Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, December 09, 1916, Image 1

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Deutsche, fördert Eure Ca- jj
gespresse, indem Ihr zu
ihrer Verbreitung beitragt! I;
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den Klassisizierten Anzeigen p
der Tribüne"!
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33. Jahrgang.
Omaha, Ncbr., Samstag, den 9. Dezember 1916.
1. Ausgabe-8 Seitcn.-No. 233.
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Ueber 70,000 Rumänen
seit dem . Dez. gefangen!
Gie Verluste an Toten und Verwundeten
sind im Verhältnis ebenso schwer;
die Ariegsbeute enorm!
Die Deutschen treiben den Feind noch, immer tc sich her.
Berlin. 9. Tcj. Die rumä
Nischen Truppen befinden sich vor der
rasch vordringenden Tonau-Arinec
auf dein Rückzug, heißt es in dem
heutigen Bericht des deutschen
Kricgsamts. Tcit dem 1. Tezeinber
sind von der Donciuarmco und dem
rechten Flügel der neunten Armee
iiber 70,000 Rumänen gefangen
genommen worden: außerdem wur
den 184 Geschütze und 120 2aschi
nengcwehre erbeutet.
Mehrere Tausend dieser Gefange
nen gehören jenen rumänischen
Ctreitkräftcn an. welche den Vcr
such machten, ihren Rückzug durch
die Gebirgspässe nordöstlich von
Sinaya zu bewerkstelligen. Diese
Flüchtlinge wurden gezwungen, eine
Menge beschütze im Stich zu las.
fcn.
Tie grofze Anzahl der von unö
gemachten Gefangenen und die cnor
ine Kriegsbeute läßt darauf schlie
Zerstörungswut der
prohibitiomsten!
iPolijijicn von Seattle zerschlagen
Möbeln d Elureichtiing im
Werte von $40,000.
' Seattle, Wash.. 9. Tez. Schis
lers Worte: Da werden Weiber
zu Hyänen" können mit ebenso gro
ßem Rechte heißen: Ta werden Pro
hibitionsfanatikcr zu Hyänen." Tie
sogenannte Trockene Eskadron" der
hiesigen Polizei zerschlug gestern
mit Aertcn die Möbeln und Ein
richtung des 'Speisezimmers und
früheren Schankzimmers des Hotels
Cecil. deren Wert auf $10,000 ver
anschlagt wirdc, weil der Besitzer
des Hotels, ?ohn E. Savage. an
gcblich das Prohibitionsgesetz über
treten haben soll. Savage bchaup
ict, daß in seinem Hotel keine al
koholische Getränke nichr verkauft
worden sind, seit das Prohibitions
gcsetz in Kraft getreten ist. (Also
ganz brutale und gemeine Zerstö.
,rung von Eigentum., Wenn das die
ff Deutschen tn Belgien getan hatten,
würde gleich über den Babarismus
der Teutschen losgezogen worden
sein aber die Prohibitiomsten tun
so etwas im Namen der höheren
Moral.) ,
' Italien wird den
Krieg fortsetzen!
Rom. 9. Tez. über London.
Es ist mit Sicherheit anzunehmen,
daß das italienische Parlament hmt
te der Regierung mit großer Ma
jorität ein Vertrauensvotum auszu
stellen, irnd sich für die Fortsetzung
des Krieges erklären wird. Die
, einzige Opposition dürfte von der
(Gruppe der liozialiuen und den An
Hängern des früheren Ministerprä
sidenten Giolitti kommen.
'Drei bayerische
Minister resignieren!
London. 9. Dez. Wie Reuter
üus Amsterdam berichtet, sollen laut
einer Berliner Depesche an hollän
dische Zeitungen drei bayerische Mi
nister ihre Resignation eingereicht
haben. Es sind dies , Baron von
Soden-Fraunhoscn. Minister der In
nern, Baron Kreß von Krcssenstcin,
Kriegsminister und Ministerprasi
dent von Brettschneidcr. Baron von
Kressenstcin soll wieder die Füh
rung der 6. Bayerischen Kavallerie
Brigade übcrnomincn haben. An
seiner Stelle soll der General der
Kavallerie. Baron von Stendel zum
'Kriegsminister, ernannt worden sein.
Erzbischof Harty unterwegs.
Erzbischof Harty. der am 20.
November von den Philippinen ob-
esahrcn' ist. trat Donnerstag ' die
Weiterreise von Nokobama an und
wird "am IG. Tezeinber in Van.
couvar, . V. C- eintreffe?
ßen, in welch erfolgreicher Weise der
rumänische Feldzug von unserer
Heeresleitung geführt wird und in
welchem Stadium der' Verwirrung
und Zerfahrenheit sich die rumänische
Armee befindet. Tie Verluste an
Toten und Verwundeten stehen im
gleichen Verhältnis zu der Zahl der
befangenen. Tie von uns gemach
te Kriegsbeute aller Art ist sehr groß
und vorläufig noch garnicht bere
chcnbar.
Bon der Westfront.
Berlin. 9. Tez. (Funkenbericht.)
Das Kricgsaint meldete, daß die
Artillcrickäiirpfe der letzten Nacht an
Heftigkeit zunahmen. Feindliche Ab
tcilungen, die die deutschen Stcllun.
gen bei Le Transloy angriffen, wur
den zurückgeschlagen. (5s kam zu
einem blutigen Handgemenge, bei
welchem eine Anzahl Australier in
Gefangenschaft geriet.
Russische Zeitung warnt.
London, 9. Tez. Eine Reuter
Uamvf in der Duma
dauert weiter!
London, 9. Dez. Nach einer
Reuter-Tepesche aus Petrograd setzt
die , Fortschrittspartei in der Duma
ihre Angriffe auf die' Regierung
fort. Die Depesche fagt. daß die
Fortschrittler nach einer langen Te
batte über eine von der Administra
tion über den Wechsel iin Kabinett
gemachte Bekanntgabe erklärten, daß
die Rekonstruierung des Kabinettes
unvollständig und mehr ein Wechsel
in den Personen als in der Admini.
strarion sein und daß sie verlangten,
daß alle unveraiitivortlichen Elemen
te entfernt werden müssen. " '
Ter Antrag besagt ferner, daß die
Dunia die Bildung eines Kabinettes
erstrebt, welches sich über die beste
henden .Probleme vollständig einig
ist und tvelches bereit ist. seine Tä
tigkeit auf die Unterstützung der Du
ma und auf die Ausführung des
Programms der Mehrheit derselben
zu basieren. - j
Polizist entpuppt sich
als Strahenräuber!
Los Angeles. Cal.. 9. Tez.
Der Polizist Albert I. Griffith, feit
vier Jahren Mitglied der hiesigen
Polizei, hat sich als jener Bandit
erwiesen, der am 7. November in
einer belebten Straße der Stadt ei
nen Expreßboten überfiel, demselben
Pfeffer in die Augen streute und
diesem zwei Säcke mit $5,000 in
Gold und Schecks im Betrage von
$31,000 abnahm. Griffith hat ein
vollständiges Geständnis abgelegt.
Der Polizeileutnaiit George Home
schöpfte Argwahn, als er hörte, daß
Griffith am Tage des Straßenrau.
bes nicht iin ' Dienst war: derselbe
wurde in ihm bestärkt, als er in
der Nähe des Tatortes einen Hut
fand, 'der die Anfangsbuchstaben
A. I. G." trug. Er ließ den;
Mann beobachten, und Geheimpo.
lizisten brachten in Erfahrung, daß
sich Griffith ein Auto gekauft und
eine Anzahlung von $700 gemacht
habe. Als er das Auto abholen
wollte, wurde er von dem Polizei-
Hauptquartier aufgerufen, mit dem
selben dorthin zu kommen. Griffith
weigerte sich anfänglich dessen, muß
te aber schließlich dem Befehl nach,
kommen. Ta ihn das böse Ge
wissen bereits geschlagen hatte, war
es der Polizei verhältnismäßig
leicht, lhn zu einem vollen Gestand
nis zu bewegen.
Zu Ehren Hermann Nidders.
' New Bork. 9. Dez. Drei hie
sige deutsche Logen des Odd Fellows
Ordens haben sich zu einer ver
schinolzcn und dem verstorbenen
Herausgeber der New , Yorker
Staatözcitung.zii Ehren den Namen
Hermann Nidder Loge" angeiwili-
HUT :
Depesche von London meldet: Die
Zeitung Rufly Invalid" sieht gro
he militärische Ereignisse voraus und
warnt die Alliierten, dem Feinde zu
gestatten, in Mittelrumänicn Win
terquarticre zu beziehen und sich dort
cinzugrabcn. Denn dadurch wird
demselben Gelegenheit gegeben. ll)re
Provisionen aus dem reichen Ruma
nicn zu beziehen, woran sie bequem
sünf Monate zehren können. Sollte
cs dem Feinde gelingen, sich an der
Donau und in den Karpathen festzu.
setzen, dann würde er nicht nur im
stände sein, gegen Saloniki zu ope
ricren, sondern bei Beginn des Früh,
jahrö auch gegen die Hauptstellungen
der Russen loszuschlagen und diese
zu gefährden. Allem Anschein nach
aber wird der Feind darauf bedacht
sein, auf dein Balkan aufzuräumen,
ehe er eine große Offensive gegen
Rußland eröffnet.
Warnung gegen
Naperer u. Tauchboote!
Kanadische Behörden melden, solche
sollen ,,ch dlrsieits des Atlanti
schen Ozeans aufhalten.
Halrftrrr-N: 9.' Dez. Von
hier aus ist an alle diesseits des
Atlantischen Ozeans ans See befind
lichen Schiffe der Alliierten ' die
drahtlose Warnung ergangen, sich
vor deutschen Kaperschiffen und
Tauchbooten, die unweit der amerr
kanischen Küste operieren sollen, in
Acht zu nehnlm. Man will mü Be
stimmtheit wissen, daß es einem Kfr
perer gelungen ist. die Blockade zu
brechen und den Ozean gekreuzt zu
haben. Die kanadischen Marinebe.
Horden machen geltend, daß das
deutsche . Schiff bei den britischen
Wachtschiffen an der südwestlichen
Küste Schottlands vorbeigefahren ist,
da diese dasselbe sür den holländi.
schen Dampfer Gamma" hielten.
Später aber brachte man in Ersah,
rung. daß dieser holländische Dam
Pfer sich um jene Zeit in Kirkivall
aufhielt. Der Kaperer wird als ein
Schiff mit 1,200 Tonnengehalt mit
einem Schornstein bezeichnet. . Ma
rineoffiziere sind der Meinung, daß
das Schiff zu dem Zwecke herüber
gekommen ist, um Minen in der
Nähe des Hafens und , auf der von
den kanadischen Transportschiffen be.
nutzten Wasserstraßen zu legen.
Von St. John, N. B., ist hier
heute die Nachricht eingetroffen, daß
letzten Freitag unweit des Hafens
ein fremdes Tauchboot mit abgeblen
deten Lichtern gesichtet ivorden sei.
Drei Jischerfahrzeuge wollen das
Tauchboot gesehen haben.
Gefliigelhaudler
Verschworung entdeckt!
New ?1ork, 9. Dez. Die hiesü
gen Großgeschioorenen haben in den
General-Assisen Anklagen gegen 6
Mitglieder des sogenannten Geflü-gel-Trusts
erhoben, welche beschul
digt werden, sich zum Hinauftreiben
der Preise für lebendes Geflügel
verschworen und dadurch mit Hilfe
der Kleinhändler von den Armen
der Ostseite $200,000 erpreßt zu ha
ben. Die Angeklagten sind: Louis
Werner, Präsident; Marx Sokoloff,
Chas. S. Frank, Goodman Levy.
Harry Baff und Dr. Paul Abelson.
Direktoren der 'Harlem & Bronz
Live Poultry Association. Dr. Abcl.
son ist Gcschäftsagent der Kehillah.
der großen jüdischen Wohltätigkeits
Organisation. Harry Baff ist ein
Sohn des reiclM Geflügelhändlers,
der vor zwei Jahren vor dem West
Washington Markt ermordet wurde.
Tie Großgefchworenen erklärten,
dkiß sie' ihre Erhebungen noch nickt
abgeschlossen habendes sind alsc noch
weite Anlwgeil'zu erwarten.
cloyd-George und
das neue Uablnett!
Die Namen der Mitglieder nicht bor
nächsten Dienstag 6c
konnt gegeben.
London, 9. Dez. Man glaubt
hier, daß es heute dem Kabinett.
Macher Lloyd George gelungen ist,
ein neues Ministerium zusammen zu
zimmern. Er ist aber noch immer
an der Arbeit, die Harmonie unter
den einzelnen Faktioiu'n zu fördern
und den unter sich hadernden Par
teien die Meinung beizubringen, daß
nur ein geeintes Großbritannien da.
rauf rechnen könne, den Krieg sieg,
reich zu beenden. ' Die Namen der
Männer des neuen. Ministeriums
dürften kaum ' bor nächsten Diens
tag bekannt gemacht werden. Es
heißt, daß mau in diesem Kabinett
Mitglieder des Asquith.MinisteriumS
finden werde, gegen welche sich seit
längere Zeit starke Oppositionen gel
tend gemacht haben. Lloyd George
aber wird diese Mitglieder zu seiner
Ansicht bekehren und sie anhalten,
ihr bestes Können - im Interesse
Englands hinzugeben. Sicher ist es,
daß ein aus sechs Mitgliedern be.
stehender Kriegsrat gebildet werden
wird, der sich nur mit dem Kriege
und dessen Führung zu befassen hat.
An der Spitzz dieses Kriegsrats
steht natürlich Lloyd George selbst,
seine Berater dürften sein: Andrew
Bonar Law. A. I. Balfour. Sir Ed
ward Carson, der Graf Derby und
Arthur Henderson.
Der Umstand, daß das neue Ka
binett sich aus mehr Konservativen
als Liberalen zusammensetzen wird.
hat eine Spaltung in den Reihen
der liberalen Partei hervorgerufen,
Lloyd George muh. damit rechnen.
daß lhiil im unterhause von einem
Teile der liberalen Abgeordneten
Opposition erwachsen - wird. Lord
Northclnfc, ein starker Befürworter
Lloyd Georges für das Ami des
Ministerpräsidenten,' hat gegen die
Ernennung Balfours und Cecil zu
Kabinettinitgliedcrn Protest erho.
ben. Ein großer TeU der liberalen
Partei hält z:l Asquith und erkennt
ihn immer noch alsichrer an.
'., Ter Hetzer Northcliffe.
London. 9. Tez Für die Ver.
Staaten dürfte Lloyd George eine
interessante und wichtige Persönlich
seit sein; er ist einer der wenigen
britischen Staatsmänner, die die
Amerikaner genau kennen Er steht
an der Spitze der alliierten Volker,
werden diese geschlagen, dann kommt
Amerika zunächst daran, denn
Deutschlands Absichten auf Süd
Amerika und Deutschlands Haß gc
gen Amerika sollten Jedermann be
kannt sein. Lloyd George sollte
auch schon deshalb be? den Amerika
nern Interesse erregen, da er mit
den amerikanischen Ideen vollstän
dig vertraut ist, sein Lebcnslauf ist
derselbe gcweien. wie derzenige kie
let Amerikaner. Er ist das Kind
einfacher Eltern: sein Vater war
Lehrer in Liverpool, seine Mutter
war die Tochter eines Baptistenpre
digcrs. Oft habe ich ihn wegen po
litischer Meinungsverschiedenheit be
kämpft, er aber hat sich immer als
mutiger, überzeugungstreuer Gegner
erwiesen. Er war mit der schwachen
Kriegsfuhrung unzufrieden: er vcv
suchte hier und da, dem Volke die
Wahrheit über den Kneg zu sagen,
wurde aber deshalb von den Mit
gliedern seiner Partei und gewissen
Zeitungen angegriffen.
Als es Lloyd George letzte Woche
unternahm, die Partcimaschin?, der
er selbst angehörte, zu zerschmettern,
tat er dieses mit offenem Visier,
und dazu gehörte doppelter Mut.
Ter Gang der Ereignisse hat ihn
zum Ministerpräsidenten gemacht, ei.
ne ebenso machtvoll, wie diejenige
des Präsidenten der Nordamerikani.
schen Staaten. Er selbst wünschte,
daß diese Ehre dem Schotten Bonar
Law zufallen sollte, trotzdem die
scr ihn oft opponierte. Klein von
Person, ist er dennoch groß an Geist
und ein unermüdlicher Arbeiter.
Portugiesen in Deutsch
Ostafrika, verhauen!
Lissabon. 9. Dez. über Paris.
Der Premier Almeida teilte in der
Dcputiertcnkammer mit, daß die
portugisischen Truppen, die vor ei.
nigcr Zeit in den südöstlichen Teil
von DeutschOstafrika einfielen,
eine schwere Niederlage erlitten ha
ben. Zweitausend Mann deutsche und
eingeborene Truppen erstürmten am
2. Noveinber nach einem 12stündi
gcm Kampfe die von den Portu
giesen bei Ncwall errichteten Be
fesliizuiigen. doch soll es der Be
satzung gelungen sein, ihr Entkom
wen zu bewerkstelligen. ......
velg. Deportierungen
eine Notwendigkeit!
Teutsche Negiernvg setzt Grunde da
für anseinander? der amerika
nische Protest.
Berlin, 9. Dez. Die deutsche
Regierung hat eine Bekanntmachung
erlassen, in welcher die Rechtmäßig-
seit der ueberfuhrung der belgischen
Arbeiter nach Deutschland auseinan
dergesetzt wird. Es heißt in deo
selben, daß die Maßnahme keines,
wegs eine Beschwerde für die Arbei,
ter bedeutet, sondern eine soziale
Notwendigkeit ist.
In der Bekanntmachung heißt es
unter anderem:
Hauptsächlich infolge des engli,
schen Embargos gegen den belgischen
Ueberseehandel, der vor dem Kriege
einen großen Teil der industriellen
Bevölkerung ernährte, sind große
Mengen belgischer Arbeiter beschäf
tigungslos und die Zustände werden
stetig - schlimmer. Viele Familien
sind völlig aus die öffentliche Wohl
tätigkeit angewiesen. Dieser Stand
der Dinge ist nicht, wie es in Belgien
heißt, auf die deutschen Requisitionen
von Rohmaterial ' zurückzuführen,
sondern derartige Requisitionen fan
den in der Regel nur dort statt, wo
die Fabriken außerstande waren,
ihre Betriebe aufzuerhalten.
Von 1,200.000 Arbeitern, die vor
dem Kriege in den belgischen Fa
briken angestellt waren, sind 605,.
000. darunter 158,000 Frauen, jetzt
völlig beschäftigungslos, und 150,.
000, darunter 46,000 Frauen, sind
nur zeitweilig beschäftigt, was im
Ganzen 655.000 Personen macht.
die aus oie ossenuiche tlnteytutzung
angewiesen find. Hierzu kommen
noch 293.000 Frauen und 612.000
Kinder pon arbeitslosen Männern,
e i r j i A , ,-i n r i .
sodaß 1,500,000 Personen oder der
fünfte Teil -der Bevölkerung ' von
Belgien öffentlicher Unterstützung be
darf. , Ueber ' 300.000.000 Franken
($60,000,000) sind bereits verwandt
worden, um diese Leute zu unter
stützen und 20,000,000 Franken
werden serner noch jeden Monat
hierfür benötigt. ..Diese Manen ao
beitsloser Leute entarten, und Trun
kenheit und Sinnlosigkeit sind die
Folgen,
Der deutsche Gencralgouvcrneur,
General von Msstng. hat frühzeitig
die Notwendigkeit erkannt, den Be
schäftigungslosen Arbeit zu vcrschas
fen. . Städte wurden veranlaßt, die
Leute in öffentlichen Arbeiten anzu
stellen, soweit es ohne zu große fi
nanzielle Bürden für sie möglich
war. Auf Veranlassung von Bel
giern wurden im August 1915 ge
gen Leute, die sich weigerten, zu r
beitcn, Gesetze erlassen, die im letz
ten Marz noch verschärft wurden.
Diese Gesetze schreiben die zwangs.
weise Ueberführung von Arbeitern
nur vor, wenn arbeitslose Personen
sich weigerten, ohne genügende
Grunde Beschäftigung bei genügen
den Löhnen anzunehmen. Die Be
stimmungen des internationalen Ge
setzes, welches ' sie dagegen schützt,
Kriegsmaterial zu verarbeiten, ur
den dabei völlig gewahrt. Die be
treffenden Gesetze warm hauptsäch
lich gegen organisierte Einflüsse,
welche die Arbeiter daran zu hindern
suchten, die Arbeiten anzunehmen,
weil sie von Deutsckzen offeriert wur.
den, gerichtet. Trotzdem haben
zehntaufende freiwillig Arbeit in
Deutschland zu guten Löhnen ange
nommen. Die Lage wird jedoch
irnrnp" irnnncr, sodaß man sich ge
zwun sah. Leute, die nicht frei.
willig ,, iten wollten, zwangstveise
nach Dfc.,, land zu überführen, um
dort zu arbeiten. Die belgischen Ar
beiter werden in Deutschland . genau
so behandelt wie die deutschen und
verdienen mehr, als sie je in Belgien
verdient hatten. . Ein Teil des Loh
lies wird ihren Familien in Belgien
überwiesen, und die Leute können in
gewissen Zwisck)enräumen ihre Fami
lien m Belgien besuchen, deiren auch
gestattet wird mit den Männern
nach Deutschland zu ziehen, wenn sie
es wünschm.V Für Gottesdienst in
der Landessprache der Belgier ist
ebenfalls Sorge getragen."
: Amerikas Protest.
Washington, 9. Dez. Staats
sekretär - Lansing hatte gestern die
Note veröffentlichen lassen, - welche
am 9. November durch den amerika.
nischen Geschäftsträger Crew in Ber
lin dem deutschen Reichskanzler als
ein Protest der amerikanischen Re
gierung' betreffs der Depornerung
belgischer Arbeiter nach Deutschland
überreicht wurde. ' Dieselbe deckt sich
genau mit dem seinerzeit gegebenen
Inhalt. Tie Bundesregierung drückt
iil derselben ihr Bedauern über die
TeportierungNi aus uns prot:iclt
Gricchcnlllnd macht
gcgcnAlliicrtc mobil!
In London befürchtet man, dah eine bei carissa
in Bildung begriffene Armee den Alliier
ten in den Allcken fallen wird.
Die Times befürwortet ein schnelles Losschlagen
London, 9. Dez. Die Lage in
Griechenland spitzt sich immer mehr
zu und muß unbedingt als' äußerst
kritisch betrachtet werden. ES heißt,
daß König Konstantin seine ihm fast
alle' treu gebliebenen Trappen ino
bilisicrt, daß er mit den Regierun.
gen der Zentralmächte in Unterhand,
lungen stehe, daß alle Fremden die
Hauptstadt Griechenlands verlassen
haben, und daß zahlreiche Streit
kräfte der Alliierten in der Umge
gend von Athen konzentriert haben.
Alle von Athen hier eintreffenden
Depeschen sind verspätet und der
stümmclt. (Ist das der Fall, dann
sieht cs für die Alliierten faul aus.
denn ginge alles nach deren Wunsch,
so würden Aard lange, aufgebauschte
Berichte bei den Londoner Zeitungen
eintreffen.)
Eine Depesche besagt, daß die An.
Hänger des früheren Ministerprasi
dentcn Vcnizelos in Athen Vcrfol.
gungen seitens der Regierung des
Königs Konstantin ausgesetzt sind.
r k' --L r-i.i. v
t u V Tl T ' Die Straßburgcr Post vcröf.
Hohn und Spott ihrer Feinde preis- glicht folgenden geharnischten Pro
gegeben. (An en Galgen f gehört die t M Bischofs Benzler: Diese
verräterische Bändel) Viele stnd an Auslassungen Wetterles sind abso
der Stadt gefluchtet. (Demnach r ,w,r ti Lu.
fj..: v:- or::-i oru J,
lajciiiL-ri vie -ii u neuen in injcu wuf
keineswegs die Oberhand erhalten zu
haben, um die Landesverräter zu
schützen.) .
Inzwischen wird die griechische
Küste von französischen und brittschcn
Kriegsschiffen blockiert. -
London, 9. Dez. Neuere De
pcschcn besagen., daß der König von
Griechenland und sein Kabinett eine
femd,selige- Haltung gegen die All,,
ierten eingeiwmmen haben, daß die
Mobilisierung der griechischen. Trup
pen einen raschen Fortgang nimmt
und daß unter dem Befehl des grie
chischen . Gcncralstabschefs Dousma.
nis umfassende militärische Vorbe
reitungen getroffen werden. Grie
chische Truppen haben alle strategisch
wichtigen Stellungen bei Athen be
setzt, graben sich ein und fahren Ge
schütze auf. Ein Korrespondent mel
det, daß eine strafe griechische Armee
bei Larissa in der Bildung begrif
fen ist. um den Truppen des Gene
rals Sarrail in den Rücken zu fal
len, ' sobald die Alliierten von den
Bulgaren und Deutschen angegrif.
fen werden. (Das wäre ja wunder
schon, und hoffentlich hat der Kor
respondent recht I)
Die Times" schreibt über die La
ge in Griechenland: Es ibt für die
Alliierten nur eine Politik, die sie
befolgen können, nämlich rasches
Losschlagen; zu lange haben wir
mit dem König Konstantin und sei.
nem Kabinett gezögert. Der Mili.
tarkrmker der Times" schreibt heu
te: Der Umstand, daß die deutschen
Verbündeten ihre Linien ganz be
deutend verkürzt haben, läßt darauf
schließen, daß den Deutschen und
Bulgarm an der mazedonischen
Front zahlreiche Verstärkungen zu
in freundlichster aber feierlicher Wei
se gegen diese Maßregeln, da diesel
ben von allen zivilisierten Nationen
angenommenen u. befolgten Mensch.
lichkeusPrinzipien der rntcrnatwna
len Praktiken zuwiderlaufen. (Etwa
den von Rußland, England und
Frarareich befolgten?) Außerdem
wird darauf hingewiesen, daß unter
diesen deutschen Maßregeln das Un-
terstutzungswerk in Belgien leiden
würde. (Wenn die belgischen Ar
beiter Beschäftigung haben und Geld
verdienen, ist dies auch nicht mehr
nötig.)
Ueber das Resultat der erwähnten
Unterredung mit dem Reichskanzler
verlautet nichts als die lakonischen
Worte: Die Unterredung hat statt
gefunden."
Anti.Franenstimmrccht'KongreK.
Washington, 9. Dez. Der Kon
greß der Gegnerinnen des Frauen,
stimmrechts kam gestern hier zum
Abschluß. Frau Arthur M. Dodae
von New Fork wurde wiederum zur
Präsidentin der National Association
oppoieo ro Wonian unrage er
wählt. Unter den Viepräsidentin
en befindet sich auch Frau Edward
Porter PcZ von Omaha.
geführt werden und daß General
Sarrail mit großer Macht angegrif.
fen werden wird. Die Möglichkeit
ist vorhanden, daß eine griechische
Armee den Alliierten, in den Rücken
sällt. Rasches Handeln tut deshalb
not. ; Die Sicherheit unserer Trup.
pen. gebietet dieses.
Landesverräter
Wetterle, ein Lügner!
Der Bischof von . Metz brandmarkt
Behauptungen desselben als
unwahr.
. Berlin, 9. Dez. (Funkendepesche.)
Die von dem ehemaligen .Reichs
tagS.Abgeordneten Wetterle.' aufge
stellte Behauptung, der Bischof von
Metz habe ihm in 1910 geraten,
eine gewisse Zeit in Deutsiland zu
bleiben, weil er dadurch von größe.
rem Nutzen für Frankreich sein
könnte, wird als unwahr gebrand
mnrt
lUUlll.
I ' " o "-
um Wetterles Absicht, nach Frank
reich auszuwandern; hatte nie
freundschaftliche Beziehungm mit
Wellerle; hatte nie Verkehr mit
ihm' und mißbilligte Wetterles poli
tische Haltung immer so scharf wie
möglich." . ' -
Protokoll von Atlantie
City ratifiziert!
Carranza mit den Wmachungen der
gemischten Kommission schein
bar zufrieden.
Washington, 9. Dez. N:s der
inoffiziellen Nachricht, daß Alberto
I. Pani, welcher dem General Ear
ranza das in Atlantic City verein
bartc Protokoll über den Grenz,
schütz zu überbringen hatte, sich be
reits auf dem Rückwege von Merik
nach den Ver. Staaten befindet, zieht
man im : Staatsdepartement den
Schluß, daß aller Wahrscheinlichkeit
nach der Erste Chef das Dokument
ratifiziert " hat. Die gemeinsame
Kommission, welche das Protokoll
aufgesetzt hat, vertagte sich am 23.
November, um, falls Carranzas Ent
schluß günstig lauten sollte, am 8.
Dezember wieder zusammenzutreten.
Unter den offiziellen .Nachrichten
aus Mexiko befand sich auch die Mit
teilung. daß die mexikanische Regie
rung ein Zirkular erlassen hat. durch
welches die Benutzung amerikanischen
Geldes,, sowohl in .Metall als in
Papier, als gesetzliches Zahlungsmit
tel gestattet wird. Dies betrachtet
man als das Zugeständnis der Car
ranza-Regicrung, daß alle ihre Be
mühungen, die Zirkulation ihres Pa
piergeldes zu erzwingen, fehlgeschla
gen sind. . ,
Versklavung er
Belgier in England!
Berlin. 9. Dez (Funkenbcricht.)
Bereits im Jahre 1914, unmittelbar
nach.Ausbmch des Krieges erfaßten
die mglischcn Fabrikcmtm die Ge
legenheit, um sich billige Arbeit zu
verschaffen. Die heimatlosm Vel
gier wurden rn Mssingen und Not.
terdam vom englischen Konsul mas
fenhaft rckruttert und nach Englanö
verschifft. Große Fabriken, wie die
Maxim, Vickerö, Armstrong und an
dere arbeiteten tatsächlich fast aus
schließlich mit Belgiern. Jede per
sönliche Freiheit wurde den An
kömmlingen vorenthalten, ja sie
wurden stets gefangen gehalten; sie
erhielten elende Löhne, wurden bei
der geringsten Uebertretung der Re
geln . mit Zuchthaus bestraft und
dienten hauptsächlich als Streikbre
cher. .
Da war cs kein Wunder, wenn
bii englischen Arbeiter gegen die
Ankömmlinge im höchsten Grade er-
bittcrt wurden. Aber alle diese
Tatsachen wurden vom Zensor wohl
weislich unterdrückt und die W:'lt
wird bott dies-n: Schmach EnglsLds
erst nach dem Kriege erfahren.