcnfi.
sende Sternlein Zählt er da oben, in
Gedanken versunken. Langsam wen
bet er sich, will die Ablösung rusen.
Da springt ihm der bleiche Tod an
die Kehle und vier knochige Fäuste
tauchten tief ihre Messer in das deut-
sche Herz.
?l das le prussien!" faucht es den
Sterbenden an.
Aber den schweren Fall des toten
Körpers hat die Wache gehört und sie
weiß sich zu wehren gegen t)ie Ueber
macht. Hile heischend krachen ihre
Schusse durch die mörderische Nacht
und wecken das Echo der Hölle.
Tuez les prunken-! En avant.
en avant!"
Hliitkr den letzten breite Rucken
Leutnant die Reihen. Tcm rjnnr trotz
Adern.
Jetzt wimmelt das Dunkel von hu
schenken Gestalten, Blusenmanner
mit Jagdflinten und blanken Messern,
Garde civique im faltigen Mantel,
Offiziere im phantastische Bunt ver
schiedencr Uniformen. ,A la lanterne
les prussienh!"
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.."ällt das fijciucsjcl Marsch,
marsch I Hurra ! "
Schrill Mitworten deutsche Signale
aus den Gehösten. Aus allen Türen
springt es, rennt es hastig hervor,
klettert zum Fenster hinaus, jagt üoer
die Gassen. .Sammeln!" heult das
Horn des Spielmanns. und das
Kalbfell dröhnt unter dem rasselnden
Schlegel. Hastige Fäuste zerren an
Gewehrpyramiden, kisenbeschlagene
Stiefel klappern im Lauf über Pfla
sier und Kies. Die belgischen Mau
sergewehre knattern dazwischen und
weißlicher Qualm lagert sich gleich
einer Wand auf die dunklen Garten
und Gassen. Der Landsturmhaupt
mann hat eint Handvoll Leute um
sich gesammelt. Standhalten!" ruft
er. Fackeln herbei!"
,,u Befehl, öerr auvtmann'.''
dröhnt der Baß dtt Fildweocls. Wie
eine Säule stcbt der blondbärtiae
Mann, zuckt nicht mit der Wimper.
Ui kennt lolche Holiennachie. hatte
doch ein Bater schon 1870 Mit den
Franktireurs um sein Leben gerungen.
Eine brennende Garbe schwingt er
hoch rn die Hohe und bald loht es auf
in Scheune und Stall. Brenne, was
brennen will! Bleiches Entseken iaat
durch das verräterische Dorf, das den
schlaf überfiel. In den Wutichrn der
Männer milcht sich das 5lreiicken der
Weiber und das Wimmern der Kin
der.
..Feuer und Mordio!" Der Nacht-'
wind treibt die Flammen prasselnd
vor sich hin und erhitzt den kalten
Atem der Nachts daß er blutrot eifert
mit dem Feuer der Waffen. Der
Hauptmann ist der Fels im Getöse
des Kampfes und die kleine Schar um
ihn herum ladet und schießt, schießt
und ladet. Achtet nicht des riefelnden
Blutes, der klatschenden Kugeln, der
sinkenden Toten. So mujj es sein,
denn Tapferkeit ist Gemeingut der
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fs jr-'f.f VSBNäfr? KiS i I
TäzNche Cinatia TriLüne.
deutschen Ssldaten. Zum Reiszen an
gespannt sind Nerven und MuSkcln
und die blutunterlaufenen Augen
durchdringe kaum mehr den biet
grauen Schwaden. In langen Strei
fen zieht er aespensterisch umher. Zer
rissen ihn Salven und Wind, jo
schließt er sich wieder und rerschleiert
das Schicksal.
.Wort aux assasins!" brüllt drüben
der Haufen und ein wütender Sturm
lauf setzt an.
,Daö ist das Ende!" denkt finster
der Hauptmann. Da dringt von der
Flanke ein Ruf durch den Kampf,
lärm.
Fällt 'das Gewehr! Marsch,
marsch! Hurra!"
Seht! Seinem gesammelten Zug
voran springt in mächtigen Sätzen
der junge Leutnant. In der Rechien
schwingt er den Degen, die Linke
hebt den Revolver zum Schuß.
Drauf, Leute! Draus! Wir hauen
sie 'raus!"
Ein Meer von Grimm und Wut
ist erwacht im deutschen Gemüt, das
nur schwer erloärmt wird zu siedender
Glut. Ruhmesstolz und Rachezorn
brausen empor, zerreißen alle hem
wenden Schranken und brechen don
ernd sich Bahn nach alter Gernia
nenart. Ueber die rollenden Leiber der
stürzenden Feinde, eingehüllt in Fun
kenregen und Pulverquulm. stampft
westfälische Wucht. Die breiie Brust
der Männer hebt sich keuchend im
Takt und die Fäuste werden hart wie
geschmiedetes Eisen. Jetzt ist die Ko
lonne heran und durchbricht die Reu
Heu der Blusen.
.Trau ! Das flut cht!" Die Kolben
fahren dröhnend p;if und nieder. Sie
mähen die Feinde wie Halme und die
J&zgi
scklies;k ciihochaufgeschosiener, blutjunger
Wintcr und Wind das Blut hcik m dcn
heiß
Füße zerstampfen die Garben des
Todes.
Sauve, qui peut!" Mit schlottern
den Knien weicht vor den Wupper
talern das Freikorps zurück, hinein
in die Türen, die Fenster. Ader es
staut sich die Flut, und wo sie sich ret
tet. da krachen und splitiern die Tore,
wanken und bersten, und mit wildem
Hurra ist der Landsturm heran. Die
Faust packt die Kehle und der Fuß
tritt den stolpernden Leid... Flet
schenke Zähne der Feinde zerreißen
die klammernden Finger. Dolch und
Degen wühlen in rinnenden Wunden.
Das Knattern der Schüf,e verstimmt
bei dem rasenden Ringen. Und über
dem dampfenden Männerzorn kni
stern die Ballen und schwelendes Holz
sprüht Regen und Funken. Wen gnä
big Stahl und Stoß verschont, den
mordet die Flamme.
Der Sieg ist erkämpft. Nächtliches
Dunkel entführt barmherzig die flic
henden Reste. Noch 'keuchen die Lun
gen, noch fliegen die Pulse. Aber Be
sinnung kommt wieder. Sieg!
Leben!
Doch ein Grauen kriech! allem, was
lebt, über die Haut. Klingt nicht aus
fauchenden Flammen heimlicher Flü
gelschlag? Seh:, in gespenstischem
Dunkel zieht der Engel des Todes
rächend die Bahn. .Wann trifst er
auch mich?"
Bor dem Hauptmann des Land
sturms kniet schweigend und finster
ein blondbärliaer Rufe und hält auf
den muökelfiZrken Armen, die wuchtig
Hammer und Ainboß zu meistern per
siehen, den zerfetzten Leih seines Leut
nantö. Warmes Plut rinnt iil'er die
weiße Stirn der Jugend und netzt i)ie
Scholle des Feindes. Kraftlos hängt
das siegfrohe Haupt und die gebroche
nen Augen starren wie fragend auf
zu den Sternen.
Schwelende Balken geben bläulich
weißliche Wölkchen. Sie schweben jn
dämmernder Morgenluft eilends nach
Osten. Sind das die Seelen der Krie
ger, die heimwärts ziehen über den
Rhein, die Liebe zu grüßen? Lang
gezogenes Aechzen geht durch die Pap
peln des Friedhofs und es singt wie
ein Wehklagen über die Opfer, des
Kampfes, die alle fürS Baterland
starben.
.Taö ist der Kampf b!Z aufs Wes
fer!" .C'est la guerre a outrance!"
Aber wer vom Landsturm hat
Muße zu schweren Gedanken? Liegen
auch Opfer an Opfer, unkenntlich von
Blut und Ruiz auf der Wahlstatt
der Siez bleibt der Siez! Seine
Schrecken verwehen im Lichte des 2a
ges und beim stolzen Gedenken. Er
rang mit dem Sterben und behält
immerdar recht. Das Lebende lebt
und läßt das Tote zurück.
Cmrmi iisl As-e?erMA.
Wa NcglcruiigS dcr BerbandSbctrieb
in mnnchk Jallc leistete.
Es kann nicht Wunder nehmen,
wenn di: Lebensmittel-Tcurung unse
rer Tage auch für den ko-operativen
Gedanken ungeinein starke Stimmung
macht und vielleicht zu vielen neuen
Versuchen seiner Berwirklichung führt,
sei es auf dem Regierungswcge, sei
es wenigstens durch private Bereine
und Verbände, wie solche für gewisse
Zwecke schon längst da und dort be
stehen und sich meistens bewährt oder
mindestens die Lebensfähigkeit solcher
Anstalten erwiesen haben.
Schon als Onkel Sam in der Pa
namakanal Zone den Warenverkauf
an seine Angestellten sozusagen regie-.
rungssozialistisch regelte und dieselben
fast alle Gegenstände bedeutend billi
ger kaufen konnten, als es irgend
welchen Mitmenschen in Amerika be
schieden war, da erwarteten viele, daß
dies die Agitation für eine solche
Ordnung der Dinge im allgemeinen
wirksam fördern werde, llebrigens
scheint es nicht, daß man dieses Sy
ftem in der Panamn-Zone dauernd
beibehalten will; und ziemlich stark
eingeschränkt hat man dasselbe schon
seit einiger Zeit. Gleichwohl ist der
Eindruck dieses Unternehmens nicht
verloren gegangen.
Doch braucht man gar nicht bis
nach derPanama-Zone zu gehen, um
teilweise Scitenstücke hierzu in Onkel
Sams Bcrwaltung zu finden.
Bon der Freiheits-Statue auf Led
loes Island sagt man, daß sie die
Welt erleuchte, aber vielleicht interes
sieren sich viele, welche in diesen Ta
gen die Ställe besuchen, mehr für
eine Beleuchtung der V r o t f r a g e,
wie sie auf demselben Jnselchen, wenn
auch viel weniger auffällig, geboten
wird. Hier ist eine Bäckerei im Be
trieb, welche für die amerikanische
Bundesarmee Brot bäckt. Es ist in
dieser Armee Rege., daß die Regie
rung den Gemeinen Brot und sonstige
Nahrung nebst der Löhnung gibt,
während sie den Offizieren den Wert
jeder Speise, welche sie sich geben las
sen, in Bar anrechnet. Sie verkauft
also das Brot von der JnselMäckerei
an Offiziere der Armee. Und was
kostet dieses vorzugliche Brot'
Man höre und staune: Zwei Laibe
von je einem vollen Pfund werden
zusammen für 5 Cents an die Osfi
ziere verkauft! Und die Regierung
kommt vollständig auf ihre Kosten;
sie zahlt eben für eine Reihe Dinge
nicht, welche im privaten Betrieb ertra
in Betracht kommen, und kauft na
türlich in größtem Maßstabe.
, Noch ein Beispiel: An der mczika
nischen Grenze wurden im verflösse
nen Sommer Schuhe an Soldaten
für eine Kleinigkeit über 2 Dollars
das Paar verkauft. Zeitungs-Kor
respondenten auf demselben Schau
platz hatten in einem gcwöynlichen
Handelsladcn für dieselbe Qualität
Schulz etwas über .50 das Paar
zu zahlen.
Ebenso konnte die Regierung ihren
Soldaten ein Paar Khaki-Hosen zu
etwa über $1 liefern, während die
Soldaten selber in irgend einem so
genannten Armee- und Marine - La
den der Grenze für die nämlichen Ho
sen mehr als $3 zu zahlen hatten.
Wenn sie darüber klagten, so rech
ne!e ihnen der Geschäftsführer haar
klein vor, daß kein Geschäftshaus
diese Hosen billiger verkaufen könne.
Man spricht jetzt soviel von der
künstlichen Verieurung von Nah
rungsmitteln durch Einsperrung un
geheurer Mengen derselben in Kühl
Häusern. Ebenso gut aber kann das
Gemeinwesen oder auch ein Konsu
menten Verband die Kühlhäuser
zur Bewilligung benutzen, durch Ein
kauf der Produkte zur Zeit, da sie am
billigsten sind, aber Wiederverkauf auf
Grundlage der nämlichen Preise an
die Witzlieder des Verbandes oder,
je nachdem, an das allgemeine Publi
kum. Aber auch wie Thomas
Edison vorschlagt das ko-operative
Kühlhaus könnte direkt von Mitglie
dern des Vereins unter Zahlung ei
ner möglichst niedrig berechneten
Miete zum Lagern ihrer Vorräte be
nutzt werden.
ES ist auch bekannt, wie sehr Obst
Züchter in Kalifornien, Oregon u. s.
w. durch ko-?perat!ve Verbände den
Versand des Obstes verbilligt und
verbessert haben; obwohl daS Perzeh
rende Publikum nicht gerade viel von
der Verbilligung merkt, so haben die
Bereinigungen einen sehr großen Wert
für die Obstsarmer selbst, und dem
Käufer wird wenigstens stets gute
Ware gewährleistet.
Als Staatsoberrichter
Robinson In Bismarck. N. D., sich
neulich sonntags nicht einmal eine
Zeitung tausen konnte, weil auf An
ordnung des GeneralanwaljS Wm.
Langer die blauen Gesetze" aus den
Buchstaben durchgesetzt wurden, är
gerte ihn dies dermaßen, daß er so
fort eine schriftliche Anordnung er
ließ, durch die der Sheriff und der
Polizeichef 'angewiesen wurden, nl
len Geschästsplätzen. Apotheken, Zi
oarren- und Zeitungsständen zu er
lauben. am Sonntag offen zu ha!
ten". Richter Robinson erklärte,
solche Zustände sollten von keiner
sreigcborenen Bürgerschaft geduldet
werden.
iiyisBwwiw'
Im Usvöett bev Somms.
I deu Froutbcrichteu
Den Frontberichien eincS Kriegs
berichterstatterS an der westlichen
Front entnehmen wir die folgenden
Schilderungen von den Wirkungen
j der furchtbaren Schlacht an der
Somme, die er unter dem Titel Die
Dörfer der Somme" zusammenfaßt:
Jede Erdwellk wird verteidigt,
und die Tälchen werden ebenso ver
RMft'WMMMWMMMM
Mtz
u M.W Prii k.'' te7i
k tl::-f!fi m l';.' i 'r'-1. kr ife b-
? "'.' )fk -JLiVäfJi fV I" vt ".n'jif ZZ-Jt
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C r ('"Ä' fi. j li- '.
WÄMM, M
cwäm
MV.A M
?MfÄ ja .
mitäm?
Tomme.Cchlacht. Tammclsteffe für Berlvundcte
teidigt wie die Höhen. Einige dieser
Fräcken" d. B. der Ravin de
Froissy) sind berühmt geworden. In
diesem Verteidigungssystem bilden
die Dörfer wichtige Stützpunkte, de
ren Bedeutung verschieden groß ist,
je nachdem die Häuser auf einer
Kuppe oder im Tälchen liegen. In
den ersten Tagen der Offensive wur
de an der französischen Front im
Norden der öomme eine ganze Reihe
von Dörftzv genommen (Curlu,
Hem, HarLcourt). Von diesen An
siedlungen sind nur noch wirre
Steinhaufen vorhanden. Aber man
' sieht doch wenigstens noch, daß da
einmal friedliche Acnschen gewohnt
haben. Anders bei den Vorstellungen
ju Eombles, Guillemont und Mau
i repas. Hier sind nicht einmal mehr
! Trümmer übrig geblieben. In Mau
repas sieht man vom Dorf rein gar
nichts mehr. Die Granaten haben
den Boden so geackert, daß er aus
sieht wie das Feld ringsum. Das ist
der erste Eindruck Wenn man aber
einmal weiß, daß hier ein Dorf ge
' standen hat, so fallen einem doch ge
. wisse Anzeichen ins Auge, die man
zuerst übersehen hat. Dort auf der
Höhe liegt ein schwerer Balken. Wie
wäre der hergekommen, wozu hätte
er gedient? Diesec Balken rührt von
der Kircht von Maurepas her, und
er ist das einzige, was von ihr noch
übrig geblieben ist. Beim Hinaufsah
ren 'ist uns aus einem Friedhof ein
weißer Grabstein aufgefallen. Auf
Soldatenfriedhöfen sieht man ge
wohnlich keine Grabsteine. Dieser
Stein war auf dem bürgerlichen
Friedhof noch stehen geblieben. Er
hat sich stark vergrößert, dieser Got
, tesacker. Heute ruhen die Toten von
j Maurepas zusammen mit den Sol
I daten. die dieses Stück Boden dem
Feinde abgerungen haben.
Unser Führer machie uns auch
darauf aufmerksam, daß die Ernppc
von Baumstrünkcn, die man sieht,
die frühere Anwesenheit eines Torfes
verrät. Hier war einmal der Torf-
f
f ,. -
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Sfp s i , : T
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i i riil1 j't II"; -.H -
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s2rr-2Cl-:
tiiic franz. Vuftlarungspairoiiille Im dcutfisicn SchrapncUfcuer: sie benmjeii ihr
Tornister als Kopf, Hand wb i'ckcnschntz gegen die EchtapiiclllmMn.
Platz, dort waren Obstgärten, und
die zerfetzten Baumstämme sind die
Zeugen dieser verschwundenen Herr
lichkeit.
Die so vollkommene Zerstörung
von MaurepaS erklärt sich ouS seiner
besonderen Lage. Es saß auf einer
kleinen Kuppe wie ein Reite? auf sei
nem Roß. Zunächst nahm die fron
zösische Artillerie den ihr zugewende
ten Teil' unter Feuer und vernichtete
ihn. und als daS ganze Dorf in
französischer Hand war, vernichtete
die deutsche Artillerie auf gleiche
Weise den zweiten Teil. Die Kämpfe
um MaurepaS sind für die ganze
Sommeschkacht charakteristisch. Als
das französische Feuer die eine Hälfte
des Torfes vernichtet hatte, stürmte
die Infanterie vor und konnte auch
den vernichteten Teil sofort besetzen.
Aber erst tagelang nachher konnt
schrittweise im andern Teil vorge,
druncikn werden. iie Arbeit wurde
eines KriegSbcrichtcrstaticrö.
am , 21. August von 5 . Uhr 4.
abends bis um Mitternacht vo Tei
lcn des 1. Infanterieregiments aus
geführt. Dieses, daS ehemalige Reg!
mcnt von Combray, zählt viele Sol
daten aus der Gegend, in der ge
kämpft wird, und unter den Stür
wenden waren auch Soldaten, die in
MaurcpaS zu Hause sind. Del
Kampf war außerordentlich blutig.
Die schwere Artillerie konnte nichl
helfen, und die Franzosen mußte
mit Bajonett und Handgranate vor
gehen, wobei sie von den 3,7 Zenti
metcr-Geschiltzen und zahlreichen Ma
schinengewehren unterstützt wurden.
Sobald die zweite Halfte des Dorfe!',
in ihrer Hand war. begann tai
deutsche Jeuer und hörte nicht auf.
K! V.i. TM ffc'm iurrnnfltit UnS 4
den Boden gestampft war. Trotzdem
hielten die Franzosen durch und dii
Einnahme von Eombles rückte Mau
repas. das auch noch heute ein gu
ter Bcobachtungspunkt ist, in di
zweite Linie.
Die große Ortschaft CombleZ isl
h'ktisch lange nicht, so wichtig teil
Maurepas. Sie liegt in einer Boden .
senkung. Diesem Umstände hat Com
bles es zu verdanken, daß wenigsten?
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Ocstcrrcickusche cldtclephomstcn.
noch Ruinen vorhanden sind, Heuit
liegt auch EoinbleZ in zweiter oder
dritter Linie. Die Franzosen sind
über die Straße Pöronne-Bapaume
hinaus nach Snilly-Sailliscl vorge
rückt. Bon Eombles aus ist nicht viel
zu sehen. Um den Schauplatz der jet
zigen Kämpfe in der Richtung
Transloy. Gehölz St. Pierre-Vaasi
und Vouchavesnes zu sehen, muß
man auf die Anhöhe von Maurepas,
die von Eombles aus in einem
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schwachen halben Stündchen zu errei.
chen ist, zurückkehren. Leider wurden
wir am Beobachten nicht etwa durch
deutsches Feuer, sondern durch einen
braven französischen Wachtmeister ge
stört, der uns bedeutete, daß daZ
Stationieren auf der Anhöhe für je
dermann verboten sei. Da sich der
Unteroffizier auf keine Diskussion
einlassen wollte, blieb nichts ondereZ
übrig, als zu den Wagen zurückzu
kehren und dem Priester der sakro,
sankken Eonsigne das Feld zu über
lassen. Weiter nach vorn in die
Schützengräben zu gehen, war nichl
einladend. Mit dem Kot der Som
me. der in einzelnen Gräben den
Soldaten bis an die Hüften geht,
hatten wir ohnehin schon genug Be
kanntschast gemacht.
Bald schwammen wir wieder im
großen Wagenstrsm und kehrten mit
vorschriftsmäßiger ' GeschwindiZkeij
nach ArnienS zurück.
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