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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (Jan. 4, 1917)
' .. , . jr-. W" - . ; - ' .:..- ::. v . y: .- , : -" ' - , -. Zatfify Crntf Tr!SSe Fls amerikanijcsjer Frzt in DeuMand. ' Von Dr. Richard Hirsch. Nur wer nach fünfzehnjähriger Ab. Wesenheit zum ersten Male sein altes Vaterland wiedersieht, Irran meinen Ge fühlen gerecht werden. Und dazu ein Wiedersehen in solch', erhabener Zeit! Daß es mir beim Anblick der ersten deut, scheu Flagge warm um'S Herz und naß in den Augen wurde, will ich nicht der. schweigen und schäme mich dessen auch nicht. Aus im kleinen Dampfer her aus und sozusagen in die Arme des MaiS war nur ein Schritt, denn überall war der Wachtposten, vom Dampfer bis zum Zug (der uns später aus Warne, munde nach Deutschland bineintrug) und um das ganze Gebäude herum, überall gute mecklenburgische, handfeste Landwehr. Ein eigentümliches Gefühl. nach langen Jahren aus deutschem Bo den zu stehen, und wie mitteilsam mochte man sein, dem nächsten Posten erzählen und wiederum fragen: der jedoch qehörte, trotz aller Mecklenburg!, fchen Biederkeit, entschieden der Sphinx tlasse an. Als sein ckiweigen unhcim. um wurde, folgte ich seinen Augen, und das Rätsel war gelöst, stand da doch grotz und deutlich zu lesen: Soldaten! Vorsicht bei Gesprächen!! Spionengefahr! Kurz, bündig und an Deutlichkeit nichts mangelnd. Dieses Plakat wurde mein steter Begleiter, auf Bahnhöfen, in den Wagen, Wartesälen, beim Friseur, an - den An chlaqsaulen, Zeuungsaushanqe tasten, überall und immer die Wav nung .Spionengefahr". Hie und da eine tlciiie Abwechslung: Soldaten, lagt Euch nicht ausfragen, Spionengesahr! Und dann kam die peinlich genaue Untersuchung bei der Einreise, die mit dem Paste ansangt und mit einer kor perlichen Untersuchung, die an Eenauig kcit nichts zu wünschen übrig läßt, auf hört. Damit verbunden eine Unter fuchung des Gepäcks, der nicht das Ge ringste entgeht. Nachdem alle Reisenden abaefertigt sind, aeht cZ durch die Po stcnkktte in den Zug, ab nach Berlin. Unterwegs nicht die geringste Spur von Krieg, die Felder regelrecht ausgelegt und friedlich bestellt; das Einzige viel- leicht, das ausfallen konnte, daß man auf allen Bahnhöfen Soldaten sieht. Da , kam jedoch die erste Ucberraschung: ein Geheimpolizist, der die Pässe revidiert: natürlich weist er sich erst als dazu be rechtigt aus. Die nächste Neuheit, das gefürchtete Kricgsbrot, und siehe da, es war gar mm aus Sägemehl, wie es die englischen Zeitungen gemeldet hatten, eher wie eine Art Pumpernickel und recht schmackhaft; auch die Mahlzeit im Speisewagen ließ nichts zu wünschen übrig. Endlich Berlin. Der Kampf um das Auto war hier nicht anders wie, in Kopenhagen, nur war hier eine Blech- marke nötig, die man sich auf der Bahn: Polizeiwache holen mußte. Im Hotel . erhielten wir dann eine Brotkarte, die , mit abrcitzbareri Marken zu je & Gramm verschen war; gleichzeitig wur den wir daran erinnert, uns ja früh- morgens bei der Polizei zu melden. Die Vorschrift für Ausländer lautet, sich in nerhalb 24 Stunden auf der nächsten Polizeiwache zu melden. Dauert der Tufcnthalt weniger als drei Tage, so kann die Abmeldung gleich stattfinden. Am nächsten morgen auf dem Wege zur Polizei wunderte ich mich nicht wenig, eine Masse Arbeiter vor dem Hotel mit Rcvaratur des Straenpflasters be, schaftigt zu sehen. Gefangene? Nein. Jünglinge? Nein. Mummelgreise? Auch nicht. Richtig gehende" (eines der neuesten Slangworteri Arbeiter wie in Frlidenszeiten. Na, also der Leute mangei, der von der Ententepresse aus posaunt wurde, war damit auch Lügen gestraft. Denn Militär gab es genug und gibt es heute noch. In Berlin wim- melt es von Militär aller Wafnngat tungen, die nur denkbar, vom Flieger bis zum Train. Und was für stattliche Menschen! Freilich sieht man auch Verwundete überall, in den elektrischen Bahnen und zu Fuß. Trotzdem spielt ' die Frau momentan ihren Trumpf. Was tut die Frau in Teutschland? Alles? Elektrische Wagenführerin. Schafsnerin. Fahrkartentontrolle auf den Bahnsteigen und auf der Eisenbahn, Ztiitscherin der Posttoaaen und der gro ßen Berliner Omnibusse, Briefträgerin, Bahnarbeiterin z. B. beim Entladen von 1 Steinen für Straßenbau, gewiß Man ncsarbeit, Feldarbeit jeder Art und selbstverständlich Bureauarbeit und Krankendienft, allerdings sind die letzte reg Branchen ja nichts Neues. In den Lazaretten jedoch handelt es sich nicht nur um die Berufsschwester, nein, sogar höhere und höchste Töchter sind alsR. K. (Rote Kreuz oder Neidender Käfer", auch ruppige Kröte") tätig oder als H. S. (Hil!Zsckwester, vom Feldgrauen ls .Heeres'Sache" bezeichnet). Und or feiten müssen die Damen, Bodenschrub bn auf Handen und Knien. Bäder ge den, bei den schwersten Operationen Handlangerdienste tun. kurzum, sie tra nen ihr ScherZn'in redlich bei. Und dafür kiiecien sie oft miserable Kost gegen früher, und das dringt uns zur Lebens miitkZfragk. Da hat die Regierung mächtig ,'kufld'gt. Ware die Lerpfle gunz des Volkes so gut geregelt gewesen, wie das ZKiLtärwesen, dann wäre vieles anders geworden. Z. B. die Waffen scbkackkungen, die den Skh&etcnb so schrecklich reduzierten, d-iß das Reich jetzt noch darunter leidet. Tann der Zwangs kreise Kartosfelserbrauch mit dem damit Hand in Hand gebenden Weißmeblder bvk. Das schlug schließlich in eine Kar Zk'ffelnot lim, der nur durch Freigabe id vorkr verbotene WeitzmehlZ ab kslft wurde. Die Entschüldigung ist. iaa jrar nicht darauf vorbereitet, daß sich der Krieg so in die Länge ziehen würde, aber die Kurzsichtigkeit lag wo anders; man war zu stolz, im Anfange bti juieaes zuzugeben, dan man Lebens mitte! benötige, denn der Einsuhr hätte vis zur Erklärung der ..foaenannten' Blockade nichts im Wege gestanden. 'jjicrn Zchritt, wie ,a bereits bekannt, zur regelrechten Lebensmittelverteilung durch Marken und Karten; damit ist freilich nicht gesagt, daß man nicht das nötige Kleingeld außerdem benötigte. So gab es pro Kopf und pro Woche vier Pfund rot, allerdings genugend, mit Butter yaperte es dagegen. Obwohl die Mcd lenburger die Hülle und Fülle davon hatten, durften sie schließlich nichts mehr auveryalv des Staates schicken, selbst wenn es dort, wie es sehr oft der Fall war. verderben mußte. Tann kam d,e Reichs Butterverteilung, dann die Reichs Fleischkarte, die pro Kopf und Woche 250 0. vorschreibt. Damit klappte es icdoch in manchen Gegenden nicht und mußte kräftig reduziert wer den. Diese Schilderungen bezogen sich auf die allgemeine Einteilung, jedoch verhungeriz tut man trotzdem nicht, denn es gibt zu essen, nämlich ohne Karten Gänse, Täubchen, Rebhühner, Fasanen. Hasen, Rehe und anderes Wild. Und die Preise sind trotz der Kriegsteuerung im Vergleiche zu hier billig. Eine große Portion Gänsebraten M. 3.50, das wäre sage und schreibe 65 Cents in einem erst klassigen Restaurant! Das gibt es hier doch nicht? Dafür ist hier "auch Frie den!! Als der Kaffee drüben abnahm, gab es Zusatz, der erst separat verkauft wurde, schließlich aber gemischt werden mußte. Gemüse gibt es die Masse, alles denkbare und unglaubliche. Brenn nessel-spinat. Kratzt nicht im geringsten. denn mckn liest nur Spinat auf der Karte und macht keinen Unterschied. Und die Gesiindheitsoerbältnisse? Im Allgemeinen sehr gut. Die Leute haben gesehen und gelernt, daß man mit we niger Essen auskommen und sogar ge sünder sein kann. Die Aerzte klagen natürlich und sind deshalb ganz zufrie den, als sogenannte Zivilärzte in Uni form gesteckt zu werden und vom Staate Gebalt zu ziehen; dies bezieht sich auf die ungedienten und landsturinpslichti gen, die gewöhnlich in ihrem Wohnsitz als Zivil und Stabsärzte verbleiben. Die Ernte 1016 fiel in Deutschland über Erwarten gut aus. Alles ged'-.'. Kartoffeln,, Roggen. Weizen. Obst ;. nug, um wieder Marmelade, den -.,'ö nen Butterersatz. herzustellen. Bei yut ter fallt mir eine gelungene Episode ein. Durch das Ausfuhrverbot wurde Mar garine teurer als Butter, ein schlauer Wucherer und leider gibt es viele verkaufte Butter als Margarine, wurde abgefaßt, mit Gefänqnis' und Geld- strafe belegt wegen Lebensmittelwucher. Hoffentlich gedeiht die nächste Ernte auch so gut, denn die lebte wird natürlich vorsorglich aufgefpeichert. bis die nächste gereift ist. Von den Lazaretten ist schon so diel fachmännisch geschrieben, daß ich mich lieber auf Einzelheiten beschränke. Da ist z. B. d,ie wunderbare kindliche Ruhe. mit der die armen Menschen schlafen und schlafen und kriegen doch nicht ge nug. ist es doch acht, zwölf oder gar sechzehn Monate her, seit der hier oder jener in einem sauberen weißen Bette ohne .Einquartierung" lag. Ter Gi gensatz zwischen dem Feldleben und dem Lazarett ist so groß, daß die Leute sich erst der ganz natürlichen .Erschlaffung hingeben. Allerdings fällt eS ihnen wie derum schwer, sich an die strenge Tiszi plin im Hause zu gewöhnen, man hört allgemein, da haben wir im Schützen graben besser gehabt. So ist es mehr wie schwer, das Rauchen zu unterdrück.". Wohl gibt es ein Rauchzimmer und einen Hof. aber die Leicht wie die Schwer- verwundeten möchten eben doch zu gerne auf der Stube eins rauchen. Und so kam es eines schönen Tages, daß das ganze Lazarett Hausarrest für eine Woche erhielt, während Russen und Franzofen (Gefangene, die bei Privat leuten als Arbeiter einquartiert sind) frei und ungebunden herumliefen. Das machte natürlich dos' Blut, hauptsächlich unter einigen, die zum Krüppel geschos- en waren, ikpi , ein aiitherziaer Bayer. lOjährig. der sich alsFreiwilli ger gemeldet hatte und nun minus des rechten Armes ist. war am schwersten zu bändigen. Eines Tages, wo er straf weise wieder den Urlaub entzogen er hielt, (weil er nachts übergdlettert war. man denke, .einarmig"; was möchte der erst anstellen, wenn er beide noch hätte) bekam er einen regelrechten Wutansall mit Weinkrampf und Schaum vor dem Munde. Nein, lieber Leser, nicht vom Schaumwein. An dem Nachmittage durste er ausgehen, das einzige Igeruhi gungömittel. An Humor fihlt es den Schwerverletzten nicht; war da ein Un icroffiier mit amputiertem linkem Bein, oberhalb des Knies. Die Wundränder waren mit Heftpflaster zulammenae bracht, und unser Freund hatte ein Mächtiges Fragezeichen ä In Gibson dar auf gezeichnet, (er war Architekt im gi vilberuf) darunter war zu lesen: Vexier bild! Wo ist das Bein?" Um einen Moment nur die ernsteren Seiten zu be rühren, will ich erwähnen, daß die Wer wundungen mitunter scheußlich sind. Trotz baldmöglichst Behandlung im Schützengraben sind mit wenigen Aus nahinen alle Wunden vereitert und nicht nur Kicht entzündet, sondern jauchend. Daß dadurch die Heiluna und oft das Resultat erzöaert wird, ist klar. Durch die künstliche Höhensonne", eine Quarz oiiettIber-Lampe, haben wir in diesen Fällen gute Erfolge gehabt. Amputiert wird heutzutage nur. wenn unumgäng lich notwendig. Allerdings ha! die lünst licke GliedcikenMung solche Fortschritte gemacht, daß manch Einer ein künstliches Bein oder künstlichen Arm seinem eige nen verstcisten vorzieht. Die Verletzungen rühren von drei Ge schössen her, Gewehr, Schrapnell oder Granatsplitter. Davon sind die schwer sten die Granatsplitter-Verletzungcn, die oft große Verwundungen verursachen und die Gewebe einfach zerreißen. Schrapnell (Bleikugeln in der Größe von Murmeln), am wenigsten gefährlich, obwohl eine, die in Stücke zersplittert, in der Leistengegend eine Patienten lag, durch Nachblutung (Wochen nach der ur sprllnglichen Verletzung) den Tod her bcisührte. Ich will nur noch einen Fall erwähnen, um da! Pech eines bie deren Schwaben zu zeigen. Der arme Kerl er feierte seinen vierundzwanzig sten Geburtstag bei unZ im Lazarett wurde durch Granatsplitter-Verletzung, die ihm den linken Unterschenkel zertrüm merte, außer Gefecht gesetzt. Während er lag und auf Abtransport wartete, wurde er durch Granatsplitter an Bauch (zwei Wunden) und Kopf (Knochen letzung) getroffen, eine Gewehrkugel schlug in den rechten Oberschenkel, eine andere durch den rechten Oberarm (nur Weichtcile). außerdem Schrapnellschuh in die linke Hand: dazu war der Arme taub von dem gräßlichen Trommelfeuer, trotzdem wird er davonkommen, und ver dient hat er's wahrlich. Am 1. September besuchte ich mit spezieller Erlaubnis des Kriegsministe riums das Gefangenenlager in Merse bürg. Die Führung übernahm Herr Oberstabsarzt Fischer, der mich erst durch die Kranlenbarackcn führte. Bor her zeigte er mir im Bureau, wie jcdcr der Kranken verköstigt wurde, und wie dieselben je nach Art ihrer Krankheit außer der gewöhnlichen Kost Bouillon, Ei und Eztrazulage, beide Sorten und manche sogar alle erhielten. TaS wa ren innere Kranke, die natürlich leicht- verdauliche Speisen benötigten, während leicht chirurgische Fälle kräftigeres Essen hatten, und die Tuberkulösen bekamen am reichlichsten. Die sanitäre Verpsle- guiig war ausgezeichnet; Baracken mit guten Offen, gut schließenden Türen und Fenstern versehen. Außer innerer und ' chirurgischer Station waren die Tuberkulösen separat und außerdem eine -euchenbaracke für ansteckende Krank- beitcn. Das Entenmärchcn von Jnoku lation mit Tubcrkulosisbazillen dürfen wir ruhig als gemeine Lüge bezeichnen, und ich als Arzt nenne es eine grobe Beleidigung der ärztlichen Profession, ganz egal, welcher Nation es nachgesagt wurde. Die Kranken werden chon fran- zosttchkn und russischen Sanitätern be dient, stehen unter Behandlung von vier russischen Militärärzten, ein Obersiabs arzt, zwei Stabsärzte, ein Oberarzt, unter Leitung des deutschen Obcrstabs arztes. Die russischen Herren warten uf Austausch gegen deutsche Aerzte in Gefangenschaft. Ein englischer Arzt, auf den ich besonders aufmerksam gemacht wurde, kann nicht ausaetaucht werden. di er als Matrose (nicht als Ar-,tt bei Antwerpen gefangen wurde. Er genießt eooch die gleiche!! Freiheiten wie die ndercn feindlichen Aerzte, hat ftin eioe k Zimmer, seinen Burschen, btschäfligt ch mit der Laborsiori'ims.irsit er fechj-chn Jahre in London ausgeübt, und hat außerdem Gelegenheit, eigene Nach Forschungen (re?eareli) zu treiben, wozu ihm die nötigen deutschen, französischen und englischen Bücher, sowie die Jnstru mcnte zur Verfügung gestellt wurden, Ja. so sind die deutschen Barbaren!! Die Gefangenen (das Lager ist für 2.',000 verantwortlich) erhalten wöchent lich 5000 Pakete, die in Gegenwart eines Komitees, bestehend aZ je einem deut fchen, französischen, russischen und eng lischen Unteroffizier oder Sergeanten geöffnet werden. Etwaig; Briefe werden entnommen und der Zensur überwiesen, von dem Inhalt geht nicht ein Körnchen in andere Hände als die des Adressaten. Und dabei enthalten diese Pakete dachen, die die Teutschen nicht haben. Das Lager hat seine eigene Bäckerei, eigene Küche, Warenlager, wo Vorräte liegen, die die Einwohner nicht genießen. Der Viehstand bestand in 133 Schwei nen, Ziegen, Kaninchen. Gänsen und Hühnern. Die Gefangenen, mit denen ich mich nach Belieben unterhielt, waren zufrieden und guter Dinge, pflegten ihre Gärten, die von Beruf-gärtnern kunst voll angelegt w.-.ren, oder spielten mit ihren Hunden, wovon beinahe jede Baracke (zu 250 Mann) einen hakte. Daß das ganze Lager peinlich sauber wa? und alles am Schnürchen ging, ist selbstoer ständlich. Die Kommandos Stillge standen" und Rührt Euch" werden vom ältesten Sanitäter auf französisch gege ben. Unzufriedene traf ich nicht, aus genommen, daß die Leute über Heimweh klagen, und das ist ja leicht erklärlich. Eine Flede Luzattis bei der Keier der Aefteiung" Menedigs. Aus Lugano wird unterm 20. Oktober gemeldet: Behörden und Militär veranstalteten gestern in Venedig eine Gedenkfeier der sogenannten Befreiung" Aeneziens. Im Togenpalast hielt der gewesene Minister Luzzatti ein Rede, in der er allerlei Po liiische und administrative Erinnerungen der verflossenen fünf Jahrzehnte vortrug und zum Schluß nach groben Ausfällen, namentlich gegen Deutschland, und nach Lobpreisungen Frankreichs. Englands nnd Rußlands wegen ihrer .wahrhaften kulturellen und das politische Eigenleben der Nationalitäten fördernden Ver dienfte" die strahlende Zukunft von Ve. nebig als Herrscherin über die Küsten des Adriatischen Meeres schilderte, die aus nahmslos Italien gehören werden. (!) Venedig werde die Verwalterin des Aegäifchen Meeres, das Zentrum d:S Weltverkehres mit dem von allen Spu ren des verräterischen Türken befreiten Orient" und die Empfängerin des mas senhaftcn Goldes fein, welches nach dem Friedensschluß die Amerikaner schon heitedurstig herbeizubringen nicht säu men werde. WiesiehlesinAeulscljlandmls? Eindrucke von Wie sieht es jetzt in Deutschland aus? Diese Frage tritt mir von allen Seiten entgegen. Es ließe sich so viel darauf sagen, nd doch weiß ich nicht, wo an fangen und wo aufhören. Ich stehe noch so unter dem Bann all des in Deutsch land Erlebten, daß ich mich eines fast heiligen Gefühls nicht erwehren kann, und niich nur Immer und immer wieder fragen muß: Wie ist bloß das Schlag wort Teutsche Barbaren" in die Welt gekommen? Dieses Wort namentlich halte mich im November letzten Jahres hin übergetrieben. Ich dachte, die Menschen, die ich als verträumte Künstler, nach denkliche Gelehrte, sich des Lebens freu ende und ihrem Berufe nachgehende Kaufleute, Lehrer, Landwirte, Handmcr ker, Arbeiter gekannt hatte, wären am Ende alle unter der blitzartig auf sie her nicderfahrenden Kricgsfurie verrückt und wirklich zu dem geworden, als das die englische Zeitungen sie hier im Lande verschrieen halte:,. Kritischer habe ich wohl nie Menschengcsichlcr beobachtet, als die treuherzigen, ernsten, stillen Mienen ver biederen Land'turmleute, nachdem ich eben die deutsche Grenze überschritten hatte. Wo waren da die brutalen Ge fichtsziige, das rauhe Benehmen, das an zutreffen ich so gefürchtet hatte? Mit Hunderten von Feldgrauen habe ich gesprochen, mit allen habe ich dicsclb Erfahrung gemacht. Was sie draußen kZurchtbarcs erlebt, und es ist oft furcht barer als Worte es beschreiben können, das behalten sie für sich, zum Besten ge. ven sie nur den harmlosen, lustigen Teil, Warum sollen sie denen zu Haus das Herz schwer machen? Eine große Kraftauelle sowohl für die Hüter der Front, wie auch für die des Lerdes. des Heims, ist der rege Gedan kcnaustaufch, in dem sie miteinander stehen, Briefe und Karten fliegen fort gesetzt hin und her. Die deutsche Feld Post hat Großartiges geleistet. Bei der ungeyeiiren Menge, die sie, ost unter den schwierigsten Verhältnissen, zu bewältigen hat, geht kaum ein Aries, eine Karte, ein Paket verloren. Dabei sind alle an Mi litärpersonen sowohl an der Front wie im Jntande gerichteten Briefe und Post karten portofrei, und ebenso dürfen alle Hecresaiigchörige ihre Postsachen in un biichranktcm Maße portosrei absenden. Das Wort J,'Idpost" auf Brief. Karte oder Paket genügt, um es nach den hei ßcn andslachen Asiens, den Eisfeldern Rußlands, der schier undurchdringlichin Wildnis Serbiens, den unwirtlichen Berggipfeln der Alpen mit einer Ruhe und Sicherheit zu befördern, als sei es lie eintachitc Sache von der Welt. o können auch die ärmsten Familien mit ihren Lieben an der Front in innig- stein Kontakt bleiben, nd es gibt viele Druckereien uns Paplerdandhingen, wo sich Feldgraue unentgeltlich Briefpapier und Poinarten at Holen können. Der armen Feldpost wird such manch mn U hfTm..nf,-f!!ti.;ä mnfmuM ,2 i;v- g ...... .uw portofreie Schreiben ist eben per zu o., fühierisch. Mir wurde von Dieiistinäd chen berichtet, die des Sonntags bis zu 150 Ansichtskarten und mehr" an ihre feldgrauen Bclanntschaftcn verschickten. Hinzu kommt die Unmenge von Pa- tuen und Paletchen, die sie zu bewalU gen hat. Es gibt wohl nichts von dem, was man in einem modernen Warenhaus kaufen kann, was so ein Feldgrauer nicht unter Umstanden sofort haben müßte. Ein Onkel von mir bat einmal als be sondere Vergünstigung um eine Wasch schüffcl, die ihm natürlich umgehend hin geschickt wurde. In dem Briefe, in dem er sich für die Sendung bedankte, schrieb er auf der letzten Seite: Eben hat mir eine Kugel meine Waschschüssel, aus die ich o stolz war. zerschlagen. Aber schickt mir keine wieder, ich sehe, es hat doch keinen Ztoeck." Damals war er noch Vizcwachtmeister der Landwehr, gehörte also zur Mann schaft. und mußte mit acht Mann einen Unterstand teilen, einen engen, dumpfen Raum, in dein sie kochen und essen, ihre Wvllsachen wuschen und trockneten, rauch ten und nachts, anstatt zu schlafen, auf Rattenjagd gingen. Die Rattenplage ist in gewissen Gebieten unerträglich an der Front! Ich habe Photographien pon Feldgrauen gesehen, wo sie 50 und 60 und mehr dieser Tiere als Beute einer einzigen Nacht on Holzstiicken ausgezogen hatten. Ich wollte meinen Augen nicht trauen. Die Soldaten wissen oft nicht, wie sie ihre kostbaren Feldpostpakcte vor diesen Räubern in Sicherheit bringen sollen. Eßwaren, Uniform, Ledersachen, Schuhe, ollls fressen sie ihnen an und auf. Ob man mir glauben wird, wenn ich sage, daß die Tage mancher deutschen Frau jetzt mit Briefschreiben. Paketen machen und dergleichen draufgehen? Als bestes Beispiel hierfür kann meine liebe alte Freundin in Osnabrück dienen. Si ist Mutter dreier Söhne, die olle drei ain Mobilmachung-tage unter den ersten mit hinausgezogen sind. Die Briefe die. ser drei Vatcrlandsverteiviger habe ich gelesen, Briefe voll feiner Beobachtung. Empfindung und Erzählelkunst, bei de nen ich nur bedaure, daß ich sie hier nicht veröffentlichen kann. Amüsiert aber habe ich mich über dkr immer wiederkeh nnden Schlußzeilen eines jeden Briescs: .Schick mir Wurst." .Schick mir Buk. ter." .Schick mir Briefpapier und Zkar ten'. .Gestern ist mein Unterstand durch eine Granate vollständig zerstört worden. Leider sind meine Sachen alle dem Feuer zum Opser gefallen. Bitte schick mir umgehend Hemden, Unterwäsche, Strüm xfe u. f. w. Auch meine Uhr ist in dem ollgemeinen Wirrwarr verloren gegan gen. Bitte schick mir sofort eine neue." Hier regnet es in Strömen. Einfach ekelhaftes Wetter. Kanstst Tu mir nicht bei S, und O. u. Co. eine Gummihofe besorgen?" Trotz oll des Guten, das diese Paketk dem Feldgrauen bringen, so hat er sicher oft auch feine liebe Not damit. , Ein Soldat hatte gerade spät bcnds alle ' Helene Huysse. seine WeihnachtSpakete, große und kleine, ausgeliefert bekommen, und mußte un mittelbar darauf zum Marsch antreten. Und zwar ging e! so schnell, daß er nicht nial Zeit hatte, diese Pakete irgend wo an seinen Tornister anzubinden. Er schrieb einen köstlichen Bericht, wie ihm manch unfreiwilliger Fluch über die Lip pen gefahren sei, als ihm dann daö eine, das andere Paket anS den klommen Hän den in den Schnee gefallen sei, wie er gewußt hatte, wohin damit, und er nahe daran gewesen war, das eine oder das andere wegzuwerfen, und er doch kcins im Stich lassen wollte, wie er unter dem Gewicht geseufzt hatte, der Tornister al lein wiegt schon bis zu 80 Pfund, und wie er sich nachher beim Auspacken ge freut hatte, daß er sie olle beisammen und keine geopfert hatte. Solange man noch Pakete und Briefe an seine Lieben an der Front schicken kann, so lange ist man noch glücklich und zufrieden, und unwillkürlich wiegt man sich zuweilen in ein gewisses Sicherheit! gefllbl ein, als könne den Lieben dort draußen nichts passieren, olö seinen sie gefeit vor Gefahren und Tod. Um so grausamer wird man dann aus alle Himmeln gerissen, wenn einem dann ein Paket, ein Brief zurückgeschickt wird mit dem lakonischen Vermerk: Gefallen", oder Vermißt", oder Verwundet". Lazarett unbekannt". Man hat es sich ja hundertmal, tausendmal stündlich, taglich gesagt, daß das Furchtbare ein mal kommen könnte, und doch, jetzt wo das Entsetzliche geschehen, kann man es nicht fassen. In wie viele Häuser sind diese unheilverkündenden Pakete und Briefe zurückgewandert. Ich kenne viele Mütter und Frauen, die bei jedem KIIn gcln an der Haustür zusammenfahren, weil sie fürchten, daß ihre Augen im nächsten Augenblick auf dies entsetzliche Gefallen" oder Vermißt" fallen könn ten. Meine ölte Freundin hat beides durch ! gemacht. Ihr jüngster Sohn ist am 23. August 1015 in RUußland bei einem Sturmangriff gefallen. Er hat seine Mutter während der Kriegszeit nie wie dcrgesehen. Ein Jahr später an genau demselben Tage, dem 22. August 1916, wurde ihr zweiter Sohn vermißt. Drei Wochen hat sie in dieser furchtbaren Her zciisangst und Unsicherheit gelebt, oa bekam sie von diesem Sohn cin paar Zei len, daß er verschüttet worden, und da durch in französisch; Gefangenschaft ge raten sei. Dies mar ein seltener Glücks fall; meistens Hort man von den Ver mißten nie wievcr. Ter Aclttste bekam "zur selben Zeit einen Granatsplitter m den rechten Unterarm. Ganz zu Anfang des Krieges war der mittlere Sohn einmal verwundet wor den, und seine Mutter hat mir die Aus steuer geze.gt, mit der er zu ihr zurück kam. Sie bestand aus einem grau ver siaubten, abgetrazenkn Reittiiesel, einem Paniofscl (er war am Fuß und Bein verwundet) einem Kindeinachthemd, das er Gott weiß wo aufgetrieben haben mochte, unv aus dcm er sich, um hinein zukommen, die Aermel herausgeschnitten hatte, seiner Uniform ohne Mütze, unv einem schweren Knüppel, den er sich uf dem Schlachtselde aus einer Tanne zu rechtgkjchnitten hatte, und mit dessen Hilfe er bis zum nächsten Verbandsplatz gekrochen war. Wenn diese paar Sa chen, so wie sie vor mir lagen, gemalt und unter dem Titel Krieg ,n die We.I hätten gehen können, die Tragik des Krieges hätte nicht erschütternder darge. stellt werden können. Wochenlang habe ich diesen Anblick nicht wieder vergessen können. Ob der Krieg eine Kunst hervorbrin gen wird? Soweit es Malerei und Bild, Hauer angeht, mochte ich diese Frage bejahen. Vorerst beschränken sich diele Kiinsterzeugnisse ja auf Federzeichnun gen, Schattenrisse, Aquarelle, da ti zu größeren Oelbildern an Zeit und innerer Ruhe fehlt. Vielleicht wird es auch nur bei diesen Skizzen bleiben, den vielen Augenblickesituationen, ergreifend und wunderbar, an denen dieser Krieg so üeberreich ist. Es wird viel im Felde u zeichnet und gemalt von Künstlern und Dilettanten und selbst denen, die viel leicht niemals eine Bleifedcr zu diesem Zweck in der Hand gehabt haben, Und diese Bcschc,st,gung ist ein Segen für alle draußen im Felde, die sich ihr hin geben und sich damit manch öde nd sonst verlorene Stunde ausfüllen ton nen, und ein Segen für die Mit und Nachwelt, der auf diese Weise wunder bare Szenen aus d'.eiem Aielkdrande er, halten bluten, die sonst ebenfalls un wioerormglich verloren wären. Und nun zu den Frauen! Was wollte Teutschland wohl in dieser schweren Stunde der Not ohne seine Frauen machen? Diese Fronen, die vor dem Kriege von allen geschäftlichen, beruf lichcn und politischen Dingen ängstlich ungehalten wurden, die sich um nichts anderes als ihren Mann, ihre Kinder und ihr Haus bekümmern sollten, um was alles müssen sie sich heute bekllm mern, und wehe ihnen, wenn sie es nicht konnten. Gewiß hat die Frauenbewegung auch in Teutschland viele Frauen selbst ständig und beruflich unabhängig ge macht, und es ist gerade so, als ob die Frauenbewegung eine Vorxhase zu die em Iknege gewesen Ware. So verfügte Deutschland gleich zu Anfang dcS Kriege! über eine gioße An zahl geschulter Frauenkraste aller Be riifsarten. die sofort ohne irgendwelche Schmieriakeiten die von Männern ver lassencn Plätze ausfüllen konnten. Aber die weitaui größere Menge war doch noch ungefchult und sah sich nun ganz plötzlich Aenderungen und Pflichten ge genüber, die unter normalen Umständen vielleicht niemals on sie herangetreten waren. Und da bewahrheitet sich ein mal wieder das Tichiermort: Es wächst der Mensch mit seinen höheren Zwecken." Wieviel: Tausende von grauen mus. Lans Leimich 'von Wolf. Ein alter Afrikakämpfcr Knapp drei Monate bor AuSbruch des Krieges war es. In Windhuk, der Hauptstadt von DeutschSUdwestafrika, herrschte Fcstestrubel. Von allen Tä chern wehten die schwarzweihroten Flaggen zum Willkomm der Gäste, die nicht nur aus allen Teilen der Kolonie, sondern sogar aus dem Mutterlande herbeigeströmt waren. Feierle doch die in manchem harten Strauß erprobte Schutztruppe, deren Uebcrreste sich heute in britischer Kriegsgefangenschaft befin den, das 25jährige Jubiläum ihres Be stehenö, während zugleich die große Lan desauLstellung eröffnet wurde. Nach langen sieben, in der Heimat verbrachten Jahren besuchte auch ich zum ersten Male wieder seit den Zeiten des großen Eingeborenen Aufstandes die Kolonie und freute mich an dem fricd. lichen Bilde eines .kräftigen wirtschaft lichen Wachstums und den sichtbaren Zeugnissen fleißiger Arbeit. Gleich am ersten Abend meiner Ankunft nahm ich an dem Festmahl teil, daS zur Feier des Zusammentritts des LandesrateS, des südwkstafrikanischen Parlaments, im Hotel Europäischer Hof" stattfand. Manchen alten Freund und Kamps genossen traf ich wieder, manchen Hände druck tauschte ich auS und manchen Zu trunk. ' Da traf ich auch HanZ Heinrich bon Wolf. Ick, glaube, daß wohl kein Mensch in der Kolonie weniger Feinde hatte, wenn es überhaupt Leute gab. die ihm gram waren. als Hans Heinrich, wie er kurz allgemein genannt wurde. Seine unverwüstliche Lebensfreude, fein frische? Diaufaänacrtuni, sein schlagfertiger Witz, seine natürliche Liebenswürdigkeit und feine ernste Pflichttreue hatten ihn schon, ols er als aktiver Hauptmann der Schutztruppe im Felde gegen Herrero und Hottentotten lag, beliebt und bekannt gemacht. Wenn am Stammtisch oder am Lagerfeuer die zahllosen Anekdoten und übermütigen Streiche alter Afrika ner erzahlt wurden, dann siel auch re gelmäßig sein Name. Er wurde bald bekannt in der Kolonie wie der sprich wörtliche bunte Hund". Damals ober vor sieben Jahren war er noch cin freier, unbändiger Junggeselle gewesen. Jetzt aber lag er in Hvmcns Fesseln, und das freundliche Schicksal in Gestalt deS Tischordners fügte es. daß Frau von Wols meine Tischnachbarin beim Landesratcssen war. Das echte ..American Girl", lebhaft, den Schall in den rehbraunen Augen, immer bereit to liuvs o lnt of t,m and n panS time", war sie die rechte Lel,ens- gesahzt,,, für .ans Heinrich, seiner ge sen jetzt die Geschäfte ihrer an die Fron ten benitenen Männer weiter uhren ganz selbständig, unter viel schwie'iae- ren Verhältnissen, als die Männer es je geian. ,e geschult! Arbeit.kraftc werben einer nach dem anderen von heute aus morgen einberufen; sie muß sich mt ganz ungeschulten, rmndcrwei tigen Kräften behelfen, wenn sie über Haupt welche bekommt, ihre Bcweaunos freiheit wird ihr durch alle möglichen fkaaiiichen Vor chn ten. die sie genau studieren und befolgen muß, gehemmt, die Rayiungsmittel werden knapper und sind schwieriger zu bekommen; dazu hat sie ihre Kinder zu erziehen, ihren Haushalt zu führen, was jetzt allein schon doppelte Kraft und Zeit von dcn Frauen erfordert. Es ist BewundernswerteS, was die Frauen heute in Deutschland leisten, und bewunderr.swert ist der Geist, mit dem sie eS leisten. Jede setzt ihre Ehre daran, dem Mann ollzs in tadeloser Ordnung weiterzuführen, und sie tut es freudig und klaglos, auch wenn e schier über ihre Kräfte geht. Und wie viele Frauen sind jetzt seit dem Kriege us- ge'. Idet worden! Zu ollen Berufen ha. den sie sich in Scharen gedrängt. Die schwierigsten geistigen und körperlichen Ärbeilen voll uyren e mit einer Selbst Verständlichkeit, als feien sie es stets so gewohnt gewesen. Die zungen Madchen der Ges.llschast, die sonst in diesen Iah ren an nichts anderes als an Tanz und Tennis gedacht hätten, besuchen jetzt die Gymnasien und Universitäten, oder wir ken als Schwestern in den Lazaretten oder ols Helferinnen bei allen Zweigen der Roten Kreuz-Arbeit. Frauen tragen die schweren Briefia sehen von Haus zu Haus, treppauf, treppab, Frauen verrichten die Bahn. -Feld und Fabrikarbeiten, Frauen süh ren die elektrischen trSZenwagen, ja sogar die Milch wird jetzt teilweise von Frauen herumgefahren, da heißt, wenn welche da ist. Und ob sie si nicht manchmal recht müde suhlen, ob kie sich nicht mehr zumuten, als sie vertragen können? Die zukünftigen Jahre werden die Antwort daraus geben. Vorläufig denken sie nicht darüber nach, was ihnen gut oder schädlich ist. nur helsen wollen sie, und weiter nichts. Und alle diese Frauen würden sie nicht eine Minute besinnen, um in den Schützengraben zu steigen, sollte einmal dai Schlimmste eintreten, und unsere Männer der Ueber macht nicht mehr standhalten können. und der Feind drohte, ins Land einzu fallen. Eine jede von ihnen würde sich eher niedertrampeln lassen, ehe sie dieses zuließe. Aber soweit sind sie in Teutsch land noch nicht, und weiden hoffentlich auch ie dahin kommen. Vorläufig sie hen Deutschlands Männer noch wie eine eiserne Mauer an den Fronten, um Deutschlands Frauen und Kinder zu schützen. Und solange Deutschland solche Männer und Frauen Hit. wird e? -ie mals besiegt. ES ist einfach ein Ding der Unmöglichkeit. Es steckt zuviel ge fünde Kraft im deutschen Volke. Es kann leiden, entbehren, es kann geschia en, verhöhnt und verspottet werden.- aber es wird niemalz untergehen. Dte deutsche Kraft ist unverwüstlich, und wird sich immer wieder durchsetzen, und sublDen, schöne! und jtärkerdenn je.. an der Eomme gefsscn. funden Freude am Genuß und seinem Temperanrent voll gerecht werdend. Nach seiner Rückkehr aus dem Feld zuge nach Deutschland hatte er kurz ent schlössen den Rock des Königs az: zogen, denn Ihn, den verwöhnten Groß städter und Lebe nann. hatte der Zaubrr der von dem wolkenlosen, tiesblauen Himmel überspannten Steppe, der Ste: ncnnächte im asrilcinischn Busch, in einsamen Größe der Wildnis gefangen. Wie so manchen anderen. Doch ehe er hinauswanderte, freite er da! Sticftöch tcrlein des amerikanischen Gcncralkon sulS Gafsncy, die er in seiner ölten Gar nison Dresden kennen gelernt hatte. Und so wurde er eiii Großsarmcr in Deutsch-Südwest und leistete ein gutes Teil Pionier und Kulturarbeit in der rasch aufblühenden Kolonie. Aus den weiten Weidcslächcn seiner Farm, die on Ausdehnung einem kleinen Fürstentum gleichkam, weideten edel gezogene Pferde, die feine, des passiviiierten pkitc,snian nes, größte Freude waren. Ein kosigeS Nest für sein jungeS,Eheqlück aber sckus er v dem zinnengekronten .Schloß Du wisib", in dem jeder Wanderer gast freundlichste An.'nahnie saufe. So erwarb Hans Heinrich von Wols sich das Vertrauen des Bezirks, in dcnl. er ansässig war, und er wurde sein wählter Vertreter im LandcSrat. dessen Sitzungen er nie versäumte und dessez gesetzgeberische Tätigkeit so manche wert, volle Anregung von ihm empfing. Wi ernst er es damit nahm, zeigt folgcnoci Gcschichtchcn. Zur Zeit, als die Nrd. füdbahn noch im Bau war, wurde Hant Heinrich, der in der mit vier Pferde bespannten afrikanischeinKarre zur Lan dksrats.Sitznng nach Windhuk reiste, durch den infolge von Wigen Regen gllssen stark angeschwollenen und seh, reißenden Fischiluß ausgeholten. U die Sitzungen nicht zu versäumen, durch, schwamm er cinsach den Fluß und wan, derte zu Fuß in nassen Klridern nach de, viele Kilometer entfernten Landspitze dn Bahn. In der deutschen Presse wurde diese Tat als ..b?mcrlenswerter Pflicht ciscr eines fiidweftafri'anischen Landes ratsabgcordncten" a!S lobenzwertes Bei spiel für gewisse heimische Parlamcnta ' ricr kommentiert. Von seiner Schlagsertirzleit zeugt die folgende Anekdote: Einmal kam er spät nachts in Windhuk an. Hungrig und durstig, wie er war, kehrte er in dem Hotel zum Kronprinzen" ein. Der durch feine Gribheit im ganzen Lande berüchtigte Wirt, der gerade das Lokal schließen wollte, schrie den ihm Person lich Unbekannten auf feine Bitte um Speise und Trank mit den Worten nz Das sollte mir gerade einfallen, um eines lumpiqcn Gastes willen die Küch. noch osftn zu heiltcn!" Hans Heinrich ersuchte ihn darnuf ruhig, er möge den Wirt rufen, und als der Grobian sich selbst als solchen vorstellte, bemerkte 'er nur: .So, so; ich dachte, Sie wären der Hausknecht!" Txse Antwort machte einen solchen Eindruck,, daß HanZ Hein, rich sich alsbald bor einem üppig gedeck ten Tische sah. Das Chcalterbild Hns Heinrich von Wolss wäre nicht vollständig, wenn ich nicht auch einer kleinen Schwäche von ihm gedenken wollte: Er liebte ein Spielchen, je verwegener, je besser. Er ' mußte aby ein ganz besonderer Licb ling, wie aller Damen, so auch de? Dame Fortuna sein, denn eine Nacht am grünen Tisch endete gewöhnlich mit den leeren Taschen seiner Mitspielrr. Nur einmal, als er noch aktiver Leutnant in Dresden war, soll auch ibm dos weiter wendische Glück den Rücken gekehrt haben, so daß sein Regimentskomman deur ihm sechs Wochen Urlaub gab mit dem dienstlichen" Besebl, ikm nach Ab laus dieser Frist die Bcsricdigung der ungeduldigen Manichäcr zu melden oder . Hans Heinrich wußte, was dies oder" bedeutete. Aber sg feste,? wurzelt war der Ruf von dem Spiel glück Hans Heinrichs, daß der Komman, deur ihm außerdienstlich" eine Anzahl brauner Scheine für eine Reise nach Monte Carlo zur Verfügung, stellte. . Nach Ablauf der sechs Wochen erstattete Hans Heinrich die befohlene Meldung und erfreute sich außerdem eines reich, lichen Bankguthabens. LI non s Tera ! Das es ihm gelungen ist, von Süd Westafrika nach Kriegsausbruch in die Heimat zu aelanaen, erscheint mir wie ein Wunder. Auch ihn trieb, wie so viele Tausende anderer Deutscher, die aus den abenteuerlichsten W'gen heimqeksm men sind, die Treue zu seinem Vater lande, zu seinem Kaiser. Da gab es kein Bedenken! Nun hat er seine Treue on der Somme mit dem Heldentode bk siegelt, die Brust geschmückt mit dim Eisernen Kreuz 1. und 2. Klosse. Ewald VA ker. Die Starke des Heeres. Nach einer kürzlich im Daily Chroniclc" ver öffentlichten Ausstellung zahlte das enz lische Heer zu Beginn des Krieges 700. 000 Mann, von denen 100.000 aus in bische und andere fremdländische Kon tingente entfielen. Bis zur fünften Kriegswoche seien 250,000 Mann neu an geworden. Der Terch-FelSzug hätte in zwei Monaten 2,525.000 Soldaten ein gebracht, so daß bei Einführung der Dienstpflicht ö Millionen Trurven unter die Fahnen getreten wären. Der e?. wartige Essektivbestand sei nickt mm bekannt, doch würde er in gut unterriäi teten Kreisen auf ö Millionen nn'gcx,,. it,ie,t Berechnung scheint selbst bann recht zweifelhaft zu sein, wenn man an, nimmt, dsß alle in Munitionefacntesi und aus Bureaus täligen Mannschaften einbezogen sind. Sie steht auch in Wi, derspruch dazu, daß in der Weihnzchts sammiungur die britischen Soldaten, über die die .Dai? Mai!" lausend h', richtet, die Gesamtsumme dc? im Felde stehenden Engländer aus 3 Millionen an g'Lkbea wird, ; ;. . f ( t, sV k ' J, r,' ! r X: r 1 l A