Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, January 06, 1917, Page 6, Image 6

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Seite Tägliche Omaha Tribüne Samstag, den G. Januar 1017.
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A rr . . .
T ircoman von
(18 Fortsetzung.)
Nun öffnete sich du lüt zu einem
Spalte, bei eben breit genug war,
um einen wenig beleibten Menschen
hindurchschlüpfen zu lassen, und eine
in der Tat sehr dürftige Männerge
stalt schob sich schräg hindurch. Auch
cli der Eingetretene, der die Tür mit
lautlos bescheidener Vorsicht hinter
sich schloß, ein paar Schritte aus den
Kommissar zuging, bewies er die An
gewohnheit, sich in schräger Haltung
vorwärtszuschieben. Er war noch
jung, Mitte der Zwanziger, aber
blaß und abgehungert wie Leute, die
bei knappem Gehalt immer noch Geld
auf die Sparkasse tragen. VolleZ
braune! Haar und braune Augen mit
weichem, nach einem Anhalt suchen
den Blick waren das einzige Hübsche
on ihm.
Er preßte seinen braunen Filzhut
fester zwischen den Händen, als ihm
gut war, und schrak zusammen, als
der Kommissar ihn ganz gegen seine
sonstigen freundlichen Gewohnheiten
zmit einem barschen .Was wünschen
it?" begrüßte. Dann begann er mit
delegier, atemloser Stimme zu fpre
chen: hatte offenbar starkes erz
klopfen.
.Ach. verzeihen Sie, habe ich die
Ehre, mit Herrn Kriminalkommis
fax Brennert?"
. ,Dn der Tür sieht ja der Name.'
; .Ja, daö ist mir auch so vorgekom
men. Aber ich bin sehr kurzsichtig,
und eS ist auch draußen ein wenig
dunkel. Und ich bin schon irrtümlich
fälschlicherweise in ein paar anderen
Zimmern gewesen ich bitte sehr
um Entschuldigung."
Brennert wurde beim Anblick der
großen Ängstlichkeit seines Besuchers
ein wenig milder und cernn all
mählich seinen kulanten on zurück.
Jetzt sind Si aber am richtigen
Rlatze. Womit kann ich Ihnen die.
um?"
.Dkmen Sie sind sehr gütig,
Herr Kommissar, aber um einen
Dienst würde ich Sie nie zu bitten
wagen. Ich bin jetzt nur hergekom
men, weil es mir keine Ruhe mehr
ließ und weil ich in den letzten drei
Nächten, mit Erlaubnis zu sagen,
kaum ein Auge zugetan habe.' ;
.Schlaflosigkeit ist eine sehr im
angenehme Sache. Möchten Sie mir
aber nicht sagen, womit ich Ihnen
dagegen helfen soll?"
.Ach sa. gewiß? verzeihen der Herr
Kommissar nur, wenn ich ein wenig
zu langsam bin. Ich habe das leider
so an mir. Auf dem Bureau, wo ich
angestellt bin, hat man es mir auch
schon öfters gesagt, und noch vor
zehn Tagen ungefähr hat mich der
Herr Regierungsrat von Dürin
n--H
ger
Diiringer? Sind Sie bei dem
beschäftigt? Bezieht sich Ihr Kom
rnen auf ihn?"
.Ja, beides, beides. Herr Kom
rnissar; Sie haben das ganz genau
getroffen
.Haben Sie mir eine auf ihn be
zügliche Mitteilung zu machen?"
.Freilich, Herr Kommissar, Sie
haben es wieder ganz genau getrof
fen."
.Und um was handelt sich'?'
Wrennert war, feit sein Besucher Du
ringers Namen genannt hatte, ganz
Aufmerksamkeit und Spannung.
.Ja zuerst möchte ich noch sehr
nm Entschuldigung bitten, daß ich so
spät erst mit meiner Mitteilung zu
Ihnen komme. Zu Anfang wurde ja
in den Zeitungen bei den Berichten
Lber diese furchtbare Mordaffäre mit
der Schauspielerin Kunewka der
Herr Regierungsrat gar nicht er
wähnt. Wir hatten auf dem Bureau
keine Ahnung, daß ihm irgendwelche
Unannehmlichkeiten drohten, wenn er
euch ein wenig blaß und angegriffen
oussah; wir dachten aber nur, er be
fände sich nicht gut. wie das d?ch
schließlich einem jedem passieren kann.
Und weil ich nicht glaubte daß er
bei der schrecklichen Geschichte auf ir
gendwelche Weise beteiligt fein könn
te. so bin ich auch' gar nicht auf den
Gedanken gekommen, der Polizei von
meiner Wahrnehmung eher eine Mit
teilung zu machen. Ich bitte sehr um
Entschuldigung, aber ohne Not sozu
sagen geht man doch nun einmal
nicht gern auf die Polizei."
.Das weiß ich leider!"
Gewiß, es mag oft bedauerlich
sein. Und es hat mir diese letzten Ta
ge, seit ich gelesen habe, daß man den
Herrn Nezierungsrat in Huft genom
mm hat. 'auch gar keine Ruhe mehr
gelassen. Meine Braut hat auch ge
sazt. ich müßte hergehen, und so bin
ich" denn zu Ihnen gegangen. H?rr
Kommissar. Helene meine Braut
heißt Helene sagt: noch gestern
Lbend" (. ,
.Steht Ihre Braut in irgendwel.
ckcr Beziehung zu Ihrer mir zu ma
chkndcn Aussage? Sonst'
.Ja. wenn ich es mir genau über
l:ge: sie sieht in gewisser Beziehung
dazu. Denn an dem betreffenden
Abend war ich gerade bei ihr geme
sen." "
.Wann war es? Um welchen
locrdcn Kcttcn. j
mc.. .l ft.ti- fx
ooni jiuyuaujaj.
Abend handelt sich'sf
.Das ist es ja eben. Herr Kom
missar! Es war am neunzehnten
Februar, an dem Abend, als der
gräßliche Mord an der schönen
Schauspielerin vollbracht wurde. Ach,
ich habe sie auch einmal spielen sehen
und ich glaube
.Was haben Sie an dem fragli
chen Abend wahrgenommen?"
.Ja, ich war also bis gegen halb
neun Uhr bei meiner Braut geweien
länger will ihre Mutter, die eine
höchst rechtliche Frau ist, es niemals
erlauben. Die Mutter hat eine kleine
Gärtnerei draußen in Hüsing, in der
Vorstadt, und ich habe einen ziemlich
weiten Weg dort hinaus. Ick fahre
daher immer zu Rad, und so war es
auch an dem fraglichen Abend. Es
war etwas neblig, und ich fuhr in
einem gemächlichen Tempo nach Hau
se. Wie der Herr Kommissär missen,
geht ja die lange Steintorsiraße von
Hüsing nach der Stadt und kreuzt an
der Stelle, wo das alte Steintor ge
standen haben soll, den Wall. Das
ist mein Weg. Ich fahre die Stein
torstraße hinauf, biege linksum in die
Allee, die auf dem Wall entlang
läuft, mache rechtsum in die Breite
Straße hinein und bin dann bald bei
meiner Wohnung. Ich wohne nämlich
in der Hahnenftraße Nummer neun,
im Hinterhause im vierten Stockwerk
links beim Schneidermeister Schnepf.
Der Mann hat einen komischen Na
men. aber ich bin"
.Erlauben Sie einmal. Sie haben
mir bisher noch gar nicht gesagt, wie
Sie selber heißen.
,O mein Gott! Ich bitte tausend
mal um Entschuldigung. Das ist
meine schreckliche Vergeßlichkeit, über
die Helene meine Braut auch
immer so klagt. Ich heiße nur Mül
ler. Arnold MuUer, und bin seit fünf
Jahren Tiätar bei der Königlichen
Regierung. Das Gehalt ist ja nicht
groß, aber wenn man sich einrich
tet"
Bleiben wir vorläufig einmal auf
Ihrem Nachhauseweg in der Stein
torstraße und auf dem Walle. Haben
Sie den Herrn Regierungsrat bei
dieser Gelegenheit gesehen?"
.Allerdings. Herr Kommissar, ie
haben es wieder getroffen."
.Wo war es?"
.Auf dem Walle, kurz vor der
Stelle, wo die Breite Straße von
ihm abzweigt. Ich fuhr Vorschrift--mäßig
auf dem Radfahrwege und
hatte natürlich auch meine Laterne
vorschriftsmäßig angezündet. Sie ljal
ein Helles Licht, und wenn der Herr
Kommissar vielleicht selbst Radfahrer
sind"
.Freilich gewiß."
.Tann werden Sie wissen, daß
der Fahrer die Begegnenden bei dem
scharfen Lichte sehr deutlich sieht, von
ihnen aber wegen der Blendung nur
schwer erkannt wird. So ging es mir
auch an dem Abend. Neben dem Rad
sahrerwege läuft ja unmittelbar die
Kastanienallee für die Fußgänger,
und wie ich so gemächlich dahinfuhr,
da tauchte plötzlich nahe vor mir in
der Allee der Herr Regierungsrat von
Düringer auf. Ich erkannte ihn auf
den ersten Blick, obwohl er den Kra
gen von seinem Pelze hoch hinaufge
schlagen hatte. Und ich grüßte ihn
auch, wie sich's gehört. Er muß es
aber gar nicht gesehen haben we
gen der Blendung. Denn er grüßte
nicht wieder, obwohl er sonst immer
ein höchst herablassender, liebenswür
diger Herr ist, und ging schnell an
mir vorüber. Und nun"
Er stockte und erneuerte mit n:r
vös bewegten Händen seinen Angriff
auf den zusammengepreßten Filzhut.
Brennert blickte mit scharfen, for
schenden Blicken auf ihn.
.Und nun?"
.Ach. Herr Kommissär, es wird
mir nicht leicht, es auszusprechen.
Weil ich Ihnen jetzt ein Geständnis
machen muß. Und wenn ich auch
weiß, daß der Mensch nur ein schwa
ches Geschöpf ist von Jugend auf
so die eigene Schwäche laut einzuge
stehen, und noch dazu vor einem
Herrn von der Polizei, das wird ei
nem doch schwer."
Sprechen Sie ungeniert. Wir von
der Polizei wissen ohnedies genug
von der menschlichen Schwäche und
wundern uns nicht leicht mehr über
irgendwas "
Gewiß, gewiß, das kann ich mir
denken. Und ich muß es auch sagen,
weil Sie sonst vielleicht nicht verste
hen würden, was ich on dem Abend
gemacht habe in meiner Torheit. Ich
bin entschuldigen Sie, Herr Kom
missar ich bin oder ich war ein
wenig eifersüchtig auf den Regie
rungsrat".
.Eifersüchtig?"
Nicht etwa, daß er mir direkt ir
gendwdchen Anlaß dazu gegeben hät
te. Das kann ich durchaus nicht be
Häupten. Meine Braut aber hatte den
Herrn Regierungsrat ein paarmal
gesehen, wenn sie mich abends abholte
vor dem Bureau, und sie war ganz
kolossal begeistert für ihn. Er ist ja
wirklich ein wunderschöner Mann,
so einer von denen, die den Frauen
am allergefährlichsten werden, und
weil meine Braut noch kürzlich gesagt
hatte, daß er ganz aussähe wie der
Held in einem Roman im Tage
blatt". und weil ich gut genug weiß,
daß ich selbst nicht gerade schön zu
nennen bin nun, da war ich eben
schon länger etwas eifersüchtig aus
ihn."
Das kann ich wohl verstehen."
Wirklich? Ach. Herr Kommissar
sind zu gütig! Weil ich nun aber
weiß, daß der Herr Regierungrat in
einer ganz anderen Stadigegend
wohnt, und weil er den Wall hinun
ter auf die Steintorstraße zuging, da
fuhr es mir auf einmal durch den
Stopf: .Er geht zu meiner Braut!"
Sie müssen mich entschuldigen, Herr
Kommissar, aber das gab mir einen
Stich ins Herz. Ein Stückchen fuhr
ich noch weiter; dann kam es über
mich, und ich mußte tun, was ich tat.
Ich stieg vom Rade und löschte die
Laterne und machte kehrt, um dem
Herrn Regierungrat nachzugehen. Es
war vielleicht unpassend von mir,
aber ich konnte nicht anders. Ich
schob also mein Rad vor mir her
und war bald so ne. hinter ihm,
daß ich ihn genau beooachten konnte.
Ich bin ja sehr kurzsichtig, aber beim
Nadfahren trage ich immer eine
scharfe Brille, damit kein Unglück
passiert. Sie war ein wenig beschla
gen vom Nebel, aber ich putzte sie ab,
und nun sah ich sehr gut. Auf dem
weichen Boden hörte man keinen
Schritt, und auch mein Rad machte
kein Geräusch. Außerdem konnte ich
mich durch die starken Bäume der
All decken, so daß er mich nicht
sah."
Wohin ging er?"
Ganz rasch geradeaus. Das heißt,
nur noch ein paar hundert Scheine,
Tann blieb er stehen und sah sich
um, wchl cb niemand ihm folgte
Mich deckten aber die Bäume, so daß
er glauben mußte, ganz allein zu
sein. Es ist ja dort aus dem Wal!
abends sehr einsam. Und nun"
Was tat er weiter?"
Es ist eine sehr merkwürdig'
Sache. Herr Kommissar müssen ent
schuldigen, aber es war buchstäblich
so, wie ich sage. Tort am Wall hat
man im Spätherbst angefangen, ein
Villa zu bauen, scheinbar ist abei
dem Bauherrn Wä Geld ausgegan
gen, und der Bau ist steckengedluben
rrie man so sagt. Unmittelbar an det
Allee war ein Schuppen für die Ar
beiter und für die Geräte aufzerich'e
worden, aber es ist jetzt nichts mehi
darin ich habe mir gestern be'
Tage die Stelle noch einmal genau
angesehen und man hat es darum
auch wch! nicht für nötig befunden
die Tür von dem Schuppen abza
schließen. Sie steht offen, man kann
hinein, lind in diesen Schuppen giwZ
nun der Herr Rezierunarat."
In den Schuppen?-"
Ganz genau, Herr Kommissar
Und ich kann es nicht leugnen, dß
ich darüber sehr erstaunt war."
Hat er Licht in dem Schuppen ge
macht? Blieb er lange darin?"
Er muß ein Streichholz angezün
det haben, ich sah deutlich ein Lichi
aufblitzen. Vielleicht aber hat er es
nur getan, um zu wissen, ob riicf,i
jemand in dem Schuppen steckte, unl
ob er wirklich allein da drinnen war
Tenn gleich hat er das Licht wiedei
ausgelöscht, und nun blieb es dunlel,
bis er wieder herauskam."
Wie lange hat es gedauert?"
Ich meine die Zeit wird einem
ja lang, wenn man so wartet es
ist nicht länger als fünf Minuten
ungefähr gewesen."
Hat er Sie gesehen, als er wie
der herauskam? War sonst irgend je
mand in der Nähe?"
Nein, Herr Kommissar. Tas eine
nicht und auch das andere nicht.
Während ich stand und wartete, ist
kein Mensch an mir vorübergekom
men. Und ich selbst hatte doch ein
schlechtes Gewissen, weil ich meinen
Herrn Lorgesetzten so belauerte. Tar
um drückte ich mich fest hinter einen
dicken Baum und stellte auch mein
Rad so der Länge noch dahinter, daß
er es unmöglich sehen konnte."
Was tat er. als er herauskam?"
Ich habe nur ganz wenig um den
Baum herumgeschielt. Aber soweit ich
es bemerken konnte, hat er sich vor
sichtig umgeschaut, gerade wie vorher,
ehe er hineingetreten war. Tann ist
er schnell ':der weitergegangen."
In derselben Richtung wie vor
her?"
.Ja. Herr Kommissar, in der
Richtung auf die Steintorsiraße zu.
Darum schlich icu mich auck wieder
hinter ihm her. obwrhl ich ein Herz
klopfen hat'e daran leide ich über
Haupt fehr leicht wie noch nie vor
her."
Fortsiinz folgte
Die Traubenkur. A.:
Du sitzest in letzter Zeit stets beim
Wein; wie kommt das?"
B.: .Der Arzt hat mir eine Trau
benkur verordnet und da ziehe ich es
vor, die Trauben in vergorenem Zu
stand zu genießen."
Kindermund. Karlchen:
.Ich möchte lieber ein berittener Poli
zist sein, als ein Polizist zu Fuß".
Fritzchen: .Warum?"
Rarich'n: .Ein Berittener kann
diel besser aufreißen, wenn ein
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