Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, February 05, 1917, Page 6, Image 6

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    Csette .6-Wglichü Omaha Tribüttc-Montag, den 5. Februar 1917.
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. .
Bis Hallsvösws.
Roman ton
z
mtt4mtm
(1Z. Fortsetzung).
Nalstoto waz hungrig geworden.
Also erst einmal nach den Anstren
gungen des Morgens gut gegessen,
vorläufig war er über den Berg,
Opfer hatten da gebracht werden
müssen, daran war r gewöhnt,
l'teugierig war er auf diejenige, ml
cchei Ach was, Zeit gewonnen, alles
gewonnen! Und wenn seine Schinder
in der nächsten Zeit eine tüchtige
Stange Gold zusammengaloppierten,
Mt er höflich, aber sehr entschieden
Frau von Prahmörmgk, ihm die
Wechsel wieder herauszugeben. Er
hekam sie schon! Denn an einem im
Ziebsamea Aufsehen war der so we
pig gelegen wie ihm. Und dieser Herr
Solemacherl Da ließ er die Unter
Itypt hängen. Filr hasenrem hielt
er den auch nicht! Aber wozu sich
Zben Kopf darüber zerbrechen, warum
der so .uneigennützig" sich für ihn
fr! Zeug legte? A die gemeinfa
dien Spekuationen, von denen Sole
knackn gesprochen hatte, wen er,
Nalsiow, erst all Man einer rei
jchcn Frau durch die Welt lief, glaubte
er heute nicht mehr. Wahrscheinlich
wollte Colemach sich den zukiinfti
gen Schwager kaufen. Interessant
roürde die nächste Zeit werden sehr
interessant. Aber die Ohren wollte
er steif halten, damit kein Trauer
; lpiel für ihn darau? wurde. . .Heute
ist heut! Da stellte sich ei Diner
zusammen, als hatte er in Rennen
celandet, da? ihm ein paaz Taufen
der eingebracht hatte. . .
O der Sarou zu Herrn Solema
jcher gekommen war, hatte der schon
ton Frau von PrahmSringk die tele
xhonische Nachricht erhalten, daß
kJ-chsel über fünfzigtausend Mark
stch in ihrem Pompadour befanden.
Diese Lebemänner hatten ja keine Ah
nung von Geld und Gelde? wert. BiS
setzt lief die Karre ausgezeichnet. Und
auf dem Standesamt würde sie hal
ten ganz bestimmt. Er war der
Drahtzieher hinter den Kulissen!
Wenn die Sache aufkam, stand er
da, zuckte die Achseln und sagte:
was wollt Ihr denn? Von ihm hat
te niemand etwas Schriftliches. Er
aber von Frau von Prahmsringk.
Und wenn er den kleinen Baron als
Sflilastungszeugen aufmarschieren
ließ, mußte der ihn ja rausreißen.
5!ein Geld genommen, im Gegenteil,
sich in Unkosten gestürzt. Allerlei
.Arrangements" für das leichtsinnige
Teilchen vorgenommen, aus purer
CkfäLigkeit. Und warum man ei
nen Menschen, den man gern hatte,
nicht auf ein gute Partie aufmer!
sam machen sollte, sah er nicht ein,
das war doch weiter nichts als ein
fJceundschaftsdienst, der alle Tage
' dutzendweise in deutschen Landen ge
leistet wird. Und wenn der Untere
suchungsricht sagte: Hören Sie mal,
in dem großen, roten Bau am Ale
randerplatz. im Polizeipräsidium, daS
so unheimlich viele Geheimnisse birgt,
werden auch über Sie Akten geführt.
In denen sieht ungefähr: Erich Sole
l?!N2cher, geboren als Sohn eines
Esfisekretärs in Frankfurt am Main,
fcat daS dortige Gymnasium besucht,
iz Einjährige gemacht, ist dann auf
die schiefe Ebene gekommen, ein ar
beits scheues Subjekt, daS sehr gut
lebt, man weiß nur nicht, woher das
Geld stammt usw. Solemacher gilt
- eil einer der raffiniertesten Schieber
ton Berlin! Dann zuckte er die Ach
sein und sagte gelassen: Was die im
zuzeiprasidlum m den Akten zu
U
eljen haben, ist mir herzlich einerlei!
wß ich beweisen oder d:e Anklage
behörde. Herr Richter?. . . Geben Sie
sch getrost alle Mühe, mich festzu
pageln, gelingen ,wird es Ihnen nicht!
. . . Auf ähnliche Weise hatte er
sch schon ein paarmal mit dem Un
tersuchuNgsrichter unterhalten und
v.t war es zu einer Anklage gekom
mcn. -. Er stand zeitiger auf als an
Ir.t Leute!. . .
'Als Ernst Hallerkow zum Abend
essen in beträchtlicher Erregung er
sien, empfing ihn Herr Solemacher
pit . seinem hochmütigen, kühlen La
S.eln. Eine gute Flasche Rotwein
c.:nd auf dem Tisch, der Diener ser
rkrte kalte Platten, man, sprach über
ijMti und setzte sich dann ins
I.izdzimmer". Eine Karaffe Tücher
I:aa stand auf dem Tisch, Zigarren
ui'.d Zigaretten.
Aeber die gleichgültigsten Dinge
itsuberif der Gastgeber weiter. Der
II!i-.g?mz mochte nur die Uhr auf
l'iditu Er sah es ihm ja an. daß
dkr auf Kohlen saß . . Endlich fing
Meine Schwester hat mir iibri
g;;;l Gruße an Sie aufgetragen!",
Xav.lt, danke sehr?. . . Ich hoffe
l .: wieder den Vorzug zu ha
:; hab' mir sogar eine Ay
Zttumnz erlaubt! Es ist Ihnen doch
rech!?"
.Ja. da fragt sich'Z. wie die .An
r?,!:unz" aufgenommen wurde'"
O, so weit ganz gut!. . . Ten
:ml aas Erden hat meine chrve
,.tt zu Hause tv!r!M nicht!. . . Sa
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Horst Vsdcmrr. I
tilrlich käm' eS sehr darauf an, wer
derjenige, welcher ist!"
.Selbstverständlich!. Wir beide
sind doch Leute, die ins Leben paf
fen nicht wahr?. . . Also wozu
Verstecken voreinander spielen?. . .
Ich dachte an einen, den Sie von
Ansehen auch kennen, den Baron
Nalflow!"
Den Nennstallbesitzer? Dem
.Kriegslust". .Barbarossa". .Wasser
jungfer", .Heldrio" und und, na,
zum Tonnerwetter, der farmose
.Rzichsadler' gehören?" sprudelte
Ernst Hallerkow erregt heraus.
Herr Solemacher nickte gelassen.
.Ja, der! Ich bin recht gut be
kannt mit ihm! Neulich seufzte er mir
etwas vor: Dreißig Jahr und keine
Frau, es ist ein Vlend!"
Aber dem kann eS doch nicht
schwer fallen, eine Frau zu bekom
mein"
Solemacher lachte hell auf. .Wel
chel junge Mädchen möchte denn nicht
heiraten? Und dazu einen leibhaf
tigen Baron! Der außerdem Pferde
im Stall stehen hat, die ein sehr be
trächtlicheZ Kapital darstellen!
Mein junger Freund", suhr Herr So
lemacher belehren fort, .nehmen Sie
mir'S, bitte, nicht übel, aber wie eS
in den wirklich vornehmen Kreisen zu
geht, da scheinen Sie doch noch sei
nen Schimmer zu haben! Wann
heiratet denn da ein Mann? Riesig
oft, wenn das Kleingeld total alle
geworden ist und der Herr Schwieger
vater zahlt, ohne mit der Wimper
zu zucken. Denn .Frau Baronin",
das klingt doch ganz ausgezeichnet.
Da springen die Türen auf, mein
Lieber!. . Ja. der kleine Ralstow!
Ein sonderbarer Kauz! Seine Pferde!
Seine Pferde! Nun. gestern haben
sie ja in Hamburg ein erkleckliches
Sümmchen zusammengaloppiert. Aber
gegen die kleinen Mädchen schüchtern,
schüchtern, sage ich Ihnen, nicht zu
glauben!. . . .So einer gibt allemal
'nen guten Ehemann! Borausgesetzt,
daß seine Frau seine Passionen teilt!
. . . Hm ja, und über das nötige
Kleingeld verfügt! Einer wie der mit
seinem Pserdeverstand lkgt es schon
sehr nutzbringend an!. . . .Doch das
nebenbei!. . . Ihnen aber, mein 2ie
ber, würde da das bewußte Sprung
brett unter die Füße geschoben!"
Weit vornübergeneigt, die Finger
spitzen gegeneinander gepreßt, hatte
Ernst Hallerkow mit angehaltenem
Atem zugehört.
.Der Herr Baron wird wahr
scheinlich auf eine sehr große Mitgift
rechnen'"
Was heißt schon: .große' Mit
gift?. . er eine nennt hunderttau
send Mark viel, der andere eine Mil.
lion wenig!. . . Und es kommt doch
auch sehr darauf an, wie sich der
Herr Baron zu dem ganzen Plan
stellt! Ich traf ihn heute, vielmehr
besuchte er mich zufällig, da hab' ich
ihm gesagt, mit wem ich gestern nach
dem Rennen gegessen hätte. . . Aber,
mein lieber Herr Hallerkow. ich hab'
ihm natürlich, als guter Freund, auch
nicht verschwiegen, wie die Dinge bei
Ihnen zu Hause liegen! Bon Ihrer
Eristenz hatte er nicht den geringsten
Schimmer! Na, ja, diesen Kreisen
sind Sie ja vorläufig noch völlig
fremd!"
.Und was hat der Herr Baron ge
sagt?"
.Mein Gott, nicht Ja und nicht
Nein! Er ist nun einmal Damen
gegenüber so schüchtern!. . . Da hab'
ich ein bischen nachgeholfen, gemeint:
Wir könnten uns ja zufällig morgen
Abend nach dem Theater in einem
Restaurant treffen! Natürlich hab
ich ihm zu verstehen gegeben, daß
Ihr Fräulein Schwester und Sie
keine Ahnung von meinen Plänen
hatten. . . Ich hab' das Weinrestau
rant von Münzer in der Französischen
Straßen vorgeschlagen!. .,. Um zehn
Uhr bin ich mit dem Baron jedenfalls
dort!. . . Das weitere liegt nicht in
meiner Macht!"
.Dielen Dank für den heutigen
Abend! Ich möchte gleich nach Hau
se. Hoffentlich ist meine Schwester
noch wach! Ich werde ihr vorsichtig
aus den Zahn fühlen, ob sie morgen
mit mir ein Theater besuchen will. . .
Sonst geht sie womöglich andere Ber
abredungen ein!. . . ?a. Herr Sole
macher. wenn sich dieses Heiratspro
iekt vermirklichte, dann hätten Sie
mir einen riesengroßen Dienst erwie
fen! Da ständ' ich auf dem Sprung
brett!"
Herr Solemacher schüttelte ihm die
Hand, lachte:
.Das war ja wohl der Zweck der
Uebung!" Dann wurde er ernst.
.Wenn ich meinen lieben kleinen Nal
stom nicht so genau kennen würde,
wär' ich für diesen Plan, der, Gott
gebe es, allerseits Freude und Ee
nuztuung erregen kann, nicht zu ha
ben gewesen!. . . Aber der Herr Ba
ron ist wirklich ein Mann, der seine
Frau gut halten wird, wenn sie nur
mit ihm an einem Strange zieht!
Denn der arme Kerl steht muttersee
lenallein auf der Welt!' v
Zehnte Kapitel.
.Guten Abend. Frau Baronin!'
Ernst Hallerkow sagte eö zu seiner
Schwester, die seine Rückkehr abge
wartet hätte und wenn es vier
Uhr nachtö geworden wäre. . . Anne
machte ein sehr dummes Gesicht. Da
wiederholte ihr Bruder:
.Guten Abe.'.d. Frau Baronin!"
In da junge Mädchen kam Le
ben. Nun verstand sie. Ganz lebhaft
wurde sie, Ernst mußte erzählen. Er
tat das sehr ausführlich. Hütete sich
aber, den Mund allzu voll zu nehmen
und schloß mit den Worten:
.Ja, Anne, wie sich die Dinge nun
weiter entwickeln werden, das liegt
an Dir und an dem Herrn Baron
Ralstow! .... Und wenn der wirk
lich ein bischen schüchtern ist, so denke
ich, Herr Solemacher wird ihm schon
auf's Fell knien. Er ist mein guter
Freund, ich kenne ihn doch! Einer vor
dem andere Leute Respekt haben als
ich. Du und dieser Baron!"
Zuerst war das junge Mädchen
sprachlos Dann aber kniff sie die
Augen klein. Sie war doch ein
Eroßstadtkind, las täglich die Zeitung
von der ersten bis zur letzten Seite
und mit besonderem Interesse den
Gerichts! aal .
.Ernst, wenn das nur nicht eine
kolossale Schiebung ist!"
.Erlaube mal! Man sieht sich doch
seine Leute an! Du kennst freilich
Herrn Solemacher nicht fo genau wie
ich, sonst würdest Du den Gedanken
himmelweit von Dir weisen!. . . Und
ob der Herr Baron überhaupt sich
um Deine Hand bewerben wird, das
steht doch weder in meiner Macht,
noch in der SolemacherS!. . . Bist
Du auch keine Schönheit, kannst Du
Dich doch benehmen, wenn Du nur
willst, und darauf sehen solche Herren
in allererster Linie! Natürlich mußt
Du nun auch ein großes Interesse
für den Sport zeigen!. . . Merken
wir.daß derHerr Baron geneigt ist, um
Dich zu freien, so kommt die bei wei
tem schwierigere Aufgabe. Nämlich
den Eltern nach und nach beizubrin
gen, wie sich die Dinge entwickeln!"
Da hatte Ernst Hallerkow seine
Schwester da, wohin er sie brin
gen wollte. Sie rümpfte die Lip
pen.
.Ein Baron springt ab, sobald er
die Eltern siehl, es sei denn, da!
Messer sitzt ihm an der Kehle!"
.Erlaube mal!" Ernst hielt seiner
Schwester einen großen Bortrag,
was die fünf .Schinder" des Barons
wert waren. Holte einen ganzen
Stoß Sportzeitungen herbei. .Sechs
Taufender haben vorigen Sonntag
zwei zusammengaloppiert, am Mitt
woch, also übermorgen, sind sür
Straußberg .Kriegslust" und '.Was
serjur.gfer" genannt. Da fahren
wir natürlich raus zum Rennen!
. . .Also kommst Tu morgen mit in!
Restaurans oder nicht? Das ist vor
läufig das einzige, was ich wissen
will!"
.Aber natürlich!"
.Na schön und gute Nacht! Was
tut ein Bruder nicht alles sür seine
Schwester!"
Da hing Anne an seinem Halö
und gab ,ihm ein paar stürmische
Küsse.
.Du! Der Herr Solemacher hat
mir auch ausgezeichnet gefallen!. . .
Wenn der es fertig brachte, daß der
Baron über die Eltern hinweg
sieht?!. . .Ich möcht' doch raus aus
dem Hause, es ist ja gar nicht mehr
auszuhalten hier!"
Ernst Hallerkow versuchte ziemlich
glücklich Herrn Solemachers hochmll
tiges Lächeln nachzuahmen, faßte da
bei seine Schwester am Kinn.
.Wollen mal sehen. Kleine! Sehr
zurückhaltend sein gegen den Baron
sehr zurückhaltend! Wie sich die
Dinge dann weiter entwickeln, wird
sich finden!. . . Ja, wenn ich nicht
so sehr besreundet mit Herrn Sole
macher wäre!. . .Also schlaf gut!. . ."
Anna Hallerkow lag aber noch lan
ge wach im Bett. .Frau Baronin!"
Das kitzelte ihr doch in der Nase.
Und wenn dieser Baron Ralstow
nicht gerade ein Scheusal war!. . .
Dann machten ihr nur noch die El
tern Sorgen. Da hieß es, sich mit
Herrn Solemacher recht gut stellen.
Wenn der den Bater teilnehmen ließ
an einer guten Spekulation, der Ge
winn recht bald im Eeldschrnk lag,
dann war mit dem schon ein ver
nünftiges Wort zu reden. . . Denn
die Mutter, ach. Gott, mit der wurde
sie im Handumdrehen fertig!. . .Und
Tekla. ihre Cousine, die zukünftige
Frau Lamm, vaS ivürde die sich lo
fen, wenn die erfuhr, daß sie eine leib
haftige Frau Baronig würde!. . .
Der kleine Baron Ralstow zog sich
die Finger lang, daß die Gelenke
knackten, als er am nächsten Abend
mit Herrn Solemacher im Weinre
staurant Münzer in einer offenen Ni
sche zusammensaß.
.Also nun wird sie mir in Frei
heit dressiert vorgeführt, von ihrem
Bruder!"
.EZ tckrd Zeit, daß Sie mit dem
Galgenhumor aufhören! Trinken Sie
lieber schnell einen Schnaps, die
Schönheit drückt nämlich die junge
Dame nicht!"
,O weh! O weh!. . . Und zu der
loben brauch' ich mich doch heute
abend noch nicht?"
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