-iW Balte 6-Tügliche Omaha Tribüne-?)!ittwoch, den 3. Januar 1917. per lrcije Prinz. Von Leon von Meyenburg. Vor Zeiten lebte ein König, der hatte einen Sohn. Da er diesen über olles liebte, hatte sein sorgendes Herz beschlossen, dem Eoldprinzen eine gcinz außerordentlich gute Erziehung ngedeihen zu lassen. Er hatte ge lyiinscht, daß die Königin den Prin zen eigens an königlichen Brüsten nähre, denn der Hofarzt hatte es warm anempfohlen. So war der Knabe unter peinlichster Aufficht ' herangewachsen, ohne schaden -zu nehmen, weder an seinem Körper, noch an seiner Seele. Balö aber sah man ihn mitunter an den Wänden der prächtigen Palastsile entlang streifen; und ein alter Kcunmerdie ner, der eigens dazu angestellt war, die Bewegungen des Prinzen zu be obachten, hatte eines Abends seiner Majestät gesagt: .Majestät. Se. Kgl. Hoheit der Prinz geruhen mitunter zu gähnen, heute morgen 10 Uhr gähnte er zum ersten, um liy2 Uhr zum zweiten und 4:20 Uhr zum dritten Male.' Gut, dachte der Kö. nig, eS wäre an der Zeit, an die gei stige Entwicklung des Knaben zu denken. Dies war aber eine große Frage, über die der König seit der ersten Stunde der Geburt seines Wldprinzen nachgegrübelt hatte. Er tpat zum Entschluß gekommen, den t Leisesten Mann des Landes an sei nen Hof zu ziehen, denn der Prinz sollte vor allem ein .weiser' König werden. Da nun große Summen für den Posten in Aussicht standen, hat ten sich eine ganze Schar gelehrtester und weisester Männer gemeldet, doch der Hofarzt, der sehr wohl wußle, daß Weisheit eine höchst seltene Sa che ist, hatte alle Angebote abgewiesen und einen wirklichen Weisen aus sin big gemacht, der auf alles Geld und jegliche Ehre verzichtete und den An trag aus reiner Liebe zur Weisheit und deren Verbreitung annahm. Der König hatte den Gelehrten sehr gnä big willkommen geheißen und den er sten Abend mit ihm und unter An Wesenheit der Königin und des Hof, arztes einer langen Beratung gepflo l gen. Dabei hatte der König sehr viel geredet, wahrend der weise Mann m weisem Schweigen dazu genickt und sich verbeugt hatte. Der Hofarzt da gegen suchte Ihrer Kgl. Hoheit der Königin durch allerlei Bemerkungen die Zeit zu verkürzen und mußte ihr unter anderem gar Lustiges zugeflü stert haben, denn Ihre Kgl. Hohei! 'hatte einmal unter der Hand ganz ernnncy gegen einen yannaaen Lachanfall ankämpfen müssen. Als nun der König der Anwesenheit den ganzen Ernst und die Wichtigkeit deS ' Augenblicks klar gelegt hatte, hob er ' die Sitzung auf und alles verzog sich in seine Gemächer und harrte des kommenden Morgens, da die erzie herische Arbeit ihren Beginn nehmen sollte. Der König legte dabei mehr Gewicht auf die moralische Entwick lung als auf gelehrtes Wissen, und so sollte der weife Mann dem Prin zen mehr die Quintessenz seiner rei chen Lebenserfahrung, als die Fülle seiner Gelehrsamkeit vortragen; denn Lebensweisheit schien dem Konig für rinen Herrscher weit ersprießlicher zu sein, als das viele gelehrte Wissen. Des andern Morgens, als der Prinz sein erstes Frühstück einge nommen hatte, wurde er von seinem Kammerdiener in ein Gemach gelei tet, in welchem er den Weisen onhö ren sollte. Er setzte sich auf einen rot gepolsterten Stuhl und der Kammer diener hatte das Gemach verlassen, als der weise Mann eintrat und sich tief vor dem Prinzen verbeugte, der ihn mit großen Augen ansah und stumm blieb wie ein stilles Wasser. .Mein Prinz begann der Alte, .Gott hat Dich auserlesen, den Thron deiner Väter eines Tages zu besteigen, um von diesem erhabenen Orte aus dein Volk zu regieren. Weise und bedacht gebührt es einem Herrscher zu sein, seine hohe und der kmtwortungsvolle Aufgabe zu erfül len. Laß dich daher, mein Prinz, un ierweisen in den schweren Lebensfra gen und höre die Worte eines Man nes, den das Leben gereift hat und ' der dir, mein Prinz, den köstlichen Schatz seiner Lebenserfahrung als Erbe hinterlassen möchte. Vor allem, mein Prinz, ist es vonnöten, daß ein Herrscher Meister feiner Leidenschaf ten fei. Was ist in der Tat ein Kä nig. der seiner Lust nicht gebietet und ein Sklave ist seiner eigenen Triebe? Da nun aber das Weib des Mannes Leidenschaften am heftigsten entfachen vermag, so ist es deine erste Pflicht, das Äeib zu füllten und vor ihm zu fliehen. Dem Weibe, mein Prinz, sieht ein gar gefährliches Mittel zur Verfügung, des Mannes Leidenschaft' zu entfachen. '.Diesel Mittel ist die Schönheit seines Kör pers. den es zu bergen weiß, ihn nur begehrenswerter erscheinen zu lassen. Dichter und Künstler haben das Weib besungen und Liebe nennen sie die Begierde, die sie zum Weibe zieht. L atz dich, wem-Prinz, durch, das dickte islimmerqemand der X.ust r.'M hinreißen, die Liebe zu verzo!!ten Tage, nid als am vierten Tage Uxn. Auch ich habe ' Zix vergöttert,! der Himmel blutrot ins Zimmer und dachte sie mir edel und feelisch, Doch ward ich enttäuscht, kehrte um und ward weise. Das leichte Kleid oer Liebe träget nicht ein schamhafter Engel oes Glückes, sondern der lii.it ge Teufel des Fleisches und der Flei scheslust. Liebe, mein Prinz, ist ein leerer Wahn und Meister deiner Lei denschaften wirft du. bist du nicht der Sklave deines WeibeS und seiner trügerischen Schönheit. Der Prinz sah den weisen Mann gar großäugig an und verfiel in ge dankenloses Traumen, ohn M Mei sters weitere Worte zu hören. Seine Augen schweiften umher und fielen auf das Bild einer schönen Dame, das im Gemache hing, und seine Bücke blieben lange daran haften Als aber der Prinz aus seinem Traume erwachte, war er allein im stillen Gemach. Ihm war, als sei er verlassen und als müsse er weinen; da er sich aber keines Grundes be wußt war, weinte er nicht, sondern ward traurig und stumm. Mein Prinz," sprach eines ande ren Tages der weise Mann, .die Kraft eines Voltes liegt mit zum Teile in der Stärke einiger Geistes kinder, die nicht mit dem Schwerte ausziehen, neue Länder und Reich tümer zu erobern, sondern im Be reiche der Gedanken ausgehen nach neuer Erkenntnis und neuen (Snt deckungen. zum blühenden wirtschaft, lichen Gedeihen des ganzes Volkes Es ist gewiß eine edle Aufgabe für einen Herrscher, die Wissenschaft zu unterstützen und zu fördern. Wehe aber dem Menschen, der die Wissen schaft anbetet als eine erlösende Göt tin des Glücks! Besser wäre ihm wahrlich, er hätte schreiben und le seit nie gelernt. Die Wissenschaft, mein Prinz, lehrt uns im letzten Grunde nichts anderes, als daß wir nichts wissen und auch nichts wissen können; die ' Wissenschaft ist zwar eine lichte Burg auf steilem Felsen, umgeben aber von dichten, undurch dringlichen Nebeln. Auch ich habe die Wissenschaft geliebt, doch ward ich bitter enttäuscht, kehrte um und ward weise. Die große Weisheit, mein Prinz, liegt in der Erkenntnis: ich weiß, daß ich nichts weiß, noch w'is sen kann." Mit klugen Augen sah der Prinz den Weisen an, verfiel abermals in trübes Träumen und hörte nicht mehr die Worte des Meisters. Seine Blicke schlichen an den langen Bü- cherschränken des Gemaches entlang und als er wieder zu sich kam. war er allein und die Schränke stierten ihn stumm und wie festverschlossene Gräber an. Da fühlte der Prinz die Einsamkeit in seine Seele einziehen, blieb stumm und tat nichts. j j Und wieder eines andern Tages sprach der weise Mann: .Mein Prinz, Reichtum und äußere Pracht ist dir beschicken und du wirft deinen Hunger danach reichlich stillen tön nen. Deine Augen werden sich weiden an Edelgestein und Perlen: Gold und Silber birgt das Schloß deiner Vater und weite Länder gehören dir. So wärest du der Glücklichste in dei nem Lande, wenn gleißendes Gold und köstliche Reichtümer dem Men schen das Glück verbürgten. Doch siehe, manchen,, der im Reichtum und Pracht schwelgte, hat ein sonderbarer Gram ins Grab gebracht, denn das Glück blieb aus und das Unglück kennt weder reich noch arm in seiner Wahl. Wohl dem, der fein Herz nicht heftet an vergängliches Gut, das der Rost oder die Mitten, fressen. Deine Seele, mein Prinz, ist frei vom Durste nach Pracht und Kostbarkei ten. Auch ich hing einst an Reichtum und köstlichen Schätzen, doch ward ich enttäuscht, kehrte um und ward weise. Der größte Reichtum, mein Prinz, liegt in der freiwilligen, be dürfnislofen Enthaltsamkeit." Als nun der Weise seine Rede be! endet und sich nach einer tiefen' Ver beugung zurückgezogen hatte, da neigten sich die großen, goldenen Leuchter, die auf den Gesimsen stan den und die kostbaren Stoffe, die an den Wänden hingen, erglänzten in der hellen Morgensonne und nickten dem Prinzen zu: .Freue dich, o Prinz, an unserer Pracht." Aber der Prinz freute sich nicht, sondern ward traurig und begehrte nichts. Die Hofdamen aber steckten die Köpfe zu sammen und flüsterten einander zu: .Ach. wie ist unser Prinz so einst! big." Eine fand sogar, er sei eigent lich furchtbar langweilig. Der weife Mann dagegen hatte zum König gesagt: .Se Kgl. Hoheit, der Prinz ist eine tiefangelegte Na tur, er denkt gar viel und redet des halb wenig; der Prinz wird ein weifer König werden," und 'der Kö nig wars zufrieden. Der Hofnarr aber sagte gar' nichts; er sah nur, wie der Prinz des Abends, wenn die Sonne schied, am hohen Fenster saß Und bald die schöne Dame an der Wand, bald die langen Bücherreihen, bald die kostbaren Leuchter ansah und wie dann seine Blicke sich starr im gelben Horizonte verloren. Eines Morgens aber mußte der Prinz das Bette hüten, denn der Hofarz! hatte ein wenig Fieber festgestellt, das aber, nach seiner Aussage, weiter nichts zu bedeuten habe. Des ande ren Tages jedoch war das Fieber nicht gesunken, fondern stieg am drit leuchtete, lag der arme Prinz in sci nem Bett stumm und bleich,' wie eint Leiche. Der Hosarzt kratzte sich verle gen hinter seinem rechten Ohr uni das Königspaar sah ihn ängstlich und fragend an. Des Nachts aber, als der Mond durch die - schweren Gardinen ins Krankenzimmer leuch tete. lächelte der Prinz gär traurig und schloß die Augen für die Ewig keit. Die Königin schluchzte ver zweifelt und Se. Majestät verlor fast den Verstand, als ihm die Trauer künde gemeldet wurde. Der König schloß sich ein und begehrte nieman dcns Angesicht zu sehen und keines Menschen Stimme zu hören. Als aber der Hofarzt auf inständiges Litten der Königin nach dem Zu stand des Königs sah, fand er ihn einem betäubenden Trübsinn hinge geben. Der König ließ den Staats' geschälten ihren freien Lauf, belun bete für nichts mehr Interesse und gebärdete sich mitunter wie ein Wahnttnniger. Nur der Hofnarr durfte ihn durch seine Narrenge schichten des Abends zerstreuen. Eines Abends aber fragte ihn der König: .Sage mir, Narr, warum ist mein Goldprinz so früh gestor ben? Habe ich ihn nicht gepflegt, wie ein Vater seinen Sohn pflegt? Habe ich nicht den weisesten aller weisen Männer an meinen Hof , gezogen? Und doch ist er gestorben, mein Goldprinz.' Da schaute der Narr seinen König gar mitleidig an und sagte: .Siehst du. mein König, die gelbe Rose dort im Garten, wie sie ihre duftschweren. Blatter sinken läßt? Befrage sie und sie wird dir sagen: .Weiß Gott, es ist besser nicht zu blüh'n, denn alles Blüh'n ist ein Wahn und muß welken, und jeder Duft ist nur ein schöner Trug und muß verfliegen. Daneben siehst du, mein König, die junge Knospe; ge- schlössen noch birgt sie werdende Schönheit und mit ihr werdendes Welken. Hört nun die Knospe der Weisheit der Rose und nimmt sie sich die Weisheit zu Herzen, so ist sie selbst weise wie die Rose: handelt aber die Knospe nach solcher Weis- heit, so wird sie nicht blühen wollen, andern sie wird sterben; denn nach der Weisheit der welkenden Rose kann man nicht leben, fondern nur terben. Nun hat die Rose eben doch geblüht, bevor sie weise wurde; die Knospe ober stirbt als Knospe. Der Konig jedoch verstand des Narren Worte nicht; er starrte nach der bleichen Rose und sprach: .Siehst du. Narr, so bleich war mein Gold- prinzchen, als sie ihn in den Sarg legten, und als er dies ge prochen hatte, verfiel er wieder m dumpfes Brüten. ' Liebhabcr-Bäude vor 400 Jahren. Der Sinn für die künstlerische Buchausstattung. für handliches Format und gefällige Schrift, der in unsern modernen Buchausgaben so stark hervortritt, war schon in den ältesten Zeiten des Buchdrucks nicht unbekannt. Auch damals wußten die .Verleger" bereits den Wert der Ausstattung für den Erfolg der Bü cher richtig einzuschätzen. Das älteste Beispiel dafür sind wahrscheinlich die Klassiker-Ausgaben, die Aldus in Venedig seit 1201 lieferte. Der ,rei ßende Absatz", den sie fanden, wird in einem Schreiben Gi.neans an Zwingli vom 19. Oktober 1216 ge schildert: Er zeigt dem Reformator nämlich an, daß ein Leiterwagen voll solcher Klassiker aus Venedig erwar tet werde. "Wolle er etwas davon ha ben, so möge er es ihn wissen lassen, aber hurtig" und auch gleich das nötige Geld mitschicken: .Denn kaum langt eine solche Gallioa an, so ste hen immer ihrer dreißig für einen da,; fragen nur: was kost's? und katzbalgen sich noch darum. Und kurz, das Gelüst nach solchen Schäden ist einer ordentlichen mamti ähnlich und befällt zum Teil auch Leute, die ti,a solchen Büchern denn doch gar keinen Gebrauch machen und sie auch nicht einmal verstehen würden." Tas vornehme Patenkind. In einer der größten Städte des Normandie hatte ein junges Mädchen auf der Bahnhofstation mit einigen Freundinnen gewettet, daß sie die drei ersten Soldaten, die ankommen würden, zu ihren speziellen Schütz lingen erwählen wolle. Der erste war ein Neger, der zweite ein stattlicher Hindu, der dritte ein ganz junger Offizier, der sich sogleich mit einer Gruppe von Stabsoffizieren unter hielt. .Wollen Sie mein Patenkind werden?" fragte ihn das junge Mäd chen. Ja, gern," antwortete der lunge Mann, ohne zu zögern. Gleich darauf wurde er jedoch nachdenklich und setzte verwirrt hinzu: .Das heißt, zuvor muß ich Ihnen dock wohl sagen, daß ich der Prinz von' Wales bin!"..-. Höchst sonderbar. Prs, fessor: .Wie ist das nur möglich Jetzt suche ich schon zwei Stunde, lang den Brief, den ich heute frül auf die Post getragen habe, und kani ihn einfach nicht finden'" '., Vergleich. Abgewiesene Freier (zum Wirtetöchierchen): .Ach Fräuk'jin. Sie sind so hart wie Ihr, Baks! Man lese dicscScitc Wich! Sie bietet Jedermann Borteile, sie hat sich oft als lvertoollc Fund' grübe erwiesen! klassifizierte Anzeigen. Verlangt Weiblich. Verlangt: fähiges Mädchen für Hmisarbeit, 'kleine Minder vor, Handen ; gutcd Heini und libvralcr Ll'bil. Wobsrer tti'.0 2 047 Verlangt: Erfahrene Frau cil Hmisliältcriii, 3 in Familie,', keine Minder: Empfehlungen verlangt. Guter Lohn. Tel. Walnut 1874. 1-547 Verlangt: Mädchen für Haus arbeit; Empfehluiigcil verlangt. 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