V Tägliche Omaha Tribüne Bord. Erlebnisse bei den deutscbeil See- und Lntttlotten. IDoh XI n ton 3s eit ö rieb, I, l? rnud. v,?, ,',, IPi ft (Zk!IeSuuu, .Tz! Schiff klar zur Fahrt!' meldete der Ingenieur dein Komandanten. In der orderen Wand tat sich der Länge nach ein Riß auf, wie wenn der Borhang einer riesenhaften Buhne sich öffnet. Nur viel langsamer. Sieben Minuten brauch tcn die Motoren, bis sie die beiden ge wältigen Verschlußmände vollständig zu rückgchoßen hatten. Ter Kommandant gab mir die Hand und verschwand in der Richtung der vorderen Gondel. AuS den Luken deS VerdindungsgangeZ schauten ein paar fröhliche Marinertöpfe und rie fcn den Zurückbleibenden ein paar derbe Cecmannösclcrze zu. Tann wurde das wundersame Ungeheuer von einigen we nigen Man mit einet Leichtigkeit zur Halle hinausgeführt, daß die Augen fast nicht fassen tonnten, was sie hier vor gehen sahen. Die Gaszelle zwischen den Rippen de! Luftkreuzers machen eben ei nen dicken Strich durch alle Gesetze der Schiverkraft. DaS Schiff ist auf das Kilo abgewogen". Es ist nicht schwerer als die Luft und nicht leichter. So hängt ei mit seiner hundertfachen Zcnt erlast im Raum wie eine große Flaum f:der. Trum hätte such eine Schar fröhlicher , Schulbuben das Ungeheuer zum Stall hinauslciten können. Ader draußen vor der Halle wartete der Nachtwind. Man kannte ihn schon, den Gesellen. So faß ten denn auch gleich hundert derbe See mannsfäuste vor der Halle zu, die dafür sorgten, daß daS Schiff beim Ausholen nicht anschlug. Ein schriller Pfiff, und alle Schrauben begannen ihren Sturm gesang. .Leinen los'." rief's irgendwo her in der Dunkelheit. Einige Mann vom Landungsbataillon schüttelten sich. Sie hatten die Wasserhose" auf den Kopf bekommen, mit der der Kreuzer sich erleichterte. Leicht schwebte der schlanke - Koloh aufwärts, und es war, als ob ihn die Nacht verschluckte. Nach einigen Mi nuten sah man nur noch einen dunkeln Schatten im strahlenden Sternbild des Großen Bären verschwinden. Ter Große Bär ist der Liebling der Teutschen unter den Himmclebildern. Jahrhundertelang haben sie die Drehung dieses Sicöengestirns in den vier Jahres zeiten beobachtet und dann danach da geheimnisvolle Runenzeichen, das Haken kreuz, in die Balken ihrer Hütten gekerbt. ß$ gibt aber auf dem Flugplatz in der Heide noch ein anderes Bärenwahrzeichen. !!icht am Himmel! Das ist ein kleiner brauner Petz aus Plüsch, zwei Finger lang und von der drolligen Grazie eines richtigen Bäreniünglings. Es ist der fröhlichste Gegensatz zu oll den Abzugs drähtcn und Meßinstrumenten rings um - ihn her. Denn er hangt m der Kom i mandantengonde! von L . . . ." Wenn man ihn ansieht, dann glaubt man mit ten im Tonnern der Motoren und im Cturmgesang der Schrauben ein Helles Kinderlachen zu hören. Das kleine Töch terchen des Kommandanten hat diesen Bären dem Bater geschickt, damit er auch . etwas von ihm habe, wenn er nach Eng land fährt. Dieser kleine Pelzbär ist auch ' ein Stern: des Kommandanten guter Stern! Er verliert gar nie die gute Laune feiner unternehmenden Bären miene, wenn auch der Lusikreuzer durch noch so dichte Schwärme von Brand raketen und platzenden Schrapnellen über London fliegen muß. TaS Bcrtrauen bei einer ersten Fahrt im Luftkreuzer ist eine nicht unangenehme Beigabe. So war es mir recht, als der Geschwaderchef mir eines Tages am Miitagstifch eröff litte, ich könnte gerade mit Kapitän S. vom L . . . eine Fahrt mitmachen; er selbst würde mitkommen. Die auf rechte Hünengestalt des Offiziers, feine kurze Art zu reden, seine verborgene Sonne hinter den strengen Zügen und der kleine Bar, alles das zog mich an. ' Die Landungsmannschaften in den heidegrünen .Päckchen" hielten den gro ßcn kL . , " stramm an den Tauen. Eine leise Brise ließ seine leichten Lein wandflanken zittern und knattern. Wei ßes Gewölk lag rings am Horizont, wie eine Herde von Wodans Schimmeln, die sich gerade ausruhten. Durch die Schei den der dicht verglasten Gondel sah die Sonne und blitzte auf all dem blanken und rätselhaften Metallgerät. Born in der Spitze der Gondel stand der eine Rudergänger am Seitenstcuer, und an der linken Gondelwand der andere am ' Höhen und Tiefensteue,. .Los'" Die unvermeidliche .Hose", die vor der Ab fahrt Wasserballast nach unten gibt, taufte wieder einige der Hcidegrünen. und unter dem Schwirren der Schrauben und dem dunipsen Lärmen der Motoren : ging's hinauf und hinweg. Wir flogen. Von dem ohrenbetäubenden Lärm, der kein Reden ermöglicht, merke ich zunächst nichts. Ter Kommandant erklärte mir die Äuadrähie, die Ballonwinde, die Ar Kit deS Seiten und Höhensteuers, und der kleine Bar lächelte dazu, wie jemand, der dies alles längst weiß. Wir flogen über Wald und Heide, über die Luft schiffhallen und Mannschaftsbaracken Iünwg. und die Kompagnie heidegrllncr Mariner war bald von der Farbe der weiten Erikafclder aufgesogen. Durch eine borizontal liegende schmale Scheibe. die wie eine durchsichtige Fensterbank die Beralasuna der Kommandantengonrel ach auken vorbaute, ging der Blick senkrecht in die Tiefe. Auf siebenhundert Meter Höh? begann die Erdrinde jenes liebliche Relief zu bekommen, das einem die Vorstellung gab, als ob der ganze Erdball wie ein Riesen spiklzeüg in unsichtbaren Schöpferhnden ruhie. Scharf traten die launigen Win dungcn der Bicije hervor, die sich ,m ganz flachen Land nicht genug tun k'ön im: ml lustigen ScHlinacn und Bogen. 7ic N!i!iZl der WlndniüHZcn drehten sich tMlk und feierlich. Die Bauernhöfe mit Kren lebe-idigen Heckenzeiunen hatten il,.'i4 Zu?',gKfgtMkNk i'.d A!?wkh, tende ö sich wie lte et-hälfe. Die ganze Einteilung der Erve in grüne, gelbe, graue und braune Streifchen und Ricmchen sah sich so mensqlich. allzu menschlich an. Und doch lag wieder so viel Rührung über dem ganzen Land mit dem in grünen Halmen überall auf, sprießenden Fleiß und Schweiß. In der Ferne tauchte der graue Dunst einer Stadt auf. Tic Kirchen sireckicn ibre Türme naseweis in die Luft. Sckiön waren diese H!iscrbaufcn gerade- nicht. Wie ging einem da! Herz auf, als durch die vorderen Gondelscheibm das Watten, mcer mit seinen Salzwasserlachen und weiter dahinten die Nordsee sichtbar wurde! Aber was war das' Ta draußen Ina die Kriegsflotte, aber die Sckiffe hingen ja in den Wolken?! Ich hatte Mühe, bis die Augen sich zurecht fanden. Bald fand ich die Erklärung. Beim Jahren auf Schiffen ist das Seltsame, daß das Meer sich wölbt, die' stärker noch, als es die Erdrundung erwarten läßt. Aus dem Luftschiff gesehen ober sinkt die Erde ein, wie eine flache, runde Schale. Gerade unter einem liegt der tiefste Punkt, der Horizont aber türmt sich ringsum hoch auf. Trum schienen die Panzerkreuzer und Linienschiffe, die weit draußen vor der Jad: fuhren, durch die nieder liegenden Wolken zu gleiten. Tas Barometer zeigte neunhundert tausend elfhundert Meter Höhe. .Jetzt sind wir in der Zone der Ezplo sionsgefahr!" sagte der Kommandant kühl und rubig. Ich kann nicht leugnen, daß mich diese Mitteilung in de,n Genuß des Schadens über alle Welt hin ein wenig störte. Wenn gerade ! ? .In diesen Höhenlagen' so erklärte mir der Kapitän hat die atmosphä rische Luft die größte Steigung, sich durch die Goldschlägerhaut der Gaszellen hindurch mit dem Ga zu jener Mischung zu verbinden, die Ihnen aus der Physik als Knallgas bekannt sein wird. Ein Mann, der mit genagelten Schuben auf einer Eifenplattc einen Funken losschlägt, kann uns alle in die Luft jagen. Tcs halb blasen wir jetzt Gas ab. Das läßt das gefährliche Verhältnis in der Mi schung zwischen Luft und Wasserstofsgas nicht aufkommen." Schrille Kugeln läuteten durchs Schiff, Kommandos wurden durchs Telephon gerufen, und Drahtsaiten gezogen. Als wir in der Nähe von zmolshun dert Meter flogen und ich wieder durch meine durchsichligc Fensterbank hinab in die Tief: sah, da hatte die Erde fast ihre ganze vielgestaltige Heiterkeit verloren. Ter Anblick wurde landkartenhaft. Tas nahm zu, je höher wir stiegen. Mit der Schönheit war's vorbei. Alles da unten schien nur noch Bermessungsarbeit. Als wir wieder über Land flogen, zeigte m:r der Kommandant ein großes, weißes Kreuz mitten in der Heide. Ein Ziel. Bier Bomben fielen. Keines der Ein schlaglöche: lag außerhalb des Kreises, in dem die zwei weißen Balken die Durchmesser waren. Und wir stiegen noch um manche hundert Meter., bis die unter uns kreuzenden Zweidecker aussahen wie Habichte. .Sie muyen auch einmal in den Mo torraum gehend meinte der Komman dant. Durch zwei Türen ging's zu den Maschinisten. Zwei ganze Minuten konnte ich drinnen bleiben! Wie es Men schen mit Trommelfellen aus Membran und Nerven in diesem wahnsinnigen Höllengetöse, das den ganzen Menschen durchhämmert bis ins Mark, stunden und halbe Tag: lang aushalten, das ber stehe rch nicht. Tas sind Helden, auch wenn sie nichts tun, als still hier ouS harren und ihre öltriefende Arbeit an den Maschinen verrichten. Die Abendschatten fielen schon über die Waterkant, als wir wieder über un- seien Hallen kreisten. Die dem Schiff über die Heide nachstürmenden Lan dungsmannschaften hatten die schleifen den Taue bald erwischt. Nach wenigen M-nuten log der .L.." an der Katze", einem in Schienen nach der Halle zu laufenden Eisenblock, der seinen Gefan gcnen nicht mehr freigab. Nicht immer geht das Landen so leicht. Manches Schiff ist schon vicrundzwan zig Stunden im Sturm von den sich ab lösenden Mannschaften gehalten worden, bis es eingebracht werden konnte? man ches mußte einen andern Luftschiffhafen drinnen im Land aufsuchen. Es braucht diel Menschenmut und Menschenwissen, um solch einen Kreuzer der Lüfte durch alle Fährnisse der Elemente zu steuern. Die Kommandanten lachten, als sie hör ten, die Engländer wollten das Gerippe des vor England gesunkenen .L 10" heben, um feine Konstruktion nachzuah men. .Wir schenken ihnen einen ganz neuen" sagten sie und in fünf Jahren können sie noch nicht damit sah ren!" Bald eine Woche war ich zu Gaft in der Werft, und immer mehr wuchs die heimliche Bewegung auf dem Luftschiff platz. Auch hier kamen die Läufer immer häufiger mit der schwarzen Mappe zum Geschwaderchef. Eines abends war nur noch ganz kleine Gesellschaft am Tisch. Fast alles war .unterwegs". Ter gute Wind war gekommen und mit ihm neue Befehle und Aufgaben. Der gute Wind zur Fahrt nach England ist der Schlecht wetterwind aus Westen. Nach getaner Arbeit erleichtert er den Schiffen die Heimkehr, anstatt sie in das Jnselland hineinzutreiben. , Und dann fragt drinnen im Land der Herr Schwepphäuser entrüstet am Stammtisch, wenn bei uns ein steifer Schonwkttermind aus Osten weht: .Wa turn fahren unsere Zeppeline nicht? Und warum werden die schönen Sommer nächte nicht besser ausgenutzt?" Verehrter Her? Schwepphäuser und Gcnosscü! Ich bin dabei gewesen, als die Luftschiffe aus England zurückka men. Mebr als einmal. Tort, feiert man die Jährte so, wie die Winde wehen. Und kurze Nächte eignen sich wohl zum f- K .C A . i Zcppclin" Wirtsbaussitzen. aber weniger zu Jahr ten nach Aldion. In jener Woche, wo ich in der Heide bei den Luftkreuzern war, hat einer der Komuiandaiiten ein mal in fünf Tagen achlundachtzig Stun den in der Luft zugebracht und daziri schen zwanzig Stunden im Bett und drei auf dem Sofa g'schlnf.n. Ein anderer, der noch eines der alten Schisse mit offenen Gondeln befehligt, kim so ?uruck. daß man ihm und srincn Mannschaften zuerst da! Eis mit Stöcken von den Pelz llcidern schlagen wußte, bis sie sich aus ziehen konnten. Adki am tiefsten hab' ich innerlich den Hut vor einem g.'zog'n, dessen erstes Wort war, als er aus der Gondel sprang: Ich bin meine Eier nickt los geworden." Er hatte B?fchl ge habt, ein Eisenwerk mit Hochöfen anzu greifen. Brn weitem sah er' es unten glühen und leuchten, aber bet zu ruh wende Wcststuiin ließ ihn nicht ganz herankommen. Ter Heimweg führte ihn über manche Städte und Törfer des 5,, . 6 V, '1V Beobachtungsstativn ft: Tcck Landes, das unsere Frauen und Kinder aushungern will. Er flog mit allen seinen Bomben darüber hinweg und sparte seinen Grimm. In der badifchen Hauptstadt wurde ein französisches Flugzeuggeschwaser seine Bomben mit leichterem Gewissen los. Ta es keine anderen Ziele fand, richtete es unter einigen hundert feiertäglichen Kindern ein entsetzliches Blutbad an. Darum sind wir auch die Barbaren. Aber drunten an der Waterkant sieben überall neue Hallen. Riesengroß! Am Tag, an dem ich abreiste, kam das erste der neuen, herrlichen Ungetüme von seiner Werft geflogen. Andere sind ihm nachgefolgt und liegen fahrbereit. Sie sind groß und hochflügig genug, um eine Festung in Brand und Asche zu legen. Wehe dir, Paris, wehe dir, London, wenn euer Tag kommt! 5. Helgoland. In seinem fast schmucklosen Arbeits räum auf dem K. W. Zwo" stand der . 4s S& Ä. 'S & fr; v--- ' .; , it 1 ' - i. - ' V -. , , ; . , . ' Ki 1 'r ' ' ' i , X ;T'f " ' . : i l . -(i ..t4r,t ' . ,' ii f ' " C k : 1 - . Y, r ? t - - . ff " : 4 SJ , K: ..Ji I , --r ; - - ' - J1 2 ' 3 I ' kJ " '. '' rPf . I . - i I ' tr ' )v( ' ;:-7' ' I - Yi ! ' I ' K t ' ' 1 j' . . f j.-' ,..' . w il i f ' ':, -,.: I --rv V ,4?.. '. ' ' - -r 'i.-J. . " i - f ' 1 ' , y , J '. t-,,, y , ' ' ' ' . ' . ,S . 1 , r f'fr gf ' ' S, ... ' ''i. ' ' jOf '- ..'----- tS : '; ' "" " - ' ' ' ?! LP Wri , .jr-f"'" ' .... . . . .... . ' ' V " " ? V t ü '' i ;, !4 1; i !. . ' t ( I " fr I ' " , : .. in der Lnftschiffhalle an der Nordkiiste. Chef der Hochseeflotte. Admiral Scheel, ein B'ld nüchterner, sclsenharter Mann lickkeit. Er hatte sich nach einem länge ren Gespräch vom Schreibtisch erhoben, wies mit dem Finger auf eine Karte an der Wand und sag: Schen Sie. England liegt wie ein Riegel vor uns in der Nordsee. Nun bzben wir ja um ElUck Helgland. Tas ist der eine Pfeiler gkgen diese Riegel stellung. Da werden Sie viele sehen. Aber unsere Leute dort sind ja noch übler dran als wir auf der Flott:. Wir können wenigstens hinaus und den Eng länder sichen. Aber die sitzen fest und müssen warten. Aber der Pfeiler ist da. und der Brite traut sich nicht heran. Ucbcrhaupt" und der spröde Klang in der Stimme dieses fast puritanisch schlichten Tecmanns, ter kein Wort aus d?m schmalen Mund entließ. daS nicht schärf und hart geprägt gewesen wäre, nahm eine dunklere Färbung an .das ist ja überhaupt teilte Kriegsmarine, die eines deutschen LiniknschisZcö. englische, das flotte!" ist eine Versicherung Als ick vom K. W. Zwo", wie das Linienschiff .,Kaifek Willielm II." unter den Seeleuten heißt, mich auf eines der großen Torpedoboote übersetzen lieh, das mich nach Helgoland bringen sollte, war mir zum erpcnWl nach oll den Tagen der nervenzerrenden Erwartung so recht leicht geworden. Jetzt wußte ich's: Deutschland koni etrost sein. Das Schicksal seiner Hochseeflotte lag in den Handen einer ei crnen guyiernarur, Die Nabrt nacü dem Felseneiland war ein einziges zweistündiges Glück. Sechs Stunden hab' ,ch vor Jayren einrnai yin überaebraucht auf einem stampfenden und fchlinaernden : Räderkasten. Aber beute lackte ein wolkenloser Kimme! über der tiefblauen See; und der schwarze 'Umntr mit sein? iirif Schornsteinen und seinen Kohlensäeken, die einem beim Gehen über Tee! recht williommen an aeatn fei Urins abeil Wellen boten. schoß wie ein Pfeil durch die Flut. Das ' T H ' : ' tXt ff 4 ti : ,y .$ F iiu ZcppcliwLustkrkur wird aus der Halle S4 war Wetter, um sich auf der Brücke, zu lammen mit dem ikbenswurvigcn um gen Kommandanten, die Seele wieder einmal auf längere Zeit staubfrei blasen zu lassen. Wie ein rotes Märchen tauchte Helgoland aus der abendlichen See aus. Aber in der Nahe wanveiie ,,co va schöne Bild. Der neue Hafen und das ganze Unterland starrte von Stachel drahtverhauen, so wie jede Stellung an der ftront im Westen und Osten. Bon den Januarstürmen her hingen noch tau send Gaben des Meers, zumeist ang und Schwcmmholz, zwischen den Sta cheln. Und überall schwimmende Kränen, stampfende Maschinen, rollende Loren mit Erde und Tausende von Landen n her Arbeit, ftni Oberland, das einst eine einzige grün? Wiese gewesen, duck ten sich Panzerturme und Batterien im rtten sväklicken flrüklinaZaias. In den engen Eäßchen des Oberlandes drängte sich nur blaue und seidgraue Marine. Hinter den Fenstern der schmucken Holz Häuschen zogen Spinnen ihre Netze über längst vergilbte Blumenstöcke. Die Helge länder waren noch am Tag der engllen Kriegserklärung nach dem Festland gc bracht worden. Bon der Jnselbevölke runn waren ,wei a te brauen das einzige Weibliche, was meinen Weg kreuzte. Sie hatten Erlaubnis erdalten, den Rcstbe stand ibrer kleinen Läden an die Matro fen auszuverkausen. In der erste Nachl schlief ich in einem Bett, in das sich die Feuchtigkeit von zwanzig Monaten ge. zogen hatte. Zum Gluck brach es. ais ley mich zum erstenmal umdrehte. So rollte ich mich in meinen Reifeteppich und schlief auf dem Boden. Bi,r sirablende ??rllblinastaae, voll des keuschen Schimmers, den die rauhe Nord keeluft über die Insel legte, habe ich auf dem Hilligenland gelebt. Am Karsams Ina Ina die can deutsche Flotte wie ein riesenhafter Stachelkranz um die Insel. und unsere Rohre ebne ayl richteten sicy ,ik iins'kt -iaenen Skiffe der Uebung halber! Am Ostersonniag saß ich ftun denlang in den winzigen vcricizmikgcnen Gärtchen über den ftcilen Felsen des Ost rands. An den struppigen, sturmzer zausten Bäumen sprangen die ersten Knospen, und drüben an der Dune, die wie ein silbernes Schild leuchtete, badeten zum erstenmal im Jahr die Soldaten. Im Offizierskasino steht ein Roland mit einem Hindenburggcsicht. Den hat ein Künstler aus einer Argonneneiche ge schnitzt, wie sie zu Tausenden unten am neuen Hafen liegen. Ich hab' dem hol zernen Helden für einen spät gewonnenen und früh verlorenen Freund, der ein Prachtstück eines deutschen Schulmeisters, ein Wandersmann von Gottes Gnaden und ein Junggeselle deswegen war, weil die Liebe zur deutsche Flotte sein gan zes Herz ausfüllte, dessen Namenszug mit Nageln in die Brust geschlagen. In der schönen, kleinen Kirche hab' ich mir die zwei silbernen von Gustav Adolf ge stifteten Leuchter auf dem Altar enge sehen und in den Kirchenbanken die viel farbigen Namensschilder vor den Plätzen der Hklgoländcrinnen, auf daß es in der Frömmigkeit ja keine Nangstreitigkciien absetze. Am Ostersonniag Abend hab' ich beim Gouverneur, Ezzellenz I . . . und feiner Gemahlin, wundervolle See, zunzen gegessen und Schuum dazu ge trunken und dann nach Tisch von Deutschland und von seinen Fronten im Osten und Westen erzählen müssen, wie von fernen, unerreichbaren Landen. Und jeden Tag habe ich den mir zugeteilten Burschen, einen hellen Schwaben aus Schwenningen am Steckar. nach Reuig Zeiten in Helgoland gefragt. Er schüttelte immer den Äopf wie einer, von dem Un mögliches verlangt wird. Ein einziges mal wußte er etwas: Das Kino hatte neue JilmS bekommen und die Soldaten standen kompagnicIeise in Ablösung vor - S ' ßemiirbracht. i i. i ,. i ' i r r ' . ') ' MJL. dem Kunsttempel. Denn sie lechzten, wie glleS auf Helgoland, vom kleinsten Mau rer am Hafen bis hinauf zum Grniver neur, nach Geschehnissen. Ta Ringen mit der furchtbarsten ErcigniSlosigkcit mitten im Krieg hat auf Helgoland For men angenommen, die der Tragitomik nahestanden. Ohne den deutschen .Mili tarismus und oyne ven m der vtan n, knickt märe diese Aukaabe. schlaasertia zu bleiben, ohne daß eine englische Ratte sich zeigte, undurchführbar gewesen. Die sei Schicksal hat daS maulstarte Albion unseren blauen Jungen auf der roten Felsenfeste bereitet, die vom ersten Kriegstag an freudig aus da! uner chrockcne Andampfen der meerbcherr chenden Flotte warteten. Sie werden ich, wenn sie an die Reihe kommen, für nichts fo sehr rächen, wie für diese zwei Jahre bitterster Kriegslangeweile mitten in der Nordsee. Der Gouverneur von Helgoland bat mich viele Geheimnisse der Insel schauen lassen. Die über und die unter der Erde. Was ich davon verraten kann, ist nur daS eine: Die Engländer mögen nur kommen! Sie kämen einem allgemeinen Bedürfnis der Helgoländer Besatzung entgegen und würden würdig empfangen. Noch dankbarer für alles. waS ich auf der Helgoländer Feste sehen durfte, bin ich dem Gouverneur mit dem unerschüt tcrlich trockenen Seemannshumor für ein anderes. Wir saßen einmal zusammen im Stabszimmer im Gouvernements gebäude bei einer Zigarre. Barbaren, wie es die Teutschen einmal sind, haben sie dort in der Ecke auch daS Bild der alten Königin Viktoria hängen lassen. Die Hkl'vlander hätten cl lieber mit den lebendigen Söhnen Albions von heute zu tun. als mit der toten Königin von damals. Darum blieb daS Bild hängen, wie es stch sllr verständige Leute gehört. Am Schluß der Plauderstunde sagte mir der Admiral: .Sehen Sie, wir sind hier die eine Flankierungsmöglichkeit sür England. Tas haben wir dem Kaiser und Caprivi zu verdanken. Es gibt noch eine andere! Sind Sie schon in Flandern gewesen?" .Jawohl. Exzellenz, gerade vor einem Jahr." Auch bei Ezzellen, Schröder in Brüqqe?" .Ich bedaure, nein. .Da müssen Sie bin. Zum Marine korps! Grüßen Sie den Admiral von mir." 6. Die Seefront in Flandern. Über Wersten, erfüllt von brausendem ArbkitsZeben. und durch tote Handelehä fen mit unbeweglichen Mastenwäldern ging'S von Helgoland über Curhaven der Waterkant entlang weiter. Es war M, i?k in der Maienneit. als ick Zwi schen blühenden Wiesen, reich beschwert mit ruhenden und nxidenden Viehherden, durch die westflandrische Ebene Brügge ,ni,,nkb? iit schönsten Stadt des Flamen'mnds, wo das Gmeralkommanda deZ MaiinekorpS seinen fca, aurgeiazia. gen bat. Des Martnelorps wiro man iro gen. Der deutsche Zeitungsleser weiß immer nist hift an toenia von diesen Soldaten. die als Division Schröder" zusammen mit Beselers an der Hand berzuzayienven Regimentern Antwerpen erobern halfen, und für die das altrömische Wort ge münzt scheinen konnte: 1errs msrizuei Zu Wasser und zu Land. Am 24. August 1914 gab der damalige er)nnlih1rrnT der Marine, von Tirpig, den Befehl, eine Marine-Division Ma txns.n kür den Landdienst in Flandern zu bilden. Er hatt die Eigenart des Kampfgeländes. das sich 'n ven er,ien - ' . rv-i gTtf.Xl. Wochen der großen emkgungL,cqiaqn nrn wn Kanal u aufrollte, gut er kannt. Was ein Truppe vurengemaeyr bat. deren Soldaten nicht nur mitten im Tim rft flflrn neue Dinac. wie dak Tragen von Tornistern, große Marsch leistungm und schwärmen m azugen Wnifn Umm mukiten. sondern deren Ber pflegung in den ersten Wochen nur auf gut Glück eingericylki ?e,n ronnrc. oaoon erzählen sich noch heute die. die dabei tnarr in hn Kasinos und Soldatenbei men von Brügge. Da liefen Offiziere und Soldaten nach dreitägigem Hungern ; in?, Biickse Konserven oder einem halben Laib Brot im Kugelregen herum und hatten weniger Sorge ?ur tyr Leven. als um den Schatz, den sie unterm Arm trugen.. Aber daS ist längst vorbei. WaS zuerst ein kühnel Augenblicksunternehmen w.r da kübrt ictet ein bis zur Entlau rn n,s!in,t,s Leben einer strammen Riesenorganisation. DieDivision ist zum Armeekorps geworden mit einer Land h ,n Masserfront. Der Griinrock liegt zusammen mit der Blaujacke im Poldergelände von Nieupott bi Ypern hinab, und wenn der Jnsantnist in Ru hestellung zurückgeht, dann ist er bei den War neartillensten rn U tende zu ml ? wei nocb wie beute, wie vor einem Jahr in einem Feldlazarett an der Npernfront feldgraue Matrosen, die tag zuvor im Dorf ins Quartier gelegt war den waren, im Garten erschienen, um sich fei Keaend e nmal anzünden . Ein Unterarzt, der neben mir am Mittag !s,- sb kiibr ans und schrie laut: .Ma riner!" Unter diesem Schreckensruf erhob sich alle, ol! ob ein Feind eingedrungen wäre, den e! galt, au der Stellung zu k?sn ß??itber ist Nrieat geworden zwischen der Blaujacke, dem Grünrock und dem Graukittel. Sie bluten alle für daS gleiche Vaterland. Nur daß die mnrmtt tttwä lernen musiten. was e. etk!ck nickt ibre Amte war. Und ntUml kben. dafür uaea K! i?,lne,kri oben bei Lombartzvde. Het-SsS und SteeN'Strate. wo Jäger nd Matrosen seil vem Weiynaazisaven? !314 sich zum erstenmal eng im Granat, seuer zusammendränaten, und wo ma ckr Brave, der eigentlich zum Krieg auf Wnntn Iiiiabren wollte, neben i wem gefallene Lndwehrmar im granotdurchpsliigten Feld ,ur letzen Rule bestattet wurde. , . Tas MaiinekorpS Ist die einzig mög liche Armee in dem Land, darin da strategisch so ungeheuer wichtige Kanal, dreieä Brügqe Zeebrüge Ostendk Brügge und die halbstündige -.temmole von Zeebriiage eine tluge Mischung von See un dLanddienst im Krieg voraus setzten. Englische Gold hatte die Mole dem alten König Leopold in! Meer hin ausgebaut, angeblich, um die tote Stadt Brügge wieder zu neuem Leben u er wecken, in Wirklichkeit aber, um sich einen günstigen Landungsplatz sllr eine eng lische Armee zu sichern. Brügge, du Stadt alter Wunder in dem Lande neuer Rai,ki r, minnsni,! sinnt vom bimmelho h.n Bklslied die Viertelstunden und die Stunden in altmodisckem. selbstbewuß tem Klingklang über die Steinpalaste und Backsteinbäuschen Pin. Aver ouq Bit geringsten unter diesen haben kunstvoll geschreinerte Türen mit schönen Klin gen und Klopsern; und hinter den Wohnräumen findet sich ein winzige, MH!, nnfl wilden RokenaeranIS mit kleinen Bänkchen immer willig in den 'chmalen Raum lnscn zwei weige t!inlrn TDlllfm 'immtt tttlt Nlsllt "("t' - ' v rr i wieder einmal aus engen Gassen mit ver schwiegenen Türen und geniiern aus einen Platz, wo in einem Biereck alter s'ind?nkm- der auch frei lwischen schönen Zunfthäusern ein Meister in Erz oder Stein von seinem lociel yeroo ver wundert in die neue Zeit schaut, n ver Licbsranenkirche thront Micyeiangcios ibyllinische Madonna mit dem Kind. dem entzückend zwischen ihre Knie sich tminndfn Knaben. Ein Brugaer Kaufherr hat sie um ganze M Goldgul den einmal aus Florenz milgevracui. Gerade dahinter in einer Kapelle ruhen Maria von Burgund und Karl der Kühne. Zwei Künstler haben ihre golde nen Leiber in einer Sarkophagenche auf immer vereint. Tu gehst über hundert Brücken und siehst in den Kanälen, die einst volle Frachtschiffe füllten, müde die mnt nlirr Meidklibäumk, schwimmen. In der kühlen Apotheke des Groot-Huis Spital reiben jetzt noch Rönnen mii rnti.im ßifilprn unser den breiten Hau bm. in alten Tiegeln aus früheren Jahr Hunderten die Naiven und ttvizmcn an. und in den hohen Schäften längs den Wanden steyen vemalle Porzeuanioo?c, KupserbilchskN und farbige Glasflaschen, mit denen schon Aerzte und Apotheker mt fen leiten von Rcmbrandt kantiert Kaben. Tu würdest aber vergeben ein Siaubchen seld?t aus dem, Manien iusz boden suchen. In kleinen Häuschen, im mer wieder mit Gärtchen dahinter, die ' sich in breiten Straßen sauber iyen, W über der Türe eine Steinplatte eingelas f daraus stch ein Velikan. da! Srimbol christlicher Nächstenliebe, mit dem Schnc bei die Brust aufreißt. Hunderte von nhn W?iblein sllbren in diesen StraKen ein ruhige Pfründnerleben auS from men Stiftungen langst vermoderter Handelsherren. An dem schwarzen Re naissancewerk der Burg schimmert noch die rciKe Vergoldung. Im Museum thronen die Madonnen van Eycks und Memlina in ibrer svröden Lieblichkeit und zarten Reine. Und diese ganze Welt einer noizen, narren ytaise, unter veren Händen diese wunderbare Stadt gewach fen ist wie ein voller, reifer Apfel auf , . . ry . . . l t p . rrrt . einem gu:en aum, vice eii icvi nocy. Aber das Volk, das in Brügge Mau em wohnt, ist ein feiner Stadt nicht mehr würdiges Geschlecht. Antwerpen und Amsterdam haben dak Geld der Länder an stck acrissen. die srllber Brügge mit seiner Schiffahrt an sich band. Ter Glanz blieb, der eicritum schwand. Durch französischen Geist wurde dann viel flämisches Kernboli wurmstichig. Nur in den Kindern mit den großen Augen und den fußen tunikknükksi'n wi nrnn fi nnf lllnrn lings Bildern sieht, kreist noch da alte Blut. Aber schon, was an lunizehnsay rnn Mädchen und iiinnpn aus fest Straße herumläuft, ist entweder parise iii.cn vssenyasr oocr iruyrels uno ver kommen. Da sitzen acht und zehnjährige Buben auf dem Pflaster im Kreis, spie lcn Karten und rauchen Zigaretten da zu. Die glatte, reichlich mit Pomade ge hallene Haartracht der jungen Madchen und Frauen ist etwa unsäglich Niedri es und Widriges. Die mangelnde Hal tung der Männer aus der Arbeiterklasse und ihre gleichgültige Lässigkeit wird nur noch ubertrofsen von dem halbpari fcrischen Stutzertum der jungen Leute aus begüterten Kreisen. Wie überall in Flandern, scheint die verheiratete Frau auch in Brügge da Rückgrat der Familie zu sein. Fottskdun Irlgt.) Gute Freunde. Am 19. September trafen der norweg. Staatministcr a. D. Ibsen und der norweg. Intendant a. D. Björnson zu mehrtägigem Ausenthalt in Warschau ein. Die Herren besichtigten viele Ein richtungea und Sehenswürdigkeiten der Stadt. Es wurde ihnen weitere Ge legenheii gegeben, durch Vorträgt Über die Arbeit der deutschen Behörden am Wiederaufbau de zerstörten Landes, über die Judenfrage und über die Seu chenbckSmpfung sich zu unterrichten. 0 NadoSlawvm cn Heidelberg. Der bulgarische Ministerpräsident Ro doslawom hat als Antwort auf die Zu fendung eines Bildes bulgarischer, tur lisch und iSsterreichisch-ungaiischer Of fiziere, die der Stadt Heidelberg einen Besuch abgestattet hatten, ein herzliche Dankschreiben an die deutsch-bulgarische Verewigung in Heidelberg gerichtet und zugleich 1000 Mark beigefügt, die unter die bedürftigen Studierenden der R perl Carola de Semesters 1016 1 verteilt werden sollen. Radlawow ha! früher in Heidelberg studiert. jT "V r 5 ü